Dieser Tage las ich einen Comic in dem es ums Fechten ging. Drei junge Frauen, allesamt Opfer sexueller Gewalt, nehmen an einem Kurs für therapeutisches Fechten teil. Comicautor und Zeichner Quentin Zuttion schildert in einfachen aber eindringlichen Bildern die Geschichten vom Lucie, Tamara und Nicole. Drei Frauen, die während des Trainings zueinander und zu sich selbst finden. Eine schöne Geschichte, die berührt und bei der man ein bisschen was übers Fechten erfährt.
Der Comic hat mich daran erinnert, wie ich als Kind fast zum Fechten gekommen wäre. Meine Mutter wird schmunzeln, wenn sie das hier liest. Denn es war das erste und einzige Mal, dass sie mir etwas ausgeredet hat, mit Folgen.
Ich war zehn oder elf, als wir im Sportunterricht gemustert wurden. Sport hatte in der DDR einen großen Stellenwert und man war immer auf der Suche nach neuen Talenten. So bekam jeder von uns am Ende dieser Stunde einen Schein, auf dem stand, bei welchem Sportverein man sich melden sollte. Ich wollte eigentlich zum Turnen, hatte zu der Zeit aber einen Wachstumsschub gemacht und war zu groß geworden. So brachte ich ein Schreiben mit nach Hause, auf dem stand, dass ich im Fechtverein an einem Schnuppertraining teilnehmen sollte. Meine Mutter war nicht begeistert. Zwar waren die Fechter aus dem Kreis national und international ziemlich erfolgreich, sie sah aber ihre zehnjährige Tochter wohl nicht unbedingt mit Degen und Florett.
Wir gingen hin und ich sah mir das an. So richtig kann ich mich an die Stunde nicht mehr erinnern. Ich weiß nur, dass mir meine Mutter das Ganze ausredete. Wahrscheinlich wäre ich auch so nicht hingegangen, denn dann hätte ich alleine mit dem Bus ans andere Ende der Stadt fahren müssen. Das hätte ich mir nicht getraut. So wurde aus mir keine erfolgreiche Fechterin. Ein Umstand, den ich meiner Mutter in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder unter die Nase rieb.
Erst während meines Studiums nahm ich die Sache selbst in die Hand. Die Universität, an der ich studierte, hatte ein unglaublich großes Sportangebot. Im Grundstudium war die Teilnahme an mindestens zwei Angeboten mit eineinhalb Stunden pro Woche Pflicht. Ich erfüllte mir den Wunsch und ging zum Fechten. Das Fechten selbst machte unheimlich Spaß, auch wenn das Anlegen der Schutzkleidung recht anstrengend war. Wahrscheinlich wäre ich auch dabei geblieben, wenn man zum Aufwärmen nicht immer erst eine Stunde Volleyball hätten spielen müssen. Ich hasse Volleyball, weil ich danach stets aufgeschlagenen Handgelenke habe und als Brillenträger sowieso gehandicapt bin.
Nach nur einem Semester schmiss ich hin und ging lieber zum Schwimmen. Was ich dann wenigstens anständig lernte und wobei ich bis zum Ende meines Studiums blieb. Faszinierend finde ich Fechten aber immer noch.