Zugbindung oder keine Zugbindung

Die Überschrift erzählt es schon. Ich war am Wochenende wieder mit der Deutschen Bahn unterwegs. Am Freitag lief es planmäßig. Ich kam überpünktlich und ohne Rennerei an und konnte endlich meinen Zahnarzttermin wahrnehmen, der im Dezember wegen meinem Abenteuer mit der Zugevakuierung ausgefallen war.

Die Rückfahrt war allerdings wieder das Problem. Beim letzten Mal war es ein angekündigter Selbstmord, dieses Mal wurde mir schon drei Wochen vorher per E-Mail mitgeteilt, dass ich wegen diverser Baustellen meinen Anschlusszug in Nürnberg nicht erreichen würde. Ich solle doch eine frühere Verbindung nehmen, die Zugbindung bei meinem Sparticket wäre aufgehoben. Ich fuhr also eine Stunde früher los und wollte mir wie immer vor der Abfahrt am Schalter noch schriftlich die Aufhebung der Zugbindung auf meinem Fahrschein bestätigen lassen.

An diesem Montag hatte der Schalter allerdings geschlossen. Ich sprach den Zugbegleiter in der Regionalbahn drauf an, der wollte oder konnte das aber nicht machen. Meine herausgesuchte neue Verbindung klappte hinten und vorne nicht, obwohl ich eine Stunde früher als geplant losfuhr, strandete ich erstmal in Nürnberg. Der junge Mann am Serviceschalter ließ sich auch nach Vorzeigen der E-Mail überzeugen, die Zugbindung meines Tickets aufzuheben. Ich holte mir etwas zu Essen und fuhr mit dem nächsten ICE problemlos nach München.

Hier war wiedererwarten der EC, mit dem ich ursprünglich fahren wollte, noch nicht abgefahren. Im Gegenteil, er stand noch nicht einmal da. Was wieder beweist, dass nichts verlässlicher ist, als Verspätungen bei der Deutschen Bahn. Laut Anzeige sollte er 15 Minuten Verspätung haben, daraus wurden dann 30 Minuten. Ich machte mich schon auf den Weg zur Regionalbahn, als die Durchsage kam, dass wegen einer Stellwerksstörung zur Zeit keine Züge aus Richtung Augsburg und Rosenheim ein- oder abfahren können. Oha! Deshalb war der Bahnhof so leer. Es standen nämlich kaum Züge herum. Ich hatte mich schon gewundert.

Kurzerhand fragte ich beim herumstehenden Bahnpersonal nach, ob es nicht sinnvoller wäre, zum Ostbahnhof zu fahren, sofern die S-Bahn vom Stellwerksausfall nicht betroffen ist. Der freundliche Herr fand, es sei eine gute Idee und schaute gleich auf seinem Smart-Phone nach, ob die S-Bahnen fuhren. Sie taten es, also fuhr ich zum Ostbahnhof. Dort warteten schon hunderte Leute auf einen Zug Richtung Rosenheim. Zehn Minuten später kam eine Regionalbahn, in die die meisten Pendler einstiegen. Zurück blieben nur jene, die weiter als bis Rosenheim wollten.

Auf der Anzeigetafel standen zwei Züge Richtung Salzburg zur gleichen Zeit, die Regionalbahn und der EC, der inzwischen 40 Minuten Verspätung hatte. Da Fernverkehrszüge immer Vorrang haben, kam der auch zuerst. Ich stieg ein und suchte mir einen Platz im fast leeren Großraumwagen.

Irgendwann vor Rosenheim kam der Zugbegleiter, um die Fahrkarten zu kontrollieren. Ein gutaussehender junger Mann – vor zwanzig Jahren wäre das exakt mein Beuteschema gewesen – nahm mein Ticket und meinte, dass ich nicht mit dem EC hätte fahren dürfen. Ich erklärte ihm, dass die Zugbindung der Fahrkarte aufgehoben wäre, und deutete auf den Stempel. Das interessierte ihn aber nicht. Er meinte, das gelte nur für den ICE und weil ich laut Fahrkarte mit der Regionalbahn weitergefahren wäre, hätte ich nicht in den EC einsteigen dürfen. Mein Argument, dass eine aufgehobene Zugbindung bedeutet, dass ich alle Züge der Bahn benützen dürfte, dementierte er. Ich holte sogar mein Handy vor, um ihm die E-Mail zu zeigen. Er sagte, dass ich mir ein Ticket für den EC hätte holen müssen und mir das Geld über die Fahrgastrechte hätte wiederholen sollen. (Das funktioniert nicht, dass Problem hatte ich nämlich schon mal. Das zusätzliche Ticket habe ich damals nicht ersetzt bekommen, weil ich ja eine Fahrkarte hatte, bei der die Zugbindung aufgehoben war.) Deshalb regte ich entsprechend auf.

Ich fahre fast 30 Jahre mit der Bahn, aber dass man mir Schwarzfahren unterstellte, ist mir in all den Jahren noch nie passiert. Ich fragte ihn etwas lauter als normal, ob das denn eine neue Vorschrift wäre. Er konterte: dass wäre schon immer so gewesen und ich solle mich bitte beruhigen. Er würde mich jetzt trotzdem weiterfahren lassen, aber ich sollte mir das fürs nächste Mal merken. Meine Frage, wo denn steht, dass IC und EC-Züge nicht unter die Aufhebung der Zugbindung fallen, konnte oder wollte er mir nicht beantworten. Er druckste nur herum, dass seine Vorgesetzten in letzter Zeit genauer hinschauen würden. Aha! Daher wehte der Wind. Er knipste meine Fahrkarte ab und ging weiter. Ich war stinksauer.

Also, ganz ehrlich, beim nächsten Mal ignoriere ich den Verbindungsalarm der DB Reisebegleitung, fahre mit den vorgeschriebenen Zügen, nehme die Verspätung in Kauf und hole mir mittels der Fahrgastrechte ein Teil der Fahrkartenpreises wieder, selbst wenn es nur 5 Euro sind.

Hier zum Nachlesen die Beförderungsbedingungen der DB zur Zugbindung. Da steht ganz deutlich, dass man mit allen Züge fahren kann, auch mit IC- und EC-Zügen. Offensichtlich wissen die Angestellten der Bahn selbst nicht, was in den Bedingungen steht. Ich habe das jetzt auf meinem Handy gespeichert, falls es wieder einer nicht weiß. Unfassbar!

Deutsche Bahn – Jede Fahrt ein Abenteuer

Es ist wie in der Lotterie. Manchmal zieht man das große Los, sehr oft aber erwischt man eine Niete. Und manchmal kann die Niete auch ein Hauptgewinn sein. Je nachdem wie man es betrachtet. Bei meiner Reise mit der Deutschen Bahn am Freitag lässt sich leider nicht so genau definieren, was von beiden es ist nun ist. Diese Entscheidung überlasse ich dem Betrachter.

Seit über zwanzig Jahren fahre ich regelmäßig mit der Bahn. In den vergangenen Jahren war es etwas weniger. Bis 2017 aber, waren es ca. 4000 Euro im Jahr, die ich für Fahrkarten ausgeben habe. Man kann sich also ausrechnen, wie oft ich unterwegs war. In all der Zeit habe ich so einiges erlebt, aber ich habe nie eine Zug-Evakuierung mitmachen müssen. Am Freitag war es dann soweit:

Es geht schon damit los, dass der Meridian kurz hinter Rosenheim an einer Langsamfahrstelle (wegen defekter Schwellen) Verspätung aufbaut. Als der Zug in den Münchner Hauptbahnhof einfährt, kommt uns mein ICE schon entgegen.
Blöderweise ist der Sprinter ausgefallen, mit dem ich sonst immer fahre, wenn ich meinen Zug verpasse. Ich nehme also einen ICE nach Nürnberg, wo ich dann die Option habe, 44 Minuten zu warten und mit der Regionalbahn weiterzufahren, um eineinhalb Stunden später anzukommen oder einen ICE nach Erfurt zu nehmen und von dort nach Saalfeld zu kommen (mit nur 50 Minuten Verspätung). Weil es kalt ist, entscheide ich mich für die Fahrt mit dem ICE über Erfurt.

