30 Jahre Rebellion?

Quelle: WDR.de

Auf Dienstag den 16.5. freute ich mich seit Wochen. Denn für den Abend war auf dem WDR der Film »Die letzten 30 Jahre« mit David Rott angekündigt. Dieser Streifen fehlte noch in meiner »Sammlung«. Ich war gespannt, denn die Ausschnitte, die man bei YouTube sehen konnte, versprachen spannende Unterhaltung. Und in der Tat erfüllte der Spielfilm alle Erwartungen, die man als Fan von einem Film mit David Rott hat. Er raucht, ist nackt zu sehen (zumindest von hinten) und liegt mit einer schönen Frau im Bett …

Doch Scherz beiseite. »Die letzten 30 Jahre« zeigen einen spannenden Abriss zweier Leben, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Auf der einen Seite das Mädchen Resa aus der bayrischen Provinz, dass 1974 in München Jura studieren möchte und sich dort in den Revoluzzer Oskar verliebt. Doch Oskar sind Beziehungen nicht wichtig. Er will die Welt retten und mit seinen »Roten Zellen« die Revolution planen. Aus lauter Liebe beschäftigt sich Resa sogar mit marxistischen Ideologien, die ihr später den Weg an die Spitze kosten. Denn als sie nach fünf Jahren mit einem Einser im Staatsexamen sich für einen Richterposten interessiert, erhält sie Berufsverbot. Zu dem Zeitpunkt taucht auch Oskar wieder auf. Er ist einer der Protestanten, die gegen die Startbahn West kämpfen und fordert Resas Hilfe an. Sie holt ihn aus dem Gefängnis und verliebt zum zweiten Mal. Trotz Oskars Abneigung gegen Familie, ziehen sie zusammen, bis Oskar plötzlich über Nacht verschwindet. Zurück bleibt die schwangere Resa. Sie entscheidet sich gegen das Kind und für ihre Karriere als Anwältin. Erst 20 Jahre später sehen sich Oskar und Resa wieder. Er hat die Revolution verraten und sein Heil in der Politik gesucht. Lebt brav mit Frau und Kindern in einem Einfamilienhaus. Resa ist entsetzt darüber, dass Oskar die Seiten gewechselt hat und sie sich jetzt als Gegner gegenüberstehen. Oskar dagegen umgarnt sie und versucht sie zurückzubekommen, doch Resa hat sich zu einer starken unabhängigen Frau entwickelt, die sich von Oskars Charme nicht blenden lässt.

Der Hauptstar in diesem Film ist eindeutig Rosalie Thomass, die selbst einen David Rott erblassen lässt. Ihre Darstellung der Resa hat sehr viel Natürliches. David Rott punktet dagegen mit einem ungewöhnlichen Aussehen. Langhaarig und mit Vollbart, entsagt er der üblichen Schönlingrolle und gibt den aufmüpfigen Revolutionär mit großer Lässigkeit, kann aber auch die Unsicherheit des Charakters treffend herausarbeiten. Allein in der Beziehung zwischen Oskar und seinen Eltern erklärt sich viel.

Im letzten Drittel des Films übernehmen Barbara Auer und August Zirner die Rollen von Resa und Oskar. Während man Barbara Auer, die Resa sofort abnimmt, hatte ich erhebliche Probleme in dem biederen und viel zu alten August Zirner den gealterten Oskar zu erkennen. Da stimmte ja nicht mal die Augenfarbe. Vielleicht war ich deshalb nicht so richtig betroffen von der Wandlung des Charakters. Das aus dem wilden Hippie ein kleinbürgerlicher Egoist geworden war, nahm ich dem Darsteller zu keiner Zeit ab. Und über das jähe und ziemlich unbefriedigende Ende des Films, ärgere ich mich noch heute, eine Woche später.

Fazit: »Die letzten 30 Jahre« ist ein Film über eine ungewöhnliche Liebesgeschichte. Er beleuchtet die Gesellschaft der 70er bis 00er Jahre in Westdeutschland, ohne in Klischees zu verfallen, sondern spricht aus seinen Charakteren. Doch am Ende bleibt der Film ohne Botschaft und hinterlässt somit einen enttäuschenden Eindruck, der er nicht verdient hat.

Zusammenfassung vom Wochenende

Wegweiser zum Romanhelden

Weil am Wochenende einige Dinge passiert sind, die ich aber nicht in Einzelbeiträgen auswalzen will, gibt es heute mal eine Kurzzusammenfassung.

