Drei tolle Tage in Wolfenbüttel

So langsam legt sich die Euphorie, der Herzschlag beruhigt sich, das Kribbeln in Armen und Beinen verebbt. Ich bin wieder zurück zu Hause und entgegen aller Erwartungen nicht ins tiefe Loch des Seminar-Blues gefallen. Vielleicht auch weil ich heute morgen gleich mal Arbeit für die PRFZ erledigen musste.

Nach fünf Jahren Pause nahm ich am Wochenende wieder an einem Schreibseminar an der Bundesakademie für kulturelle Bildung (BA) in Wolfenbüttel teil. Und irgendwie war es dieses mal etwas Besonderes, ohne das ich sagen kann, woran es lag. Vielleicht weil ich so lange nicht gewesen bin oder weil ich fast zwei Drittel der Teilnehmer schon kannte oder weil es das erste Seminar von Olaf Brill als Dozent an der BA war. Vielleicht lag es aber auch daran, dass das Niveau so hoch war und jeder Teilnehmer während des Seminars nochmal über sich hinausgewachsen ist. Egal, was es auch gewesen sein mag, es war eine bereichernde Erfahrung, die ich jedem gönne, der sich irgendwie mit Schreiben beschäftigt.

(B)olaf, Klaus und (K)olaf

Neben allerlei Theorie bekam ich auch praktische Dinge vermittelt und war überrascht, dass mir sogar bei der Schreibaufgabe am Sonntagvormittag noch etwas eingefallen ist, obwohl ich mich leergeschrieben fühlte. Die beiden Nächte hatten Spuren hinterlassen, jede Nacht (bzw. Morgen) erst nach zwei Uhr ins Bett zu gehen, bin ich nicht gewohnt. Überraschenderweise fiel es mir nicht so schwer zum Frühstück um acht Uhr wieder frisch auf der Matte zu stehen. Das lag sicher an der Dusche in den schicken Nasszellen der Zimmer im Gästehaus.

Zwischen zwei Olafs, passte immer ein Klaus

Tatsächlich sind die Nächte im Mühlenfoyer der heimliche Höhepunkt der Seminare, bei denen sich die Seminarteilnehmer und Dozenten untereinander austauschen und bei denen man immer etwas Neues erfährt. Bei der hohen Dichte an PERRY RHODAN-Mitarbeitern erhaschte ich die eine oder andere Insider-Information. Ich werde mich aber hüten, etwas darüber preiszugeben. Klaus N. Frick beeindruckte wieder mit seinem schier unglaublichen Wissen über phantastische Literatur und Krachmusik. Olaf Brill brachte seine Erfahrungen als Redakteur und Autor bei PERRY RHODAN ein. Und die PERRY RHODAN-Autorinnen wussten viel über die Abläufe bei NEO und den Miniserien zu erzählen.

Schön war der Spaziergang am Samstagmittag durch Wolfenbüttel zum Restaurant. Die Sonne schien, es fand ein Markt statt und viele Leute waren unterwegs. Leider war die Zeit zu knapp, um sich noch ein bisschen umzusehen, andererseits brauchte ich einen kleinen »Powernap«, sonst wären mir im Seminar die Augen zugefallen.

Mit Mark und Oli vor der Schünemannchen Mühle

Als Autorin nehme ich mit, dass mein eingereichter Text mal wieder zu perfekt war. Es wurde fast nichts daran kritisiert. Was mich immer ein wenig stutzig macht und ich mich frage, ob man mir nicht doch etwas verheimlicht. Olaf Kutzmutz, Leiter des Bereichs Literatur an der BA und Co-Dozent, zitierte in diesem Zusammenhang Andreas Eschbach: »Du brauchst nicht wieder zu kommen, Du kannst es.« Ich hoffe trotzdem, dass er es nicht so ernst gemeint hat und ich mal wieder nach Wolfenbüttel kommen darf.

Mein Dank gilt an dieser Stelle den Organisatoren von der Bundesakademie, den Dozenten und Teilnehmern, insbesondere dem großzügigen Spender der leckeren Süßigkeiten. Mein Leben wurde an diesem Wochenende durch viele schöne Erinnerungen und Begegnungen bereichert. Das ist unbezahlbar!

