Sensationelles Chaos auf dem Mond

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 336 – »Der Inquästor« von Rüdiger Schäfer

Ein Raumschiff der Garbeschianer stürzt auf dem Mond ab. An Bord ist der Inquästor Krailtsch. Er soll prüfen, ob die Lordrichter einen Hordenzug gegen die Menschen anstrengen müssen. Außerdem soll er herausfinden, was es mit Laumae und dem Zeitträger Perry Rhodan auf sich hat. Die Labori Amtranik und Imara Tugh begleiten Krailtsch, doch Amtranik hat noch eine Rechnung mit Perry Rhodans bestem Freund Reginald Bull offen, der sich ebenfalls auf dem Erdmond befindet.
Entgegen seines Befehls, den Inquästor zu schützen, verlässt Amtranik das Schiff, um seinen Rachegelüsten nachzugehen. Bald findet er den Gesuchten mit seinen Begleitern Perry Rhodan, Thora und Gucky. Doch die Jagd auf die Unsterblichen ist nicht so einfach, wie Amtranik zunächst glaubt. Denn Laumaes Zeroträume legen nicht nur Selene City in Schutt und Asche, sondern behindern auch Amtranik bei seinem Kampf gegen Reginald Bull.
Da wendet sich Laumae direkt an Amtranik und nützt dessen Rachegefühle aus, um ihn zu täuschen. Im Glauben Reginald Bull zu töten, tötet Amtranik stattdessen Inquästor Krailtsch, der mit Imara Tugh ebenfalls das Schiff verlassen hat. Laumaes Ziel ist die Kontrolle über das Schiff der Garbeschianer und das Verlassen des Mondes. Durch seine übermächtigen Fähigkeiten trickst er nicht nur Amtranik und die Garbeschianer aus, sondern kann auch NATHAN zwingen, den Sperrschirm um den Mond abzuschalten. Damit ist der Weg zur Erde für ihn frei, wo er sich mit der Stele im Pazifik vereinigen will, um seine Macht über das Universum endgültig zu etablieren. 

Rüdiger Schäfer beginnt mit einer Sexszene der besonderen Art. Das erinnert mich ein wenig an die Sexpraktiken der Klingonen. Nicht gerade angenehm, aber interessant zu lesen.

Hauptfigur des Romans ist nicht Inquästor Krailtsch, sondern die Labori Amtranik und Imara Tugh. Über die Erlebnisse der beiden – insbesondere durch die Erinnerungen von Imara Tugh – erfährt man mehr zu den Zusammenhängen innerhalb der Serie. Die Garbeschianer sind so etwas wie Umweltschützer, die das Universum von Manipulationen aller Art (Zeitbrunnen, Quantenräume, etc.) bewahren wollen. Die Lordrichter üben seit Milliarden von Jahren die Kontrolle über die Galaxien des Universums aus. Nach der misslungenen Vernichtung von Catron und der Auslöschung der Loower, lässt die Labori Vhynja Crii den Obersten Lordrichter ermorden, um seine Stelle einzunehmen. Sie wird jedoch verraten und taucht mit einigen Anhängern ab, um die Schwestern der Tiefe zu gründen. Das sind schon erkenntnisreiche Informationen, die man in diesem Roman serviert bekommt.

Mein persönlicher Favorit ist aber der Inquästor selbst. Ein Vogelartiger, der vom Autor mit sehr viel Gefühl und Weisheit ausgestattet wird. Das Worldbuilding um die Rhoarxi finde ich großartig, allein die vielen Vogelvergleiche, herrlich! Da passt auch das Titelbild von Dirk Schulz hervorragend dazu. Von Inquästor Krailtsch hätte ich gern mehr gelesen und war zutiefst erschüttert, dass er die Geschichte nicht überlebt. Dafür gibt es von mir einen Punktabzug in der B-Note.

Endlich bekommen Perry Rhodan und Co wieder etwas zu tun. Im Gegensatz zum vergangenen Roman geht es rund. Die Vier kämpfen gegen Amtranik und Laumae gleichzeitig, wobei nicht nur Selene City zum großen Teil zerstört wird. Ich hätte mir gern ein Gespräch zwischen Krailtsch und Perry Rhodan gewünscht, was mir auch immer wieder vom Autor suggeriert, aber leider nicht erfüllt wird.

Der Roman endet mit einem Cliffhanger, bei dem man nägelkauend weinen möchte, weil man unbedingt wissen will, wie es weiter geht.

Nach den Romanen 333 und 334 reiht sich die Nummer 336 »Der Inquästor« in die Reihe spannender NEO-Romane dieser Staffel ein. Bei dem etwas zurückhaltenden Beginn konnte ich mir kaum vorstellen, dass man die Spannung in der Handlung um Primat/Laumae steigern könnte. Doch Rüdiger Schäfer schafft es, die Staffel mit ausgefallenen Ideen und der Auflösung vieler Zusammenhänge weiter voranzutreiben. So weit, dass ich mich frage: Wo wird das noch hinführen?

»The Acolyte« oder die Entweihung der Jedis

Drehort: Ribeira da Janela

Ich habe Disneys neueste Star Wars-Serie gesehen und das, obwohl ich zuvor gewarnt wurde.
Letztendlich hatte ich es mir schlimmer vorgestellt, aber so richtig toll fand ich weder die Geschichte noch die Darsteller. Ich glaube zu verstehen, was man mit der neuen Serie bezwecken bzw. zeigen wollte, aber so richtig hinbekommen haben es die Produzenten, Regiesseure und Darsteller meiner Meinung nach nicht. Ich habe unlängst gelesen, dass die bei Disney+ als Serien erscheinenden Konzepte ursprünglich mal als Kinofilme angedacht waren. Das würde erklären, warum der Plot so ausgewalzt wirkt. Trotz der beiden Rückblenden-Episoden hätte man die Geschichte kürzer und knackiger erzählen können.

