Fliegendes Gepäck

»Fahrgast von herabfallendem Gepäck erschlagen« – auf diese Schlagzeile warte ich bei der Deutschen Bahn schon lange. Am Sonntag durfte ich so einen Vorfall live miterleben. Zwischen Kassel und Fulda absolvierte der Zug einige abrupte Gleiswechsel, die sowohl Passagiere als auch Koffer und Taschen in der Ablage gut durchschüttelten. Schließlich landete ein größerer Rucksack auf dem Kopf eines darunter sitzenden älteren Mannes, der erstmal einen Schmerzensschrei ausstieß. Der Besitzer des Rucksacks, saß zwei Reihen weiter und eilte ihm sofort zu Hilfe. Zum Glück hatte sich der Mann nicht verletzt. Wäre der danebenliegende Koffer von der Ablage gestürzt, hätte es schon anders ausgesehen.

Ein Grund des Dilemmas war, dass der Zug hoffnungslos überfüllt war, die Gepäckablage eingeschlossen. Die Stellplätze für schweres Gepäck sind in den ICE-Zügen sowieso viel zu gering. Und wenn dann noch Handtaschen und Rucksäcke in die Ablage müssen, damit die Leute sitzen können, entsteht eine gefährliche Situation. In Flugzeugen achten die Stewardessen darauf, dass keiner schwere Gepäckstücke in den Fächern verstaut, die dann auch noch verschlossen werden. Im Zug gibt es Leute, die ihre riesigen Koffer in die Ablage wuchten, obwohl man schon von vornherein sieht, das diese dort keinen Platz haben und bis zur Hälfte darüberhinaus schauen. Ich wechsle dann meist freiwillig den Sitzplatz, weil ich keine Lust habe, von so einem Hardschalengeschoß erschlagen zu werden.

An besagtem Tag hätte auch ich gern meinen kleinen Koffer hinter den Sitz gestellt, auch weil ich nicht gern Gewichtheben mache. Aber die baulichen Verhältnisse ließen das nicht zu. Da fehlten zwei Zentimeter und ich hätte den Koffer dahinter schieben können. So blieb der sichere Platz ungenutzt, während mein Koffer drastisch ausgedrückt »Menschenleben bedrohte«. Das nicht nur die Deutsche Bahn ein Gepäckproblem hat, sieht man am MERIDIAN. Dort ist Reisen mit Gepäck noch umständlicher. (Es ist aber auch ein Nahverkehrszug.) Am besten ist das Platzangebot für Koffer in den 30 Jahre alten IC’s gelöst. Da gibt es an den Eingängen zum Wagon rechts und links großzügige Gepäckablagen. Im ICE 4 gibt es die nur in Wagen 23 (oder 33). Vielleicht gehen die Verantwortlichen bei der Deutsche Bahn ja davon aus, dass wir Fahrgäste unser Gepäck in den Hyperraum (Subraum) auslagern können.