Am Samstag waren wir in Bad Reichenhall eigentlich wegen des Gratis-Comic-Tags. Aber weil wir schon mal dort am Bahnhof waren, wollte ich mein Fahrgastrechteformular vom Montag abgeben. Nur leider gibt es an diesem Bahnhof keinen Schalter. Nur einen Stand in der Buchhandlung und der ist nur unter der Woche besetzt. Zu meinem allgemeinen Erstaunen gibt es dort nicht mal mehr einen Fahrscheinautomaten und das in einer Kurstadt. Der Buchhändler meinte, dass wäre so, seit die Strecke privatisiert wurde und man könne die Fahrscheine im Zug beim Zugbegleiter kaufen. Ich fragte ihn, was ist, wenn man zum Beispiel nach Hamburg will? Er meinte, dann müsse man nach Freilassing und sich die Fahrkarten dort kaufen. Hä! Dabei hält sogar einmal am Tag ein IC aus Hamburg in Bad Reichenhall. Wie ich heute gelesen habe, will die Deutsche Bahn die Fahrkarten auf lange Sicht sowieso abschaffen und alles nur noch digital machen. Nun denn, dann sollten sie sich erstmal besser gegen Hacker-Attacken schützen. Und damit meine ich jetzt nicht meine Blogeinträge.

Anschließend sind wir noch in das Möbelhaus, in dem wir unsere Traumcouch gesehen hatten. Ich wollte wissen, ob sie noch da ist, oder ob das Teil schon jemand gekauft hat. Und ja, sie ist noch da und sie kostet immer noch einen hohen vierstelligen Betrag. Ach ja, wenn wir nur ein größeres Wohnzimmer hätten.

Auf der Rückfahrt kamen wir an einem Wegweiser vorbei, den ich unbedingt fotografieren musste. Eingeweihte werden verstehen, was ich meine. Es gibt da einen Protagonisten im gleichnamigen Roman eines gewissen Chefredakteurs

Samstagnachmittag fand ich dann beim Gang zur Post ein vierblättriges Kleeblatt. Das soll Glück bringen. Auf der Post fragte ich nach, ob dort eventuell eine Sendung gelandet ist, die ich schon vor einer Woche hätte bekommen müssen. Ich hatte bei Booklooker ein Buch bestellt und der Käufer hatte es auch abgeschickt, nur angekommen ist es leider nicht – auch nicht auf der Post. Vielleicht hängt es mit dem Buchtitel zusammen … wenn ein Buch schon »Chaostage« heißt … Der Käufer ist jedenfalls nett und überweist mir nun mein Geld zurück. Ich hätte ja lieber das Buch gehabt.

Den Samstagabend verbrachte ich vorm Computer, um liegengebliebene E-Mails zu beantworten und Beiträge für sie SOL zu sichten. Welche, um sie fürs Lektorat freizugeben und redigierte Artikel, die ins Layout können. Nebenher lief der Film »Bridge of Spies«, den sich mein Mann bei der letzten BluRay-Aktion beim Müller Drogeriemarkt mitgenommen hatte. Der hochkarätig besetzte Streifen von Steven Spielberg und den Coen Brüdern, erfüllte leider nicht unsere Erwartungen. Nach einem langatmigen Beginn wird es erst ab der Mitte einigermaßen spannend. Die Dialoge sind dürftig und für mich war es bis zum Ende nicht klar, welcher Spion gegen wen getauscht werden sollte. Ehrlicherweise habe ich auch nur halb hingehört. Meinem Mann hat der Film aber auch nicht sonderlich gefallen, womit die Blu-Ray demnächst bei Booklooker landet.

Das Kleeblatt vom Samstag brachte mir leider auch am Sonntag kein Glück, denn als wir heute morgen mit dem Rad unterwegs waren, holte ich mir an der am weitesten entferntesten Stelle einen Platten. Ein winziges Metallteil, das aussah wie ein Piercing, hatte sich in meinen Hinterreifen gebohrt. Damit war unsere Radtour zu Ende und mein Mann musste heimfahren und das Auto holen. Im Fahrradladen an der Tankstelle kauften wir zwei neue Schläuche und gleich auch zwei neue Mäntel dazu. Als mein Schwiegervater sie montiert hatte, ließ sich einer der Schläuche nicht aufpumpen, weil das Ventil fest war. Jetzt müssen wir wieder hin und den Schlauch umtauschen.

Ich denke, dass waren genug Abenteuer für ein Wochenende.

Der David-Rott-Effekt

Statistik

Ich finde es höchst faszinierend.

