Zweiklassenimpfung?

Seit mich zwei Wochen vor Weihnachten eine fiese Erkältung erwischt hat, bekomme ich die Erreger nicht mehr los. Inzwischen hatte ich von einem Grippalen Infekt, über eine Seitenstrangangina bis hin zu Bronchitis und Sinusitis alles, was man sich an Erkältungskrankheiten vorstellen kann. Der Grippeerreger, der mich Anfang Februar niederstreckte, richtete auch in meinem Umfeld größeren Schaden an. Erst traf es meinen Mann, dann die Kollegen und zum Schluss noch meine Eltern. Auf Arbeit war im Februar knapp die Hälfte der Kollegen krank. Bei meinem Mann im Großbetrieb fehlten 20 Prozent der Belegschaft. In Südostoberbayern grassierte der Grippeerreger besonders schlimm und das Interessante war, dass selbst Menschen mit Grippeschutzimpfung erkrankten. Die vergangenen Jahre hatte ich mich immer impfen lassen und war meistens ungeschoren davon gekommen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich gependelt bin. Pendler sollen ja wegen des ständigen Personenkontakts ein stabileres Immunsystem aufbauen.

Gestern erfuhr ich jedoch, warum es im Vergleich zu den vergangenen Jahren so viele Grippefälle gab. Es lag unteranderem an der Impfung. Es gibt zwei Arten von Impfstoffen einen Dreifach-Impfstoff und einen Vierfach-Impfstoff. Ersterer enthält Antigene von Grippeviren zweier A-Varianten und einer B-Variante. Der Vierfach-Impfstoff enthält zusätzlich noch eine weitere B-Variante. Und in diesem Jahr war es genau diese B-Variante, welche die Grippewelle verursacht hat.

Aus Kostengründen bekommen Kassenpatienten nur den Dreifach-Impfstoff. Privatpatienten verabreicht man dagegen den teuren Vierfach-Impfstoff. Bis jetzt hat sich das wohl gerechnet. In diesem Jahr hat die Volkswirtschaft durch die Grippewelle so große Verluste erlitten, dass nun darüber diskutiert wird, ob man nicht in Zukunft allen Impfwilligen die Vierfach-Impfung zugutekommen lassen soll.

Die Krankenkassen erwirtschaften so viele Überschüsse, da frage ich mich: wenn es die Möglichkeit gibt, mit einer Impfung mehr Virenstämme abzudecken, warum tut man es nicht? Warum eine Billigvariante? Und warum bekommen Privatpatienten automatisch den besseren Schutz?

Ich war 15 Jahre lang privatversichert. Ich habe hautnah miterlebt, dass es da draußen eine Zweiklassenmedizin gibt. Da kann Herr Spahn von der CDU reden, was er will. Es gibt genügend Ärzte, die das ähnlich sehen. Letztens beschwerte sich ein Arzt in einem Zeitungartikel darüber, warum Krankenkassen die medizinisch notwendige Sehhilfe nicht bezahlen, dafür aber die Kosten für Homöopathische Medikamente übernehmen, deren Wirkung wissenschaftlich nicht nachgewiesen sind.

Wenn es im Herbst wieder heißt: »Lassen Sie sich impfen!«, frage ich vorher nach, welchen Impfstoff man mir anbietet. Lieber zahle ich drauf, als dass ich mich nochmal so lange mit einer Grippe herumquäle.

Eine frostige Angelegenheit

Schneegestöber über dem Messesee

Nein, geschwitzt habe ich heuer auf der Buchmesse nicht. Im Vergleich zum vergangenen Jahr war es geradezu frostig. Das lag vor allem an den Temperaturen vor den Messehallen und dem dichten Schneefall. Aber beginnen wir von vorn …

Als ich Freitagmorgen den Zug bestieg, war es bewölkt aber nicht kalt. Und weil ich wusste, wie heiß es auf der Buchmesse sein kann, zog ich mir auch keine warmen Sachen an. Ich überlegte sogar, die Halbschuhe aus dem Schrank zu holen, aber mein Mann erinnerte mich daran, dass fürs Wochenende Kälte angekündigt war, also zog ich Stiefel an. Ab München strahlte dann die Sonne zum Zugfenster herein, so dass ich die Jalousie schließen musste, weil ich auf dem Display meines iPads nichts mehr erkennen konnte. Der Zug war gut gefüllt. Viele wollten ebenfalls nach Leipzig und vertieften sich schon mal in ihre Literatur oder ihre Laptops, nur der Prosecco trinkende Hausfrauenclub zwei Reihen vor mir hielt sich nicht an die Regeln im Ruhebereich und musste ein paar Mal von Mitreisenden ermahnt werden, nicht allzu laut und lustig zu sein.

