Drei tolle Tage in Wolfenbüttel

So langsam legt sich die Euphorie, der Herzschlag beruhigt sich, das Kribbeln in Armen und Beinen verebbt. Ich bin wieder zurück zu Hause und entgegen aller Erwartungen nicht ins tiefe Loch des Seminar-Blues gefallen. Vielleicht auch weil ich heute morgen gleich mal Arbeit für die PRFZ erledigen musste.

Nach fünf Jahren Pause nahm ich am Wochenende wieder an einem Schreibseminar an der Bundesakademie für kulturelle Bildung (BA) in Wolfenbüttel teil. Und irgendwie war es dieses mal etwas Besonderes, ohne das ich sagen kann, woran es lag. Vielleicht weil ich so lange nicht gewesen bin oder weil ich fast zwei Drittel der Teilnehmer schon kannte oder weil es das erste Seminar von Olaf Brill als Dozent an der BA war. Vielleicht lag es aber auch daran, dass das Niveau so hoch war und jeder Teilnehmer während des Seminars nochmal über sich hinausgewachsen ist. Egal, was es auch gewesen sein mag, es war eine bereichernde Erfahrung, die ich jedem gönne, der sich irgendwie mit Schreiben beschäftigt.

(B)olaf, Klaus und (K)olaf

Neben allerlei Theorie bekam ich auch praktische Dinge vermittelt und war überrascht, dass mir sogar bei der Schreibaufgabe am Sonntagvormittag noch etwas eingefallen ist, obwohl ich mich leergeschrieben fühlte. Die beiden Nächte hatten Spuren hinterlassen, jede Nacht (bzw. Morgen) erst nach zwei Uhr ins Bett zu gehen, bin ich nicht gewohnt. Überraschenderweise fiel es mir nicht so schwer zum Frühstück um acht Uhr wieder frisch auf der Matte zu stehen. Das lag sicher an der Dusche in den schicken Nasszellen der Zimmer im Gästehaus.

Zwischen zwei Olafs, passte immer ein Klaus

Tatsächlich sind die Nächte im Mühlenfoyer der heimliche Höhepunkt der Seminare, bei denen sich die Seminarteilnehmer und Dozenten untereinander austauschen und bei denen man immer etwas Neues erfährt. Bei der hohen Dichte an PERRY RHODAN-Mitarbeitern erhaschte ich die eine oder andere Insider-Information. Ich werde mich aber hüten, etwas darüber preiszugeben. Klaus N. Frick beeindruckte wieder mit seinem schier unglaublichen Wissen über phantastische Literatur und Krachmusik. Olaf Brill brachte seine Erfahrungen als Redakteur und Autor bei PERRY RHODAN ein. Und die PERRY RHODAN-Autorinnen wussten viel über die Abläufe bei NEO und den Miniserien zu erzählen.

Schön war der Spaziergang am Samstagmittag durch Wolfenbüttel zum Restaurant. Die Sonne schien, es fand ein Markt statt und viele Leute waren unterwegs. Leider war die Zeit zu knapp, um sich noch ein bisschen umzusehen, andererseits brauchte ich einen kleinen »Powernap«, sonst wären mir im Seminar die Augen zugefallen.

Mit Mark und Oli vor der Schünemannchen Mühle

Als Autorin nehme ich mit, dass mein eingereichter Text mal wieder zu perfekt war. Es wurde fast nichts daran kritisiert. Was mich immer ein wenig stutzig macht und ich mich frage, ob man mir nicht doch etwas verheimlicht. Olaf Kutzmutz, Leiter des Bereichs Literatur an der BA und Co-Dozent, zitierte in diesem Zusammenhang Andreas Eschbach: »Du brauchst nicht wieder zu kommen, Du kannst es.« Ich hoffe trotzdem, dass er es nicht so ernst gemeint hat und ich mal wieder nach Wolfenbüttel kommen darf.

Mein Dank gilt an dieser Stelle den Organisatoren von der Bundesakademie, den Dozenten und Teilnehmern, insbesondere dem großzügigen Spender der leckeren Süßigkeiten. Mein Leben wurde an diesem Wochenende durch viele schöne Erinnerungen und Begegnungen bereichert. Das ist unbezahlbar!

Mal wieder Wolfenbüttel

Zehn Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel weilte. Nach fünf Jahren Pause besuche ich dieser Tage mal wieder ein Seminar. Dieses Mal geht es um die phantastische Kurzgeschichte mit kriminellen Hintergrund. Nach der FanEdition Nr.18 wollte ich eigentlich nie wieder einen Krimi schreiben. Aber dem Reiz, den Krimi mit der Kurzgeschichte zu verbinden, bin ich schließlich erlegen.

Viele der Teilnehmer kenne ich aus früheren Seminaren, oder aus dem PERRY RHODAN-Umfeld. Die Geschichten im Reader zum Seminar sind allesamt hochkarätig. Da hatte ich tatsächlich Mühe, etwas zum Kritisieren zu finden. Schon nach dem ersten Tag kann ich sagen, dass die Chemie zwischen den Teilnehmern und den Dozenten stimmt. Zum ersten Mal ist Olaf Brill als Dozent dabei. Eine Tatsache, an der ich nicht ganz unschuldig bin, da ich ihn Klaus N. Frick vergangenes Jahr vorgeschlagen habe.