Seitdem im Fernsehen wieder die »Spezialisten – Im Namen der Opfer« laufen, verzeichnet mein Blog Mittwochs höhere Besucherzahlen als sonst. Das liegt weniger daran, dass ich im vergangenen Jahr über die Folgen der Spezialisten gebloggt habe, sondern es hat ganz eindeutig mit dem Schauspieler David Rott zu tun. Das ist nämlich die meistgeklickteste Kategorie in meinem Blog. Mit etwas Abstand folgt Perry Rhodan.

So kann ich zum Beispiel der Statistik entnehmen, ob wieder ein Film mit David Rott im Fernsehen lief, weil meist einige Besucher gezählt werden. Gestern gab es einen neuen Rekord. Das ZDF wiederholt die Folgen der 1. Staffel der »Spezialisten«, in der David Rott Hauptkommissar Mirko Kiefer spielte. Das führte zu einem richtigen Besucheransturm auf meine Seite (siehe Grafik).

Da wird es Zeit, mal wieder einen Film mit dem talentierten Schauspieler zu besprechen. Leider hat er im vergangenen Jahr wenig gedreht. Das wird sich dieses Jahr ändern, denn David Rott steht gerade für eine neue RTL-Serie vor der Kamera. Dort spielt er einen Kriminellen, der in die Rolle eines Polizisten schlüpft. Das hört sich spannend an und einige Produktionen von RTL haben mich in den letzten Jahren durchaus überzeugt.

Nächsten Dienstag läuft aber erst einmal »Die letzten 30 Jahre« auf dem WDR. Diesen Film kenne ich selbst auch noch nicht und ich bin schon sehr neugierig David Rott als Hippie zu erleben. Darüber werde ich dann selbstverständlich an dieser Stelle berichten.

Honigfrauen – Die Hochzeit

Der dritte Teil der Honigfrauen fällt gegenüber seiner Vorgänger ein wenig ab.

Die Handlung spielt ein paar Monate nach dem Balatonurlaub. Cathrin ist mit Rudi in Erfurt zusammengezogen. Und auch für Maja ist der Urlaub zu Ende, obwohl sie noch immer bei Tamás in Ungarn lebt. Denn inzwischen muss sie die Gäste im Hotel bedienen und darf nicht mehr selbst als Gast am Pool herumliegen. Was nicht so ganz ihren Vorstellungen zu entsprechen scheint.

Die Hochzeit von Maja und Tamás steht ins Haus, zu der sich die Familie wie selbstverständlich in der Balatonresidenz einquartiert. Plötzlich spricht keiner mehr vom Kontaktverbot zu Westdeutschen Touristen. (Im ersten Teil spielte das noch eine tragende Rolle.) Denn auch der westdeutsche Freund der Eltern reist mit seiner Tochter an. Der Vater der beiden Schwestern wird von Rudi überredet, seinen zukünftigen Schwiedersohn Tamás zu bespitzeln, während seine Frau die Beziehung zu ihrem westdeutschen Freund und Vater von Cathrin aufleben lässt. Als diese hinter das Geheimnis kommt, ist sie enttäuscht und stinksauer. Deshalb lässt sie sich von Tamás überreden, als Fluchthelferin zu agieren. Rudi, der die Pläne von Tamás bereits an seine Kollegen von der ungarischen Stasi weitergeleitet hat, ahnt nicht, dass er seine geliebte Cathrin in Gefahr bringt.

Die zwischenmenschlichen Beziehungen stehen in dieser Folge eindeutig im Vordergrund, schließlich müssen all die losen Fäden aus den ersten beiden Teilen aufgelöst werden. Das funktioniert auch irgendwie, aber eben nicht so überzeugend wie in Teil 1 oder 2. Der Film wird mehr und mehr zu einer Soapopera im Stil von »Sturm der Liebe« und gipfelt schließlich in einer wilden Fluchtgeschichte. Die jedoch ist spannend und hat ein überraschendes Ende.

Fazit: »Honigfrauen – Hochzeit im Paradies« ist ein wohlwollender  Abschluss der Trilogie, auch wenn dieses Mal die Glaubwürdigkeit überstrapaziert wurde. Ein Stasi-Spitzel der in Ungarn innerhalb weniger Stunden gefälschte BRD-Pässe organisieren kann und damit seinem Auftrag eigentlich zuwiderhandelt, war mir dann doch ein bisschen viel des Guten.

Kosmische Achterbahn der Gefühle

Wow! Was für ein extragalaktisch guter Film.