Kurz vor Leipzig – beim Blick aus dem Fenster, wollte ich es gar nicht glauben. Dichtes Schneegestöber trieb über die Felder, auf denen der Schnee zunehmend weiße Flecken hinterließ.

Pünktlich um zwölf Uhr mittags stieg ich am Hauptbahnhof aus dem Zug und rein in Kälte, dichten Schneefall und Matsch. Der Bahnsteig außerhalb der Halle war nur bedingt geräumt, es war glatt. Auf dem Weg zur S-Bahn und beim anschließenden Warten auf die selbige glaubte ich fast zu erfrieren. Einen so kalten Empfang hatte ich nicht erwartet. Vom S-Bahnhof zum Messegelände nahm ich in all den Jahren zum ersten Mal den Bus. Normalerweise laufe ich die 500 Meter gern.

Glücklicherweise, gab es keine Schlangen an den Personenkontrollen vor der Halle. Ich hätte mich nicht gern bei Schnee und Kälte dort angestellt. In der Halle schüttelte ich mir die Schneeflocken von der Jacke, bevor ich mich durch das Drehkreuz am Einlass zwängte.

Trotz des schlechten Wetters war es erstaunlich voll, aber lange nicht so brechend wie im letzten Jahr, als ich die Messe am Samstag besucht hatte. Das transparente Hallendach schimmerte milchig weiß, von der kondensierten Feuchtigkeit und dem Schnee, außerdem es war recht kühl. Ich bemitleidete die Manga-Girls in ihren kurzen Kostümchen und flüchtete mich in Halle 1 zum Stand von CrossCult. Der war heuer klein und sehr spärlich bestückt. Nein, sagte die junge Frau, den zweiten PERRY RHODAN-Sammelband gäbe es zwar schon, aber den hätten sie nicht dabei. Nur Mangas, weil die in den letzten Jahren besser gekauft worden waren als der Rest der Publikationen. Worauf der Verlag entschieden hat, nur noch diese mitzunehmen. Kann man verstehen. Es ärgerte mich aber doch, weil ich den Comic eigentlich von Kai Hirdt am Perry-Stand signieren lassen wollte.

Ein kurzer Streifzug durch Halle 1 und 3 brachte mich zurück in die Haupthalle. Die Geräuschkulisse in der großen Halle während der Buchmesse ist unbeschreiblich. Es erinnert entfernt an einen Bienenstock, hat aber auch etwas von Meeresbrandung. In Halle 2 traf ich am Perry-Stand erst einmal jemanden vom Mannheimer Stammtisch und begrüßte Exposéautor Christian Montillon, der fleißig Autogramme gab. Anschließend bewunderte ich die Auslagen der Verlage für phantastische Literatur und sprach mit Jürgen Eglseer von Amrun-Verlag. Dass es in Traunstein einen Verlag für Phantastische Literatur gibt, habe ich erst vor kurzem herausgefunden.

Anschließend hatte ich einen Termin mit Matthias Teut, dem Autor von Erellgorh, den ich beim letzten Seminar in Wolfenbüttel kennengelernt hatte. Der Stand von ihm und seinem Partner war umlagert von Fans und der Buchverkauf lief höchst erfreulich für die beiden Autoren.

Dazwischen stärkte ich mich an einem der vielen Essensstände in der Nähe und wagte mich sogar für einen Toilettenbesuch wieder hinaus in die Kälte. (Drinnen waren die Schlangen vor den WC’s so lang, dass ich wahrscheinlich Stunden dort verbracht hätte.)

