Die Leiden des Autors

Indirekt, passiv, Klischee und show don’t tell – das sind die Begriffe, mit denen ich mich in den letzten Wochen und Monaten auseinandersetzen musste.
Was nichts anderes bedeutet:

  • nicht indirekt beschreiben (dazu gehört meine Lieblingsformulierung »nahm zur Kenntnis«);
  • nicht passiv schreiben (fast alle Sätze, in denen das Wort »werden/wird« enthalten ist.);
  • keine Klischees verwenden (dazu zählen alle Formulierungen, die man jeden Tag in der Zeitung lesen kann)
  • und mein »Lieblingsleitsatz« show don’t tell (zeige, was die Figur tut und fühlt, statt es zu erzählen).

Obwohl mein Schreibcoach Roman Schleifer für jede Änderung den Grund in einem Kommentar erklärte, wusste ich manchmal nicht so recht, warum das, was ich geschrieben hatte, passiv sein sollte oder indirekt. Da half dann nur ein klärendes Gespräch via Skype oder eine E-Mail mit Roman. Durch ihn erfuhr ich, dass ich ein Problem mit Zeitformen habe, speziell mit dem Einsatz von Präteritum und Plusquamperfekt. Denn im obigen Satz müsste es »ich habe erfahren« heißen. Wobei das jetzt das Perfekt ist, das in literarischen Texten nicht eingesetzt wird (dieser Teilsatz ist übrigens passiv, erkennbar am »wird«). Das war mir bisher auch noch nicht bewusst. Man lernt eben nie aus, auch dass man »man« nicht in Romanen verwenden darf. Verben wie »machte« sind genauso schlecht und werden gemeinhin als »Verbfaulheit« bezeichnet. Das Wiederrum zeigte mir mein neues Schreibprogramm Papyrus, das ich jedem Autor ans Herz lege.

Apropos ans Herz legen: Was ich mir abgewöhnen muss, ist die Verwendung von Klischees. Dazu gehört unteranderem der Begriff »Hexenkessel«, wenn ich einen Tumult beschreiben will. Entweder ich umschiffe es mit einer aktiven Beschreibung oder ich finde einen ausgefalleneren Vergleich.

Ich weiß jetzt, dass ich eine Handlung aktiv beschreiben muss und nicht drumrum erklären darf, sprich show don’t tell. Diese Anmerkung von Roman konnte ich am Ende kaum noch ertragen. Aktiv, sprich show, wird es durch Dialoge und Gesten. Wobei ich mit Letzteren aufpassen muss, damit sie nicht zu häufig vorkommen. Da ist Abwechslung gefragt. Was bedeutet, dass ich überlegen muss, wie ein Mensch Gefühle in Bewegungen, Mimik oder Gestik ausdrückt. Außerdem darf ich meine Figur nicht sehen oder beobachten lassen, sondern ich muss beschreiben, was sie sieht, da ich ja im Kopf der Figur stecke und nicht als Autor darüber schwebe. Das ist mitunter schwieriger, als ich dachte. Da kommt es manchmal auf Nuancen an, ob eine Formulierung richtig oder falsch ist.

Wie ist das nun mit all den neuen Erkenntnissen durch das Schreibcoaching von Roman?
Es hat meine Art zu schreiben verändert, weil ich jetzt genauer überlege, ob ein Satz all den Forderungen entspricht. Das ist am Anfang sehr mühsam und ich brauche für einen kurzen Text viel länger als früher. Doch laut Roman soll es nach einer Million Wörtern derart in Fleisch und Blut (wieder ein Klischee) übergehen, dass ich nicht mehr nachdenken muss.