Die Anreise gestaltete sich trotz Lokführerstreiks recht angenehm. Ausgerechnet der Zug, für den ich Platzkarten und eine Fahrkarte gebucht hatte, fuhr auch. Ich war mit Mark Kammerbauer unterwegs, wir hatten uns verabredet, die Zugreise gemeinsam anzutreten. Sie verlief sehr kurzweilig, weil jeder von uns viel zu erzählen hatte. In Braunschweig nahm uns dann Marie Erikson in Empfang und chauffierte uns mit dem Auto bis nach Wolfenbüttel. Vielen Dank nochmal dafür.

Morgen früh geht’s gleich weiter mit meinem Text. Ich bin gespannt, was Teilnehmer und Dozenten dazu sagen.

Der Schäfer und die Sch(l)äferin

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 324 – »Die Schläferin« von Rüdiger Schäfer

Die Labori Imara Tugh erwacht in einer irdischen Höhle in Menschengestalt. Sie wurde auf die Erde geschickt, um im Auftrag der Lordrichter Informationen für einen Hordenzug zu sammeln. Im Laufe ihrer Zeit auf der Erde erfährt sie nicht nur vieles über die Yissan (Menschen), sondern sie fängt an, Sympathie für die Bewohner Terras zu empfinden. Letztendlich verlässt sie sogar ihren Beobachterposten und greift aktiv in die Geschehnisse ein.
Zum Jahreswechsel 2114 wird mit Hilfe der Akonen ein blauer Schirm um das Solsystem aktiviert. Zuerst scheint alles gut zu gehen, doch schon wenig später kommt es systemweit zu Gravitationsstörungen, Sonnenstürmen und Naturkatastrophen auf allen Welten. Die Lage spitzt sich zu, als man versucht, den blauen Schirm wieder abzuschalten. Schließlich wird der Auslöser in den Überresten der Stehle lokalisiert, die Catron in Terrania wachsen ließ. Einhundert Meter unter dem Gebilde entdecken die Forscher Höhlen, von denen ein Hyperpuls auszugehen scheint, der mit dem Schirm wechselwirkt. Reginald Bull und eine Gruppe Wissenschaftler graben sich bis zu den Höhlen vor und stoßen dort auf die noch lebende Hülle von Catrons ehemaligen Bewusstsein, die sich instinktiv gegen den Schirm wehrt. Doch von dem Neurogewebe ausgehende Emanationen versetzen Bull und seine Mitstreiter in Handlungsunfähigkeit. Imara Tugh ergreift die Initiative, zerstört das Zerebrum und rettet damit nicht nur Reginald Bull das Leben.

Exposéautor müsste man sein, dann kann man seine eigenen Ideen fernab der Staffelhandlung verwirklichen. Das soll jetzt keine Kritik sein, aber ich finde es interessant, wie clever sich Rüdiger Schäfer die Sahnehäubchen der Handlung sichert.

Konsequent setzt er in »Die Schläferin« die Handlung von Band 304 fort. Kenner der Erstauflage werden mit den Namen »Horden von Garbesch« und »Lordrichter« etwas anzufangen wissen. Für mich sind sie komplett neu und unbefleckt. Unabhängig davon werden die Puzzleteile aber sehr gut im NEOversum platziert und geben einen kleinen Einblick in das Große und Ganze, völlig ohne Zwiebelschalenmodell. NEO-Leser wird es freuen, mehr über die Hintergründe zu erfahren, mit denen sich Perry Rhodan und seine Freunde seit Beginn der Serie herumschlagen müssen. Ein bisschen Wehmut aber bleibt, denn die Bodenständigkeit von NEO, das was die Serie viele Jahre ausgemacht hat, nämlich der Bezug zur näheren Gegenwart, geht damit leider vollends verloren. Da helfen auch die Versuche nicht, die Geschehnisse wissenschaftlich erklären zu wollen.

Gut gefallen hat mir die Darstellung der Beziehung zwischen Protektor Reginald Bull und der ersten Terranerin Sheela Rogard. Es sind diese Momente, die die Romane von Rüdiger Schäfer so besonders machen. Da liebt und leidet man gern mit. Das ist so lebensnah und weise geschrieben, wie man es in dieser Intensität nur bei sehr wenigen PERRY RHODAN-Autoren findet.

Herausheben möchte ich aber auch die Kapitel aus Sicht von Imara Tugh, die zunächst von den Terranern und ihrer »Weichheit« angewidert ist, sich aber der Faszination der Menschheit im weiteren Verlauf nicht entziehen kann. Was am Ende mit ihr passiert, wird leider nicht komplett aufgelöst, da ist von Tod bis zur Beförderung alles drin. Ich lasse mich überraschen, ob und wann wir die Labori wiedersehen werden.

Rüdiger Schäfer ist immer für einen lesenswerten NEO gut. Mit »Die Schläferin« hat er wieder einen spannenden Beitrag geliefert, der sich vor allem auf den Charakter von Reginald Bull und der Labori Imara Tugh stützt. Vielleicht schreibt er mal einen Roman, der den Titel »Die Schäferin« trägt, das wäre nur folgerichtig.

