Weihnachtsstimmung auf dem See

Ist das nicht romantisch?

So sah es am Freitagnachmittag am Bootsanleger in Gstadt am Chiemsee aus. Die Firma, für die ich seit Oktober arbeite, hatte zur Weihnachtsfeier auf die Fraueninsel geladen. Noch lag der Schnee, der am vorangegangenen Wochenende in Massen gefallen war, es war trocken und kalt. Die Lichter der Boote leuchteten über dem See und die Blesshühner stießen schrille Rufe in die hereinbrechende Nacht. Ich konnte mich gar nicht sattsehen, an dem tollen Panorama – vorn der See, dahinter die Berge. Wir wohnen schon in einer verdammt schönen Gegend, das muss man sich immer wieder vor Augen halten.

Die Feier war ebenfalls schön, obwohl ich ich von den hundert Leuten nur einen Bruchteil kannte. Das Essen – ich hatte Filet vom Seesaibling – war hervorragend und der Nachtisch erst … Außerdem habe ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Lesung gehalten. Die Neuen in der Firma mussten nämlich jeder etwas zum Programm beitragen.

Als wir uns dann am späten Abend mit dem Wassertaxi im Dunkeln wieder an Land bringen ließen, war ich sehr angetan von dem Erlebten.

Hier noch ein paar weitere Bilder:

Neuanfang nach Pleite

Gestern war mein letzter Arbeitstag. Es fühlt sich noch ein bisschen komisch an, zu wissen, dass man die Kollegen nicht mehr regelmäßig sehen wird, und ich auch keinen »Kampf gegen das Chaos« mehr zu führen habe, wie ich meine Arbeit immer bezeichnet habe. Ich bin jetzt noch bin Ende September im Urlaub, dann fange ich einen neuen Job an. Das ist zumindest die erfreuliche Aussicht nach all dem Stress der letzten Zeit.

Die vergangenen Monate waren nicht einfach. Es ist schlimm mitanzusehen, wie eine Firma den Bach runter geht. Da spielt sich jeden Tag ein neues Drama ab, teilweise so absurd, dass man sich an den Kopf greift. Irgendwann werde ich mal einen Roman darüber schreiben. Die Abläufe werden in einem Artikel der Wirtschaft Woche sehr gut beschrieben, auch wenn es sich bei mir nicht um einen großen Konzern gehandelt hat, sondern nur um einen mittelständischen Handwerker, aber es passt alles. Man glaubt gar nicht, welches Spektrum an Gefühlen man da durchlebt. Ich war verärgert, frustriert und fühlte mich oft hilflos. Gleichzeitig staunte ich über die absurden Geschehnisse (manches erträgt man tatsächlich nur mit Humor) und hegte immer die Hoffnung, es würde schon wieder werden, aber das war ein Irrtum. Die Problematik war, dass am Ende jeder nur für sich kämpfte, aber nicht für die Firma. Die wenigen, die sich noch engagierten, waren die Dummen. Wobei ich nicht sicher bin, ob man die Insolvenz mit eigenem Engagement noch hätte abwenden können. Zumindest nicht in den letzten sechs Monaten, da war eigentlich alles schon gelaufen.

Ich habe bereits im Mai begonnen, mir eine neue Arbeit zu suchen und auch recht schnell einen neuen Arbeitsvertrag in einem Ingenieurbüro unterschrieben. Auf Grund der langen Kündigungsfrist konnte ich aber nicht gleich wechseln. Mich für die Zeit krankschreiben, wie es andere getan haben, widersprach meinen Prinzipien und es kann dazu führen, dass man kein Geld bekommt. Außerdem hätte ich dann das Spannendste verpasst. Daher blieb ich bis kurz vorm bitteren Ende. Am 1.10. wird das Insolvenzverfahren eröffnet und die Firma abgewickelt. Ich hoffe, dass ich zumindest bis dahin meine aussehenden Gehälter bekomme, wie es der Insolvenzverwalter versprochen hat.

Verrückte Zeiten

Aufmerksamen Lesern wird auffallen, dass ich in den letzten Wochen wenig gebloggt habe. Bei mir passieren momentan viele Dinge, die nicht so gut sind, die mich sehr beschäftigen und zusätzlich stressen. Ich kann und darf darüber nichts schreiben, zumindest noch nichts, was es umso schlimmer macht. Ich kann zur Zeit nur so viel sagen sagen, dass mir ein paar größere berufliche Veränderungen bevorstehen. Ich werde zu gegebener Zeit mehr dazu schreiben.

