Perry in Austria

Heute möchte ich auf einen besonderen Event aufmerksam machen, der zwar erst im Herbst 2016 stattfindet, den man sich aber schon mal im Kalender notieren sollte.

Der Austria Con 2016 – die Feier zum 20. Geburtstag des Wiener PERRY RHODAN-Stammtisches wird vom 30. September bis 2. Oktober 2016 in Wien stattfinden.

Details zum Event gibt es auf der Internetseite des Austria Con 2016.

Persönlich bin ich ja immer noch ein wenig irritiert darüber, dass ich in der Liste der Ehrengäste auftauche. Aber natürlich freue ich mich darüber, wenn mir so viel Ehre erwiesen wird. Da bleibt mir ja gar nichts anderes übrig, als teilzunehmen. :)
Ich freue mich schon auf den Con in der schönen Stadt Wien, die ich schon immer mal besuchen wollte.

„Another Earth“ oder die gebrochene Symmetrie

Quelle: Amazon

Wer bei diesem Titel einen SF-Film erwartet, wird maßlos enttäuscht sein, aber wer sich auf die ruhige gefühlvolle Geschichte einlässt, bekommt ein Psychodrama per Exzellenz geboten.

Die siebzehnjährige Rhoda sieht aus dem Autofenster an den Himmel und verursacht dabei einen Autounfall bei dem eine schwangere Frau und ein Kind sterben. Am Himmel hatte sie zuvor eine Zweite Erde erblickt, die von Monat zu Monat näher kommt.
Rhoda wird zu vier Jahren Haft verurteilt. Als die hochintelligente Frau wieder aus dem Gefängnis kommt, kämpft sie mit ihrer Schuld. Sie macht John Burroughs, den Partner der getöteten Frau ausfindig und will sich bei ihm entschuldigen. Doch sie schafft es nicht, stattdessen arbeitet sie ihre Schuld als Putzfrau bei ihm ab. Zwischen dem depressiven Collegeprofessor und der jungen Frau entsteht eine zarte Beziehung, die beide aus ihrer Lethargie reißt. Bis zu dem Tag an dem Rhoda bei einem Wettbewerb für einen Flug zur zweiten Erde mitmacht und gewinnt …

Nicht alles was wie Science Fiction aussieht, muss auch gleich Science Fiction sein. Das lernte ich am Samstagabend. Die Blu-Ray zu „Another Earth“ wartete schon seit einiger Zeit in unserem Regal darauf angesehen zu werden. Als ich sie kaufte, wusste ich zwar, dass es in dem Film eher um die Personen geht, als um das SF-Element mit der parallelen Erde, aber das sich die Geschichte einzig und allein um die Protagonistin und ihre Schuld dreht, war mir nicht klar. Der Film ist ausgesprochen spannend, auch wenn eigentlich nicht viel passiert. Es ist das Spiel der beiden Hauptdarsteller, was ihm eine zusätzliche Dimension verleiht. Da ist es auch zu verschmerzen, dass die Hintergründe des Auftauchens der Zweiten Erde nicht näher beleuchtet werden. Man leidet mit der jungen Frau und dem Professor.
Einzig das Ende ließ mich etwas verstört zurück. Ich fühlte mich regelrecht aus dem Film gedrängt und bin mir bis heute nicht sicher, was mir der Autor damit sagen wollte.

„Another Earth“ ist ein Kunstfilm und als solches sollte er auch betrachtet werden. Der kühle Look bringt sehr gut die Tristesse des Lebens der Hauptakteure zur Geltung, ist aber zeitgleich auch durch die wunderschöne Darstellung der Zweiten Erde am Himmel für den Zuschauer ein Augenschmaus. Über die physikalischen Auswirkungen, die ein zusätzlicher Planet wie die Zweite Erde in unserem Sonnensystem und auf der Erde selbst anrichten würde, möchte ich nicht nachdenken. Das wird in dem Film nicht thematisiert und wäre auch völlig unnötig.

Fazit: Für Leute mit einem Hang zu unkonventionellen intelligenten Filmen ist „Another Earth“ ein unbedingtes Muss. Jemandem der auf actionreiche Blockbuster steht würde ich ihn nicht empfehlen.

Auch eine Form von Artenvielfalt

Folgendes Bild entdeckte ich in der letzten Ausgabe der BioBoom, einem Magazin das wir zusammen mit der Chiemgaukiste (unser Lieferant für Biogemüse & -obst) bekommen. Thema des aktuellen Heftes war der Anbau von Palmöl.