Auf diesen Kinobesuch haben wir schon lange gewartet. Gestern Nachmittag war es soweit, wir haben endlich Guardians of the Galaxy Vol.2 gesehen. Und ich bin immer noch begeistert. Der Streifen überzeugte mich auf allen Ebenen und schickte mich in ein Wechselbad der Gefühle. Bei vielen Szenen hatte ich vor Lachen Tränen in den Augen und am Ende weinte ich dann tatsächlich. Um die Handlung kurz zusammenzufassen: ein Sohn findet nach 34 Jahren seinen Vater und der entpuppt sich als Gott – mehr oder weniger jedenfalls.

Jeder SF-Fan der auf Spaß und optische Effekte steht, sollte sich diesen Film unbedingt ansehen. Er ist nicht nur visuell eine Augenweide, sondern stellenweise auch richtig tiefgründig, weil er sich hauptsächlich mit den Emotionen und Beziehungen der Charaktere befasst und Action nur unterstützend einsetzt. Es gibt überraschend viele ruhige Momente, aber auch irrsinnig schnelle Actionszenen, denen das Auge (besonders das 3D-Brillen bewehrte) kaum folgen konnte. Dazu ein Soundtrack, der Erinnerungen an die Jugend wachrüttelt. Da passte eigentlich alles.

Ich finde, dass die Macher sich zu Teil eins noch gesteigert haben. Denn viele Dinge, die im ersten Teil noch Fragen aufgeworfen haben, werden mit großartigen Ideen erklärt. So zum Beispiel, wie die Raumschiffe eigentlich durchs All von Planet zu Planet reisen. Eine Menge Ideen flossen auch in die Masken. Die meisten Charaktere sind zwar humanoid, aber ausgesprochen ungewöhnlich gestaltet. Einer zum Beispiel hat einen transparenten Kopf und gläserne Gliedmaßen. Es wurden einige neue Rassen eingeführt und die Cameos bekannter Darsteller sind ein zusätzlicher Leckerbissen, wenn man sie denn unter ihrer Maske entdeckt.

Der Plot gefiel mir trotz seiner Einfachheit oder vielleicht gerade deswegen. Als PERRY RHODAN-Fan entdeckte ich einige Gemeinsamkeiten, dazu gehörte nicht nur der Gucky-Verschnitt Rocket, sondern auch die negative Superintelligenz oder Figuren wie Drax, der mich in seiner Robustheit und in seiner liebevollen Art an Icho Tolot erinnerte.

Bei Ghost in the Shell regte mich die Brutalität auf. Guardians of the Galaxy ist zwar noch viel brutaler – ich möchte nicht wissen, wie viele da sterben – aber durch den comichaften Stil nimmt man das nicht so wahr.

Fazit: Guardians of the Galaxy Vol.2 ist ein Film der enormen Spaß macht und durch seine Optik und Musik überzeugt. Den muss ich unbedingt noch mal ansehen, damit ich alle Details mitbekomme. Kurz ein großartiger Film, der vor allem von der gut eingesetzten Situationskomik lebt. Absolut sehenswert!

Ach ja! Ich empfehle beim Abspann bis zum Ende sitzen zu bleiben. Da kommen noch mehrere zusätzliche Szenen, die schon die nächste Fortsetzung vorbereiten. Unteranderem eine Szenen in der Groot als Teenager zu sehen ist.

Hier ist schon mal der Trailer zum warm werden, für jene die noch nicht ins Kino gehen konnten.

Tumult am Balaton

Dank der Erfindung der Mediathek konnte ich mir bereits an den vergangenen Abenden Teil 2 und Teil 3 der Honigfrauen ansehen.

Die Geschichte um die Geschwister Catrin und Maja aus Erfurt, die im Jahr 1986 Urlaub am Balaton machen, geht spannend weiter. Die Eltern tauchen unverhofft auf dem Campingplatz auf. Es kommt zu einer Konfrontation zwischen der Mutter und ihrem westdeutschen Freund. Sie kann ihn zur Abreise überreden, damit ihre Töchter und ihr Mann nichts von ihrem Techtelmechtel vor 25 Jahren erfahren.