Katzenhöhle eingeweiht

Seit Wochen steht sie jetzt schon unter meinem Schreibtisch, die Katzenhöhle, die ich günstig beim NKD erstanden habe. Aber, dann ließ sich der Gewerbegebietskater lange Zeit nicht blicken. Zumindest nicht, wenn ich im Büro war.

Vergangene Woche dann kurz nach 7 Uhr – ich saß gerade konzentriert vor meinem Computer – hüpft plötzlich jemand auf meinen Schreibtisch. Mann, bin ich erschrocken. Mit ziemlich dreckigen Pfoten tapste der feline Kollege dann auf meinem frisch ausgedruckten Plan herum, ließ sich umfallen und schubste dabei noch den Hörer vom Telefon.

Es folgte eine ausgiebige Schmuserunde und die Fütterung einiger Katzensnacks, im Liegen natürlich. Wer steht schon auf, wenn man das Futter portionsweise vorgesetzt bekommt. Danach zeigte ich ihm die Katzenhöhle. Aber so lange sie unter dem Tisch stand, hat sie ihn nicht interessiert. Schließlich stellte ich sie auf den Schreibtisch und siehe da, schwupp war er drin. Klar, von oben hat man einfach den besseren Überblick.

Lange hat er aber nicht darin ausgehalten. Er sprang erst aufs Fensterbrett, inspizierte dann den Schreibtisch der Kollegin und spazierte dann schnurstracks ins Umkleidezimmer vom Chef, wo er den Rest des Arbeitstages (etwa sieben Stunden) friedlich und entspannt im Bett vor sich hin schlummerte. Bevor er uns wieder verließ, kam er nochmal kurz zum spielen vorbei.

Heute hab ich erfahren, dass am gleichen Abend die Besitzer des Katers vor der Tür gestanden sind und nach ihm gesucht haben. Sie hatten ihm ein Halsband mit GPS-Chip umgemacht und glaubten ihn geortet zu haben. Nur leider muss er sich wahrscheinlich irgendwo auf dem Gelände des Halsbandes entledigt haben, denn er hatte an dem Tag keins um. Zumindest wissen wir jetzt, wem er gehört. Ihnen ist er auch nur zugelaufen und oft daheim scheint er auch nicht zu sein, was sie so erzählt haben.

Zertifizierte »Solaristin«

Diese Woche war anstrengend. Ich hatte Mittwoch und Donnerstag ganztägig ein Online-Seminar beim TÜV Rheinland. Thema: Photovoltaik Basiswissen mit Prüfung. Ich bin jetzt quasi eine »Solaristin« und das nicht nur, weil wir zwei Balkonkraftwerke besitzen oder ich die Chefredakteurin der »SOL« bin.

Die Schulung begann am Mittwoch um 9 Uhr morgens und endete nach 17 Uhr. Ich war aber wie gewohnt schon Viertel nach 6 Uhr in der Firma. Meine normale Arbeit musste auch irgendwie getan werden. Jedenfalls war ich am Abend echt kaputt. So eine Videokonferenz den ganzen Tag schlaucht. Das Thema war interessant, auch wenn der Dozent nicht so ganz auf dem neuesten Stand war. Manche Fragen der Teilnehmer zu aktuellen technischen Entwicklungen konnte er erst im Nachgang beantworten, und mit dem Video-Chat-Programm kam er auch nicht so richtig zurecht. Wobei ich gar nicht wusste, das Adobe inzwischen auch so ein Online-Konferenz-Tool hat. Zumindest weiß ich jetzt wie »Adobe Connect« funktioniert.

Das Skript der Vorlesung hatte 275 Seiten (Power Point-Folien), alle sehr informativ, und es konnte heruntergeladen werden. Ich habe es mir altmodischerweise ausgedruckt und Notizen darauf gemacht. Es steckt jetzt in meinem Seminarordner, den ich immer heraushole, wenn ich was nachschlagen muss. Ja, ich weiß, dass kann man auch im PDF, aber ich notiere halt auf Papier schneller etwas, als ich es ins PDF getippt habe. Es war noch aus einer zweiten Sicht von Vorteil, man durfte das Skript nämlich bei der Prüfung verwenden. Da man aber nur einen Monitor anhaben durfte, hätte ich immer die Fenster hin und her wechseln müssen. So hatte ich den Ordner vor mir und blätterte darin herum.