Mal wieder Wolfenbüttel

Zehn Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel weilte. Nach fünf Jahren Pause besuche ich dieser Tage mal wieder ein Seminar. Dieses Mal geht es um die phantastische Kurzgeschichte mit kriminellen Hintergrund. Nach der FanEdition Nr.18 wollte ich eigentlich nie wieder einen Krimi schreiben. Aber dem Reiz, den Krimi mit der Kurzgeschichte zu verbinden, bin ich schließlich erlegen.

Viele der Teilnehmer kenne ich aus früheren Seminaren, oder aus dem PERRY RHODAN-Umfeld. Die Geschichten im Reader zum Seminar sind allesamt hochkarätig. Da hatte ich tatsächlich Mühe, etwas zum Kritisieren zu finden. Schon nach dem ersten Tag kann ich sagen, dass die Chemie zwischen den Teilnehmern und den Dozenten stimmt. Zum ersten Mal ist Olaf Brill als Dozent dabei. Eine Tatsache, an der ich nicht ganz unschuldig bin, da ich ihn Klaus N. Frick vergangenes Jahr vorgeschlagen habe.

Die Anreise gestaltete sich trotz Lokführerstreiks recht angenehm. Ausgerechnet der Zug, für den ich Platzkarten und eine Fahrkarte gebucht hatte, fuhr auch. Ich war mit Mark Kammerbauer unterwegs, wir hatten uns verabredet, die Zugreise gemeinsam anzutreten. Sie verlief sehr kurzweilig, weil jeder von uns viel zu erzählen hatte. In Braunschweig nahm uns dann Marie Erikson in Empfang und chauffierte uns mit dem Auto bis nach Wolfenbüttel. Vielen Dank nochmal dafür.

Morgen früh geht’s gleich weiter mit meinem Text. Ich bin gespannt, was Teilnehmer und Dozenten dazu sagen.

Eine Anthologie zum Geburtstag

Folgender Text wurde im Dezember-Newsletter der PRFZ veröffentlicht. Es ist ein kurzes Making Of zur Anthologie zum 60. Geburtstag von Klaus N. Frick:

Vor genau einem Jahr schickte ich E-Mails an 60 Autoren und Autorinnen aus dem Umfeld der PERRY RHODAN-Serie. Darin bat ich um eine Kurzgeschichte als Geschenk für Klaus N. Frick zum 60. Geburtstag.

In dem Buch zu seinem 50. gab es viele verschiedene Beiträge, darin sollte sich die Publikation zu seinem 60. unterscheiden. Klaus liebt Kurzgeschichten, daher wäre eine Anthologie das richtige zum Geburtstag, dachte ich mir. Die Storys sollten allerdings nicht nur von ihm handeln oder mit Perry Rhodan zu tun haben. Im Anschreiben an die Autoren und Autorinnen formulierte ich es so: »Dein Beitrag sollte eine Geschichte sein, die Du Klaus schon immer mal erzählen wolltest, oder von der Du glaubst, dass sie im gefallen würde.«

Der erste, der mir seinen Beitrag schickte, war Hermann Ritter und zwar schon am Tag darauf. Bei den anderen dauerte es etwas, viele sagten ab, weil sie keine Zeit hatten (vor allem die Autorinnen enttäuschten) und wieder andere brauchten mehrere Erinnerungs-E-Mails bis sie lieferten. Im Nachhinein bin ich dennoch froh, dass nicht alle etwas geschickt haben. Sonst wäre die Anthologie wahrscheinlich tausend Seiten stark und hätte zum finanziellen Ruin der PRFZ geführt. Weil wir wollten, dass die Anthologie auch im Buchhandel erhältlich ist, bezogen wir Michael Haitel von p.machinery mit ein. Der Verleger kümmerte sich in den vergangenen Jahren um die FanEditionen der PRFZ und war gleich Feuer und Flamme, als ich ihm unsere Idee vorschlug.

Da ich selbst mit einem Beitrag dabei sein wollte, feilte ich im Frühjahr an meiner Geschichte herum. Für die Idee bot sich ein Theaterstück regelrecht an, doch wie schrieb man sowas und wie formatierte man den Text so, damit man ihn gut lesen konnte? Ich musste erst einmal recherchieren und zog dann die Hilfe meiner Mitherausgeberin Alexandra Trinley heran, bis die Story endlich stand. Alexandra war es auch, die der Anthologie den Titel »Das wüsste ich aber!« verlieh.

