Terroristisches Planetenabenteuer

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 355 – »Terror auf Tynar« von Antares Bottlinger

Mit einer letzten holprigen Transition erreicht die MAGELLAN die Triangulum-Galaxie M 33. Die Granulation des Hyperraums scheint in M 33 sehr viel ausgeprägter zu sein. Während auf dem Schiff die Reparaturen anlaufen, sehen sich Perry Rhodan, Thora, Reginald Bull und Ras Tschubai mit einer Space-Disk im nächstgelegenen Sonnensystem um. Auf dem Planeten Tynar begegnen sie einer Zivilisation, die nicht nur mitten in einem Bürgerkrieg steckt, sondern auch mit dem Ausfall der vorhandenen Hamamesch-Technik zu kämpfen hat.
Die Hamamesch boten einst auch auf Tynar ihre Waren an. Die Tekheter, wie sich die Bewohner dieser Welt nennen, wurden von der Technik abhängig, ohne sie zu verstehen oder reparieren zu können. Nachdem die Hamamesch plötzlich verschwanden, brach ein Krieg um die letzten noch funktionierenden Ressourcen aus. Zudem haben sich mehrere Gruppen von Extremisten gebildet, die glauben, dass die Zivilisation der Tekheter einen Neustart »zurück zur Natur« benötigt, und versuchen nun, die Reste der funktionierenden Hamamesch-Technik zu zerstören.
Perry und seine Begleiter landen mitten in diesem Konflikt und werden von allen Seiten misstrauisch behandelt. Nur die Wissenschaftlerin Enya Vhonn erkennt die Chance und bittet Rhodan ihr bei einem Problem an einem Energieverteiler zu helfen. Die Menschen können helfen, werden dann aber von Mitgliedern der Terroristengruppe »Reine Hand« angegriffen. Rhodan und seine Freunde können das Feuer der Angreifer auf sich ziehen, aber Enya und ihre Wissenschaftskollegen werden gefangengenommen und gefoltert. Ziel der Terroristen sind die Zugangsdaten zu dem Energienetz, das die Hauptstadt Lumaron am Leben erhält.

Es entbrennt ein Katz- und Mausspiel zwischen den Terroristen der Reinen Hand und den Lichtwahrern, die die Hamamesch-Technik zum Wohl der Bevölkerung erhalten wollen. Perry Rhodan kann die Lichtwahrer überzeugen, den Menschen zu vertrauen und bietet ihnen das technische Wissen der Terraner, damit die Tekheter die Technologie der Hamamesch verstehen und reparieren können. Es gelingt ihm auch die Wissenschaftlerin Enya zu befreien. Doch Enyas Assistent hat bereits eine Reihe von Bomben im Energienetz unterhalb von Lumaron platziert. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, um die Bomben rechtzeitig vor Ablauf des Countdowns zu entschärfen. Am Ende kehren Perry und seine Begleiter auf die MAGELLAN zurück.

Ich kann es nicht genau festmachen, warum mir der Roman missfällt. Er liest sich gefällig, die Action ist rasant geschrieben und dennoch habe ich das Gefühl, als fehle etwas. Liegt es daran, dass mich der Stil an die frühen Silberbände erinnert? Dass es viel Handlung, aber wenig Charakterisierung gibt? Oder daran, dass mich die Storyidee über eine Welt im Krisenmodus zu sehr an die Realität erinnert? Antares Bottlinger kann schreiben, ohne Zweifel, aber irgendwie werde ich dennoch nicht warm mit der Geschichte. Ich frage mich: funktioniert so etwas wirklich, dass Fremde aus einer weit entfernten Galaxie auf einem Planeten landen, der bisher nur Kontakt zu einem einzigen außerirdischen Volk (den Hamamesch) hatte und die Menschen sofort akzeptiert werden? Wie kann dieses Volk den Fremden aus der Milchstraße so viel Vertrauen entgegenbringen, obwohl sie von den Hamamesch hingegangen wurden, und sie sich nicht einmal selbst vertrauen?

Die Steine, die der Autor Perry Rhodan und seinen Freunden in den Weg legt, sind nicht größer als Kieselsteine. Alles geht viel zu leicht, man kooperiert mit den Menschen, die den Tekhetern (Liest hier noch jemand dauernd Tekener?) haushoch überlegen sind. Wobei ich mich frage, warum sie sich einfach ihre Space-Disk abnehmen lassen oder nicht mittels der Armbandkoms die MAGELLAN rufen können? Das hat früher doch ohne weiteres geklappt, in dem man die Space-Disk als Relais verwendet. Der Weltenbau klingt bis auf die lumineszierende Vegetation und die organische Architektur eher unspektakulär. Lässt man das Außerirdische weg, könnte die Geschichte auf der Erde der Jetztzeit spielen. Vielleicht ist es das, was mir fehlt, ein Sense of Wonder, der sich nicht nur in der Umgebung widerspiegelt, sondern auch in den Charakteren und deren Geschichte. Das Liebesabenteuer um Ras Tschubai wirkte dagegen aufgesetzt und kitschig.

Es ist der erste Roman, der die Staffelhandlung nicht weiterbringt. Natürlich war zu erwarten, dass man dem Autor für seinen Wiedereinstieg – er schrieb bereits Band 65 für NEO, unter seinem damaligen Namen Andrea Bottlinger – keine allzu komplexe Geschichte geben würde. Wie gesagt, der Roman ist nicht wirklich schlecht. Es ist aber auch kein Highlight, was die Qualität innerhalb der laufenden Staffel etwas drückt.

Erwähnenswert ist das Titelbild von Dirk Schulz, das die Beschreibung von Lumaron sehr gut visualisiert.

»Terror auf Tynar« ist ein Planetenabenteuer, dass etwas schlicht daherkommt. Die Charaktere und die Motivation der Protagonisten, allen voran Perry Rhodan, wirken etwas blass. Dagegen wurde die Geschichte actionreich umgesetzt.

Fantheorien in der SOL

Die kommende Ausgabe der SOL 118 hat mir emotional so einiges abverlangt, denn wir mussten gleich drei (bzw. vier) Nachrufe veröffentlichen. Die PRFZ nimmt Abschied von Swen Papenbrock, Rainer Schorm und Thomas Rabenstein. Von Letzterem stammt auch das Cover der Ausgabe 118. Dafür haben die Abläufe dieses Mal sehr gut geklappt und wir waren recht schnell fertig. Vielen Dank an all die Unterstützer im Hintergrund.