Am zweiten Seminartag hatte ich am späten Nachmittag die Prüfung zu absolvieren. Das fand ich technisch recht kompliziert. Zuerst musste man sich Tage vorher auf einer Prüfungsplattform anmelden, anschließend musste man die App »AlfaView« installieren. Im Chat von »Adobe Connect« bekam man dann einen Link, mittels dem man zu »AlfaView« wechseln konnte. Hier warteten diverse Mitarbeiter des TÜVs, die die Prüflinge beaufsichtigen sollten. Man wurde gebeten in einen Gruppenraum einzutreten. Dort war man mit einem der Prüfer allein. Dem musste man den Personalausweis zeigen, also vor die Webcam halten. (Ich habe normalerweise keine WebCam am Rechner, mein Kollege war aber so nett und hat mir seine ausgeliehen.) Anschließend wurde man aufgefordert, einem Link zu folgen, der zur Prüfungsplattform führte (für die man sich angemeldet hatte). Wenn man dort auf die angezeigte Prüfung klickte, musste man sich mit einem Codewort identifizieren, das bekam man von dem Prüfer aus dem Gruppenraum genannt. Nach der Eingabe öffnete sich dann der Fragenkatalog mit den Prüfungsfragen.

Bei den 30 Fragen war immer nur eine Antwort der drei angebotenen Antworten richtig. Man musste also die richtige Antwort markieren und »weiter« klicken. Die Fragen bezogen sich auf das Skript, waren aber geschickt gestellt. Man hatte zwar 60 Minuten Zeit, aber ich war nach 30 Minuten fertig, nutzte jedoch die nächsten 15 Minuten, um die Fragen noch zwei Mal durchzugehen. Um sicher zu gehen, schlug ich die eine oder andere Antwort noch mal nach, ob ich das richtig im Kopf gehabt hatte. Es war nicht so einfach, die richtigen Antworten in dem Skript zu finden, weil sich die Fragen nicht nach der Reihenfolge der Kapitel im Skript richteten. Bei zwei Fragen war ich unsicher. Die hatten wir zwar kurz angesprochen, aber ich hatte mir dazu keine Notiz gemacht. Für die eine fand ich die richtige Antwort. Bei der anderen habe ich einfach das genommen, was mir logisch erschien. Ich hoffe auch, dass ich jede Frage richtig interpretiert habe. Bei den Formulierungen musste man teilweise echt um die Ecke denken.

Zum Schluss klickte ich auf den Button »Prüfung beenden«. Ich bekam angezeigt, dass ich bestanden hatte, aber nicht die erreichte Punktzahl. 21 Punkte musste man für das Bestehen der Prüfung erreichen, wie viele ich hatte, weiß ich nicht. Ich hoffe, dass erfahre ich, wenn man mir das Zertifikat zusendet. Damit ist es offiziell, dass ich mich mit Photovoltaik-Anlagen auskenne. Was ich doof fand, war, dass es keine Abschlussrunde und keine Verabschiedung gab. Man loggte sich nach der Prüfung einfach aus und das war’s dann. »Adobe Connect« hatte man zuvor schon schließen müssen, als man zu »AlfaView« gewechselt ist, sonst gab es lästige Audio-Rückkopplungen.

Der Dozent hatte mit uns am frühen Nachmittag übrigens noch eine Rechenaufgabe gelöst. Er zeige, wie man die Ströme und Spannungen der Module und Wechselrichter berechnet, um die passende Kombination zu finden und mit der man den optimalsten Ertrag erhält. Es gibt dazu zwar Computerprogramme, die das simulieren. Ich nutze auf Arbeit zum Beispiel »Polysun«. Aber ich finde es wichtig, dass man weiß, welcher Algorithmus hinter der Software steckt. Einfach um zu überprüfen, ob das Ergebnis der Simulation auch stichhaltig ist.