Worüber ich mich aber richtig freue ist, dass ich jetzt weiß, wann man »das« mit s und wann mit ss schreibt. Dieses Problem verfolgt mich seit meiner Schulzeit. Ich habe schon so viele Eselsbrücken ausprobiert, aber keine hat bisher funktioniert. Ich habe das immer gefühlsmäßig eingesetzt, bis Roman mir eine einfache Regel erklärt hat, anhand der ich endlich begriffen habe, wann ich welches Wort verwenden muss. Alleine deshalb hat sich das Schreibcoaching schon gelohnt. Und natürlich auch wegen all den anderen Erkenntnisse …

Der keinarmige Bandit

Positives von der Deutschen Bahn hört man selten und noch seltener erlebt man solches.

Weil ich meine Karten stets am Fahrkartenautomaten hole, habe ich im vergangenen halben Jahr hin und wieder als Überraschung einen 10 Euro Gutschein oder eine Mitfahrerfreifahrt bekommen. Was ein bisschen wie Glücksspielautomat klingt, ist insofern praktisch, als dass ich die Gutscheine regelmäßig bei meinen Fahrten nach Thüringen einlösen kann. Zehn Euro weniger zahlen oder den Ehemann kostenlos mitnehmen, macht sich bemerkbar. Immer wenn der Automat vor dem Ausdrucken der Fahrkarte drei Belege anzeigt, rufe ich »Jackpot« und ernte dafür auch mal einen schiefen Blick von anderen Bahnkunden. Zumindest ist das ein Service der Deutschen Bahn, an den ich mich gewöhnen könnte.

Diese Woche erlebte ich zum Thema Fahrkartenautomat der Deutschen Bahn eine ähnlich positive Geschichte. Im IC neben mir saßen zwei Freundinnen, beide um die fünfzig und nicht sehr erfahren, was das Bahnfahren angeht. Als der Zugbegleiter die Fahrscheine kontrollierte, erklärte er einer der Frauen, dass ihr Regionalticket im IC nicht gültig sei, und sie entweder an der nächsten Station aussteigen könnte oder einen Zuschlag zu zahlen hätte. Die regte sich erstmal auf, weil der Fahrscheinautomat des Meridian ihr nur dieses Ticket angeboten hatte und es keinen anderen Automaten gab. Der Bahnmitarbeiter zuckte mit den Schultern, tippte auf seinem tragbaren Computer herum und erklärte ihr, dass sie etwas mehr als zehn Euro nachzahlen müsse.
»Das sind ja 38 Euro für eine einfache Fahrt«, empörte sich die Frau, »damit kann die Bahn keineswegs Wettbewerbsfähig sein.«
Er meinte, er könne nichts dazu, er würde die Preise nicht machen.
Auch ihre Freundin meldete sich zu Wort, die hatte ein Online-Sparpreisticket mit der BahnCard 25 für 14 Euro gekauft. »Das steht doch in keinem Verhältnis.«
Der Bahner sagte nix, tippte seelenruhig auf seinem Computer herum und murmelte: »Ich kann versuchen den Bordpreis abzuziehen.« Eine Minute später forderte er die Frau auf, ihm eine Zahl zwischen null und eins zu nennen.
Sie guckte verdutzt zurück und sagte: »0,5.«
»Fast richtig«, meinte der Zugbegleiter und fügte hinzu: »0,6.«
»Wieso 0,6?« Die Frau war sichtlich verwirrt und ich mit.
»Na, ja sie müssen noch sechzig Cent Zuschlag zahlen.«
»Tatsächlich, nur so wenig?« Sowohl die Frau als auch ihre Freundin waren überrascht. Sie kramte ihren Geldbeutel hervor und drückte dem Zugbegleiter ein Eurostück in die Hand. »Sehen Sie, weil sie so nett waren, bekommen Sie von mir auch noch Trinkgeld.«
Was auch immer der Zugbegleiter da ausgerechnet hatte, meiner Erfahrung nach, stimmte das hinten und vorn nicht, zeigte aber, das auch Bahnmitarbeiter ein Herz haben und offensichtlich auch mal ein Auge zudrücken, was selten genug vorkommt.

Geschichten aus Hollywoods goldener Ära

Quelle: Amazon

Hail, Caesar!