Brennende Böschungen und andere Hinternisse 2

Hier kommt Teil zwei meiner abenteuerlichen Reise vom Donnerstag …

Ich war schon drauf und dran am Erlanger Bahnhof an den nächsten Geldautomaten zu gehen, als mich meine Begleitung darauf aufmerksam machte, wie spät es schon war. Wir würden selbst unter den günstigsten Umständen mit dem Auto den Anschluss in Lichtenfels nicht mehr bekommen. Da konnten wir uns auch erstmal bis Bamberg durchschlagen. Laut ihrem Handy ging von Lichtenfels 22:14 Uhr noch ein Zug in Richtung Saalfeld, der aber 30 km zuvor in Ludwigstadt enden würde. Von dort könnten wir immer noch ein Taxi nehmen oder uns von ihrem Mann abholen lassen.
Angeblich sollte demnächst ein Schienenersatzbus in Richtung Bamberg fahren. Wir warteten also an der Bushaltestelle vor dem Bahnhof in Erlangen mit gefühlten hundert Menschen auf den Ersatzbus. Die Wartezeit war nicht so lang, weil wir uns gut unterhielten. Als der Bus kam, stürzten alle hinein, es wurde gedrängelt und geschoben, als wäre es ein rettendes Floß vor einer herannahenden Flut. Wir standen wie die Sardinen, als der Bus schließlich losfuhr.
Zur Überraschung aller Fahrgäste hielt der Bus gefühlt an jedem Briefkasten, selbst dort, wo keiner ein- und aussteigen wollte. Die Fahrt zog sich und wenn ich allein gewesen wäre, wäre ich vermutlich verzweifelt. Aber weil ich Begleitung hatte, kam mir die verzwickte Situation gar nicht so schlimm vor. Ich scherzte sogar herum (Galgenhumor) und war überraschend entspannt. Und weil ich mich sehr nett mit meiner neuen Bekanntschaft unterhielt, kam mir die Fahrt nicht so lang vor. Wir stellten fest, dass wir uns beide mit Fluoreszenz beschäftigt hatten und teilten unsere Erfahrungen.
In Forchheim stiegen viele Leute aus, weil sie laut ihrer Smartphones erfahren hatte, dass die Strecke wieder frei war und in zehn Minuten die Regionalbahn fahren würde. Uns brachte das nichts, also blieben wir sitzen.
In Bamberg angekommen, erkundigten wir uns bei den wartenden Busfahrern gleich, wann der nächste Bus nach Lichtenfels fahren würde. Wir hatten eine dreiviertel Stunde Zeit, die wir bei einem Kaffee vorm McDonalds Restaurant verbrachten. Es war ein lauer Sommerabend und es stellte sich heraus, dass wir am selben Gymnasium Abitur gemacht hatten und tratschten über Lehrer und Schulzeit. So verquatschten wir die Zeit schneller als gedacht und bekamen gerade noch so einen freien Sitzplatz im Bus.
Von Bamberg ging‘s auf gewohnter Strecke über die Autobahn nach Lichtenfels, wo wir kurz nach 22:00 Uhr eintrafen und in die wartende Regionalbahn stiegen. Die würde uns bis nach Ludwigstadt bringen, von wo uns der Mann meiner Begleitung mit dem Auto abholen konnte.
Während der Fahrt erzählte ich ihr von Perry Rhodan und das ich gerade wieder einen Fan-Roman geschrieben hatte. Sie war sehr interessiert und bestellte noch im Zug meine »Telepathin« im Space Shop der PRFZ.
Derweil kam die Zugbegleiterin, eine ältere Dame, vorbei und kontrollierte unsere Fahrkarten. Als sie sah, wo wir hin wollten, war sie ehrlich besorgt. Wir berichteten ihr, was wir in den letzten Stunden mit all den Bahnmitarbeitern erlebt hatten. Sie schüttelte nur den Kopf, blickte auf ihr Handy und fragte, wann wir in Nürnberg gewesen wären. Von ihr erfuhren wir, dass wir 18:37 Uhr (wir waren halb sieben angekommen) mit dem Zug über Bayreuth nach Lichtenfels hätten fahren können und um 22:00 Uhr in Saalfeld gewesen wären. Sofern die clevere Zugbegleiterin aus dem ICE uns diese Verbindung genannt hätte. Wenig später kam sie nochmal vorbei und bot uns an, von Ludwigstadt noch bis Probstzella mitzufahren, wo der Zug abgestellt wurde. Sie machte uns außerdem den Vorschlag, dass uns der Zugführer mit seinem privaten Auto noch bis Kaulsdorf (10 km vom Ziel unserer Reise entfernt) mitnehmen könnte. Da der Mann meiner Begleitung aber schon unterwegs war, brauchten wir das großzügige Angebot nicht in Anspruch nehmen. Aber es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich das Personal bei der Deutschen Bahn mit den Kunden umgeht.
In Probstzella (ehemaliger Grenzbahnhof) stiegen wir weit nach 23:00 Uhr ins Auto um. Witzigerweise wohnt meine Begleitung keine zweihundert Meter vom Haus meiner Eltern entfernt (Zufall, denn Saalfeld ist eine relativ große Stadt) und so war ich zehn vor Zwölf endlich zu Hause.
Alles in allem waren wir fast acht Stunden von München aus unterwegs. Für die Strecke brauche ich im Normalfall drei Stunden. Doch trotz all der Querelen freute ich mich, eine neue spannende Bekanntschaft gemacht zu haben. Mit der ich mich vor allem über berufliche Dinge austauschen konnte und was noch besser war, ich konnte ihr Perry Rhodan nahebringen. Vielleicht sehen wir uns in Zukunft öfter, wenn wir Donnerstagabend nach Saalfeld fahren. Dann aber bitte unter normalen Umständen.

Brennende Böschungen und andere Hinternisse 1

So richtig tolle Abenteuer erlebe ich nur mit der Deutschen Bahn. Das vom Donnerstag übertraf alles bisher dagewesene, bescherte mir aber auch eine positive Begegnung.

