Kaum gegrünt schon weggesäbelt

Heute Nachmittag haben wir Naturschutz betrieben. Es waren nämlich die Männer mit den Rasenmähern angetreten, um die Grünfläche vor unserer Terrasse zu mähen. Aber gerade dort blühen zur Zeit viele Blumen, die nicht nur Bienen sondern auch andere Insekten anlocken. Wir baten die Herren, doch einen Streifen um unsere Terrasse stehenzulassen, auf dem die Blumen besonders dicht wachsen. Sie haben sich dran gehalten. Aber wahrscheinlich nur, weil wir wie Gefängnisaufseher auf der Terrasse standen und zugesehen haben, bis sie fertig waren.

Mal ehrlich, seit nicht einmal drei Wochen ist es warm genug, damit das Gras wachsen kann. Und weil es sehr trocken war, ist es ohnehin nicht besonders hoch gewesen. Warum man das jetzt schon mähen muss, ist mir ein Rätsel. Die Pflanzen haben doch gerade erst angefangen zu wachsen und zu blühen. Als Tochter eines Imkers weiß ich, dass die Bienen gerade jetzt genügend Pollen eintragen müssen, um die Jungbienen großziehen, die dann den Honig sammeln können, wenn Raps, Linden oder Akazien blühen. Je weniger Futter sie also finden, desto weniger Bienen gibt es, die können wiederum weniger Honig eintragen und je weniger Honig es gibt, desto teurer ist er.

Früher mähte man eine Wiese nicht eher, bis alles verblüht war und die Samen ausgefallen sind. Aber heutzutage muss ja alles möglichst gleichmäßig grün aussehen. Bei so einem Rasen haben Insekten null Chancen. Und dann wundern sich alle, warum es immer weniger Insekten und immer weniger Vögel gibt. Den meisten Menschen ist das egal, weil die wenigsten wissen, welche Auswirkungen das auf unser Leben haben wird. Denen ist auch egal, das die Rasenfläche jetzt wie grün angemalte Erde aussieht. Da kann man den Rasen doch gleich weglassen und Kunstrasen verlegen, da spart man sich dann auch das Mähen.

Ich bin jedenfalls froh, das Bienen und Hummeln weiterhin vor unserer Terrasse herumfliegen und die Vergissmeinnicht ihre hellblauen Blüten in die Luft strecken können. Das Leben ist eintönig genug, man muss es nicht noch eintöniger machen. Wenn es mehr Leute gäbe, die auf so etwas achten würden, wäre es um unsere Zukunft auch nicht so düster bestellt. Wir haben jedenfalls heute unseren kleinen Beitrag geleistet.

Löcher im Mobilnetz

Dass wir im hochentwickelten Deutschland ein Problem mit dem Mobilfunknetz haben, sollte inzwischen wahrscheinlich jeder Besitzer eines Mobiltelefons mitbekommen haben. Bereits 2008 stellten wir in unserem Rumänienurlaub fest, egal in welcher abgelegenen Gegend wir unterwegs waren, wir hatten stets vollen Handyempfang.

Größere Löcher im Netz klaffen hier vor allem auf der Bahnstrecke zwischen München und Salzburg. Nach der Ausfahrt aus dem Münchner Ostbahnhof ist zunächst Schluss mit dem Empfang. Erst in Rosenheim zeigt das Handy wieder mehr als einen Balken an. Danach ist es aber bis Traunstein wieder vorbei. Mit LTE ist es komischerweise nicht ganz so schlimm. Aber auch in Waging sieht es mit den Handyempfang mau aus. In unserer Wohnung kann ich mit dem Handy weder telefonieren noch SMS verschicken. (Außer ich mache das Fenster auf und halte das Telefon raus.) Im Gegenzug kann ich auch keine SMS empfangen, was meine Kolleginnen ziemlich nervt, wenn sie mich morgens fragen wollen, ob sie mich mitnehmen sollen. Noch schlimmer ist es aber auf Arbeit. Sehe ich daheim zumindest noch einen mickrigen Balken auf dem Display, zeigt das Handy im Gewerbegebiet ausschließlich »Kein Netz« an. Vertreter, die unsere Firma zum ersten Mal besuchen und auf das Navi ihres Handys vertrauen, scheitern daran, uns zu finden.