Schräg gefaltet

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 323 – »Der KLOTZ« von Rainer Schorm

An Bord der BASIS kämpft Lia Tifflor um das Leben des Kartanin Oogh at Tarkan. Dessen Erinnerungsschübe offenbaren seine irrwitzige Flucht als Kommandant der NARGA PUUR von seinem in einer Dimensionsfalte gestrandeten Schiff, dass er fortan als KLOTZ bezeichnet.
Icho Tolot hat an Bord der DOLAN mit ähnliche Problemen zu kämpfen. Ihn verschlägt ein Hilferuf erst nach Amber einer Welt außerhalb des normalen Raum-Zeit-Kontinuums, danach in die Kernzone von M87, auf einen Schiffsfriedhof, eine Kristallwelt, die offenbar die Quelle der Catron Strahlung ist, bis er schließlich mit der NARGA PUUR in der Dimensionsfalte kollidiert und in den freien Weltraum geschleudert wird. Hier entdeckt er die Energiesignatur des Tesserakts der BASIS und folgt dem Schiff.
Perry Rhodan ist höchst erfreut, seinen alten Freund Tolot wiederzusehen. Zumal der Haluter nicht nur eine neue weiterentwickelte DOLAN konstruiert, sondern auf seiner Odyssee nach M87 auch wertvolle Daten gesammelt hat. Als Oogh at Tarkan Perry Rhodan bittet, die NARGA PUUR aus der Dimensionsfalte zu befreien, lehnt dieser zunächst ab. Doch da präsentiert Demokrit, die Bordintelligenz der DOLAN, den Terranern eine Sensoraufzeichnung. Zusammen mit der NARGA PUUR ist ein zweites Schiff seit einer Millionen Jahren in der Verwerfung gefangen – die SOL.

Ohne Übertreibung kann ich behaupten, das dies der schrägste NEO-Roman war, den ich je gelesen habe. Ich verneige mich vor Rainer Schorm, der ein Feuerwerk unglaublicher Ideen abbrennt. Es ist so schräg, dass ich es hier nicht wiedergeben kann. Das muss man lesen, um es zu verstehen oder auch nicht. Denn vieles davon ist sehr komplex, man muss sich schon sehr anstrengen, um den Überblick zu behalten und den wissenschaftlichen Erklärungen zu folgen. Aber es ist unterhaltsam geschrieben und spannend wie ein Thriller.

At Tarkans Flucht aus der NARGA PUUR (oder dem KLOTZ) erinnert etwas an den Film »Cube“. Da wechseln sich nicht nur die Umgebungen mit jedem Schritt durch das nächste Schott, sondern auch die Dimensionen. Die grusligen Ideen, die der Autor hier eingebaut hat, jagen einem beim Lesen regelmäßig die Schauer über den Rücken.

Auch Icho Tolots Odyssee, die zwar nicht gerade zufällig scheint, ist mit brillanten Ideen gespickt. Einiges ist düster und makaber, aber den Ausgleich schafft Rainer Schorm durch witzige Dialoge und seinem Sinn für schwarzen Humor. Allein wegen der vielen flapsigen Kommentare und den tiefsinnigen Erklärungen ist der Roman es wert, gelesen zu werden.

»Der KLOTZ“ ist schräg und das ist nicht nur wörtlich zu nehmen. Er liest sich mitunter etwas anstrengend, aber durch die irrwitzigen Ideen des Autors und seines unverwechselbaren Humors ist es dennoch eine lohnenswerte Lektüre.

Verschlammt

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 322 – »Der Schlammplanet« von Marie Erikson

Nachdem ein geistig verwirrter Thomas Rhodan da Zoltral in die Antriebssektion der BASIS vordringt und dabei durch die Strahlung fast umkommt, erkennt Rhodan, dass er den Antrieb der BASIS reparieren lassen muss, bevor noch jemand zu Schaden kommt. Der Kartanin Oogh at Tarkan schlägt ihm vor, die drei Musketiere zu bitten, den Kontakt zu den technikaffinen Dumfries herzustellen. Zusammen mit Gucky, Douc Langur brechen sie in einem kleinen Raumschiff auf, um die Musketiere zu suchen. Nachdem Rhodan und Tarkan die Botschaft abgeschickt haben, erhalten sie als Antwort einen Hilferuf. Sie fliegen zum Planeten Duha, dessen Oberfläche vorwiegend aus Schlamm besteht. Rhodan und Gucky mischen sich in Spiegelfelder gehüllt unter die vier Meter großen einheimischen Duhari, die gerade eine Prozess vorbereiten. Drei Fremde haben versucht, ihre heilige Truhe zu öffnen und sollen in einem Schlammloch hingerichtet werden. Rhodan erkennt in den Drei seine Freunde Gayt-Coor, Torytrae und Doynschto aus Naupaum wieder. Gucky kann Gayt-Coor und Torytrae aus dem Schlammloch retten, in das man sie gestoßen hat. Bei Doyntscho versagen seine Kräfte. Es entbrennt ein kurzer Kampf zwischen den Duhari und den Kampfrobotern aus Rhodans Schiff und alle können von Duha fliehen.
Auf der BASIS trifft, dank der Drei Freunde, wenig später ein Team aus Dumfries ein. Doch Rhodans Taktik, den Fremden die Natur der BASIS zu verschleiern, schlägt fehl. Als auch noch Tarkan sich ungefragt dem Tesserakt nähert, kommt es beinahe zur Katastrophe. Teile des Antriebs explodieren. Drei Dumfries sterben und werden zusammen mit den Verbliebenen von ihren Leuten wieder abgeholt, während die BASIS mit einer Nottransition entkommen kann.

