Armageddon der Eiszeit

Ich komme gerade aus dem Kino. Wir haben uns den fünften »Ice Age« Film angesehen. Der Untertitel »Kollisionskurs« erklärt ja schon, um was es geht. Der liebe Scrat hat beim verzweifelten Versuch seine Eichel zu knacken ein größeres kosmisches Chaos angerichtet und nun wird die Erde der Steinzeit von einem Asteroiden bedroht.

Das Setting, vor allem das im Weltraum, ist stellenweise atemberaubend, ohne tatsächlich real zu wirken. Es wird durch den 3D-Effekt unterstützt. Der Asteroid der sich in lila Staub auflöst oder die Leuchtspur die das UFO mit Scrat an Bord hinterlässt, gefiel mir dabei am besten. Aber auch auf der Erde werden alle Register der Animation gezogen. Wobei hier der Lebensraum in der Geode mein unumstrittener Favorit war.

Die bekannten Charaktere rund um Sid, Manni und Diego werden um Mannis zukünftigen Schwiegersohn Julian ergänzt. Was genügend Stoff für eine Familiengeschichte im Stil von »Meine Braut, mein Schwiegervater und ich« lässt.

Für Kinder sympathisch erzählt und für Erwachsene mit jeder Menge witziger Anspielungen gespickt, hat mich »Ice Age V« neunzig Minuten lang prima unterhalten.

Was meinen Kinobesuch aber dieses Mal besonders gemacht hat, war ein Werbfilmchen der Allianz. Erinnert sich noch jemand an die gesungene Werbung, in der ein junger Mann mit einem Käfer durch einen italienischen Ort fährt und in einen Tomatenlaster kracht. Es muss Anfang der Achtziger gewesen sein, als ich den Spot zum ersten Mal sah. Nun gibt es ihn in Neuauflage mit einer jungen Frau und einem Beetle, nur sind es jetzt Gurken und keine Tomaten. Beide Spots laufen parallel und das Lied ist dasselbe von damals. Die Werbung hat bei mir einige längst vergessene Erinnerungen geweckt. Übrigens, die Filmchen mit dem Kirschbaum und dem bösen Nachbarn sowie den mit der Bananenschale gibt es jetzt auch wieder.

Garching-Con Videos

ConVideo2015_BDIm September vergangenen Jahres fand der GarchingCon statt. Ich berichtete darüber. Da dies mein erster PERRY RHODAN Con war, war ich ziemlich aufgeregt. Ich habe an den drei Tagen neue Menschen kennengelernt und mit so vielen geplaudert, dass ich vom eigentlichen Programm nicht viel mitbekam. Vor wenigen Wochen kam die DVD (Blu-ray) zum GarchingCon heraus und die habe ich mir sofort in der die Blu-ray Version bestellt.

Die Macher vom PR-Stammtisch »Ernst Ellert« in München haben sich große Mühe gegeben, die drei Tage in Garching auf möglichst unterhaltsame Weise zusammenzufassen. Auf DVD oder Blu-ray kann man die gelungene Veranstaltung noch einmal Revue passieren lassen. Für die, die nicht daran teilnehmen konnten, ist es die Chance zumindest die Highlights mitzuerleben.

Auf den vier prallgefüllten Disks mit 9 Stunden Laufzeit finden sich ausführliche Ausschnitte aus jedem Programmpunkt. Für jeden Con-Tag eine Disk plus eine mit Aufzeichnungen der Kaffeeklatsch-Treffen und von ausgewählten Interviews mit Autoren und Zeichnern. Die Bildqualität ist, bis auf die Interviews, ausgezeichnet und auch gestalterisch macht das Video einen professionellen Eindruck. So bekomme ich jetzt endlich die Möglichkeit, das Verpasste in aller Ruhe auf der heimischen Couch nachzuholen.