Nun ist die SOL 118 an die Mitglieder unterwegs. Mit an Bord ist u. a. Michael Marcus Thurner. In einem Interview erzählt er von seiner Arbeit für die aktuelle Miniserie PERRY RHODAN-Kartanin. Alexandra Trinley berichtet in ihrer Kolumne zur Hauptserie aus dem Sternenmeer über die PERRY RHODAN-Romane 3305 bis 3312 und Spätleser Andreas Gruber nimmt den letzten Silberband des M 87-Zyklus‘ unter die Lupe. Ich kümmere mich um den zweiten Teil der »Paragon« Staffel von PERRY RHODAN NEO.

Technikfans kommen in Beiträgen von Frank G. Gerigk, Andreas Weiß und Günter Puschmann mit Sachartikeln und Risszeichnungen auf ihre Kosten. Und der Schwerpunkt steht unter dem Thema »PERRY RHODAN-Fantheorien«.

Aus der Fanszene schreibt Patrick A. Kompio über ein Filmprojekt für den WeltCon 2011. Norbert Fiks erzählt in einer Kurzgeschichte über Takos Dilemma.

Wenn alles klappt, wird die SOL die Mitglieder der PERRY RHODAN-FanZentrale in den kommenden zwei Wochen erreichen.

Die Moral der Kelosker

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 354 – »Erben der Leere« von Rüdiger Schäfer

Die MAGELLAN materialisiert im Leeraum zwischen der Milchstraße und M 33. Wer nicht materialisiert, ist die Besatzung. Die schwebt minutenlang in einem phasenverschobenen Zustand durchs Raumschiff, bis der Effekt nachlässt.
In der Nähe entdecken Perry Rhodan und seine Begleiter einen Sonnentransmitter und zwei teils zerstörte Kontore der Hamamesch. Man teilt sich in zwei Gruppen auf, um die Kontore PHARIS und CHRONA zu untersuchen, und um festzustellen, was passiert ist.
Thora, John Marshall, Gucky und Aveline Celestaris untersuchen PHARIS. Sie finden tote Hamamesch und empfangen einen Notruf, der die Signatur der SOL trägt. Die Kennung stammt noch aus der Zeit als es die SOL in die Vergangenheit Arkons verschlagen hatte. Im Inneren des Kontors stoßen sie auf drei überlebende Meuterer, die damals mit der Korvette TIME BREAKER von der SOL geflohen waren, weil sie die Reise aus der Vergangenheit in die Zukunft mittels Dilatationsflugs in Kryokammern unternehmen wollten.
Die drei sind auf der Flucht vor dem Kelosker Omnark, der sie seit Jahren auf seinem Raumschiff gefangen hält und wie Versuchstiere quält. Als das Keloskerschiff Thora und ihre Gruppe isoliert und von Robotern angreifen lässt, zwingt Aveline Celestaris ihren inneren Dämon Eidolon dazu, die Roboter zu zerstören. Als schließlich Perry Rhodan seiner Frau zu Hilfe eilt, verbeugt sich Omnark ehrfürchtig vor dem Zeitträger und entschuldigt sich für den Angriff, der wiederum nur ein Test war.
Rhodan versucht ihm zu erklären, dass es Unrecht ist, die Kontore der Hamamesch zu zerstören und auch, die drei Terraner seit Jahrhunderten immer wieder irgendwelchen Versuchen auszusetzen. Die Denkweise des Keloskers ist so fremd, dass er dies nicht verstehen will. Für ihn waren diese Taten notwendig.
Als Rhodan die drei Menschen mit auf die MAGELLAN nehmen will, offenbart ihnen Omnark, dass sie nur Bio-Avatare sind. Ihre echten Körper stecken noch in den Kryokammern, die die Kelosker vor vielen Jahrhunderten aus der TIME BREAKER geborgen haben, nachdem die Technik des Raumschiffs versagt hatte. Sie waren die einzigen Überlebenden, aber ihre Körper sind nicht mehr lebensfähig, nur ihr Bewusstsein ist noch intakt und kann nur in der Nähe der Körper existieren. Der Schock für die drei Menschen ist so groß, dass sie eigenhändig ihre Kryokammern zerstören, um endlich in Frieden zu sterben.
Omnark gibt Rhodan ein Artefakt mit Wissen über alternative Zukünfte, bevor sich die MAGELLAN aus eigener Antriebskraft auf den Weg nach M 33 macht.

Der Inhalt des Romans überrascht, weil der Titel wenig verrät. Ich hatte erwartet, mehr über die Hamamesch zu erfahren und wurde dagegen in die Denkweisen der Kelosker eingeweiht. Wie der Autor schon seine Figuren sagen lässt, ist es nicht einfach, sich mit einem Kelosker zu unterhalten. Seltsamerweise spielte das in der zurückliegenden Staffel, als Rhodan den Kelosker Dobrak traf, noch keine so große Rolle. Dennoch ist es faszinierend, wie Rüdiger Schäfer versucht, ein elfdimensional denkendes Wesen zu beschreiben. Die wichtigste Aussage ist am Ende die, dass sich Moral bzw. moralische Grundsätze von Spezies zu Spezies unterscheiden.

Zudem erweitert der Autor den Charakter von Aveline Celestaris um weitere Facetten. Die junge Frau wird mit Hilfe von Gucky viel selbstbewusster und überwindet ihre Angst vor ihrem inneren Dämon Eidolon, den sie ab jetzt kontrollieren kann.

Schön finde ich auch hier wieder, wie längst vergangene lose Handlungsfäden wieder aufgenommen, fortgeschrieben und mit der aktuellen Staffelhandlung verknüpft werden. Ich musste erst nachschauen, welche Zeitreise der SOL gemeint war. Denn das Raumschiff hat bereits zwei Reisen in die Vergangenheit unternommen.

Leider erfahren wir nicht wie erhofft, mehr über die Hamamesch und ihre Absichten in der Milchstraße. Mehr als einen Blick hinter die Kulissen der Kontore gewährt uns der Autor nicht. Das fand ich ein wenig unbefriedigend. Natürlich erfahren wir auch nicht, warum die Kelosker die Kontore der Hamamesch zerstört haben und warum der Sonnentransmitter nicht mehr funktioniert.