Im Laufe der Monate trudelten die Geschichten der Autoren und Autorinnen ein. Zum Abgabeschluss am 1. August lagen fast alle zugesagten Geschichten vor. Für das Lektorat konnte ich neben Alexandra auch Daniela Hesse gewinnen. Zu dritt lektorierten wir die 26 eingereichten Beiträge. Ich übernahm die Korrespondenz zu den Autoren, schickte ihnen die lektorierten Geschichten und nahm die Korrekturen wieder in Empfang.

Die Geschichten sind eine Sache, die andere sind die dazugehörigen Illustrationen und Fotos. Ich wollte ein Buch, das viele Bilder enthielt, aber der Input durch die angeschriebenen Künstler reichte nicht aus. Also schrieb ich Leute an, von denen ich wusste, dass sie Bilder und Illustrationen auf hohem Niveau herstellen können und sich an dem Projekt für Klaus beteiligen wollten. Dabei sollte es keine Rolle spielen, ob dabei eine KI zum Einsatz kam oder nicht. Außerdem bat ich Fans um Fotos von Klaus aus den vergangenen Jahrzehnten.

Ende September kumulierte dann alles. Die SOL 112 musste zusammengestellt werden, die FanSzene musste raus und Michael Haitel wollte die fertig lektorierten Geschichten sowie die Bilder, um das Layout zu erstellen. Ich saß tagelang von morgens bis abends vor dem Computer (zum Glück hatte ich Urlaub) um die letzten Korrekturen zu sichten, die Reihenfolge der Geschichten festzulegen, Bilder einzuscannen und E-Mails zu schreiben. Oftmals in diesen Tagen hatte ich am Abend das Gefühl, überhaupt nichts geschafft zu haben, weil der Berg einfach nicht weniger wurde. Dann Mitte Oktober legte ich endlich alles vertrauensvoll in Michael Haitels Hände. Innerhalb kürzester Zeit machte er nicht nur das Korrektorat, sondern auch das Layout, so dass ich bereits Ende Oktober die Druckfahne (in dem Fall war es ein PDF) sichten konnte. Ich gab Kommentare zu Korrekturen ab und hoffte, dass das Buch noch rechtzeitig bis zum Geburtstag aus der Druckerei kommen würde.

Am Ende hat mit dem Buch aber alles gut geklappt. Ich hoffe, Klaus freut sich über das Buch. Das Projekt hat mich ein ganzes Jahr lang begleitet und beschäftigt gehalten. Aber es war jede Minute wert. Das Schwierigste war, es vor Klaus geheim zu halten und ihm nichts davon zu erzählen. Das war von allem die härteste Herausforderung.

»Das wüsste ich aber!« als E-Book

Inzwischen ist die Publikation zum 60. Geburtstag von Klaus N. Frick auch als E-Book erhältlich. Der Verleger hatte ein kleines Problem mit seinem Internetanschluss daher hat sich die Veröffentlichung verzögert.

Das E-Book gibt es in zwei Varianten als ePub oder PDF.  Achtung, die epub-Version enthält keine Bilder, weil die Version mit Bildern größer als 100 MB gewesen wäre, wodurch Tolino-Shops ausgeschlossen wären, die 100 MB als Limit haben.

Für alle die gern auch die Fotos und Grafiken sehen wollen, gibt es das E-Book auch als PDF. Der Preis ist der gleiche wie vom ePub.

Die E-Books sind auf allen gängigen Plattformen erhältlich.

E-Book (epub): ISBN 978 3 95765 745 9 – EUR 7,49 (DE)
E-Book (PDF): ISBN 978 3 95765 738 1 – EUR 7,49 (DE)

Das Klausbuch zum 60.

Endlich darf ich es vorzeigen. Das Projekt, was mich jetzt ein Jahr lang beschäftigt hat. Ab sofort darf ich mich Herausgeberin nennen.