Einziger Wermutstropfen ist das fehlende Inhaltsverzeichnis. Man sieht erst nach dem Einlegen der Blu-ray was sich darauf befindet. Im Internet gibt es eine entsprechende Auflistung. Vielleicht hätte man die einfach ausdrucken und der Hülle beilegen können. Das hätte sicher nicht sehr viel mehr gekostet.

Das 4er-Blu-ray-Set kostet 30 EUR zzgl. Versandkosten und kann über die Internetseite des GarchingCon bestellt werden.

Die Abenteuer eines Strafversetzten

Quelle: Amazon

Inspiriert durch den Vortrag von Dr. Hubert Zitt in Bonn, holten wir die DVDs von »Raumpatrouille Orion« aus dem Schrank, um sie uns endlich anzusehen. Die dämmerten dort schon seit fast zehn Jahren ungesehen vor sich hin.

Ich kannte die Serie nur in Ausschnitten und vom Hörensagen, wusste, das dort Haushaltsgegenstände wie Bügeleisen und Eisportionierer als Requisiten verwendet wurden. Sie dann endlich mal in voller Länge zu sehen, war eine echte Offenbarung.

In den Geschichte standen in erster Linie nicht die Abenteuer der ORION im Vordergrund, sondern überraschenderweise ging es um die politischen Ränkespiele zwischen Raumflotte, GSD und Erdregierung. Thematisiert in beinahe jeder Folge wurde die Strafversetzung von Kommandant McLane und dessen ständiges Missachten von Befehlen, das am Ende jedoch stets gerechtfertigt war.

Der Ton der Serie sollte damals modern sein, kann heute aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie ein Kind der Sechzigerjahre ist. Einerseits ist eine Frau Chefin der schnellen Eingreifverbände, andererseits werden Frotzeleien über Frauen gemacht, die schon ziemlich Klischeehaft sind. Zumindest werden die beiden Frauen an Bord gleichberechtigt behandelt, in dem sie unter demselben kollegialen Gespött leiden wie die Männer.

Bis zum Ende logisch durchdacht, waren die sieben Folgen allesamt nicht. Wer die Handlung von Star Trek gewohnt ist, wo man stets versuchte, zumindest grundlegend der Realität zu huldigen, wird bei »Raumpatrouille Orion« oft genug den Kopf schütteln. Da wird mal schnell ein Planet zum Stern, eine Supernova fliegt durch die Gegend und droht auf der Erde einzuschlagen. Da wird intergalaktisch gesagt, wenn interstellar gemeint ist und welch Wunder, sind die meisten Planeten oder Planetoiden mit einer atembaren Atmosphäre ausgestattet, obwohl es dort eindeutig aussieht, wie auf dem atmosphärelosen Mond. Es gehört schon viel Überwindung und Fantasie dazu, dass heute noch ernst zu nehmen.

Interessanter fande ich etwas völlig anderes. Da ich mich zwangsläufig in letzter Zeit viel mit dem Erzählen und Ausarbeiten von Geschichten beschäftigt habe, fiel mir das sofort auf. Die Folgen sind ein Lehrbeispiel, wie man eine spannende Dramaturgie konstruiert. Wie Dialoge funktionieren müssen und wie man, bestimmte Dinge heranzieht, um den Zuschauer die Fakten zu vermitteln. Zumindest wie man das früher getan hat und heute in der Literatur auch noch macht. Mit aktuellen Serien und Filmen hat das nur noch wenig gemein. Die funktionieren zwar ähnlich, die dramaturgischen Mittel werden aber subtiler eingesetzt. Ein bisschen wirken manche Szenen wie aus dem Skript eines Theaterstücks.

Die Darsteller waren allesamt großartig. Dietmar Schönherr als Major Cliff Allister McLane und Wolfgang Völz als Leutnant Mario de Monti passten zu ihren Rollen. Die Frauen taten mir schon wegen der starren wenig individuellen Frisuren leid, zeigten aber dem Publikum der Sechziger, wie selbstbewusst eine Frau agieren kann. Hier gefiel mir Charlotte Kerr als General Lydia van Dyke am besten.