Zwei Grafiken aus dem Skript möchte ich hier mal zeigen.

Diagramm 1

Diagramm 1 zeigt den Ausbau der Photovoltaik in Deutschland seit Verabschiedung des Erneuerbare Energiegesetz im Jahr 2000. Die Zuwächse in den Nullerjahren waren gewaltig. Auf dem Höhepunkt in den Jahren 2010 bis 2012 war Deutschland Weltmeister in der Forschung und Herstellung von Photovoltaik-Modulen und bei Aufbau von Anlagen. 2012 wurde das Gesetz zugunsten einer konservativen Energiepolitik geändert. Die Preise für die Einspeisung von Strom wurden massiv verringert und dafür ein Netzentgelt eingeführt. Die Besitzer einer PV-Anlage bekamen weniger Geld für ihren Strom und mussten zusätzlich noch Netzentgelt bezahlen. Das würgte den Markt fast komplett ab. Der Absturz von 2012 auf 2014 kostete in Deutschland übrigens zwischen 80.000 und 100.000 Stellen in der Solarbranche. (Man vergleiche den Aufschrei wegen den 8000 Kohlekumpels in der Steinkohle-Industrie, die abgebaut werden sollten.) Viele Firmen gingen Pleite und man überließ den Chinesen das Geschäft. Heute kommen 85% aller PV-Module, die in Deutschland montiert werden aus China.

Diagramm 2 zeigt die Entwicklung bis 2030. Jeder Balken steht für ein Jahr. Unsere Regierung hat sich als Ziel gesetzt bis dahin 300 Gigawatt Energie aus Photovoltaik zu erzeugen. Wäre die Entwicklung 2012 nicht abgewürgt worden, wäre nun nur ein jährlicher Zuwachs von 1,27 Prozent notwenig, um das Ziel zu erreichen. So müssen wir nun einen jährlichen Zuwachs von 22 Prozent hinbekommen, um die gewünschte Zahl zu erreichen. Was aus praktischen Gründen momentan kaum zu schaffen ist. Nicht bei dem derzeitigen Personal- und Rohstoffmangel und den bürokratischen Hürden. Durch die gestiegenen Strompreise rechnet es sich für Besitzer von Eigenheimen, weil sie durch den Eigenverbrauch ihre Stromkosten drücken können. Aber für Mieter und Bewohner von Mehrfamilienhäusern bleibt es schwierig. Mieterstrommodelle sind momentan so kompliziert und bürokratisch, dass kaum jemand sie umsetzt.

Die Diagramme stammen von der Webseite: Energy-charts.info vom Fraunhofer-Institut und können dort nachvollzogen werden.

EmoG, WEmoG und GEIG

Ich hatte heute ein superinteressantes Online-Seminar, Thema: »Werden Sie zum GEIG-Profi.«

Jetzt fragen sich natürlich einige, was das heißt und was die anderen Abkürzungen im Titel dieses Beitrags bedeuten. Ich schicke schon mal voraus, dass sich nur Deutsche solche Namen ausdenken können. In kaum einer anderen Sprache kommen solche Wort-Ungetüme vor.

  • Hinter EmoG steckt das Elektromobilitätsgesetz, das die gesetzlichen Grundlage bildet, um elektrisch betriebene Fahrzeuge im Verkehr zu bevorteilen. Es trat 2015 in Kraft.
  • Das WEmoG – Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz – ersetzte ab 1.12.2020 das WEG – Wohnungseigentumsgesetz – und legt fest, dass der Ausbau von Lademöglichkeiten für E-Autos von Eigentümergemeinschaften und Hausbesitzern nicht behindert werden darf.
  • Das GEIG wiederum legt fest, wie die Ladeinfrastruktur bei Neubauten und im Bestand auszusehen und vorzubereiten ist. Die Abkürzung bedeutet: Gebäudeelektromobilitätsinfrastrukturgesetz. Cool, oder!

Ich frage mich immer, wer sich solche Worte ausdenkt. Da sitzt bestimmt irgendein Jurist in einem Ministerium, der nichts anderes macht, als sich komplizierte Namen für Gesetze auszudenken.