Der Roman ist zweigeteilt und ich muss gestehen, dass, wenn die Handlung auf dem Schlammplaneten nicht so unterhaltsam gewesen wäre, mein Urteil hier härter ausfallen würde. Marie Erikson gelingt es durch den ungewöhnlichen Weltenbau, die witzigen Einlagen mit Gucky und Rhodan und die sehr sympathische Beschreibung der drei Freunde aus Naupaum, mich die ersten zwei Drittel des Romans gut zu unterhalten. Man stelle sich vor: eine Echse, ein Yaanztroner und eine Gottesanbeterin in einem Schlammloch. Dazu ein Gucky, der unter eine Schlammdusche gerät und ein Perry Rhodan, der bei der Rettungsmission den Überblick behalten muss. Dieser Teil ist sehr leicht, sehr lustig und sehr gut geschrieben.

Die Handlung auf der BASIS verkommt dagegen zu einem Dilemma. Ich frage mich ja ganz ernsthaft, warum man Thomas Rhodan weiterhin durch die Handlung schleppt. Mir war die Figur nie wirklich sympathisch und ich ertappe mich dabei, dass ich mir wünsche, das Bewusstsein von Roi Danton möge den Körper von Rhodans Sohn komplett übernehmen. Ich fand die Szene am Anfang genauso unnötig wie später bei Oogh at Tarkan. Wenn es einen bestimmten Grund gibt, warum sich beide von der Tesserakt-Strahlung, die ja so gefährlich sein soll, angezogen fühlen, dann möchte ich dafür auch eine Erklärung bekommen.

Das andere ist Rhodans Einstellung den Dumfries gegenüber. Ist er tatsächlich so naiv, dass er glaubt, die besten Techniker von M87 erkennen nicht, was es mit der BASIS auf sich hat? Überhaupt, wie sollen sie etwas reparieren, wenn sie nicht wissen, was es ist? Und sie dann, nachdem alles so unglaublich schief läuft, einfach in Rettungskapseln auszusetzen und zu flüchten, sieht dem verantwortungsvollen Terraner nicht ähnlich. Wer auch immer sich das ausgedacht hat, hat den Charakter Perry Rhodans nicht verstanden.

Ich hatte mich sehr auf M87 gefreut, aber mir missfällt, wie sich die Handlung entwickelt. Wieder haben wir mit einem defekten Raumschiff und Leuten mit Gedächtnisverlust zu tun. Erneut tritt die Handlung auf der Stelle. Wo bleiben die Ideen? Welche Ziele verfolgen die Terraner in M87 und warum lassen sie sich immer wieder in Nebenkonflikte verstricken, anstatt nach Informationen über Catron zu suchen. Und was zur Hölle war in der Truhe?

Allein wegen der Handlung auf Duha ist »Der Schlammplanet« zu empfehlen.

Filmretrospektive Februar

Wir haben in den letzten Wochen ein paar sehr interessante Filme angesehen:

Quelle: Amazon

»Oktober Sky« mit einem ganz jungen Jake Gyllenhaal erinnerte mich an die Star Trek: Enterprise-Folge »Carbon Greek« aus der zweiten Staffel. Auch hier geht es um einen kleinen Ort, der vom Kohlebergbau lebt. In dem ein Junge sich nach dem Sputnik-Schock 1957 für Raketen zu interessieren beginnt. Zusammen mit drei Freunden bauen sie nicht nur Raketen, sondern auch einen richtigen Startplatz. Sehr zum Leidwesen ihrer Eltern und Lehrer, die die Jungs lieber im Bergwerk sehen würden, als auf einer weiterführenden Schule. Nur ihre junge Physiklehrerin glaubt an sie und spornt sie an, mit ihren Raketen bei einem Wissenschaftswettbewerb mitzumachen. Allen vier winkt das Stipendium für ein College, was sich ihre Eltern niemals leisten könnten. Es ist ein wundervoller Film übers Erwachsenwerden, über Träume und Schicksal, der schon 1999 erschienen ist, aber irgendwie an mir vorbeigegangen ist.

Um die 50er Jahre und um Weltraum im weitesten Sinne geht es auch in dem Film »Asteroid City«. Wobei sich die Handlung auf den Schauplatz eines Asteroidenkraters konzentriert. Mitten in einer Wüste irgendwo in den USA treffen verschiedene Personen aufeinander. Eine Gruppe jugendlicher Nerds (Junior Stargazer), ein paar Rancher, eine erfolgreiche Schauspielerin und ein Familienvater. Das Museum in Asteroid City hat einen Wettbewerb ausgerufen, bei dem die Jugendlichen ihre Forschungsarbeiten vorstellen. Als mitten im Geschehen ein Außerirdischer landet und den Asteroiden mopst, der in dem Freilichtmuseum aufbewahrt wird, werden alle Anwesenden von der Regierung unter Quarantäne gestellt …
Seien wir ehrlich, trotz der hochkarätigen Besetzung (Tom Hanks, Scarlett Johansson, Edward Norton, Tilda Swinton, Steve Carell, Jeff Goldblum u.a.) so richtig warm geworden bin ich mit dem Film von Wes Anderson nicht. Die Optik erinnert an die 50er Jahre, alles ist in einem vergilbten Ton und wirkt wie nachträglich chloriert. Teile des Films sind in schwarzweiß und stellen den Filminhalt als Theaterstück dar. Und das ist das Verwirrende. Im Grunde ist der Zuschauer Zeuge eines Theaterstücks, das gleichzeitig wie ein Film daher kommt. Es geht um die Schauspieler, ihre Probleme und weniger um die Protagonisten des Stücks selbst. Die Handlung wabert ohne Ziel dahin. Wenn einer der Schauspieler aus der Kulisse zum Regisseur geht und sich beschwert, dass er nicht versteht, worum es in dem Stück geht, kann man das als Zuschauer sehr gut nachvollziehen. Ich bin mir sicher, dass der Film von 2023 bei den Oskars einige Auszeichnungen abräumen wird. Aber es ist mehr Kunst als Unterhaltung.