Doch zunächst zur Einordnung: »The Acolyte« spielt 100 Jahre vor »Episode Eins«, quasi zur Hochzeit der Republik und des Jediordens. Das ist optisch ganz gut gelungen, denn die bekannten Orte wie Courusant schauen weniger entwickelt aus, als später (weniger Hochhäuser). Es wird die Geschichte von Zwillingsschwestern erzählt, die von Hexen aufgezogen wurden und in deren Macht-Kult aufgenommen werden sollen. Kurz davor werden sie aber von einer Gruppe Jedis entdeckt, die die machtsensitiven Kinder lieber selbst ausbilden wollen. Es kommt zur Auseinandersetzung zwischen den Hexen und den Jedis bei denen die Mutter der Mädchen von einem Jedi getötet wird, und eines der Mädchen scheinbar ebenfalls stirbt.
Die verbliebene Schwester wird von den Jedis mitgenommen und erhält eine Ausbildung zur Jedi, die sie aber nicht abschließt. Viele Jahre später werden die Jedi, die bei den Ereignissen um die beiden Schwestern dabei waren, einer nach dem andern ermordet. Es stellt sich heraus, dass auch die andere Schwester überlebt hat, von einem Sith ausgebildet wurde und sich nun an den Jedis rächt.

Drehort: Feenwald (hier ohne Nebel)

Wie die Geschichte nach acht Folgen endet, erzähle ich an dieser Stelle nicht, das mag jeder für sich selbst herausfinden. Ich fand die Lösung ungewöhnlich, wenn auch nicht befriedigend.
Die Problematik der Serie stellt sich folgendermaßen dar: Bisher galten die Jedis als Heilige. Sie waren immer die Guten, die Helden ohne Fehl und Tadel, die sich selbstlos opferten. Nach ihrer Auslöschung durch Darth Vader wurden sie zu einem Mythos, der sie beinahe zu Göttern werden ließ, vor allen bei jenen Star Wars-Fans, für die bei einem Star Wars-Film immer ein Jedi dabei sein muss. »The Acolyte« kratzt nun an diesem Image. Die Jedis hier sind selbstzufrieden und überheblich. Sie wirken allesamt unsympathisch und berechnend. Es wird gezeigt, das auch Jedis nicht unfehlbar sind, was ja an sich nicht schlecht sein muss. Aber … die Geschichte mit den Hexen wirkt reichlich konstruiert. Woher kommen sie? Warum wurden sie zuvor nie erwähnt (außer bei der vorletzten Star Wars-Serie »Ashoka«)? Es scheint, als wolle man hier das Universum erweitern und gezielt auf Fantasy-Elemente setzen. Da Star Wars eher Fantasy als Science Fiction ist, mag das in Ordnung gehen. Mein Fall ist es aber nicht.
Wesentlich schlimmer finde ich, dass in der Serie viel zu viel gekämpft und viel zu wenig geredet wird. Eine Action-Sequenz reiht sich an die nächste, ein Lichtschwertkampf an den anderen. Ich habe diesen Lichtschwertgemetzeln nie etwas abgewinnen können. Wem das gefällt, der kommt bei »The Acolyte« voll auf seine Kosten, denn manche Episode besteht ausschließlich aus Kampfhandlungen.
Mein ganz persönliches Highlight sind die Landschaftsaufnahmen. Im Gegensatz zu Serien wie »The Mandalorien« wurde »The Acolyte« nicht ausschließlich im Studio gedreht, sondern an Schauplätzen auf Madeira. Hier drehte man sogar an meinem Lieblingsort im Ribeira da Janela, den ich dieses Jahr erst wieder besucht habe. Jetzt weiß ich auch, warum da plötzlich ein Geländer ist, das ist in der Serie nämlich sehr präsent. Außerdem wurde oberhalb im Feenwald und in Porto Moniz gedreht. Ich finde es cool, wenn man in Filmen Orte wiederentdeckt, die man kennt.

Fazit: Man muss »The Acolyte« nicht gesehen haben. Die Serie kommt dramaturgisch und intellektuell nicht annähernd an meine Lieblings-Star-Wars-Serie »Andor« heran. Wer sich an Action-Szenen und choreografierten Lichtschwertkämpfen sattsehen möchte, ist hier genau richtig. Aber Achtung! Die Jedis kommen in der Serie ziemlich schlecht weg.

Lobbyismus in Serie

Foto: Degeto / Nils Konietzny

Zugegeben, deutsche Serien im ÖRR sind nur selten originell. In den meisten Fällen handelt es sich entweder um Krimis oder um seichte Familienunterhaltung. Ab und zu findet man aber echte Perlen in der Durchschnittskost. Die Serie »Wo wir sind ist oben« ist anders, weil es ein Thema aufgreift, über das außer in den Nachrichten normalerweise nie im Fernsehen berichtet wird. Es geht um Lobbyismus und wie er funktioniert.

Ehrlich gesagt habe ich mich damit noch nie beschäftigt. Ich weiß, dass es sowas gibt, aber wie genau Lobbyismus funktioniert und abläuft, davon hatte ich bisher keine Ahnung. Die Serie ist ein Augenöffner, selbst wenn alles nur fiktional ist. Falls nur ein Bruchteil davon tatsächlich so wie gezeigt funktioniert – wovon ich überzeugt bin – ist mir klar, warum Politiker so agieren wie sie agieren.

Ausgangspunkt der achtteiligen Serie ist Max Lentor, der sich in einer Agentur für Public Affairs der Politikkontaktarbeit verschrieben hat. Seine Job ist es, Politiker oder Industrieverbände davon zu überzeugen, dass sie im Interesse seiner Kunden agieren. Dabei ist im jedes legale Mittel recht. Und sei es auch nur, mit einem Schwein im Bundestag aufzutauchen, um die Interessen einer Tierwohlstiftung durchzusetzen.
Seine Gegenspielerin ist Valerie Hazard von der Konkurrenz-Agentur, die im gleichen Haus ansässig ist. Valerie wurde geradewegs von Brüssel nach Berlin versetzt, um der Zweigstelle mehr Erfolg zu verschaffen. Sie ist wie Lentor ein Söldner und arbeitet für denjenigen, der sie gerade bezahlt. Karriereorientiert, knallhart und erfindungsreich. Beide sind bei mehreren Projekten Gegner und schenken einander wenig, obgleich ein privates Interesse füreinander stets mitschwingt.
Als Max von seinem Chef den Auftrag erhält für einen Kunden den Braunkohleabbau in der Lausitz auszuweiten, setzte er sich vehement dafür ein, das Dorf Daunitz und den dazugehörigen Wald platt zu machen. Sehr zum Entsetzen seiner schwangeren Schwester CeeCee, die wie er aus Daunitz stammt. Valerie vertritt mit ihrer Agentur die Naturschützer und organisiert die Proteste. Zum Kopf des Widerstands macht sie ohne es zu wissen Max‘ Schwester. Am Ende muss sich Max nicht nur seiner Familie stellen, sondern auch seiner Vergangenheit.

