Goethe im 21. Jahrhundert

wertherIm Rahmen meiner Begeisterung für den Schauspieler David Rott sah ich den Film „Werther“.

Für den 2008 gedrehten Film wurde die Geschichte von Goethes erstem Bestseller in die Neuzeit übertragen. Einige Figuren im Film tragen die Namen der Charaktere aus Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ und auch der Schauplatz der Handlung hat einen Bezug zum Dichterfürsten. Ein Großteil des Films entstand in der Nähe von Ilmenau, wo Goethe eine Zeit lang lebte und für die Wiederaufnahme des Bergbaus in der Region verantwortlich zeichnete. Auch wenn das Projekt scheiterte, zog es den Dichter immer wieder in die Stadt am Fuße des Kickelhahn. Dort oben auf dem Hausberg von Ilmenau spielt ein Großteil der Filmhandlung, auch wenn der Berg im Film als „Großer Beerberg“ bezeichnet wird. Das berühmte Jagdhaus in Gabelbach, das als Museum zu besichtigen ist, bildet ebenfalls einen Teil der Kulisse.

Der in der Gegenwart spielende Film lehnt sich an Goethes Werk an und interpretiert es neu. Der junge Werther ist Fotograf aus Berlin mit einem eher unstetem Lebensstil. Als er auf die hübsche Lotte trifft, verliebt er sich Hals über Kopf. Doch Lotte ist mit dem gut aussehenden Verleger Albert liiert, der Werthers Fotos für einen Bildband abgelehnt hat.  Als Lotte Werther zu einer Party in einer einsamen Jagdhütte einlädt, findet Albert das Auftreten Werthers zunächst noch amüsant. Als dessen Zuneigung für Lotte offensichtlich wird, versucht Albert den Nebenbuhler loszuwerden. Werthers Freunde – Wilhelm und Onkel Bernd – unterstützen ihn auf ihre eigene Weise und finden indes selbst ihr Glück, wobei es für Onkel Bernd ein versöhnliches aber tragisches Ende ist. Tragisch ist auch das Ende von Werther. Wie in Goethes Roman scheidet Werther freiwillig aus dem Leben auch wenn, im Gegensatz zur literarischen Vorlage, seine Liebe von Lotte erhört wurde. Das ist einer der dramaturgischen Punkte, den ich im Film nicht so recht nachvollziehen konnte. Ebenso zweifelhaft fand ich die Bruchstückhaft eingespielten vom Hauptdarsteller gesprochenen Originaltexte Goethes, die meiner Meinung nach, nicht so richtig zu der modernen Inszenierung passen. Für einen depressiven Charakter wie Werther, redete er sich manchmal zu sehr um Kopf und Kragen.

Das Darstellerensemble, allesamt erfolgreiche Nachwuchsschauspieler, ist gut gewählt und kann mit einigen echten Typen aufwarten (z. B. Onkel Bernd). David Rott in der Rolle des versnobten Jungunternehmers hat sichtlich Freude daran, den Bösen zu mimen. Aber auch Hannah Herzsprung als Lotte macht sowohl optisch als auch schauspielerisch eine, wenn auch düstere, aber gute Figur. Einzig Stefan Konarske bleibt in der Rolle des Werther ein wenig blass. Sein Spiel ist zu ambivalent, als das es bei mir nachhaltigen Eindruck hinterlassen hätte.

Erwähnenswert ist die musikalische Untermalung des Streifens mit rockiger Musik von Chris Bremus & Miss Kenichi.

Fazit: Sehenswert für David Rott-Fans oder Liebhaber Thüringischer Landschaften.

„Another Earth“ oder die gebrochene Symmetrie

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Wer bei diesem Titel einen SF-Film erwartet, wird maßlos enttäuscht sein, aber wer sich auf die ruhige gefühlvolle Geschichte einlässt, bekommt ein Psychodrama per Exzellenz geboten.