Hinter »Erben der Leere« steckt ein philosophisches Kleinod, das ob seiner Sprache etwas schwierig zu lesen ist. Wer sich aber traut, kann vieles aus dem Roman für das eigene Weltbild mitnehmen.

Abschied von Roi Danton

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 353 – »Das Zwottertracht-Paradoxon« von Olaf Brill

Nach ihrer Ankunft am Sonnentransmitter von Sher 25, macht sich Carembroich heimlich aus dem Staub, zurück lässt er seine beiden Koffer. Perry Rhodan und seine Begleiter werden eher unfreundlich von den Bewohnern des Planeten Zwottertracht empfangen. Den Zwottern, die sich mit den Vincranern den Planeten teilen, unterliegt die Bedienung des Sonnentransmitters, doch sie lassen die MAGELLAN erst einmal in einem Orbit parken und verbeten sich jeden weiteren Kontakt.
Viele andere Bewohner des Planeten allerdings nutzen die Gelegenheit und schauen sich das terranische Schiff an. Wie Mücken umschwärmen sie den Kugelriesen, bis es einem gelingt, mit seinem Ein-Mann-Raumboot an Bord zu gelangen. Der Vincraner wird von Gucky und den anderen Mutanten gejagt und festgesetzt. Doch der junge Vincraner verhält sich merkwürdig, immer wieder bricht sein Kreislauf zusammen und schließlich gelingt es ihm wieder von der Krankenstation zu fliehen. Als er sich am Antrieb einer Dragonfly vergeht, verwandelt er sich plötzlich in einen Zwotter.

Rhodan schickt derweil Roi Danton in einer seiner perfekten Pseudo-Variablen Konkonmasken mit dem kleinen Raumboot des Vincraners nach Zwottertracht, damit er dort Informationen sammeln kann. Dem Franzosen in der Hülle eines Vario 500 gefällt die Lebensweise der Vincraner und Zwotter. Er begegnet den beiden Spezies offen und freundlich und lernt sogar eine junge Vincranerin näher kennen als es der Expeditionsleiter Perry Rhodan beabsichtig hatte. Nach und nach erfährt Roi, dass die Vincraner sich in Zwotter verwandeln und auch wieder zurückverwandeln können. Seit dem Exodus der Liduuri haben sie in einer Art Traumrealität verbracht, bis die Hamamesch über den Sonnentransmitter in die Milchstraße eingefallen sind. Sie haben dabei nicht nur die Vincraner zutiefst verstört, sondern auch noch den Sonnentransmitter beschädigt.
Das entdecken auch Perry Rhodan und die Crew der MAGELLAN, als sie ein Trümmerteil eines Kontors der Hamamesch bergen. In dem finden sie einen Toten, der zwar wie ein Hamamesch aussieht aber keiner ist. Rhodan kontaktiert die Zwotter und bietet ihnen Hilfe bei der Reparatur des Sonnentransmitters an. Doch erst als Roi Danton das spirituelle Oberhaupt der Zwotter und Vincraner davon überzeugen kann, dass die Menschen wirklich helfen wollen, lassen die Zwotter zu, dass Rhodan mit den Paddlern auf Zwottertracht landen dürfen. Bei der Reparatur stellen sie fest, das ein Teil des Transmitter fehlt. Dieses eine Teil steckt in einem der Koffer von Carembroich. Es handelt sich um einen Ast aus einem Transmitterwald, das sich perfekt in die Apparatur des Sonnentransmitters einfügt und zum Funktionieren bringt. Aber wie kommt ein Ast aus einem Transmitterwald in einen Sonnentransmitter, der einst von den Memetern gebaut wurde, als es noch keine Transmitterwälder gab? Das ist das Zwottertracht-Paradoxon.
Das spirituelle Oberhaupt der Zwotter und Vincraner bittet Roi Danton seinen Platz einzunehmen, bevor der uralte Zwotter in Rois Armen stirbt. Roi beschließt auf Zwottertracht zu bleiben, während die MAGELLAN ihre Reise nach M33 antritt.

So bunt wie das Titelbild präsentiert sich auch der Roman. Der überwältigende Weltenbau nimmt mich als Leserin komplett gefangen. Staunend folge ich Roi Danton über und unter die Oberfläche von Zwottertracht, hinein in eine ungewöhnliche Kultur voller exotischer Wunder. Lange lasse ich mich von Olaf Brill an der Nase herumführen, weil ich denke, die Verwandlung von Vincraner in Zwotter und zurück wäre das Paradoxon, bis sich am Ende herausstellt, es ist ein Bauteil des Sonnentransmitters und dessen paradoxe Herkunft.

Dabei fing der Roman gar nicht so gut an. Carembroich macht sich einfach aus dem Staub und ich war entsprechend sauer, dass man Rainer Schorms letzte Figur, die er so liebevoll charakterisiert hat, einfach entsorgte. Irgendwie passte das nicht zum Charakter, aber sonst hätte die Geschichte nicht funktioniert. Dafür rollt Olaf Brill seiner Lieblingsfigur Roi Danton nochmal den roten Teppich aus und schenkt ihm am Ende auch noch ein Happy End mit einer netten Partnerin. Das kommt überraschend, ist aber eine Lösung, mit der ich gut leben kann.

Ein bisschen Out-of-Charakter sind die Paddler dargestellt. Die Jugendlichen, die man vor der Reise von einer Paddlerplattform an Bord genommen hatte, führen sich ein bisschen zu selbstbewusst auf. Waren sie bei ihrer Ankunft auf dem Chef eher introvertierte Nerds, kommen sie nun großspurig und arrogant daher. Außerdem war mir nicht bewusst, das Paddler Sonnentransmitter reparieren können. Vielleicht haben die Paddler einst in Andromeda damit Erfahrung sammeln können, ja. Aber die drei Jungspunde … Nein, das glaube ich nicht.