Als der Film im Kino lief, schaffte ich es aus Zeitgründen nicht, ihn anzusehen. Da ich fast alle Filme der Coen Brüder im Regal habe und den Film sowieso kaufen wollte, war es auch nicht so schlimm. Vergangene Woche kam er auf DVD & Blu-ray raus und als großer Coen und Clooney Fan ließ ich es mir nicht nehmen, ihn noch am gleichen Abend anzusehen.
Den speziellen Humor von Ethan und Joel Coen muss man mögen. Und mit »Hail, Caesar« liefern die Brüder wieder eine lustige aber auch hintergündige Story ab. Es geht um ein Filmstudio im Hollywood der Fünfziger. Den Golden Zeiten also, in dem mit großem Aufwand Revuefilme, Western und Monumentalfilme produziert wurden. Als ein wichtiger Hauptdarsteller spurlos verschwindet, sorgt Problemlöser Eddie Mannix (Josh Brolin) dafür, den Vorfall aufzuklären und möglichst zu vertuschen.

Wer die Filme der Coen Brüder kennt, weiß, dass dort nicht alles so abläuft, wie es der Zuschauer erwartet und vor allem, dass die Charaktere alles andere als perfekt sind. Heutige Hollywoodstars reißen sich darum, in den mitunter skurrilen Filmen mitzuspielen, weil die Figuren vor allem eines haben – Bandbreite. So spielt Frauenschwarm George Clooney den dümmlichen Hauptdarsteller mit so viel Würde, wie nur er es vermag. Aber auch Stars wie Tilda Swinton in einer Doppelrolle, Scarlett Johansson als verwöhnte Schauspielerin oder Ralph Fiennes als exzentrischer Regisseur sowie viele andere, können die Macken ihrer Charaktere voll ausspielen. Da gerät die Handlung um den Entführungsfall beinahe schon in den Hintergrund. Die Auflösung am Ende überrascht wie immer bei einem Film der Coens. Die übertriebene Ernsthaftigkeit, mit der die Figuren agieren, verzerrt die Geschichte bis zur Satire. Übrigens, in kleinen Nebenrollen sind Robert Picardo (Holodoc der Voyager), Christopher Lambert und Dolph Lundgren zu sehen.

»Hail, Caesar« ist der dritte Teil der sogenannten numbskull (Schwachkopf) Trilogie zu der die beiden Filme: »Oh Brother where art thou« und »Burn After Reading« gehören. Und doch ist er kein Schenkelklopfer. Der Humor ist tiefgründig und spart nicht an Systemkritik, sowohl der von Hollywood, als auch politisch. Man sollte von einem solchen Film nicht erwarten, dass es reicht, das Gehirn auszuschalten und sich berieseln zu lassen. Dafür gibt es zu viele versteckte Details zwischen den Zeilen.

Fazit: 100 Minuten intelligenter Humor vom Feinsten und ein Hauptdarsteller (Josh Brolin) dessen Rolle als einzige mit einer gewisse Ernsthaftigkeit aufwarten kann. Großartig!

Fischiges Vergnügen

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Postkarte

Am späten Samstagnachmittag hatten uns meine Schwiegereltern zum Fischessen eingeladen. Schon lange schwärmte mein Schwiegervater von der Hütte im Wald, in der man frische Forellen wahlweise gebraten oder geräuchert bekommt. Endlich fanden wir einen Termin, an dem wir gemeinsam hinfahren konnten.

»Zum Fisch Kare« heißt die Lokalität, die in einer windschiefen Hütte in einem lauschigen Tal in der Nähe von Trostberg liegt. An nur zwei Tagen in der Woche haben die Wirtsleute ab 16 Uhr geöffnet. Wir kamen halb fünf an und der Parkplatz war schon gut gefüllt. Wenn so viele Leute kommen, ist es immer ein Zeichen, dass es gut sein muss.