Jedenfalls habe ich heute wieder was dazugelernt. Ich wusste bereits, dass bei neugebauten Wohnhäusern mit mehr als fünf Stellplätzen, jeder Stellplatz mit einem Leerrohr für eventuelle Lademöglichkeiten ausgestattet werden muss. Das gilt auch für Tiefgaragenstellplätze. Bei Bestandsgebäuden die umfassend saniert werden und mehr als zehn Stellplätze haben, muss die Infrastruktur ebenfalls nachgerüstet werden. Sofern sie nicht sieben Prozent der Gesamtkosten übersteigt.

Neu war mir, dass ab 1.1.2025 alle Nichtwohngebäude mit mehr als 20 Stellplätzen mindestens einen Ladepunkt haben müssen! Ausgenommen sind kleine und mittelständige Unternehmen mit maximal 30 Mio Euro Umsatz im Jahr und – bitte beachten – öffentliche Gebäude (Rathäuser, Ministerien, Regierungsgebäude und sonstige wie Altenheime, Bibliotheken, Friedhöfe, Museen, Schulen, Schwimmbäder, Sportplätze, Stadthallen, Theater). Das sind eigentlich diejenigen Gebäude, bei denen ich das zur Pflicht gemacht hätte. Der Staat sollte nämlich mit gutem Beispiel vorangehen und nicht nur den Steuerzahlern Vorschriften machen.

Das alles hat zur Folge, dass den Handwerksbetrieben in der Elektrobranche die Arbeit in Zukunft nicht ausgehen wird. Deshalb spezialisiere ich mich auf Arbeit jetzt auf E-Mobilität und PV-Anlagen. Die Gesetze sind da im stetigen Wandel. Um die hochgesteckten Ziele der Regierung  zu erreichen, muss noch sehr viel getan werden. Es würde schon reichen, die Bürokratie zurückzufahren. Es braucht keine hundert Gesetze und zehntausend Vorschriften, manchmal ist weniger mehr – auch was die Namen der Gesetze angeht.

Besuch vom Kater

Ich hatte diese Woche wieder Besuch auf Arbeit. Gleich früh morgens, ich war gerade am Telefonieren, stolzierte der rote Kater zu mir ins Büro. Er hüpfte gleich mal auf den Schreibtisch und tapste mit seinen dreckigen Pfoten über meine Pläne. Weil ich nicht gleich reagierte – ich hatte einen Kunden am Telefon  – spazierte er über die Tasten vom Telefon. Ich konnte ihn gerade so davon abhalten, das Gespräch nicht zu unterbrechen. Ich hab ihn dann gestreichelt und in den Arm genommen. Zum Glück hatte ich das Headset auf.

Nachdem ich aufgelegt hatte, holte ich das »Katzenkörbchen« in Form eines runden Kartons und prompt saß er drin. Er hat sich dann im Liegen mit Brekkies füttern und ausgiebig streicheln lassen. Von der Frau vom Chef hatte er schon Katzenmilch bekommen. Dann ist er raus in den Flur und hat alle Kartons und Tüten inspiziert. Bis ich endlich die Tür zum privaten Zimmer vom Chef aufgemacht habe, da steht ein Bett, in dem der Kater gerne schläft. Da hat er sich dann zur Ruhe begeben und bis zum späten Nachmittag geschlafen.

Er kam dann nochmal zu mir ins Büro und hat mit dem Schnürsenkel vom Kollegen gespielt. Ich hatte noch ein rotes Schleifchen in meiner Schublade gefunden, das gefiel ihm offenbar auch sehr. Jedenfalls hat es ihm irgendwann doch gereicht und er ist nach acht Stunden wieder nach draußen. Die Besitzer werden ihn schon vermisst haben.

Jetzt dauert es bestimmt wieder ein paar Wochen, bis er bei den Firmen im Gewerbegebiet rum ist und wir wieder mit einem Besuch dran sind. Ich glaube fast, dass der inzwischen jede Firma kennt.

Bürokatze

Ich hatte diese Woche wieder Besuch von Kollege Kater. Dieses Mal hatte ich sogar einen Ruheplatz vorbereitet. Der runde Karton stand schon eine Weile im Flur und immer wenn ich vorbeiging, dachte ich, das wäre etwas für Katzen.