Quelle: Amazon

Roland Emmerich hat den Technomond verfilmt – Das war mein Gedanke, als sich die wahre Natur des auf die Erde stürzenden Mondes im Film offenbart. Vielleicht ein bisschen dramatischer als in dem von Andreas Eschbach geschriebenen PERRY RHODAN-Roman mit der Nummer 2700. Beide sind Schwaben, da könnte die Idee naheliegen, dass sich Emmerich an die Idee eines Technomondes erinnert hat. Natürlich spielt in »Moonfall« kein Gucky und kein Perry Rhodan mit, aber die Idee eines von einer außerirdischen Zivilisation geschaffenen Mondes, der von einer aggressiven Maschinenspezies befallen ist und daher auf die Erde zu stürzen droht, könnte durchaus aus der Heftromanserie stammen. Das die physikalischen Gesetze gedehnt und der Dramaturgie angepasst werden – geschenkt. Ich habe mich zwei Stunden sehr gut unterhalten und das ist bei einem Spielfilm doch das wichtigste, oder?

Quelle: Amazon

Und dann habe ich mir, meines Mannes zuliebe die Fortsetzung von »Manta, Manta« angesehen. Der Film ist gar nicht so schlecht, wie ich gedacht habe, ob wohl ich Till Schweiger noch nie etwas abgewinnen konnte. Aber die Komödie setzt den ersten Teil konsequent fort, dreißig Jahre später aber mit den ursprünglichen Darstellern. Es werden aktuelle Themen eingebaut, es geht unter anderem um Geldmangel, zerrüttete Familien, Ausländer und Transmenschen, aber hauptsächlich geht es um Autos und die Erfüllung eines Traums. Dass die Protagonisten so herrlich politisch unkorrekt sind, ließ mich über den einen oder anderen blöden Gag hinwegsehen.

Die Perrypedia in der SOL

Da hätte ich beinahe vergessen, die aktuelle SOL anzukündigen. Das Heft wird bereits in den nächsten Tagen an die Mitglieder der PRFZ verschickt. Ich hoffe, die Zusammenstellung wird die PERRY RHODAN-Leser erfreuen.

Zum Inhalt:

Seit zwanzig Jahren gibt es die Perrypedia. Inzwischen ist die Online-Enzyklopädie nicht nur für PERRY RHODAN-Fans unverzichtbar geworden. Das ist ein guter Grund den Perrypedianauten zu gratulieren und ihnen für ihre unentgeltliche Tätigkeit zu zu danken, mit der sie das Projekt schon so lange am Laufen halten und stetig erweitern. Im Schwerpunkt der SOL 113 kommen einige von ihnen zu Wort und berichten von ihrer mühevollen Arbeit das Perryversum zu dokumentieren.

Ein weiterer Höhepunkt der SOL ist ein Interview mit Volker Castor. Er erzählt von seinem verstorbenen Bruders Rainer, der sich viele Jahre lang als Autor und Technikberater für die PERRY RHODAN-Serie verdient gemacht hat. Singh Boncard nimmt uns in einem Interview auf eine musikalische Reise ins Perryversum mit.

Technisches erfährt man in einem Artikel über Entfernungen und Geschwindigkeiten in der PERRY RHODAN-Serie. Außerdem gibt es einen Vergleich zwischen Napoleon und PERRY RHODAN.

Die Fan-Szene wird unter anderem in einem Artikel über die Veranstaltung »Fandomverse« beleuchtet. Vom PERRY RHODAN-Film »Der einsame der Zeit« wird berichtet. Dazu gesellen sich wie gewohnt die Besprechungen der Erstauflage und NEO, sowie der Rückblick von Andreas Gruber auf die Frühzeit der Serie.

Das Cover stammt von mir und soll an den im November verstorbenen Künstler Arndt Drechsler-Zakrzewski erinnern, dem auch ein Nachruf im Heft gewidmet ist.

Maasvoller NEO

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 321 – »Duell der Druisanten« von Ruben Wickenhäuser

Die BASIS wird von den Raumschiffen der Skoar ins Dewellsystem eskortiert. Dort wird Perry Rhodan vom Befehlshabenden Druisanten Kibosh Baiwoff auf den 4. Mond des Planeten Dwellion eingeladen. Auch wenn die Geste zunächst freundlich erscheint, bleibt das Außenteam um Perry Rhodan, John Marshall, Ras Tschubai und Sarah Maas misstrauisch. Aus gutem Grund wie sich herausstellt. Baiwoffs Stellvertreter Agen Thrumb plant eine Verschwörung gegen seinen Vorgesetzten und informiert Perry Rhodan darüber, dass ein Dekonstruktor der Konstrukteure des Zentrums auf den Weg ist, um die BASIS zu zerlegen. Das bekommt Baiwoff mit und macht Jagd auf seinen Stellvertreter.
Ras Tschubai teleportiert Perry Rhodan und das Außenteam in ihre Space-Disk. Mit Hilfe von Thrumb, der inzwischen einen Großteil des Stützpunktes unter seine Kontrolle gebracht hat, können sie von dem Mond zurück zu BASIS fliehen.
Doch da erscheint der Dekonstruktor und umschließt die BASIS für die geplante Zerlegung. Erst als ein Raumschiff mit einem Kartanin in das System einfliegt und in die BASIS einschleust, lassen die Raumschiffe der Skoar und der Dekonstruktor von der BASIS ab. Die BASIS wird beschleunigt und kann trotz Beschuss mit einer Nottransisition flüchten.
Das Waffenfeuer der Gegner hinterlässt allerdings schwere Schäden am Dimetransantrieb.
Damit ist die BASIS erst einmal in M87 gestrandet.