Bei einem anderen Detail musste ich mit dem Kopf schütteln. Warum müssen die bei PERRY RHODAN immer landen? Die MAGELLAN hat einen Durchmesser von beinahe drei Kilometer – warum sollte ein so großes Schiff auf einem Planeten landen? Allein die Masse wieder in den Orbit zu befördern, kostet Unmengen an Energie. Die Schäden, die bei Start und Landung in der planetaren Atmosphäre verursacht werden, sind ebenfalls nicht zu vernachlässigen. Das größte Problem ist jedoch die Statik, ein solches Schiff würde bei Erdgravitation praktisch in sich zusammenbrechen. Mal davon abgesehen: In diesem besonderen Fall ist eine Landung auch noch völlig unsinnig. Was hat man davon – die Leser beeindrucken oder die Vincraner noch mehr verstören? Da hätte die Landung mit einem Beiboot oder mit mehreren Space Disks ausgereicht.

Man merkt dem Autor seinen cineastischen Hintergrund an. Die Szenen sind so beschrieben, als würde man sie für einem Film inszenieren. Da wird mit Beleuchtung und Schatten gearbeitet, da werden Bilder vor den Augen des Lesers lebendig und Bewegungen folgen einer Choreografie. Kai Hirdt beherrschte diese Art des Schreibens in seinen NEO-Romanen nahezu perfekt und ich vermisse seine Arbeit für NEO. Olaf Brill macht sich an, in Kais Fußstapfen zu treten.

»Das Zwottertracht-Paradoxon« erzählt mit viel Sense of Wonder den Abschied von Roi Danton. Doch da er durch seinen Robotkörper fast unsterblich ist, könnte er jederzeit zurückkehren.

Dieb mit Skrupeln

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 352 – »Carembroich, der Dieb« von Rainer Schorm

Auf Zalit im arkonidischen Imperium suchen Perry Rhodan seine Frau Thora zusammen mit Atlan nach einer neuen Besatzung für die MAGELLAN. Dass sie die Mehandor-Sippe, die sie bei der Erbeutung des Schiffes an Bord genommen haben, nicht auf Zalit absetzen, fällt ihnen bald auf die Füße. Denn die Matriarchin der Sippe versucht die Unsterblichen und ihre neue Crew auszuschalten, kaum das sich die MAGELLAN von Zalit entfernt hat. Die Mehandor will das Fernraumschiff für sich, auch wenn es eigentlich viel zu groß für sie ist.
Doch Perry und seine Freunde bekommen die Lage in den Griff, unter anderem mit Hilfe von Aveline Celestaris und ihrem Schatten Eidolon sowie einem Vincraner, der sich Carembroich nennt und sich als Lotse angeboten hat.
Carembroich weiß genau, wo die Hamamesch in die Milchstraße angekommen sind. Es ist nämlich sein Heimatsystem, dessen Sonne Sher 25 ein Sonnentransmitter ist. Doch er hat ein Problem, das ihn umtreibt und das er vor Perry Rhodan geheim hält. Vor vielen Jahren hat er seinem Volk zwei Artefakte entwendet. Die Übergabe des Diebesguts an den Auftraggeber hat aber nie stattgefunden, weil dieser nicht auftauchte. Nicht nur fühlt er sich seit dem verantwortlich für die Artefakte und will sie zurückgeben, zudem hat er Angst, dass ihn irgendwann derjenige aufspürt, der ihn beauftragt hat und die Artefakte doch noch einfordert. Und tatsächlich taucht recht bald ein Schiff auf, dass die MAGELLAN verfolgt. Bei einem Angriff des Schiffes innerhalb des Planetaren Nebels, der Sher 25 umgibt, wird dessen Schiff in den Halbraumtunneln, die den Nebel durchziehen zerstört.
Carembroich löst sein Versprechen ein und lotst die MAGELLAN sicher nach Sher 25.

Es ist der letzte Roman von Rainer Schorm. Wenn man das weiß, ahnt man, dass der Autor noch viel mehr erzählen wollte. Carembroich war seine Figur. Wehmütig, verlassen und mit großen Schuldgefühlen ausgestattet, ist er die ernsthafteste Figur, die der Autor im Laufe der NEO-Serie geschrieben hat. Der Vincraner hat seine Eigenheiten, wie das zwanghafte Verlangen die beiden Artefakte in Koffern mit sich herumzutragen. Das alles ist sehr glaubhaft beschrieben und so spannend, dass man den Roman nicht aus der Hand legen möchte.

Doch bevor die Geschichte erzählt werden kann, müssen erst noch die Mehandor aus dem Vorgängerroman verschwinden. Irgendwie wurde die Mehandor-Matriarchin von Ruben Wickenhäuder völlig anders charakterisiert. Bei ihm war sie eine taffe Anführerin, die sich den Menschen gegenüber kooperativ gab. Nun ist sie eine machthungrige Intrigantin, die über Leichen gehen würde, um die MAGELLAN in die Hand zu bekommen. Wobei ihr eigentlich klar sein muss, dass das Raumschiff eine Nummer zu groß für sie ist. Die Frage ist: Warum hat Perry Rhodan ihr und ihrer Sippe nicht den versprochenen Schweren Kreuzer gegeben und sie ziehen lassen? Dann wären ihm die Meuterei und die durch sie angerichteten Schäden erspart geblieben.

Die Hamamesch sind also über einen Sonnentransmitter in die Milchstraße gekommen. Die Alten Straßen, einst von den Memetern erbaut, sind nach wie vor funktionsfähig und führen offenbar noch in andere Galaxien außer nach Andromeda. Hier werden wieder Handlungselemente aus früheren Staffeln aufgenommen und fortgeführt. Es ist die Stärke der PERRY RHODAN-Serie. Das Universum wird nach und nach erweitert und zu einem komplexen Gebilde aufgebaut. Das gilt ebenfalls für NEO.

Eidolon hat Gesellschaft bekommen, denn offenbar ist der Auftraggeber oder Verfolger von Carembroich auch ein schwarzes »Wolkenwesen«. Und da die gestohlenen Artefakte auf Eidolon eine besänftigende Wirkung haben, ist auch klar, warum sie der Auftraggeber unbedingt haben will. Sind es womöglich Waffen?

Ich habe »Carembroich, der Dieb« gleichermaßen mit großem Interesse und viel Wehmut gelesen. Rainer Schorms astronomisches Fachwissen, seine humorigen Dialoge und seine philosophischen Botschaften kommen in diesem Roman nochmal voll zum Tragen und werden mir sehr fehlen.