Und dann saß der Kater auf dem Schreibtisch bei der Kollegin. Kaum hatte ich ihm den Karton hingestellt, ist er reingehüpft, hat sich fünfmal hin und her gedreht – der Karton ist schließlich kleiner als der Kater – und hat sich reinfallen lassen. So lässt es sich vortrefflich schlummern.

Katzen sind so berechenbar in manchen Situationen.

Der Karton wird jetzt für den nächsten Besuch aufbewahrt. Und danke an den Kollegen, der das Foto gemacht hat.

Durch Stellenabbau in die Krise

Alle jammern und schreien momentan, dass sie zu wenig Personal haben und das die meiste Arbeit liegenbleibt. Im Gesundheitswesen ist das natürlich besonders schlecht. Einige behaupten, dass es an den hohen Corona-Inzidenzen liegt. Ich behaupte mal, dass dies nicht der primäre Auslöser ist. Die Situation ist zu komplex, um sie auf einen einzigen Auslöser herunterzubrechen. Es ist wie überall alles viel verzahnter, als wir uns das vorstellen können.

Unsere Personalprobleme sind vor allem eines, sie sind hausgemacht. Ich nenne jetzt mal nur ein Beispiel: das Bayernwerk. Hier wurden in den letzten zwanzig Jahren mehr als 2000 Stellen abgebaut. Wie viel es genau sind, ist nicht klar, aber es ist spürbar geworden. Seit Jahren stelle ich regelmäßig Anträge für Hausanschlüsse, Inbetriebsetzungen, Zählerwechsel und PV-Anlagen. Bisher lief das relativ problemlos. Formular ausfüllen, per E-Mail an das jeweilige Kundencenter schicken und fertig. Manchmal gab es Rückfragen, dann haben die mich angerufen und wir haben das telefonisch geklärt, z. B. wenn es Probleme mit der Höhe der Anschlussleistungen gab. Seit ca. eineinhalb Jahren ist das nicht mehr so. Ich muss jedem Antrag hinterher telefonieren und sicherstellen, das er a angekommen ist und b auch bearbeitet wird. Das ist nicht mehr selbstverständlich. Die Bearbeitung eines Antrags dauert inzwischen drei Mal so lange, wenn er nicht komplett durchs Raster fällt. Ich hatte unlängst ein Bauvorhaben, bei dem ich den Hausanschluss am 21. Oktober 2021 beantragt habe. Ratet mal, wann der kam. Der Anschluss wurde in der letzten Septemberwoche 2022 endlich gelegt. Und das auch nur, weil ich seit Mitte Juli fast wöchentlich beim Bayernwerk angerufen und darum gebettelt habe.

Die Zählermonteure erzählen mir am Telefon, dass in den letzten zwei Jahren 400 Stellen abgebaut wurden und es sogar für sie immer schwieriger wird, jemandem beim Bayernwerk zu erreichen. Bisher waren zumindest die Kundencenter gut besetzt. Jetzt sind die Leute entweder im Urlaub, krank oder im Homeoffice. Bei manchen Kundencentern sitzen inzwischen Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen am Telefon. Die haben aber keinen Zugang zu den Daten im System. Sprich, die können nichts nachschauen und auch nichts bewegen, sondern nur die Anrufe notieren, welche dann von den richtigen Mitarbeitern bearbeitet werden, falls sie irgendwann mal Zeit haben. So wird der Berg von Anträgen immer größer, den sie vor sich herschieben, bis das ganze System zusammenbricht. Anträge gehen verloren, werden nicht bearbeitet und die Leute können nicht in ihre Häuser ziehen, weil kein Strom da ist. Den Schwarzen Peter bekommen dann natürlich wir Installationsbetriebe zugeschoben, weil wir für die Beantragung zuständig sind. Ich sage nur so viel, dass ich im vergangenen halben Jahr so oft mit dem Bayernwerk telefoniert habe, wie in den letzten fünf Jahren zusammen, in denen ich den Job schon mache.

