Punk in der Galerie

Ich war mehr als erstaunt, als ich im Dezember las, dass in der Städtischen Galerie in Rosenheim eine Punkaustellung eröffnete. Unter dem Titel »Punk: Wir versprechen nichts!« wurden neben der Ausstellung auch Konzerte, Lesungen und Workshops zum Thema Punk angeboten. Wohlgemerkt in Rosenheim! Nicht in München, Hamburg, Düsseldorf oder Berlin – nein – mitten in der oberbayrischen Provinz gestaltet jemand eine Ausstellung über Punk. Allein das ist schon einen Besuch wert.

Punk ist also jetzt nach knapp 50 Jahren Salonfähig geworden. Wobei ich glaube, dass die Punker von einst das Konzept einer Ausstellung über Punk rundheraus ablehnen würden. Schon allein, weil man Eintritt dafür zahlen muss. Da ich zwar zur Generation X gehöre, aber nie ein Punk gewesen bin, mich aber brennend dafür interessiere, musste ich mir das ansehen. Zusammen mit meiner jungen Arbeitskollegin, die auch etwas für Punk übrig hat, fuhren wir am Samstag nach Rosenheim. Die Städtische Galerie in Rosenheim steht direkt neben dem berühmten Lokschuppen, in dem es jährlich große aufwendige Sonderausstellungen zu irgendwelchen Themen gibt. In diesem Jahr geht es um den Untergang der TITANIC.

Wir ließen den Lokschuppen links liegen und gingen in die Galerie, wo wir tatsächlich an der Kasse warten mussten, da sich eine Schlange an Leuten gebildet hatte. Die Ausstellung war unerwartet gut besucht. So lange wir da waren, kamen und gingen immer wieder Leute. Ich hatte erwartet, dass wir die einzigen seien. Offenbar ist das Interesse an Punk in allen Bevölkerungsschichten hoch, denn der Altersdurchschnitt der Besucher lag etwa bei vierzig Jahren.

Das Gebäude besteht aus neun großen Ausstellungsräumen, die man nacheinander durchquert. An den Wänden hängen Fotos, und Grafiken unteranderem von Andy Warhol. Es gibt ein paar Vitrinen mit Ausstellungsstücken vor allem Zeitungen, Magazine, Schallplatten und Textilien, aber auch Kunstwerke ungewöhnlicherer Natur. Jeder Raum ist einer Stadt gewidmet. Es wird erzählt wie dort der Punk entstanden ist oder sich etabliert hat. Los geht es mit New York City. Eine Infotafel unterrichtet die Besucher über die Situation der Arbeiterklasse und den Verfall der Stadt in den siebziger und achtziger Jahren, über die Kunst und Musikszene, die Aggressivität durch die zunehmenden Not der Jugendlichen. Ein Zeitstrahl im unteren Drittel der Wände listet politische Ereignisse des Landes von 1974 bis 1990 auf und begleitet damit die großformatigen Bilder. In jedem Raum gibt es zudem eine Säule mit Kopfhörern, mit denen man sich vier Songs der prägendsten Punkbands anhören kann.

Im zweiten Raum kommen wir nach London. Vivienne Westwood und ihre Mode wird vorgestellt. Es gibt informationen zu den Sex Pistols und auch hier wieder eine Infotafel und einen Zeitstrahl über die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse. In den folgenden Räumen geht es um Punks in Düsseldorf, Berlin und Bayern (und speziell Rosenheim). In einem »Do it yourself«-Raum geht es um Fanzines. Mit einem Kopierer, Klebstoff und Zeitschriften kann man selbst ein Fanzine herstellen. In zwei Kabinen laufen Filme und Diashows. Im vorletzten Raum geht es um die Kommerzialisierung des Punk in der aktuellen Gegenwart. So kann man in einem kleinen Trickfilm den Tag eines »modernen Punk« im Jahr 2025 erleben. 12:30 Uhr Aufstehen, Sozial Media, ein bisschen studieren, Sport machen, Bier trinken, sozialisieren (sprich mit ein paar Freunden Bier trinken), heimgehen, auf Super RTL die Gummibärenbande schauen, im Internet surfen und 22:30 Uhr ins Bett gehen. Sehr treffend!

Besonders gut gefielen mir die Schautafeln mit der Kunstfigur Petra Punk, die am Eingang jedes Raums angebracht sind. Die junge Punkette erzählt augenzwinkernd darüber, was Punksein bedeutet. Die Texte richten sich vorwiegend an Jugendliche, um ihnen das Lebensgefühl Punk zu vermitteln. Der letzte Raum lädt mit Sesseln und einer kleinen Bibliothek an Punkbüchern (leider keines von Enpunkt) zum Lesen und Kaffeetrinken ein.

Am Ende war ich sehr positiv überrascht. Die Ausstellung ist gut gemacht, nüchtern und ohne Klischees berichtet sie über die Punkszene in verschiedenen Orten und ihre Entwicklung. Ich habe Neues erfahren und weiß jetzt, dass der Punk auch vor der bayrischen Provinz nicht halt gemacht. Gut so!

Die Ausstellung läuft noch bis zum 13. April 2025. Nähere Infos gibt es auf der Internetseite der Städtischen Galerie Rosenheim.

Nachruf auf Rainer Schorm

Es gibt Texte, die man nicht schreiben möchte, weil man kaum die Worte findet. Dies ist so ein Text.

Am 11. März 2025 erhielt ich von Rüdiger Schäfer die Nachricht vom Tod Rainer Schorms. Ich schwankte zwischen Unglauben und Schockiertsein und brauchte eine Weile, um die Nachricht zu verarbeiten.

Rainer war ein besonderer Mensch. Wir trafen uns zum ersten Mal auf der Veranstaltung zu PERRY RHODAN-Band 3000 im Münchner Literaturhaus. Zuvor war mir der große Mann mit den langen grauen Haaren und dem Bart auf den Fotos immer sehr ernst vorgekommen. Seine frühen NEO-Romane waren mir meist zu technisch, zu komplex und zu finster. Ich hatte damals tatsächlich Berührungsängste ihm gegenüber. Die räumte Rainer aber sehr schnell beiseite. Sein feinsinniger Humor, gepaart mit dem schweren alemannischen Dialekt, machten ihn mir genauso sympathisch wie sein Fachwissen über Astronomie oder sein Kunstverstand. Wir schlossen schnell Freundschaft, schrieben uns und trafen uns immer mal wieder auf den wenigen Veranstaltungen der Fanszene, die er besuchte. Rainer war immer zu Späßen aufgelegt und ein schlagfertiger Gesprächspartner, egal ob verbal oder in E-Mails. Dennoch schien immer eine gewisse Dunkelheit auf ihm zu lasten – eine Traurigkeit, die stets zwischen seinen Späßen mitschwang.