In diesem Jahr wird die Serie, genauso wie Star Trek, fünfzig Jahre alt. Sollte sie tatsächlich neu verfilmt werden, wüsste ich schon einen Schauspieler für die Rolle des  McLane. Da wäre David Rott meine erste Wahl.

Mein Fazit: trotz der vielen Unstimmigkeiten muss man »Raumpatrouille Orion« gesehen haben. Schon allein wegen des grandiosen Looks. Und wenn man durch Hubert Zitts Vortrag weiß, wie die Spezialeffekte entstanden (ich sage nur Brausetabletten und Rosinen), hat man noch viel mehr Spaß daran.

Musikalisches Monster

Quelle: Amazon

Ich gestehe, ich bin ein großer Fan von Animationsfilmen. Während meines Studiums habe ich mich selbst daran versucht und weiß wie aufwendig solche Produktionen sind. Deshalb kann ich es auch verschmerzen, wenn der eine oder andere Film mal nicht ganz so gelungen ist. Hin und wieder jedoch entdeckt man echte Perlen in der immer größer werdenden Flut von Animationsfilmen. »Ein Monster in Paris« ist so eine Perle. Gefunden habe ich sie schon vor einiger Zeit. Aber ich sehe mir den Streifen immer wieder gern an.

Die fiktive Geschichte spielt im Paris zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Seine hat Hochwasser und viele Teile der Stadt sind überflutet. Filmvorführer Emile hilft seinem Freund Raoul bei der Auslieferung von Blumenerde an einen Wissenschaftler. Ein einem Gewächshaus experimentieren die beiden in Abwesenheit des Professors mit allerlei Elixieren und erzeugen durch Zufall eine Kreatur. Die beiden fliehen, ohne zu bemerken, was sie geschaffen haben. Wenig später erschreckt ein Monster die Bürger von Paris und landet auch vor der Tür der wunderschönen Sängerin Lucille. Die Jugendfreundin Raouls findet heraus, dass das Monster eine Begabung für Musik hat. Sie nennt den Unbekannten Francoeur und nimmt ihn mit auf die Bühne. Doch die Identität des Monsters bleibt nicht lange verborgen, denn der Polizeichef hat Emile und Raoul verhaftet und verhört. Mit ihrer Hilfe will er das Ungeheuer unbedingt selbst zur Strecke bringen. Und wie es sich für einen Film in Paris gehört, kommt es am Ende zum Showdown auf dem Eifelturm.

Neben der wahrlich überraschenden Auflösung, wer oder was jetzt eigentlich das Monster ist, bietet der Film auch einiges an Gesellschaftskritik. Vor allem Bürgermeister und Polizeichef kommen nicht gut weg. Beleuchtet werden auch ein wenig die Zustände der damaligen Zeit, ohne das dabei das Flair der Epoche zerstört wird. Die Ansichten von Paris sind wunderschön illustriert. Die Figuren wirken ein wenig überzeichnet (dünne Arme und Beine) doch nur so konnten die Eigenschaften jedes Charakter individuell herausgearbeitet werden.

Eigentlich mag ich es nicht, wenn in Filmen gesungen wird, besonders bei Animationsfilmen finde ich das meistens albern. Aber bei »Ein Monster in Paris« sind die Gesangseinlagen so gut in die Handlung integriert, dass mir das sogar Spaß machte. Außerdem gehen die Songs echt ins Ohr und ich habe mir tatsächlich noch am selben Abend, nach dem ich den Film zum ersten Mal gesehen hatte, den Soundtrack bei iTunes gekauft. Die Songs werden von Vanessa Paradis und Sean Lennon gesungen. Ich wusste gar nicht, dass der Sohn von John Lennon und Yoko Ono eine so hohe Stimme hat. Wow!