Schwerer Fehler!

Das passende Wetter zum Evakuieren

Kurz vor Erfurt macht der Zug eine Vollbremsung. Kurzzeitig riecht es merkwürdig, dann steht der Zug … und steht und steht und steht. Die Durchsagen des Personals sind spärlich und sollen Hoffnung schüren, dass es bald weitergeht. Draußen rieselt der Schnee, über die verschneiten Felder hüpfen die Rehe. Es wäre so idyllisch, wenn nicht die Ungewissheit wäre, wie und wann es denn weitergeht.

Nach einer Stunde bewegt sich der Zug wieder. Die Durchsagen machen weiter Hoffnung. Nur leider ist die Geschwindigkeit so gering, dass man daneben herlaufen könnte und man wäre schneller. Immer wieder bleibt der Zug stehen, bewegt sich dann wieder ein paar Meter vorwärts, bleibt wieder stehen. Ich schwanke zwischen Hoffnung und Frust. Meinen Zahnarzttermin hatte ich schon beim Umsteigen in Nürnberg abgesagt.

Etwa zwei Kilometer weiter auf der Höhe von Arnstadt bleibt der Zug endgültig liegen. Die Durchsage ist diesmal ernüchternd, auch wenn sich die Zugbegleiterin Mühe gibt, das Ganze auszuschmücken, um die Situation besser darzustellen, als sie ist. Wir sollen evakuiert werden. Der Ersatzzug würde in Erfurt gerade bereitgestellt. Alles bereitet sich schon mal vor. Dann heißt es warten, warten und weiter warten.

Bahnangestellte laufen mit orangen Westen und Rettungsleitern durch den Zug. An drei Wagen sollen die Übergänge platziert werden. Ich werfe einen sehnsüchtigen Blick auf die Autobahn, die an der Schnellstrecke entlangführt. Ich fahre gern mit der Bahn, inzwischen aber wäre mir ein Auto lieber, trotz des Winterwetters mit glatten Straßen. Zumindest funktioniert die Heizung im Zug. Dann fährt der Zug wieder. Allerdings rückwärts, um sich für die Evakuierung in Position zu begeben. Nicht nur ich frage mich, warum der Zug rückwärts fahren kann aber nicht vorwärts. Wahrscheinlich ist nur ein Triebkopf beschädigt.

Das Taxi ist da.

Ich warte und warte. Irgendwann fährt ein zweiter ICE längsseits und hält. Das Taxi ist da! Doch es dauert noch eine halbe Stunde, bis die Evakuierung losgehen soll. Dann die Durchsage: Die Evakuierung kann nicht wie geplant über Stege von Zug zu Zug stattfinden, sondern über Leitern, weil die Länge der Wagons der beiden Züge nicht übereinstimmt. Die Durchsage erntet sarkastisches Gelächter unter den Passagieren. Draußen schneit es immer mehr. Deshalb wird der Zug nur über zwei Ausgänge evakuiert, nämlich die, die unterhalb einer Brücke liegen, damit niemand nass wird oder auf den Leitern ausrutscht.

Inzwischen ist in Polizei da. Zwei Bundeswehrangehörige auf Heimaturlaub, die zufälligerweise im Zug sitzen, helfen mit. Nochmal eine halbe Stunde später beginnt die Evakuierung. Wagen für Wagen werden die Passagiere aufgefordert zu den zwei Ausgängen am hinteren Teil des Zuges zu gehen. Wir stehen in einer Reihe. Alle sind diszipliniert. Es geht zügig voran. Ich bin schon dran, da werde ich zum nächsten Ausgang weitergeschickt. Hier scheint es ein kleines Problem zu geben, denn die Schlange bewegt sich nicht. Dann gehts doch weiter. Im Reißverschlussverfahren werden die Leute aus zwei Wagen aufgefordert, die Leiter hinunter zu klettern. Die schmale Treppe ist tatsächlich glatt, aber ich komme heil runter. Ich wage nicht daran zu denken, ob und wie meine Eltern da hinuntergeklettert wären. Man reicht mir meinen Koffer, ich bedanke mich artig und gehe ein paar Meter bis zum einzigen Eingang am Ersatzzugs. Jemand nimmt mir den Koffer ab und ich klettere die steile Leiter wieder hoch. Das Ganze hat kaum eine Minute in Anspruch genommen. Ich laufe im Zug nach vorn und finde einen freien Sitzplatz neben einem jungen Mann mit MacBook.

Dann heißt es wieder warten. Der ICE ist entsprechend voll gewesen, weil der Sprinter ausgefallen war. Dementsprechend viele Passagiere müssen den Zug wechseln. Es dauert nochmal eine ganze Stunde, bis alle an Bord sind und es unter Applaus weitergehen kann. Trotzdem sollte ich froh sein, dass der Zug nicht in einem der 26 Tunnel liegengeblieben ist, die wir zuvor durchquert haben. Ärgerlich ist es dennoch. In den dreieinhalb Stunden, die die ganze Evakuierung gedauert hat, hätte man fast bis Erfurt laufen können. Ich frage mich: Warum man da keine Lok davor spannen kann? Das würde schneller gehen.

10:24 Uhr sollte ich ursprünglich in Erfurt ankommen. Als der Ersatzzug am Bahnsteig hält ist es 15 Uhr. Ich muss dringend was essen, und mein Trinken ist auch alle. An Bord wurde zwar Wasser ausgegeben, ich habe nur leider keins mehr bekommen. Am Bahnhof in Erfurt versorge ich mich erst einmal mit Essen und Trinken. Um 15:44 Uhr geht es weiter. Die Regionalbahn ist nicht nur proppenvoll voll, sondern auch eiskalt. Es zieht an den Füßen und ich friere trotz Jacke und dickem Pullover. Die privaten Bahnen müssen halt sparen. Dafür ist der Zug pünktlich.

Um kurz vor 17 Uhr komme ich endlich am Zielbahnhof an, sieben Stunden später als geplant. Insgesamt war ich elf Stunden unterwegs. Ein neuer Rekord für diese Strecke.

Am Montag muss ich wieder zurück. Dieses Mal auch wieder über Erfurt. Ich »freue« mich schon sehr. Ein neues Abenteuer wartet.

Neue Verbindung

Wie gestern schon geschrieben, war ich vergangenes Wochenende in Thüringen. Selbstverständlich war ich mit der Deutschen Bahn unterwegs. Und dieses Mal war mir der Bahngott wohlgesonnen, denn die Fahrten verliefen erstaunlich problemlos. Das ist man gar nicht mehr gewohnt.

Selbst das Umsteigen am Freitagmorgen in München ging. Ich musste mich zwar beeilen, aber nicht rennen. Als ich dann im ICE saß, kam die Durchsage, dass sich die Abfahrt wegen einer technischen Überprüfung am Zug verzögern würde. Nun, ja. Da hätte ich mich dann doch nicht so beeilen müssen. Der Zug fuhr mit sieben Minuten Verspätung los und ich hatte mich schon damit abgefunden, in Nürnberg meinen Anschlusszug nicht zu erreichen, aber siehe da, die Verspätung wurde aufgeholt und ich kam pünktlich in Nürnberg an.