Das hier ist nur eine grobe Zusammenfassung der acht Episoden, die die ARD im Juni diesen Jahres an zwei Tagen im Nachtprogramm versteckt hat. Ursprünglich wurde die Serie für Sky produziert. Als sich der Bezahlsender aus dem Deutschlandgeschäft zurückzog, übernahm die Degeto die Postproduktion. Die relativ unbekannten Schauspieler sind gut besetzt und wirken in ihrer Abgebrühtheit zunächst abstoßend. Allerdings erfährt man nach und nach mehr über sie und ihre Vergangenheit, so dass man bald mit ihnen mitfiebert. Ob sich Max und Valerie kriegen, lasse ich an dieser Stelle offen. Denn in den letzten drei Folgen erwartet die Zuschauer eine faustdicke Überraschung.

Die Serie spielt in einer nahen Zukunft. Es werden zwar Politiker gezeigt, sie sind aber nicht mit realen Personen identisch. Allerdings werden viele Realnamen von Politikern aus der Vergangenheit genannt und anhand ihrer Taten orientieren sich auch Max und Valerie. Die Methoden und Wege, mit denen sie die Interessen ihrer Mandanten durchsetzen sind kreativ, dabei werden alle modernen Techniken eingesetzt, die möglich sind, manipulierte Bilder und Videos sowie Bestechung und Verleumdung eingeschlossen. Welcher wichtiger Faktor die Medien in diesem Zusammenhang spielen, wird schon in der ersten Episode deutlich. Ohne Talkshows und News-Sendungen hätten Lobbyisten nur halb so viel Erfolg. Die Themenvielfalt, die in der Serie angesprochen wird, reicht von Naturschutz über Technologietransfer bis hin zur Altenpflege. Für fast alles findet sich ein Lobbyist oder ein Kunde.

Die Serie ist gleichsam divers und gesellschaftskritisch und könnte fast noch kritischer sein. Dabei bliebt sie stets augenzwinkernd humorvoll. Am Ende hält Max Lentor eine Rede über die Notwendigkeit von Lobbyarbeit und man nimmt ihm die Argumente ab, mit denen er seinen Berufsstand verteidigt.

Fazit: Wer schon immer mal wissen wollte, was ein Lobbyist so treibt, sollte sich die acht mal 45 Minuten in der ARD Mediathek nicht entgehen lassen. Das Storytelling ist klug und durchdacht, die Schauspieler überzeugend und die Leichtigkeit mit der die Serie ein so schwieriges Thema behandelt, macht richtig Spaß.

Mein Lieblingszitat aus der Serie: »Wahrheit ist, was die Leute glauben«.

Bekannte Geschichte aus neuer Sicht

Quelle: Hoffmann und Campe

Selten war ein Geschichtsbuch für mich eine so große Offenbarung wie »Diesseits der Mauer« von Katja Hoyer.

Die Autorin wurde 1985 in der DDR geboren, erlebte das Land also kaum bewusst mit. Sie studierte Geschichte und lehrt jetzt an einer Universität in England. Das Buch wurde von ihr in englisch verfasst (später von Franka Reinhart und Henning Dedekind ins Deutsche übersetzt) und soll vor allem denjenigen einen Einblick ins Leben in der DDR gewähren, die dort nicht aufgewachsen sind bzw. die nicht aus Deutschland kommen.

Die Autorin vereint beides, sie hat die DDR kaum noch bewusst miterlebt, ist aber durch ihre Herkunft und ihre Familie dennoch mit dem Osten Deutschlands verwachsen. Vielleicht ist es gerade diese Situation, die ihr einen objektiven Blick erlaubt. Denn sind wir ehrlich, so hat jeder von uns andere Erfahrungen in und mit der DDR gemacht. Es gibt Ostdeutsche, die im Nachhinein ihr Leben dort verklären und durch die rosarote Brille betrachten. Auf der anderen Seite aber es gibt genug Westdeutsche, die genau zu wissen glauben, wie es in der DDR war und es einem spüren lassen, wenn man dagegen zu argumentieren versucht. Auch die Autorin wurde von diversen Medien gegeißelt. Die TAZ warf ihr die Nähe ihrer Eltern zum Regime vor, und dass sie nur abgeschrieben und nichts selbst erforscht hätte.

Bei einem Buch mit 592 Seiten kann man nicht verlangen, alles selbst zu erforschen, außerdem ist es bei historischen Sachbüchern legitim, sich anderer Quellen zu bedienen. Zumal sie bereits in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhundert mit der Dokumentation der Geschichte beginnt. Katja Hoyer hat viel recherchiert und zusammengetragen. Die Informationen aus Briefen, Biografien und TV-Dokus zusammen mit selbst geführten Interviews mit Zeitzeugen wurden von ihr chronologisch geordnet und kommentiert. Ich habe sehr viel aus dem Buch gelernt, was ich noch nicht wusste. (Zum Beispiel das Erich Honecker drei Mal verheiratet war.) Besonders was die Zusammenhänge zwischen den deutschen Kommunisten und Stalin betrifft und wie die Inhaftierung deutscher Kommunisten in den 30er und 40er Jahren in Russland letztendlich dazu geführt hat, dass alles so kam, wie es gekommen ist. Jede Information, jedes Zitat wird im Quellenverzeichnis belegt.

Es ist aber vor allem der Tonfall in dem sie die Geschichte der DDR erzählt. Locker und authentisch durch diejenigen, die es selbst erlebt haben. Bei vielen Sachen musste ich nicken, weil ich genau das gleich erlebt habe. Bei anderen habe ich nur gestaunt, weil ich davon zum ersten Mal etwas gehört habe. In »Diesseits der Mauer« geht es auch um die Menschen in der DDR, um ihr Leben abseits von Stasi und Mauer. Es war so, wie sie sagt, man arrangierte sich mit dem Land und seiner Politik. Man lebte sein Leben mit den großen und kleinen Unzulänglichkeiten, wie dem permanenten Mangel oder der eingeschränkten Reisefreiheit. Ich vergleiche Letzteres immer mit einem Blick zum Mond. Man sieht ihn, weiß, dass er da ist, weiß aber auch, dass man dort nie hinkommen wird. So war das auch für mich. Ich wusste, es gab Städte wie Paris oder New York, aber ich wusste auch, dass ich dort wahrscheinlich nie würde hinreisen können. Man akzeptiert das, weil man nichts anderes kennt. Das Buch zeichnet ein Bild, das ich sehr realistisch finde und dass ich selbst noch so in Erinnerung habe, auch wenn ich erst fünfundzwanzig Jahre nach der Gründung der DDR geboren wurde. Weshalb die letzten Kapitel des Buches für mich eine Reise in meine Vergangenheit darstellen.