Eigentlich passiert in dem Roman sehr wenig, was ihn über weite Strecken sehr langatmig macht. Ruben Wickenhäuser beschreibt jedes Detail komplex und ausführlich, ohne das man tatsächlich eine Vorstellung davon bekommt. Die Beschreibung der Kultur der Druisanten mögen durchaus reizvoll sein, sind aber perspektivisch nicht immer passend. Zu oft verwendet der Autor einen allwissenden Erzähler, um Informationen zum Handlungsablauf zu vermitteln. Das kann man machen, ich ziehe allerdings die personelle Perspektive vor, weil es das Lesen erleichtert, wenn man direkt bei der Figur ist.

Generell hat der Roman das Problem, dass er zu viele Informationen vermitteln muss und das mit viel zu viel Personal. Zwischen den vielen Namen und Begriffen, wie Druis, Druisant oder Druisaton – um nur ein Beispiel zu nennen – verlor ich hin und wieder den Überblick und musste nachschlagen, wer jetzt diese Figur war. Das macht das Lesen nicht einfacher.

Was mich aber absolut irritiert hat, war das Auftreten von Sarah Maas in diesem Roman. Denn das passt irgendwie überhaupt nicht. Zum einen wird man durch ihre Erinnerungsschübe zurück in die Aphiliestaffel versetzt. Es mag zwar glaubhaft sein, wenn jemand ein Trauma wie sie erlebt hat. Andererseits hat so jemand nichts an Bord eines solchen Schiffes und schon gar nichts bei einer Außenmission zu suchen. Die Frau gehört therapeutisch behandelt, das hätte sogar John Marshall erkennen müssen. Andererseits, wenn ich richtig gerechnet habe, ist Sarah Maas inzwischen etwa 145 Jahre alt. Schon während der Aphilie ist sie auf die Behandlung mit Jungbrunnen angewiesen. Da stellen sich mir gleich mehrere Fragen. Wird Jungbrunnen immer noch hergestellt, damit sie es regelmäßig einnehmen kann? Was ich kaum glaube, da das Medikament ja offiziell vernichtet wurde. Wieso ist sie dann nicht längst gestorben wie Stella Michelsen? In dem Fall wäre es besser gewesen, einen unbekannten Charakter für diesen parallelen Handlungsstrang zu nehmen, obgleich ich den Rückblick in die Aphiliestaffel nicht gut finde. Darum gab es ja den Ortswechsel nach M87 und den Aufbruch der BASIS, um sich von der vergangenen Staffel abzugrenzen und ins Unbekannte vorzustoßen. Als Leserin erwarte ich da neue Abenteuer und keine Rückblicke.

Hinzu kommen wieder einige Anschlusslücken aus dem Vorgängerroman. So erfahre ich, dass Roi Danton im Körper von Thomas Rhodan da Zoltral den Namen Rhodanton erhalten hat. Da Thomas in diesem Roman keine Rolle spielt, wäre die Information im Vorgänger- oder Nachfolgeroman besser aufgehoben gewesen.

»Duell der Druisanten« kann man lesen, muss man aber nicht, weil man handlungstechnisch nicht viel verpasst. Wer sich jedoch für fremde Kulturen interessiert wird mit den bildhaften, überbordenden Beschreibung der Druis und ihrer Umwelt gut unterhalten.

Kaleidoskop von Reisenden

PERRY RHODAN NEO Band 320 – »Schwarze Brücke« von Rüdiger Schäfer

Quelle: Perrypedia

Perry Rhodan bricht mit 50.000 Besatzungsmitgliedern der BASIS nach M87 auf. Nach einer wochenlangen Beschleunigungsphase um Sagittarius A* im Zentrum der Milchstraße springt die BASIS mit der Besatzung im Kryoschlaf über 55 Millionen Lichtjahre ins Zentrum von M87. Dort angekommen kollidiert zunächst das Raumschiff eines Fremden mit der BASIS. Nachdem das Problem gelöst ist, wirkt sich die Parastrahlung von Catron negativ auf die Besatzung an Bord aus. Das Problem kann schnell gelöst werden, in dem die BASIS den Abstand zum Zentrum von M87 vergrößert. 
Nächstes Ungemach droht, als sie mit der RAVANA, einem Kreuzer aus der Flotte der BASIS, den havarierten Raumschiffen einiger Fremden zu Hilfe eilen. Diese flüchten ebenfalls vor der Strahlung von ihren Planeten. Doch die Konstrukteure des Zentrums wollen ein »Ausbluten« der Sonnensysteme verhindern und machen Jagd auf die Flüchtlingsflotten, deren Raumschiffe kaum raumtauglich sind. Jeder der ihnen zu Hilfe kommt, wird von den Skoar, einer Art Systempolizei, vernichtet. 
Nur durch durch die Hilfe zweier Teleporter kann Rhodan die Bedrohung durch die Flotte der Skoar gegen die RAVANA verhindern. Gucky und Ras Tschubai springen auf die gegnerischen Schiffe und setzen diese mittels Nanoroboter kurzzeitig außer Gefecht. Letztendlich werden Rhodan und die BASIS von den Stützpunktingenieuren ins Dewellsystem eingeladen.