Man merkt, es gibt kein Neun-Euro-Ticket mehr, denn die Regionalbahn nach Saalfeld war gähnend leer. Siehe Foto. Ich habe ja fast das Gefühl, das jetzt noch weniger Menschen unterwegs sind als vor dem Neun-Euro-Ticket Boom. Vielleicht liegt es aber auch an der nach wie vor herrschenden Maskenpflicht, im Fernverkehr sogar FFP2. Sieht man davon ab, war es eine relativ entspannte Fahrt.

Am Montag habe ich zum ersten Mal eine neue Zugverbindung ausprobiert. Seit einiger Zeit hält jetzt einmal am Tag ein Intercity in Saalfeld. Dabei handelt es sich um einen Doppelstockzug, der von Leipzig nach Karlsruhe fährt. Wenn ich mit dem bis Ansbach fahre, habe ich dort Anschluss an einen IC in Richtung Freilassing. Ich kann also ohne nochmal Umzusteigen bis nach Traunstein fahren. Bisher habe ich mich nicht getraut, diese Verbindung zu nehmen. Wenn nämlich einer der beiden Züge Verspätung hat sitze ich in Ansbach fest. Von Nürnberg kommt man immer irgendwie weiter. Nun, bei einem Preis von 13,90 Euro für die Rückfahrt, konnte ich nicht widerstehen. Und siehe da, es hat geklappt. Der Zug kam in Saalfeld pünktlich, er musste in Kronach sogar eine Raucherpause einlegen, weil er verfrüht war. An jedem Bahnhof kamen wir pünktlich an und fuhren auch pünktlich ab. Nur kurz vor Ansbach wurde es dann doch nochmal spannend. Da blieb der Zug stehen, weil in einem Waldstück neben den Gleisen Bäume gefällt wurden. Ich traf etwa sechs Minuten später ein, hatte aber zwanzig Minuten Zeit zum Umsteigen.

Der Anschlusszug kam dann auch zwei Minuten später und war überraschend leer. Es gab sogar einen Speisewagen, der geöffnet war und die Bediensteten brachten Kaffee vorbei. Als ich in Traunstein ankam, war ich so überpünktlich, dass ich auf meinen Mann warten musste, der noch im Traunsteiner Feierabendverkehr steckte.

Fazit: Ich wünschte mir, dass meine Reisen mit der Deutschen Bahn immer so entspannt und reibungslos vonstatten gingen. Fürs nächste Mal habe ich wieder diese Verbindung ausgesucht. Bei dem Preis lohnt sich das.

Nachtrag zu Braunschweig …

… das Drumherum.

Über den Con hatte ich ja bereits berichtet. Heute möchte ich noch ein bisschen was zur An- und Abreise, sowie dem ganzen Drumherum erzählen.

Eigentlich wollten wir ja mit der Bahn fahren, wir hatten auch schon die Tickets gekauft. Nun kam es anders und ich weiß jetzt, dass man die Sitzplatz-Reservierungen nicht erstattet bekommt, wenn man seine Buchung von sich aus storniert. Das finde ich ein wenig frech von der Deutschen Bahn. Es ist quasi eine zusätzliche Strafgebühr, denn die Stornierung eines Spartickets kostet grundsätzlich 10 Euro. Nicht, dass mir die 18 Euro im Geldbeutel fehlen würden, aber in Ordnung finde ich es nicht. Ich hoffe nur, dass die Bahn das Geld zumindest vernünftig investiert.

Ostramondra. Ob da Mondra Diamond herkommt.

Wir sind also mit dem Auto nach Braunschweig gefahren. Damit die Fahrt nicht so stressig ist, fuhren wir in zwei Etappen, mit Zwischenstopp in Thüringen, wo ich gleich noch ein paar Termine erledigen konnte. Mit unserem Corsa fand ich Autobahnfahrten belastend. Ich war danach immer völlig erschöpft. Mit dem ID3 ist das nicht so. Es ist tatsächlich ein so entspanntes Dahingleiten, dass ich anschließend nicht müde bin.

Das Laden hat wie immer anstandslos geklappt. Und bei dem warmen Wetter hat das Auto kaum etwas verbraucht. Wir sind auf 12,9 kWh pro 100 km gekommen, dies sind umgerechnet 1,3 l Diesel pro 100 km. Nach dem letzten Update hat das Auto auch signifikant mehr Reichweite. Bei 100 Prozent Ladung zeigt es jetzt 620 km Reichweite an. Wir sind am Donnerstag mit 90 Prozent losgefahren und hatten in Plech (nach 310 km) noch 43 Prozent Restreichweite. Wir hätten also locker bis Saalfeld durchfahren können. Haben das aber nicht gemacht, weil wir sowieso stehengeblieben wären und was gegessen hätte. So war es halt so, dass das Auto schneller mit Laden fertig war, als wir mit Toilettenbesuch und Mittagessen. Das Laden in Saalfeld beim Nachbarn hat nicht geklappt, der hat sich zwar eine Wallbox installieren lassen, hat aber kein E-Auto. So ist ihm nicht aufgefallen, dass die Wallbox nur mit einer RFID-Karte zu bedienen ist, die er aber vom Monteur nicht bekommen hat. So haben wir das Auto wieder an der Ladesäule am Bahnhof geladen. Die zehn Minuten Fußweg sind dann auch nicht schlimm.

In Braunschweig fand sich eine Schnellladesäule in Hotelnähe, die wir am Sonntagfrüh angesteuert haben. Wobei ich es gut fände, wenn die Hotels den Gästen eine Lademöglichkeit anbieten würden. Es muss ja kein Schnelllader sein. Auf der Rückreise nach Waging haben wir am Montag dann wieder in Greting gehalten und auch hier hatten wir so viel Restreichweite, dass das Auto nur zwanzig Minuten laden musste.

Was mir während der Fahrt aufgefallen ist, war die extreme Trockenheit. Bei uns in Oberbayern ist es nicht ganz so schlimm, aber je weiter man nach Norden fährt, umso trostloser sieht die Landschaft aus. Besonders auffällig ist es im Erfurter Becken und oberhalb des Harz. Hier wägte man sich schon fast in der afrikanischen Savanne und glaubte jederzeit auf den gelben vertrockneten Feldern Elefanten und Giraffen zu sehen. Der Mais war zirka einen Meter hoch und komplett dürr. Das habe ich so noch nicht gesehen. Die Wälder im Thüringer Wald oberhalb der Saale sind inzwischen großflächig gerodet. Auf manchem Bergkamm steht nicht ein Baum mehr. Das ist ein grusliger Anblick.

In den Dörfern rund um den Harz sieht es nicht weniger gruslig aus. Wir fuhren durchs Mansfelder Land und waren auf der Suche nach einer Gaststätte oder einer Bäckerei, wo wir hätten Mittagessen können. Fehlanzeige. Die Dörfer wirken runtergekommen und verlassen, die Geschäfte waren geschlossen und die Fenster verbarrikadiert. Die Gaststätten, die in der Google-App angezeigt wurden, existieren schon länger nicht mehr oder hatten geschlossen. Als Alternative blieb uns da tatsächlich nur ein Besuch im Kaufland in Aschersleben. Auf der Rückfahrt sind wir auf der westliches Seite des Harz entlanggefahren, da sah die Welt tatsächlich noch ein wenig freundlicher aus. Es ließ sich auch besser fahren, deswegen brauchten wir bis Saalfeld keinen Stopp.

