Demonstration so nannte ich diesen Druck. Im Frühjahr 1990 war der Umbruch in der DDR voll im Gange und Demonstrationen waren an der Tagesordnung. Kein Wunder, dass mich das als Fünfzehnjährige schwer beeindruckt hat.
Schlagwort: DDR
Leere Häuserzeilen
Wendezeit
Die Bilder entstanden im Herbst 1989. Ob die Farben Schwarz-Rot-Gold Zufall waren oder Absicht, kann ich heute nicht mehr sagen. Es sind übrigens Monotypien. Dabei walzt man Ölfarbe auf eine Glasplatte, legt ein Blatt Papier darauf und zeichnet dann los. Die Effekte, die dabei entstehen, sind jedes Mal anders und überraschend.
Bekannte Geschichte aus neuer Sicht

Selten war ein Geschichtsbuch für mich eine so große Offenbarung wie »Diesseits der Mauer« von Katja Hoyer.
Die Autorin wurde 1985 in der DDR geboren, erlebte das Land also kaum bewusst mit. Sie studierte Geschichte und lehrt jetzt an einer Universität in England. Das Buch wurde von ihr in englisch verfasst (später von Franka Reinhart und Henning Dedekind ins Deutsche übersetzt) und soll vor allem denjenigen einen Einblick ins Leben in der DDR gewähren, die dort nicht aufgewachsen sind bzw. die nicht aus Deutschland kommen.
Die Autorin vereint beides, sie hat die DDR kaum noch bewusst miterlebt, ist aber durch ihre Herkunft und ihre Familie dennoch mit dem Osten Deutschlands verwachsen. Vielleicht ist es gerade diese Situation, die ihr einen objektiven Blick erlaubt. Denn sind wir ehrlich, so hat jeder von uns andere Erfahrungen in und mit der DDR gemacht. Es gibt Ostdeutsche, die im Nachhinein ihr Leben dort verklären und durch die rosarote Brille betrachten. Auf der anderen Seite aber es gibt genug Westdeutsche, die genau zu wissen glauben, wie es in der DDR war und es einem spüren lassen, wenn man dagegen zu argumentieren versucht. Auch die Autorin wurde von diversen Medien gegeißelt. Die TAZ warf ihr die Nähe ihrer Eltern zum Regime vor, und dass sie nur abgeschrieben und nichts selbst erforscht hätte.
Bei einem Buch mit 592 Seiten kann man nicht verlangen, alles selbst zu erforschen, außerdem ist es bei historischen Sachbüchern legitim, sich anderer Quellen zu bedienen. Zumal sie bereits in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhundert mit der Dokumentation der Geschichte beginnt. Katja Hoyer hat viel recherchiert und zusammengetragen. Die Informationen aus Briefen, Biografien und TV-Dokus zusammen mit selbst geführten Interviews mit Zeitzeugen wurden von ihr chronologisch geordnet und kommentiert. Ich habe sehr viel aus dem Buch gelernt, was ich noch nicht wusste. (Zum Beispiel das Erich Honecker drei Mal verheiratet war.) Besonders was die Zusammenhänge zwischen den deutschen Kommunisten und Stalin betrifft und wie die Inhaftierung deutscher Kommunisten in den 30er und 40er Jahren in Russland letztendlich dazu geführt hat, dass alles so kam, wie es gekommen ist. Jede Information, jedes Zitat wird im Quellenverzeichnis belegt.
