Ein Kindergarten in Erfurt sorgte vor ein paar Wochen für Schlagzeilen. Zur Faschingsfeier durften die Kinder keine Kostüme anziehen. Begründung unteranderem: Die Kinder könnten sich untereinander in den Kostümen nicht erkennen und sich erschrecken bzw. verstört reagieren. Außerdem gehe es darum, zu vermeiden, dass sich Minderheiten und ethnische Gruppen diskriminiert fühlen könnten. Amerikanischer Ureinwohner zum Beispiel, wenn sich die Kinder als Indianer verkleiden.
Anfangs hielt ich das Ganze für einen April-Scherz. Fasching ohne Kostüme? Das ist kein Fasching mehr. Wir haben uns im Kindergarten und im Hort immer verkleidet. Es war das absolute Highlight des Jahres, obwohl meine Heimatstadt nie die große Faschingshochburg war. In meiner Schulzeit lagen die Faschingstage meist in den dreiwöchigen Winterferien. Ich erinnere mich noch, dass ich am Rosenmontag vor dem Fernseher geklebt und im Westfernsehen die Faschingsumzüge aus dem Rheinland und Hessen verfolgt habe. Besonders neidisch war ich auf die Bonbons und Süßigkeiten, die von den Faschingswagen heruntergeworfen wurden. Die hätte ich auch gern mal aufgefangen.
Die Begründung der KITA, dass die Kinder sich nicht untereinander erkennen würden, halte ich jedenfalls für völligen Blödsinn. Die tragen doch keine Horrormasken, wie bei den traditionellen Fasnet-Bräuchen im Schwarzwald oder der Schweiz. Jungs verkleiden sich als Superheld, Feuerwehrmann oder Indianer, die Mädchen vielleicht als Prinzessin. Die Gefahr, dass sie sich untereinander nicht erkennen, ist bei solchen Kostümen eher unwahrscheinlich. Über die Sache mit den ethnischen Minderheiten sage ich nur, man kann es auch übertreiben und denke ich mir meinen Teil.
Die einzige Begründung der Erzieherinnen, der ich zustimme, beruft sich darauf, dass Kinder von ihren Eltern gezwungen werden könnten, ein Kostüm anzuziehen, was sie nicht möchten und in dem sie sich dann unwohl fühlen. Da liegt nämlich das eigentliche Problem. Manche Eltern geben viel Geld für die Kostüme ihrer Sprösslinge aus, die diese vielleicht gar nicht anziehen möchten. Andere Eltern wiederum verfügen nicht über das Geld ihren Kindern Kostüme zu kaufen, sondern basteln diese selbst. Wegen denen diese Kinder von ihren Freunden aufgezogen werden könnten.
In diesem Zuge habe ich einen Vorschlag an die Erzieherinnen der KITA: Bastelt mit den Kindern zusammen die Faschings-Kostüme! Da habt ihr Einfluss auf die Wahl der Kinder und stellt sicher, dass sie tatsächlich das anziehen, was sie möchten. Außerdem lernen die Kinder noch etwas dabei und niemand wird diskriminiert!