Die siebzehnjährige Rhoda sieht aus dem Autofenster an den Himmel und verursacht dabei einen Autounfall bei dem eine schwangere Frau und ein Kind sterben. Am Himmel hatte sie zuvor eine Zweite Erde erblickt, die von Monat zu Monat näher kommt.
Rhoda wird zu vier Jahren Haft verurteilt. Als die hochintelligente Frau wieder aus dem Gefängnis kommt, kämpft sie mit ihrer Schuld. Sie macht John Burroughs, den Partner der getöteten Frau ausfindig und will sich bei ihm entschuldigen. Doch sie schafft es nicht, stattdessen arbeitet sie ihre Schuld als Putzfrau bei ihm ab. Zwischen dem depressiven Collegeprofessor und der jungen Frau entsteht eine zarte Beziehung, die beide aus ihrer Lethargie reißt. Bis zu dem Tag an dem Rhoda bei einem Wettbewerb für einen Flug zur zweiten Erde mitmacht und gewinnt …

Nicht alles was wie Science Fiction aussieht, muss auch gleich Science Fiction sein. Das lernte ich am Samstagabend. Die Blu-Ray zu „Another Earth“ wartete schon seit einiger Zeit in unserem Regal darauf angesehen zu werden. Als ich sie kaufte, wusste ich zwar, dass es in dem Film eher um die Personen geht, als um das SF-Element mit der parallelen Erde, aber das sich die Geschichte einzig und allein um die Protagonistin und ihre Schuld dreht, war mir nicht klar. Der Film ist ausgesprochen spannend, auch wenn eigentlich nicht viel passiert. Es ist das Spiel der beiden Hauptdarsteller, was ihm eine zusätzliche Dimension verleiht. Da ist es auch zu verschmerzen, dass die Hintergründe des Auftauchens der Zweiten Erde nicht näher beleuchtet werden. Man leidet mit der jungen Frau und dem Professor.
Einzig das Ende ließ mich etwas verstört zurück. Ich fühlte mich regelrecht aus dem Film gedrängt und bin mir bis heute nicht sicher, was mir der Autor damit sagen wollte.

„Another Earth“ ist ein Kunstfilm und als solches sollte er auch betrachtet werden. Der kühle Look bringt sehr gut die Tristesse des Lebens der Hauptakteure zur Geltung, ist aber zeitgleich auch durch die wunderschöne Darstellung der Zweiten Erde am Himmel für den Zuschauer ein Augenschmaus. Über die physikalischen Auswirkungen, die ein zusätzlicher Planet wie die Zweite Erde in unserem Sonnensystem und auf der Erde selbst anrichten würde, möchte ich nicht nachdenken. Das wird in dem Film nicht thematisiert und wäre auch völlig unnötig.

Fazit: Für Leute mit einem Hang zu unkonventionellen intelligenten Filmen ist „Another Earth“ ein unbedingtes Muss. Jemandem der auf actionreiche Blockbuster steht würde ich ihn nicht empfehlen.

Erinnerungen an einen Drachen

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Wenn ich meine allersten medialen Erinnerungen hervorkrame, dann kommen mir zwei Zeichentrickfilme in den Sinn, die ich irgendwann Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger gesehen habe. Einen dieser Filme habe ich mir gestern zum ersten Mal wieder angesehen.

Als Erwachsener Filme zu sehen oder Bücher zu lesen, die man in der Kindheit mochte, ist zumeist enttäuschend, weil man sie oft viel schöner in Erinnerung hat, als sie tatsächlich sind. Manche Sachen funktionieren eben nicht mehr, wenn man älter ist. Karl May zum Beispiel: Als Kind habe ich die Bücher verschlungen, kann aber heute mit den Geschichten und dem Stil überhaupt nichts mehr anfangen. Bei dem japanischen Zeichentrickfilm gestern Abend war das anders. Noch vor zwei Monaten wusste ich nicht einmal wie der Film heißt. Ich hatte nur eine einzige Szene im Kopf: Am Boden eines ausgetrocknetes Sees entsteigt eine Mutter den Überresten eines Drachens und nimmt ihren Sohn in die Arme, der sie befreit hat. Dank des Internets erfuhr ich jetzt den Titel des Films und bestellte mir die DVD. „Taro der Drachenjunge“ entstand 1979 und ungefähr zu dieser Zeit muss ich den Film auch gesehen haben, vielleicht auch ein wenig später.