Und weil die Geschichte so lang ist, verteile ich sie auf zwei Beiträge.

Als ich am Donnerstag nach 17 Uhr in den Zug nach Thüringen stieg, ahnte ich noch nicht, dass sich diese Fahrt ärgerlich lange hinziehen würde. Beim Halt in Nürnberg, in dem der vorder Zugteil abgekoppelt wird, kam plötzlich die Durchsage, dass die Strecke nach Bamberg wegen eines Böschungsbrandes gesperrt sei und noch keiner wisse, wie es weitergeht.
Irgendwie war mir schon da bewusst, dass der Tag lang werden würde. Ich legte mein Buch weg und ging zum Abteil der Zugbegleiter. Zu meiner Überraschung war es leer und verschlossen. Ich stieg aus dem Zug und entdeckte die Bahnmitarbeiter am vorderen Ende des Zugs mit dem Zugführer plaudern.
Draußen stand eine junge Frau. Ich weiß nicht mehr, wer zuerst fragte, aber wir erfuhren voneinander, dass wir beide nach Saalfeld wollten. Gemeinsam marschierten wir zum Zugpersonal, um uns über alternative Verbindungen informieren zu lassen.
Der Zugchef telefonierte. Ich fragte seine Mitarbeiterin, was wir denn jetzt tun sollen. Weil wir in Bamberg den Schienenersatzbus nach Lichtenfels und den anschließenden Regionalzug sicher nicht mehr bekommen würde. Und ob es die Möglichkeit gäbe, vielleicht über Bayreuth nach Lichtenfels zu fahren. Sie antwortete, dass die Strecke für alle Züge gesperrt wäre. Bis ich sie daran erinnerte, dass der Zug nach Bayreuth einen anderen Weg nimmt. Sie überlegte kurz und tippte dann auf ihrem Handy herum. Um mir zu sagen, wir könnten doch den IC-Bus in einer Stunde nach Jena nehmen. Zu dem Zeitpunkt schaltete sich die junge Frau ein, die ich zuvor getroffen hatte. Sie hatte das schon mal und meinte, dass der Busfahrer uns definitiv nicht mitnehmen wird, weil er nicht garantieren kann, das wir den Zug in Jena noch rechtzeitig bekämen, bei einer Umstiegszeit von 6 Minuten. Der Bus muss 200 km auf der A9 zurücklegen. Jeder der dort schon mal unterwegs war, weiß, das eine Baustelle ausreicht, um die Fahrt um eine halbe Stunde zu verlängern. Es war also keine Alternative, denn dann wären wir in Jena gestrandet. Ich regte mich darüber auf, warum man uns die Information so spät gegeben hatte. Wenige Minuten früher und wir hätten noch in den vorderen Zugteil des ICE umsteigen können, der über Erfurt fährt und dort dann nach Saalfeld umsteigen. Und erfuhr, dass angeblich die Information erst so spät gekommen war.

Ich holte erstmal mein Gepäck, um am Infopoint eventuell eine bessere Auskunft zu erhalten. Doch meine Begleitung machte mich darauf aufmerksam, das die zwanzig Minuten Verspätung, die an der Anzeigetafel standen fast vorbei waren. Und wenn der Zug weiterfuhr, während wir am Infopoint standen, wäre es sowieso vorbei. Also blieb ich noch fünf Minuten in der Tür stehen und siehe da, der Zug fuhr tatsächlich wieder los.