Auch das Drama um die beiden Camper-Freunde der Schwestern nimmt seinen Lauf. Die Freundin des jungen Timo ist nämlich aus dem Westen. Als die Geschichte aufzufliegen droht, will sie abreisen, weil sie das Leben ihres Geliebten nicht gefährden möchte. Doch Timo dreht durch und versucht sich aus Liebeskummer das Leben zu nehmen. Damit sie zusammenbleiben können, gibt es nur einen Ausweg. Timo muss über die Grenze nach Österreich geschmuggelt werden. Ein Auftrag den Tamás der Chef der Balatonresidenz und Geliebter von Maja nur zögernd übernimmt. Und tatsächlich, die Flucht geht schief und Timo stirbt. Maja erliegt daraufhin nicht nur dem Glamour des Hotellebens, sondern ihr werden durch den Tod des jungen Mannes die Augen geöffnet. Schließlich hat das DDR-Regime indirekt Schuld an Timos Tod. Sie beschließt bei Tamás im Hotel am Balaton zu bleiben. Als ihr Vater sich mit Tamás wegen seiner Tochter streitet, hält dieser überraschend um die Hand von Maja an.

Derweil hat sich Catrin mit Rudi dem smarten jungen Camper von nebenan angefreundet und sich in ihn verliebt. Was sie nicht weiß, Rudi gehört zur Balaton-Brigade der Stasi und ist auf Tamás angesetzt. Um ihn als Schleuser zu überführen, setzt er den Vater der Schwestern unter Druck in die Heirat von Maja einzuwilligen.
Damit endet Teil 2.

Auch in den zweiten neunzig Minuten wird die Spannung hochgehalten. Von der lockeren Urlaubsatmosphäre ist bald nichts mehr zu spüren. Die Handlung ist nach wie vor vielschichtig und wirkt glaubhaft. Die Schauspieler spielen sehr gut, besonders der Vater (gespielt von Götz Schubert) gewinnt im Laufe des zweiten Teils an Farbe. Interessant finde ich die Tatsache, das alle Schauspieler, die ostdeutsche Charaktere darstellen auch in Ostdeutschland bzw. der DDR geboren wurden.

Das überraschend hohe Konfliktpotenzial und die dichte Handlung haben mich mitfiebern lassen, wie schon lange nicht mehr bei einer deutschen Produktion.

Leider kann ich nicht sagen, ob es damals in Ungarn tatsächlich so gewesen ist. Ich bin nie dort gewesen. Meine Eltern meinten immer, dass es kein Urlaub sei, wenn man all sein Essen mitschleppen muss. Außerdem stand Camping bei uns nie zur Debatte, weshalb ich bis heute nicht viel dafür übrig habe. So muss ich glauben, was mir der Film zeigt. Aber zumindest fühlt es sich für mich richtig an.

Honigfrauen

Quelle: Amazon

Eine richtig toller Film lief gestern im Abendprogramm des ZDF. Die Geschichte um zwei Schwestern aus Erfurt, die 1986 Urlaub am Balaton machen, weckte meine Aufmerksamkeit durch seine guten Kritiken im Netz. Und tatsächlich, ich wurde nicht enttäuscht.

Normalerweise bin ich kritisch, wenn ich Filme sehe, die über das Leben in der ehemaligen DDR handeln. Viele sind zu Klischee beladen und bilden nicht das Leben ab, wie ich es kennengelernt habe. Daher gehe ich meist mit einer gewissen Skepsis an solche Produktionen heran. Doch das, was das Produktionsteam von Seven Dogs unter der Regie von Ben Verbong da inszeniert hat, kann sich sehen lassen. Da vereint sich Spannung, Psychologie und Authensität zu einem vielschichtigen Plot der niemals unglaubwürdig wird.

Zunächst war ich besorgt, wie viele Handlungsfäden die Macher denn noch in die neunzig Minuten packen wollten. Erst als ich am Ende mitbekam, dass es der erste Teil einer Trilogie ist, war ich beruhigt. Denn so viele Fässer, wie in der ersten Stunde aufgemacht wurden, kann man in neunzig Minuten nicht schließen.

Da sind zum einen die beiden jungen Frauen, die zum ersten Mal aus der DDR ins Ausland reisen – im Gepäck ihre Vorurteile gegen Westdeutsche und die Warnungen der Eltern vor der omnipräsenten Stasi. Unten angekommen werden sie direkt mit den Verlockungen des Westens konfrontiert und werfen die Vorsicht schnell über Bord.

Auf dem Campingplatz auf dem die beiden zelten, wartet der westdeutsche Freund ihrer Mutter (gut gespielt von Anja Kling). Die Ältere der Schwestern ist seine Tochter, die er in 25 Jahren noch nie gesehen hat. Das brisante, weder Tochter noch der aktuelle Ehemann der Mutter, und Vater der anderen Schwester, wissen von dem Geheimnis.