Der schön gezeichnete Trickfilm hat seinen Reiz über die vielen Jahre nicht verloren. Die kindgerechte Geschichte spielt im mittelalterlichen Japan, es geht um arme Bauern, um Drachen und um böse und gute Dämonen und darum, dass man zuerst an andere denken soll. Eine Botschaft, die man heute nur noch selten hört und die ich vermisse.

Taros Mutter wurde vor seiner Geburt in einen Drachen verwandelt, weil sie das Gesetz der Bergbauern verletzt hat, ihr Essen mit allen zu teilen. Nach der Geburt hinterlässt die Mutter ihrem Sohn ihre Drachenaugen als Nahrung und nimmt dafür in Kauf für immer zu erblinden. Taro wächst bei der Großmutter in dem Glauben auf, dass seine Mutter tot ist. Als er zum Spaß mit einem Dämon kämpft, sieht dieser das Drachenmal, was Taro am Körper trägt und verleiht ihm die Kräfte von einhundert Männern, wenn er damit anderen hilft. Jetzt erfährt er auch, dass seine Mutter in einen Drachen verwandelt wurde und auf ihn wartet. Hier besinnt sich der bisher faule Junge. Er geht auf die Suche nach dem blinden Drachen und hilft dabei erst den Bauern im Dorf, dann einem Mädchen, das von einem Dämon entführt wird. Später besiegt er den schwarzen Dämon und befreit ein weiteres Dorf von der Herrschaft des Bösen. Die Bauern dürfen endlich den Reis selbst essen, den sie bisher für den Dämon angebaut haben. Taros Reise führt ihn durch viele Abenteuer bis hin an den See, in dem seine Mutter als blinder Drache lebt. Dort wartet eine große Aufgabe auf ihn, die er zusammen mit dem Drachen erfüllt. Am Ende stirbt der Drachen und seine Überreste verwandeln sich in eine junge Frau – Taros Mutter. So werden Mutter und Sohn wieder vereint.

Eine, wie ich finde sehr schöne Geschichte in einem sehr ansprechenden Look – Farblich zurückhaltend nicht übermäßig bunt aber sehr detailreich. Interessanterweise haben die Macher sehr viel Wert auf anatomische Exaktheit der Figuren gelegt. So habe ich in einem Kinderfilm noch nie soviel nackte Brüste und Geschlechtsmerkmale gesehen, wie in diesem Streifen. (Der übrigens ab 6 Jahre freigegeben ist.)

Wer möchte, kann sich den Film auch bei YouTube ansehen.

Der andere Zeichentrickfilm der mich als Kind fasziniert hat, heißt der „Herrscher der Zeit“ und ist eine klassische SF-Geschichte. Irgendwann werde ich auch ihn an dieser Stelle besprechen.

Die Sache mit den Blockbustern

Im nächsten Jahr wird Star Trek 50 Jahre alt. Das alleine wäre ein Grund um den Geburtstag mit einer neuen Film- oder TV-Produktion zu würdigen, doch das scheint den Verantwortlichen irgendwie schwer zu fallen.

Da lese ich doch letztens, dass das bereits fertige Drehbuch zum neuen Star Trek-Kinofilm abgelehnt wurde, weil es zu Star Trek lastig war. Da frage ich mich doch: Wie bitte? Was soll es denn sonst sein? Wollte das Studio vielleicht mehr Star Wars drin haben oder mehr Hobbits und vielleicht noch ein paar Teenie-Vampire? … Ach nein, die sind ja schon wieder out. Mal ehrlich, glauben die wirklich, dass sie mehr Publikum in die Kinos bekommen, wenn sie in den Film weniger Star Trek Inhalte einfließen lassen. Allein der Name weckt doch schon gewisse Erwartungen, wenn die dann nicht erfüllt werden, sind die Fans zu Recht sauer und den Nichtfans ist es egal, weil sie schon immer wussten, dass Star Trek „Mist“ ist.