Von Braunschweig selbst habe ich nicht viel gesehen. Ich wünschte, ich hätte mehr Fotos gemacht. Aber irgendwie war ich die ganze Zeit über zu beschäftigt, das ich daran einfach nicht gedacht haben. Das einzige, was ich außerhalb des Congebäudes fotografiert habe, war das pompöse Treppenhaus im Hotel. Das war aber auch das einzige Highlight des Hauses. Unser Zimmer ist in den Neunzigerjahren das letzte Mal renoviert worden. Man erkennt das immer gut an den Bädern. Die Fenster sind noch aus den Siebzigern oder Achtzigern. Man kann sie nicht kippen, dafür sind Haken an den Seiten angebracht, um sie einzuhängen, damit nicht zugehen.

Großartig gedämmt scheint das Haus auch nicht zu sein, sonst wäre es tagsüber nicht so irre warm und nachts so frisch gewesen. Energetisch ist das Gebäude ein Alptraum, auch wegen des Treppenhauses. Die Austattung war recht einfach. Keine Minibar, dafür ein Föhn und ein elektrischer Heizlüfter im Bad. Mein Handtuch hatte Löcher, der Duscheinstieg war ein Abenteuer und für bewegungseingeschränkte Menschen nicht nutzbar. Die Ablagemöglichkeiten im Bad waren kaum vorhanden und die Sitzverhältnisse auf der Toilette so beengt, dass sie die Norm für Bewegungsflächen in Bädern locker unterschritten haben. Zudem herrschte ein Geruch, der einem schon den Atem verschlug, wenn man zur Tür hereinkam. Dafür dann noch 100 Euro pro Nacht zu verlangen, fand ich nicht gerechtfertigt. Es soll aber bereits renovierte Zimmer geben. Ob die dann teuer sind, weiß ich nicht. Das Frühstück war okay, auch wenn der Saft von Discounter stammte.

Ich weiß noch nicht, ob wir beim nächsten Mal wieder dort absteigen werden. Wobei es andere Conteilnehmer schlimmer getroffen hatte. Bei denen war das Hotel überbucht, und sie wurden ins Umland ausquartiert oder mussten sich eine neue Unterkunft suchen.

Die Gaststätten, in denen wir gegessen haben, waren jedenfalls sehr gut. Am Freitag waren wir im »Lord Helmchen« und am Samstag in »Schadts Brauereigasthaus«. Hier stimmt das Preis-Leistungsverhältnis und geschmeckt hat es auch.

Anzeigen für Adleraugen

Ich war am Wochenende mal wieder mit der Deutschen Bahn unterwegs. Sagen wir mal so, es lief erstaunlich pünktlich ab, bis auf die Viertelstunde, die der Regionalzug am Freitagmorgen verspätet losfuhr. Begründung: Grenzkontrollen!

Frage: Warum gibt es eigentlich noch immer Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Österreich? Die wurden während der Flüchtlingskrise 2015 eingeführt und nie wieder abgeschafft. Das ist doch eine eklatante Verletzung der Schengener Verträge. Oder sehe ich das falsch?

Jedenfalls war ich überrascht, dass ich sowohl am Freitag als auch am Montag pünktlich angekommen bin. Die Sprints beim Umsteigen zähle ich inzwischen als Fitnesstraining. Einzig, die Regionalbahnen waren wieder pumpvoll. Ich frage mich ja, wer da eigentlich fährt? Diejenigen, die sonst immer gefahren sind, jedenfalls nicht. Ansonsten sieht man da Gestalten, denen möchte man nicht im Dunkeln begegnen und eigentlich auch nicht zu nahe kommen. Wahrscheinlich sind einige von denen, die jetzt mit dem 9-Euro-Ticket unterwegs sind, noch nie mit einem öffentlichen Verkehrsmittel gefahren, denn es mangelt massiv an Anstand und Benehmen. Da wird sich schon in den Zug reingedrängelt, da sind die Leute noch beim Aussteigen. Ich musste eine Familie lautstark auffordern, damit sie die Passagiere aus der Regionalbahn erst einmal haben aussteigen lassen. Dann werden die Sitze mit Koffer, Taschen und Füßen belegt, obwohl Leute in den Gängen stehen müssen, weil sie keinen Sitzplatz haben. Wenn man dann höflich daraufhin weist, das andere vielleicht auch sitzen wollen, wird man noch blöd angemacht. Die Zugbegleiter lassen sich gar nicht mehr sehen, wahrscheinlich eben aus dem Grund, oder weil sie ohnehin nicht mehr durch den Zug kommen. Das ist schon echt lästig. Die Bahner haben jedenfalls die Schnauze gestrichen voll. Ich kann es ihnen nicht verübeln.

Ich bin auch für einen bezahlbaren Nahverkehr, aber diese Aktion ist völlig falsch. Vielleicht sollte man sich vorher erstmal bei der Bahn erkundigen, ob die überhaupt die Ressourcen für so eine Aktion haben. Und außerdem finde ich 9 Euro im Monat einfach zu wenig Geld. 29 Euro hätte ich angemessener gefunden. Oder gleich ein 365 Euro Ticket fürs ganze Jahr. Mich wundert übrigens nicht, dass der CO2-Ausstoß durch das 9-Euro-Ticket nicht weniger geworden ist. Diejenigen, die konnten, sind nämlich aufs Auto umgestiegen.

Theorie

Das Beste an der Deutschen Bahn ist aber die zunehmende Digitalisierung. Da entdecke ich doch im Schaukasten des Wagenstandanzeigers ein Plakat. Dort steht, dass es ab sofort keinen Wagenstandsanzeiger mehr in Papierform gibt. Dafür sollen die Wagen in Echtzeit am Display angezeigt werden. Einerseits eine vernünftige Sache, denke ich, da die Anzeige in den letzten Jahren sowieso kaum mehr mit der Wirklichkeit übereingestimmt hat. Andererseits sollte aber die Anzeige das dann auch können. Was nämlich nicht überall der Fall ist. Die neueste Generation der Anzeigen am Bahnsteig kann das nämlich nicht.

Wirklichkeit

In Traunstein hat man vor kurzem die Displays getauscht. Weil man auf der neuen Anzeige, ja so viele Informationen mehr anzeigen kann. Das Problem ist aber, dass jemand, der nicht über einen Adlerähnlichen Blick verfügt, die angezeigten Informationen kaum entziffern kann. Hat es vorher gereicht, zehn Meter von der Anzeige wegzustehen, um alles gut zu erkennen, so kann man den Text jetzt nicht mal mehr lesen, wenn man zwei Meter davor steht. Das Beste ist ja. Dort wird die Wagenreihung aus Platzgründen nur zirka angezeigt, also nur erste und zweite Klasse ohne Wagennummern. Was für ein super Service. Da braucht man hellseherische Fähigkeiten, um zu wissen, wo jetzt der Wagen zum Stillstand kommen wird, in den man einsteigen möchte.

Welch ein Fortschritt! Ich frage mich ja immer: Wer heckt sowas aus? Wahrscheinlich niemand, der mit dem Zug fährt. Das muss man doch vorher testen, wie groß eine Anzeige sein muss, damit man sie auch in größerem Abstand auf einem Bahnsteig noch lesen kann. Dafür gibt es doch auch sicher irgendeine DIN-Norm.

Ich sehe schon, die Unfähigkeit verbreitet sich überall mit zunehmender Geschwindigkeit. Bei der Deutschen Bahn anscheinend noch schneller als anderswo.

Die blödeste Erfindung seit es die Deutsche Bahn gibt Teil 2

Halten wir fest, dass ich nach der Hinfahrt ziemlich genervt von der Idee mit dem Neun-Euro-Ticket war (und noch immer bin). Um Ähnliches zu vermeiden, bin ich am Montag eine halbe Stunde eher zum Bahnhof, um in der Regionalbahn nach Erfurt auch einen Sitzplatz zu bekommen.