Hier der offizielle Ankündigungstext:

Dem Aufruf »Eine Geschichte für Klaus« sind viele Kollegen, Freunde und PERRY RHODAN-Fans gefolgt, um dem Chefredakteur der PERRY RHODAN-Serie – Klaus N. Frick – ein würdiges Geschenk zum 60. Geburtstag zu machen. Namhafte Autoren und Autorinnen widmen ihm ihre ganz persönlichen fantastischen Geschichten. Mal ist er Teil davon, mal wird er am Rande erwähnt, und mitunter spielt der Raumfahrer Perry Rhodan darin eine wichtige Rolle. So entstand eine Anthologie mit Storys aus unterschiedlichen Genres, versehen mit farbigen Illustrationen sowie Fotos von Klaus N. Frick aus den letzten Jahrzehnten. So ein Geburtstagsgeschenk bekommt nicht jeder.
Der Titel des Buches ist Zitat aus der PERRY RHODAN-Serie, das bei den Fans längst zum geflügelten Wort geworden ist. Welcher Spruch wäre passender für jemanden, der seit Jahrzehnten die Richtung der Serie bestimmt und beinahe alles darüber weiß?

Christina Hacker & Alexandra Trinley (Hrsg.)
»Das wüsste ich aber!«
60 Jahre Klaus N. Frick
AndroSF 96
p.machinery, Winnert, 9. Dezember 2023, 368 Seiten, Paperback
ISBN 978 3 95765 359 8 – EUR 22,90 (DE)
E-Book: ISBN 978 3 95765 745 9 – EUR 7,49 (DE)

Mit einem Titelbild von Thomas Rabenstein.

Bestellen kann man das Buch im SpaceShop der PRFZ. PRFZ-Mitglieder zahlen bei der ausschließlichen Bestellung des Buchs keine Versandkosten.

Die SOL in geheimer Mission

Manch ein Mitglied der PERRY RHODAN-FanZentrale hat sich in den letzten Wochen vielleicht gefragt, warum die SOL noch nicht bei ihm eingetroffen ist. Eigentlich wäre sie in der zweiten Novemberhälfte fällig gewesen.

Nein, wir haben nicht gebummelt, wir waren in geheimer Mission unterwegs. Die Druckdaten der SOL waren pünktlich Anfang November in der Druckerei, wir haben nur die Auslieferung des Magazins verzögert, damit die Überraschung perfekt ist.

Welche Überraschung? Und von was schreibt die da eigentlich, wird sich jetzt der eine oder andere denken.

Es hat etwas mit dem Schwerpunkt der Ausgabe 112 zu tun. Der zielt nämlich auf den 60. Geburtstag von PERRY RHODAN-Chefredakteur Klaus N. Frick ab. Und weil wir natürlich nichts verraten wollten, gab es auch keine Vorankündigung wie gewohnt. Es sollte eine Überraschung für Klaus werden, die wir erst zu seinem Geburtstag lüften wollten. Das bezieht sich wiederum auf einen Teil des Inhalts des Schwerpunktes, denn hier stellen wir einige Beiträge aus der Geburtstags-Anthologie vor, die Alexandra und ich in vielen Stunden Arbeit für Klaus zusammengestellt haben und die ab sofort im SpaceShop erhältlich ist. (Mitglieder können das Buch Versandkostenfrei bestellen, sofern sie nur das Buch kaufen möchten.) Klaus N. Frick kommt in einem Interview in der SOL 112 selbst zu Wort. Wir haben ihn über seine Arbeit für die PERRY RHODAN-Serie befragt.

Weiterer Inhalt der SOL 112 ist unter anderem ein Interview mit Dietmar Schmidt, der nicht nur Romane für die Miniserien und für NEO schreibt, sondern hauptberuflich als Übersetzer für Bastei Lübbe arbeitet und hier vor allem Bestseller übersetzen darf. Wir sprechen mit ihm darüber, was eine gute Literaturübersetzung ausmacht und warum ein Algorithmus einen menschlichen Übersetzer nach wie vor nicht ersetzen kann.

Abseits der gewohnten Besprechungen der PR-Erstauflage und NEO gibt es einen Bericht von den SciFi-Days in Speyer. Nils Hirseland erzählt, wie es bei DORGON weitergeht, zuzüglich einer Kurzgeschichte. Es gibt Besprechungen der letzten beiden FanEditionen sowie von Rüdiger Schäfers Krimi »Die Wellensittichmorde«. Frank G. Gerigk und Andreas Weiß stellen das Infanterie-Unterstützungsvehikel »Kleine Faust« vor inklusive der dazugehörigen Risszeichnung.