Das man auch mit einem Star Trek-Plot sowohl bei den „normalen“ Besuchern punkten, als auch die Fans glücklich machen kann, hat der 4. Star Trek-Film schon bewiesen.

Bei einem guten Film ist es wie mit einem guten Buch, wenn die Geschichte stimmt, ist es egal was drauf steht, er wird auch dann sein Publikum außerhalb des Fandoms finden. Es dauert nur eben etwas länger, da Mundpropaganda gefragt ist. Doch da das Filmgeschäft eben nur ein Geschäft ist, gibt man den Filmen heute weder die Zeit, noch konzentriert man sich auf das Wichtigste – die Geschichte. Wichtig scheinen nur möglichst viele, möglichst teure und möglichst spezielle Effekte zu sein. Manche der zurzeit in den Kinos laufenden Blockbuster scheinen nur noch aus Effekten zu bestehen. Wie ein Werbetrailer der „Special Effects“-Industrie, nach dem Motto: Schaut her, was wir alles können! Das ein Film auch eine gute Geschichte erzählen muss, scheinen sowohl die Produzenten, aber auch die Kinozuschauer vergessen zu haben.

Nun liegt das Drehbuch für den neuen Star Trek-Film in den Händen von Simon Pegg (dem Darsteller des Scotty), der ja schon hinlänglich bewiesen hat, dass er gute Filme machen kann, andererseits wurde der Regisseur der „Fast and Furious“-Filme für die Regie angeworben.

Man darf gespannt sein, was am Ende dabei rauskommt. Schlimmer als bei J. J. Abrams kann es eigentlich nicht werden … hoffe ich zumindest.

Makaberer Spaß mit Hundertjährigem

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„Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ ist die schwedische Version von „Forrest Gump“.

Die mit viel schwarzem Humor gespickte Lebensgeschichte von Allan Karlsson, der an seinem Hundertsten Geburtstag kurzerhand aus dem Altersheim abhaut und in den nächstbesten Bus einsteigt, steckt voller skurriler Ideen. Eigentlich ist Karlsson eine tragische Figur. Nach dem frühen Tod der Eltern kommt er mit 12 Jahren in die Psychiatrie, wird dort von einem selbsternannten Rassenarzt kastriert und landet alsbald in einer Munitionsfabrik. Explosionen, sind etwas, das Allan Karlsson schon immer faszinierte. So auch später im Krieg gegen Franko oder beim Manhattan Projekt. Und stets gerät er unbewusst in die Wirren der Weltpolitik und stellt dabei so einiges auf den Kopf.
Jetzt im hohen Alter kann ihn nichts mehr beeindrucken, auch nicht die Ganoven, die hinter ihm her sind, als er zu einem Koffer voller Geld kommt und damit durchs Land zieht. Während seine neuen Freunde sich Gedanken machen, bleibt Allan die Ruhe in Person und genießt das große Abenteuer.

„Der Hundertjährige …“ ist ein lustiger Film, der die Geschichte des 20. Jahrhunderts in ein völlig neues Licht rückt. Nebenbei gibt es eine Menge Tote und einen überforderten Kommissar.

Fazit: Viele tolle Charaktere, irrwitzige Ideen und ein Augenzwinkernder Geschichtsunterricht – so muss ein unterhaltsamer Film aussehen. Vielleicht sollte ich wirklich mal das Buch von Jonas Jonasson lesen, das dem Film zu Grunde liegt.

Zeitreise mal anders

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Kann es funktionieren eine romantische Komödie mit Zeitreise-Thematik zu schreiben? Eindeutige Antwort: Es kann. Und die ist dazu noch ziemlich genial. Dem Autor von „Tatsächlich Liebe“, „Notting Hill“ und „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ gelingt der Spagat zwischen SF-Thematik und Romantik ohne zu verwirren oder auch nur eine Spur Langeweile aufkommen zu lassen.