Rainer wurde 1965 in Wehr (Baden) geboren und lebte bis zu seinem Tod in Freiburg im Breisgau. Nach seinem Studium war er als Grafik-Designer und Referent tätig. Seit 2007 arbeitete er zudem freiberuflich als Autor und war Mitglied der »Autorengruppe Phantastischer Oberrhein«. Neben vielen Kurzgeschichten schrieb er unter dem Pseudonym Regina Shadow für die Heftromanreihen »Gaslicht und »Irrlicht« und stieg 2014 als Autor bei PERRY RHODAN NEO ein. Nach dem Tod von Michael H. Buchholz (2017) trat er dessen Nachfolge als Exposéautor an und führte mit Rüdiger Schäfer die Serie bis Band 359.

Für die PRFZ zeichnete er das Titelbild der FanEdition 23 und steuerte eine Kurzgeschichte für die Publikation zum 60. Geburtstag von Klaus N. Frick bei. Rainer war immer für Interviews zu haben. Er steckte tief in der NEO-Serie und konnte stets jede Frage dazu eloquent beantworten. Rezensionen seiner Werke las er nie. Er meinte einmal dazu, dass die Romane geschrieben seien und er ohnehin nichts mehr daran würde ändern können. Dennoch war er empfänglich für konstruktive Kritik.

Seine NEO-Romane wurden im Laufe der Jahre immer besser. Er brachte sehr viele außergewöhnliche Ideen bei NEO ein. Charakteristisch waren seine launigen Dialoge und die skurrilen Charaktere, die er sich ausdachte. Seit der Aphilie-Staffel schrieb er emotionaler und tiefsinniger und mit Band 339 – »Die Stille kommt« – verfasste er den bisher besten NEO-Roman überhaupt. Natürlich ließ er es sich nicht nehmen, sein Hobby Astronomie in der Serie zu verarbeiten. Auch andere Wissenschaften wie Geologie oder Biologie hatten es ihm angetan und mitunter schwelgte er regelrecht in den Themen. Etwas, das nicht jedem Leser gleich gut gefiel.

Nun ist er nicht mehr da. Rainer Schorm reiht sich ein in eine lange Liste von Menschen, die an der PERRY RHODAN-Serie mitgearbeitet haben und viel zu früh gestorben sind. Sein Tod hinterlässt keine Lücke, sondern einen ganzen Leerraum zwischen den Galaxien. Ich wage zu behaupten, dass PERRY RHODAN NEO nach seinem Tod eine andere Serie sein wird. Nicht schlechter, aber anders. Er und seine Figuren wie Dr. Brömmers und dessen Frosch-KI, Chefingenieur Rufus Darnell oder die Avatara Schrattel werden mir sehr fehlen.

Ad astra, Rainer! Vielleicht kannst Du nun endlich zu den fernen Orten im Universum reisen, die Du schon immer mal besuchen wolltest und über die Du so oft geschrieben hast.

Gruselige Inbetriebnahme

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 351 – »Das Geisterschiff« von Ruben Wickenhäuser

Auf der Flucht vor der Regierung der Terranischen Union tauchen Perry Rhodan, Reginald Bull, Atlan, Thora und die Mutanten Ras Tschubai und John Marshall sowie Gucky auf Olymp unter. Letzterer behält Aveline Celestaris im Auge, deren dunkler Schatten Eidolon jederzeit ausbrechen und in seiner Umgebung Schaden anrichten kann. Durch Atlans Beziehungen erhalten sie die Koordinaten eines Raumschiffs, das sie in die Galaxie der Hamamesch bringen kann. Es dauert nicht lange und ihre Identitäten fliegen auf, was sie erneut zur Flucht in den Weltraum zwingt. Unerkannt erreichen sie den Asteroiden, in dessen Inneren die MAGELLAN schlummern soll.
Doch sie sind nicht die Ersten dort. Ein Mehandorschiff scheint auf der Oberfläche des Asteroiden abgestürzt zu sein. Die Spuren innerhalb des Schiffes deuten daraufhin, dass etwas passiert sein muss, was die Besatzung in Schrecken und Panik versetzt hat. Nachdem sie in den Asteroiden eindringen, finden die die völlig verängstigten Mehandor, die bereits eine Art Religion gegründet haben, um die umherspukenden Geister abzuwehren. 
Als Rhodan und Co letztlich die MAGELLAN in Betrieb setzen, erleben auch sie merkwürdige Dinge. Ein Reset der Positronik hilft nur zeitweise, bevor sich die geisterhaften Erscheinungen wieder etablieren. Atlan, Aveline und die Mutanten dringen in den Positronikkern vor, da sie dort den Ursprung des Spuks vermuten. Letztendlich ist es aber Avelinas Schatten Eidolon, der den nebelartigen Verursacher vernichten kann.
Mit Hilfe der Mehandor wird die MAGELLAN flott gemacht und man bricht nach Arkon auf, um eine Besatzung für das Schiff zu finden.

Wer auf Geistergeschichten steht und sich so richtig gruseln möchte, dem sei dieser Roman von Ruben Wickenhäuser wärmstens empfohlen. Es bleibt bis zum Schluss gruselig und spannend. Unterbrochen wird das Ganze durch viele technische Erläuterungen zur MAGELLAN. Ich bin mir sicher das NEO-Technikberater Peter Dachgruber einen großen Anteil an diesem Roman hat. Auf drei Seiten bekommt man erzählt, wie man einen Fusionsreaktor zündet. Klasse! Für technikaffine Leser ist das ein Fest.