Wir tauschten uns über unsere Erlebnisse mit der Bahn aus, als die Durchsage kam, dass die Strecke immer noch gesperrt sei. Die Zugbegleiterin kam vorbei und kontrollierte die Fahrkarten, und meine Begleitung fragte, wie wir denn jetzt weiter kämen. Die Frau antworte schnippisch, sie hätte uns die Alternative mit dem Bus genannt und wir wären ja selbst schuld, weil wir hier sitzen geblieben sind. Es entspann sich eine Auseinandersetzung zwischen uns, bei der sie uns an den Kopf warf, dass sie nichts dafür könne und wir sollten doch froh sein, dass sie ihr privates Handy genutzt hatte, um uns eine Verbindung herauszusuchen. Diese Aussage fand ich schon stark. Meine Begleitung entgegnete, dass wir nichts dafür können, wenn die Deutsche Bahn ihren Mitarbeitern keine Arbeitsmittel zugesteht und sie jetzt mit dem Zugchef sprechen wollte. Die beiden gingen vor, ich folgte.
Der Zugchef jung, etwas hilflos wirkend, wiederholte nur, dass er nichts dafür könne. Konnte und wollte uns aber keine alternative Verbindung heraussuchen. Ich machte den Vorschlag, mit dem Taxi von Erlangen nach Bamberg zu fahren, wo wir dann mit dem Ersatzbus weiterkämen oder gleich nach Lichtenfels. Dann würden wir den letzten Zug nach Saalfeld um 20:41 Uhr noch bekommen. Man fand meine Idee gut, sagte uns aber, dass sie keine Taxigutscheine ausstellen könnten, dazu müssten wir an den Schalter des Reisezentrums in Erlangen.
Kurz vor Erlangen positionierten wir uns schon mal an der Tür. Da kam die Durchsage, dass der Zug nicht weiterfahren würde und alle Passagiere (auch die Fahrgäste nach Bamberg) aussteigen sollten und sich im Reisezentrums über den eingerichteten Schienenersatzverkehr informieren oder auf die Durchsagen achten sollten.
Wir waren die Zweiten im Reisezentrum. Vor uns fragte ein Mädchen, den Bahnmitarbeiter wie sie denn jetzt nach Bamberg käme und von wo der Schienenersatzbus fahre. Der starrte sie erstmal fragend an, mit welchem Zug sie denn gekommen wäre. So wie es aussah, war er nicht informiert worden, dass der ICE nicht weiterfuhr. Nachdem er sah, wie sich das Reisezentrum füllte, griff er zum Telefon.
Irgendwann legte er auf und sagte, es käme gleich eine Durchsage. Die Fahrgäste im Raum protestierten und baten ihn, ihnen die Information, die er erfahren hatte doch mitzuteilen. Vergeblich. Er weigerte sich. Es folgte eine kaum verständliche Durchsage, in der nur eine Uhrzeit aber keine Gleisangabe enthalten war. Die Leute gingen murrend davon. Wir zwei Saalfelder aber blieben und baten den Mann um eine alternative Verbindung nach Saalfeld. Er guckte in seinen Computer, konnte uns aber keine nennen, in der wir noch am gleichen Tag heimgekommen wären. Auf meine Frage hin, ob er uns nicht einen Taxigutschein ausstellen könnte, damit wir wenigstens bis Lichtenfels kämen, um den letzten Zug zu bekommen, antwortete er dass er in den 30 Jahren in denen er hier arbeitet noch nie einen Taxigutschein ausgestellt habe, dass könnten nur die Zugbegleiter. Jene, die sich zuvor geweigert und uns hierher geschickt hatten. Ich kam mir reichlich verscheißert vor. Er gab mir ein Fahrgastrechteformular und meinte, ich könne ja das Taxi erstmal auslegen und dann von der Bahn zurückfordern. Und so stand ich am Bahnhof in Erlangen und war sprachlos.

Teil 2 folgt morgen.

Träumer mit Realitätsverlust

Das Meinungsfreiheit ein hohes Gut ist und das sie für jeden gelten muss, darüber sollte nicht diskutiert werden. Aber bei manchen meiner Mitmenschen wäre ich froh, wenn sie ihre Meinung für sich behalten würden.

Da lese ich doch im Wochenblatt einen Artikel über einen Buchautor, der sich selbst als »Klima-Rebell« bezeichnet. In seinem Buch »Die erfundene Katastrophe« verleugnet er den Klimawandel und bezeichnet die deutsche Regierung als »Öko-Diktatur«. Starker Tobak! Der Chemie-Techniker sammelt seit Jahrzehnten Publikationen zum Thema Klimawandel und stellt die These auf, das es keinen einzigen Nachweis gibt, das der Klimawandel vom Menschen ausgeht. Stark! Bei so viel Selbstbewusstsein kann ich eigentlich nur den Gegenbeweis fordern. Auf die Frage hin, ob wir also weiterhin unbekümmert begrenzte Ressourcen wie Kohle oder Öl verbrauchen sollen, sagt er: »Ja, warum denn nicht? Die Vorräte reichen noch ein paar hundert Jahre – und dann haben wir längst neue Technologien entwickelt.«

Ich frage mich, wie jemand so blauäugig sein kann. Öl zu verbrennen bis es alle ist, in der Hoffnung, das wir bis dahin etwas neues gefunden haben, das wir ausbeuten können, zeugt in meinen Augen von Ignoranz und (Sorry!) Dummheit. Es ist nicht nur verantwortungslos, was der Mann publiziert. Es ist schlichtweg gefährlich. Gerade er als Chemie-Techniker sollte wissen, das man Öl für viel wichtigere Dinge benötigt, als es zu verbrennen, zum Beispiel in der Medizin. Wenn wir es also bis zum letzten Tropfen als CO2 in die Luft pusten, werden wir am Ende ein böses Erwachen erleben. Aber Halt, bis dahin haben wir ja neue Technologien.