Das blühende Universum

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 349 – »Gruft und Quelle« von Rainer Schorm

Icho Tolot bricht aus der Smaragdgruft auf Oxtorne aus. Mit der GORRL, einem von Unbekannten vor Jahrzehnten bereitgestellten Raumschiff, bricht er in den Weltraum auf. Ein Ruf führt ihn zu einer großen Smaragdgruft in einem Transmitterwald in der Nähe von Sagittarius A*. Nach Jahren ergebnisloser Erforschung der Gruft und des Transmitterwaldes erhält Tolot gedanklich den Auftrag nach Gäa zu fliegen. Dazu bekommt er DNS-Datensätze von Perry Rhodan und Thora Rhodan da Zoltral sowie die Anweisungen wie er nach Gäa gelangt. Auf dem Planeten Styx trifft er auf Galto Quohlfahrt. Durch den Charon-Schacht und den Zeitbrunnen gelangt er nach Gäa, wo er von seinen Freunden freudig begrüßt wird.
Dort beobachten gerade Perry Rhodan und Reginald Bull wie die Azaraq-Flotte den Margor-Schwall beschießt und Amtraniks Damokspäre versucht, ihn zu durchstoßen. Als der Versuch scheitert, verlässt die Spähre das Gebiet und zerstört dabei hunderte Raumschiffe der Azaraq-Flotte.
Tolot bittet Perry und Thora mit ihm durch den Zeitbrunnen zu gehen und zur Smaragdgruft zu fliegen. Der Azaraq Tagrep Kerrek möchte Gäa ebenfalls verlassen, weil er verhindern will, dass nach Amtraniks Verschwinden unter den Bluesvölkern ein Krieg ausbricht. Galto Quolfahrt stellt ihm auf Styx ein Raumschiff zur Verfügung. Tolot, Rhodan und Thora bekommen von ihm verbessertes Gyps, damit sie mit dem Beiboot der GORRL schneller an ihr Ziel gelangen. Doch bei der Rückkehr zur GORRL lässt die eigenwillige Schiffs-KI sie zunächst nicht an Bord, derweil sich die Damoksphäre der Gruft nähert. Als sie endlich in der GORRL sind, versucht Tolot Perry und Thora mittel mit Transmitterschoten in den Transmitterwald zu schicken. Doch Amtranik kann das Signal abfangen und holt die beiden zu sich in die Damokspähre. Dort hat der Labori eine Nekrophore erschaffen (dazu wird ein schwarzes Loch in einen Zeitbrunnen geworfen) und will Rhodan und Thora ihr zum Fraß vorwerfen. Die Nekrophore zehrt jedoch auch an ihm und macht ihn so schwach, dass die beiden mittels einer Transmitterschote entkommen können.
Im Wald öffnen Perry und Thora die Gruft, in der ihre Tochter Nathalie erwacht. Sie erklärt, dass die Symaios nun abgeschlossen werden kann. Die Unsterblichen in ihren Grüften waren die Matrix und sie braucht nun ihre Eltern damit sie für den letzten Schritt als Anker dienen sollen. Sie taucht sie in ein Bad aus Gyps und schickt anschließend sie zur GORRL zurück.
Zwischen der Gruft und der Damoksphäre bildet sich ein Hypertunnel und die Gruft kollidiert mit der Sphäre. Beide stürzen auf das schwarze Loch Sagittarius A*, wo ein gigantischer Zeitbrunnen entsteht, den Tolot als Zeitquelle bezeichnet. Nathalie entkommt in der Smaragdgruft durch einen Zeittunnel.
Auf Gäa beschließt die Menschheit in die Lokale Blase und ins Solsystem zurückkehren zu wollen.

Puhhh! Die Symaios, das Ende von allem, hat nun endlich ein Ende gefunden. Was, warum genau damit geheilt wurde, hat sich mir zwar nicht so recht erschlossen, aber die Kapitel Symaios und Amtranik scheinen Gott sei Dank nun abgeschlossen. Es ist unterhaltsam, was sich Rainer Schorm ausgedacht hat. Er erzählt es auch kurzweilig und mit launischen Dialogen, allerdings ist mir der ganze Aufbau eine Nummer zu komplex. Quanten, 5-Vegetation, Margor-Schwall und ein übermächtiger Gegner mit noch übermächtigeren Waffen machten mir in dieser Staffel das Lesen zur Qual. Das ist auch beim letzten Band so. Der Gipfel: Perry Rhodans Bad im Gyps-Bett und schon ist alles wieder gut. Wirklich?

In diesem Roman wird munter allerlei in einen Topf geworfen, rumgerührt und dem Leser serviert. Natürlich gab es den großen Plan im Hintergrund, aber selbst Nathalie, obwohl sie daran beteiligt ist, scheint nicht zu wissen, wer denn nun derjenige welche ist. ES kann es nicht sein, denn die ist ja bei NEO nicht so alt. Übrigens, dass es sich in der Gruft um Nathalie handelt, war mir schon nach den ersten beiden Zwischenkapiteln klar, in denen sie zu Wort kommt. Ich habe das Gefühl, dass die Tochter von Perry und Thora herhalten muss, wenn den Autoren die Ideen ausgehen. Sie scheint in alle Verschwörungen und Verwicklungen verstrickt zu sein. Das ist auf Dauer etwas zu vorhersehbar. Mir wäre lieber, man hätte ein bisschen mehr neues Personal herangezogen und das Ganze weniger kompliziert gemacht.

Überraschenderweise spielen die Vitalier im Abschlussband überhaupt keine Rolle. Da frage ich mich dann doch, warum sie überhaupt aus dem Hut gezaubert wurden. Und hieß es nicht anfangs, dass sie mit Paragon unter einer Decke stecken und durch den Aufenthalt im Zentrum der Galaxis irgendwie genetische Schäden davontragen? Zudem stellen sich mir am Ende dann doch noch einige Fragen. Was ist mit der Granulenbildung, bleibt das jetzt so? Was ist mit der Kalmenzone, wenn die Menschen ins Solsystem zurückwollen, hat die sich aufgelöst? Und dann steht da ja noch immer das Distanzlose Tor im Zentrum der Milchstraße, durch das die Garbeschianer gekommen sind. Sollte man da nicht zumindest einen Wachposten aufstellen, damit nicht wieder überraschend eine Invasionsarmee vor der Tür steht.