Damit sich das ändert, hat jetzt unser neuer Bundesverkehrsminister eine »großartige« Initiative gestartet. Die Leute sollen sich melden, wenn sie ein Funkloch im Mobilfunknetz entdeckt haben. Dies wird dann in eine Karte eingetragen. Diese Karte wird dann den Mobilfunkanbietern gezeigt und es sollen gemeinsame Lösungen zum Netzausbau gefunden werden. Das heißt, es sollen Standorte für Mobilfunkmasten gefunden werden, welche die Löcher abdecken.

Das klingt, als wüssten die Mobilfunkanbieter nicht selbst, an welchen Stellen ihre Netzabdeckung schlecht ist. Jeder der möchte, kann sich auf den Internetseiten von Vodafone, O2 oder der Telekom über deren Netzabdeckung informieren. Vielleicht sind die Daten dort nicht vollkommen exakt, aber die Anbieter selbst haben sicher genauere Daten vorliegen. Wozu braucht man also die Mithilfe der Bevölkerung. Das ist doch Augenwischerei. Wahrscheinlich geht es einfach darum, welche Funklöcher die Leute stören und welche nicht. Letztere braucht man dann auch nicht abzudecken.

Doch selbst wenn die Karte erstellt sein sollte und die Standorte der zukünftigen Mobilfunkmasten feststehen, heißt das noch lange nicht, dass sie dort auch gebaut werden können. Wenn es so einfach wäre, hätten die Betreiber es vielleicht schon längst getan. Zum einen wird erstmal festgestellt werden müssen, wer den Ausbau bezahlen soll. Und dann finden sich bestimmt wieder genügend Bürgerinitiativen oder besorgte Bürger die den Bau der Handymasten zu verhindern wissen. Das sind dann solche Leute, die gegen schädliche Handystrahlung protestieren, gleichzeitig aber in der Küche mit ihren Reproduktionsorganen zehn Zentimeter vor einem 7 KW Mittelwellensender (Induktionsherd) stehen.

Wie immer wird es damit enden, dass wir uns durch unsere übertriebenen Vorschriften und Rechte mal wieder selbst im Weg stehen.

Ambivalenter Datenschutz

Es gibt einen neuen Aufreger in Sachen Datenschutz. Das Zauberwort heißt »eCall« und muss ab 31. März diesen Jahres von den Autoherstellern in alle neuen Modelle eingebaut werden. In vielen Autoklassen gibt es dieses System gegen Aufpreis schon länger.

An sich ist die Idee dahinter nicht verkehrt. Wenn ein Auto einen Unfall hat, verständigt das System automatisch die Rettungskräfte über die Notfallnummer 112. Aber wie immer gibt es da einen Haken. Für das System muss das Auto mit dem Internet verbunden sein. Außerdem kann eCall noch mehr, als nur einen Anruf tätigen. Es leitet relevante Daten weiter, wie Positionsdaten, wieviele Personen im Auto sitzen, wie schnell das Auto gefahren ist und ob der Fahrer angeschnallt war. Es kommt aber noch besser. Das System verfügt auch über ein Mikrophon, denn die Rettungsleitstelle setzt sich bei einem Unfall zunächst mit dem Fahrzeuginsassen in Verbindung und fragt was los ist. Diese Funktion könnte unter Umständen auch dazu genutzt werden, um Gespräche abzuhören.