Ich kann darüber eigentlich nur den Kopf schütteln. Wie viele Beweise braucht er denn für den Klimawandel? Der derzeitige Sommer mit dem chaotischen Wetter. Oder die Extremwetterlagen, die in den letzten Jahren sukzessive zugenommen haben. Da brauche ich nicht mal eine Statistik, da reicht mein Erinnerungsvermögen. So viele Überschwemmungen und Stürme wie in den letzten zwei Jahrzehnten gab es in meiner Kindheit nicht. Und die Winter waren damals auch deutlich kälter und schneereicher. Wenn man, wie in den vergangenen zwei Wintern, nicht mal im Alpenvorland Ski-Langlauf betreiben kann, stimmt etwas nicht. Und bitte, die Sonnenaktivität vorzuschieben, hilft auch nichts. Weil es auch in den Jahren als die Sonnenaktivität sehr niedrig war, viel zu warm war.

Den besten Beweis, das der Mensch für die Veränderungen der Atmosphäre verantwortlich ist, liefert das Ozonloch. Nachdem Treibmittel mit FCKW in den Neunzigerjahren verboten wurden, erholt sich die Ozonschicht spürbar. Auch wenn es noch Jahrzehnte dauern wird, bis das Ozonloch Geschichte ist.

Und wer wissen will, warum wir ab dem 8. August eine zweite Erde brauchen, dem lege ich den Artikel aus der »Schrot und Korn« ans Herz.

Das der Klimawandel von der Politik ausgenutzt wird, will ich gar nicht bestreiten, viele der Klimagesetze sind zu schwammig und falsch ausgerichtet. Der Handel mit CO2-Zertifikaten ist so ein Negativbeispiel. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Doch sich hinzustellen und zu sagen, das der Mensch nicht am Klimawandel Schuld sei, hat etwas von Vogelstrauß-Mentalität.

»Nach mir die Sintflut!« – eine typische Denkweise in unserer von Egoismus geprägten Zeit.

Mich ärgert nur, dass solche Leute einen Buchvertrag bekommen. Unglaublich!

Hoffnungslos frustriert

Kann es sein, dass die Menschheit immer verrückter wird und vor allem immer gewalttätiger? Gestern Nizza, heute Ankara. Was kommt morgen? Berlin oder Hamburg oder München?

Ich habe das sichere Gefühl, dass wir auf den Abgrund unserer Zivilisation zusteuern. Doch statt zurückzurudern, halten wir blind darauf zu. Eingelullt von Pokémon Spielchen und Promi-Hochzeiten. Uns geht’s ja gut! Wir gehen ins Kino, backen Kuchen und schreiben Geschichten. Noch. Doch wie lange noch?

Ich bin verwirrt und frustriert. So habe ich mir die Zukunft nicht vorgestellt. Geschichte wiederholt sich, obwohl ich sicher war, dass wir als Zivilisation daraus gelernt haben. Doch anscheinend ist der Mensch nur eingeschränkt lernfähig – innerhalb der Grenzen seines Egoismus.

Wieder ein Tag an dem ich nicht weiß, was ich denken oder sagen soll. Wann wird das aufhören?

Ich muss nachdenken!