Montagvormittag 11:45 Uhr: Nachdem ich morgens beim Zahnarzt schon ziemlich hippelig war, u.a. weil ich 15 Minuten warten musste, steigt die Spannung am Bahnsteig noch. Doch der Zug kommt pünktlich, die Leute steigen aus und es ist so leer, dass zwei Fahrgäste sogar ihre Fahrräder mitnehmen dürfen. Normalerweise ist die Mitnahme von Fahrrädern momentan eingeschränkt worden, wegen der vielen Fahrgäste. Der Zug fährt auch pünktlich los. Es ist auch eine Privatbahn und gehört nicht zur DB-Regio. Es herrscht keine FFP2-Maskenpflicht, ein medizinischer MNS reicht. Die erste Hiobsbotschaft erreicht mich noch während der Fahrt. Der ICE-Sprinter, mit dem ich fahren wollte, fällt aus. Aber es soll einen Ersatzzug geben. Toll! Da hätte ich mir das Geld für die Platzkarte echt sparen können. Warum ich dann dennoch zehn Minuten später in Erfurt ankomme, erschließt sich mir leider nicht. Aber ich hab ja genug Zeit zum Umsteigen und hole mir erst mal was zu Essen aus dem Asia-Imbiss. Das Essen dort wollte ich ohnehin schon lange mal probieren.

Der Ersatzzug lässt auf sich warten. Dafür hat er mehr Wagons, und ich ahne, warum ein Ersatzzug eingesetzt wurde. Der normale Zug war nämlich bis fast auf den letzten Platz ausgebucht. Ich hatte eine der letzten Platzkarten bekommen. Ich stehe also im dünnen Jäckchen am zugigen Bahnhof. Es regnet leicht und der Zug hat wieder mal Verspätung. Erst fünf, dann zehn und schließlich zwölf Minuten als er endlich einfährt. Ich steige ganz vor in den ersten Wagen. Der ist erfahrungsgemäß nicht ganz so voll. Und tatsächlich strahlen mich viele leere Plätze an. Es gibt sogar noch leere Einzelabteile. Die wenigen Fahrgäste verlieren sich im Großraumabteil, aber das ist ganz angenehm. Weniger angenehm ist der lautstark telefonierende Managertyp, der, als wir aus Erfurt rausfahren, aber verstummt, weil das Netz weg ist. Einziger Schwachpunkt im Zug: das WLAN funktioniert irgendwie nicht.

Wenige Kilometer weiter. Irgendwo in der Nähe von Ilmenau, dann ein Ruck. Der Zug bremst abrupt ab und bleibt kurz vor einem Tunnel stehen. Der Zugführer gibt durch, dass wir von der Strecke ausgebremst wurden. Er weiß noch nicht warum, aber sie stehen schon mit der Stellwerks-Zentrale in Verbindung. Ich schaue auf die Uhr und bin noch entspannt. Ich habe in München eine Dreiviertelstunde zum Umsteigen. So eine Störung kann dauern oder schnell vorbei sein. Minuten später hört man wie der Triebwagen angeworfen wird und der Zug versucht loszufahren, aber nicht von der Stelle kommt. Das Spielchen wiederholt sich alle fünf Minuten. Die Fahrgäste hinter mir amüsieren sich, und machen Witze über angezogene Handbremsen. Inzwischen stehen wir schon seit vierzig Minuten. Ich sehe meinen Meridian schon davonfahren. Kurz Zeit später die erlösende Durchsage vom Zugchef. Es geht weiter, die Störung auf der Strecke ist behoben, wir können weiterfahren. Der Zug setzt sich wieder in Bewegung, rein in den ersten der 26 Tunnel, die durch den Thüringer Wald gebohrt wurden.

Nach Nürnberg habe ich Lust auf einen Kaffee und laufe durch den halben Zug bis zum Bistro. Nur um festzustellen, dass es geschlossen ist. Nun es ist kurz nach 16 Uhr. Vielleicht haben die Angestellten schon Feierabend. Ich kehre zurück an meinen Platz und schreibe an meinem Roman. Dabei ignoriere ich die Tatsache, dass ich knapp 50 Minuten Verspätung habe. Vielleicht holt er ja auf der Schnellstrecke zwischen Nürnberg und Ingolstadt noch auf. Die Hoffnung zerschlägt sich kurz vor München, wo der Zug wieder langsamer wird und im Schneckentempo durch die Münchner Vororte schleicht. Mein Zug Richtung Salzburg ist definitiv weg und wegen der aktuellen Baustellen, fahren die Züge der Bayrischen Oberlandbahn momentan nur alle Stunde und nicht alle halbe Stunde. Ich werde also erst nach 19:15 Uhr da sein und nicht wie geplant 18:15 Uhr. Ich hole mir am Hauptbahnhof einen Kaffee, laufe raus bis zum Holzkirchener Bahnhof (ca. 800 m) und rufe meinen Mann an. Am Gleis steht an der Anzeigetafel, dass der Zug ausfällt. Ich checke die Navigator-App, da steht der Zug normal drin. Ich bleibe erstmal stehen und warte. Und tatsächlich kommt er wenig später komplett leer angefahren. Ich steige heute mal weiter hinten ein, denn ich ahne, dass sich die Leute im letzten Waging stapeln werden. Draußen auf dem Bahnhof höre ich die Durchsage, dass die Strecke Richtung Landshut wegen umgefallener Bäume gesperrt ist und momentan keine Züge fahren. Ich habe Mitleid mit den Reisendenden, vor allem den Pendlern.

Knapp eine Dreiviertelstunde später fahre ich einem ziemlich vollen Meridian weiter Richtung Salzburg. Am Grafinger Bahnhof halten wir plötzlich an. Eine Durchsage des Zugführers teilt mit, dass wegen eines Gewitters ein paar Bäume im Gleis liegen. Super, das hat mir heute noch gefehlt. Was habe ich getan, dass mich das Karma so bestraft? Zum Glück ist die Strecke nicht voll gesperrt, sondern nur ein Gleis. Wir müssen drei Züge aus der Gegenrichtung durchlassen, dann fahren wir weiter. Zwanzig Minuten Verspätung sind es dann trotzdem. Irgendwann nach halb Acht komme ich dann völlig fertig in Traunstein an. Ich reise mir die FFP2-Maske runter, weil mein Gesicht juckt. Ich werde die nächsten Tage wieder mit Ausschlag zu kämpfen haben. So viel zum Thema, Maskentragen wäre nicht gesundheitsschädlich oder einschränkend. Pah! Ich möchte nicht wissen, wieviel Mikroplastik sich in diesen knapp acht Stunden wieder in meiner Lunge abgelagert hat. Das kostet mich bestimmt ein paar Lebensmonate.

Zumindest habe ich heute ausreichend Zeit gehabt, um an meinem Roman weiter zu schreiben. Man soll ja immer positiv denken. Aber nun habe ich aber erstmal genug vom Zugfahren und bin heilfroh, die nächsten Wochen nicht in einen Zug steigen zu müssen. Für Anfang August habe ich bereits ein Ticket gekauft. Seltsamerweise gibt es kaum noch günstige Spartickets, seit es das Neun-Euro-Ticket gibt. Na ja, irgendwie muss die Bahn das Geld wieder reinholen. Das macht sie dann bei denjenigen, die regelmäßig fahren. Wie ich gehört habe, sind viele Pendler, wegen der vollen Züge und den unmöglichen Zuständen aufs Auto umgestiegen. Dann hat es doch geklappt, auch noch diejenigen vom Zugfahren abzuhalten, die sich das bisher noch freiwillig angetan haben. Ich sehe schon, am Ende fährt die Deutsche Bahn ohne Passagiere. Laut der Statistik aus den letzten beiden Jahren sind die Züge ohne Fahrgäste viel pünktlicher.