Es ist aber vor allem der Tonfall in dem sie die Geschichte der DDR erzählt. Locker und authentisch durch diejenigen, die es selbst erlebt haben. Bei vielen Sachen musste ich nicken, weil ich genau das gleich erlebt habe. Bei anderen habe ich nur gestaunt, weil ich davon zum ersten Mal etwas gehört habe. In »Diesseits der Mauer« geht es auch um die Menschen in der DDR, um ihr Leben abseits von Stasi und Mauer. Es war so, wie sie sagt, man arrangierte sich mit dem Land und seiner Politik. Man lebte sein Leben mit den großen und kleinen Unzulänglichkeiten, wie dem permanenten Mangel oder der eingeschränkten Reisefreiheit. Ich vergleiche Letzteres immer mit einem Blick zum Mond. Man sieht ihn, weiß, dass er da ist, weiß aber auch, dass man dort nie hinkommen wird. So war das auch für mich. Ich wusste, es gab Städte wie Paris oder New York, aber ich wusste auch, dass ich dort wahrscheinlich nie würde hinreisen können. Man akzeptiert das, weil man nichts anderes kennt. Das Buch zeichnet ein Bild, das ich sehr realistisch finde und dass ich selbst noch so in Erinnerung habe, auch wenn ich erst fünfundzwanzig Jahre nach der Gründung der DDR geboren wurde. Weshalb die letzten Kapitel des Buches für mich eine Reise in meine Vergangenheit darstellen.
Ich lernte auch: Es gab viele Errungenschaften in der DDR, viel mehr, als man auf dem Schirm hat. Und ich gebe der Autorin recht, wenn sie sagt, dass man dies nicht verleugnen sollte. Allein die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, die zwar aus der Not heraus geboren worden war, die sich aber zu einem wichtigen gesellschaftlichen Faktor entwickelte und von dem wir heute meilenweit entfernt sind. Ein Beispiel: Mitte der 80er Jahre gab es in der nationalen Volksarmee die ersten weiblichen Offiziere. Manche erlangten strategisch wichtige Positionen. Mit dem Ende der DDR kam auch das Ende der Frauen bei der Landesverteidigung, da zu diesem Zeitpunkt Frauen in der Bundeswehr (außer im medizinischen Dienst) verboten waren. Diese Vorschrift wurde erst Jahre später gelockert.
Wer wissen will, wie Stalin dafür sorgte, dass ausgerechnet Ulbricht und Honecker die DDR gründeten oder wie Schalck-Golodkowski Franz-Josef Strauß überredete, die Insolvenz der DDR Anfang der Achtziger mit geheimen Krediten abzuwenden oder wie es dazu kam, dass Vietnam mit Unterstützung der DDR zum größten Kaffee-Exporteur der Welt wurde, dann sollte er dieses Buch lesen.
Der Kloß und seine Bedeutung für Thüringer
Ich stamme aus dem Kloßland. Das bedeutet, dass es bei uns Sonntags fast immer Klöße zum Mittag gab. Dazu wurde Braten gereicht, meist vom Rind, Schwein, Wild oder Kaninchen oder oft auch Rinderrouladen. In meiner Kindheit war ein Sonntag ohne Klöße kein richtiger Sonntag.
Weil ich ein schlechter Esser war, habe ich allerdings meist nur einen Kloß gegessen. Den aber mit viel Soße. Auch heute muss der Kloß bei mir möglichst in Soße »schwimmen«. Mein Mann kann Klößen und vor allem der Soße nicht so viel abgewinnen, aber er ist auch kein Thüringer. Es sei ihm daher verziehen.
Die Zubereitung von echten Thüringer Klößen ist eine Wissenschaft, nämlich die Kloßologie. Nicht lachen, die gibt es wirklich. Ich kann mich gut erinnern, wie sich Sonntags meine Mutter und meine Großmutter in der Küche plagten und heute tue ich das manchmal auch. Am mühsamsten ist das Reiben der Kartoffeln. Meine Mutter hatte in den Siebziger- und Achtzigerjahren eine DDR Küchenmaschine (mit dem coolen Namen »Komet«), die das für sie gemacht hat. Als die kurz nach der Wende kaputt ging und sie keiner mehr reparieren konnte, blieb nur noch die Handreibe. Der Kauf einer neuen Küchenmaschine mit Reibe nutzte nichts, weil die Konsistenz des Kartoffelriebs nicht dieselbe war, der ist bei den neuen Maschinen nämlich zu grob. Also sitzen wir, wenn es Kloß geben soll, Sonntagvormittag in der Küche und reiben die Kartoffeln mit der Hand auf einer mehr als hundert Jahre alten Messingreibe, was bei mir grundsätzlich zu wunden Fingern führt. Mit der Reibe hat, glaube ich, schon meine Urgroßmutter Kartoffeln für Klöße gerieben.