Mit Herz und Verstand nähert sich der Film „Alles eine Frage der Zeit“ dem Versuch; was es für einen Menschen bedeutet, wenn er in der Zeit zurückzureisen vermag. Wie beeinflusst es sein Leben und was löst es in ihm aus?

Als 21-Jähriger erfährt Tim von seinem Vater, dass alle Männer in seiner Familie durch die Zeit reisen können. Zunächst glaubt er nicht daran, wird aber nach einem Versuch eines Besseren belehrt. Fortan entdeckt er die Vorteile, die hinter seiner Gabe stecken und erfüllt sich seinen sehnlichsten Wunsch – ein Mädchen kennenzulernen. Doch alles hat auch seine Schattenseiten und das Schicksal ist manchmal nicht vorhersehbar, vor allem wenn man mit der Zeit spielt …

Die jungen unverbrauchten Schauspieler verleihen dem Film ein frisches Äußeres, gerade weil sie keine perfekten Hollywoodschönheiten sind, sondern mitunter skurrile Typen, wie aus dem Leben gegriffen. Trockener britischer Humor und große, aber nie kitschige, Gefühle runden diesen perfekten Mix aus Intelligenz und Emotion ab.

Ein wunderbarer Film für einen gemütlichen Filmabend zu zweit.

Für alle die mal reinschauen wollen, ist hier der Trailer:

Solider Vorabendkrimi

hölle im KopfIch habe gestern Abend meine erste Folge der deutschen SOKO-Reihe geguckt. Die Ausstrahlung am Montag Abend um 18 Uhr im ZDF hatte ich verpasst. Zu dieser Zeit, sehe ich einfach nicht fern, wenn, dann wird bei uns der Fernseher frühestens um Acht eingeschaltet. Aber zum Glück gibt es die Wiederholungen in der Mediathek.

Nun, was soll ich sagen. Der Plot von „Hölle im Kopf“ der Reihe SOKO 5113 aus München, ist geradlinig ohne große Verwicklungen. Die Figuren beschäftigen sich ausschließlich mit ihrem Fall und wälzen keine privaten Probleme, wie das in anderen Krimiserien ja gern gezeigt wird. Das hat mir schon mal gefallen. Das Thema „Kriegsveteranen in der Krise“ ist zwar nicht originell, passt aber zur Geschichte. In der zwei junge kriminell auffällige Männer von einem Unbekannten erstochen wurden. Wie sich bald herausstellt, passt das Verbrechen zu zwei Morden bei denen bereits vor zwei Wochen zwei Kriminelle starben. Damals war der Täter als Retter in der Not aufgetreten und hatte eine junge Frau und einen alten Mann im Rollstuhl vor den Übergriffen der Männer bewahrt. Es stellt sich dem Kommissar die Frage: Ist hier eine Art Batman unterwegs, der die Schwachen beschützen will und die Verbrecher tötet? …

Die mir allesamt unbekannten Hauptdarsteller wirken für mich ein wenig steif.  Mal davon abgesehen, dass die Serie in München spielt, sprechen alle Beteiligten, sowohl das Team als auch die Zeugen, perfektes Hochdeutsch, nur der Gerichtsmediziner hat einen aufgesetzt wirkenden bairische Dialekt. Die Tat- und Handlungsorte sind so nichtssagend, dass sie in jeder anderen deutschen Großstadt sein könnten.

Glanzlicht der Folge ist ohne Frage David Rott als psychisch angeschlagener Afghanistanheimkehrer. Der Schauspieler spielt alle an die Wand, ohne das es einen Hauch bemüht aussieht. In den wenigen kurzen Auftritten, stellt er die verletzte Seele eines Kriegsveteran glaubhaft zur Schau und lässt die weibliche Hauptdarstellerin Bianca Hein geradezu blass aussehen. Welche in einer anderen Szene, als sie der Mutter eines der Opfer die traurige Botschaft überbringt, unglaubwürdig und in aller Stille eine Träne verdrückt.