Inzwischen ist Palmöl das häufigste auf der Welt (hauptsächlich in der Industrie) verwendete Pflanzenfett. Zum einen weil es einige besondere Eigenschaften hat (cremig bis 35° C und hohe Hitzestabilität) aber auch weil es extrem billig ist. Die Palmen wachsen aber nur in tropischen Gebieten und weil die Nachfrage nach Palmöl steigt, muss konsequenter auch die Anbaufläche vergrößert werden. Dafür werden vor allem in Südostasien und in Südamerika große Flächen Regenwald gefällt. Wald der zusammen mit seinen Pflanzen und Tieren unwiederbringlich verloren geht.

Viele Biohersteller verzichten inzwischen auf die Verwendung von Palmöl, das nicht nur in Lebensmitteln (vor allem in veganen Produkten) verwendet wird, sondern auch in Kosmetik und als Kraftstoff. Auch ich werde jetzt häufiger einen genauen Blick auf die Zutatenliste einiger Produkte werfen. Schließlich hat man es als Verbraucher selbst in der Hand.

Und hier ist die neue Artenvielfalt, die sie sich zunehmend in den Regenwäldern der Welt breitmacht.

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Geld

Gibt es eigentlich noch irgendeine Sache auf der Welt, bei der es nicht vorrangig um Geld geht?

Angesichts des Korruptionsskandals in dieser Woche frage ich mich ernsthaft, in was für einer Welt wir leben. Wo man hinsieht, ob beim Fußball oder beim Motorsport; bei Kunst oder Literatur; bei Lebensmitteln oder in der Landwirtschaft; sogar im sozialen Bereich, überall geht es nur darum, möglichst viel mit möglichst wenig Aufwand zu verdienen. Das dafür im Hintergrund geheime Absprachen getroffen, Steuergelder verschoben und Menschen bewusst getäuscht werden, ist praktisch an der Tagesordnung.

Das man jetzt die FIFA im Visier hat, wundert mich nicht. Das einzige was mich daran wundert ist, warum das so lange gedauert hat. Das bei der Vergabe der letzten Fußball-Weltmeisterschaften etwas nicht mit Rechten Dingen zugegangen ist, konnte ein Blinder mit Krückstock erkennen.
Der nächste Skandal im Sport wird sich wahrscheinlich mit der FIA und der Formel Eins beschäftigen. Die Machenschaften in beiden „Vereinen“ sind ja dieselben und beide werden von alten Machthungrigen Männern regiert. Solche, wie sie in den Führungsetagen von Großkonzernen; an der Spitze von Gewerkschaften und nicht zu vergessen auch in Teilen von Regierungen sitzen.

Wie soll sich da etwas ändern.

Erinnerungen an einen Drachen

Quelle: Amazon

Wenn ich meine allersten medialen Erinnerungen hervorkrame, dann kommen mir zwei Zeichentrickfilme in den Sinn, die ich irgendwann Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger gesehen habe. Einen dieser Filme habe ich mir gestern zum ersten Mal wieder angesehen.

Als Erwachsener Filme zu sehen oder Bücher zu lesen, die man in der Kindheit mochte, ist zumeist enttäuschend, weil man sie oft viel schöner in Erinnerung hat, als sie tatsächlich sind. Manche Sachen funktionieren eben nicht mehr, wenn man älter ist. Karl May zum Beispiel: Als Kind habe ich die Bücher verschlungen, kann aber heute mit den Geschichten und dem Stil überhaupt nichts mehr anfangen. Bei dem japanischen Zeichentrickfilm gestern Abend war das anders. Noch vor zwei Monaten wusste ich nicht einmal wie der Film heißt. Ich hatte nur eine einzige Szene im Kopf: Am Boden eines ausgetrocknetes Sees entsteigt eine Mutter den Überresten eines Drachens und nimmt ihren Sohn in die Arme, der sie befreit hat. Dank des Internets erfuhr ich jetzt den Titel des Films und bestellte mir die DVD. „Taro der Drachenjunge“ entstand 1979 und ungefähr zu dieser Zeit muss ich den Film auch gesehen haben, vielleicht auch ein wenig später.

Der schön gezeichnete Trickfilm hat seinen Reiz über die vielen Jahre nicht verloren. Die kindgerechte Geschichte spielt im mittelalterlichen Japan, es geht um arme Bauern, um Drachen und um böse und gute Dämonen und darum, dass man zuerst an andere denken soll. Eine Botschaft, die man heute nur noch selten hört und die ich vermisse.