Danach wird der Rieb mit einem Presssack ausgepresst. Dafür gibt es extra Kartoffelpressen, von denen wir mehrere daheim haben, die wir aber nicht mehr hernehmen, weil man das mit der Hand genauso gut auspressen kann. Als Kind hatte ich aber immer viel Spaß mit der Kartoffelpresse und durfte das immer machen.
Nebenbei wird übrigens ein Kartoffelbrei gekocht, der dann kochend heiß auf den trockenen Kartoffelrieb geschüttet und das Ganze dann ordentlich verrührt wird. Der Teig darf keine rohen Stückchen mehr enthalten. Den Quirl, mit dem wir das verrühren, hat mein Vater aus einem Christbaum geschnitzt. Die modernen Quirle sind nicht so effektiv.
Dann werden aus dem Teig Klöße geformt. In die Mitte kommen geröstete Semmelstückchen rein, damit die Klöße schneller durch sind. Die Klöße müssen dann nochmals in heißem Wasser ziehen, bis sie oben schwimmen. Anschließend sollten sie sofort serviert und mit möglichst viel Soße verzehrt werden. Wenn der Kloß und die Soße gelungen sind, bräuchte ich eigentlich kein Bratenfleisch mehr.
Wer sich für die Kloßologie interessiert und wissen will, wie und warum der Kloß in Thüringen entstanden ist und was es sonst noch für Kloßrezepte gibt, dem empfehle ich das »Kleine Thüringer Kloßbuch«. Das Minibüchlein (11,5 x 8 cm) erstand ich unlängst am Saalfelder Bahnhof. Es ist hochinteressant, weil es auch über die Geschichte der Kartoffel informiert. Es erschien im Rhinoverlag Ilmenau und kostet 5,95 Euro.
Neue Brücke und ein alter Biber
Weil ich dieses Wochenende mal wieder in Saalfeld bin, wollte ich mir die neueste Errungenschaft der Stadt anschauen. Nach Pfingsten wurde die neue Bohlenwand-Brücke eingeweiht. Die Rad- und Fußgängerbrücke verbindet die Ortsteile Obernitz und Reschwitz und erspart den Fahrradfahrern auf dem Saale-Radweg einiges an Steigungen. Bis in die Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts stand dort eine Holzbrücke, die wurde aber abgerissen, weil sie marode war. Die Bewohner der Ortschaften mussten von da an einen langen Umweg fahren, um von einer Seite der Saale zur anderen zu kommen.
Das moderne Bauwerk ist schon beeindruckend. Mir war gar nicht bewusst, dass die Saale an dieser Stelle so breit ist – weiter vorn ist ein Wehr. Dementsprechend lang ist die Hängebrücke, die sich über den Fluss spannt. Es ist auffällig ruhig und friedlich hier. Ein paar Radfahrer waren gestern am späten Nachmittag dort unterwegs und auch zwei Reiterinnen. Das Wasser floss träge durch die grüne Hölle der Uferböschungen, die an dieser Stelle sehr ursprünglich aussehen.
