Zwei erstaunliche BioPics

Filmbiografien von Musik- und Filmstars scheinen momentan sehr gefragt. Spätestens nach »Bohemian Rhapsody« hat es mich auch gepackt. Weshalb wir in den vergangenen Wochen uns gleich zwei solcher sogenannten BioPics angesehen haben.

Quelle: Amazon

»Rocketman« erzählt von Elton John. Der Film setzt am Tiefpunkt seiner Karriere ein. Im exzentrischen Kostüm hat sich der Künstler von der Bühne weg quasi selbst in eine Nervenheilanstalt eingewiesen und nimmt an einer Sitzung der anonymen Alkoholiker teil. Hier erzählt von seinem Leben und nach und nach fallen Teile seines Kostüms. Er entblättert sich den Mitpatienten und Zuschauern vom bunten Paradiesvogel zum gebrochenen Mann. Während es in seiner Erzählung genau umgekehrt läuft. Man sieht wie der musisch hochbegabe Junge von seinem Vater abgelehnt und von der Mutter vernachlässigt seinen Weg sucht, nur unterstützt von der Großmutter. Wie er sich mit einem talentierten jungen Textschreiber zusammentut, wie sie die ersten Songs an einen Produzenten verkaufen. Das erste Album, die erste Tournee und der erste Auftritt in den USA folgen. Ab hier beginnt alles nach und nach auseinanderzufallen. Immer mehr Konzerte, Alben, Geld und Auftritte folgen. Der Musiker wird von vielen Seiten ausgebeutet und in die Abhängigkeit von Alkohol und Drogen getrieben. Erst Ende der 80er zieht er die Reißleine und besinnt sich zurück auf den Jungen mit dem Gespür für Melodien.

Anders als bei der Biographie von Queen, enthält der Film auch aus den Szenen entspringende Gesangseinlagen und Massenszenen. Er erinnert in seiner Machart ein wenig an »La La Land«. Normalerweise mag ich eigentlich nicht, wenn die Darsteller plötzlich anfangen zu singen. Das erinnert mich zu sehr an einschlägige Disneyfilme. Hier passten die Einlagen einigermaßen und dominierten die Handlung nicht zu sehr. Wer die Musik von Elton John mag und schon immer mal mehr über die Karriere des Künstlers wissen wollte, dem kann ich den Film durchaus empfehlen. Ich warne aber, der Titelsong spukte mir als Ohrwurm mehrere Tage lang im Kopf herum.

Quelle: Amazon

Als »Dick & Doof« kennt man Stan Laurel und Oliver Hardy in Deutschland. Keine Ahnung wer ursprünglich auf diese Titel gekommen ist, aber eigentlich nannten sich die Slapstick-Komiker »Laurel und Hardy«. Das sie ihre eigenen Namen benutzten, hatte einen besonderen Grund, der in den Extras erklärt wird. Die Studios hatten die Rechte an den Namen der Charaktere, die ein Komiker spielte. Wenn der Vertrag auslief, oder der Komiker kündigte, durfte er den Namen nicht mehr verwenden. Damit Laurel und Hardy dies nicht passierte, benutzten sie ihre eigenen Namen, die konnte ihnen niemand streitig machen. Die filmische Biographie wiederum trägt den Titel »Stan & Ollie«.

Der Film beginnt auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Stan versucht Ollie klarzumachen, das sie für ihren Erfolg viel zu wenig verdienten. Sie sollten entweder mit dem Produzenten um mehr Geld verhandeln oder ihre eigenen Filme drehen. Ollie als der zurückhaltendere der beiden versucht jedem Streit aus dem Weg zu gehen, aber Stan legt sich mit dem Studio an. Das Ende vom Lied, er fliegt raus und wird für einen Film von einem anderen Schauspieler ersetzt. Sein Filmprojekt scheitert ebenfalls weil Ollie zögert.
16 Jahre später gehen die gealterten Stars in England nochmals gemeinsam auf eine Tournee. Zum einen, um etwas Geld zu verdienen, das ihre Frauen mit beiden Händen wieder ausgeben können und zum anderen um an einem Drehbuch zu einem Robin-Hood-Film zu arbeiten. Doch Ollies Gesundheit und eine Absage des Geldgebers, bringen sowohl Tournee als auch die Filmpläne ins Wanken. Dann bricht zwischen den beiden auch noch der alte Konflikt auf.