Apropos Risszeichung! Als Besonderheit und kleines Dankeschön an die treuen Fans liegt der letzten Ausgabe des Jahres 2023 ein Risszeichnungsposter bei. Gezeichnet hat es Gregor Sedlag für die PERRY RHODAN-Miniserie Atlantis 2. Extra für die Leser und Leserinnen der SOL hat Gregor die Zeichnung coloriert. Dieses Poster ist nur in Kombination mit dem Magazin erhältlich.

Das schöne Titelbild hat uns dieses Mal Alfred Kelsner zur Verfügung gestellt.

Die SOL 112 wird die Mitglieder im Laufe der 50. Kalenderwoche erreichen, wenn sie nicht schon angekommen ist.

Alltägliches aus Afrika

Das Buch lag jahrelang ungelesen in meinem Bücherschrank. Ich hatte mir immer wieder vorgenommen es zu lesen, aber stets war etwas dazwischen gekommen. Vor ein paar Wochen packte es mich dann. Zum einen hatte ich absolut keine Lust auf Science Fiction oder auf längere Romane und zum anderen steht bald der 60. Geburtstag des Autors an. Da lag es nahe, sich einmal mit dem Werk näher zu befassen.

PR-Chefredakteur Klaus N. Frick war mehrmals in Afrika unterwegs. Angefangen von einem Trip mit einem umgestalteten Reisebus von Bayern über Frankreich, Spanien, durch Marokko und Algerien nach Niger im Winter 1987/88. Es folgten weitere Reisen nach Kamerun, Senegal, Togo, Botswana, Malawi, Tansania und Südafrika. Jedes Mal war er nicht als »normaler« Tourist unterwegs, sondern mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit Buschtaxis wie die normale Bevölkerung. Er übernachtete in Absteigen, kleinen Hostels und auch mal im Puff. Er traf Menschen auf Augenhöhe freundete sich mit Einheimischen an, die ihn mit seiner Punkfrisur sicher für einen seltsamen Europäer gehalten haben. Er näherte sich ohne Scheu den kulinarischen Herausforderungen der afrikanischen Küche. Und er nahm bewusst die moralischen Unterschiede zwischen den Kulturen wahr. Während seiner Reisen hat er viele Notizen gemacht. Daraus entstanden die Geschichten für den ungewöhnlichen Reiseführer »Das Tier von Garoua«.

Der Autor erhebt keinen Anspruch darauf, dass seine Texte hohe Literatur sind, sondern er möchte das Leben der Menschen in Afrika anhand seiner Begegnungen wirklichkeitsnah schildern. Und das gelingt ihm sehr gut. Man kann sich einfühlen in die Situationen, die hin und wieder brenzlig, manchmal lustig und oft ziemlich eklig sind. Sehr bildlich beschreibt er nicht nur die Menschen, sondern auch deren Umfeld. Man glaubt die Gerüche wahrzunehmen und die Bilder von Märkten voller Leute, vollgestopften und maroden Buschtaxis sowie den Landschaften mit eigenem Auge zu sehen.

Afrika ist eine Herausforderung für Europäer – das nehme ich dem Autor sofort ab, wenn ich lese, was ihm passiert ist. Für mich wäre das nichts, aber Klaus N. Frick gelingt es dennoch mich dafür zu interessieren. Dabei handeln die Geschichten unaufgeregt vor sich hin völlig ohne nägelkauende Spannung. Es ist eine Lektüre, die man abends vor dem Schlafengehen gut lesen kann und bei der man nach jeder Geschichte ein gutes Gefühl hat. Sei es auch nur die Gewissheit ein warmes Bett ohne krabbelnde Insekten sein Eigen zu nennen.

Die letzte Reise des Autors nach Afrika liegt nun schon zwei Jahrzehnte zurück. Mich würde interessieren, wie es an den Orten heute aussieht. Wie sich inzwischen die politische Lage und die Menschen verändert haben und ob man heute noch als weißer Europäer so unbehelligt reisen kann und ebenso freundlich empfangen wird, wie es dem Autor widerfahren ist.