Irgendwann kam ein großer Nutria angeschwommen. Das sind südamerikanische Zwergbiber (auch Biberratte genannt), die in der DDR wegen ihres Pelzes gezüchtet wurden und die nach Aufgabe der Farmen an der Saale ausgesetzt wurden. Die Tiere sind hier ansässig geworden und haben sich vermehrt. Sie sehen von vorn aus wie ein Biber haben aber einen langen dünnen Schwanz und keinen breiten. Das Exemplar, das unter der Brücke hindurch schwamm, hatte eine beachtliche Größe. Ich glaube, die sind auch nicht ganz so ungefährlich, wie sie aussehen. Zumindest tummelte sich der Nutria dann auf der Wiese eines angrenzenden Grundstücks. Dass der Grundstücksinhaber dort ebenfalls zu Gange war, schien das Tier nicht zu interessieren. Es dauerte auch nicht lange und er bekam Gesellschaft von einem kleineren Artgenossen. Gemütlich grasten sie eine Weile in der Abendsonne und tauchten alsbald wieder im Wasser der Saale unter.
Eine Tierbeobachtung am Rande der Stadt. Es gibt inzwischen an der Saale übrigens auch richtige Biber, die haben sich nach vielen Jahrzehnten von allein wieder hier angesiedelt. Ob und wie sie sich mit den Nutrias vertragen, kann ich aber nicht sagen.
Converse für Babys
Weil in meinem näheren Umfeld zur Zeit viele Babys zur Welt gekommen und weitere unterwegs sind. habe ich mich mal an einer Anleitung für Baby-Turnschuhe versucht. Ich hatte mehrere Vorlagen im Internet gefunden, aber keine war so richtig passend. Ich habe also so lange probiert, bis ich mir die richtige Häkelvorlage selbst erarbeitet hatte. War ein bisschen mühsam, aber jetzt kann ich die Schühchen auch in verschiedenen Größen häkeln. Als Wolle verwende ich die No.2 von My Boshi, man kann aber anderes ähnliches Baumwollgarn nehmen. Es sollte weicher als übliches Schulgarn und nicht allzu fest sein.
Ich habe sogar mit mehrfarbigen Mustern experimentiert, weil ich die Wollreste verarbeiten wollte. Das ist aufwendiger, hat aber auch geklappt. Die schwarz-weiß-karierten Schühchen sind eine Erinnerung an meine Jugend. Ende der Achtziger hatte ich auf einem Bild in der Bravo meinen Lieblingssänger mit solchen karierten Converse Schuhen gesehen. Natürlich war in der DDR nicht daran zu denken, solche Schuhe zu bekommen. Aber es gab für 12,60 M weiße Basketballschuhe aus Stoff, die so ähnlich aussahen, allerdings ohne den Converse Stern. Ich bat meine Mutter mir solche weißen Turnschuhe zu kaufen und dann druckte ich mittels Kartoffeldruck und schwarzer Farbe, Karos auf die Schuhe. Leider gibt es kein Foto von mir mit den Schuhen.
Wer Interesse an der Anleitung hat, kann sich melden.
Dies und das aus der Küche
Ich habe lange kein Foodblogging gemacht, stelle ich gerade fest. In den vergangen Wochen haben wir an den Wochenende wieder einiges gekocht und gebacken. Hier nur eine kleine Auswahl.
Los geht’s mit einer Birnen-Quark-Torte. Irgendwie war mir danach, mal wieder eine Torte zu backen. Ich schaute im Kühlschrank nach, was noch da war und suchte mir ein passendes Rezept raus. Am Ende konnte ich endlich die Dekorelemente verarbeitet, die ich vergangenes Jahr mal gekauft hatte. Sah toll aus und hat super geschmeckt. Aus den Resten habe ich dann noch ein Dessert gemacht, dass man einige Tage im Kühlschrank aufheben konnte.

Das Rezept für den Zwiebelkuchen mit Gorgonzola stammt aus der »Schrot und Korn«. Ich hatte es schon eine Weile herumliegen. Es ist einfach zu machen und hat auch super lecker geschmeckt. Allerdings war die Zwiebel ein bisschen zu viel für meinen Magen-Darm-Trakt. Seit meiner Darm-Op bin ich da sehr empfindlich. Ich hatte es fast befürchtet. Das wird es wohl so bald nicht wieder geben.