Ich lernte auch: Es gab viele Errungenschaften in der DDR, viel mehr, als man auf dem Schirm hat. Und ich gebe der Autorin recht, wenn sie sagt, dass man dies nicht verleugnen sollte. Allein die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, die zwar aus der Not heraus geboren worden war, die sich aber zu einem wichtigen gesellschaftlichen Faktor entwickelte und von dem wir heute meilenweit entfernt sind. Ein Beispiel: Mitte der 80er Jahre gab es in der nationalen Volksarmee die ersten weiblichen Offiziere. Manche erlangten strategisch wichtige Positionen. Mit dem Ende der DDR kam auch das Ende der Frauen bei der Landesverteidigung, da zu diesem Zeitpunkt Frauen in der Bundeswehr (außer im medizinischen Dienst) verboten waren. Diese Vorschrift wurde erst Jahre später gelockert.

Wer wissen will, wie Stalin dafür sorgte, dass ausgerechnet Ulbricht und Honecker die DDR gründeten oder wie Schalck-Golodkowski Franz-Josef Strauß überredete, die Insolvenz der DDR Anfang der Achtziger mit geheimen Krediten abzuwenden oder wie es dazu kam, dass Vietnam mit Unterstützung der DDR zum größten Kaffee-Exporteur der Welt wurde, dann sollte er dieses Buch lesen.

In Catrons Hirn

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 327 – »Festung der Loower« von Marie Erikson und Michael Tinnefeld

Lia Tifflor leidet nicht nur an den Folgen eines kalten Entzugs, sondern wird zudem in Ereignisse verwickelt, welche die Crew der BASIS vor große Herausforderungen stellt. So bergen sie ein Artefakt, dass mit einer patrouillierenden Dragonfly kollidierte. Aus ihm schält sich ein Labori und greift die Ärztin und Douc Langur an. Das so gut wie unbezwingbare Wesen kann nur durch das Eingreifen einer Schwester der Tiefe gestoppt und vernichtet werden. Die Schwester der Tiefe – Aveen ter Lomaar – ist zu Tifflors Schutz gekommen, da die Ärztin offensichtlich etwas in sich trägt, was für die Schwestern wichtig ist.
Derweil dringt die Gruppe um Perry Rhodan auf Monol in die Festung der Loower ein, um zu den neun Stammzellen von Catron vorzustoßen. Überraschenderweise treffen sie dort auf eine Gruppe Loower, die schon lange versuchen Catron zu zerstören. Sie offenbaren Rhodan ihren Plan das Neuronat zu zersplittern. Doch da greifen die Schwestern der Tiefe ein, um die Stammzellen zu stehlen. Die Loower und die Menschen versuchen es zu verhindern. Es gelingt ihnen mit vereinten Kräften die Schwestern in die Flucht zu schlagen, aber zwei Stammzellen werden beschädigt. Die Loower bitten Pankha-Skrin um Hilfe, doch der Quellmeister verschwindet. Perry Rhodan scheint nun der Einzige zu sein, der das drohende Unheil noch verhindern kann.

Zuerst habe ich gedacht: wie soll ich so viel Handlung sinnvoll zusammenfassen? Weil in dem Roman unheimlich viel passiert. Dann habe ich aber gemerkt, dass es gar nicht so viel Handlung ist, sondern nur sehr viel Umschreibung.

So geraten Perry Rhodan und seine Mitstreiter auf ihrem Weg durch die Festung in allerlei gefährliche Situationen und müssen Rätsel lösen, um letztendlich bis zu Catrons-Stammzellen vorzudringen. Der Loower Pankha-Skrin ist zwar eine Hilfe, aber Rhodan weiß nach wie vor nicht, ob sie dem Quellmeister vertrauen können. Die vielen Horror-Elemente und die Actionszenen sind mir in diesem Fall fast ein wenig zu viel. Vor allem der Mausbiber kann einem leidtun, denn die »quält Gucky«-Momente, nehmen am Anfang des Romans viel Platz ein. Ich hätte mir etwas mehr Ruhe und dafür mehr tiefere Erläuterungen gewünscht.

Nicht weniger actionlastig war der Handlungsstrang um Lia Tifflor. Die Arme ist durch ihre Sucht ohnehin schon gequält genug, da muss sie auch noch an einer Außenmission teilnehmen, auf der sie von einer Art Roboter angegriffen und »ausgelesen« wird. Später auf der Krankenstation wird sie in einen Kampf mit einem Labori verwickelt. Und weil das alles noch nicht reicht, wird sie von einer insektoiden Schwester der Tiefe entführt und verliert dabei beinahe ihr Gehirn. Spätestens an der Stelle war es bei mir mit der Glaubwürdigkeit vorbei. Das liegt in dem Fall aber nicht am Autor, sondern an der schrägen Staffelhandlung, die inzwischen jegliche Bodenhaftung verloren hat. Ich vermute, dass dieser Handlungsstrang von Michael Tinnefeld stammt. Der Psychologe ist geradezu prädestiniert, um einen so zerrissenen Charakter wie Lia Tifflor zu beschreiben. Es gelingt ihm sehr gut, die Ängste und verschiedenen emotionalen Zustände der Ärztin den Lesern näher zu bringen. Sein Stil ist flüssig und man spürt die Mühe, die er in jeden Satz gesteckt hat.

Dennoch leidet der Roman in weiten Teilen daran, dass beide Handlungsebenen zu viel Action und zu viel Personal enthalten. Ich habe beim Lesen mehrfach den Anschluss verloren und musste zurückblättern, weil ich nicht mehr wusste, wer jetzt was wann gemacht hat. Ich denke, dass beide Autoren hochmotiviert waren und möglichst viel in den Roman hineinstecken wollten. Doch manchmal schadet ein Zuviel des Guten, dann ist weniger einfach mehr.

