Wandern über den Wolken

Madeira Tag 6:

Schon bei unserem letzten Besuch standen wir auf dem höchsten Gipfel Madeiras – dem Pico de Areeiro – und nahmen uns fest vor, wenn wir mal wieder herkommen, eine Gipfelwanderung zu machen.
Gesagt getan, starten wir gleich nach einem leichten Frühstück und fahren quer durch Funchal an Monte vorbei den Berg hinauf. Über Funchal ist der Himmel noch Wolken verhangen und ein großes himmelblaues Kreuzfahrtschiff macht gerade im Hafen fest.
Innerhalb weniger Kilometer überwinden wir über tausend Höhenmeter. Man kann sich in etwa vorstellen, wie steil die Straßen dafür sein müssen. Oben klart es zunehmend auf und als wir die Wolkengrenze durchbrechen, knallt die Sonne unbarmherzig auf das öde Hochland herunter. Während der Fahrt lässt sich der Wechsel der Vegetationszonen sehr gut beobachten. Zuerst Palmen und subtropische Blumen, dann Lorbeerwald der nach und nach in Kiefernwald übergeht. Bis schließlich niedrige Hecken aus Baumheide überwiegen, gefolgt von bodennaher Vegetation aus Gräsern und Flechten. Oben am Gipfel, der von einer Radarkuppel gekrönt ist, gibt es nur noch Felsen und ein paar Ginsterbüsche, die wie gelbe Farbkleckse aus dem roten Gestein herausstechen. Wenige hundert Meter unter uns erstreckt sich zu beiden Seiten der Insel ein weißes Wolkenmeer.
Der Parkplatz unterhalb des Gipfels ist schon gut gefüllt, neben ein paar Bussen stehen viele Mietwägen in Reih und Glied. Hinter dem modernen Touristenzentrum mit Restaurant und Souvenirladen stehen ein paar Südamerikaner und verbreiten über Lautsprecher gängige Schlagermelodien im Panflötensound. Wir ergreifen die Flucht und gehen ein paar Meter zur anderen Seite, weg von all den Touristen und der fürchterlichen Musik. Tatsächlich finden wir eine kleinen Pfad zu einem Aussichtspunkt. Dort sitzt ein deutsches Ehepaar und genießt wie wir den Ausblick und die Ruhe fern ab vom Trubel. Wir kommen ein wenig ins Gespräch.
Als wir sehen, dass die Touristenbusse wieder abfahren, gehen wir zurück und starten mit unserer geplanten Wanderung. Wir wollen nur bis zum nächsten Aussichtspunkt gehen, da wir wissen das der Weg anstrengend und nicht einfach ist. Ich habe zunächst Bedenken, ob ich das sowohl konditionell als auch wegen meiner Höhenangst durchstehe. Doch dann ist es gar nicht so schlimm, wie ich dachte. Über gefühlte tausend Stufen steigen wir erst hinab und dann wieder hinauf, bis zur kleinen Aussichtsplattform. Hierher kommen nur geübte Wanderer, denn der Weg ist steinig und steil und so verwundert es nicht, dass wir auf ein paar Tiroler Bergwanderer treffen.
Auf dem Weg zurück komme ich etwas ins Schwitzen und das nicht nur wegen der Anstrengung, denn ich registriere erst jetzt richtig, wie tief es rechts und links heruntergeht. Mutig überwinde ich die Hinternisse und meine Angst und bin am Ende stolz auf mich, dass ich es geschafft habe.
Wir nehmen Abschied vom Berg und fahren zur Forellenzucht nach Ribeiro Frio, von dort aus wandern wir an einem Levada entlang bis zu einem Aussichtsbalkon und wieder zurück. Verglichen mit unserer Tour auf dem Berg, ist das hier ein Spaziergang.
Für die Rückfahrt zum Hotel wählen wir eine alternative Route, die uns über den Berg durch einen einsamen Wald führt. An einer Lichtung halten wir an und genießen die sonnige Ruhe. Unser Rastplatz könnte genauso gut in einem europäischen Mittelgebirge liegen, Nadel- und Laubbäume, dazwischen ausgedehnte Grasflächen, ganz anders, als das was wir bisher gesehen haben. Madeira hat eben viele verschiedene Landschaften zu bieten.
Über die Korbmacherstadt Camacha geht es zurück nach Funchal. Wo wir uns im Hotel von den Strapazen beim Schwimmen und im Whirlpool erholen.
Zum Abendessen bevorzugen wir nur leichte Kost, trotz des reichhaltigen Buffet.

Kleine Obstkunde

Heute Surinamkirsche und Bananenmaracuja:

Zu den ungewöhnlichsten Früchten die auf Madeira wachsen, gehört die Surinamkirsche aus der Gattung der Kirschmyrten. Die unscheinbare Frucht ähnelt den Blütenständen des „Pfaffenhütchens“, ist im Gegensatz dazu aber nicht giftig. Die Bäume sehen tatsächlich aus wie Sauerkirschbäume nur das ihre Früchte nicht so üppig am Baum hängen wie bei uns die Kirschen. Aus diesem Grund gehört das Obst der Surinamkirsche auch zum Teuersten was man auf den hiesigen Märkten kaufen kann (37-39 Euro pro Kilo). Vom Geschmack her sind die Früchte einzigartig, sie lassen sich mit nichts Bekanntem vergleichen – ein wenig säuerlich, mit einer Spur Salz und einem unfassbaren Aroma. Von ihrer Konsistenz her erinnern sie auch hier stark an Kirschen, saftiges Fruchtfleisch umhüllt einen verhältnismäßig großen Kern.

Leider sind die Früchte wie Himbeeren nicht sehr lagerungsfähig, was bedeutet, dass sie schlecht zu exportieren sind und man sie in Deutschland nur schwer bis gar nicht bekommt.

Ein weiteres Highlight auf Madeira sind die vielen Sorten Passionsfrüchte. Eine davon ist die Bananenmaracuja. Die sieht nicht nur aus wie eine kleine Banane, sie schmeckt auch ein wenig danach. Gegegessen werden übrigens nur das Fruchtfleisch mit den Kernen, die Schale ist hart und ungenießbar.

Auf dem Foto zu erkennen: Rechts eine aufgeschnittene Bananenmaracuja und links Surinamkirschen mit Stein.

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