Da waren die Schinken-Käse-Rohrnudeln schon eher das Richtige. Das machte ich mal zum Abendessen. Obwohl wir abends eigentlich nicht warm essen, vor allem nicht so üppig. Aber bei dem Rezept muss man nicht alles sofort essen, sondern kann den Rest gut im Kühlschrank aufbewahren und am nächsten Tag zur Brotzeit essen, da es fast wie ein Sandwich ist.
Neu ausprobiert haben wir die Blechkartoffeln mit Erbsengemüse. Dazu hat mein Mann Wurststreifen gebraten. Das Gericht machen wir sicher wieder mal. Es ist relativ einfach und geht auch einigermaßen schnell, sofern man mehlige Kartoffeln nimmt.
Ich liebe ja den Bienenstichkuchen, den meine Mutter früher immer zu Geburtstagen gebacken hat. Das ist ein altes DDR-Rezept. Man kann es mit Mürb- oder Hefeteig machen. Ich habe dieses Mal Hefeteig genommen. Das Topping besteht aus einer erhitzten Mischung von Zucker, Honig und Kokosraspeln, dazwischen kommen Preiselbeeren, damit es nicht zu süß ist. Da ich leider nicht mehr genug Kokosraspeln hatte, habe ich kurzerhand noch gemahlene Mandeln reingerührt. Sah zwar etwas dunkler aus als mit Kokos, hat aber genauso gut geschmeckt.
Heute gab’s dann Brokkoliauflauf mit Rinderhack und Fetakäse. Diese Art Auflauf kann man eigentlich mit fast allem Gemüse machen. Mir war mal wieder nach Brokkoli. Zum Kaffee hatte ich Selterskuchen mit Johannisbeeren (selbst gepflückt aus dem Garten meiner Schwiegereltern) und Kakaonips gebacken. Der war so gut, dass ich nicht mal mit dem Fotografieren hinterher kam.
Wie ich beinahe zum Fechten gekommen wäre

Dieser Tage las ich einen Comic in dem es ums Fechten ging. Drei junge Frauen, allesamt Opfer sexueller Gewalt, nehmen an einem Kurs für therapeutisches Fechten teil. Comicautor und Zeichner Quentin Zuttion schildert in einfachen aber eindringlichen Bildern die Geschichten vom Lucie, Tamara und Nicole. Drei Frauen, die während des Trainings zueinander und zu sich selbst finden. Eine schöne Geschichte, die berührt und bei der man ein bisschen was übers Fechten erfährt.
Der Comic hat mich daran erinnert, wie ich als Kind fast zum Fechten gekommen wäre. Meine Mutter wird schmunzeln, wenn sie das hier liest. Denn es war das erste und einzige Mal, dass sie mir etwas ausgeredet hat, mit Folgen.
Ich war zehn oder elf, als wir im Sportunterricht gemustert wurden. Sport hatte in der DDR einen großen Stellenwert und man war immer auf der Suche nach neuen Talenten. So bekam jeder von uns am Ende dieser Stunde einen Schein, auf dem stand, bei welchem Sportverein man sich melden sollte. Ich wollte eigentlich zum Turnen, hatte zu der Zeit aber einen Wachstumsschub gemacht und war zu groß geworden. So brachte ich ein Schreiben mit nach Hause, auf dem stand, dass ich im Fechtverein an einem Schnuppertraining teilnehmen sollte. Meine Mutter war nicht begeistert. Zwar waren die Fechter aus dem Kreis national und international ziemlich erfolgreich, sie sah aber ihre zehnjährige Tochter wohl nicht unbedingt mit Degen und Florett.
Wir gingen hin und ich sah mir das an. So richtig kann ich mich an die Stunde nicht mehr erinnern. Ich weiß nur, dass mir meine Mutter das Ganze ausredete. Wahrscheinlich wäre ich auch so nicht hingegangen, denn dann hätte ich alleine mit dem Bus ans andere Ende der Stadt fahren müssen. Das hätte ich mir nicht getraut. So wurde aus mir keine erfolgreiche Fechterin. Ein Umstand, den ich meiner Mutter in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder unter die Nase rieb.