Weil das Wetter an diesem Julinachmittag leicht sonnig und nicht so kühl wie in den vergangenen Tage war, entschieden wir uns draußen zu sitzen. Der Geruch von geräuchertem Fisch hing in der Luft. Im Wald unter zwanzig Meter hohen Tannen verloren sich die Besucher. Wir hätten auch auf der schmalen Terrasse oder in der urigen Gaststube sitzen können. Das »Gebäude« ist aus einer Fischerhütte gewachsen. Hier etwas angebaut und dort etwas erweitert, alles aus Holz. Ich fragte mich, wie die Wandfliesen im Achtzigerjahre Look an den hölzernen Toilettenwänden halten ohne Risse zu bekommen.

Die Bedienung war freundlich, der Aufenthalt angenehm: keine plärrende Musik, keine Handgebimmel (Kein Empfang!). Nur zwei schwarze Katzen, die den Besuchern neugierig um die Beine schmierten bevor sie sich im Wald eine Maus fingen. Die hatten den Fisch wohl über.

Die Preise für Getränke und Fisch sind in Ordnung. Für jeden gab es frisch gebackenes Zwiebelbrot und eine in braunes Papier gewickelte Forelle. Die war zu meiner Überraschung in Maismehl gewälzt und gebraten und mit Paprika gewürzt. Also ganz anders als ich gewohnt bin. Durch das fehlenden Besteck gestaltete sich das Essen etwas schwierig. Mit zwei Pommespießchen kann man nicht wirklich vernünftig essen. Doch die Küche der kleinen Kneipe hat anscheinend keine Geschirrspülmöglichkeit. Erfahrene Besucher brachten ihr eigenes Besteck mit.

Mir gefiel der Abend sehr gut. Es war mal etwas anderes als das Übliche.

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Detailreiches Bild

Das habe ich noch gar nicht geteilt …

Das Cover für die Fan-Edition ist fertig. Es gefällt mir unheimlich gut. Hans-Jochen Badura hat großartige Arbeit geleistet. Ich war ja schon nach dem ersten Entwurf hin und weg. Weil es genau die Szene war, die ich mir gewünscht habe. Ich hatte mir im Auftrag meines Schreibcoach, Roman Schleifer, vier Szenen aussuchen dürfen, die für das Titelbild in Frage kamen. Natürlich hatte ich eine Lieblingsszene. Ich stellte also den Text zu den Szenen zusammen, der einen Auszug der Szene sowie die Beschreibung der Figuren und des Settings enthielt. Nach circa einer Woche bekam ich die Entwurfsskizze und freute mich riesig, dass es meine Herzblutszene auf das Titelbild geschafft hatte.

Dann ging Hans-Jochen an die Arbeit, während ich mich mit den Korrekturen am Manuskript herumquälte. Relativ schnell bekam ich von ihm einen ausgearbeiteten Entwurf, an dem mir ein paar Details noch nicht gefielen. Inzwischen standen wir in regem Kontakt und ich machte Vorschläge, wie ich mir die Szene vorstellte. Der Künstler schickte mir einen Entwurf zu den Änderungen und in dieser Woche kam dann das fertige Bild.

Ich war hin und weg. Das Bild ist derart detailreich, dass ich staunte. Bloß befürchte ich, dass man es auf dem gedruckten Titel gar nicht richtig sehen kann. Deshalb zeige ich an dieser Stelle meinen Lieblingsausschnitt.

Hoffnungslos frustriert

Kann es sein, dass die Menschheit immer verrückter wird und vor allem immer gewalttätiger? Gestern Nizza, heute Ankara. Was kommt morgen? Berlin oder Hamburg oder München?

Ich habe das sichere Gefühl, dass wir auf den Abgrund unserer Zivilisation zusteuern. Doch statt zurückzurudern, halten wir blind darauf zu. Eingelullt von Pokémon Spielchen und Promi-Hochzeiten. Uns geht’s ja gut! Wir gehen ins Kino, backen Kuchen und schreiben Geschichten. Noch. Doch wie lange noch?

Ich bin verwirrt und frustriert. So habe ich mir die Zukunft nicht vorgestellt. Geschichte wiederholt sich, obwohl ich sicher war, dass wir als Zivilisation daraus gelernt haben. Doch anscheinend ist der Mensch nur eingeschränkt lernfähig – innerhalb der Grenzen seines Egoismus.