„Hölle im Kopf“ ist gut fundierte Unterhaltung ohne großen Anspruch, fürs Vorabendprogramm reicht es.

Fazit: Für David Rott Fans ein Muss, für alle anderen ein Kann.

Eintönige Krimiserien

Ich verstehe es nicht: Was finden Leute nur an Krimis und besonders an Krimiserien im Fernsehen? Erklärt mir mal jemand die Faszination dahinter!

Ich wollte mir gestern die neue Serie „Navy CIS: New Orleans“ ansehen, weil dort Scott Bakula mitspielt, den ich als Schauspieler sehr schätze. (Er verkörperte Captain Archer in der letzten Star Trek Serie „Enterprise“.) Nun ich hoffte zumindest, das mich der Pilotfilm unterhalten würde. Denkste! Nach nicht mal einer Viertelstunde, fragte ich meinen Mann, ob wir uns nicht lieber was anderes anschauen wollen. Der Plot war sterbenslangweilig. Das ist doch immer wieder dasselbe, oder täusche ich mich da? Ein Toter, ein persönlich betroffener Ermittler, zwei Assistenten, davon eine Quotenfrau, ein Geek für die Technik und eine Quotenfarbige als Pathologin, dazu zwei verfeindete Gangs und ein erschütterter Vater. Sowas ist doch nicht innovativ.

Da kann man auch gleich zum Tatort rüberschalten. Und weil wir gerade dabei sind. Wenn ich überlege, wieviele deutsche Krimis in der Woche im Fernsehen zu sehen sind und ich dann mal die Toten zusammenzähle, stelle ich fest, dass, wenn es wirklich so wäre, wir in Deutschland eine abartig hohe Kriminalitätsrate hätten.

Nein, Krimi ist definitiv nicht mein Genre.

Übrigens, wir haben uns anschließend köstlich über zwei Folgen „Futurama“ amüsiert.

Flucht ins 23. Jahrhundert …

Quelle: Amazon

… warum der Film „Logan’s run“ in Deutschland diesen Titel bekam, weiss ich bis heute nicht. Schließlich geht es hier nicht um Zeitreisen, die Handlung spielt ja bereits im 23. Jahrhundert. Eines weiß ich aber ganz sicher. Das dieser Film der erste Science Fiction Film war, den ich bewusst gesehen habe. Das muss irgendwann an einem Samstag Anfang der Achtziger gewesen sein. Ich war etwa sieben oder acht Jahre alt und durfte aufbleiben, um mir den Film mit meinen Eltern anzusehen, die normalerweise kein Interesse an dem Genre hatten.

Ich muss gestehen, das mich der Film damals nachhaltig beeindruckt hat und ich mich auch später immer wieder an einzelne Szenen erinnerte, ohne den Titel des Films zu kennen. Zum Beispiel an den alten Mann mit den Katzen, im Übrigen toll gespielt von Peter Ustinov, oder an das Zeichen (den Schlüssel) den die Läufer mit sich trugen. Schon komisch, was sich so ein kindliches Gehirn alles einprägt.

Gestern haben ich den Film wieder gesehen, zum ersten Mal auf Blu-Ray und ich war wieder genauso fasziniert wie vor 30 Jahren. Die Geschichte von der modernen abgeschirmten Zivilisation, die sich um nichts sorgen muss, in der jeder seinen eigenen Bedürfnissen nachgehen kann, bis er im Alter von 30 Jahren ins Karussell geht, um dort erneuert zu werden, in Wirklichkeit aber ermordet wird, ist sehr gut ausgearbeitet. Selbst die Effekte sind für seine Zeit (1976) bemerkenswert, besonders das von Pflanzen überwucherte Washington DC.

Wenn man sich Filme aus den Siebzigern ansieht und sie mit heutigen Blockbustern vergleicht, stellt man vor allem eines fest. Sie wirken unheimlich ruhig; da gibt es keine hektischen Kamerafahrten, kein Gewackel und keine Lens-Flairs. Dennoch vermitteln diese Filme Spannung und können den Zuschauer fesseln. Die bunte Kleidung und die Szene in der „Liebeshöhle“, waren so typisch 7oer Jahre, dass ich schmunzeln musste.