Dem Autor gelingt es, den Charakter Aveline Celestaris eins zu eins aus dem letzten Roman zu übernehmen und weiterzuentwickeln. Die zurückhaltende Frau beginnt gegen ihre Minderwertigkeitskomplexe anzukämpfen und bleibt dennoch sie selbst. Durch ihre Augen die Dimensionen der MAGELLAN zu erleben, ist ein geschickte Schachzug von Ruben Wickenhäuser. So bekommt man eine Vorstellung, wie groß dieses Schiff wirklich ist, auch wenn es für die alteingesessenen NEO-Leser ein alter »Hut« sein mag.

Fragen darüber, warum dieses Schiff noch existiert, warum es eingelagert wurde und es in 350 Jahren niemand gefunden hat, stelle ich mir lieber nicht. Auch nicht, wie Atlan es geschafft hat, in nur drei Jahren so tiefe Beziehungen auf Olymp zu knüpfen, dass ihm eine Siganesin Informationen über die MAGELLAN verkauft.

Enttäuscht war ich, als am Ende nicht klar wird, gegen wen sie eigentlich gekämpft haben und wer der Verursacher des Spuks wirklich war. Der Geist bleibt was er war – ein Geist – und auch die Protagonisten scheint das nicht zu interessieren. Da hätte ich mir mehr gewünscht. So verpufft die lange gehaltene Spannung in einem großen Fragezeichen.

Ich bin kein großer Freund des Horror-Genres, aber ich muss zugeben, dass mich »Das Geisterschiff« zumindest bis auf den Showdown am Ende überzeugt hat. Wahrscheinlich lag es an den vielen Technikspielereien, die in im Text integriert sind und die mir die Dimensionen der MAGELLAN nochmal bildlich vor Auge geführt haben.

TEKMAR trifft TEMU

Quelle: Perrypedia

Anlässlich des 60. Geburtstag von Rüdiger Schäfer. Herzlichen Glückwunsch und viel Gesundheit dem NEO-Expokraten.

PERRY RHODAN NEO Band 350 – »Kosmische Kontore« von Rüdiger Schäfer

In der Milchstraße tauchen die Hamamesch mit ihren Kontoren auf. Auf den Raumstationen wie TEKMAR gibt es alles, was das Herz begehrt zu unglaublich günstigen Preisen oder sogar für umsonst. Für die sich gerade von der Symaios und ihren Folgen erholende Bevölkerung der Lokalen Blase bedeutet das unglaubliches Glück. Der Wiederaufbau der Terranischen Union wird durch die Hamamesch und ihre Güter schnell vorangetrieben. Den Menschen geht es nach der langen dunklen Epoche immer besser. Doch Perry Rhodan und die anderen Unsterblichen sind skeptisch. Warum verschleudern die Hamamesch ihre Waren, wo kommen diese überhaupt her und sind ihre Absichten tatsächlich integer? Eric Leyden und sein Team finden heraus, dass alle Güter, die die Hamamesch in ihren Kontoren verkaufen einen Imprint tragen. Ob und wie sich dieser negativ auf die Käufer auswirkt, ist umstritten. Perry Rhodan und Protektor Reginald Bull warnen vor allzu viel Vertrauen in die Hamamesch. Doch ihre Warnungen werden nicht nur in den Wind geschlagen, bald werden ihnen Terrorakte nachgesagt und sie sollen sogar als Attentäter verhaftet werden.
Entkommen können die Unsterblichen inklusive einiger Mutanten nur mit Hilfe von Aveline Celestaris. Die Frau stammt von Nimbus und hat im wahrsten Sinne des Wortes ein dunkles Geheimnis. Das Nebelwesen Eidolon hat sie sich bei einem Ausflug ins Zentrum der Milchstraße aufgelesen. Auch sie ist den Hamamesch skeptisch gegenüber, weil sie bei einem Besuch auf dem Kontor TEKMAR eine seltsame Entdeckung gemacht hat.
Perry Rhodan und seine Freunde müssen die Erde verlassen, um einer Verhaftung entgehen. Aveline nehmen sie kurzerhand mit.

Nach »Inception«-Manier verschachtelt Rüdiger Schäfer seine Geschichte. Auf drei Zeitebenen und in zwei Handlungsbögen erzählt er vom Schicksal Aveline Celestaris und verknüpft es mit dem Perry Rhodans und dessen Freunde. Das erfordert teils hohe Konzentration beim Lesen, um zu begreifen, was wann passiert. Für Freunde des nichtlinearen Handlungsaufbaus ist es ein wahres Fest.

Witzig sind die vielen Kleinigkeiten, die er »eingebaut« hat, sei es der Name einer Podcasterin vom Radio Freies Ertrus oder die »Waber-Schormis«, ein kleiner Seitenhieb auf seinen Exposéautorenkollegen Rainer Schorm. Das alles führt dazu, dass der Weltenbau sehr bunt, ausufernd und exotisch ist. Mit der Beschreibung der Kontore setzt er die Latte für die anderen Autoren der Serie ziemlich hoch.

Wie immer liefert der Autor eine beeindruckende Anzahl an Erläuterungen zu den Geschehnissen, die zur Symaios geführt haben. Er schlägt dabei einen großen Bogen über die Geschehnisse innerhalb der NEO-Serie. Vom Sonnenschasma, über ANDROS und dem Dunkelleben bis hin zum Imprint der Hamamesch. Die sind aus M33 gekommen, weil die Symaios bei ihnen offenbar nicht funktioniert hat. Was auch immer Letzteres bedeuten soll. Zumindest legt er damit den Grundstein für die Staffel, in der Perry und Co nach M33 reisen müssen, um hinter die Geheimnisse der Hamamesch zu kommen.

Dennoch bin ich mit einigen Dingen nicht so wirklich einverstanden. Nur vier Jahre sind nach den Ereignissen der Paragon-Staffel vergangen. Dennoch haben die Menschen die Erde inzwischen komplett und ohne Probleme wiederbesiedelt. Die Kolonien werden schon mit Hilfsgütern versorgt und die Raumschiffe haben offensichtlich keinerlei Probleme mehr, sich durch den granulierten Hyperraum zu bewegen. Was ist mit der Kalmenzone, ist die plötzlich weg? Wie konnten die Milliarden Menschen so schnell von Gäa zur Erde gebracht werden und gleichzeitig die Infrastruktur, die 350 Jahre (!) auf Terra brachgelegen hatte, so schnell wieder aufgebaut werden? Nein, dass ist unglaubwürdig? Zehn Jahre mit Hilfe der Hamamesch würde ich akzeptieren, aber keine drei bis vier Jahre. Nie! Außerdem scheinen alle Daten aus der Zeit vor der Symaios wieder da zu sein und auch die Zeitrechnung ist wieder die alte. War da nicht die temporale Trübung, in der alles verloren gegangen war? Sogar an die Aphilie können sich die Menschen nach gut 400 Jahren noch erinnern. Na, ich weiß nicht. Es scheint, als hätten die Geschehnisse aus den letzten beiden Staffel kaum Auswirkungen gehabt. Wir machen da weiter, wo wir vor Primat waren. Das finde ich schade.