Zu den jungen Leuten, die sich auf dem Campingplatz tummeln und zu denen die Schwestern schnell Kontakt finden, zählen auch Rudi, ein ruhiger und anständiger junger Mann, sowie ein verliebtes Pärchen. Alle drei haben ebenfalls etwas zu verbergen, was den Schwestern gefährlich werden könnte.

Und dann ist da noch der Chef eines 5 Sterne-Hotels, in den sich beide Schwestern verlieben und der die jungen Frauen aus dem Osten mit westlichem Lebensstil ködert. Außerdem ist er der Kopf einer Schleuserbande und steht unter Beobachtung durch die Stasi und der ungarischen Behörden.

Das alles spitzt sich schön langsam zu, und die Zuschauer wissen oftmals mehr, als die beiden Protagonistinnen. Dass macht die Geschichte unheimlich spannend. Dazu spielen die Darsteller sehr natürlich und unverbraucht, vor allem die beiden Schwestern (gespielt von Cornelia Gröschel und Sonja Gerhardt). Das macht Lust auf mehr …

Sicher werde ich auch am nächsten Sonntag wieder einschalten, wenn der zweite Teil läuft. Hoffentlich ist der genauso gut wie Teil eins.

Die dreiteilige Produktion erscheint am 5. Mai auch auf einer Doppel DVD. Bis dahin kann man sie auch in der Mediathek des ZDF ansehen.

Eine Geschichte – zwei Filme

Würde ich eine Geschichte erzählen, die ein anderer bereits erzählt hat? Vermutlich nicht! Und schon gar nicht innerhalb eines Jahres. Selbst wenn es eine wahre Geschichte ist, die man aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten kann, entsteht bei Außenstehenden doch der Eindruck, als wolle man zeigen, dass man es besser kann als der andere.

Nun ja, die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sehen das wohl nicht so eng, denn sie haben genau das gemacht. Einen Film produziert, der die gleiche Geschichte erzählt, wie ein Film, der bei RTL bereits im vergangenen Jahr ausgestrahlt wurde. Es geht um die Gebrüder Dassler aus Herzogenaurach, besser bekannt durch Adidas und Puma. Nach anfänglicher Zusammenarbeit im eigenen Betrieb, zerstreiten sie sich, gründen jeder seine eigene Firma und spalten damit einen ganzen Ort.

Zugegeben, die Geschichte ist spannend und absolut verfilmungswürdig. Und RTL hat das auch überraschend gut hinbekommen. Die Darsteller waren lebendig und glaubwürdig, und der dramatische Konflikt der Brüder wurde mit einer gewissen Frische erzählt.

Das alles fehlt in der ARD-Version. Die Schauspieler sind nicht schlechter, aber sie wirken steif und passen für meinen Geschmack nicht so richtig in ihre Rollen. Außerdem wirkt vieles an dem Film pathetisch, fast schon muffig. Und nicht nur in den Figuren steckt diese gewisse Biederkeit auch die Bilder wirken so. Da ist keine Frische zu spüren. Ich glaube, man wollte wohl die Zeit der Weltwirtschaftskrise und der Naziherrschaft abbilden und hat den Film damit zu schwer und zu schwerfällig gemacht. Und auch die Masken, die die Darsteller stark gealtert zeigen, sehen nicht wirklich echt aus. Ich bin ja nicht unbedingt ein Fan der Privaten, aber dieses gewollt künstlerische, dass bei vielen Produktionen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu spüren ist, gefällt mir nicht. Das man einen Kulturauftrag hat und den auf Teufel komm raus erfüllen will, gereicht da vielen Produktionen zum Nachteil.

So richtig überzeugen konnte mich »Die Dasslers« also nicht. Vielleicht lag es auch daran, dass ich die Geschichte bereits kannte und sie in ähnlicher Weise schon gesehen habe. Und noch eines gefiel mir bei RTL besser, nämlich die Dokumentation im Anschluss an den Fernsehfilm. Die war richtig gut.

Vielleicht besinnt man sich in Zukunft bei ARD und ZDF mal nicht darauf, etwas, das bei den Privaten erfolgreich war, zu kopieren, sondern sucht sich Geschichten heraus, die noch nicht erzählt wurden. Davon gibt es mehr als genug.

Der olympische »Unter«flieger

Quelle: Amazon.de

Kennt noch jemand »Eddie the Eagle«, jenen englischen Skispringer der 1988 bei der Olympiade in Calgary das Herz des Publikums und den Unmut der Mit-Athleten auf sich zog?