Kindern unter sechs Jahren würde ich den Film aber nicht zeigen. Die Szenen mit dem Monster könnten zu gruselig sein. Für Erwachsene ist der Film nicht nur wegen der Musik und der spannenden Verfolgungsjagd durch Paris zu empfehlen, sondern auch historisch reizvoll.

Für alle die mal einen Blick hineinwerfen möchten, hier ist der Trailer.

https://www.youtube.com/watch?v=UqKl33MtfBw

Genese der Automaten

Quelle: Amazon

Einen ungewöhnlichen Film sah ich dieser Tage auf Blu-ray. Die bulgarisch-spanische Koproduktion »Automata« aus dem Jahr 2014 gehört zu einem der vielen dystopischen Filme, die in den vergangenen Jahren produziert wurden.

Die Handlung spielt im Jahr 2044 auf einer radioaktiv verseuchten Erde. Die Bevölkerungszahl ist auf 21 Millionen geschrumpft und die meisten Menschen leben in großen Slums vor den wenigen Städten. Diese werden von hohen Mauern geschützt und von Scharfschützen bewacht. Doch selbst die Privilegierten, die im Innern der Stadt wohnen, leben auf einer Müllkippe. Sauerer Regen, kaum Sonnenlicht und Zerstörung zeichnen ein düsteres Bild der Zukunft. Zwischen den halb zerfallenen Hochhäusern sorgen überlebensgroße Hologramme für Zerstreuung. Stählerne Zeppeline erzeugen Regen und die gesamte Existenz der Menschheit ruht auf den Schultern von Robotern, ohne deren Hilfe sie schon längst untergegangen wäre.
In dieser Umgebung geht Jacq Vaucan als Versicherungsagent einer Roboterfirma seiner Arbeit nach. Er untersucht Vorfälle mit defekten Robotern oder bei denen es durch Roboter zu Schäden gekommen ist. Eines Tages stößt er auf einen Roboter, der sich selbst repariert und damit gegen eines der beiden Gesetze seiner Programmierung verstößt. Als er herauszufinden versucht, wer die Maschine manipuliert hat, gerät er in eine Kette erstaunliche Ereignisse, an dessen Ende er einsehen muss, dass die Menschheit vor dem Aussterben steht.

Vor ein paar Monaten sprach ich hier über das Buch »Die Stadt und die Sterne« von Arthur C. Clarke. Und auch wenn diese Geschichte eine Utopie ist, hat der Film viele Anleihen. Das beginnt mit der Mauer, welche die Stadt umgibt, um die Menschen vor der lebensfeindlichen Umwelt zu schützen. Über das engstirnige Denken ihrer Bewohner, die nur noch dahin vegetieren. Bis hin zu dem einen der besonders ist. In »Automata« ist es kein Mensch sondern eine Maschine, die sich weiterentwickelt und eine Evolution der Maschinen in Gang setzt. So gesehen verknüpft der Film Clarkes Vision mit denen von Isaac Asimov und versetzt die Geschichte in eine dystopische Zukunft.

Antonio Banderas hinterlässt in der Figur des Versicherungsagenten einen erstaunlich realistisch Eindruck. Er, den man vorwiegend als Schönling kennt, spielt den alternden und kaputten Menschen mit großer Überzeugungskraft. Ein Großteil des Films lebt von den Interaktionen zwischen Mensch und Maschinenwesen. In den Nebenrollen sind unteranderem Melanie Griffith und Robert Forster zu sehen.

Fazit: Auch wenn der Film Widersprüche aufweist und nicht alles bis ins Ende logisch durchdacht ist. So beweist er, dass man auch in Europa intelligentes Science Fiction Kino machen kann, dass nicht nur gut aussieht, sondern auch Botschaften vermittelt.

Kammerspiel in drei Akten

Quelle: Amazon

Wenn ich Filme schlecht finde, dann rezensiere ich sie meist auch nicht. Hin und wieder aber gibt es Filme, bei denen ich es dennoch tun muss. Oftmals weil einer meiner Lieblingsdarsteller mitspielt oder weil ich einfach etwas dazu sagen muss. »Steve Jobs« ist einer dieser Filme.