Europa vor dem Abgrund

»Weiß jemand, wann es anfing alles so entsetzlich schiefzulaufen? Wann alles auseinanderzubrechen begann?« Diese Fragen werden wir uns stellen. In zehn vielleicht auch erst in zwanzig Jahren. Dann, wenn wir zwischen den Trümmern unserer ach so hochgelobten Zivilisation stehen, die dann nur noch ein Schatten ihrer Selbst sein wird. Aufgerieben von Auseinandersetzungen, gegenseitigem Neid und einem über alles dominierenden Egoismus. Wir alle werden Opfer eines Systems, das sich ausschließlich dem Gewinn von Reichtum und Macht widmet. In dem kein Platz mehr sein wird für die Bedürfnisse der Menschen, sondern ein System in dem Zahlen regieren. In dem Konzerne diktieren, was wir tun und wann wir es tun, nur weil es die Zahlen so wollen. Gesunder Menschenverstand wird erst ignoriert und später bestraft werden. Primär wird uns der Verlust unserer Arbeit treffen. Anschließend werden wir unsere Mobilität genauso verlieren wie unsere Häuser. Wir werden uns selbst abschaffen, denn damit haben wir schon begonnen. Alte und Kranke werden froh sein, wenn sie vor die Flinte marodierender Jugendbanden geraten, die um Drogen und Macht kämpfen. Während die Ordnungshüter hilflos zusehen müssen, weil ihre Ausrüstung und ihr Wissen hoffnungslos veraltet sind. Die Oberschicht flüchtet sich in virtuelle Tagträume, weil die Welt draußen viel zu häßlich geworden ist, da inzwischen Katastrophen den Lauf der Jahreszeiten bestimmen, in einem steten Wechsel aus Dürre, Überflutungen und Orkanen.

Unsere heile Welt verabschiedet sich dieser Tage mit jeder Schlagzeile ein bisschen mehr. Der letzte Damm ist gebrochen, der Zerfall Europas nicht mehr aufzuhalten. Und wenn am Ende des Jahres Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wird, wird das dem Ende der zivilen Welt gleichkommen.

Vielleicht sehe ich die Zukunft auch zu düster. Hoffentlich! Aber angesichts dessen, was um mich herum passiert, habe ich wenig Anlass dazu.

Absichtliche Wohnraumverknappung

Es gibt Dinge, die man zunächst nicht glauben will, wenn man sie hört und dennoch weiß man erfahrungsgemäß, das sie stimmen. Vor allem wenn es den Egoismus einiger Mitmenschen betrifft.

Wir wohnen in einem Kurort und wie ich bereits hinreichend erwähnte, sind hier die Immobilienpreise nicht gerade niedrig. Aber weil die Gegend attraktiv ist (Berge, See und Vollbeschäftigung) möchten viele Menschen hier leben. Der Zuzug ist seit Jahren ungebremst. Die wenigsten jedoch können sich das leisten. Meist sind es vermögende Rentner aus München oder anderen Großstädten, die hier ihren Lebensabend verbringen wollen und die darum auch bereit sind, die hohen Preise für Häuser und Grundstücke zu zahlen. Problematisch ist es für junge Familien oder Menschen, die nicht so viel Geld auf der hohen Kante haben, die aber hier wohnen möchten, weil sie hier arbeiten. Zum Beispiel im Tourismus, der Gastronomie oder im Käsewerk. Für die bleibt der Wohnraum begrenzt, weil es viel zu wenig Mietwohnungen und zu wenig bezahlbaren Grund gibt.

Es gibt aber eine Kehrseite der Medaille. Ich kenne mindestens fünf Häuser in der näheren Umgebung die leer stehen. Neue Häuser, teils noch nicht einmal innen ausgebaut und sogar ein Haus, in dem sechs Familien unterkommen könnten. Doch die Häuser stehen leer. Und ich fragte mich schon lange, warum das so ist. Gestern erfuhr ich den Grund. Es ist der pure Egoismus einiger Menschen:

Ein Waginger Unternehmer baute vor fünf Jahren eine Villa, mit bester Aussicht und großer Tiefgarage, keine 50 Meter von uns entfernt. Er hatte nie vor, dort einzuziehen, geschweige denn die Villa zu vermieten oder zu verkaufen. Er baute das Haus nur dorthin, weil mal sein Elternhaus dort stand und niemand anderer auf dem Grundstück bauen sollte. Und weil Bauzwang bestand, hat er eben gebaut. Und jetzt stehen die mehr als 200 qm einfach leer, während Familien händeringend eine Wohnung suchen. Unglaublich!

Aber es geht noch schlimmer. In das, seit Jahren leerstehende sechs Familienhaus wollte die Gemeinde anerkannte Asylbewerber einquartieren. Der Besitzer ein sehr bekannter Waginger, ließ daraufhin die Bäder herausreißen und einen hohen Zaun um das Grundstück errichten. In der Diskussion mit den Bürgern drohte er an, wenn nötig auch das Dach abdecken zu lassen, nur damit dort keine Flüchtlinge einziehen können!!!