Natürlich sagen alle, dass die Daten nur an die Rettungskräfte weitergeleitet würden und anschließend gelöscht werden. Aber das hat Facebook über die Daten seiner Nutzer auch gesagt. Wie sehr das stimmt, haben wir in dieser Woche ja gesehen. Die Gefahr, das die vom Auto gesammelten Daten für Versicherungen, und Geheimdienste genutzt werden, ist natürlich immer gegeben. Auf Grund der ständigen Positionsbestimmung wird das Auto zum gläsernen Auto und der Fahrer gleich mit. Es könnten Fahrerprofile angefertigt werden, wie aggressiv oder wie zahm ein Fahrer fährt. Danach könnten KFZ-Versicherungen ihre Prämien ausrichten. Oder es könnten Bewegungsdaten des Autos gesammelt und für Werbung, oder … was weiß ich … verwendet werden. Am beunruhigendsten finde ich aber den Gedanken, in meinem Auto ein Mikrophon zu haben, das meine Gespräche mithören kann. Die Geheimdienste lachen sich angesichts dieser Tatsache ins Fäustchen. Dann müssten sie keine Abhörmikrophone mehr heimlich in Autos installieren, sie würden einfach das eCall-System nutzen. Natürlich gilt das auch in der Gegenrichtung, weshalb der BND und der Verfassungsschutz laut Insiderinformationen jetzt darüber nachdenken die eCall Funktion aus ihren Autos zu entfernen.

Ich bin ja der Meinung, dass jeder Autofahrer selbst entscheiden sollte, ob er so ein System im Auto haben möchte oder nicht. Es von oben zu diktieren, nimmt uns wieder ein Stück Selbstbestimmung und tritt den Datenschutz mit Füßen.

Apropos Datenschutz! Wie ich letztens erfahren habe, darf mir mein Chef nicht mehr zum Geburtstag gratulieren. Außer ich sage ihm ausdrücklich, dass ich Geburtstag habe. Denn laut Datenschutz darf er nicht wissen, wann ich Geburtstag habe. Die Kollegen übrigens auch nicht, weshalb man keine Geburtstagskalender oder -listen mehr in Firmen aufhängen darf.

Meine Geburtsdaten sind vor meinen Kollegen geschützt. Intime Gespräche, die ich mit meinem Mann im Auto führe, nicht … Es lebe der Datenschutz!

Zweiklassenimpfung?

Seit mich zwei Wochen vor Weihnachten eine fiese Erkältung erwischt hat, bekomme ich die Erreger nicht mehr los. Inzwischen hatte ich von einem Grippalen Infekt, über eine Seitenstrangangina bis hin zu Bronchitis und Sinusitis alles, was man sich an Erkältungskrankheiten vorstellen kann. Der Grippeerreger, der mich Anfang Februar niederstreckte, richtete auch in meinem Umfeld größeren Schaden an. Erst traf es meinen Mann, dann die Kollegen und zum Schluss noch meine Eltern. Auf Arbeit war im Februar knapp die Hälfte der Kollegen krank. Bei meinem Mann im Großbetrieb fehlten 20 Prozent der Belegschaft. In Südostoberbayern grassierte der Grippeerreger besonders schlimm und das Interessante war, dass selbst Menschen mit Grippeschutzimpfung erkrankten. Die vergangenen Jahre hatte ich mich immer impfen lassen und war meistens ungeschoren davon gekommen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich gependelt bin. Pendler sollen ja wegen des ständigen Personenkontakts ein stabileres Immunsystem aufbauen.

Gestern erfuhr ich jedoch, warum es im Vergleich zu den vergangenen Jahren so viele Grippefälle gab. Es lag unteranderem an der Impfung. Es gibt zwei Arten von Impfstoffen einen Dreifach-Impfstoff und einen Vierfach-Impfstoff. Ersterer enthält Antigene von Grippeviren zweier A-Varianten und einer B-Variante. Der Vierfach-Impfstoff enthält zusätzlich noch eine weitere B-Variante. Und in diesem Jahr war es genau diese B-Variante, welche die Grippewelle verursacht hat.