Autorendiskussionen mit Kai Mayer und Andreas Eschbach

Zurück am Perry-Stand saß inzwischen Madeleine Puljic für Unterschriften bereit. Wir alberten ein wenig mit Kai Hirdt und Christian Montillon herum. Fans kamen vorbei und ließen sich von Madlen Bihr aus der PR-Redaktion informieren, während mehrere Autoren und Zeichner am Tisch saßen und diskutierten. Unteranderem kamen Kai Mayer und Andreas Eschbach vorbei. Letzterer hatte kurz zuvor an einer Sendung von 3sat teilgenommen. Die man sich übrigens in der 3sat-Mediathek ansehen kann.

Ewas später besuchte ich in Halle 5 noch den Stand vom Unsichtbar-Verlag und schwatzte ein wenig mit Dirk Bernemann übers Bloggen, Schreiben und Punk. Bevor mich mein letzter Termin an diesem Messetag zurück an den Perry-Stand brachte. Mit Klaus N. Frick redete ich über diverse Projekte für die SOL und die PRFZ.

Als ich um 18 Uhr zum Ausgang ging, ertönte der Gong zum Ende des Messetages. Durch Zentimeter dicken Schnee stapfte ich zu Fuß zur S-Bahn, stand mit hunderten frierenden Leuten am Bahnsteig in der Kälte und war froh, als ich am Bahnhof in Halle in den warmen Zug nach Hause steigen durfte.

Es war frostiger Tag, aber nur vom Wetter her. Bei den Gesprächen zwischen Autoren, Lesern und Verlegern herrschte Wärme und Verbundenheit vor. Man spürte wie alle ihre Energie einem Medium widmen, das in letzter Zeit oft totgesagt wurde, was uns aber, so glaube ich, auch die nächsten 50-100 Jahre erhalten bleiben wird – dem Buch.

Gefangen im Kreell

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 169 – »Dunkle Welt Modul« von Rainer Schorm

Als Perry Rhodan nach einer gefährlichen Reise mit der FERNAO endlich Modul erreicht, stellt sich die Situation noch katastrophaler dar, als gedacht. Der Planet ist vollkommen mit Kreell bedeckt, jener Substanz, die durch einen Riss aus der Dimension der Crea in unser Universum herüber diffundiert. Wie gefährlich das Zeug ist, bemerken die Menschen sofort. Es zerstört jegliches Gewebe und saugt nicht nur Energie von Schiff und Ausrüstung ab, sondern auch von den Mutanten. 
Das Treffen mit Faktor III und VII verläuft positiv auch die Ankunft der Paddlerplattform mit der MAGELLAN erfolgt problemlos. Die beiden MdI sind freundlich und den Vorurteilen der Menschen aufgeschlossen. Bei einem Rundgang auf der Oberfläche entdecken Rhodan und das Leyden-Team in Kreell eingeschlossene Körper, unteranderem eine Bestie und den ehemaligen Faktor V. Mit Hilfe von John Marshall und Tani Hanafe gelingt es die Aufzeichnungen von Faktor V aus dem Kreell zu bergen. Da kann sich die Bestie befreien und greift Menschen und Faktoren an. Nur mit Hilfe von Icho Tolot und Monade kann die Bestie besiegt werden. Die gewonnen Informationen zeigen Baar Lun dem letzten Modul, dass sein Volk nicht von den Meistern vernichtet wurde, sondern durch einen Versuch den Riss zu stabilisieren. Während Tolot einen Zugang zur fremden Dimension öffnet, um mit den Crea zu kommunizieren, enttarnt sich das Schiff von Atlan und Mirona. Die MAGELLAN nimmt Kontakt zu ihnen auf, da bricht etwas durch den Riss.

Rainer Schorm schuf mit »Dunkle Welt Modul« einen soliden Roman, der die losen Fäden der Staffel gut zusammenführt. Er ist leider nicht so herausragend wie sein letzter NEO, dafür verläuft die Handlung zu geradlinig. Mich störte unteranderem die Leichtsinnigkeit der Menschen. Sie erkennen die Gefahren (z. B. die Bestie) bringen sich aber nicht in Sicherheit, sondern spazieren weiter über die Oberfläche.