Für mich ist es absolut unverständlich, dass solche Menschen nicht juristisch belangt werden können. Ein solches Gebaren ist schon beinahe kriminell. Sie könnten wenigsten die Wohnungen und Häuser vermieten, aber selbst das tun sie nicht. Was nur bedeuten kann, dass sie kein Herz dafür aber eindeutig zu viel Geld haben.

Der einzige Trost für mich ist in solchen Momenten, dass auch das Totenhemd solcher Leute keine Taschen hat.

Schwellenlos

Beim Aufreger der Woche geht es mal wieder um die Deutsche Bahn. Dieses Mal hat es aber nichts mit Verspätungen und sonstigen Behinderungen im Zugverkehr zu tun, sondern mit einem eklatanten Fall von Missmanagement.

Zunächst eine kurze Einführung worum es geht: So lange wie die Strecke zwischen Berlin und München bei Bamberg gesperrt ist, saniert die Bahn die Gleise zwischen Kronach und Saalfeld. Das ist eine super Idee, gegen die nichts einzuwenden ist. Zeugt es doch davon, dass sich hier tatsächlich jemand Gedanken gemacht hat.

Eine Seite der zweigleisigen Strecke ist auch bereits fertig, doch jetzt ruhen die Arbeiten. Erstaunlich, denn der Zeitplan ist eng. Bis September müssen die Gleiserneuerungen fertig sein.

Die Gründe für den Stillstand sind banal und werden von der Bahn offiziell totgeschwiegen. Nur durch die Bauarbeiter war zu erfahren, dass die Verantwortlichen für den zweiten Bauabschnitt vergaßen, die Schwellen zu bestellen. Ja richtig gehört, die können nicht weiterarbeiten, weil die Schwellen fehlen. Dabei musste man sich jetzt europaweit nach Ersatz bemühen, doch die neuen Schwellen werden nicht vor Mitte Juni geliefert. So lange steht alles still, Maschinen, Arbeiter und teilweise auch der Verkehr. Unglaublich aber wahr!

Das in einem so riesigen Unternehmen wie der Deutsche Bahn so was passieren kann, ist mir absolut schleierhaft. Da fragt man sich wirklich, was für Leute da in den Schaltzentralen sitzen. Welche Kosten so ein Versäumnis nach sich zieht, möchte ich gar nicht wissen. Ärgerlich ist es auf alle Fälle und nicht nur für die Arbeiter und die Controller bei der Bahn, sondern auch für die Kunden, die die Zugausfälle und Verspätungen länger als nötig ertragen müssen.

Volkes Stimme

Schon gehört, in Bayern muss die Landesgartenschau für 2022 neu ausgeschrieben werden. Daran Schuld sind mal wieder die Traunsteiner. Die gewannen die letzte Ausschreibung. Die Stadt kaufte schon mal Grundstücke und investierte Geld in die Organisation. Doch dann meldeten plötzlich die Bürger Bedenken an. Dieselben Bürger übrigens, die sich schon gegen die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2022 auflehnten. Die Argumente waren klar, so ein Event kostet Geld und könnte die Stadt in Schulden stürzen. (In einem Landkreis mit Vollbeschäftigung, der zum großen Teil vom Tourismus abhängig ist.) Also wurden fleißig Unterschriften gesammelt und ein Bürgerentscheid einberufen. Dessen Ergebnis war deutlich. Über sechzig Prozent lehnten eine Landesgartenschau in Traunstein ab. (Bei den Olympischen Spielen waren es vor ein paar Jahren vierundsechzig Prozent die ablehnten.)

Die Konsequenz aus der Geschichte: Die Stadt musste die Gartenschau zurückgeben und hockt nun auf einem Schuldenberg von zirka 900.000 Euro. Nur durch einen glücklichen Passus im Vertrag kommt sie an einer deftigen Strafzahlung vorbei.

Ich fragte mich schon bei der Bewerbung, was das sollte. Die Olympiade wollten sie nicht, aber die Landesgartenschau? Für die Olympiade hätte es Geld vom Bund gegeben und vor allem wäre einiges in die marode Infrastruktur geflossen. In den Ausbau der A8, der schon seit Jahrzehnten nicht vorangeht, oder in einen anständigen Bahnhof. Wer einmal in Traunstein aus dem Zug gestiegen (»gefallen«) ist, wird mir das bestätigen. Auch für die Landesgartenschau war einiges in diese Richtung geplant, aber die lieben Bürger haben anders entschieden.