Schreibstatistik

Am Montag habe ich endlich nach fünf Jahren meinen Zeitreise-Roman beendet. Ein neuer zeitlicher Negativrekord, der unteranderem der Pandemie und ihren Auswirkungen geschuldet ist. Aber das soll hier nicht Thema sein.

Ich habe mich unlängst mal wieder gewundert, wie viele Leute eine Internetseite haben, auf denen sie sich als »Autor« vorstellen. Wenn man aber in die Liste der veröffentlichten Publikationen blickt, findet man meist nur eine oder zwei Gedichte oder Kurzgeschichten, die in Fanzines oder auflagenschwachen Magazinen erschienen sind.

Ich schreibe seit 30 Jahren, würde mir aber nicht anmaßen, mich Autorin zu nennen. Ich würde mich höchstens als Hobbyautorin bezeichnen oder wie sich PERRY RHODAN-Chefredakteur Klaus N. Frick immer selbst betitelt – als »Gelegenheitsautor«.

Daraufhin kam mir der Gedanke, dass ich mal zusammenzählen könnte, wie viel ich in den vergangenen drei Jahrzehnten eigentlich geschrieben habe. Leider kann ich nur die Romane und die Kurzgeschichten-Sammlung angeben. Wie viele Artikel, Kolumnen, Rezensionen und Kurzgeschichten ich darüberhinaus verfasst habe, darüber habe ich keinen Überblick. Da müsste ich länger recherchieren.

Also, hier habe ich die kleine Schreibstatistik zusammengestellt:

Ich war ganz schön baff, wie viel da in 30 Jahren zusammengekommen ist. Über vier Millionen Zeichen habe ich in Romane gesteckt. Na gut, so ein Fantasy-Autor schafft mühelos eine Million pro Roman. Aber ich war trotzdem überrascht, dass es so viel ist. Die meisten Romane sind Fan-Fiktion und wurden in Fanclubs veröffentlich. Auffällig ist, dass ich sehr viel mehr Romane, als Kurzgeschichten geschrieben habe. Mir liegt die lange Form irgendwie mehr, da ich mich gern ausführlich mit meinen Figuren beschäftige. Bei einer Kurzgeschichte, geht es ja hauptsächlich um eine Idee.

Die Zeiträume geben nicht die reine Schreibzeit an, sondern schließen die Überarbeitung mit ein. Ich bin ein fanatischer Überarbeiter. Das mag ich fast lieber als das Schreiben selbst. Da wird so lange gefeilt, bis alles passt. Ein schönes Beispiel dafür ist »Parallelwelten«. Geschrieben habe ich die Geschichte in gut einem Jahr, von 2013-2014. Die Überarbeitung hat dann nochmal zwei Jahre in Anspruch genommen.

Ich schreibe nicht jeden Tag. Manchmal schreibe ich wochen- oder monatelang nicht. Bis es mich mal wieder packt und ich 16.000-20.000 Zeichen am Tag raushaue. Wer genau hinsieht, wird erkennen, dass ich zwischen 2010 und 2013 gar nicht geschrieben habe. Damals hatte ich zwar eine Geschichte im Kopf, konnte mich aber nicht aufraffen, sie niederzuschreiben. Das Exposé und ein paar Kapitel existieren zwar, aber ich habe die Geschichte nie zu Ende geschrieben. In dieser Zeit ging es mir nicht gut. Ende 2012 kumulierte das dann, als es mir auch gesundheitlich schlecht ging. Deshalb beschloss ich 2013 spontan, wieder mit dem Schreiben anzufangen und siehe da, es krempelte mein Leben komplett um, hin zu etwas Besseren.

Seit dem habe ich nicht aufgehört zu schreiben. Durch meinen Blog wurde dass in den vergangenen Jahren mitunter aber ein bisschen viel. Deshalb habe ich im letzten Jahr beschlossen, nicht mehr so exzessiv zu bloggen und meine Kreativität mehr in andere Texte zu stecken. Meist sind es leider die von anderen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Jetzt freue ich mich auf die finale Überarbeitung meines Zeitreise-Romans. Einen Großteil habe ich schon ein paar Mal überarbeitet und korrigiert. Es fehlen nur noch die letzten Kapitel. Was ich damit mache, weiß ich noch nicht. Mir geht es in erster Line um den Prozess des Schreibens, weniger um das veröffentlicht werden. Weshalb ich mich auf meinem Blog nicht als Autorin bezeichne, obwohl ich wahrscheinlich mehr geschrieben habe, als manch anderer, der sich so nennt.