Aus Kostengründen bekommen Kassenpatienten nur den Dreifach-Impfstoff. Privatpatienten verabreicht man dagegen den teuren Vierfach-Impfstoff. Bis jetzt hat sich das wohl gerechnet. In diesem Jahr hat die Volkswirtschaft durch die Grippewelle so große Verluste erlitten, dass nun darüber diskutiert wird, ob man nicht in Zukunft allen Impfwilligen die Vierfach-Impfung zugutekommen lassen soll.

Die Krankenkassen erwirtschaften so viele Überschüsse, da frage ich mich: wenn es die Möglichkeit gibt, mit einer Impfung mehr Virenstämme abzudecken, warum tut man es nicht? Warum eine Billigvariante? Und warum bekommen Privatpatienten automatisch den besseren Schutz?

Ich war 15 Jahre lang privatversichert. Ich habe hautnah miterlebt, dass es da draußen eine Zweiklassenmedizin gibt. Da kann Herr Spahn von der CDU reden, was er will. Es gibt genügend Ärzte, die das ähnlich sehen. Letztens beschwerte sich ein Arzt in einem Zeitungartikel darüber, warum Krankenkassen die medizinisch notwendige Sehhilfe nicht bezahlen, dafür aber die Kosten für Homöopathische Medikamente übernehmen, deren Wirkung wissenschaftlich nicht nachgewiesen sind.

Wenn es im Herbst wieder heißt: »Lassen Sie sich impfen!«, frage ich vorher nach, welchen Impfstoff man mir anbietet. Lieber zahle ich drauf, als dass ich mich nochmal so lange mit einer Grippe herumquäle.

Bahn ins Stromgeschäft

Auszug aus einer E-Mail

Da erreichte mich letztlich eine E-Mail von der Deutschen Bahn, die mich etwas in Erstaunen versetzte. Nein, es ging nicht um Fahrplanangebote, ein Gutschein war es leider auch nicht. Es war eine Werbemail, in der die Deutsche Bahn als Stromanbieter auftrat.

…? Richtig gehört, die Deutsche Bahn verkauft jetzt auch Strom, sogar einhundert Prozent Ökostrom. Und ich als BahnCard-Inhaberin sollte eine Preisgarantie bekommen, wenn ich noch in diesem Monat zu DB Strom 24 wechsle.

Ich wusste ja, das die Deutsche Bahn seit dem geplanten Börsengang an vielen weiteren Geschäften weltweit beteiligt ist, an Luftfracht und Schifffahrtsrouten. Aber, dass die jetzt auch Strom verkaufen, war mir neu.

Ganz ehrlich! Vielleicht sollte sich die liebe Deutsche Bahn mal auf ihr Kerngeschäft konzentrieren; Menschen und Fracht auf der Schiene möglichst schnell, ohne Verspätungen und Zugausfälle von A nach B zu befördern. Vielleicht auch mal darum, die Fahrpläne besser aufeinander abzustimmen und alle Städte gleich gut anzubinden und nicht nur die Großstädte. Damit wäre viel erreicht. Und auch mir wäre mehr geholfen, als mit einem günstigen Stromtarif.

Von der Lüge des freien Internets

Das Internet hat unser Leben in vielerlei Hinsicht vereinfacht, zumindest in der Vergangenheit. Doch ich stelle zunehmend fest, dass es mir inzwischen auch einiges massiv erschwert. Und dabei rede ich noch nichtmal von dem Zwang, alle paar Tage ein Update für Dieses oder Jenes zu machen. Nein, es sind ganz einfache Dinge, die früher leichter zu handhaben waren, als das Internet noch nicht diese Bedeutung hatte und wo man nicht ständig online sein konnte.

