Weil ich dieses Wochenende mal wieder in Saalfeld bin, wollte ich mir die neueste Errungenschaft der Stadt anschauen. Nach Pfingsten wurde die neue Bohlenwand-Brücke eingeweiht. Die Rad- und Fußgängerbrücke verbindet die Ortsteile Obernitz und Reschwitz und erspart den Fahrradfahrern auf dem Saale-Radweg einiges an Steigungen. Bis in die Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts stand dort eine Holzbrücke, die wurde aber abgerissen, weil sie marode war. Die Bewohner der Ortschaften mussten von da an einen langen Umweg fahren, um von einer Seite der Saale zur anderen zu kommen.
Das moderne Bauwerk ist schon beeindruckend. Mir war gar nicht bewusst, dass die Saale an dieser Stelle so breit ist – weiter vorn ist ein Wehr. Dementsprechend lang ist die Hängebrücke, die sich über den Fluss spannt. Es ist auffällig ruhig und friedlich hier. Ein paar Radfahrer waren gestern am späten Nachmittag dort unterwegs und auch zwei Reiterinnen. Das Wasser floss träge durch die grüne Hölle der Uferböschungen, die an dieser Stelle sehr ursprünglich aussehen.
Irgendwann kam ein großer Nutria angeschwommen. Das sind südamerikanische Zwergbiber (auch Biberratte genannt), die in der DDR wegen ihres Pelzes gezüchtet wurden und die nach Aufgabe der Farmen an der Saale ausgesetzt wurden. Die Tiere sind hier ansässig geworden und haben sich vermehrt. Sie sehen von vorn aus wie ein Biber haben aber einen langen dünnen Schwanz und keinen breiten. Das Exemplar, das unter der Brücke hindurch schwamm, hatte eine beachtliche Größe. Ich glaube, die sind auch nicht ganz so ungefährlich, wie sie aussehen. Zumindest tummelte sich der Nutria dann auf der Wiese eines angrenzenden Grundstücks. Dass der Grundstücksinhaber dort ebenfalls zu Gange war, schien das Tier nicht zu interessieren. Es dauerte auch nicht lange und er bekam Gesellschaft von einem kleineren Artgenossen. Gemütlich grasten sie eine Weile in der Abendsonne und tauchten alsbald wieder im Wasser der Saale unter.
Eine Tierbeobachtung am Rande der Stadt. Es gibt inzwischen an der Saale übrigens auch richtige Biber, die haben sich nach vielen Jahrzehnten von allein wieder hier angesiedelt. Ob und wie sie sich mit den Nutrias vertragen, kann ich aber nicht sagen.