Wieder ein Tag an dem ich nicht weiß, was ich denken oder sagen soll. Wann wird das aufhören?

Ich muss nachdenken!

Armageddon der Eiszeit

Ich komme gerade aus dem Kino. Wir haben uns den fünften »Ice Age« Film angesehen. Der Untertitel »Kollisionskurs« erklärt ja schon, um was es geht. Der liebe Scrat hat beim verzweifelten Versuch seine Eichel zu knacken ein größeres kosmisches Chaos angerichtet und nun wird die Erde der Steinzeit von einem Asteroiden bedroht.

Das Setting, vor allem das im Weltraum, ist stellenweise atemberaubend, ohne tatsächlich real zu wirken. Es wird durch den 3D-Effekt unterstützt. Der Asteroid der sich in lila Staub auflöst oder die Leuchtspur die das UFO mit Scrat an Bord hinterlässt, gefiel mir dabei am besten. Aber auch auf der Erde werden alle Register der Animation gezogen. Wobei hier der Lebensraum in der Geode mein unumstrittener Favorit war.

Die bekannten Charaktere rund um Sid, Manni und Diego werden um Mannis zukünftigen Schwiegersohn Julian ergänzt. Was genügend Stoff für eine Familiengeschichte im Stil von »Meine Braut, mein Schwiegervater und ich« lässt.

Für Kinder sympathisch erzählt und für Erwachsene mit jeder Menge witziger Anspielungen gespickt, hat mich »Ice Age V« neunzig Minuten lang prima unterhalten.

Was meinen Kinobesuch aber dieses Mal besonders gemacht hat, war ein Werbfilmchen der Allianz. Erinnert sich noch jemand an die gesungene Werbung, in der ein junger Mann mit einem Käfer durch einen italienischen Ort fährt und in einen Tomatenlaster kracht. Es muss Anfang der Achtziger gewesen sein, als ich den Spot zum ersten Mal sah. Nun gibt es ihn in Neuauflage mit einer jungen Frau und einem Beetle, nur sind es jetzt Gurken und keine Tomaten. Beide Spots laufen parallel und das Lied ist dasselbe von damals. Die Werbung hat bei mir einige längst vergessene Erinnerungen geweckt. Übrigens, die Filmchen mit dem Kirschbaum und dem bösen Nachbarn sowie den mit der Bananenschale gibt es jetzt auch wieder.

Zweite Kostprobe vom Geheimprojekt

Ich habe lange nichts von meinem derzeitigen Geheimprojekt geschrieben. Vor allem habe ich lange nichts dafür geschrieben. Das wird sich hoffentlich in wenigen Tagen ändern, wenn ich die Fan-Edition endlich vom Tisch habe. Ich scharre schon längst mit den Hufen.