Als Applejünger (der erste Computer mit dem ich gearbeitet habe, war ein Mac) kaufte ich mir die 2012 erschienen Biografie von Steve Jobs. Das Werk lieferte einen tiefen Einblick in das Leben eines exzentrischen Menschen, der trotz seiner Fehler Großes geleistet hat. 2014 sah ich den Film »Jobs« mit Ashton Kutcher in der Hauptrolle und fand ihn zwar nicht herausragend aber gelungen. Anfang des Monats erschien nun der zweite Film über den Applegründer und ich war gespannt, weil der Film für zwei Oscars nominiert wurde. Doch die Enttäuschung war groß.

Die Handlung des Filmes ist auf drei Ereignisse aus dem Leben Steve Jobs beschränkt: die Präsentationen des Macintosh, des NEXT und des iMacs. Es passiert nichts, dafür wird viel geredet. Spannung soll über Streitgespräche mit immer denselben Menschen erzeugt werden: Seiner Marketingchefin Joanna Hoffman, der Tochter Lisa, Mitbegründer Steve Wozniak, CEO John Scully und Softwareentwickler Andy Hertzfeld. Das funktioniert aber nur bedingt. Als Zuschauer wartet man ständig darauf, dass es vorwärts geht, doch die Handlung tritt auf der Stelle. Das ist aber nicht mal das Schlimmste. Schlimm finde ich, das Leute, die die Biografie nicht gelesen haben, nicht verstehen werden, worüber die Figuren reden. Der Film setzt Wissen über die Person Steve Jobs voraus.

Die Schauspieler allen voran Kate Winslet und Michael Fassbinder leisten großartiges und sind die Stützen des Films. Auch das Drehbuch mag aufgrund der treibenden Dialoge hervorragend sein und wäre als Theaterstück genial. Im Grunde ist es ein Kammerstück, aber dies in einen Film umzusetzen, ist extrem schwierig, denn die Erwartungshaltung des Zuschauers an einen Film ist eine andere.

Fazit: Tolle Darsteller, aber einer der langweiligsten Filme, die ich je gesehen habe.

Missachtetes Genie

Quelle: Amazon

Den Namen Alan Turing hörte ich erstmals während meines Studiums im Fach Theoretische Informatik, im Zusammenhang mit der Turing-Maschine. Das ist ein Modell, das die Arbeitsweise eines Computers auf mathematische Weise abbildet. Doch wer dieser Mann war und was er mit der Entschlüsselung der Enigma zu tun hat, erfuhr ich erst in dieser Woche, als ich den Film »The Imitation Game« sah.

1951 kommt es zu einem Einbruch in Turings Wohnung. Dem Detective kommt Turings Verhalten seltsam vor und er schnüffelt in dessen Vergangenheit herum, weil er glaubt, das Turing ein russischer Spion ist. Bei einem Verhör erzählt ihm Turing seine Geschichte.