Rüdiger Schäfer liefert mit »Kosmische Kontore« einen soliden Auftaktroman, der die Galaktischen Händler vorstellt und Perry Rhodan und seine unsterblichen Freunde in eine ungewohnte Situation bringt. Zudem zieht der Autor viele Querverweise zu unsere Gegenwart, ob politisch oder medial. Allein dafür lohnt sich die Lektüre.

Die eingeschränkte Versorgung auf dem Lande

Es hat Vorteile auf dem Land zu leben, das ist unbestritten. Bessere Luft, mehr Grün, schöne Landschaft, weniger Leute und weniger Verkehr. Außerdem ist es ruhiger. Doch diese Vorteile sind nichts, wenn man weit fahren muss, um Einkaufen zu gehen oder Arztbesuche zu absolvieren (besonders bei Fachärzten). Die Möglichkeiten am Wochenende mal Essen zu gehen oder irgendetwas Kulturelles zu erleben, sind in den vergangenen Jahren immer weiter eingeschränkt worden. Cafes und Restaurants wurden geschlossen, weil es keine Pächter mehr gibt oder die Betriebskosten die Einnahmen einfach aufgefressen haben. Geschäfte schließen, weil sich keine Nachfolger finden, die sie weiterführen wollen oder weil die Mieten unerschwinglich geworden sind.

Einen herben Verlust hat die Gemeinde in der ich lebe zuletzt erfahren müssen, als der Werkmarkt zugemacht hat. Der Werkmarkt war ein kleiner Baumarkt, der sich im ehemaligen Gebäude einer Lidl-Filliale eingerichtet hatte. Dort gab es alles, was man für das Landleben braucht. Gartenbedarf, Werkzeug und Maschinen, Camping- und Haushaltsartikel sowie einen Schlüsseldienst. Als wir unlängst hinwollten, um eine Säge zu kaufen, standen wir vor verschlossenen Türen. Das Gebäude wird jetzt von einer Isolierfirma als Lager benutzt. Wann der Werkmarkt zugemacht hatte, wissen wir nicht, aber es muss wohl um den Jahreswechsel gewesen sein, denn im November war er noch geöffnet gewesen. Wenn ich jetzt einen Schlüssel nachmachen lassen möchte oder ein Werkzeug brauche oder auch nur eine Schraube kaufen will, dann muss ich ins Auto steigen und 15 Kilometer in die nächste Stadt fahren. Gut für den, der ein Auto hat. Denn der Nahverkehr hier beschränkt sich auf den Schulbus am Morgen und Mittags sowie eine Bahn, die nur sporadisch mal fährt und mit der man doppelt so lange unterwegs ist, wie mit dem Auto

Als ich 2007 zum ersten Mal nach Waging kam, war alles noch da: mehrere Drogeriemärkte, Gärtnerei, Buchladen, Reisebüro, Fahrradladen, Spielzeuggeschäft und sogar zwei Hutläden, dazu jede Menge Lokale und Cafés, mehrere Bäckereien und Metzger, Supermärkte und Lebensmittelläden. Heute ist nur noch ein Teil davon übrig. Besonders schlimm war es, nachdem Schlecker Pleite gegangen war, der Penny im Ort geschlossen wurde und der Edeka ums Eck dichtgemacht hat. Was blieb, war ein Lidl und ein EDEKA, in dem sich die Leute auf die Füße getreten sind. Vor allem im Sommer, wenn die Bevölkerungszahl wegen der Campingtouristen von 6.000 auf 10.000-12.000 ansteigt, brauchte man nirgendwo mehr hinzugehen.

2018 wurde dann auf der grünen Wiese ein REWE und ein Rossmann gebaut. Das war eine leichte Entlastung, obwohl man weit gehen muss, wenn man kein Auto hat oder nicht wegen jedem Meter fahren will. Inzwischen ist auch der REWE ziemlich überlaufen, die Postfiliale und der Lottoladen haben zugemacht, dazu muss man nun auch in den REWE. Es gibt nur noch zwei Metzger und zwei Bäcker, die nur noch Filialen von Großbäckereien sind. Unsere Semmeln bestellen wir im Reformladen, der Freitags von einer Biobäckerei beliefert wird. Der kleine Bioladen hat ebenso geschlossen, wie der Schuhladen, die Buchhandlung und das Café bei dem wir uns immer Kuchen oder Torten gekauft haben. Einer der Metzger hat seinen Laden geschlossen und stellt nur noch Konserven her (die zwar sehr lecker sind) und im Käseladen (Werksverkauf vom Bergader) bekommt man auch mal Milch und Jogurt, falls man welche braucht. Die Fahrradläden gibt es noch und ein paar Klamottengeschäfte. Die haben aber teilweise nur in den Sommermonaten auf. Jetzt hat der Pächter vom großen EDEKA angekündigt, aufzuhören, hoffentlich macht sein Geschäftsführer weiter, denn dann bliebe wahrlich nur noch der Lidl und der REWE, was für einen Ort dieser Größe definitiv zu wenig ist.

Mich ärgert es immer, wenn Leute, die in der Großstadt leben, Menschen auf dem Land vorwerfen, dass sie ein Auto besitzen und meinen, mit einem Lastenrad ginge das doch auch. Denen wünsche ich mal einen Monat ohne Auto hier zu leben. Mal sehen wie sie schnaufen, wenn sie die 15 Kilometer bergauf nach Traunstein radeln, um zum Arzt zu gehen oder Einkaufen oder ins Fitnessstudio … Halt! Zumindest Letzteres könnten sie sich dann sparen.

Die Säge habe ich jetzt im Internet bestellt, wie so vieles andere, was ich hier nicht im Ort bekomme, weil es keinen Laden dafür gibt.