Von den vielen glücklichen Zufällen und Schicksalsfügungen will ich gar nicht anfangen. Mich verwundert, dass die Loower Perry Rhodan so viel Vertrauen entgegenbringen, weil sie ihn sofort und ohne weitere Überprüfung in ihre Pläne einweihen und das nur, weil er ein Quellhäuschen trägt, dass durch einen Loowerbiss entstanden ist. Das Gleiche gilt für Lia Tifflor, die mit Aveen ter Lomaar – einer Schwester der Tiefe – medizinische Forschungsdaten austauscht, obwohl diese kurz zuvor noch Lias Gehirn extrahieren wollte. Bei aller Liebe, aber das ist mir alles ein wenig zu weit hergeholt. Hier konzentrieren sich meiner Meinung nach, die Exposéautoren wieder mal mehr auf die Vorbereitung der kommenden Staffel, anstatt die Handlung um Catron erst einmal sinnvoll aufzulösen. Das mag ja alles miteinander irgendwie zu tun haben, aber bei so viel Komplexität wird es irgendwann unübersichtlich.

»Festung der Loower« ist der solide Debutroman von Michael Tinnefeld und sein Einstieg in die NEO-Serie sowie eine große Spielwiese für Horrorspezialistin Marie Erikson.

Interdimensionaler Thriller

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 325 – »Die Dimensionsfalle« von Lucy Guth

Der Kartanin Oogh at Tarkan plant zusammen mit Icho Tolot und Weidenburn die Rettung der SOL und der NARGA PUUR aus der Dimensionsfalle im Ardustaar-System. Die dort beheimateten Kartanin sind extrem skeptisch und es dauert bis sie der BASIS die Erlaubnis geben, in ihr System einzufliegen. Voraussetzung, sie dürfen die auf der BASIS stationierte Flotte nicht ausschleusen, was eine Evakuierung des Schiffes im Notfall unmöglich macht. Denn es ist noch nicht sicher, ob die Befreiungsaktion gelingt und welche Gefahren dabei auftreten.
Icho Tolot dringt mit der DOLAN in die dimensionale Verwerfung vor. An Bord sind Perry Rhodan, Oogh at Tarkan, Omar Hawk sein Okrill Watson und Douc Langur. Die letzteren beiden können mittels eines Verbindungstunnels der DOLAN auf die SOL überwechseln, während Tarkan auf die NARGA PUUR zurückkehrt.
Mit Hilfe des Tesserakts der BASIS sollen die Schiffe in den Normalraum zurückgebracht werden. Das gelingt nicht ohne Schwierigkeiten. Unteranderem werden viele Passagiere auf der SOL und der NARGA PUUR verletzt und getötet, unteranderem Oogh at Tarkan. Am Ende geht dem Tesserakt die Energie aus und die BASIS droht von der rematerialisierenden NARGA PUUR zerstört zu werden.
Aber auch die Kartanin im Ardustaar-System beobachten das Geschehen kritisch. Es ist der Weitsicht von Shu-Han H’ay (die im übrigen Dao Lin H’ays Mutter ist) zu verdanken, dass es nicht zu Kampfhandlungen kommt und die Kartanin sich um die Opfer auf der NARGA PUUR kümmern.
Am Ende ist der Tesserakt der BASIS erloschen, der Rückweg in die Milchstraße aus eigener Kraft nicht mehr möglich. Die SOL und die BASIS scheinen endgültig in M 87 gestrandet, bis Icho Tolot die Idee hat, die von Monol ausgehende Catron-Ader für die Rückreise zu nutzen. 

Ha! Kurz vorm Ende der Geschichte eröffnet Sam Breiskoll seinem Sohn Bjo wer seine Mutter ist – es ist Dao Lin H’ay. Ich hab’s ja gewusst. Den Gedanken hegte ich schon lange. Vielleicht bekommen wir die Geschichte auch irgendwann mal erzählt. Ansonsten war der Roman etwas … nun ja … nichts für technikscheue Leser. Das war zwar spannend aber bisweilen schon grenzwertig und ich bin mir sicher, hätte Rainer Schorm diesen Roman geschrieben, wäre es wahrscheinlich noch komplizierter geworden.

In dieser Hinsicht bin ich froh, das Lucy Guth den Roman verfasst hat, so kam die charakterliche Seite der Figuren nicht zu kurz. Die Geschichten auf der BASIS mit der zweiten Pilotin Tonie Despieux und auf der SOL mit Donna Stetson, Douc Langur und SENECA haben mir gut gefallen, ebenfalls Icho Tolots »Kampf« mit den Energien auf der DOLAN. Am besten gefiel mir aber die Darstellung von Shu-Han H’ay und der Gesellschaft der Kartanin, ihre Skepsis und ihre Bewegründe. Die Katzenvergleiche waren amüsant zu lesen und man konnte sich die Charaktere richtig gut vorstellen.

Es gab aber auch ein paar Handlungsteile, die mir nicht ganz schlüssig erscheinen. Warum stehen die Kartanin nicht unter der Knute der Konstrukteure des Zentrums? Warum scheint sich Catrons Strahlung in diesem System nicht auszuwirken? Die Spezies erscheint mir fast zu friedlich. Außerdem klang die Geschichte rund um die Rettung etwas sehr konstruiert. Da fragt man sich, wenn es so einfach ist, warum hat das bisher noch keiner versucht. Was die zeitlichen Abläufe und Verschiebungen auf den beiden in der Dimensionsfalte gefangenen Schiffen angeht, so hab ich das irgendwann ausgeblendet, weil ich es nicht mehr nachvollziehen konnte.

Zumindest fliegt man jetzt endlich nach Monol (Dank Icho Tolot weiß man ja jetzt wo es ist.) So richtig zielstrebig erscheint mir die Mission der BASIS in M 87 aber von Anfang an nicht. Was hat Perry Rhodan eigentlich in M 87 vor? So richtig klar ist ihm das wohl selbst nicht. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt.

»Die Dimensionsfalle« ist ein sehr spannender Roman mit einem sehr komplexen technischen Hintergrund den Lucy Guth aber mit viel Humor und Einfühlungsvermögen für ihre Figuren gut zu überspielen weiß.