1939. Der exzentrische Mathematiker Alan Turing bewirbt sich für ein geheimes Projekt der englischen Regierung. Zusammen mit anderen Experten auf dem Gebiet soll er den Code der deutschen Enigma entschlüsseln, um den Vorstoß der Deutschen im zweiten Weltkrieg zu stoppen. Doch Turing ist alles andere als ein Teamplayer. Mit seinem rüden Auftreten und seinen Einzelaktionen stößt er nicht nur bei den Kollegen an, sondern auch bei seinen Vorgesetzten. Keiner versteht, was in seinem Kopf vorgeht und was er mit seiner Arbeit bezweckt. Als man ihn feuern will, wendet er sich an den Premierminister und wird prompt zum Leiter des Forscherteams ernannt. Doch während er »erfolglos« vor sich hin tüftelt und seine Mitarbeiter auf konventionellen Weg zumindest Teile der Botschaften entschlüsseln können, sterben täglich hunderte von Soldaten und Zivilisten in einem mörderischen Krieg. Erst eine junge Frau (Joan Clarke), die er für sein Team rekrutieren konnte, bringt ihn auf neue Ideen. Sein Projekt eine Maschine, die jeden Code entschlüsseln kann, nimmt plötzlich Gestalt an, aber der Erfolg bleibt zunächst aus. Doch die strikten Moralvorstellungen dieser Zeit verbieten eine Zusammenarbeit zwischen Joan und ihm. Turing macht ihr kurzerhand einen Heiratsantrag, gesteht ihr aber später, das er homosexuell ist.
Kurz vor dem Durchbruch droht die Regierung damit, ihm das Projekt wegen Erfolglosigkeit zu entziehen. Und da hat Joan die rettende Idee. Mit dem, jeden Morgen von den deutschen gesendeten, Wetterbericht gelingt es ihnen, den Code der Enigma zu knacken. Der Erfolg ist jedoch zweischneidig, denn wenn jemand herausbekommen würde, dass die Engländer die Funksprüche der Deutschen abhören können, wäre all ihre Arbeit für umsonst. Unter dem Kommando des Mi6 berechnen Turing und sein Team fortan, auf welchen der Funksprüche die Alliierten statistisch gesehen reagieren dürfen, ohne dass der Gegner Verdacht schöpft. Turings Team bestimmt quasi über Leben und Tod.
Nach dem Ende des Krieges, müssen alle Unterlagen zum Projekt und die Maschine vernichtet werden. Auch die Wege der Teammitglieder trennen sich.

Während des Verhörs konfrontiert der Detective Turing mit der Aussage des Einbrechers. Der hat ein Geständnis darüber abgelegt, dass er mit Turing sexuelle Kontakte hatte. Turing wird wegen »grober Unzucht und sexueller Perversion« verurteilt. Um nicht ins Gefängnis zu müssen, stimmt er zu, sich einer Hormonbehandlung mit schweren Nebenwirkungen zu unterziehen.  Joan Clarke besucht ihn und findet ihn als emotionales Wrack vor.
Wenig später nimmt sich Turing das Leben. Er stirbt mit 41 Jahren.

Die komplex aufgebaute Geschichte wird über mehrere Zeitebenen erzählt, die sich immer wieder einander abwechseln. Das Verhör mit dem Detektiv bildet die Rahmenhandlung. Man erfährt aber auch von Turings Jugend im Internat, bei dem er seinen besten Freund an Tuberkulose verlor. Nach ihm benennt Turing auch seine Maschine »Christopher«.
Der Film fesselt von der ersten Minute an. Neben der spannenden Geschichte ragt vor allem die Schauspielerische Leistung von Benedict Cumberbatch als Alan Turing heraus. Wie in seiner Rolle als »Sherlock« schafft er es, den eigensinnigen Mathematiker mit all seinen Macken glaubhaft darzustellen. Keira Knightley als Joan Clarke bildet dazu den passenden Widerpart und auch das restliche Schauspielensemble überzeugt.

Bemerkenswert war für mich die Beschreibung der damaligen Moralvorstellungen. Frauen durften nur in Frauenberufen arbeiten und mussten bei den Eltern leben, so lange sie nicht verheiratet waren. Auch die gnadenlose Verfolgung Homosexueller, die zu fragwürdigen Behandlungsmethoden gezwungen wurden, werfen einen dunklen Schatten auf die Zeitgeschichte. All das macht deutlich, dass die Genialität eines Individuums wie so oft engstirnigen Moralvorstellungen zum Opfer fällt, anstatt sie zum Wohle der Menschheit zu nutzen.

»The Imitation Game« ist ein sehenswerter Film, der die Verhältnisse während und nach dem zweiten Weltkrieg in England realistisch abzubilden versucht. Die spannende Geschichte hat nicht umsonst den Oscar für das beste Drehbuch gewonnen.