Das lässt sich leicht auf andere Institutionen übertragen wie Versicherungen, Großhändler, Ämter oder Banken. Ganz großen Anteil hat hier der Stellenabbau in den vergangenen Jahrzehnten. Überall wurden massiv Stellen abgebaut, sind Leute in Rente gegangen und kein Nachwuchs ausgebildet. Da wurde schlicht auf Kante genäht und so viele wie nur möglich Stellen gestrichen und Polster abgebaut. Da reicht dann eine Krankheitswelle unter den Mitarbeitern und es bleibt so viel Arbeit liegen, bis sie nicht mehr abzuarbeiten ist. Die wenigen Leute kommen nicht mehr hinterher, müssen Überstunden machen, sind unzufrieden und gestresst, werden krank oder kündigen. Was dazu führt, dass die Arbeit auf noch weniger Schultern verteilt werden muss und die Mitarbeiter noch mehr leiden und noch weniger hinterher kommen. Das ist eine Spirale, die irgendwann zum Kollaps führt. In der Gastronomie und im Handel ist es inzwischen schon soweit, dass Geschäfte und Lokale geschlossen werden, weil sich keiner mehr findet, der dort arbeiten will. Hier spielt natürlich auch die schlechte Entlohnung und die mangelnde Motivation der jüngeren Generation eine Rolle.

Ich habe zudem den Verdacht, dass bei vielen Firmen auch die Effektivität der Arbeit durch das Homeoffice in den letzten zwei Jahren massiv gelitten hat. Und denke, dass Arbeiten im Homeoffice nicht für jeden geeignet ist. Wenn ich sehe, wie das in meinem Bekanntenkreis mitunter schamlos ausgenutzt wird (da wird nebenbei die Wohnung renoviert oder ähnliches), kann ich mir nicht vorstellen, dass sich das nur positiv auf die Produktivität auswirkt. In den USA haben die Leute sogar Zweit und Drittjobs angenommen und für jeden Job 40 Stunden abgerechnet. Ich kann nur sagen, dass ich und meine Kollegen nicht im Homeoffice arbeiten konnten. So eine Steckdose lässt sich halt nicht vom Bildschirm aus installieren oder eine WC-Spülung repariert sich auch nicht per Fernwartung (nun ja, nicht jede zumindest). Wenn man dringend etwas braucht, muss man jetzt viel länger warten, bis man es bekommt. Mein Mann kann ein Lied davon singen. Er ist mitunter einer der wenigen, der in der Entwicklungsabteilung einer großen Firma vor Ort arbeitet, weil er eben die Versuchsaufbauten nicht mit nach Hause nehmen kann. Und er muss nun oftmals tagelang auf irgendwelche Elektronikbauteile und Software-Änderungen warten. Es mag hier auch positive Beispiele geben, Leute die produktiver sind, weil sie nicht ständig vom Telefon usw. abgelenkt werden. Dem will ich nicht widersprechen, aber es gibt eben auch viele Leute, die das ausnutzen. Das sollte man zumindest mal kritisch hinterfragen.

Alles in allem glaube ich, dass die Entwicklung, die wir gerade beobachten, so weitergehen und sich sogar noch verschärfen wird, vor allem im Gesundheitswesen. (Wobei hier noch ganz andere Sachen zum Tragen kommen, aber das ist noch mal eine besondere Betrachtung wert.) Ich befürchte halt nur, wenn dann doch mal die kritische Infrastruktur zusammenbricht, dass die Verantwortlichen der Corona-Pandemie die Schuld geben. Das wäre aber falsch, denn es ist sicher nicht der wahre Grund, sondern eher die Gier der Aktionäre und Firmenchefs.

Energiewende und Hausbau

Der 26. Juli 2022 ist ein Datum, das einen Wendepunkt darstellen wird. An diesem Tag beschloss die Bundesregierung, von der Bevölkerung so gut wie unbeachtet, weitreichende Einschränkungen der Förderung von klimaschonenden Heizungsanlagen.

Am 27. Juli bekam ich auf Arbeit plötzlich jeden Menge Info-Mails von Firmen die Heizungsanlagen bauen. In den Schreiben wird auf die kurzfristige Änderung bei den Förderungen hingewiesen, die am Tag zuvor von der Bundesregierung beschlossen wurde. Nachdem im Januar schon die Förderung moderner Heizungsanlagen im Neubau quasi komplett eingestellt wurde, folgte nun ein weiterer Schritt. So werden Pelletsheizungen nur noch zu 10 Prozent statt bisher 35 Prozent gefördert. Auch wer seine bestehende Heizung auf eine Wärmepumpe umrüsten lassen möchte, bekommt nun weniger Fördergelder.