Der Schäfer und die Sch(l)äferin

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 324 – »Die Schläferin« von Rüdiger Schäfer

Die Labori Imara Tugh erwacht in einer irdischen Höhle in Menschengestalt. Sie wurde auf die Erde geschickt, um im Auftrag der Lordrichter Informationen für einen Hordenzug zu sammeln. Im Laufe ihrer Zeit auf der Erde erfährt sie nicht nur vieles über die Yissan (Menschen), sondern sie fängt an, Sympathie für die Bewohner Terras zu empfinden. Letztendlich verlässt sie sogar ihren Beobachterposten und greift aktiv in die Geschehnisse ein.
Zum Jahreswechsel 2114 wird mit Hilfe der Akonen ein blauer Schirm um das Solsystem aktiviert. Zuerst scheint alles gut zu gehen, doch schon wenig später kommt es systemweit zu Gravitationsstörungen, Sonnenstürmen und Naturkatastrophen auf allen Welten. Die Lage spitzt sich zu, als man versucht, den blauen Schirm wieder abzuschalten. Schließlich wird der Auslöser in den Überresten der Stehle lokalisiert, die Catron in Terrania wachsen ließ. Einhundert Meter unter dem Gebilde entdecken die Forscher Höhlen, von denen ein Hyperpuls auszugehen scheint, der mit dem Schirm wechselwirkt. Reginald Bull und eine Gruppe Wissenschaftler graben sich bis zu den Höhlen vor und stoßen dort auf die noch lebende Hülle von Catrons ehemaligen Bewusstsein, die sich instinktiv gegen den Schirm wehrt. Doch von dem Neurogewebe ausgehende Emanationen versetzen Bull und seine Mitstreiter in Handlungsunfähigkeit. Imara Tugh ergreift die Initiative, zerstört das Zerebrum und rettet damit nicht nur Reginald Bull das Leben.

Exposéautor müsste man sein, dann kann man seine eigenen Ideen fernab der Staffelhandlung verwirklichen. Das soll jetzt keine Kritik sein, aber ich finde es interessant, wie clever sich Rüdiger Schäfer die Sahnehäubchen der Handlung sichert.

Konsequent setzt er in »Die Schläferin« die Handlung von Band 304 fort. Kenner der Erstauflage werden mit den Namen »Horden von Garbesch« und »Lordrichter« etwas anzufangen wissen. Für mich sind sie komplett neu und unbefleckt. Unabhängig davon werden die Puzzleteile aber sehr gut im NEOversum platziert und geben einen kleinen Einblick in das Große und Ganze, völlig ohne Zwiebelschalenmodell. NEO-Leser wird es freuen, mehr über die Hintergründe zu erfahren, mit denen sich Perry Rhodan und seine Freunde seit Beginn der Serie herumschlagen müssen. Ein bisschen Wehmut aber bleibt, denn die Bodenständigkeit von NEO, das was die Serie viele Jahre ausgemacht hat, nämlich der Bezug zur näheren Gegenwart, geht damit leider vollends verloren. Da helfen auch die Versuche nicht, die Geschehnisse wissenschaftlich erklären zu wollen.

Gut gefallen hat mir die Darstellung der Beziehung zwischen Protektor Reginald Bull und der ersten Terranerin Sheela Rogard. Es sind diese Momente, die die Romane von Rüdiger Schäfer so besonders machen. Da liebt und leidet man gern mit. Das ist so lebensnah und weise geschrieben, wie man es in dieser Intensität nur bei sehr wenigen PERRY RHODAN-Autoren findet.

Herausheben möchte ich aber auch die Kapitel aus Sicht von Imara Tugh, die zunächst von den Terranern und ihrer »Weichheit« angewidert ist, sich aber der Faszination der Menschheit im weiteren Verlauf nicht entziehen kann. Was am Ende mit ihr passiert, wird leider nicht komplett aufgelöst, da ist von Tod bis zur Beförderung alles drin. Ich lasse mich überraschen, ob und wann wir die Labori wiedersehen werden.

Rüdiger Schäfer ist immer für einen lesenswerten NEO gut. Mit »Die Schläferin« hat er wieder einen spannenden Beitrag geliefert, der sich vor allem auf den Charakter von Reginald Bull und der Labori Imara Tugh stützt. Vielleicht schreibt er mal einen Roman, der den Titel »Die Schäferin« trägt, das wäre nur folgerichtig.

Verschlammt

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 322 – »Der Schlammplanet« von Marie Erikson

Nachdem ein geistig verwirrter Thomas Rhodan da Zoltral in die Antriebssektion der BASIS vordringt und dabei durch die Strahlung fast umkommt, erkennt Rhodan, dass er den Antrieb der BASIS reparieren lassen muss, bevor noch jemand zu Schaden kommt. Der Kartanin Oogh at Tarkan schlägt ihm vor, die drei Musketiere zu bitten, den Kontakt zu den technikaffinen Dumfries herzustellen. Zusammen mit Gucky, Douc Langur brechen sie in einem kleinen Raumschiff auf, um die Musketiere zu suchen. Nachdem Rhodan und Tarkan die Botschaft abgeschickt haben, erhalten sie als Antwort einen Hilferuf. Sie fliegen zum Planeten Duha, dessen Oberfläche vorwiegend aus Schlamm besteht. Rhodan und Gucky mischen sich in Spiegelfelder gehüllt unter die vier Meter großen einheimischen Duhari, die gerade eine Prozess vorbereiten. Drei Fremde haben versucht, ihre heilige Truhe zu öffnen und sollen in einem Schlammloch hingerichtet werden. Rhodan erkennt in den Drei seine Freunde Gayt-Coor, Torytrae und Doynschto aus Naupaum wieder. Gucky kann Gayt-Coor und Torytrae aus dem Schlammloch retten, in das man sie gestoßen hat. Bei Doyntscho versagen seine Kräfte. Es entbrennt ein kurzer Kampf zwischen den Duhari und den Kampfrobotern aus Rhodans Schiff und alle können von Duha fliehen.
Auf der BASIS trifft, dank der Drei Freunde, wenig später ein Team aus Dumfries ein. Doch Rhodans Taktik, den Fremden die Natur der BASIS zu verschleiern, schlägt fehl. Als auch noch Tarkan sich ungefragt dem Tesserakt nähert, kommt es beinahe zur Katastrophe. Teile des Antriebs explodieren. Drei Dumfries sterben und werden zusammen mit den Verbliebenen von ihren Leuten wieder abgeholt, während die BASIS mit einer Nottransition entkommen kann.