In »Gruft und Quelle« verarbeitet Rainer Schorm viele exotische Ideen und führt die mäandernde Staffelhandlung einigermaßen schlüssig zusammen. Aber auch er kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Staffel viele Lücken und Schwächen hat.

Staffelfazit

Der große Wurf ist ausgeblieben. Die Ankündigung das NEO in eine neue Ära aufbricht, hat sich nicht so wirklich bestätigt. Wohl ist die Welt nach der Symaios eine andere, als die die Perry Rhodan kennt – dunkler, gewalttätiger, dystopischer. Das scheint ihn aber weniger zu stören, als dass er weitermacht wie bisher, sobald er den ersten Freund aus einer Smaragdgruft befreit hat. Die Handlung der Einzelromane bewegt sich von hier nach da und von da nach dort, mitunter auch mal in ein Logikloch. Mir fehlt der rote Faden. Liebgewonnenes neues Personal wird alsbald abgestoßen und die alten Recken wieder hervorgeholt. Perry findet schon sehr bald seine Thora wieder, was viel zu früh passiert. Viel zu früh wird auch verraten, dass hinter Paragon Amtranik steckt. Das hätte ich mir bis zum Ende aufgehoben, dann wäre es ein echter Knaller gewesen.

Das mit den Gyps-Blüten und 5D-Pflanzen ist an sich eine nette Idee, die aber im Laufe der Staffel zu Tode geritten wird. Es war am Ende so dominant, dass es unsere Helden handlungsunfähig gemacht hat. Denn seien wir ehrlich, was haben denn Perry und seine Leute denn jetzt wirklich praktisch getan, um dem ganzen Spaß ein Ende zu bereiten. Wenig bis nichts, denn das meiste haben ihnen ja die Pflanzen abgenommen.

Nach dem grandiosen Beginn wurde sehr viel Potenzial verschenkt. Wenn man es langsam angegangen wäre und nicht versucht hätte, zu viel in der Handlung unterzubringen, wäre das besser gewesen. Die wirklich tollen Geschichten aus dieser Staffel, die Evakuierung der Erde, der Hordenzug Amtraniks durch die Lokale Blase, die Mobilisierung der Azaraq bekomme ich nur in Rückblenden zu sehen. Überhaupt, warum brauchte man eigentlich Gäa? Warum hat man die Kalmenzone nicht dem Margot-Schwall gleichgesetzt? Und statt sich durch die halbe Galaxie zu schlagen, wären Rhodan und Co erst später auf der Erde angekommen und hätten dem Angriff der Damokspähre von dort aus beobachtet. Und vielleicht hätte die Smaragdgruft mit Nathalie auf dem Mond gewartet.

Aber warum einfach, wenn es auch komplizierter und größer geht. Größer, weiter, höher – etwas, das mich bei NEO zunehmend stört. Ich mochte die Serie, weil sie näher am hier und jetzt war und weil ihre Geschichten immer von Bodenständigkeit geprägt waren. Seit ein paar Staffeln ist das leider nicht mehr so. In dieser Staffel ist es mir zum ersten Mal so gegangen, dass ich die Hefte bewusst liegen gelassen und mich lieber anderer Lektüre gewidmet habe, dass ich mich zwingen musste, die Geschichten überhaupt zu lesen. Und wenn ich sie hier nicht hätte besprechen müssen, wer weiß, dann wäre ich wahrscheinlich ausgestiegen.

Man kann nur hoffen, dass die Autoren das Ruder nochmal herumreißen und mit der neuen Staffel ein wenig mehr Bodenständigkeit in der Serie Einzug hält. Es wäre wünschenswert, denn an sich ist mir die Serie und ihre Helden schon sehr ans Herz gewachsen. Wünschenswert wäre auch wieder mal eine Auffrischung im Autorenteam. Viele gute Autoren sind im Laufe der Zeit zu anderen Serien abgewandert. Das ist sehr schade, aber vielleicht findet sich der eine oder andere Rohdiamant oder ein potenter Rückkehrer und sei es nur als Gastautor.

Interview mit Uschi

Das habe ich noch gar nicht erzählt. Anfang 2024 fragte mich der Chefredakteur der »phantastisch!« – Klaus Bollhöfener – ob ich nicht mit Uschi Zietsch ein Interview über ihre dreibändige Werksausgabe machen möchte.

Nun, Uschi kenne ich vor allem durch ihre Arbeit als Autorin bei PERRY RHODAN, wo sie als Susan Schwartz für die Hauptserie und für NEO geschrieben hat. Außerdem sind wir uns schon unzählige Male auf Cons begegnet. Klaus meinte wohl, weil wir beide in Bayern wohnen – sie westlich von München, ich östlich – würde es gut passen, wenn ich das Interview mit ihr führen würde.

Gesagt getan. Wir trafen uns zunächst im April auf dem 2. Ernst-Ellert-Con in München Gießing. Und weil wir bei der Autogrammstunde (ich hatte ein paar Publikationen von der PRFZ dabei und verkaufte diese) nebeneinandersaßen, kaufte ich gleich mal den ersten Band mit ihren Kurzgeschichten »Unerwartete Begegnungen«. Den las ich in den darauffolgenden Wochen mit großer Begeisterung, denn ich mochte die unterschiedlichen phantastischen Erzählungen, in denen es vorwiegend um Menschen geht, die sich Herausforderungen stellen müssen. Die eine oder andere Tiergeschichte ist auch dabei. Allen gemein ist eine positive Grundstimmung, die ich sehr angenehm fand.

Dann gingen die Monate ins Land und ich fand wegen der Vorbereitungen und der Durchführung der 5. PR-Tage in Braunschweig keine Zeit, mich um das Interview zu kümmern. Kurz vor Abgabetermin Anfang Oktober raffte ich mich auf und stellte eine Reihe Fragen an Uschi zusammen. Das war ungewohnt für mich, weil es nicht hauptsächlich um PERRY gehen sollte.