Mit dem Auftreten von Faktor III und VII versuchen die Expokraten eine andere Sicht auf die Faktoren zu zeigen. Es gibt eben nicht nur gut und böse oder schwarz und weiß, sondern auch Nuancen dazwischen. Das hat mich nicht ganz überzeugt, mir wäre lieber gewesen, die Faktoren wären zwiespältiger oder undurchschaubarer geblieben.

Persönlich hat mich die Erläuterung zu den grünen Sonnen gefreut. Rainer Schorm liefert eine Erklärung, die ich ihm unter Umständen abkaufe. Er hat sogar eine passende Spektralklasse herausgesucht. Sehr schön!

Schwächen zeigte dafür das Lektrorat. Vor allem in der ersten Hälfte des Romans, sind dem Verantwortlichen ein paar Patzer durchgerutscht. Eine dünne Membran hat es an sich, dass sie extrem dünn ist.

»Dunkle Welt Modul« treibt die Handlung der MIRONA-Staffel ihrem Finale zu und beantwortet einen Teil der Fragen. Rhodan erfährt von den Vorkommnissen auf dem Mond und beschließt die Rückkehr in die Milchstraße. Damit bereitet Rainer Schorm die kommende Blues-Staffel vor. Zuvor bin ich aber auf das Finale aus der Feder von Rüdiger Schäfer gespannt.

R.I.P. Stephen Hawking

Eines der größten Genies des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts vertstarb heute, ausgerechnet am Geburtstag von Albert Einstein. Was für eine Fügung.

Das Schicksal von Stephen Hawking ist so ungewöhnlich wie der Mensch selbst. Ich habe die Biografien gesehen, die verfilmt wurden und ich habe seine Bücher gelesen. Wobei ich nur einen Bruchteil von dem verstanden habe, womit er sich beschäftigt hat.

Mit ihm ist ein ganz Großer gegangen. Ein Mann, der uns gezeigt hat, zu welchen geistigen Leistungen der Mensch fähig ist. Ich hoffe, ihm wurde im Tod seine letzten Fragen beantwortet.

Wir sollten die Worte seiner letzten Grußbotschaft ernst nehmen.

Unser »neues« Raumschiff

Die neue USS Thor.

Vor gut sieben Monaten kauften wir einen Toyota Yaris, bevor unser Diesel Corsa gar nichts mehr wert war. Er sollte wie der Corsa einen Sternenflotten-Look bekommen. Doch das war schwieriger, als gedacht, weil wir jetzt ein blaues Auto haben und kein weißes mehr.

Aufkleber auf dunklen Untergründen müssen anders aufgebaut werden, damit die Farbe auch gut herauskommt. Das war mit den Dateien, die ich für unseren Corsa gemacht hatte, nicht möglich. Was ich brauchte, war eine Vektorgrafik. Ich habe zwar die entsprechende Software, was mir schlicht fehlte, war die Zeit.

Hinzu kam, dass mein Mann inzwischen überlegte, den Toyota wieder zu verkaufen, weil ihm neben dem üppigen Verbrauch (gegenüber dem Corsa) noch weitere Kleinigkeiten missfallen. Da sich das Angebot, das uns der Opelhändler machte, aber nicht rechnete, beschlossen wir den Yaris jetzt doch zu behalten.

Nächsten Monat hat mein Mann Geburtstag und er wünschte sich von mir, dass ich die Vorlagen für die Aufkleber machte. Das habe ich am Montag endlich getan, und auch gleich einen Termin mit der Folierungsfirma vereinbart. Jetzt kann mein Mann zu seinem Geburtstag sein Auto bekleben lassen. Damit die Angestellten auch wissen, wo sie die Folie aufbringen sollen, habe ich gestern gleich noch eine Fotokollage gemacht. Schauen wir mal, ob es in echt dann auch so gut aussieht, wie auf dem Foto.

Werbung fürs Handwerk

Azubi gesucht!

Nachdem ich ja seit gut einem Jahr in einem Handwerksbetrieb arbeite, möchte ich an dieser Stelle mal Werbung für die Branche machen. Es ist nämlich inzwischen ziemlich schwierig Auszubildende zu finden.