Gesundheit und Wohl von Schauspielern hatte damals weder in Hollywood noch außerhalb der Staaten einen besonders großen Stellenwert. Hat es vermutlich heute auch nicht, wenn man sieht, wie manche Schauspieler sich für ihre Rollen verbiegen müssen. Das schöne an dem Film ist die Chemie zwischen dem Komikerduo. Die beiden sind wie in einer Symbiose miteinander verbunden. Sie spielen ihre Gags auch im normalen Leben spielen. Lassen sich von den Gegebenheiten nicht aus der Ruhe bringen und ordnen alles dem Humor und dem Lachen der Menschen unter. Die Darsteller Steve Coogan und John C. Reilly füllen dabei ihre Rollen so perfekt aus, dass sie kaum vom Original zu unterscheiden sind. Allein diese großartig gespielte Freundschaft ist es wert, den Film gesehen zu haben.

Bei den Extras auf der BluRay findet sich der Original-Sketch mit dem Klaviertransport, auf den im Film Bezug genommen wird. Es ist unglaublich, das dies »olle Kammelle« tatsächlich noch funktioniert. Ich habe ein paar Mal herzhaft lachen müssen. Manches ist eben wirklich zeitlos.

Fasching ohne Kostüme?

Ein Kindergarten in Erfurt sorgte vor ein paar Wochen für Schlagzeilen. Zur Faschingsfeier durften die Kinder keine Kostüme anziehen. Begründung unteranderem: Die Kinder könnten sich untereinander in den Kostümen nicht erkennen und sich erschrecken bzw. verstört reagieren. Außerdem gehe es darum, zu vermeiden, dass sich Minderheiten und ethnische Gruppen diskriminiert fühlen könnten. Amerikanischer Ureinwohner zum Beispiel, wenn sich die Kinder als Indianer verkleiden.

Anfangs hielt ich das Ganze für einen April-Scherz. Fasching ohne Kostüme? Das ist kein Fasching mehr. Wir haben uns im Kindergarten und im Hort immer verkleidet. Es war das absolute Highlight des Jahres, obwohl meine Heimatstadt nie die große Faschingshochburg war. In meiner Schulzeit lagen die Faschingstage meist in den dreiwöchigen Winterferien. Ich erinnere mich noch, dass ich am Rosenmontag vor dem Fernseher geklebt und im Westfernsehen die Faschingsumzüge aus dem Rheinland und Hessen verfolgt habe. Besonders neidisch war ich auf die Bonbons und Süßigkeiten, die von den Faschingswagen heruntergeworfen wurden. Die hätte ich auch gern mal aufgefangen.

Die Begründung der KITA, dass die Kinder sich nicht untereinander erkennen würden, halte ich jedenfalls für völligen Blödsinn. Die tragen doch keine Horrormasken, wie bei den traditionellen Fasnet-Bräuchen im Schwarzwald oder der Schweiz. Jungs verkleiden sich als Superheld, Feuerwehrmann oder Indianer, die Mädchen vielleicht als Prinzessin. Die Gefahr, dass sie sich untereinander nicht erkennen, ist bei solchen Kostümen eher unwahrscheinlich. Über die Sache mit den ethnischen Minderheiten sage ich nur, man kann es auch übertreiben und denke ich mir meinen Teil.

Die einzige Begründung der Erzieherinnen, der ich zustimme, beruft sich darauf, dass Kinder von ihren Eltern gezwungen werden könnten, ein Kostüm anzuziehen, was sie nicht möchten und in dem sie sich dann unwohl fühlen. Da liegt nämlich das eigentliche Problem. Manche Eltern geben viel Geld für die Kostüme ihrer Sprösslinge aus, die diese vielleicht gar nicht anziehen möchten. Andere Eltern wiederum verfügen nicht über das Geld ihren Kindern Kostüme zu kaufen, sondern basteln diese selbst. Wegen denen diese Kinder von ihren Freunden aufgezogen werden könnten.

In diesem Zuge habe ich einen Vorschlag an die Erzieherinnen der KITA: Bastelt mit den Kindern zusammen die Faschings-Kostüme! Da habt ihr Einfluss auf die Wahl der Kinder und stellt sicher, dass sie tatsächlich das anziehen, was sie möchten. Außerdem lernen die Kinder noch etwas dabei und niemand wird diskriminiert!