Das Installieren von gekaufter Software zum Beispiel. Früher ging man in einen Laden und kaufte eine CD mit der Software, installierte sie auf dem heimischen Computer und gab dann die Registriernummer (Product key) ein, die auf die Verpackung gedruckt war. Fertig! Heute kauft man eine Software, bekommt statt einer CD einen Karton mit einer kleinen Karte auf der der Product key aufgedruckt ist. Dann muss man sich im Internet bei dem Software-Anbieter registrieren, dazu jede Menge persönliche Angaben machen, aber mindestens eine E-Mail-Adresse oder Telefonnummer hinterlassen und am Ende noch den Product key eingeben. Und das alles nur, um überhaupt die Software auf den eigenen Rechner herunterladen zu können. Der Download von 7,65 GByte (!) Programmcode, der im Browser nicht Download sondern Installation heißt, kann Stunden dauern kann, wenn man keine VDSL-Verbindung hat. Erst danach darf dann die Software auch tatsächlich auf dem eigenen Computer installiert werden.

Wenn man Pech hat, ist die neue Software-Version so verschlimmbessert worden, dass man sie nicht mehr für die eigenen Zwecke benutzen kann. (In meinem Fall das Office 2016, das gegenüber dem Office 2011 für mich unbrauchbar ist.) Zu guter Letzt stellt man noch mit Entsetzen fest, dass alle Dateien, die man mit dem Programm erstellt, automatisch in der OneDrive-Cloud landen, die man automatisch eingerichtet hat, als man sich zwecks Installation anmelden musste. Ja, geht’s eigentlich noch?

Irgendwann in naher Zukunft, wird man nicht mehr offline an einem Computer arbeiten können, weil alles nur noch funktioniert, wenn man irgendwo eingeloggt ist und überwacht werden kann. Reicht es nicht, uns beim Surfen auszuspionieren und unser Kaufverhalten beim jedem Klick zu analysieren, um uns dazu zu bringen noch mehr zu kaufen? Nein, jetzt wird man auch schon genötigt, sich irgendwo anzumelden, wenn man etwas benutzen will, dass man bereits gekauft hat. Und dann wird einem das auch noch als Fortschritt und supertoll verkauft.

Das was die Firmen mit uns Usern machen, ist schlimmer als jeder Geheimdienst der Welt. Das Internet, das einst für Freiheit und Kreativität stand, verwandelt sich immer mehr in ein gigantisches Netz aus Abhängigkeiten. Frei sind wir hier schon lange nicht mehr, sondern nur noch Mündel der großen und kleinen Online-Konzerne, die uns ihre Version von Freiheit aufdrücken wollen.

Irgendwann kriegen sie jeden, da muss man nicht mal mehr bei Facebook, Google oder Twitter sein. Jetzt reicht es schon eine gekaufte Software zu installieren.

Nein Danke, Microsoft! Da suche ich mir eine bessere Alternative. Eine, bei der ich auch offline arbeiten kann und bei der nicht alles, was ich tue, heimlich in irgendeiner »Wolke« landet. Schade nur um das rausgeschmissene Geld.

Kopflos?

135 Tage sind seit der Bundestagswahl vergangen und wir haben immer noch keine Regierung. Inzwischen hat sich die Welt weitergedreht, das Leben geht unbeeindruckt weiter, die Wirtschaft boomt und die weltweiten Konflikte ebenfalls. Also alles wie immer.

Angesichts dieser Situation könnte man auf den Gedanken kommen, dass wir eigentlich keine Regierung bräuchten. Im Gegenteil, so lange sich die da »oben« nicht geeinigt haben, bleibt das Volk vor unsinnigen Gesetzen und Restriktionen verschont. Ein Zustand an den man sich gewöhnen könnte. Ich weiß, selbstverständlich regiert die bisherige Regierung kommissarisch weiter, aber dennoch beginne ich mich zu fragen:

Wieviel Regierung brauchen wir eigentlich? Würden nicht ein paar Minister inklusive Staatssekretäre reichen, die Deutschland in der Welt vertreten und die inneren Angelegenheiten koordinieren?