Ich weiß nicht, woran es liegt. Ich kann mir nur denken, dass aktuell viel mehr Schüler Abitur machen und dann doch lieber studieren gehen, als einen Beruf zu erlernen. Dabei ist das Handwerk (besonders alles was mit Bau zu tun hat) momentan der sicherste Arbeitsplatz, den man sich vorstellen kann. Hier werden immer Leute gebraucht, besonders Elektriker oder Anlagenmechaniker. Und Luft nach oben zur Qualifizierung ist auch gegeben, wem der Ausbildungsberuf allein nicht reicht.

Jedenfalls muss man sich als Unternehmen schon ganz schön ins Zeug legen, um auf sich aufmerksam zu machen, damit man genügend Auszubildende bekommt. Deshalb hat mein Chef extra ein Plakat mit dem Konterfei eines unserer Azubis anfertigen lassen, das jetzt zwei Wochen lang vorm Edeka hängt. Drücken wir mal die Daumen, das es seinen Zweck erfüllt.

Ärger auf dem Mond

Quelle: Amazon

Für einen Autor ist es schwer einen Weltbestseller zu wiederholen. Andy Weir geht es da nicht anders. Mit Der Marsianer hat er die Messlatte so hoch gelegt, dass es eigentlich unmöglich ist, dessen Erfolg zu überbieten. Das er es dennoch versucht, und dass er sich dabei gar nicht so schlecht schlägt, ist ihm hoch anzurechnen.

Bereits beim Blick auf den Klappentext ahnte ich, dass Artemis kein zweiter Marsianer werden würde. Es fehlte der Geschichte das Ausweglose, die Einsamkeit eines Mark Watney und dessen ungebrochener Überlebenswille, die den Roman so spannend und so erfolgreich gemacht haben.

In Artemis steht die junge Jazz Bashara im Mittelpunkt, die seit ihrem sechsten Lebensjahr in der ersten Stadt auf dem Mond lebt. Sie schlägt sich in Artemis als Schmugglerin durch, unteranderem weil sie sich als Teenager den Weg in ein normales Leben verbaut hat. Wobei die junge Dame über so viel Grips und Geschick verfügt, um als Ingenieurin ihr Geld zu verdienen, was sie aber anscheinend nicht will. Als sie bei einem ihrer Aufträge in ein Verbrechen verwickelt wird und die Aufmerksamkeit eines Syndikats auf sich zieht, ist sie die einzige, die Artemis vor der Übernahme durch die brasilianische Mafia bewahren kann.

Andy Weir ist da gut, wo er schon beim Marsianer gepunktet hat, in der Darstellung komplexer technischer Vorgänge und der Beschreibung der Lebensumstände auf dem Mond. Artemis, die heimliche Protagonistin des Romans, ist mit ihren Eigenheiten gut beschrieben. Das ist Hard-SF bester Güte. Weniger gut finde ich dagegen die Charaktere. Wie schon in seinem Vorgängerroman bleiben sie eher blass, man bekommt kaum eine Vorstellung davon, wie sie aussehen. Selbst die Heldin Jazz Bashara, die Gesetze und Vorschriften auf ihre Weise interpretiert, kommt mir oft zu taff und eher wie Supergirl daher. Wegen ihres losen Mundwerks wirkt sie wie ein bockiger Teenager. So war ich wirklich überrascht, als ich gegen Ende des Romans las, dass sie bereits 26 sein soll. Auf mich machte sie eher den Eindruck einer 19-jährigen. Dass Jazz Probleme mit ihrem gläubigen Vater hat, weil sie eher das Gegenteil einer Muslimin ist, fand ich dann doch zu tief in die Klischeekiste gegriffen. Wer weiß, vielleicht stört mich diese Kombination auch nur wegen der gerade laufenden MeToo-Debatte und es hätte mir nichts ausgemacht, wenn ich den Roman bereits vor zwei Jahren gelesen hätte. Äußerst unbefriedigend finde ich auch die Art und Weise, wie sie am Ende ihren Kopf aus der Schlinge zieht, um einer Verbannung aus der Stadt zu entgegen. Es war im ganzen Roman nie die Rede davon, dass sie das Schmuggler-Monopol in Artemis inne hat.