Teuflischer Gott

das-brandneue-testament_hochGott lebt in Belgien und er ist alles andere als nett. Eigentlich ist er ein gemeines Schwein, dass nicht nur seine Frau und Tochter tyrannisiert, sondern auch den Rest der Menschheit. Mit seinen Geboten erfindet er immer wieder neue Methoden, um die Menschen zu schikanieren, zu quälen oder sonst wie zu demütigen. Seine Tochter Éa, seit zehn Jahren im obersten Stockwerk eines Wohnblocks eingesperrt, hat schließlich die Nase voll. Von der Statue ihres Bruders Jesus ermuntert, flieht sie zu den Menschen. Doch zuvor legt sie Papas Computer lahm und die Todesdaten aller Menschen offen. Natürlich per SMS. So bekommt jeder auf der Welt mit, wann er sterben wird. Das verändert alles.

Doch Gott steigt seiner Tochter nach (in die Trommel einer Waschmaschine) und landet letztendlich selbst in der Realität der Menschen. Das, was eigentlich ein Paradies sein sollte, entpuppt sich als – unfreundlich und voller Gewalt. Genauso, wie er es konstruiert hat. Während er seine Tochter verfolgt, gerät er durch seinen fiesen Charakter immer wieder in Konflikte.

Tochter Éa sucht indes nach sechs Aposteln, um ein brandneues Testament zu schreiben und der sadistischen Herrschaft ihres Vaters ein Ende zu setzen – mit Erfolg.

Im Film »Das brandneue Testament« sind Gott und der Teufel in einer Person vereint. Ich frage mich gerade, was wohl ein gläubiger Mensch von dem Film halten mag. Wahrscheinlich würde er ihn als pure Blasphemie abtun. So respektlos wie mit dem Glauben umgegangen wird, mag er für hartgesottene Gläubige harter Tobak sein. Und doch steckt eine Menge Wahrheit in der Geschichte. Nicht nur über den Glauben selbst, sondern auch über das menschliche Zusammenleben. Egal, ob es um den Handy-Wahn oder die Vernichtung von Lebensmitteln geht. Die Kritik an der Gesellschaft ist bestens verpackt in surrealem Humor und einschlägigen Bildern, eindrucksvoll gespielt von bekannten Darstellern, wie Benoît Poelvoorde (»Nichts zu verzollen«) und Catherine Deneuve. Gleichfalls erwähnenswert ist die Darstellerin der Éa, die mit ihren zwölf Jahren eine beeindruckende Arbeit abliefert.

Der Film lief im vergangenen Herbst leider nur in wenigen ausgesuchten Kinos. In diesem Monat erschien die DVD und ich konnte mir den Film endlich ansehen. Entweder ich saß mit offenem Mund staunend davor oder lachte mich schlapp. Die belgisch-französisch-luxemburgische Komödie ist ein Beispiel dafür, dass skurrile Ideen und schwarzer Humor immer ihr Publikum finden. Bei mir hat es geklappt. Obwohl ich gern noch mehr von Jesus gesehen hätte, der von seinem Vater nur als »Weichei« bezeichnet wird. Leider ist er nur in zwei Szenen zu sehen.

Vertrauensbruch bei den Spezialisten

Quelle: ZDF

Die Spezialisten – Im Namen der Opfer, »Zersetzt«

Mit einem emotionalen Finale endet die erste Staffel der neuen ZDF-Vorabendserie.

Weil das Thema »Stasi« im deutschen Fernsehen bereits zu oft »aufgegriffen« wurde, ist es inzwischen auch dementsprechend »abgegriffen«. Es gibt darunter einige originelle Produktion wie beispielsweise »Deutschland 83«, aber der Rest hebt sich nicht sonderlich ab und ist für den Zuschauer inzwischen ermüdend. Nichtsdestotrotz haben die Macher der Serie versucht auch hier mit erhobenem Zeigefinger ein Zeichen zu setzen. Ob das einer Vorabendserie, die sich mit ungelösten Kriminalfällen beschäftig, gut tut, darüber kann man streiten. Es war zumindest streckenweise sehr unterhaltsam. Unteranderem auch deshalb, weil zumeist die Beziehungen zwischen den Hauptfiguren in den Vordergrund stand. Ob es dabei um Assistent Rufus Haupenthal und Kriminaltechnikerin Samira Vaziri ging oder um Hauptkommissar Mirko Kiefer und Rechtsmedizinerin Dr. Katrin Stoll. Zwischen letzteren beiden war endlich wieder die Spannung aus der Pilotfolge spürbar.