Interessant ist ja die Tatsache, das man, wenn man einen Film immer wieder in unterschiedlichem Alter anschaut, neue Eindrücke gewinnt. Dieses Mal fielen mir die Sets ins Auge, an denen der Film gedreht wurde. Gleich zu Anfang dachte ich mir, das sieht aus wie in einem Einkaufszentrum, wo laut Abspann auch tatsächlich gedreht wurde. Dazwischen waren industrielle Anlagen zu sehen und die Schlussszene entstand im Water Garden von Fort Worth (Texas). Falls ich dort mal hinkommen sollte, werde ich diesem Park sicher einen Besuch abstatten.

Die Extras auf der Blu-Ray sind leider sehr dürftig, außer einem „Making of…“ in miserabler Bildqualität gibt es nichts zu sehen. Dabei hätte ich gern mehr über den Film erfahren, aber selbst bei Wikipedia gibt es wenig Informationen dazu. Dennoch, es ist und bleibt ein Film den ich mir immer wieder gern ansehen werde.

Das Mädchen mit den neun Perücken

heuteblondNormalerweise meide ich Filme, von denen ich weiß, dass sie mich emotional so aufwühlen, das ich anschließend die halbe Nacht wach liege. Vor allem wenn es um Geschichten geht, die von Ärzten, Krankenhäusern und schweren Krankheiten handeln. Das ist nämlich Wasser auf die Mühlen meines hypochondrisch veranlagten Verstandes. Ich glaube ja ernsthaft, das ich nur deswegen zum Hypochonder geworden bin, weil ich zu viele Folgen „Emergency Room“ und „Dr. House“ gesehen habe. Aber das nur nebenbei.

Den Film „Heute bin ich Blond“ hätte ich mir sicher nicht angesehen, wenn nicht … Ja, richtig: David Rott!

Basierend auf dem autobiografischen Buch „Das Mädchen mit den neun Perücken“ von Sophie van der Stap, erzählt der Film die Geschichte von Sophie, die als 22jährige an einer seltenen Krebsform erkrankt. Er zeigt ein Jahr aus dem Leben einer jungen Frau, deren Zukunft von heute auf morgen endet, ein Jahr in dem sie mit den Folgen von Chemotherapie und vor allem gegen den Krebs kämpft. Kein einfaches Thema, dass im Film aber nicht so bierernst und bedrückend daherkommt, wie man annehmen möchte. Dagegen sind die Bilder von realitätsnaher Klarheit und voll lebensbejahendem Witz. Sophies Kampf ist hart, ihre Chancen gering und doch geht sie es mit fast stoischer Gelassenheit an. Hilfe bekommt sie von Familie und Freunden, die ihre Krankheit fester zusammengeschweißt. Helfen tun ihr aber auch ihre neun Perücken, weil jede von ihnen ihre Trägerin zu einer anderen Persönlichkeit macht und das nicht nur optisch.
In ihrem Blog schreibt sie darüber; wird so nicht nur zur Stütze von anderen Betroffenen, sondern erlangt die Aufmerksamkeit der Medien und findet so am Ende zu ihrer Bestimmung.
Die richtige Sophie hat wie ihr Alter Ego im Film den Krebs besiegt und lebt heute als erfolgreiche Autorin in Paris.

Den Darstellern, allen voran Lisa Tomaschewsky, gebührt mein voller Respekt. Diese Rolle war sicher nicht einfach, und sie mit solcher Überzeugung rüberzubringen gehört eine große Portion Mut. David Rott in einer Nebenrolle, als Sophies bester Freund, spielt zurückhaltend und ist genau deshalb so überzeugend.

Fazit: „Heute bin ich blond“ ist ein anrührender Film, der weder auf die Tränendrüse drückt noch verklärt und den ich mir gerne wieder anschauen werde.