Taros Mutter wurde vor seiner Geburt in einen Drachen verwandelt, weil sie das Gesetz der Bergbauern verletzt hat, ihr Essen mit allen zu teilen. Nach der Geburt hinterlässt die Mutter ihrem Sohn ihre Drachenaugen als Nahrung und nimmt dafür in Kauf für immer zu erblinden. Taro wächst bei der Großmutter in dem Glauben auf, dass seine Mutter tot ist. Als er zum Spaß mit einem Dämon kämpft, sieht dieser das Drachenmal, was Taro am Körper trägt und verleiht ihm die Kräfte von einhundert Männern, wenn er damit anderen hilft. Jetzt erfährt er auch, dass seine Mutter in einen Drachen verwandelt wurde und auf ihn wartet. Hier besinnt sich der bisher faule Junge. Er geht auf die Suche nach dem blinden Drachen und hilft dabei erst den Bauern im Dorf, dann einem Mädchen, das von einem Dämon entführt wird. Später besiegt er den schwarzen Dämon und befreit ein weiteres Dorf von der Herrschaft des Bösen. Die Bauern dürfen endlich den Reis selbst essen, den sie bisher für den Dämon angebaut haben. Taros Reise führt ihn durch viele Abenteuer bis hin an den See, in dem seine Mutter als blinder Drache lebt. Dort wartet eine große Aufgabe auf ihn, die er zusammen mit dem Drachen erfüllt. Am Ende stirbt der Drachen und seine Überreste verwandeln sich in eine junge Frau – Taros Mutter. So werden Mutter und Sohn wieder vereint.

Eine, wie ich finde sehr schöne Geschichte in einem sehr ansprechenden Look – Farblich zurückhaltend nicht übermäßig bunt aber sehr detailreich. Interessanterweise haben die Macher sehr viel Wert auf anatomische Exaktheit der Figuren gelegt. So habe ich in einem Kinderfilm noch nie soviel nackte Brüste und Geschlechtsmerkmale gesehen, wie in diesem Streifen. (Der übrigens ab 6 Jahre freigegeben ist.)

Wer möchte, kann sich den Film auch bei YouTube ansehen.

Der andere Zeichentrickfilm der mich als Kind fasziniert hat, heißt der „Herrscher der Zeit“ und ist eine klassische SF-Geschichte. Irgendwann werde ich auch ihn an dieser Stelle besprechen.

Die Sache mit den Blockbustern

Im nächsten Jahr wird Star Trek 50 Jahre alt. Das alleine wäre ein Grund um den Geburtstag mit einer neuen Film- oder TV-Produktion zu würdigen, doch das scheint den Verantwortlichen irgendwie schwer zu fallen.

Da lese ich doch letztens, dass das bereits fertige Drehbuch zum neuen Star Trek-Kinofilm abgelehnt wurde, weil es zu Star Trek lastig war. Da frage ich mich doch: Wie bitte? Was soll es denn sonst sein? Wollte das Studio vielleicht mehr Star Wars drin haben oder mehr Hobbits und vielleicht noch ein paar Teenie-Vampire? … Ach nein, die sind ja schon wieder out. Mal ehrlich, glauben die wirklich, dass sie mehr Publikum in die Kinos bekommen, wenn sie in den Film weniger Star Trek Inhalte einfließen lassen. Allein der Name weckt doch schon gewisse Erwartungen, wenn die dann nicht erfüllt werden, sind die Fans zu Recht sauer und den Nichtfans ist es egal, weil sie schon immer wussten, dass Star Trek „Mist“ ist.

Das man auch mit einem Star Trek-Plot sowohl bei den „normalen“ Besuchern punkten, als auch die Fans glücklich machen kann, hat der 4. Star Trek-Film schon bewiesen.

Bei einem guten Film ist es wie mit einem guten Buch, wenn die Geschichte stimmt, ist es egal was drauf steht, er wird auch dann sein Publikum außerhalb des Fandoms finden. Es dauert nur eben etwas länger, da Mundpropaganda gefragt ist. Doch da das Filmgeschäft eben nur ein Geschäft ist, gibt man den Filmen heute weder die Zeit, noch konzentriert man sich auf das Wichtigste – die Geschichte. Wichtig scheinen nur möglichst viele, möglichst teure und möglichst spezielle Effekte zu sein. Manche der zurzeit in den Kinos laufenden Blockbuster scheinen nur noch aus Effekten zu bestehen. Wie ein Werbetrailer der „Special Effects“-Industrie, nach dem Motto: Schaut her, was wir alles können! Das ein Film auch eine gute Geschichte erzählen muss, scheinen sowohl die Produzenten, aber auch die Kinozuschauer vergessen zu haben.