Da sich der Bundestag in den letzten Jahrzehnten oft genug wie ein Kindergarten gebärdet hat, sollte man ihn durch eine andere Form von Parlament ersetzen. In der sitzen dann richtige Volksvertreter, die nicht von Beruf Politiker sind, sondern Menschen mit einem normalen Job und gewählt von den Menschen aus ihrer Region. Viermal im Jahr kämen diese Leute zusammen, um Gesetze zu verabschieden und Gesetzesvorschläge zu diskutieren, ehrenamtlich (mit Spesenvergütung versteht sich). Damit keiner Geld einsackt und sich dann auf seiner Position ausruhen kann. Und nur wer sich in der Legislaturperiode einbringt, darf wiedergewählt werden. Was könnte Deutschland für Geld sparen, wenn man die Regierung verschlanken würde … weniger Abgeordnete, weniger Sekretäre, weniger Dienstwägen, weniger Glaspaläste. Wenn man sich mal klar macht, welcher Rattenschwanz an jedem einzelnen Abgeordneten hängt … weniger wäre hier eindeutig mehr. Natürlich bedeutet das auch weniger Jobs, aber bei den Beschäftigten der großen Unternehmen sorgt sich auch keiner drum, wenn die mal schnell ein paar tausend Leute auf die Straße setzen.

Seit 135 Tagen sind wir nun »Kopflos«. Das fühlt sich für mich nicht unbedingt beunruhigend an. Wahrscheinlich dauert es noch bis Ostern, bis die Bundesrepublik Deutschland eine neue Regierung vorzeigen kann. Der einzige beklagenswerte Punkt daran ist, wie sehr wir »perfekten« Deutschen uns damit vor der Welt blamieren.

Die Braunsche Scherung

Es ist wie mit den Tintenstrahldruckern, der Drucker kostet ein paar Euro in der Anschaffung, die Tinte zum Drucken ein kleines Vermögen.

Ich mag keine Bärte … schon gar nicht bei meinem Mann. Der konnte sich in den letzten Tagen nicht rasieren, weil der Scherkopf seines Braun-Rasierer am Wochenende kaputt gegangen ist. Im Sieb klafften nach der Rasur kleine Löcher. Damit hat der Scherkopf nicht mal ein Jahr gehalten, dafür aber 32 Euro gekostet. Der vorherige Scherkopf hielt immerhin ein komplettes Jahr und kostete nur 29 Euro. Als mein Mann nun einen neuen kaufen wollte, traf ihn fast der Schlag. Inzwischen kostet das Ding stolze 50 Euro, im Mediamarkt als Sonderangebot immerhin nur 43 Euro. Dabei wird auch noch ein Unterschied gemacht, ob man das Teil in silber oder schwarz bestellt. In schwarz ist es etwas billiger.

Ich finde es ist Verschwendung, den ganzen Scherkopf zu tauschen, nur weil das Sieb kaputt ist. Früher waren das zwei verschieden Teile, und die waren nicht annähernd so teuer. Es scheint, als würde das Zubehör immer teurer, je älter das Gerät wird. Wahrscheinlich will man damit bewirken, das Mann sich einen neuen Rasierer kauft. Aber die Scherköpfe der neuen Rasierer sind noch teuerer, womit sichergestellt ist, das Braun auch weiterhin am Kunden verdient. Verstehen würde ich es, wenn die Rasierer selbst nicht so exorbitant viel kosten würden.

Interessant ist, das die Teile auch nicht überall vorrätig sind. Auch beim Mediamarkt konnte man es nur bestellen und sie konnten nicht mal genau sagen, wann es kommt. Weswegen mein Mann nun doch noch einen bei Amazon bestellt hat. Er will ja nicht, dass ich unter seinem Bartwuchs leide.