Der Roman ist zweigeteilt und ich muss gestehen, dass, wenn die Handlung auf dem Schlammplaneten nicht so unterhaltsam gewesen wäre, mein Urteil hier härter ausfallen würde. Marie Erikson gelingt es durch den ungewöhnlichen Weltenbau, die witzigen Einlagen mit Gucky und Rhodan und die sehr sympathische Beschreibung der drei Freunde aus Naupaum, mich die ersten zwei Drittel des Romans gut zu unterhalten. Man stelle sich vor: eine Echse, ein Yaanztroner und eine Gottesanbeterin in einem Schlammloch. Dazu ein Gucky, der unter eine Schlammdusche gerät und ein Perry Rhodan, der bei der Rettungsmission den Überblick behalten muss. Dieser Teil ist sehr leicht, sehr lustig und sehr gut geschrieben.

Die Handlung auf der BASIS verkommt dagegen zu einem Dilemma. Ich frage mich ja ganz ernsthaft, warum man Thomas Rhodan weiterhin durch die Handlung schleppt. Mir war die Figur nie wirklich sympathisch und ich ertappe mich dabei, dass ich mir wünsche, das Bewusstsein von Roi Danton möge den Körper von Rhodans Sohn komplett übernehmen. Ich fand die Szene am Anfang genauso unnötig wie später bei Oogh at Tarkan. Wenn es einen bestimmten Grund gibt, warum sich beide von der Tesserakt-Strahlung, die ja so gefährlich sein soll, angezogen fühlen, dann möchte ich dafür auch eine Erklärung bekommen.

Das andere ist Rhodans Einstellung den Dumfries gegenüber. Ist er tatsächlich so naiv, dass er glaubt, die besten Techniker von M87 erkennen nicht, was es mit der BASIS auf sich hat? Überhaupt, wie sollen sie etwas reparieren, wenn sie nicht wissen, was es ist? Und sie dann, nachdem alles so unglaublich schief läuft, einfach in Rettungskapseln auszusetzen und zu flüchten, sieht dem verantwortungsvollen Terraner nicht ähnlich. Wer auch immer sich das ausgedacht hat, hat den Charakter Perry Rhodans nicht verstanden.

Ich hatte mich sehr auf M87 gefreut, aber mir missfällt, wie sich die Handlung entwickelt. Wieder haben wir mit einem defekten Raumschiff und Leuten mit Gedächtnisverlust zu tun. Erneut tritt die Handlung auf der Stelle. Wo bleiben die Ideen? Welche Ziele verfolgen die Terraner in M87 und warum lassen sie sich immer wieder in Nebenkonflikte verstricken, anstatt nach Informationen über Catron zu suchen. Und was zur Hölle war in der Truhe?

Allein wegen der Handlung auf Duha ist »Der Schlammplanet« zu empfehlen.

Filmretrospektive Februar

Wir haben in den letzten Wochen ein paar sehr interessante Filme angesehen:

Quelle: Amazon

»Oktober Sky« mit einem ganz jungen Jake Gyllenhaal erinnerte mich an die Star Trek: Enterprise-Folge »Carbon Greek« aus der zweiten Staffel. Auch hier geht es um einen kleinen Ort, der vom Kohlebergbau lebt. In dem ein Junge sich nach dem Sputnik-Schock 1957 für Raketen zu interessieren beginnt. Zusammen mit drei Freunden bauen sie nicht nur Raketen, sondern auch einen richtigen Startplatz. Sehr zum Leidwesen ihrer Eltern und Lehrer, die die Jungs lieber im Bergwerk sehen würden, als auf einer weiterführenden Schule. Nur ihre junge Physiklehrerin glaubt an sie und spornt sie an, mit ihren Raketen bei einem Wissenschaftswettbewerb mitzumachen. Allen vier winkt das Stipendium für ein College, was sich ihre Eltern niemals leisten könnten. Es ist ein wundervoller Film übers Erwachsenwerden, über Träume und Schicksal, der schon 1999 erschienen ist, aber irgendwie an mir vorbeigegangen ist.

Um die 50er Jahre und um Weltraum im weitesten Sinne geht es auch in dem Film »Asteroid City«. Wobei sich die Handlung auf den Schauplatz eines Asteroidenkraters konzentriert. Mitten in einer Wüste irgendwo in den USA treffen verschiedene Personen aufeinander. Eine Gruppe jugendlicher Nerds (Junior Stargazer), ein paar Rancher, eine erfolgreiche Schauspielerin und ein Familienvater. Das Museum in Asteroid City hat einen Wettbewerb ausgerufen, bei dem die Jugendlichen ihre Forschungsarbeiten vorstellen. Als mitten im Geschehen ein Außerirdischer landet und den Asteroiden mopst, der in dem Freilichtmuseum aufbewahrt wird, werden alle Anwesenden von der Regierung unter Quarantäne gestellt …
Seien wir ehrlich, trotz der hochkarätigen Besetzung (Tom Hanks, Scarlett Johansson, Edward Norton, Tilda Swinton, Steve Carell, Jeff Goldblum u.a.) so richtig warm geworden bin ich mit dem Film von Wes Anderson nicht. Die Optik erinnert an die 50er Jahre, alles ist in einem vergilbten Ton und wirkt wie nachträglich chloriert. Teile des Films sind in schwarzweiß und stellen den Filminhalt als Theaterstück dar. Und das ist das Verwirrende. Im Grunde ist der Zuschauer Zeuge eines Theaterstücks, das gleichzeitig wie ein Film daher kommt. Es geht um die Schauspieler, ihre Probleme und weniger um die Protagonisten des Stücks selbst. Die Handlung wabert ohne Ziel dahin. Wenn einer der Schauspieler aus der Kulisse zum Regisseur geht und sich beschwert, dass er nicht versteht, worum es in dem Stück geht, kann man das als Zuschauer sehr gut nachvollziehen. Ich bin mir sicher, dass der Film von 2023 bei den Oskars einige Auszeichnungen abräumen wird. Aber es ist mehr Kunst als Unterhaltung.