Seit ich denken kann, gehörte Skispringen bei mir zuhause zum Pflichtprogramm im TV. Jedes Winterwochenende verfolgte ich mit meinen Eltern, wie sich junge Männer todesmutig von der Schanze stürzten, manchmal im wahrsten Sinne des Wortes. Ich kannte die Namen der Springer und fieberte mit, wenn Klaus Ostwald und Jens Weißflog sich mit den Besten aus Europa und der Welt maßen. Und deshalb erinnere ich mich auch gut an den jungen Mann mit Brille, der sich nach seinem Sprung bei Olympia wie ein König freute, obwohl er Letzter geworden war. Wie viel Michael Edwards damals tatsächlich riskierte, wurde mir erst bewußt, als wir vorgestern den Film über ihn sahen.

20 Jahre lang schlummerte seine Geschichte in Form eines Drehbuchs bei SONY-Pictures. Leider hat es in dieser Zeit keiner geschafft, das Material zu verwerten. Schließlich nahm sich Produzent Matthew Vaughn des Stoffes an und machte daraus einen wunderbaren Film, der bei allerlei witzigen Einlagen, eigentlich eine sehr ernste Geschichte erzählt.

Ein lahmer Junge aus England hat einen Traum. Er möchte unbedingt bei den Olympischen Spielen dabei sein. Doch seine Körper ist nicht für Leistungssport geschaffen. Als er wieder richtig gehen kann, packt ihn der Ehrgeiz und er probiert alle möglichen Sportarten aus. Am Ende landet er beim Skifahren. Doch als es soweit ist, dass der nationale Kader für die Spiele in Calgary zusammengestellt wird, geht Eddie leer aus. »Du wirst niemals an den olympischen Spielen teilnehmen.« Dieser Satz deprimiert ihn nicht, sondern bestärkt ihn in seinem Ehrgeiz und er entdeckt Skispringen für sich. Weil es keine englischen Skispringer und deshalb auch keine Trainer gibt, fährt er auf eigenen Faust nach Deutschland und stürzt sich dort ohne Vorbereitung von einer Schanze. Er versucht sich das Skispringen selbst beizubringen, doch das entpuppt sich als unmöglich. Nach vielen Tiefschlägen trifft er auf Bronson Peary. Der Amerikaner und ehemaliges Skisprungtalent ist dem Alkohol verfallen und möchte Eddie so schnell wie möglich loswerden. Doch bald merkt er, dass dies nur passieren wird, wenn Eddies Wunsch erfüllt ist. Und so beginnt er ihn zu trainieren. Beiden gelingt das Unfassbare: Eddie schafft die Qualifikation für Calgary. Doch dort wird er mit noch weit größeren Herausforderungen konfrontiert: dem Publikum und der Presse …

Sehr emotional und sehr realistisch zeigt der Film den Leidensweg eines Sportlers, der die olympische Idee »Dabeisein ist alles« hochhält und dem von allen Seiten Knüppel zwischen die Beine geworfen werden. Sehr schön charakterisiert sind auch Eddies Eltern. Auf der einen Seite die Mutter, die alles tut, um den Traum ihres Sohnes zu erfüllen und auf der anderen Seite der Vater, dem es lieber wäre, wenn Eddie zu ihm ins Maurergeschäft einsteigen würde. Neben Taron Egerton (Kingsman) als Michael Edwards und Hugh Jackman als Bronson Peary sind in weiteren Rollen Iris Berben als Bardame bewundern, die Eddie sofort in ihr Herz schließt und Christoper Walken als Pearys Ex-Trainer und Skisprung-Experte.

Unter welchen spektakulären Umständen die Filmaufnahmen von den Sprüngen entstanden, erfährt man in den Extras. Hier wird auch erklärt, warum im Film die Skispringer im V-Stil springen, obwohl der erst Mitte der Neunzigerjahre eingeführt wurde. Die Sicherheitsbestimmungen und das Material verbieten inzwischen Sprünge in der alten Parallel-Technik.

Der Film Eddie the Eagle – Alles ist möglich ist wieder ein Beispiel dafür, dass das Leben selbst, die schönsten Geschichten schreibt. Ein großartiger Film, der nicht nur für Freunde des Skispringens geeignet ist, sondern für alle, die sich für die Lebensgeschichte eines mutigen Menschen interessieren.

Toni Erdmann

Quelle: Kino.de

Weil nichts anderes im Fernsehen war, und wir einen Gutschein für das »Video on Demand« der Telekom hatten, beschlossen wir spontan uns einen Film auszuleihen. Unsere Wahl fiel auf Toni Erdmann. Jenen Film, der sowohl bei den Golden Globe als auch bei den Oscars auf der Nominiertenliste stand und jede Menge Filmpreise abgeräumt hat.