Er macht das schon geschickt, Exposéautor Rüdiger Schäfer. In vielen kurzen Kapitel beschreibt er aus Perspektive einiger Besatzungsmitglieder den Aufbruch der BASIS nach M87. In Rückblenden werden viel Dinge angerissen, von denen man hofft, sie würden im Laufe des Romans geklärt. Was dazu führt, dass man immer weiterlesen möchte. Doch die Auflösung lässt auf sich warten. Erst im zweiten Teil des Romans wird das eine oder andere erklärt. Es bleiben jedoch Fragen offen.

In M87 erwarten Rhodan und seine Mitreisenden einige Überraschungen, die ich als Leserin schon aus Band 299 kenne. Darin ging es um die Odyssee der SOL, die ebenfalls in M87 gestrandet war. Allerdings 100 Millionen Jahre in der Vergangenheit. Schon damals waren die Bewohner der zentrumsnahen Systeme bereits auf der Flucht. Warum diese Flucht noch immer andauert und wieso die inneren Sonnensysteme nicht schon längst verlassen sind, darauf hoffe ich zumindest in den nächsten Romanen eine Antwort zu erhalten. Denn in 100 Millionen Jahren sollten sich die Spezies so langsam an die Strahlung angepasst haben oder ausgestorben sein.

Die Überraschung des Romans ist der Charakter von Lia Tifflor, die Tochter von Julian Tifflor und Perry Rhodans Patenkind. Da musste ich zunächst überlegen, was mit ihrem Vater passiert ist, denn der war schon länger nicht mehr in der Handlung unterwegs. Lias Tätigkeit als Bordärztin und ihre Abhängigkeit von Aufputschmitteln wird vom Autor sehr treffend und fachkundig geschildert. Bester Spruch in diesem Zusammenhang kommt von Thora, die sagt, nachdem Lia Perry als Arsch bezeichnet hat: »Sie ist gerade mal dreiundfünfzig … Nimm es ihr nicht übel. Ich finde für ihr Alter ist sie schon ziemlich weit …«

Eingeführt wird der Nachfolger von Leibnitz – Galto Quohlfahrt. Monade hat also ein neues »Herrchen«. Auch er wurde wie Leibnitz von den Posbis auf einem Dunkelplaneten im Leerraum »behandelt«. An die Zeit davor hat er keine Erinnerung. Mich würde freuen, wenn irgendwann mal aufgeklärt wird, wie er dahin gelangt ist und warum. Ich hatte immer auf einen Charakterroman über Leibnitz gehofft, in dem dessen Odyssee erklärt werden würde. Hinweise gab es in den vergangenen Staffeln zuhauf. Leider wurde sie nie zu einem Ganzen zusammengesetzt.

»Schwarze Brücke« ist ein guter Auftaktroman für die neue Staffel. Er macht neugierig und weiß zu unterhalten. Es freut mich, dass Weidenburn und seine STAC wieder mit von der Partie sind.

Der Mars macht mobil

Quelle: Perrypedia PERRY RHODAN NEO Band 319 – »Kollaps« von Rainer Schorm

Auf dem Mars kommt es in mehreren Habitaten zu Knallgasexplosionen. Die Aphiliker haben die Atmosphärenwandler manipuliert. Millionen Menschen zumeist Immune sitzen unter den schützenden Kuppeln in der Falle. Bis Perry Rhodan und Reginald Bull die Altmarsianer um Hilfe bitten. Außerdem werden kurzerhand eine Million Menschen mit Kampferfahrung rekrutiert und auf die BASIS gebracht.
Auf der Erde schmieden Leibnitz, Thomas Rhodan da Zoltral und Roi Danton einen Plan zur Vernichtung von Catron. Sergio Percellar und Sylvia Demmister sollen die Wachmannschaften vor der Stele in Terrania ablenken, während die drei in die Stele vordringen wollen. Das Unternehmen gelingt zwar, aber Leibnitz wird tödlich getroffen und Roi Danton schwer verletzt. Dennoch können sie mittels der Posbi Monade, Dantons Bewusstsein in Catron einschleusen. Das von den Schwestern der Tiefe manipulierte Gehirn agiert wie ein Virus das Catron vernichtet, inklusive der Stele und dem Sperrschirm, der das Solsystem vom Rest der Galaxis isoliert hat.
Die BASIS kommt gerade rechtzeitig im Erdorbit an, als die Aphilische Bevölkerung mangels Catrons Strahlung die Impulskontrolle verliert und aufeinander losgeht. Die Sicherheitskräfte vom Mars können die Massen weltweit befrieden, wenn auch mit Verlusten.
Leibnitz und Danton sterben.Thomas Rhodan überlebt dank Monade schwer angeschlagen. Auch Stella Michelsen stirbt auf dem Mars an Altersschwäche und hinterlässt einen zutiefst verletzten Reginald Bull. Die Aphilie ist beendet, doch der Preis war hoch und die Erde wird noch Jahrzehnte brauchen, bis die Auswirkungen alle eliminiert sind.