Ich schickt die Fragen an Uschi und hoffte, dass sie noch vor der Deadline Zeit dafür finden würde. Wenige Stunden später erhielt ich die Fragen fix und fertig beantwortet zurück. Bei ihr im Haus war ein Wasserohr gebrochen und so lange wie die Handwerker das Rohr richteten, konnte sie ohnehin nichts tun und hatte Zeit die Fragen zu beantworten. Solche Zufälle sind das Salz in der Suppe des Lebens.

Im Januar ist nun die »phantastisch!« mit der Nummer 97 erschienen. Hier ist das Interview mit Uschi auf sieben Seiten abgedruckt.

Die tintenblaue Kreatur des Schreibens

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 348 – »Die schwarze Kreatur des Todes« von Lucy Guth

Takrep Kerrek, Herrführer der Azaraq-Flotte, desertiert. Er flüchtet durch den Margor-Schwall nach Gäa wo er mit Perry Rhodan reden will. Sein Schiff stürzt über Sol-Town ab, aber der Azaraq überlebt leicht verletzt.
Er erzählt den Menschen, was seit dem Besuch von Perry Rhodan in der galaktischen Eastside passiert ist und warum er Amtranik misstraut.
Kerrek, der bei der Begegnung mit Rhodan vor vielen Jahrhunderten mit einem Zellaktivator Kontakt hatte, ist unsterblich geworden. Nach dem Tod seines Sohnes, der einst von Rhodan gerettet worden war, setzt er sich für Einigkeit und Frieden unter den vielen Völkern der Azaraq ein. Dieser Jahrhundertelanger Prozess wird durch die Ankunft Amtraniks Darmokspähre beschleunigt. Sie verschlingt nicht nur den Planeten Moloch – auf dem einst die Memeterarche mit der Menschheit gestrandet war – sondern sie vernichtet zudem den Heimatplaneten eines Azaraqvolks, das Widerstand signalisiert. Seitdem tun die Azaraq alles, was Amtranik will, auch weil er ihnen als ein religiöses Symbol, der Schwarzen Kreatur des Todes, entgegentritt.
Der Labori hat das Volk der Azaraq (Blues) und dessen Geschichte gut studiert und nutzt ihre Religion und ihre genetische Veranlagung zur Fruchtbarkeit, um eine gewaltige Armee zu erschaffen. Er verspricht dem vermehrungsfreudigen Volk nicht weniger als eine ganze Galaxie, um sich auszubreiten, wenn sie ihm bedingungslos dienen.
Als Amtranik sie jedoch auffordert die Menschen auf Gäa zu vernichten, kommen Kerrek Skrupel. Er bittet Rhodan um Hilfe für sein Volk, während vor dem Margor-Schwall die gigantische Flotte der Azaraq und Amtraniks Darmoksphäre aufziehen.

Endlich ein Lichtblick! Nach dem furiosen Start der Paragon-Staffel folgten Ernüchterung und Langeweile. Lucy Guth reißt es mit diesem Roman wieder heraus. Er träg zwar wenig bis nichts zur Staffelhandlung bei, punktet aber mit vielen Hintergründen zum Volk der Azaraq, wie die Blues bei NEO heißen.

Unterbrochen werden Kerreks Erzähl-Passagen in der Ich-Form, durch kurze Einschübe der Sage über die Entstehung der Azaraq und ihrer vielen bunten Kreaturen. Das ist perfektes Worldbuilding und bringt die Motivationen der Protagonisten, allen voran die von Takrep Kerrek den Lesern näher. Genauso muss es sein. Dass es dabei wenig Handlung und noch weniger Action gibt, spielt in dem Fall für mich keine Rolle, denn mir ist wichtiger, dass ich verstehe, warum ein Charakter so handelt wie er handelt und dass es glaubhaft ist.

Der Roman ist ein politischer Roman, der viele Parallelen zu unserer Zeit und zu realen Personen zieht. Das mag nicht jeder gut finden, aber mir hat das ausgesprochen gut gefallen, weil die Autorin es geschehen lässt, ohne mahnend den Zeigefinger zu heben. So darf jeder erleben, was passiert, wenn Personen an die Macht kommen, die nur an ihre eigenen Bedürfnisse denken und denen mehr daran liegt, Rache zu üben, als dem Wohl des gesamten Volkes zu dienen. Allein dafür verdienen Autorin und Geschichte große Anerkennung.

Das Lucy Guth schreiben kann, hat sie schon oft bewiesen. Dass sie die Essenz der NEO-Serie begriffen hat, weil sie die Serie selbst liest, beweist, dass Fans oftmals ein viel tieferes Verständnis für die Figuren und die Welt hinter den Buchdeckeln entwickeln.

»Die schwarze Kreatur des Todes« ist nicht nur ein Roman für Liebhaber des Volks der Diskusköpfe auf langen Hälsen. Es ist ein unterhaltsamer Charakterroman in dem mehr Botschaften stecken, als in manch politischem Artikel aktueller Tageszeitungen.

Überbordendes Kuddelmuddel

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 347 – »Die Waffe der Labori« Michael Tinnefeld und Ruben Wickenhäuser

Während Perry Rhodan, seine Frau Thora und Reginald Bull auf Gäa gemeinsam mit den Oxtornern Omar Hawk und Powlur Ortokur versuchen das Katarakt-Gyps zu retten und den schwindenden Margor-Schwall zu stabilisieren, versuchen Atlan und Roi Danton mittels eines Tricks die gefangene Labori Imara Tugh zu einer Aussage zu bewegen. Das gelingt zunächst. Sie gibt Atlan die notwendigen Informationen, um zumindest die Versorgungsbasis von Amtranik anzuvisieren. Zu Hilfe kommt ihnen der Azaraq Tagrep Kerrek, der den Arkoniden auf ein Seuchenschiff der Blues-Flotte lockt und zusammen mit ihm und Roi Danton einen Plan ausheckt.
Dieser läuft zunächst nicht so, wie gedacht und das Seuchenschiff wird zerstört. Atlan und Danton werden von einem Vitalierschiff aufgebracht und können mit deren Hilfe dann doch noch den Planetoiden mit dem Versorgungsstützpunkt sprengen und rechtzeitig nach Gäa zurückkehren, bevor ihnen Amtraniks Flotte ernsthaft schaden kann.
Perry Rhodan gelingt es derweil Imara Tugh daran zu hindern, eine Maschine der Loower zu benutzen, um das Katarakt-Gyps und damit auch den Margor-Schwall final zu vernichten. Rhodan kann die Positronik der Maschine überzeugen, das Gegenteil dessen zu tun. Das Gyps erholt sich und der Margor-Schwall regeneriert sich, auch wenn es Rhodan und den anderen Unsterblichen des Teams fast das Leben kostet. Am Ende wird das Schiff von Imara Tugh in einem Lichtblitz zerstört. Die Frage, die über alledem schwebt: Ist die Labori tatsächlich tot und ist Gäa vor Amtranik in Sicherheit?