In dem, mit 155 Minuten, sehr langen Film geht es um eine schwierige Vater-Tochter Beziehung. Ines Conradi ist eine knallharte Karrierefrau, die versucht, sich als Unternehmensberaterin in einer Männerwelt durchzusetzen und dabei so hart geworden ist, dass sie kaum noch eine menschliche Regung zeigt. Winfried Conradi ist pensionierter Musiklehrer, ein Altachtundsechziger, mit einem speziellen Sinn für Scherze. Er ist geschieden, lebt mit seinem Hund allein und kümmert sich um seine pflegebedürftige Mutter. Nach dem Tod des Hundes sucht Winfried die Nähe seiner Tochter und reist ohne Ankündigung zu ihr. Sie arbeitet gerade in Bukarest an einem Outsourcing-Projekt ihres Arbeitgebers, bei dem Hunderte von Arbeitsplätzen einer Ölfirma auf dem Spiel stehen.
Natürlich ist Ines nicht begeistert, als plötzlich ihr Vater auftaucht und sich in ihr nichtvorhandenes Privatleben mischt. Vor allem wegen seiner seltsamen Scherze geraten sie aneinander. Als er nach wenigen Tagen abreist, glaubt sie sich in Sicherheit. Doch dann taucht Toni Erdmann auf, ein aufschneiderischer alter Krösus, der mit seiner unverblümten Art überall aneckt. Hinter dem Mann mit der schlecht sitzender Perücke und den falschen Zähnen steckt niemand anderer als ihr Vater Winfried. Er tritt noch bissiger und couragierter auf als zuvor und bringt seine Tochter mehr und mehr vor den Kollegen und Freunden in Verlegenheit. Dabei verfolgt er nur ein Ziel, in seiner Tochter die Menschlichkeit zu wecken …

Der Film lässt dem Zuschauer viel Zeit zum nachdenken. Die Szenen sind gedehnt und manchmal passiert minutenlang nichts. Andreas Eschbach würde sagen, der Film handelt so vor sich hin. Die Handlung bewegt sich nur langsam voran, und wirkt wegen ihrer Realitätsnähe manchmal wie eine Dokumentation. Es gibt wenig Aktion, und selbst die wirkt behäbig. Man wartet die ganze Zeit darauf, dass etwas passiert. Doch das Eigentliche geschieht langsam und so unmerklich, dass man es erst begreift, wenn der Film vorbei ist. Wobei mich das plötzliche Ende dann doch etwas unbefriedigt zurücklässt.

Gut finde ich, dass der Film niemals eine Wertung abgibt, sondern dem Zuschauer nur zeigt, was passiert. Meist sind das banale Dinge des Lebens, die sonst keinem Filmemacher interessieren würden. Vieles ist sehr gut beobachtet. Einige Szenen sind zum Fremdschämen, vor allem die Auftritte des Vaters. Die Darstellung des Yuppie-Daseins der Oberschicht auf der einen und das Leben der rumänischen Bevölkerung auf der anderen Seite und finde ich sehr gelungen. Auch hier wird nicht gewertet, sondern nur gezeigt. Die Meinung muss sich der Zuschauer selbst bilden. Die Bedeutung der meisten Szenen erschließt sich erst im Nachhinein.

Es wurde meist mit Handkamera gefilmt, was den dokumentarischen Look unterstreicht. Ein Großteil des Films entstand in Rumänien und wirft einen Blick auf die krassen Unterschiede zwischen Arm und Reich, räumt aber gleichzeitig mit Klischees auf.

In den Rollen von Vater und Tochter brillieren Peter Simonischek und Sandra Hüller. Vor allem Letztere spielt die knallharte und unglückliche Karrierefrau exzellent. Gut fand ich auch, dass vor allem eher unbekannt Schauspieler für den Film ausgesucht wurden.

Die Geschichte des Filmes erinnert mich ein bisschen an Kirschblüten Hanami von Doris Dörrie. Auch da sucht ein Vater nach dem Tod seiner Frau die Nähe seiner Kinder. Die Handlung spielt vorwiegend in Japan.

Fazit: Toni Erdmann ist ein unaufgeregter Film, der länger im Gedächtnis bleibt, als man zunächst denkt. Man sollte ihn gesehen haben, obwohl ich ihn nicht in unser DVD-Regal stellen würde.