Dabei gab es ohnehin nur noch eine Förderung, wenn die Gas- oder Öl-Heizung mindesten zwanzig Jahre alt ist und die Anlage noch funktioniert, sprich kein Defekt vorliegt. Das heißt, wessen Heizung kaputt ging und umgerüstet werden musste, bekam nichts. Zudem muss ein Teil der neuen Heizunganlage mit erneuerbaren Energien gekoppelt werden, sprich ohne Solar oder Photovoltaik auf dem Dach gibt es auch nichts.

Nun sind Wärmepumpen keine schlechte Sache. Wir verbauen seit Jahren bei zirka 80 Prozent unserer Kunden Wärmepumpen. Die werden aber fast nur in Neubauten eingebaut, weil Altbauten kaum die technischen Voraussetzungen haben, damit die Wärmepumpen optimal funktionieren, sprich ausreichende Dämmung und Fußbodenheizung. Eine Wärmepumpe in Bestandsgebäuden ist nur unter bestimmten Bedingungen möglich. Das Haus darf nicht älter als vierzig Jahre sein, gut gedämmt und mit speziellen Heizkörpern versehen, falls keine Fußbodenheizung da ist. Doch die Förderung der Dämmung und neuer Fenster wurde ebenfalls gestrichen bzw. ist an hohe Auflagen gekoppelt, so dass es sich nicht lohnt. Bisher wurden auch Hybridlösungen wie Wärmepumpe mit unterstützender Gastherme gefördert. Auch das ist seit dem 26. Juli nicht mehr förderfähig.

Perfide fand ich an der ganzen Sache die Fristen. Manches galt schon ab 27. Juli, anderes erst für Anträge ab 15. August. Wer noch seine Pelletsheizung zu 35 Prozent gefördert haben wollte, musste den Antrag bis zum 15. August eingereicht haben. Ich spreche aus Erfahrung, wenn ich sage: So schnell kriegt man nicht mal ein Angebot von einem Heizungsmonteur, geschweige denn alle Antragsformulare ausgefüllt.

Letztes Jahr hat die neue Bundesregierung noch getönt, dass bis zu 500 000 Wärmepumpen im Jahr in Deutschland eingebaut werden sollen. Eine utopische Zahl über die selbst die Hersteller die Köpfe schütteln. Jetzt auf einmal mitten in der Energiekrise wird den Wechselwilligen die Unterstützung verweigert. Eine neue Heizung ist teuer. Ab 2025 sollen keine Gasheizungen mehr eingebaut werden dürfen. Jeder Cent, den ein Hausbesitzer zusätzlich bekommt, hilft mit, die Energiewende voranzutreiben. Wenn das aber plötzlich alles gestrichen oder erschwert wird, können sich das nur noch wenige Leute leisten und die Energiewende verzögert sich.

Und noch was anderes. Ich habe das Gefühl, dass die Ampelkoalition jetzt auch noch die letzte Branche kaputtmachen möchte, bei der es noch boomt. Das Handwerk. Wenn die Zinsen weiter steigen, wird ohnehin weniger gebaut werden. Bei dem herrschenden Preissteigerungen durch einen Mangel an Rohstoffen und Fachkräften werden die nächsten Monate und Jahre eher schwierig. Wenn jetzt noch die staatliche Förderung eingestellt wird, kann es sich kaum noch jemand leisten, seine Heizung umzubauen, was sich letztendlich im Handwerk durch weniger Aufträge bemerkbar machen wird. Hier wird eine ohnehin schon schwierige Situation noch zugespitzt.

Mir ist schon klar, dass dem Bund so langsam das Geld ausgeht. Das hätten ihnen aber schon klar sein müssen, als sie es für anlasslose Coronatests, Impfstoffe sowie Test- und Impfzentren zum Fenster rausgeworfen haben. Vielleicht sollten sie es über eine Übergewinnsteuer von den Mineralölkonzernen wieder reinholen und es tatsächlich dort einsetzen, wo es hilft, Klimaziele zu erreichen und die kleinen Leute entlastet.

Aber was weiß ich schon. Wir haben doch die klügsten Köpfe von Grünen, SPD und FDP in Berlin sitzen, die wissen das bestimmt viel besser. Sind ja alles Studierte.