Krank sein ist doof

Hust … so langsam gehts besser. Ich bin nun schon die dritte Woche krank und so langsam fällt mir die Decke auf den Kopf. Nachdem ich nicht mehr nur im Bett liege und zwischen schlafen und Tabletten nehmen ein bisschen lese, muss ich mich so langsam wieder fit machen.

Trotz Grippeschutzimpfung habe ich mir die Influenza eingefangen. Das nennt man dann wohl Impfdurchbruch. Allerdings war es zunächst nicht so schlimm. Ein bisschen Gliederschmerzen, etwas Husten, nichts was nicht auch von was anderem kommen könnte. Dann hatte ich eine Nacht leichtes Fieber, das am nächsten Tag aber wieder weg war. Nur der Husten wurde schlimmer und schlimmer. Ich beschloss zum Arzt zu gehen und mich krankschreiben zu lassen. Meine Hausärztin war aber auch krank, so bekam ich erstmal nur die Krankschreibung. Da es meinen Mann ebenfalls erwischt hatte und es ihm nach und nach besser ging, machte ich mir keine Gedanken. Das würde schon wieder weggehen. Nach einer Woche röchelte ich nur noch. Bei jedem Atemzug knisterte meine Lunge, ich hustete weißgelben Schleim und fühlte mich hundeelend. Ich wankte also zur Ärztin, nachdem sie wieder im Amt war. Die meinte, dass sich meine Lunge gar nicht gut anhörte und verschrieb mir Antibiotika und Asthmaspray. Die nahm ich ein und spürte erst nach vier Tagen, dass es etwas besser wurde. Dafür spielte mein Blutdruck verrückt. Ich hatte sehr hohen Blutdruck und kam mir vor wie ein Kolibri. Die Hausarztpraxis war aber wegen eines Wasserschadens geschlossen. In meiner Not wandte ich mich an einen anderen Arzt, der nahm mich auch sofort dran (als Asterix verkleidet, weil unsinniger Donnerstag war). Er verdoppelte die Dosis meiner Blutdruckmedikamente und verschrieb mir zusätzlich noch ein weiteres Medikament. Das nehme ich jetzt ein, aber so richtig entspannt fühle ich mich noch nicht. Wegen der Ferien sind die meisten Arztpraxen geschlossen, weshalb ich erst nächste Woche gehen kann, um das abzuklären. Husten tue ich nach wie vor etwas, aber es ist bei weitem nicht mehr so schlimm. Ich bin aber diese Woche noch krankgeschrieben.

Ein positiver Aspekt des Ganzen ist, dass ich endlich meinen Stapel ungelesenen Bucher (kurz SuB) reduzieren konnte. Bei »The Expanse« bin ich bald mit Band 5 fertig, zusätzlich dazu habe ich diverse Fanzines und E-Books gelesen. Ich werde mich aber erst besser fühlen, wenn ich wieder arbeiten gehen kann. Im Büro bin ich nämlich nicht so allein.

Das blühende Universum

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 349 – »Gruft und Quelle« von Rainer Schorm

Icho Tolot bricht aus der Smaragdgruft auf Oxtorne aus. Mit der GORRL, einem von Unbekannten vor Jahrzehnten bereitgestellten Raumschiff, bricht er in den Weltraum auf. Ein Ruf führt ihn zu einer großen Smaragdgruft in einem Transmitterwald in der Nähe von Sagittarius A*. Nach Jahren ergebnisloser Erforschung der Gruft und des Transmitterwaldes erhält Tolot gedanklich den Auftrag nach Gäa zu fliegen. Dazu bekommt er DNS-Datensätze von Perry Rhodan und Thora Rhodan da Zoltral sowie die Anweisungen wie er nach Gäa gelangt. Auf dem Planeten Styx trifft er auf Galto Quohlfahrt. Durch den Charon-Schacht und den Zeitbrunnen gelangt er nach Gäa, wo er von seinen Freunden freudig begrüßt wird.
Dort beobachten gerade Perry Rhodan und Reginald Bull wie die Azaraq-Flotte den Margor-Schwall beschießt und Amtraniks Damokspäre versucht, ihn zu durchstoßen. Als der Versuch scheitert, verlässt die Spähre das Gebiet und zerstört dabei hunderte Raumschiffe der Azaraq-Flotte.
Tolot bittet Perry und Thora mit ihm durch den Zeitbrunnen zu gehen und zur Smaragdgruft zu fliegen. Der Azaraq Tagrep Kerrek möchte Gäa ebenfalls verlassen, weil er verhindern will, dass nach Amtraniks Verschwinden unter den Bluesvölkern ein Krieg ausbricht. Galto Quolfahrt stellt ihm auf Styx ein Raumschiff zur Verfügung. Tolot, Rhodan und Thora bekommen von ihm verbessertes Gyps, damit sie mit dem Beiboot der GORRL schneller an ihr Ziel gelangen. Doch bei der Rückkehr zur GORRL lässt die eigenwillige Schiffs-KI sie zunächst nicht an Bord, derweil sich die Damoksphäre der Gruft nähert. Als sie endlich in der GORRL sind, versucht Tolot Perry und Thora mittel mit Transmitterschoten in den Transmitterwald zu schicken. Doch Amtranik kann das Signal abfangen und holt die beiden zu sich in die Damokspähre. Dort hat der Labori eine Nekrophore erschaffen (dazu wird ein schwarzes Loch in einen Zeitbrunnen geworfen) und will Rhodan und Thora ihr zum Fraß vorwerfen. Die Nekrophore zehrt jedoch auch an ihm und macht ihn so schwach, dass die beiden mittels einer Transmitterschote entkommen können.
Im Wald öffnen Perry und Thora die Gruft, in der ihre Tochter Nathalie erwacht. Sie erklärt, dass die Symaios nun abgeschlossen werden kann. Die Unsterblichen in ihren Grüften waren die Matrix und sie braucht nun ihre Eltern damit sie für den letzten Schritt als Anker dienen sollen. Sie taucht sie in ein Bad aus Gyps und schickt anschließend sie zur GORRL zurück.
Zwischen der Gruft und der Damoksphäre bildet sich ein Hypertunnel und die Gruft kollidiert mit der Sphäre. Beide stürzen auf das schwarze Loch Sagittarius A*, wo ein gigantischer Zeitbrunnen entsteht, den Tolot als Zeitquelle bezeichnet. Nathalie entkommt in der Smaragdgruft durch einen Zeittunnel.
Auf Gäa beschließt die Menschheit in die Lokale Blase und ins Solsystem zurückkehren zu wollen.