Nun liegt das Drehbuch für den neuen Star Trek-Film in den Händen von Simon Pegg (dem Darsteller des Scotty), der ja schon hinlänglich bewiesen hat, dass er gute Filme machen kann, andererseits wurde der Regisseur der „Fast and Furious“-Filme für die Regie angeworben.

Man darf gespannt sein, was am Ende dabei rauskommt. Schlimmer als bei J. J. Abrams kann es eigentlich nicht werden … hoffe ich zumindest.

Aufbruch und Niedergang – zwischen Punkrock, Antifa und Naziterror

Quelle: Amazon

„89/90“ von Peter Richter, erschienen im Luchterhand-Literaturverlag.

Noch nie habe ich mich einer Zielgruppe so zugehörig gefühlt, wie beim Lesen dieses Romans. Der Autor und ich hätten in eine Klasse gehen können. Vieles, was er beschreibt, habe ich wie so viele meines Jahrgangs eins zu eins so erlebt.  Es ist genau das Buch, was ich immer schreiben wollte.

Peter Richters autobiographischer Roman dokumentiert die letzten Monate der DDR aus der Sicht eines Jugendlichen und das wie ich finde sehr authentisch. Denn, was ist das Leben schon außer Alltag: Da fällt die Mauer und am nächsten Tag erwartet einen in der Schule eine Leistungskontrolle in Mathe. Genauso war es. Da brechen beim Lesen die vielen großen und kleinen Erinnerungen auf, an eine Zeit die unglaubliche 25 Jahre zurückliegt. Und es fühlt sich wieder an, als wäre es gestern gewesen. So als wäre ich noch die Fünfzehnjährige in pinkfarbenen Karottenhosen mit blonden Dauergewellten Haaren, die Freitag abends mit dem Kassettenrekorder die Songs aus der Hitparade auf Bayern 3 aufnimmt; die zu „Dirty Dancing“ ins Kino rennt und durch einen glücklichen Umstand (Bänderzerrung am Sprunggelenk) um den Zivilverteidigungskurs an der Schule herumkommt. So bescherte mir „89/90“ ein ganz besonderes Kopfkino.

Doch das Buch ist weit mehr. Peter Richter vermittelt Geschichte aus einer individuellen aber treffenden Sicht und liefert klar und überzeugend Hinweise auf die Entstehung des Neofaschismus im Osten. Man versteht plötzlich warum es so kam und kommen musste. Er beschreibt die Anarchie, die nach dem 9. November 1989 in fast allen Bereichen der Gesellschaft herrschte. Die Machtlosigkeit mit der Behörden und Institutionen agierten, hilflos zusahen wie Menschenrechte untergraben wurden. Wie Geschäftemacher ihre Chancen ergriffen, wie warnende Stimmen überhört und eine ganze Gesellschaftsordnung von heute auf morgen einfach ersatzlos außer Kraft gesetzt wurde.

Die Darstellung des Autors, wie sich ein Land und seine Menschen innerhalb von Monaten völlig veränderten, ist so glaubwürdig geschrieben, dass einem heute davor schaudert. Dabei bedient er sich der Sprache der Jugend, schlicht und unmissverständlich – mit dem leicht arroganten Beiklang eines jungen Menschen, der glaubt, dass die Welt auf ihn gewartet hat. Aber genau das macht den Reiz der Geschichte aus. Auch wenn am Beginn des Buches steht, dass die handelnden Figuren reine Fiktion sind, so weiß man doch aus eigener Erfahrung, dass es den S. oder die L. so oder ähnlich gegeben hat. Und hier kommen wir zu dem einzigen Punkt, den ich kritisieren muss. Das Stilmittel des Autors, anstatt der Namen nur die Abkürzung derer zu verwenden, finde ich ein wenig störend. Da kommt man bei der Länge des Romans mit immerhin 412 Seiten oftmals ins Schleudern, wenn man sich fragen muss: Wer war nochmal der K.?

Ja, wir waren der letzte Jahrgang, der noch alles mitmachen durfte – damals in der DDR. Aber wir waren auch der erste Jahrgang, dem nach der Wende die Welt offen stand – wenn man es zu nutzen wusste.