Die Kapitel auf dem Mars haben mir hervorragend gefallen. Sie werden aus der Perspektive eines Ehepaars erzählt, dass zusammen mit anderen Menschen eine neue Siedlung auf dem Mars errichten will. Durch die von den Aphilikern ausgelöste Katastrophe stirbt der größte Teil der Bewohner der Siedlung. Besonders gut getroffen, ist die Sorge der Eltern um ihren kranken Sohn, der den Anschlag nur mit viel Glück überlebt. Dass die beiden sich daraufhin Bull und Rhodans Mission anschließen, ist da durchaus glaubwürdig.

Nicht so überzeugt hat mich dagegen der Handlungsteil auf der Erde. Das Himmelfahrtskommando von Leibnitz, Danton und Rhodans Sohn Thomas wirkt plottdriven, und man fragt sich, wieso sie nicht schon vorher darauf gekommen sind, zum Beispiel gleich nachdem Leibnitz befreit worden war. Warum schützt sich Catron nicht besser, und wieso kommen sie überhaupt so nah an die Stele heran? Wieso konnte Thomas glauben, dass die Sicherheitskräfte nach wie vor loyal zu ihm sind? Können die überhaupt loyal sein? Schließlich handelt es sich um Aphiliker.

Witzig finde ich, dass Roi Danton wie in der Erstauflage nun doch irgendwie Rhodans Sohn ist, nachdem sein Bewusstsein sich offenbar als Extrasinn in Thomas manifestiert hat. Zumindest deute ich das so anhand des Ausspruchs von Thomas Rhodan da Zoltral nach seinem Erwachen.

Sergio Percellar und Sylvia Demmister bekommen ihr Happy End, dass ist gut so. Es ist auch glaubhaft und ohne Kitsch erzählt. Reginald Bull vom Schicksal gebeutelt verliert dagegen die zweite Ehefrau in Folge. Die Entscheidung Stella Michelsen sterben zu lassen, finde ich konsequent, da der Charakter einfach auserzählt war. Es wäre nicht gut gewesen, sie noch weiter mitzuziehen, ohne ihr eine angemessene Aufgabe zu geben. Administratorin des Mars war sie ja nun lang genug. Außerdem wird so sehr gut deutlich, was es bedeutet unsterblich zu sein.

»Der Kollaps« ist nicht so schlecht, wie ich nach dem letzten Band befürchtet habe. Vor allem mit der Handlung auf dem Mars hat mich der Autor abholen können. Das große Finale der Aphilie weckt bei mir hingegen keine Euphorie, da es trotz der vielen Opfer nicht originell genug ist. Catron zerfällt und alles inklusive des Sperrschirms löst sich in Luft auf. Die Aphilie-Strahlung erlischt und die Menschen drehen durch. Das war mir dann doch eine Spur zu einfach. Die Auswirkungen des Endes der Aphilie, oder auch die des beschleunigten Zeitablaufs auf der Erde, insbesondere auf die Kolonien wäre durchaus eine weitere Betrachtung wert gewesen.

Mein Fazit zur Staffel fällt gemischt aus. Es gab ein paar ganz herausragende Romane vor allem in der ersten Hälfte. Allerdings gerät das Thema Aphilie im Laufe der Staffel aus dem Fokus und wird der Actionhandlung untergeordnet. Das Potenzial dieses Themas wird meiner Meinung nach nicht voll ausgeschöpft. Hier hätte man ruhig noch tiefer gehen können. Auch war mir der Umgang mit den drei Aphiliker-Typen nicht stringent genug. Jeder Autor schien es so zu handhaben, damit es in seine Geschichte passt. Die Immunen, von denen eigentlich der Widerstand ausgehen sollte, spielen im zweiten Teil der Staffel leider gar keine Rolle mehr.

Ob der Zeitsprung von 85 Jahren eine so gute Idee gewesen ist, bezweifle ich nach wie vor. Einerseits benötigte man die Zeit um die Aphilie entstehen zu lassen, andererseits wirkt es sehr unglaubwürdig, wenn sich erst nach Rhodans Erscheinen etwas bewegt. Gerade die Passivität Reginald Bulls über die Jahrzehnte ist nicht ausreichend beleuchtet worden. Genauso wie sein plötzlich gestörtes Verhältnis zu seinen Töchtern.

Rausgerissen hat es die Idee, die Aphilie mit Catron zu erklären. Das war unerwartet und ein gelungener Twist der Handlung. Auch stilistisch gesehen spielte jeder Roman in der Oberliga. Es gab keinen Ausfall oder gar Schwäche. Besonders positiv überrascht hat mich in dieser Staffel Rainer Schorm, dessen Romane mit ungewohnt viel Emotionen beeindrucken. Das war große Klasse. Marie Erikson hat ihren Einstand bei NEO mit Bravour bestanden. Ich würde mich freuen in Zukunft weitere Romane von ihr bei NEO lesen zu können.

Nach zwei eher mageren Staffeln ist »Aphilie« ein Lichtblick im NEO-Universum, der trotz des schweren Themas für Leselust sorgte. Vielleicht hätte man es noch weiter ausbauen können. Trotzdem bin ich froh, dass es in der nächsten Staffel mit der BASIS nach M87 geht.