So bleibt alles beim Alten, bis es so marode ist, dass man richtig viel Geld (diesmal aus eigener Tasche) investieren muss. Zuvor jedoch bleiben die Touristen aus und die jungen Leute ziehen weg, weil die Stadt nicht mehr attraktiv ist. Hauptsache man hält sich an Traditionen fest und lehnt jede Neuerung ab, ohne in die Zukunft zu blicken. Aus diesem Grund halte ich Bürgerentscheide nicht für das Maß aller Dinge, weil vielen Menschen die Zusammenhänge und das visionäre Denken fehlt. Die meisten haben nur Angst um ihr Geld. Aber um etwas neues zu schaffen, muss man zwangsläufig Geld in die Hand nehmen. Das mag im Augenblick weh tun, zahlt sich aber in der Zukunft auf irgendeine Art und Weise aus. München wäre heute zum Beispiel nicht die Stadt, die sie ist, wenn es nicht die Olympischen Spiele gegeben hätte.

Übrigens: Wenn ich hätte abstimmen dürfen (es wurden ja nur die Traunsteiner befragt), dann hätte ich mit »Nein« gestimmt. Aber nur aus Trotz, weil die Traunsteiner damals die Olympischen Spiele verhindert haben. Sie wollten Olympia nicht, dann brauchen sie auch keine Gartenschau. Nun ist es tatsächlich so gekommen.

Arbeitsplatz flexibel plus

Neulich im Zug sitze ich zwischen drei jungen Frauen. Alle Anfang zwanzig, gepflegtes Äußeres, Businesslook. Sie unterhalten sich in perfektem hochdeutsch und sprechen über ihre Arbeit. Alle drei arbeiten für das gleiche Pharmaunternehmen aber in unterschiedlichen Abteilungen. Eine schwärmt von dem neuen Großraumbüro, das sie mit einrichten durfte. Das finden alle cool. Bei dem Gespräch kristallisiert sich heraus, dass die Schreibtische in dem Büro nicht personalisiert sind. Jeder besitzt einen firmeneigenen Laptop und muss sich dorthin setzen, wo gerade Platz ist. Es fällt der Begriff „flexibel plus“.

Ich stelle mir gerade vor, wie das sein muss … Ich gehe morgens zur Arbeit, betrete die Firma und suche mir in einem Großraumbüro einen freien Schreibtisch. An dem arbeite ich für ein paar Stunden, bevor ich in ein Meeting gehe. Wenn ich zurückkomme, ist der Platz besetzt und ich suche mir einen neuen …

Was für mich wie ein Alptraum klingt, ist in vielen Büros in Deutschland bereits Wirklichkeit. Je nachdem, wie oft man den Arbeitsplatz verlässt, wird man klassifiziert. Wer oft weg muss, ist dann „flexibel plus“ und bekommt meist nur die unbeliebten Plätze im Großraumbüro, an denen er weiße Wände anstarrt, anstatt aus dem Fenster zu sehen. Besonders schlimm finde ich die fehlende Personalisierung. Kein Platz für private Dinge: kein Kalender, keine Bilder, keine Pflanzen nichts; nicht mal eine Kaffeetasse.

Wir verbringen die Hälfte unseres Lebens auf Arbeit. Wenn der Arbeitsplatz anonymisiert wird, wer sind wir dann noch? Sind wir dann nicht genauso austauschbar wie unser Schreibtisch? Macht es uns nicht zu Spielfiguren ohne jegliche Individualität?

Ich habe schon mal etwas von der „Clean Desktop Policy“ gehört. Bei der am Feierabend außer dem Telefon und dem Bildschirm nichts mehr auf dem Schreibtisch stehen oder liegen darf. Ich kann zwar nachvollziehen, dass man keine brisanten Unterlagen auf dem Schreibtisch liegen lassen sollte. Aber so völlig leer? Bereits das empfinde ich als Angriff auf meine Persönlichkeitsrechte. Aber einen Bürojob, bei dem ich nicht einmal einen eigenen Schreibtisch hätte, möchte ich nicht haben. Egal, wie gut ich dafür bezahlt würde.

Den jungen Frauen schien das nichts auszumachen, die fanden das völlig normal. Sie lobten sogar das Management, das betriebswirtschaftlich vorrausschauend agiert, weil man somit nicht nur Platz, sondern auch Equipment einspart. Dabei sollten sie aufpassen, dass nicht irgendwann sie selbst eingespart werden. Denn ein anonymer Mitarbeiter ist genauso leicht austauschbar wie ein Schreibtisch.