Puhhh! Die Symaios, das Ende von allem, hat nun endlich ein Ende gefunden. Was, warum genau damit geheilt wurde, hat sich mir zwar nicht so recht erschlossen, aber die Kapitel Symaios und Amtranik scheinen Gott sei Dank nun abgeschlossen. Es ist unterhaltsam, was sich Rainer Schorm ausgedacht hat. Er erzählt es auch kurzweilig und mit launischen Dialogen, allerdings ist mir der ganze Aufbau eine Nummer zu komplex. Quanten, 5-Vegetation, Margor-Schwall und ein übermächtiger Gegner mit noch übermächtigeren Waffen machten mir in dieser Staffel das Lesen zur Qual. Das ist auch beim letzten Band so. Der Gipfel: Perry Rhodans Bad im Gyps-Bett und schon ist alles wieder gut. Wirklich?

In diesem Roman wird munter allerlei in einen Topf geworfen, rumgerührt und dem Leser serviert. Natürlich gab es den großen Plan im Hintergrund, aber selbst Nathalie, obwohl sie daran beteiligt ist, scheint nicht zu wissen, wer denn nun derjenige welche ist. ES kann es nicht sein, denn die ist ja bei NEO nicht so alt. Übrigens, dass es sich in der Gruft um Nathalie handelt, war mir schon nach den ersten beiden Zwischenkapiteln klar, in denen sie zu Wort kommt. Ich habe das Gefühl, dass die Tochter von Perry und Thora herhalten muss, wenn den Autoren die Ideen ausgehen. Sie scheint in alle Verschwörungen und Verwicklungen verstrickt zu sein. Das ist auf Dauer etwas zu vorhersehbar. Mir wäre lieber, man hätte ein bisschen mehr neues Personal herangezogen und das Ganze weniger kompliziert gemacht.

Überraschenderweise spielen die Vitalier im Abschlussband überhaupt keine Rolle. Da frage ich mich dann doch, warum sie überhaupt aus dem Hut gezaubert wurden. Und hieß es nicht anfangs, dass sie mit Paragon unter einer Decke stecken und durch den Aufenthalt im Zentrum der Galaxis irgendwie genetische Schäden davontragen? Zudem stellen sich mir am Ende dann doch noch einige Fragen. Was ist mit der Granulenbildung, bleibt das jetzt so? Was ist mit der Kalmenzone, wenn die Menschen ins Solsystem zurückwollen, hat die sich aufgelöst? Und dann steht da ja noch immer das Distanzlose Tor im Zentrum der Milchstraße, durch das die Garbeschianer gekommen sind. Sollte man da nicht zumindest einen Wachposten aufstellen, damit nicht wieder überraschend eine Invasionsarmee vor der Tür steht.

In »Gruft und Quelle« verarbeitet Rainer Schorm viele exotische Ideen und führt die mäandernde Staffelhandlung einigermaßen schlüssig zusammen. Aber auch er kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Staffel viele Lücken und Schwächen hat.

Staffelfazit

Der große Wurf ist ausgeblieben. Die Ankündigung das NEO in eine neue Ära aufbricht, hat sich nicht so wirklich bestätigt. Wohl ist die Welt nach der Symaios eine andere, als die die Perry Rhodan kennt – dunkler, gewalttätiger, dystopischer. Das scheint ihn aber weniger zu stören, als dass er weitermacht wie bisher, sobald er den ersten Freund aus einer Smaragdgruft befreit hat. Die Handlung der Einzelromane bewegt sich von hier nach da und von da nach dort, mitunter auch mal in ein Logikloch. Mir fehlt der rote Faden. Liebgewonnenes neues Personal wird alsbald abgestoßen und die alten Recken wieder hervorgeholt. Perry findet schon sehr bald seine Thora wieder, was viel zu früh passiert. Viel zu früh wird auch verraten, dass hinter Paragon Amtranik steckt. Das hätte ich mir bis zum Ende aufgehoben, dann wäre es ein echter Knaller gewesen.

Das mit den Gyps-Blüten und 5D-Pflanzen ist an sich eine nette Idee, die aber im Laufe der Staffel zu Tode geritten wird. Es war am Ende so dominant, dass es unsere Helden handlungsunfähig gemacht hat. Denn seien wir ehrlich, was haben denn Perry und seine Leute denn jetzt wirklich praktisch getan, um dem ganzen Spaß ein Ende zu bereiten. Wenig bis nichts, denn das meiste haben ihnen ja die Pflanzen abgenommen.

Nach dem grandiosen Beginn wurde sehr viel Potenzial verschenkt. Wenn man es langsam angegangen wäre und nicht versucht hätte, zu viel in der Handlung unterzubringen, wäre das besser gewesen. Die wirklich tollen Geschichten aus dieser Staffel, die Evakuierung der Erde, der Hordenzug Amtraniks durch die Lokale Blase, die Mobilisierung der Azaraq bekomme ich nur in Rückblenden zu sehen. Überhaupt, warum brauchte man eigentlich Gäa? Warum hat man die Kalmenzone nicht dem Margot-Schwall gleichgesetzt? Und statt sich durch die halbe Galaxie zu schlagen, wären Rhodan und Co erst später auf der Erde angekommen und hätten dem Angriff der Damokspähre von dort aus beobachtet. Und vielleicht hätte die Smaragdgruft mit Nathalie auf dem Mond gewartet.

Aber warum einfach, wenn es auch komplizierter und größer geht. Größer, weiter, höher – etwas, das mich bei NEO zunehmend stört. Ich mochte die Serie, weil sie näher am hier und jetzt war und weil ihre Geschichten immer von Bodenständigkeit geprägt waren. Seit ein paar Staffeln ist das leider nicht mehr so. In dieser Staffel ist es mir zum ersten Mal so gegangen, dass ich die Hefte bewusst liegen gelassen und mich lieber anderer Lektüre gewidmet habe, dass ich mich zwingen musste, die Geschichten überhaupt zu lesen. Und wenn ich sie hier nicht hätte besprechen müssen, wer weiß, dann wäre ich wahrscheinlich ausgestiegen.