Licht! Es tut höllisch weh. Wie tausend Nadeln, die sich mir in den Kopf bohren. Stöhnend vergrabe ich mich tiefer ins Kopfkissen, doch das Licht will nicht weichen. Es ist überall, zerrt an mir, reißt mein Bewusstsein aus dem Reich der Träume an die Oberfläche.
Mein Handrücken drückt gegen mein Gesicht. Er fühlt sich feucht an. Ich ziehe ihn unter meinem Kopf hervor und betrachte ihn blinzelnd. Speichelfäden ziehen sich von der Hand zum Mund. Mühsam drehe ich mich um. Autsch! Die Bewegung schmerzt, mein Rücken fühlt sich an, als wäre er in der Mitte auseinander gebrochen.
Scheiße nochmal, was ist gestern passiert?
Mein Schädel ist doppelt so groß wie sonst, dafür aber umso leerer. Nicht der Hauch einer Erinnerung will sich mir offenbaren. Mein Mund hat die Trockenheit einer Wüste, wahrscheinlich weil mir der ganze Sapper rausgelaufen ist. Ich starre zur Decke und erkenne das »FeelingB«-Poster, das ich irgendwann dort aufgehängt habe. Ich schließe daraus, dass ich mich in meiner Wohnung befinde, doch wie ich hierher kam, weiß ich nicht mehr.
Ein Geräusch lässt mich aufschrecken. Es dauert, bis ich es identifizieren kann: Das Läuten der Türklingel. Der penetrante Laut martert mein Gehirn. Ich will nicht aufstehen, nicht jetzt. Doch derjenige an der Tür lässt nicht locker.
Ich stemme mich hoch, bis ich auf der Bettkante zum Sitzen komme. Die Schlieren vor meinen Augen verziehen sich nur langsam. Nach und nach erkenne ich meine Springerstiefel, die vor dem Bett stehen und meine ramponierte Lederjacke, die jemand über den Stuhl gehängt hat. So ordentlich, dass war bestimmt nicht ich.
Der Geruch von kaltem Rauch steigt mir in die Nase und ich registriere mit Ekel, dass er von meinem dreckstarrenden T-Shirt ausgeht. Wenn ich eines hasse, dann Nikotin.
Das Klingeln hört nicht auf, im Gegenteil, es wird drängender.
»Ja! Verdammt nochmal, ich mach ja schon!«
Auf die Füße zu kommen, ohne gleich wieder umzufallen, fällt mir gerade extrem schwer.
Wie habe ich das nur früher gemacht?
Ich glaube, ich werde langsam alt. Dieser Gedanke hat etwas Beängstigendes und ich reiße mich zusammen. Du bist einunddreißig, das ist nicht alt. Dennoch muss ich mich wie ein Greis am Türrahmen festhalten, bevor ich in den Korridor trete.
Das Klingeln hat aufgehört, dafür sind jetzt laute Klopfgeräusche zu hören und eine besorgte Frauenstimme.
Ich versuche den Schlüssel im Schloss zu drehen und stelle fest, dass nicht abgeschlossen ist. Dann drücke ich die Klinke herunter.

Rasantes Finale

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN ARKON Band 12 – »Kampf um Arkon« von Marc A. Herren

Perry Rhodan, Sahira und Gucky können sich mit Hilfe von Sahiras 5D-Gabe befreien und die Gijahthrakos bitten, in den Kampf um das Arkon-System einzugreifen. Durch die Fähigkeiten der Kristallwesen zur Semi-Transition gelangen sie nach Mirkandol auf Arkon 1. Gucky macht dort nach und nach alle stationierten Kralasenen unschädlich, damit Rhodan, Sahira und er in den Kristallpalast zu Kerlon und Atlan vordringen können. Es gelingt Rhodan Kerlon zu paralysieren und die schwarze Maschine zu übernehmen. Mit ihrer Hilfe kann er den Einfluss auf die Extrasinn-Träger unterbrechen. Doch er hat nicht mit Atlan und dessen überlegenen Extrasinn gerechnet. Der Arkonide trickst sie aus und kann mit Kerlon und der Maschine fliehen, in dem er eine Explosion herbeiführt. Sie teilen sich auf ihrer Flucht auf. Rhodan und Sahira folgen einem Gleiter, während sich Gucky um eine fliehende Leka-Disk kümmert. Zu spät bemerken sie, dass dies zum perfiden Plan von Atlans Extrasinn gehört, sie zu trennen. Während Kerlon Gucky mit einem Paratronschirm in der Leka-Disk festhält, nimmt der beeinflusste Atlan Sahira als Geißel um Rhodan seines SERUN und seiner Waffen zu entledigen. Doch der Arkonide hat nicht mit den Fähigkeiten des Mädchens gerechnet. Sie kann in den Geist Atlans eindringen und sein wahres Ich zurückholen, leider zu spät, denn der Extrasinn hat mit Atlans Körper Sahira bereits erdrosselt. Ohne funktionierenden SERUN versuchen Rhodan und Atlan, der wieder der alte ist, Sahira wiederzubeleben.