Hommage an eine Punkrock-Ikone

Quelle: aboalsleben.de

»Der letzte Punk« von Abo Alsleben

Es muss schon eine sehr spannende Geschichte sein, wenn sich mein Redakteursmodus ausknipst und ich erst im letzten Drittel des Buchs feststelle, dass die Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede nicht korrekt ist. Zudem handelt es sich bei dem Roman um das Werk eines Selfpublishers, da bin ich normalerweise immer besonders sensibel. Aber hier wurde ich einfach mitgerissen von der schaurig schönen und zugleich traurigen Geschichte über Dietrich Aufrecht genannt Öse.

In einem Kaff bei Erfurt geboren, tut sich Dietrich schwer mit der Welt. Ob auf dem Bauernhof der Eltern oder in der Schule, immer eckt er an, wird übersehen, gilt als Versager. Dabei schlummern in ihm besondere Fähigkeiten. Als er zum ersten Mal Punkrock hört, ist es um ihn geschehen. Es ist das, was er sein will, das was seinem Wesen entspricht – ein Punk der Krachmusik machen möchte. Zusammen mit seinem Bruder baut er sich die Instrumente und eine Anlage selbst. Sie gründen eine Band namens Schmeißkeim und nehmen die ersten Songs mittels eines russischen Tonbandgeräts auf.
Doch das Ganze hat einen Haken. Wir schreiben die frühen Achtziger Jahre im Osten. In der DDR ist man von der Akzeptanz einer Subkultur wie Punk etwa so weit entfernt, wie vom Rand des Universums. Schmeißkeim kann nur im Schutz der Kirche auftreten und auch dort sind nicht alle von der radikalen und oft zerstörerischen Kraft des Punkrocks begeistert. Dennoch findet die Musik ihr Publikum. Ein Westdeutsches Plattenlabel wird auf die Punk-Szene im Osten aufmerksam. Als eine der wenigen ostdeutschen Punkbands können Schmeißkeim heimlich einige Songs aufnehmen, die im Westen auf einer LP rauskommen und im Radio gespielt werden. Schlagartig wird Schmeißkeim zur bekanntesten Punkband in der DDR.
Öse fühlt sich endlich beachtet. Doch alles hat seinen Preis. Die Stasi traktiert ihn immer wieder, legt ihm Steine in den Weg. Er wird von Hooligans und Neonazis verdroschen, kommt immer wieder mit der Staatsmacht in Konflikt, verfällt dem Alkohol und landet im Knast.
Eigentlich will Öse doch nur in Ruhe Musik machen. Nach der Wende stünden ihm und Schmeißkeim endlich alle Wege offen, doch nun schwämmen plötzlich Drogen jeglicher Art in die Republik. Versuchungen, denen er letztendlich erliegt, und die ihn zu einem körperlich und geistigen Wrack machen. Nach mehreren Ausrastern landet er in der Psychiatrie.
Eigentlich sollte ihm hier von den Ärzten geholfen werden, aber wie überall dreht sich ab dem Milleniumswechsel alles nur noch ums Geld. Auch die Patienten der Psychiatrie sind nur Humankapital. Medikamente, Erniedrigung und Strafen, machen den ohnehin zerstörten Menschen Öse so kaputt, dass er im Wahn seinen Vater mit einer Axt tötet. Das bedeutet für ihn lebenslange Psychiatrie, in der er körperlich verfällt und unter ungeklärten Umständen sechs Jahre später verstirb.

Vor ein paar Jahren besprach ich hier das Buch »Satan, kannst Du mir noch einmal verzeihen« über Dieter »Otze« Ehrlich und die Band Schleimkeim. Der Autor Abo Alsleben war davon offensichtlich genauso beeindruckt wie ich. Es ist immer das Leben, welches die besten Geschichten schreibt und man sollte solche Geschichten der breiten Öffentlichkeit bekannt machen. Darum hat er sich in die Recherchearbeit gestürzt und das Leben von Otze Ehrlich spannend in einem Roman verpackt, gespickt mit vielen zeitgeschichtlichen Informationen. Man bekommt einen Eindruck vom Leben in der DDR, von der Punk-Szene, den Neonazis und den vielen unangepassten Jugendlichen im Osten. Er erzählt von ihren Schwierigkeiten und ihren Freiheiten sowie dem damaligen Lebensgefühl.