Fazit: Ein lesenswertes Buch nicht nur für „Betroffene“ wie mich, sondern auch für die, die wissen wollen, wie es wirklich war als Jugendlicher in der dahinscheidenden DDR. Allein mit den vielen Fußnoten in Peter Richters Roman könnte man ein ganzes Geschichtsbuch füllen, dass alles andere als langweilig wäre. Ach ja, nebenher erfährt man auch einiges über Punkrock im Osten.

Appetithäppchen vom neuen Geheimprojekt

Experiment! Ich veröffentliche heute einen kurzen Auszug aus meinem neuen Roman. Mal sehen ob und welche Reaktionen das auslöst. :)

Ich falle. Mein rechter Arm trifft den Bühnenrand. Der Aufprall schlägt mir die Bierflasche aus der Hand, die im hohen Bogen davonfliegt. Goldene Flüssigkeitstropfen spritzen durch die Luft und die Flasche verschwindet außerhalb meines Sichtfelds im Gewühl der tobenden Massen. Ich rudere mit den Armen, versuche das verlorene Gleichgewicht wiederzufinden, leider vergeblich. Als ich mit dem Rücken auf den Boden knalle, presst es mir die Luft aus den Lungen. Ich liege da wie ein hilfloser Käfer, die Gliedmaßen zappelnd von mir gestreckt. Um mich herum ist es laut und düster, einzig das Stroboskoplicht sendet Blitze aus, die die Konturen meiner Umgebung zu Geistererscheinungen wandeln. Roboterhaft hüpfen Stiefel mit dicken Sohlen neben mir auf und ab und kommen mir dabei viel zu nahe.
Au! Ich bekomme einen Tritt in die Seite, dann noch einen. Ich sollte machen, dass ich hochkomme, schießt es mir durch den Kopf, doch mein alkoholvernebelter Verstand ist zu träge, um den Gedanken in die Tat umzusetzen.
Plötzlich ergreift jemand meinen Arm. Ein kleines bleiches Etwas von Hand umschließt mein Handgelenk und zerrt daran. Eine hohe Stimme schreit mir etwas zu, das im Lärm des lauten Hardcore untergeht. Ich rolle mich zur Seite, muss immer wieder den Stiefeln ausweichen und komme endlich auf die Knie. Die kleine Hand hält immer noch mein Handgelenk umklammert. Das flackernde Licht erschwert mir die Orientierung. Ich blicke hoch. Zwei wasserblaue Augen tauchen kurzzeitig aus dem Dunkel auf, bis sie wieder im düsteren Grau verschwimmen.
„Steh endlich auf, du Wichser!“, glaube ich zu hören. Die Worte sind freundschaftlich gemeint, auch wenn sie zunächst nicht so klingen. Da muss ich plötzlich lachen, das liegt zum einen daran weil ich besoffen bin, und zum anderen stelle ich mir gerade vor, welches Bild ich abgegeben muss. Ein gefallener Punk in einer Meute pogender „Bankerter“.
Wieder zerrt mich jemand am Arm, so als wolle er mir den selbigen rausreißen. Diese in ihrer Art hilflosen Bemühungen sind irgendwie lustig. Doch schon nach dem nächsten Tritt den ich erhalte, gebe ich mir einen Schubs. Lachend komme ich auf die Füße und schwanke.
Hier oben ist es heller. Ich erkenne Details, die mir bisher verborgen geblieben sind. Da ist meine Retterin, eine kleine Punkette. Sie hält noch immer meinen Arm. Ihre kurz geschnittenen blondierten Haare sind bunt gefärbt und stehen in vielen dünnen Stacheln vom Kopf ab. So sieht sie aus wie ein Igel-Albino, der in einen Tuschkasten gefallen ist. Ich strecke meine Hand aus und fahre ihr über die störrischen Haarspitzen.
„Eh, spinnst du oder was.“ Ihr süßes Gesicht, verzieht sich zu einem Ausdruck voller Abscheu, die kleine Stubsnase reckt sich empört nach oben.
Ich lache und torkle von einem Stoß getroffen nach vorn. Sie fängt mich auf, bevor ich erneut zu Boden gehen kann. Wir stehen immer noch mitten im Pogomop. „Ich brauch ein neues Bier“, lalle ich und grinse sie an, „Will’ste auch?“
Sie nickt und zieht mich am Arm aus dem Gedrängel.

FEDCON Ade!

Stell dir vor wir feiern 50 Jahre Star Trek und die 25. FEDCON findet an einem Ort statt, der viel zu klein und schwer zu erreichen ist!

Die FEDCON wird im nächsten Jahr wieder im Bonner Maritim Hotel stattfinden.