Quelle: Amazon

Roland Emmerich hat den Technomond verfilmt – Das war mein Gedanke, als sich die wahre Natur des auf die Erde stürzenden Mondes im Film offenbart. Vielleicht ein bisschen dramatischer als in dem von Andreas Eschbach geschriebenen PERRY RHODAN-Roman mit der Nummer 2700. Beide sind Schwaben, da könnte die Idee naheliegen, dass sich Emmerich an die Idee eines Technomondes erinnert hat. Natürlich spielt in »Moonfall« kein Gucky und kein Perry Rhodan mit, aber die Idee eines von einer außerirdischen Zivilisation geschaffenen Mondes, der von einer aggressiven Maschinenspezies befallen ist und daher auf die Erde zu stürzen droht, könnte durchaus aus der Heftromanserie stammen. Das die physikalischen Gesetze gedehnt und der Dramaturgie angepasst werden – geschenkt. Ich habe mich zwei Stunden sehr gut unterhalten und das ist bei einem Spielfilm doch das wichtigste, oder?

Quelle: Amazon

Und dann habe ich mir, meines Mannes zuliebe die Fortsetzung von »Manta, Manta« angesehen. Der Film ist gar nicht so schlecht, wie ich gedacht habe, ob wohl ich Till Schweiger noch nie etwas abgewinnen konnte. Aber die Komödie setzt den ersten Teil konsequent fort, dreißig Jahre später aber mit den ursprünglichen Darstellern. Es werden aktuelle Themen eingebaut, es geht unter anderem um Geldmangel, zerrüttete Familien, Ausländer und Transmenschen, aber hauptsächlich geht es um Autos und die Erfüllung eines Traums. Dass die Protagonisten so herrlich politisch unkorrekt sind, ließ mich über den einen oder anderen blöden Gag hinwegsehen.

Maasvoller NEO

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 321 – »Duell der Druisanten« von Ruben Wickenhäuser

Die BASIS wird von den Raumschiffen der Skoar ins Dewellsystem eskortiert. Dort wird Perry Rhodan vom Befehlshabenden Druisanten Kibosh Baiwoff auf den 4. Mond des Planeten Dwellion eingeladen. Auch wenn die Geste zunächst freundlich erscheint, bleibt das Außenteam um Perry Rhodan, John Marshall, Ras Tschubai und Sarah Maas misstrauisch. Aus gutem Grund wie sich herausstellt. Baiwoffs Stellvertreter Agen Thrumb plant eine Verschwörung gegen seinen Vorgesetzten und informiert Perry Rhodan darüber, dass ein Dekonstruktor der Konstrukteure des Zentrums auf den Weg ist, um die BASIS zu zerlegen. Das bekommt Baiwoff mit und macht Jagd auf seinen Stellvertreter.
Ras Tschubai teleportiert Perry Rhodan und das Außenteam in ihre Space-Disk. Mit Hilfe von Thrumb, der inzwischen einen Großteil des Stützpunktes unter seine Kontrolle gebracht hat, können sie von dem Mond zurück zu BASIS fliehen.
Doch da erscheint der Dekonstruktor und umschließt die BASIS für die geplante Zerlegung. Erst als ein Raumschiff mit einem Kartanin in das System einfliegt und in die BASIS einschleust, lassen die Raumschiffe der Skoar und der Dekonstruktor von der BASIS ab. Die BASIS wird beschleunigt und kann trotz Beschuss mit einer Nottransisition flüchten.
Das Waffenfeuer der Gegner hinterlässt allerdings schwere Schäden am Dimetransantrieb.
Damit ist die BASIS erst einmal in M87 gestrandet.

Eigentlich passiert in dem Roman sehr wenig, was ihn über weite Strecken sehr langatmig macht. Ruben Wickenhäuser beschreibt jedes Detail komplex und ausführlich, ohne das man tatsächlich eine Vorstellung davon bekommt. Die Beschreibung der Kultur der Druisanten mögen durchaus reizvoll sein, sind aber perspektivisch nicht immer passend. Zu oft verwendet der Autor einen allwissenden Erzähler, um Informationen zum Handlungsablauf zu vermitteln. Das kann man machen, ich ziehe allerdings die personelle Perspektive vor, weil es das Lesen erleichtert, wenn man direkt bei der Figur ist.

Generell hat der Roman das Problem, dass er zu viele Informationen vermitteln muss und das mit viel zu viel Personal. Zwischen den vielen Namen und Begriffen, wie Druis, Druisant oder Druisaton – um nur ein Beispiel zu nennen – verlor ich hin und wieder den Überblick und musste nachschlagen, wer jetzt diese Figur war. Das macht das Lesen nicht einfacher.

Was mich aber absolut irritiert hat, war das Auftreten von Sarah Maas in diesem Roman. Denn das passt irgendwie überhaupt nicht. Zum einen wird man durch ihre Erinnerungsschübe zurück in die Aphiliestaffel versetzt. Es mag zwar glaubhaft sein, wenn jemand ein Trauma wie sie erlebt hat. Andererseits hat so jemand nichts an Bord eines solchen Schiffes und schon gar nichts bei einer Außenmission zu suchen. Die Frau gehört therapeutisch behandelt, das hätte sogar John Marshall erkennen müssen. Andererseits, wenn ich richtig gerechnet habe, ist Sarah Maas inzwischen etwa 145 Jahre alt. Schon während der Aphilie ist sie auf die Behandlung mit Jungbrunnen angewiesen. Da stellen sich mir gleich mehrere Fragen. Wird Jungbrunnen immer noch hergestellt, damit sie es regelmäßig einnehmen kann? Was ich kaum glaube, da das Medikament ja offiziell vernichtet wurde. Wieso ist sie dann nicht längst gestorben wie Stella Michelsen? In dem Fall wäre es besser gewesen, einen unbekannten Charakter für diesen parallelen Handlungsstrang zu nehmen, obgleich ich den Rückblick in die Aphiliestaffel nicht gut finde. Darum gab es ja den Ortswechsel nach M87 und den Aufbruch der BASIS, um sich von der vergangenen Staffel abzugrenzen und ins Unbekannte vorzustoßen. Als Leserin erwarte ich da neue Abenteuer und keine Rückblicke.

Hinzu kommen wieder einige Anschlusslücken aus dem Vorgängerroman. So erfahre ich, dass Roi Danton im Körper von Thomas Rhodan da Zoltral den Namen Rhodanton erhalten hat. Da Thomas in diesem Roman keine Rolle spielt, wäre die Information im Vorgänger- oder Nachfolgeroman besser aufgehoben gewesen.

»Duell der Druisanten« kann man lesen, muss man aber nicht, weil man handlungstechnisch nicht viel verpasst. Wer sich jedoch für fremde Kulturen interessiert wird mit den bildhaften, überbordenden Beschreibung der Druis und ihrer Umwelt gut unterhalten.