Zwölf Euro für zwei Minuten

Die Ticketpreise der Deutschen Bahn wurden in den vergangenen Jahren immer undurchschaubarer. Die Buchung eines Tickets am Automaten oder im Internet setzt inzwischen einiges an Wissen über die Örtlichkeiten an den Bahnhöfen voraus. Am besten man hat auch die Fahrpläne aller Unterwegsbahnhöfe im Kopf, damit man sich die gewünschte Verbindung zusammenbasteln kann.

Aktuell durften wir das auf der Fahrt nach Thüringen erleben. Die Umsteigezeit in München war mehr als knapp bemessen. Mit uns stieg ein älteres Ehepaar um, deren Kinder die Fahrkarte gekauft hatten. Ohne zu wissen, dass in München der Weg von Gleis 7 auf Gleis 18 mehr als ein Kilometer betragen kann. Je nachdem in welchem Wagon man sich befindet und wo man hin muss. Selbst wir schafften die Strecke in 8 Minuten nur im Dauerlauf. Ich war danach erstmal fix und fertig. Mir ist unverständlich, wie das Ticket-System so eine Verbindung überhaupt anzeigen kann. Denke aber, es liegt daran, dass seit gut einem Jahr in München keine Gleisangaben mehr auf den Tickets angezeigt werden und das System davon ausgeht, beide Züge kommen in der Halle an. Das ist aber in manchen Fällen nicht so.

Was mich aber noch mehr auf die Palme bringt: es ist unheimlich schwierig geworden, eine Fahrkarte von und nach Saalfeld zu buchen und zwar eine, die nicht über Erfurt führt. Die Anbindung von Saalfeld an die neue ICE-Trasse ist ziemlich bescheiden gemacht. Wenn man das Häkchen bei »Schnelle Verbindungen bevorzugen« setzt, bekommt man fast nur Verbindungen über Erfurt angezeigt. Man soll also erst 50 Kilometer in Richtung Norden mit einer privaten Regionalbahn nach Erfurt fahren, um dann mit der neuen »Vogelfluglinie« nach Nürnberg zu kommen. Obwohl man sich einfach in den Regionalexpress setzen könnte, um nach Bamberg zu fahren und dort einzusteigen. Leider sind RE und ICE nicht aufeinander abgestimmt, so dass man in Bamberg lange warten muss, bis ein ICE kommt.

Der Umweg über Erfurt wäre zu verschmerzen, wenn die Fahrkarte nicht so viel mehr kosten würde. Im unten stehenden Beispiel sind es ganze 12 Euro. Man beachte die Fahrzeit von zwei Minuten Unterschied. Die zwei Minuten, die man über Erfurt schneller ist, kosten stolze 12 Euro (mit BahnCard 50 wohlgemerkt). Wow!

Na ja, irgendwie muss die DB die 11 Milliarden Euro, die das Projekt gekostet hat, schließlich wieder reinbekommen.

Der letzte Zug

Der Zug ist abgefahren … im wahrsten Sinn des Wortes. Für die Region Ostthüringen wird es ab morgen düster aussehen, denn sie wurde vom Fernbahnnetz der Deutschen Bahn abgekoppelt – zugunsten der Landeshauptstadt Erfurt und dem Ego einiger Politiker. Sie sonnen sich nun im Glanz eines Milliardenprojekts, bei dem die Umwelt und viele Menschen in Thüringen zu den Verlieren gehören.

In einer schönen Chronik hat Werner Drescher die Geschichte der Saalebahn zwischen Jena und Saalfeld aufgezeichnet (die OTZ berichtet). Diese Chronik reicht 117 Jahre in die Vergangenheit. So lange fahren nämlich schon Züge von Berlin nach München durch das Saaletal. In den dreißiger Jahren sogar mit einer rekordverdächtigen Durchschnittsgeschwindigkeit von 95 km/h. Ab 1941 sogar zweigleisig und elektrifiziert. Bis die Sowjetunion nach dem zweiten Weltkrieg das zweite Gleis und die Elektrifizierung als Reparationsleistungen wieder abbauen ließ. Die DDR hatte in 40 Jahren nicht die Möglichkeiten die Lücke zwischen Camburg und Probstzella wieder zu schließen und so rollten sowohl die Interzonenzüge mit westdeutschen Reisenden, als auch die Regionalzüge der Deutschen Reichsbahn mittels Dieselloks durch die Gegend. Bis nach der Wende die Strecke bis 1995 ausgebaut und elektrifiziert wurde und die ersten Inter-Regios zwischen Leipzig und München hier entlangfuhren.