Was für ein Rückschritt und das zum 25. Jubiläum. Gerade im 50. Geburtsjahr von Star Trek hätte etwas Großes stattfinden sollen, stattdessen heißt es „back to the roots“. (Achtung Ironie!) Das sie nicht gleich ins Münchner Arabellahotel zurückgekehrt sind, liegt vielleicht daran, dass dies gerade umgebaut wird.

Ehrlich, ich verstehe es nicht. Damit tun die Veranstalter den Fans keinen Gefallen. Ich vermute aber, dass der Fünfjahresvertrag mit dem Düsseldorfer Maritim ausgelaufen ist und die mehr Geld von der FEDCON GmbH sehen wollten. Um das Hotel unter Druck zu setzen, verlegen sie die Convention zurück ins Bonner Maritim Hotel. Das hat schon mal geklappt, damals als die FEDCON einmal in Fulda stattfand.

Mich haben sie damit vergrault. Bonn ist für uns verkehrstechnisch total ungünstig. Wir müssten mit dem Auto anreisen, die Parkplatzsituation rund ums Bonner Maritim war schon immer angespannt. Das Angebot an alternativen Schlafmöglichkeiten ebenso. Das Hotel ist viel zu eng. Mit Schaudern erinnere ich mich an meine letzte Con in Bonn, als gefühlte 3000 Leute dicht zusammengedrängt in den Gängen im zweiten Stock in der Autogrammschlange von Leonard Nimoy standen. Stundenlang in stickiger Luft auf der Stelle tretend. Nein, das will und muss ich mir nicht antun.

Für mich und meinen Mann ist die nächste FEDCON bereits heute Geschichte – Traurig aber wahr. Dabei waren wir schon so oft dabei.

Pfingstfeuer

0:30 Uhr steht meine Mutter vorm Schlafzimmerfenster: „Christina, es brennt!“ Ich springe wie angestochen aus dem Bett, renne dabei fast meinen Mann über den Haufen, der neben mir liegt und reiße das Fenster auf. Meine Mutter steht im Nachthemd vor mir. „Das alte Haus brennt“, ist das einzige, was sie sagen kann.

Ich steige in meine Hausschuhe und renne über den Hof. Es riecht verbrannt. Von Himmel regnen orangefarbene Aschepartikel, die am Boden weiter vor sich hin glühen. Man hört das laute Knacken und Knistern schon bevor man etwas sehen kann. Es ist ungewöhnlich hell. Vom Dach unseres Wintergartens offenbart sich mir das ganze Ausmaß der Katastrophe – Das alte Haus gegenüber steht lichterloh in Flammen.

Die Feuerwehr ist schon vor Ort. Laute Rufe dringen durch die Nacht und das hektische Blitzen des Blaulichts beleuchtet die dahinterstehenden Nachbarhäuser. Zwischen uns und dem brennenden Haus liegen vielleicht fünfzig Meter – alles kleine Gartengrundstücke. Ein paar hohe Bäume versperren die Sicht, sie werden vom Feuer rot angeleuchtet. Feuer und eine dicke Qualmwolke erheben sich aus den Trümmern eines Hauses, das bereits vor acht Jahren einmal ausgebrannt ist und seitdem als Ruine ein trauriges Dasein fristet. Dort brennt es nun schon zum zweiten Mal.

Die Brandbekämpfung ist in vollem Gange, man sieht zwar das Feuer nicht, aber man hört das Zischen des Wassers. Wie die Augen eines Gespenstes schälen sich die Scheinwerfer der Feuerleiter aus dem Rauch, streifen die Baume und Sträucher, tauchen alles in helles Licht.

Ich stehe da, sehe zu und meine Beine zittern. Mein Herz klopft und ich muss an die Leute aus den Häusern denken, die sich in direkter Nachbarschaft befinden. Ein Alptraum. Bei so vielen alten Häusern dicht an dicht reicht ein Funke und das eigenen Haus steht mit in Flammen. Mein Vater macht sich zu Recht Sorgen, das die herumfliegenden Aschepartikel auch unsere Scheune oder die des Nachbarn in Brand setzen können.

Irgendwann ist die Rauchentwicklung so stark, dass ich mich zurückziehe. Über dem ganzen Viertel hängt eine stinkende Rauchwolke. Ich gehe wieder ins Bett, aber mein Körper ist voller Adrenalin und es dauert noch Stunden, bis ich wieder einschlafen kann. Der Brandgeruch steckt auch noch am Morgen in der Luft.

Das war keine ruhige Pfingstnacht.