Hier noch ein paar Infos zu der Vollbremsung. Der Zugchef aus dem ICE war kurz vor München noch im Abteil und hat sich bei allen Fahrgästen entschuldigt. Das European Train Control System (ETCS) der Hochgeschwindigkeitsstrecke hat eine Zwangsbremsung eingeleitet, weil es die ETCS-Fahrterlaubnis des ICE nicht erkannt hat. Um das zu beheben, müssen mehrere Anfragen an das zentrale Stellwerk geschickt werden und die Erlaubnis zur Weiterfahrt muss schriftlich protokolliert werden. (Wahrscheinlich haben die ein Fax geschickt.) So viel zur modernen Technik. Wegen der Verspätung hatte dann auch das Bistro geschlossen. Die Bistro-Besatzung musste in Nürnberg aussteigen, damit sie mit dem Rückzug überhaupt wieder nach Hause gekommen sind. Kann man irgendwie verstehen.

Zum Neun-Euro-Ticket nur noch so viel. Der Hype wird nachlassen, weil viele Leute inzwischen begreifen, dass Bahnfahren nicht so easy ist, wie es immer propagiert wird. Es erfordert Geduld, Flexibilität und eine gewisse Fitness. Nicht zu vergessen das Wissen über die Abläufe und Informationsbeschaffung. Die Navigator-App ist da inzwischen unerlässlich. Ohne Smartphone würde ich heute keinen Zug mehr betreten. Ich frage mich, wie ich früher ohne ausgekommen bin. Nun, da waren auch die Züge pünktlicher. Im Rahmen des Neun-Euro-Tickets wäre ich auch dafür wieder die dritte Klasse einzuführen. Wer da alles mitfährt und wie sich manche Leute benehmen … Mannomannomann. Ich hätte auch schon einen Vorschlag:

Die blödeste Erfindung seit es die Deutsche Bahn gibt Teil 1

So, nach einem langen und turbulenten Wochenende bin ich wieder einigermaßen daheim angekommen. Zumindest habe ich heute mal wieder Zeit zum Bloggen, denn zu erzählen gibt es genug.

Ich war mal wieder mit der Deutsche Bahn unterwegs. Nichts neues eigentlich, aber an diesem Wochenende hatte ich wieder ein besonders schlechtes Karma, das dann auch noch mit dem Chaos des Neun-Euro-Tickets zusammenfiel. Doch von Anfang an.

Donnerstagmorgen 5:30 Uhr am Bahnhof Traunstein: Es ist Feiertag und ich muss schmerzlich feststellen, dass an einem Feiertag die Bahnhofshalle erst um 7 Uhr öffnet und beim Bäcker drinnen zwar schon jemand da ist, aber man weder einen Kaffee noch ein Brötchen kaufen kann, weil man nicht hinkommt. Nun gut, ich hatte mir glücklicherweise was eingesteckt. Der erste Zug Richtung München ist ein IC und steht schon mit fünf Minuten Verspätung angeschrieben. Der nachfolgende Meridian mit dem ich fahren will, wird noch pünktlich angezeigt. Eine Viertelstunde später ist die Verspätung auf zehn Minuten angewachsen und nun hat auch der Meridian fünf Minuten. Der Grund Grenzkontrollen. Nochmal eine Viertelstunde später fährt endlich der IC ein, wenig später auch der Meridian, allerdings am anderen Gleis. Weiter geht’s erstmal nicht, wegen einer Stellwerksstörung. Während sich die beiden Zugführer auf dem Bahnsteig unterhalten und eine Zigarette rauchen, steige ich schon mal ein. Irgendwann eine Durchsage des Zugbegleiters des ICs, der Zugführer möge sich doch bitte in seine Lok begeben und losfahren, das Signal stehe auf Grün. Tja, auch Mann kann sich schon mal festquatschen. Der IC fährt los, der Meridian muss noch warten. Mit 25 Minuten Verspätung beginne ich dann endlich meine Fahrt. (Alle Achtung. Das bedeutet 25 Minuten auf 25 Kilometern. Soweit ist es bis Salzburg, wo beide Züge losgefahren sind.) Meinen Anschlusszug in München schreibe ich schon mal ab. Zum Glück fährt eine halbe Stunde später noch einer. Vor Rosenheim machen wir dann nochmal auf freier Strecke eine kleine Pause, weitere Minuten vergehen. Ich beschließe, mich nicht aufzuregen. Der Zug ist außerdem schon recht voll. Ich ahne bereits Schlimmes, wenn ich an die Regionalbahn von Nürnberg nach Saalfeld denke.

Am Münchner Ostbahnhof angekommen, fährt der Zug erstmal nicht mehr weiter. Wegen einer Baustelle ist die Strecke nur eingleisig befahrbar. Ich bleibe sitzen, den alternativen ICE, mit dem ich hätte fahren wollen, schaffe ich sowieso nicht mehr. Mit sage und schreibe 40 Minuten Verspätung treffe ich endlich am Hauptbahnhof München ein. Lasse am ziemlich belagerten Servicepoint meine Zugbindung aufheben. Irgendwie verstehen viele Reisende nicht, wie die Abfertigung am Service Point funktioniert. Dass man zwar in einer Reihe wartet, aber dann an jeden Schalter gehen kann, der frei wird. Nun, ich nutze dieses Wissen und bin gleich dran. Viel Zeit habe ich eh nicht bis zur Weiterfahrt, aber für einen Kaffee ToGo vom »Rischart« reicht es.

8:22 Uhr fahre ich mit zwei Minuten Verspätung mit einem erfreulich leeren ICE weiter nach Nürnberg. In Nürnberg bleiben mir genau vier Minuten zum Umsteigen. Zum Glück gehts hier nur eine Treppe runter, fünf Meter durch die Unterführung und die nächste Treppe wieder hoch. Ich hatte meinen Sitzplatz im ICE schon so gewählt, dass ich genau an der richtige Treppe herauskomme. Am Bahnsteig erwarten mich eine Gruppe Sicherheitsleute (kann auch Polizei gewesen sein), die die geschlossenen Türen der Regionalbahn verbarrikadieren. Ich werde mit einem Kopfschütteln abgewiesen. Daraufhin schnauze ich den Typen an, dass ich seit fünf Uhr unterwegs bin, mehrere Züge verpasst und 80 Euro für mein Ticket bezahlt habe. Es interessiert ihn nicht, er lässt mich nicht einsteigen. Ich renne weiter, die nächste Tür ist unbewacht, weil der Zug gleich abfahren soll. Von drinnen sieht mich ein Mann kommen und macht mir auf. Ich quetsche mich zwischen die stehenden Passagiere und bin drin. Völlig aufgelöst, vom Rennen und der Aufregung.

Kleiner Eindruck vom vollen Regionalzug

Draußen sind 30 Grad, der Wagon ist brechend voll und ich bekomme wegen der FFP2-Maske keine Luft mehr – zumindest kann ich nicht umfallen. Drei Stationen später wird es noch enger und ich quetsche mich auf einen freien Notsitz vor dem Klo. Körper an Körper mit zwei beleibten Männern. Frei nach dem Motto: lieber schlecht gesessen, als gut gestanden. Die Luft ist zum Schneiden und wenn beim Halt an den Bahnhöfen die Türen aufgehen, giert jeder nach Luft. Vor mir packt eine junge Frau einen Fächer aus und wird sofort von allen mit neidischen Blicken bedacht. Sowas sollte ich mir vielleicht auch mal in die Handtasche stecken.