Bereits zu diesem Zeitpunkt war die Hochgeschwindigkeitsstrecke durch den Thüringer Wald und nach Erfurt beschlossene Sache und die Bahn versprach den Städten entlang der Saalebahn, dass sie eine Verbindung ans Fernstreckenetz behalten würden. Im Jahr 2000 fuhren dann die ersten Intercitys auf der Strecke zwischen Jena und Saalfeld nach München. Die Bahnhöfe wurden extra mit viel Geld dazu ausgebaut. Die Haltestelle Jena-Paradies bekam nach jahrelangem Provisorium endlich einen echten Bahnsteig und keinen Bretterbehelf mehr. Ab 2006 fuhren sogar ICEs mit Neigetechnik. Die Fahrzeit verkürzte sich auf zwei Stunden und fünfzig Minuten von Saalfeld nach München. Doch schon da wurden Stimmen laut, dass ab 2018 keine Fernzüge mehr auf dieser Strecken fahren, sondern diese über Erfurt und die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke geleitet würden. Die Politiker in den Städten und Landkreisen interessierte das nicht, weil bis dahin ihre Legislaturperioden längst vorbei wäre. Sie schoben den Schwarzen Peter ihren Nachfolgern zu.

Ab 2011 wurde die Verbindung zwischen München und Saalfeld wieder schlechter. Die ICEs, die in Saalfeld hielten und die sonst über die Schnellstrecke Ingolstadt fuhren, fahren nun über Augsburg. Das bedeutete für mich entweder in Nürnberg umsteigen oder eine fünfzig Minuten längere Fahrzeit in Kauf zu nehmen. Noch schlimmer war es 2016 als die Strecke für ganze neun Monate voll gesperrt wurde und man nur mittels Schienenersatzverkehr in Bussen vorankam. Es schien als wollte die Deutsche Bahn das sich die Anwohner und Fahrgäste schon mal an die Zuglose Zeit gewöhnen sollen.

Nicht nur die Städte in Thüringen leiden, auch Lichtenfels in Bayern ist vom Ausschluss betroffen. Hier treffen sich Strecken aus ganz Oberfranken. Leidtragende sind auch die Menschen in beiden Ländern, die direkt an der neuen Strecke wohnen, welche den Thüringer Wald wie ein Messer durchschneidet. Auch sie haben den versprochenen Bahnhof bei Ilmenau nicht bekommen. Sondern müssen jahrelangen Baulärm und nun das Rauschen der ICEs ertragen, die durch das 11 Milliarden teuere Tunnel- und Brückensystem rollen. Nur 20 Prozent der Summe hätte der Ausbau der Saalebahn gekostet und es wären mehr Menschen bei weniger Umweltzerstörung angeschlossen worden. Es ist kaum vorstellbar, wie man ein solches Projekt durchsetzen konnte, das nur Wenigen nutzt, dafür aber Vielen schadet. Da war der Politik das Wohl Weniger wieder mal wichtiger als das Wohl Vieler.

Heute Abend nun fährt der letzte Zug. Die Stadt Saalfeld und ihre Einwohner haben sich dazu entschlossen mit einer Veranstaltung am Bahnhof gegen die Entscheidung der Deutschen Bahn zu protestieren. Es ist ein spätes Aufbäumen einer Region, die schon viel früher etwas hätte unternehmen müssen.