Man kann nur hoffen, dass die Autoren das Ruder nochmal herumreißen und mit der neuen Staffel ein wenig mehr Bodenständigkeit in der Serie Einzug hält. Es wäre wünschenswert, denn an sich ist mir die Serie und ihre Helden schon sehr ans Herz gewachsen. Wünschenswert wäre auch wieder mal eine Auffrischung im Autorenteam. Viele gute Autoren sind im Laufe der Zeit zu anderen Serien abgewandert. Das ist sehr schade, aber vielleicht findet sich der eine oder andere Rohdiamant oder ein potenter Rückkehrer und sei es nur als Gastautor.

Interview mit Uschi

Das habe ich noch gar nicht erzählt. Anfang 2024 fragte mich der Chefredakteur der »phantastisch!« – Klaus Bollhöfener – ob ich nicht mit Uschi Zietsch ein Interview über ihre dreibändige Werksausgabe machen möchte.

Nun, Uschi kenne ich vor allem durch ihre Arbeit als Autorin bei PERRY RHODAN, wo sie als Susan Schwartz für die Hauptserie und für NEO geschrieben hat. Außerdem sind wir uns schon unzählige Male auf Cons begegnet. Klaus meinte wohl, weil wir beide in Bayern wohnen – sie westlich von München, ich östlich – würde es gut passen, wenn ich das Interview mit ihr führen würde.

Gesagt getan. Wir trafen uns zunächst im April auf dem 2. Ernst-Ellert-Con in München Gießing. Und weil wir bei der Autogrammstunde (ich hatte ein paar Publikationen von der PRFZ dabei und verkaufte diese) nebeneinandersaßen, kaufte ich gleich mal den ersten Band mit ihren Kurzgeschichten »Unerwartete Begegnungen«. Den las ich in den darauffolgenden Wochen mit großer Begeisterung, denn ich mochte die unterschiedlichen phantastischen Erzählungen, in denen es vorwiegend um Menschen geht, die sich Herausforderungen stellen müssen. Die eine oder andere Tiergeschichte ist auch dabei. Allen gemein ist eine positive Grundstimmung, die ich sehr angenehm fand.

Dann gingen die Monate ins Land und ich fand wegen der Vorbereitungen und der Durchführung der 5. PR-Tage in Braunschweig keine Zeit, mich um das Interview zu kümmern. Kurz vor Abgabetermin Anfang Oktober raffte ich mich auf und stellte eine Reihe Fragen an Uschi zusammen. Das war ungewohnt für mich, weil es nicht hauptsächlich um PERRY gehen sollte.

Ich schickt die Fragen an Uschi und hoffte, dass sie noch vor der Deadline Zeit dafür finden würde. Wenige Stunden später erhielt ich die Fragen fix und fertig beantwortet zurück. Bei ihr im Haus war ein Wasserohr gebrochen und so lange wie die Handwerker das Rohr richteten, konnte sie ohnehin nichts tun und hatte Zeit die Fragen zu beantworten. Solche Zufälle sind das Salz in der Suppe des Lebens.

Im Januar ist nun die »phantastisch!« mit der Nummer 97 erschienen. Hier ist das Interview mit Uschi auf sieben Seiten abgedruckt.

Die tintenblaue Kreatur des Schreibens

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 348 – »Die schwarze Kreatur des Todes« von Lucy Guth

Takrep Kerrek, Herrführer der Azaraq-Flotte, desertiert. Er flüchtet durch den Margor-Schwall nach Gäa wo er mit Perry Rhodan reden will. Sein Schiff stürzt über Sol-Town ab, aber der Azaraq überlebt leicht verletzt.
Er erzählt den Menschen, was seit dem Besuch von Perry Rhodan in der galaktischen Eastside passiert ist und warum er Amtranik misstraut.
Kerrek, der bei der Begegnung mit Rhodan vor vielen Jahrhunderten mit einem Zellaktivator Kontakt hatte, ist unsterblich geworden. Nach dem Tod seines Sohnes, der einst von Rhodan gerettet worden war, setzt er sich für Einigkeit und Frieden unter den vielen Völkern der Azaraq ein. Dieser Jahrhundertelanger Prozess wird durch die Ankunft Amtraniks Darmokspähre beschleunigt. Sie verschlingt nicht nur den Planeten Moloch – auf dem einst die Memeterarche mit der Menschheit gestrandet war – sondern sie vernichtet zudem den Heimatplaneten eines Azaraqvolks, das Widerstand signalisiert. Seitdem tun die Azaraq alles, was Amtranik will, auch weil er ihnen als ein religiöses Symbol, der Schwarzen Kreatur des Todes, entgegentritt.
Der Labori hat das Volk der Azaraq (Blues) und dessen Geschichte gut studiert und nutzt ihre Religion und ihre genetische Veranlagung zur Fruchtbarkeit, um eine gewaltige Armee zu erschaffen. Er verspricht dem vermehrungsfreudigen Volk nicht weniger als eine ganze Galaxie, um sich auszubreiten, wenn sie ihm bedingungslos dienen.
Als Amtranik sie jedoch auffordert die Menschen auf Gäa zu vernichten, kommen Kerrek Skrupel. Er bittet Rhodan um Hilfe für sein Volk, während vor dem Margor-Schwall die gigantische Flotte der Azaraq und Amtraniks Darmoksphäre aufziehen.

Endlich ein Lichtblick! Nach dem furiosen Start der Paragon-Staffel folgten Ernüchterung und Langeweile. Lucy Guth reißt es mit diesem Roman wieder heraus. Er träg zwar wenig bis nichts zur Staffelhandlung bei, punktet aber mit vielen Hintergründen zum Volk der Azaraq, wie die Blues bei NEO heißen.

Unterbrochen werden Kerreks Erzähl-Passagen in der Ich-Form, durch kurze Einschübe der Sage über die Entstehung der Azaraq und ihrer vielen bunten Kreaturen. Das ist perfektes Worldbuilding und bringt die Motivationen der Protagonisten, allen voran die von Takrep Kerrek den Lesern näher. Genauso muss es sein. Dass es dabei wenig Handlung und noch weniger Action gibt, spielt in dem Fall für mich keine Rolle, denn mir ist wichtiger, dass ich verstehe, warum ein Charakter so handelt wie er handelt und dass es glaubhaft ist.