Drei Stunden, so lange dauert die Fahrt von Nürnberg nach Saalfeld mit der Regionalbahn. Dieses Mal ist es noch ein bisschen länger als sonst, weil mehr Leute zusteigen als aussteigen. Die meisten wollen nach Leipzig. Ein Ehepaar im mittleren Alter neben mir will sogar weiter nach Wismar. Sie sind heute morgen aus Stuttgart losgefahren. Der Mann muss stehen, die Frau setzt sich später neben mich, nachdem einer der Männer ausgestiegen ist. Ihr Mann jammert. Sie versucht ihn aufzuheitern, und bietet ihm ihren Sitz an, aber er bleibt genervt. Normalerweise fahren sie nicht mit der Bahn, erzählt sie mir, aber das mit dem Neun-Euro-Ticket war einfach zu verlockend. Aber dass es so voll ist, hätte sie nicht gedacht. Als ich ihr sage, dass die Deutsche Bahn von Reisen an die Ostsee abrät, wegen der vollen Züge, kommt sie ins Grübeln. Sie überlegt, ob sie nicht das Wochenende in Leipzig verbringen sollten.

Mir läuft inzwischen der Schweiß in Bächen herunter. Mein Shirt ist durchgeweicht, meine Maske sowieso. Ich trage das Ding seit sechs Stunden und kann nicht mehr. Ich ziehe es von der Nase und atme tief durch. Es interessiert ohnehin keinen mehr. Bei den wenigsten sitzt sie noch richtig. 12:30 Uhr steige ich endlich am Ziel aus dem Zug (knapp zwei Stunden später als geplant), genauso wie das Ehepaar. Sie beschließen mit dem nächsten Zug wieder nach Hause zu fahren. Dem Mann reicht es. Ich sage zu der Bahnbeamtin am Bahnsteig, die ich seit Jahren kenne, wie bescheuert ich die Idee mit dem Neun-Euro-Ticket finde. Sie antwortet mir mit dem Arm über dem Kopf: Ihr steht’s bis dahin.

Als ich mit meinem Koffer die Treppe zur Unterführung runtersteige, denke mit Grauen an die Rückfahrt am Montag.

Gendern ist diskriminierend und sexistisch

Danke, Danke, Danke an Nele Pollatscheck, die übrigens ein richtiger Trekkie ist, für ihren Artikel über das Gendern im Tagesspiegel.

Ich rege mich deswegen so über das Thema auf, weil die Deutsche Bahn gestern wieder den Vogel abgeschossen hat. Da tauchte in einem Tweet tatsächlich das Wort »Reisendenlenker:innen« auf. Liebe Deutsche Bahn, seid ihr jetzt komplett gaga? In der Vergangenheit musste ich denglische Wörter wie »Infopoint« und »Servicepoint« ertragen. Nun sind es Begriffe, die schon ein deutscher Muttersprachler nur schwer erfassen und verstehen kann, wie muss es da jemandem gehen, der Deutsch nur als Fremdsprache erlernt hat? Ja, das ist auch eine Form der Diskriminierung.

Wenn ich als Frau einen gegenderten Text lese, geht mir jedes Mal der Hut hoch. Abgesehen von der sprachlichen Ästhetik fühle ich mich auf mein Geschlecht reduziert. Dabei sollte es um Gleichberechtigung gehen. Jeder soll gleich behandelt werden. Wenn ich aber jedes Mal das Geschlecht eines Menschen hervorhebe, dann bedeutet das eine Sonderbehandlung. Dann erhöhe ich den einen auf Kosten des anderen. Dann bedeutet das, dass der Mensch nur nach seinem Geschlecht beurteilt wird und nicht nachdem, was er ist oder kann. Es spaltet die Gesellschaft, denn jedem der da nicht mitmacht, wird die Moral aberkannt.

Es ist tödlich für eine starke Gemeinschaft, die unter politischem und neoliberalem Druck steht, wenn jeder nur für sich selbst und seinesgleichen kämpft. Ohne einen geschlossenen Widerstand kann sich der Turbokapitalismus immer schneller und weiter ausbreiten, die Ungerechtigkeit weiter fortsetzen und immer mehr Menschen in Armut treiben. Das Einzige was sich dem entgegensetzen kann, ist eine starke Gemeinschaft in der jeder zugunsten der Gemeinschaft seine persönlichen Belange zurückstellt und für die gemeinsame Sache kämpft. Nur so funktioniert Gleichheit. Und nicht in dem man Frauen oder Transsexuelle Personen in Texten sichtbar macht, in dem man sie auf ihr Geschlecht reduziert. Das hat noch keiner Frau geholfen, gleiches Geld für gleiche Arbeit zu bekommen, oder einen Posten im Aufsichtsrat.

Darüber zu reden ist leicht, etwas aktiv dagegen zu tun, ungleich schwieriger. Es kostet Mühe und Zeit, die viele, der sich moralisch überlegen fühlenden, Genderbefürworter nicht aufwenden wollen.

Lotteriespiel Deutsche Bahn

Ich war in den letzten vier Wochen mehrmals mit der Deutschen Bahn unterwegs. Trotz Corona fühle ich mich da relativ sicher. Die Züge sind meist halbleer, da mache ich mir eigentlich keine Gedanken. Wenn sich dort so viele Leute anstecken würden, wären die Bahnmitarbeiter reihenweise krank oder in Quarantäne. Aber wenn man mit denen ins Gespräch kommt, stellt man fest, dass sie keine solchen Erfahrungen gemacht haben. 2020 gab es wohl auch eine Studie, die anhand der Krankenstatistik von Bahnmitarbeitern belegt hat, dass das Ansteckungsrisiko in Fernzügen eher niedrig ist. Beim Öffentlichen Nahverkehr mag das was anderes sein, da fahren auch mehr Leute mit.

Leider ist eine Fahrt mit der Deutschen Bahn durch Deutschland nach wie vor ein Lotteriespiel. Je nach Witterungslage mit mehr oder weniger guten Chancen pünktlich anzukommen. Als es Ende Januar geschneit hat, hatte ich schon ein schlechtes Gefühl, bevor ich überhaupt losgefahren bin. Bei Abfahrt 5:44 Uhr auf dem Bahnhof war die Regionalbahn auch einigermaßen pünktlich. Bis hinter Rosenheim blieb das auch so. Dann bremste der Zug plötzlich ab, fuhr langsamer und blieb dann ganz stehen. In meinem Postfach lagen da schon drei Mails, dass ich meinen Anschlusszug in München wohl nicht erreichen würde. Irgendwann ging’s wieder weiter. Fast im Minutentakt kamen die Mails, dass mein Zug mal erreichbar und mal nicht erreichbar war. Die Zahl der Meldungen erhöhte sich bis München auf 16. Letztendlich hatten wir sechs Minuten, was bei geplanten zwölf Minuten Umsteigezeit in München nur mit einem Sprint zu machen ist. Vor zwei Jahren hätte ich das in sechs Minuten vielleicht noch geschafft. Aber bei meinem derzeitigen Fitnesstand und mit FFP2-Maske hatte ich null Chancen. Der ICE fuhr gerade los, als ich zum Bahnsteig kam. Ich war übrigens nicht die Einzigste, die es nicht geschafft hatte. Das war es dann mit der Regionalbahn, mit der ich von Nürnberg nach Saalfeld fahren wollte.