Erst während meines Studiums nahm ich die Sache selbst in die Hand. Die Universität, an der ich studierte, hatte ein unglaublich großes Sportangebot. Im Grundstudium war die Teilnahme an mindestens zwei Angeboten mit eineinhalb Stunden pro Woche Pflicht. Ich erfüllte mir den Wunsch und ging zum Fechten. Das Fechten selbst machte unheimlich Spaß, auch wenn das Anlegen der Schutzkleidung recht anstrengend war. Wahrscheinlich wäre ich auch dabei geblieben, wenn man zum Aufwärmen nicht immer erst eine Stunde Volleyball hätten spielen müssen. Ich hasse Volleyball, weil ich danach stets aufgeschlagenen Handgelenke habe und als Brillenträger sowieso gehandicapt bin.
Nach nur einem Semester schmiss ich hin und ging lieber zum Schwimmen. Was ich dann wenigstens anständig lernte und wobei ich bis zum Ende meines Studiums blieb. Faszinierend finde ich Fechten aber immer noch.
Bauer Media und kein Ende
Ein neuer Rundumschlag bei Bauer Media wurde angekündigt. Dieses Mal trifft es den Standort München. Auf der Liste der Opfer die Zeitschriften »Madame« und »Cosmopolitan«. Jetzt gehts quasi schon dem Luxus-Segment an den Kragen. Sehr bedenklich das Ganze. Vor allem da man momentan vieles auf Corona schieben kann, ist es viel leichter, ungewollte Firmenanteile abzustoßen.
»… da man im Luxus-Segment perspektivisch nicht die Marktführung erreichen könne …« Solche Aussagen machen mich regelmäßig wütend. »Weil wir nicht die besten sind, hören wir damit auf.« Das ist wie im Sport. Wenn Deutschland nicht gewinnt, sind unsere Sportler nichts wert.
Ich sehe die Entwicklung bei Bauer nach wie vor mit großer Sorge. Meiner Meinung nach ist die PERRY RHODAN-Redaktion in Rastatt noch nicht sicher. Momentan ist kaum Bewegung in der Sache, und dass noch keine neuen Büros angemietet wurden, deutet daraufhin, dass man bei Bauer noch etwas vor hat. Wenn wir Pech haben, erlebt die Serie vielleicht ihren 60. Geburtstag nicht mehr. Ich kann mich täuschen, hoffentlich tue ich das sogar, aber ich hab ein ziemlich mieses Gefühl bei der Sache.
Ach, ja. Die Romanhefte werden seit Band 3087 in einer Druckerei in Backnang gedruckt. Die Qualität der Cover ist besser, allerdings riechen die Hefte jetzt sehr nach Farbe. Das ist mir bei Band 3089 besonders aufgefallen. Die VPM-Druckerei in Rastatt sollte ja zum 31.10. schließen. Sie mussten allerdings vorzeitig den Betrieb einstellen, weil es in der Belegschaft einen Corona-Fall gegeben hat. (Quelle: Badische Neueste Nachrichten) Den 163 Angestellten blieb also nicht mal ein würdiger Abschied. Traurig.
Das erinnert mich alles sehr an die Zeit nach der Wiedervereinigung. Als beispielsweise in Saalfeld die Angestellten eines Verpackungsmittelwerks eines Montags zur Arbeit kamen und die Fabrikhallen leer vorfanden. Die »Investoren« hatten das Werk für eine Mark von der Treuhand gekauft, in einer Nacht und Nebelaktion die noch brauchbaren Maschinen und die Inneneinrichtung verscherbelt und waren anschließend untergetaucht. So lief es in vielen Betrieben im Osten, doch dass wurde nie publik gemacht. Jetzt trifft es halt die Betriebe in Westdeutschland.
Wir werden uns noch wundern, was uns in den nächsten Monaten so alles blüht.