An Bord der PRAETORIA versucht derweil die Kommandantin Cara Kayn ein Blutvergießen zu verhindern. Zusammen mit Lordadmiral Monkey durchschaut sie rechtzeitig die Pläne der Robotflotte, den Palast des Imperators zu zerstören. Doch die Chancen für einen siegreichen Kampf gegen die Schiffe der Arkoniden stehen schlecht. Kurz vor dem finalen Showdown drehen die Schiffe jedoch ab und die sichtlich mitgenommene Mascantin der arkonidischen Heimatflotte erklärt, dass die Robotschiffe wieder unter ihrer Kontrolle stehen und der Konflikt damit beendet sei.

Mit Guckys Hilfe kann Sahira zum Leben erweckt werden, während der Bösewicht Kerlon in Flammen aufgeht. Alle ARK-SUMMIA Absolventen sind wieder Herr ihrer eigenen Sinne und müssen sich für ihr Handeln verantworten. Die schwarze Maschine sorgt so lange sie in Betrieb ist und so lange sich Sahira in ihrer Nähe aufhält dafür, dass sich ihre Rückwärtsalterung umkehrt. Was in etwa einem Zellaktivator gleichkommt. Wenn sie zu alt wird, schaltet sie die Maschine einfach aus und altert rückwärts. Sie bittet Rhodan um ein Schiff, das sie und die Maschine nach Fornax bringen soll. Bostich nimmt seinen Platz als Imperator wieder ein, während sich die Flotten der USO und der LFT wieder aus Thantur-Lok zurückziehen. Perry muss Mondra beichten, dass ihre Privatyacht vernichtet wurde.

Ich bin ein wenig ratlos, weil ich nicht genau weiß, was ich über den Roman schreiben soll. Einerseits besticht er durch viel Action, coolen Sprüchen und ist durchaus spannend zu lesen. Andererseits jedoch gibt es Passagen, die mich unbefriedigt zurücklassen. Kerlon als Bösewicht, ist gut angedacht. Eine Figur, die mal kein kosmisches Überwesen ist, sondern eine normale Person, die aus niederen Beweggründen handelt. Die Glaubwürdigkeit der Figur scheitert aber, weil der Bruch nicht deutlich genug beschrieben ist. Was passierte mit seinem Charakter? Warum wurde er so? Und vor allen Dingen, warum löst er sich am Ende in Feuer auf? Diese Szene hat sich mir nicht erschlossen. Auch die Frage, was jetzt mit den Arkoniden passiert, die durch ihren Extrasinn gesteuert, getötet und Chaos angerichtet haben, wird nicht tiefgründig genug beleuchtet. Letztendlich können die Personen nichts dafür. Sie waren nur Opfer einer höheren Macht – des archaischen Impuls.

Die Versuche von Marc A. Herren in die Fußstampfen von Michael Marcus Thurner zu treten, um das Innere von Atlans Verstand zu zeigen, waren von vornherein zum Scheitern verurteilt. Er hätte hier einen anderen Weg gehen müssen, einen eigenen Weg. Denn so hinterlassen die Passagen den faden Nachgeschmack einer minderen Kopie. Die Charakterisierung von Sahira, hat er viel besser und vor allem glaubhafter gelöst. Auch Gucky gefällt mir besser als im Vorgängerroman. Er ist immer noch das witzige Kerlchen, mit einem lockeren Spruch auf den Lippen und zeigt dennoch die Reife, eines Unsterblichen.

So richtig anfreunden konnte ich mich mit der Lösung des Konfliktes dennoch nicht. Da wurde zu viel in die Trickkiste gegriffen, zu sehr auf die Fähigkeiten von Sahira, Gucky und den Gijahthrakos vertraut. Rhodan hatte am Ende eigentlich nur die Aufgabe die schwarze Maschine zu steuern und die Herrschaft der Extrasinne zu beenden. Selbst in der Konfrontation mit Atlan bekommt er keine Chance, aus eigenem Antrieb eine Veränderung herbeizuführen. Wozu ist er der Held? Was unterscheidet ihn von den Sterblichen, wenn er doch nur mit Hilfe von Zufällen oder anderen Personen einen Unterschied bewirkt? Das ist es, was ich im allgemeinen in vielen Romanen der PERRY RHODAN Serie vermisse.