Katrin hilft einem jungen Mann, der nach 30 Jahren endlich den angeblichen Selbstmord seines Bruders (eines DDR-Punks) aufgeklärt haben will. Er glaubt, dass die Stasi seinen Bruder auf dem Gewissen hat. Da der damals heimlich Videos drehte, in denen Insassen von Jugendwerkhöfen von den menschenunwürdigen Erlebnissen berichten. Und weil die heutige Justiz eine Wiederaufnahme des Falles verweigert, hat Dr. Stoll Mitleid mit ihm. Sie riskiert damit nicht nur ihre berufliche Karriere, sondern setzt auch ihre Beziehung zu Mirko aufs Spiel. In Teamarbeit wird ermittelt. Jannik gräbt sich durch Berge von Stasi-Akten, Samira untersucht Küchenmesser, während Katrin und Mirko das Umfeld des Opfers unter die Lupe nehmen. Natürlich bleibt dem Hauptkommissar nicht verborgen, dass seine Freundin ihn angelogen hat. Er beantwortet den Vertrauensbruch mit seinem sofortigen Auszug aus der gemeinsamen Wohnung.
Am Ende klärt sich der Fall und der Bruder des Opfers hat endlich Genugtuung darüber, dass sein Bruder kein Verräter war. Doch zu welchem Preis. Die Beziehung zwischen Katrin und Mirko ist zerbrochen.

Endlich konnten die beiden Hauptdarsteller David Rott und Valerie Niehaus wieder einmal zeigen, was in ihnen steckt. In den vergangenen Folgen wirkten sie eher wie blasse Randfiguren. Dieses Mal fliegen die Fetzten und das ist für den Zuschauer interessanter als der Fall selbst.

Nach einer durchwachsenen Staffel mit Höhen und Tiefen bleibt zu hoffen, dass der Sender grünes Licht für eine weitere Folgen gibt. Nicht nur den Fans von David Rott zuliebe. Denn wenn sich die Drehbuchautoren auf die Konflikte zwischen den Hauptcharakteren konzentrieren, könnte noch viel mehr drin sein. Die richtigen Schauspieler dafür, haben sie jedenfalls.

Animation aus dem Ländle

Die Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg ist schon seit zwei Jahrzehnten ein Garant für preisverdächtige Produktionen im Bereich Film und Animation. Viele Absolventen wechseln nach ihrem Abschluss über den großen Teich, um sich bei den großen Studios zu verdingen, eben weil der Markt für Spezialeffekte in Deutschland eher mager ist. Die Deutschen Filmindustrie geht in Sachen innovative »SpecialEffects« kein Risiko ein. Das heißt es wird in den wenigsten Fällen viel Geld dafür in die Hand genommen. Außerdem, wozu braucht man in einem Krimi auch schon groß Spezialeffekte?! So kann man auch Potential verschwenden – traurig aber war. Deshalb arbeiten so viele deutsche Animationskünstler in den Staaten, obwohl sie auch in Deutschland großartige Filme machen könnten, wenn die Produktionsfirmen ein bisschen mehr Mut zum Risiko beweisen würden. Vielleicht gäbe es dann auch schon längst einen PERRY RHODAN-Film.

Was die Absolventen der Filmakademie Baden-Württemberg alles so drauf haben, kann man an dem vierminütigen Abschlussfilm erahnen. Der bei zahlreichen Festivals eine Menge Preise gewonnen hat.