Stilistisch ist das alles sehr clever gemacht. Es dauerte eine Weile, bis ich mitbekam, wer der Erzähler ist. Denn natürlich ist es schwierig, sich in den Kopf eines Protagonisten zu versetzen, der in manchen Szenen mehr tot als lebendig ist. Da ist eine Außenperspektive sehr viel besser. Der Trick, mit dem der Autor das Schreiben aus der auktorialen Perspektive umgeht, ist genial. Ich dachte zuerst, es ist Satan selbst, der Otze beisteht. Da dieser immer behauptet hatte, vom Teufel besessen zu sein. Doch derjenige, den der Autor dazu verdammt hat als Schutzengel zu agieren, ist fast noch besser.

Beim Lesen haben mich besonders die sprachlichen Bilder fasziniert, die der Autor verwendet. Das ist fast schon Lyrik und steht damit eigentlich im totalen Gegensatz zu den Grausamkeiten, der Brutalität und des Drecks, der einen von den Seiten entgegenschlägt. Einen meiner absoluten Lieblingssätze aus dem Buch muss ich hier unbedingt wiedergeben: »Der Mond wurde schwanger, wurde immer runder und gebar Tausend Sterne in die Nacht. Dann war er wieder dünn wie eine Sichel.« Die Sätze sind kurz und pointiert und erreichen eine Sogkraft, die einen Wort für Wort in die Geschichte zieht. Die Kapitelüberschriften scheinen zunächst willkürlich gesetzt, weil die Handlung einfach weitergeht. Sie ergeben aber am Ende durchaus Sinn.

Auffällig ist das dicke gestrichene Papier, auf dem der Roman gedruckt ist. Das ist unüblich für ein Taschenbuch und macht die knapp 400 Seiten schwer wie Blei. Lektoratstechnisch hätte der Roman einige kleine Eingriffe vertragen, vor allem bei der Zeichensetzung. Aber wie ich schon sagte, mir ist das angesichts der spannenden Handlung auch erst relativ spät aufgefallen. Manch anderer merkt es wahrscheinlich gar nicht.

»Der letzte Punk« ist eine sehr gut geschriebene Hommage. Es ist die Lebensgeschichte eines Menschen, dem unheimlich viele schlimme aber auch kuriose Dinge passiert sind. Dessen musikalische Genialität nur von wenigen seiner Zeit erkannt wurde, der aber auch unberechen- bzw. undurchschaubar blieb. Der Roman basiert auf der realen Geschichte von Otze Ehrlich und der Band Schleimkeim und damit auf tatsächlich existierenden Personen. Für den Roman wurden die Namen verändert sowie die Ereignisse chronologisch etwas abgewandelt. Viele der Dialoge stammen aber eins zu eins aus den Vernehmungs-Protokollen der Staatssicherheit der DDR. Anderes wurde aus Interviews mit Zeitzeugen, Büchern und dem Internet entnommen. Abo Alsleben war sehr gründlich bei der Recherche, die Informationen fühlen sich stimmig an, obwohl ich das auf Grund meines Alters natürlich nur bedingt beurteilen kann. Zumindest gibt er das Lebensgefühl der Achtzigerjahre ziemlich gut wieder.

»Der letzte Punk« ist ein Punkroman, den man gelesen haben muss. Vor allem wenn man mit der Subkultur des Punk vertraut ist. Wer das Schicksal von Otze Ehrlich kennt, weiß von vornherein, wie der Roman enden wird, aber der Weg dorthin ist so bewegend, dass selbst die Kenner gefesselt sein werden. Besonders bedrückend fand ich die letzten Kapitel über die Zustände in der Psychiatrie. Da musste ich ein paar mal schlucken und habe am Ende schließlich noch eine Träne verdrücken müssen.

Danke an den Autor! Das war ganz großes Kino. Vielen Dank auch an Klaus N. Frick, der mich auf die Rezension des Buchs im »Polytox« aufmerksam gemacht hat.

Bestellen kann man das Buch auf der Internetseite des Autors.