Inspiriert durch den Vortrag von Dr. Hubert Zitt in Bonn, holten wir die DVDs von »Raumpatrouille Orion« aus dem Schrank, um sie uns endlich anzusehen. Die dämmerten dort schon seit fast zehn Jahren ungesehen vor sich hin.
Ich kannte die Serie nur in Ausschnitten und vom Hörensagen, wusste, das dort Haushaltsgegenstände wie Bügeleisen und Eisportionierer als Requisiten verwendet wurden. Sie dann endlich mal in voller Länge zu sehen, war eine echte Offenbarung.
In den Geschichte standen in erster Linie nicht die Abenteuer der ORION im Vordergrund, sondern überraschenderweise ging es um die politischen Ränkespiele zwischen Raumflotte, GSD und Erdregierung. Thematisiert in beinahe jeder Folge wurde die Strafversetzung von Kommandant McLane und dessen ständiges Missachten von Befehlen, das am Ende jedoch stets gerechtfertigt war.
Der Ton der Serie sollte damals modern sein, kann heute aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie ein Kind der Sechzigerjahre ist. Einerseits ist eine Frau Chefin der schnellen Eingreifverbände, andererseits werden Frotzeleien über Frauen gemacht, die schon ziemlich Klischeehaft sind. Zumindest werden die beiden Frauen an Bord gleichberechtigt behandelt, in dem sie unter demselben kollegialen Gespött leiden wie die Männer.
Bis zum Ende logisch durchdacht, waren die sieben Folgen allesamt nicht. Wer die Handlung von Star Trek gewohnt ist, wo man stets versuchte, zumindest grundlegend der Realität zu huldigen, wird bei »Raumpatrouille Orion« oft genug den Kopf schütteln. Da wird mal schnell ein Planet zum Stern, eine Supernova fliegt durch die Gegend und droht auf der Erde einzuschlagen. Da wird intergalaktisch gesagt, wenn interstellar gemeint ist und welch Wunder, sind die meisten Planeten oder Planetoiden mit einer atembaren Atmosphäre ausgestattet, obwohl es dort eindeutig aussieht, wie auf dem atmosphärelosen Mond. Es gehört schon viel Überwindung und Fantasie dazu, dass heute noch ernst zu nehmen.
Interessanter fande ich etwas völlig anderes. Da ich mich zwangsläufig in letzter Zeit viel mit dem Erzählen und Ausarbeiten von Geschichten beschäftigt habe, fiel mir das sofort auf. Die Folgen sind ein Lehrbeispiel, wie man eine spannende Dramaturgie konstruiert. Wie Dialoge funktionieren müssen und wie man, bestimmte Dinge heranzieht, um den Zuschauer die Fakten zu vermitteln. Zumindest wie man das früher getan hat und heute in der Literatur auch noch macht. Mit aktuellen Serien und Filmen hat das nur noch wenig gemein. Die funktionieren zwar ähnlich, die dramaturgischen Mittel werden aber subtiler eingesetzt. Ein bisschen wirken manche Szenen wie aus dem Skript eines Theaterstücks.
Die Darsteller waren allesamt großartig. Dietmar Schönherr als Major Cliff Allister McLane und Wolfgang Völz als Leutnant Mario de Monti passten zu ihren Rollen. Die Frauen taten mir schon wegen der starren wenig individuellen Frisuren leid, zeigten aber dem Publikum der Sechziger, wie selbstbewusst eine Frau agieren kann. Hier gefiel mir Charlotte Kerr als General Lydia van Dyke am besten.
In diesem Jahr wird die Serie, genauso wie Star Trek, fünfzig Jahre alt. Sollte sie tatsächlich neu verfilmt werden, wüsste ich schon einen Schauspieler für die Rolle des McLane. Da wäre David Rott meine erste Wahl.
Mein Fazit: trotz der vielen Unstimmigkeiten muss man »Raumpatrouille Orion« gesehen haben. Schon allein wegen des grandiosen Looks. Und wenn man durch Hubert Zitts Vortrag weiß, wie die Spezialeffekte entstanden (ich sage nur Brausetabletten und Rosinen), hat man noch viel mehr Spaß daran.
Übrigens sind die auch alle auf YouTube. Und sie sind wirklich schön.
Schreib mal noch was über die Spezialeffekte!
Ich finde die Serie auch heute noch ganz toll. Gerade unter dem Aspekt der 60er im Hintergrund.
So alle ein bis zwei Jahre schaue ich mir die Folgen immer mal wieder an. Obwohl ich sie sehr gut kenne, tut das dem Spaß keinen Abbruch.
Einen Schauspieler für Cliff McLane heute … schwer, weil wohl niemand so richtig an die Leistung von Dietmar Schönherr herankommt.
Es gibt erstaunlich viele, gute Darsteller in Deutschland, die den alten Hasen locker das Wasser reichen können. David Rott gehört eindeutig dazu. Er ähnelt dem jungen Dietmar Schönherr sogar und er hätte auch diese Lässigkeit, die der Figur des McLane zugrunde liegt.