Wenn der Wurm drin ist, dann richtig. Ich nahm also den nächsten Zug, der eine halbe Stunde später fuhr und bei dem ich in Nürnberg in den ICE nach Erfurt wechseln konnte, um von dort mit der Regionalbahn nach Saalfeld zu kommen. Der ICE hatte anfangs eine Türstörung fuhr dann aber los und ich kam einigermaßen pünktlich nach Nürnberg. Nur der ICE nach Erfurt hatte eine halbe Stunde Verspätung, wegen einer technischen Störung. Sprich, ich würde die Regionalbahn in Erfurt nicht mehr bekommen. Stattdessen wartete ich eine Dreiviertelstunde, um mit der Regionalbahn von Nürnberg zu fahren. Der Navigator-APP der DB sei Dank, dass man sich jederzeit die passenden Verbindung suchen kann. Der Regionalexpress blieb unterwegs an einer Baustelle stecken und somit verzögerte sich meine Ankunftszeit nochmal. Statt 10:51 Uhr wie geplant, kam ich 12:10 Uhr an und somit rechtzeitig 10 Minuten vor meinem geplanten Zahnarzttermin. Stress pur!

Die Rückfahrt war ähnlich turbulent. Verspätete Regionalbahn, verpasster ICE und verspäteter Folge-ICE. Zum Glück fahren die Regionalbahnen Richtung Salzburg nachmittags alle halbe Stunde. So war ich nur 45 Minuten später dran.

Letztes Wochenende hatte ich mich eigentlich schon wieder auf Verspätungen eingestellt. Aber siehe da, zumindest am Freitag verlief meine Fahrt ohne Zwischenfälle und ich kam tatsächlich pünktlich an. Ich hab gleich einen Strich an den Kalender gemacht. Auf der Rückfahrt klappte es anfangs auch super. Doch dann blieb kurz hinter Nürnberg der ICE stehen. Vor uns war ein Zug auf Grund eines technischen Defekts liegengeblieben. Ich stellte mich schon auf eine längere Wartezeit ein. Es waren dann aber nur 23 Minuten. Meine Regionalbahn war dennoch schon weg. Da blieb dann wenigstens noch Zeit für einen Kaffee und einen Krapfen beim Rischart im HBF München. (Fragt aber nicht, was das inzwischen kostet. Mit ein bisschen Augenmaß kann man für das Geld eine dreiköpfige Familie einen Tag lang ernähren.) Am Ende kamen dann nochmal zehn Minuten drauf, weil die Regionalbahn in Prien warten musste, um den Railjet durchzulassen. Anzahl der Info-Mails der DB über die Verspätungen: 21.

Seufz! Ich kann mich an Zeiten erinnern, an dem zumindest 80 Prozent der Züge pünktlich waren. Inzwischen muss man echt froh sein, wenn man noch am gleichen Tag ankommt. Na ja, Zumindest die Mail-Benachrichtigungen funktionieren, wenn auch mit Spam-Charakter.

Nervige Reisebegleitung

Es ist ja schön, von der Deutschen Bahn informiert zu werden, wenn die Zugfahrt nicht so stattfinden kann wie geplant oder es zu Störungen kommt. Aber 13 E-Mails um mir mitzuteilen, dass mein Zug Verspätung hat, finde ich schon etwas nervig. Besonders doof sind E-Mails mit der Nachricht: »Ihr Anschluss« wird voraussichtlich nicht erreicht«, obwohl es noch ewig hin ist bis zum Umsteigen. Das macht mich jedes mal kirre. Sogar die Zugbegleiter sind genervt, wenn man sie darauf anspricht. Der eine hat nur mit dem Kopf geschüttelt und erklärt dass das großer Mist sei, was in den Mails steht. Und er behielt recht, ich habe meinen Anschluss problemlos erwischt.

Obwohl meine Fahrt am vorletzten Wochenende schon von vornherein unter keinem guten Stern stand. Das Ticket hatte ich schon im Oktober gekauft, weil es da für BahnBonus-Kunden eine Aktion gab. Ich meine, 17,90 EUR eine Strecke von 500 Kilometern sind ein Angebot, das man nicht ablehnt. Also habe ich meine Tickets für die nächsten Monate im Voraus gekauft.

Mitte November erhielt ich dann die Info, dass die Fahrt am 3. Dezember wegen Bauarbeiten nicht wie geplant stattfinden kann. Ich sollte eine alternative Verbindung wählen und kostenlos umbuchen. Eigentlich wollte ich mit der Regionalbahn ab Nürnberg bis nach Saalfeld fahren. Die fuhr aber nicht, also suchte ich mir den ICE über Erfurt raus. Ein paar Tage später kam die Info, auch dieser Zug muss wegen der Bauarbeiten ausfallen. Es blieb eine Verbindung über Bayreuth-Kulmbach mit einem zusätzlichen Umstieg. Nun hatte es am Tag vorher auch noch geschneit, was meine Hoffnungen auf einen reibungslosen Ablauf senkte.

Aber … welch ein Wunder … es klappte alles. Ich hatte nur einen längeren Aufenthalt in Nürnberg – wo ich gleich mal einen original Nürnberger Lebkuchen gekauft habe – und einen unfreiwilligen Halt an dem Bahnhof in der Nähe von Bayreuth, an dem ich vor fast 30 Jahren immer ausgestiegen bin, wenn ich aus der Berufsschule kam. Ich konnte sogar die Ortschaft sehen, in der ich damals gewohnt habe. Das war dann schon ein wenig nostalgisch. Ich kam allerdings gute eineinhalb Stunden später in Saalfeld an, als geplant. Das war nicht so toll, weshalb ich gleich mal mein Fahrgastrechteformular ausgefüllt habe.

Auf der Rückfahrt sollte die Strecke wieder offen sein. Als ich am Montag zum Bahnhof kam, begrüßte mich jedoch die Meldung, dass sich die Abfahrt verspäten sollte. Weil ich in Nürnberg nur eine kurze Umsteigezeit hatte, ging ich zum Schalter und fragte die nette Dame, ob ich nicht lieber über Erfurt fahren sollte. Sie sah in ihren Computer, meinte »Signalstörung! Das dauert länger« und hob die Zugbindung für mein Ticket auf. So fuhr ich statt gen Süden erstmal gen Nordwesten nach Erfurt und stieg dort in den ICE nach München. Unterwegs bekam ich die netten E-Mails von der Bahn, die mich auf dem laufenden hielten, was passiert wäre, wenn ich mit dem geplanten Zug gefahren wäre. Fazit: Ich hätte keinen meiner Anschlusszüge bekommen.

So kam ich dann nur mit einer Verspätung von einer halben Stunde an und das komplett stressfrei. Auf die Flut an E-Mails hätte ich allerdings verzichten können. Witzig finde ich ja die Zeiten und die variierenden Verspätungen. Beispiel gefällig:

6.12.2021; 15:10 Uhr: … die Ankunft Ihrer heutigen Reise mit BRB RE5 in Traunstein, geplant 16:14 Uhr, verspätet sich um 5 Minuten. Voraussichtliche Ankunftszeit ist 16:19 Uhr.
6.12.2021; 15:29 Uhr: … verspätet sich um 3 Minuten. Voraussichtliche Ankunftszeit ist 16:17 Uhr.
6.12.2021; 15:31 Uhr: … verspätet sich um 15 Minuten. Voraussichtliche Ankunftszeit ist 16:29 Uhr.
6.12.2021; 15:31 Uhr: … verspätet sich um 16 Minuten. Voraussichtliche Ankunftszeit ist 16:30 Uhr.
6.12.2021; 15:35 Uhr: … verspätet sich um 2 Minuten. Voraussichtliche Ankunftszeit ist 16:16 Uhr.
6.12.2021; 15:36 Uhr: … verspätet sich um 23 Minuten. Voraussichtliche Ankunftszeit ist 16:37 Uhr.
6.12.2021; 15:42 Uhr: … verspätet sich um 5 Minuten. Voraussichtliche Ankunftszeit ist 16:19 Uhr.

Wann der Zug letztendlich angekommen ist, kann ich nicht sagen. Ich bin nicht damit gefahren. Ich kam erst 16:55 Uhr an.