Der Roman ist ein politischer Roman, der viele Parallelen zu unserer Zeit und zu realen Personen zieht. Das mag nicht jeder gut finden, aber mir hat das ausgesprochen gut gefallen, weil die Autorin es geschehen lässt, ohne mahnend den Zeigefinger zu heben. So darf jeder erleben, was passiert, wenn Personen an die Macht kommen, die nur an ihre eigenen Bedürfnisse denken und denen mehr daran liegt, Rache zu üben, als dem Wohl des gesamten Volkes zu dienen. Allein dafür verdienen Autorin und Geschichte große Anerkennung.

Das Lucy Guth schreiben kann, hat sie schon oft bewiesen. Dass sie die Essenz der NEO-Serie begriffen hat, weil sie die Serie selbst liest, beweist, dass Fans oftmals ein viel tieferes Verständnis für die Figuren und die Welt hinter den Buchdeckeln entwickeln.

»Die schwarze Kreatur des Todes« ist nicht nur ein Roman für Liebhaber des Volks der Diskusköpfe auf langen Hälsen. Es ist ein unterhaltsamer Charakterroman in dem mehr Botschaften stecken, als in manch politischem Artikel aktueller Tageszeitungen.

Überbordendes Kuddelmuddel

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 347 – »Die Waffe der Labori« Michael Tinnefeld und Ruben Wickenhäuser

Während Perry Rhodan, seine Frau Thora und Reginald Bull auf Gäa gemeinsam mit den Oxtornern Omar Hawk und Powlur Ortokur versuchen das Katarakt-Gyps zu retten und den schwindenden Margor-Schwall zu stabilisieren, versuchen Atlan und Roi Danton mittels eines Tricks die gefangene Labori Imara Tugh zu einer Aussage zu bewegen. Das gelingt zunächst. Sie gibt Atlan die notwendigen Informationen, um zumindest die Versorgungsbasis von Amtranik anzuvisieren. Zu Hilfe kommt ihnen der Azaraq Tagrep Kerrek, der den Arkoniden auf ein Seuchenschiff der Blues-Flotte lockt und zusammen mit ihm und Roi Danton einen Plan ausheckt.
Dieser läuft zunächst nicht so, wie gedacht und das Seuchenschiff wird zerstört. Atlan und Danton werden von einem Vitalierschiff aufgebracht und können mit deren Hilfe dann doch noch den Planetoiden mit dem Versorgungsstützpunkt sprengen und rechtzeitig nach Gäa zurückkehren, bevor ihnen Amtraniks Flotte ernsthaft schaden kann.
Perry Rhodan gelingt es derweil Imara Tugh daran zu hindern, eine Maschine der Loower zu benutzen, um das Katarakt-Gyps und damit auch den Margor-Schwall final zu vernichten. Rhodan kann die Positronik der Maschine überzeugen, das Gegenteil dessen zu tun. Das Gyps erholt sich und der Margor-Schwall regeneriert sich, auch wenn es Rhodan und den anderen Unsterblichen des Teams fast das Leben kostet. Am Ende wird das Schiff von Imara Tugh in einem Lichtblitz zerstört. Die Frage, die über alledem schwebt: Ist die Labori tatsächlich tot und ist Gäa vor Amtranik in Sicherheit?

Manchmal ist weniger definitiv mehr. Das zeigt dieser Roman ganz deutlich. Dem Negativbeispiel mangelt es zwar nicht an Ideen, dafür aber an Logik und Stringenz. Die vielen Einzelgeschichten verlieren in ihrer Fülle an Bedeutung. Sie sind zum einen aus Platzgründen zu oberflächlich geschrieben, als dass sie mich als Leser tatsächlich berühren. Zum anderen frage ich mich, ob die Protagonisten wirklich wissen, was sie da tun.

Die vielen Fehler im Lektorat fallen da weniger ins Gewicht, als die unzähligen Informationen, die mir ständig unter die Nase gerieben werden. Die Blues-Staffel liegt fast 200 Bände zurück. Selbst ich weiß nicht mehr, was damals passiert ist (und ich habe ein gutes Gedächtnis). Einem Neueinsteiger wird die Informationsflut schnell überfordern. Und da bei der Handlungsfülle zu wenig Platz bleibt, um die einzelnen Charaktere richtig auszuarbeiten, fällt es schwer, sich an sie zu binden. Ich hatte stellenweise das Gefühl ein Telefonbuch zu lesen aber keinen Roman.

Nein, da wollten die Autoren mehr als notwendig gewesen wäre. Bei mir kam angesichts des ständigen Hin und Her keinerlei Spannung auf. Wenn man sich auf zwei Handlungsebenen geeinigt und diese ohne viel Drumherum erzählt hätte, wäre das für die Geschichte besser gewesen. Allein die Szenen auf dem Seuchenschiff können mich für einen kurzen Moment abholen, bevor die Geschichte durch das Auftauchen der Vitalier wieder zunichte gemacht wird. Zu viele Handlungsorte, zu viel Personal und zu viel notwendiges Hintergrundwissen – so schreibt man keine überzeugende Geschichte und so holt man langfristig keine Neuleser in die Serie.

Das Handlungskudelmuddel ist zu verkopft und emotional zu distanziert. Da helfen auch die Szenen mit Gucky und Ortokurs Schwester nicht. Da spüre ich weniger die Bindung an die Charaktere, sondern bemerke eher die handwerklichen Tricks und Kniffe, um die Handlung spannender zu machen. Manch ein Charakter wird zwischendrin gar vergessen oder wirkt wie schmückendes Beiwerk ohne Bedeutung.

»Die Waffe der Labori« ist im wahrsten Sinne des Wortes konstruiert. Ein Zufall jagt den nächsten. Die Autoren versuchen künstlich Spannung zu erzeugen, indem sie Probleme heraufbeschwören, die nicht glaubhaft und vor allem nicht notwendig sind. Kaum ein Handlungspart liest sich wie organisch gewachsen und auch die Figuren können mich trotz aller Mühe nicht überzeugen. Inwieweit der Roman für den Fortschritt der Staffelhandlung notwendig ist, wird sich noch zeigen. Ich fürchte, mehr als die Stabilisierung des Margor-Schwalls war nicht drin.