Manchmal ist weniger definitiv mehr. Das zeigt dieser Roman ganz deutlich. Dem Negativbeispiel mangelt es zwar nicht an Ideen, dafür aber an Logik und Stringenz. Die vielen Einzelgeschichten verlieren in ihrer Fülle an Bedeutung. Sie sind zum einen aus Platzgründen zu oberflächlich geschrieben, als dass sie mich als Leser tatsächlich berühren. Zum anderen frage ich mich, ob die Protagonisten wirklich wissen, was sie da tun.

Die vielen Fehler im Lektorat fallen da weniger ins Gewicht, als die unzähligen Informationen, die mir ständig unter die Nase gerieben werden. Die Blues-Staffel liegt fast 200 Bände zurück. Selbst ich weiß nicht mehr, was damals passiert ist (und ich habe ein gutes Gedächtnis). Einem Neueinsteiger wird die Informationsflut schnell überfordern. Und da bei der Handlungsfülle zu wenig Platz bleibt, um die einzelnen Charaktere richtig auszuarbeiten, fällt es schwer, sich an sie zu binden. Ich hatte stellenweise das Gefühl ein Telefonbuch zu lesen aber keinen Roman.

Nein, da wollten die Autoren mehr als notwendig gewesen wäre. Bei mir kam angesichts des ständigen Hin und Her keinerlei Spannung auf. Wenn man sich auf zwei Handlungsebenen geeinigt und diese ohne viel Drumherum erzählt hätte, wäre das für die Geschichte besser gewesen. Allein die Szenen auf dem Seuchenschiff können mich für einen kurzen Moment abholen, bevor die Geschichte durch das Auftauchen der Vitalier wieder zunichte gemacht wird. Zu viele Handlungsorte, zu viel Personal und zu viel notwendiges Hintergrundwissen – so schreibt man keine überzeugende Geschichte und so holt man langfristig keine Neuleser in die Serie.

Das Handlungskudelmuddel ist zu verkopft und emotional zu distanziert. Da helfen auch die Szenen mit Gucky und Ortokurs Schwester nicht. Da spüre ich weniger die Bindung an die Charaktere, sondern bemerke eher die handwerklichen Tricks und Kniffe, um die Handlung spannender zu machen. Manch ein Charakter wird zwischendrin gar vergessen oder wirkt wie schmückendes Beiwerk ohne Bedeutung.

»Die Waffe der Labori« ist im wahrsten Sinne des Wortes konstruiert. Ein Zufall jagt den nächsten. Die Autoren versuchen künstlich Spannung zu erzeugen, indem sie Probleme heraufbeschwören, die nicht glaubhaft und vor allem nicht notwendig sind. Kaum ein Handlungspart liest sich wie organisch gewachsen und auch die Figuren können mich trotz aller Mühe nicht überzeugen. Inwieweit der Roman für den Fortschritt der Staffelhandlung notwendig ist, wird sich noch zeigen. Ich fürchte, mehr als die Stabilisierung des Margor-Schwalls war nicht drin.

Die erste SOL im Jahr 2025

Ich habe heute die letzten Handgriffe für die SOL 117 gemacht. Die Druckdaten sollen am Montag in die Druckerei und bis Mitte Februar soll das Heft an alle Mitglieder der PRFZ rausgeschickt sein.

Im Gepäck hat die erste SOL 2025 eine neue Kolumnistin für die PERRY RHODAN-Serie. Ich freue mich, dass von jetzt an Alexandra Trinley in ihrer Kolumne »Aus dem Sternenmeer« die Romane der Hauptserie besprechen wird.

Hermann Ritter wurde auf den 5. PR-Tagen zum Ehrenmitglied der PERRY RHODAN-FanZentrale ernannt. Ich habe ihn gefragt wie er sich damit fühlt und mit was er sonst noch beschäftigt ist. Michael Thiesen hat Michael Pfrommer interviewt, der Autor spricht über die Andromeda-Fanroman-Serie des Terranischen Club EdeN, die er zusammen mit Kurt Kobler schreibt. Im Rahmen des Interviews ist eine Risszeichnung von Michel Van abgebildet zusätzlich zu den Risszeichnungen von Robert Hoermann, der die Dragonfly aus PERRY RHODAN NEO präsentiert und Frank G. Gerigk, der eine Schüttgut-Frachtfähre gezeichnet hat.

Bei einer so langlebigen Serie wie der PERRY RHODAN-Serie sind Widersprüche unvermeidlich. Einige Ungereimtheiten aus der frühen Phase der Serie werden im Schwerpunkt des Heftes angesprochen. Ich bin mir sicher, dass es dazu einige kontroverse Rückmeldungen geben wird.

Neben den unterhaltsamen Besprechungen der Silberbände von Andreas Gruber und meinen Rezensionen zur »Paragon«-Staffel von PERRY RHODAN NEO, hat Markus Regler eine Kurzgeschichte beigesteuert.

In der Rubrik »Fanszene« geht es um Frauenpower in der Science-Fiction-Szene. In Zusammenarbeit mit dem SFCD berichten Sylvana Freyberg – Chefredakteurin der »Andromeda Nachrichten« – und ich von unseren Sorgen und Nöten bei der Arbeit an unseren Magazinen. Sylvana und ich teilen eine Menge Gemeinsamkeiten, auf die wir in dem Artikel eingehen.

Das aussagekräftige Porträt auf dem Titel stammt von Günter Puschmann, der mir eine ganze Reihe an Vorschlägen geschickt hat, bei denen ich die Qual der Wahl hatte. Mir gefiel das Porträt am besten, auch weil wir schon lange kein Porträt mehr auf dem Titel der SOL hatten.