Zum Stil muss ich auch noch etwas loswerden. Ein Satz, der mir in letzter Zeit häufiger in PERRY RHODAN Romane aufgefallen ist: »… zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen.« Das mag vielleicht weniger Klischee sein als, »… hatte einen Fluch auf den Lippen.«, aber so richtig toll finde ich ihn nicht und wäre froh darum, sowas in nächster Zeit auch nicht mehr lesen zu müssen. Stutzig geworden, bin ich auch bei folgenden Worten: »Der Extrasinn verzichtete auf eine Replik.« Das mag korrekt sein, ist aber eher ungebräuchlich. Denn mit dem Begriff »Replik« assoziiere ich etwas anderes.

Mein Fazit zum finalen Roman fällt gemischt aus. Die Handlung ist durchaus spannend und gut zu lesen. Allein die Auflösung der Geschichte scheint nicht bis ins Letzte durchdacht.

Zusammenfassend kann ich über die ARKON-Miniserie sagen, dass sie mir weitaus besser gefiel als seinerzeit »STARDUST«. Sie orientierte sich mehr an der Wirklichkeit und weniger am kosmischen Überbau, was ich sehr begrüße. Es gab gute und schwache Romane, wobei die schwachen eher im Mittelteil zu finden waren. Herausragend waren Band 4 von Michael Marcus Thurner, Band 9 von Kai Hirdt und Band 10 von Verena Themsen, die zeigen, wie man mit wenigen Figuren und ohne große Raumschiffschlachten eine außergewöhnliche Geschichte lebendig erzählen kann. Weniger gut fand ich die stereotype Charakteristik der Arkoniden, Mehandor und Aras, die sich im Laufe von 3ooo Jahren zu Beginn der Erstauflage nicht wirklich weiterentwickelt zu haben scheinen. Aber wenn ich mir die Menschheit momentan so ansehe, sehe ich auch bei ihr keine großen Perspektiven für Veränderungen. Da mag das schon in Ordnung gehen.

Informationen von Wert

Seit jeher gehören Informationen zu einem kostbaren Gut. In all den Jahrtausenden haben viele Menschen für die Beschaffung von Informationen ihr Leben geopfert. Noch im vergangenen Jahrhundert mussten Informationen teuer erkauft werden. Wer wissen wollte, was in der Welt passierte, kaufte sich eine Zeitung und bezahlte seinen Rundfunkbeitrag. Für spezielle Informationen gab es einschlägige Magazine und wer mehr über die Lieblingsschauspielerin, -band oder -Serie wissen wollte, der trat einem Fanclub bei und bekam für seinen Mitgliedsbeitrag ein Fanzine.

Das alles hat sich durch das Internet und die digitalen Medien gewandelt. Heute ist quasi auf Knopfdruck jede Information, die man möchte, kostenlos abrufbar. Rein Theoretisch braucht man weder Kochbücher noch Zeitungen oder Magazine. Auch Informationen zur Lieblingsserie sind sofort und ohne zu zahlen verfügbar.

Eines scheinen wir in der Informationsflut zum Nulltarif zu vergessen. Wovon werden die bezahlt, die die Informationen beschaffen? Was ist uns heute eine Information wert, dass wir dafür bezahlen würden oder käme das für uns nicht mehr in Frage? Es gibt Leute, die pochen auf ihr Recht, jede Info zu jeder Zeit kostenlos serviert zu bekommen. Doch ist das fair, jenen gegenüber, die alles zusammentragen oder die die Informationen erschaffen?

Wieviel ist mir eine Information wert? Eine Frage, die wir uns in Zeiten des Internets und des weltweiten, freien Informationskonsums häufiger stellen sollten.