Auch wenn das Finale etwas zu überstürzt gerät, ist die Handlung von Artemis bis zur letzten Seite spannend. Es ist ein Thriller über eine Saboteurin, die Mafia und eine Stadt, in der Gesetze herrschen wie in den Pionierstädten des Wilden Westens. Andy Weir schuf mit Artemis nicht nur ein glaubhaftes gesellschaftliches Szenario auf dem Mond, sondern bringt mir auch die Erde des ausgehenden einundzwanzigsten Jahrhunderts näher. Gespickt mit vielen technischen Details, ist es für technikaffine Leser wie mich, ein wahres Vergnügen.

Artemis ist nicht Der Marsianer und will es vielleicht auch gar nicht sein. Es ist solide geschriebene Unterhaltung, die uns einen Blick in eine nicht zu ferne Zukunft schenkt und mir die vergangene Woche einige spannende Lesestunden beschert hat. Was will man mehr.

SOL goes international

Die vergangen Tage und Wochen sammelte ich Beiträge für die Jubiläumsnummer der SOL. Die Nummer 90 soll nämlich einen besonderen Schwerpunkt haben.

PERRY RHODAN erscheint nicht nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sondern auch in anderen Europäischen Ländern wie Frankreich, der Niederlande oder Tschechien. Aber das ist noch nicht alles Perry, wird unteranderem auch in Ländern wie Japan oder Brasilien gelesen. Und darum soll es in der nächsten Ausgabe der SOL gehen. Weshalb ich in den vergangen Wochen und Monaten ganz viele E-Mails verschickt habe und Menschen in der ganzen Welt um Beiträge für die SOL gebeten habe. Einige sind der Aufforderung gefolgt, andere nicht. Aber damit musste ich rechnen. Ich freue mich jedoch über die nette Kontakte, die ich nach Brasilien und Japan knüpfen konnte. Und ich hoffe, dass auch die Leser der SOL Gefallen an den Interviews und Artikeln finden.

Aktuelle Netzzeitabweichung

»Die Uhr geht schon wieder nach!« Mein Mann steht vor dem Backofen und wundert sich. In den letzten Wochen hatte er die Uhr bereits mehrmals nachstellen müssen.

Gestern dann die Erklärung in den Nachrichten. Nein, es liegt nicht am Backofen, es liegt an der Netzfrequenz. Die Backofenuhren richten sich nach der Netzzeit, die von der Netzfrequenz aus dem Stromnetz bestimmt wird.

Ich versuche das hier etwas vereinfacht darzustellen:
Es geht um Strom und speziell um das europäische Verbundnetz, welches von Portugal über Estland bis in die Türkei reicht. Im Normalfall liegt die Netzfrequenz bei 50,0 Hz, d. h. das der Wechselstrom, der aus der Steckdose kommt, überall in Europa 50,0 Hz hat. Wenn nun zum Beispiel ein oder mehrere Kraftwerke ausfallen, sinkt die Netzfrequenz. Sie darf aber nur bis zu einem bestimmten Wert (+/- 0,200 Hz) fallen oder steigen, sonst besteht die Gefahr, dass das ganze Stromnetz zusammenbricht. Also produzieren andere Kraftwerke mehr Strom, damit die Netzfrequenz stabil gehalten werden kann.

Spannung kann man sich wie eine Sinusförmige Welle/Schwingung vorstellen, mit einer Frequenz von 50 Hz (50 Sinuswellen pro Sekunde). Die Netzzeit entspricht der Uhrzeit, welche sich ergibt, wenn nach jeweils 50 Schwingungen der Spannung eine Sekunde hochgezählt wird. Liegt die Netzfrequenz über den 50 Hz, dann eilt die Netzzeit der realen Zeit voraus, bei Unterfrequenz wird die Zeit langsamer gezählt.

Seit Mitte Januar kommt es in Serbien und im Kosovo zu Unregelmäßigkeiten im Stromnetz. Es fließt mehr Strom ab, als herauskommt. Das heißt, entweder ist dort ein Kraftwerk kaputt und jemand speist absichtlich keinen Strom zum Regeln mehr in das Netz zurück oder es gibt politische Gründe, wonach das Netz absichtlich destabilisiert werden soll. Andere europäische Länder sind eingesprungen und haben Strom aus ihren Kraftwerken aufgewendet, um ihn ins Netz einzuspeisen und damit die Netzfrequenz stabil zu halten. Aber das reicht nicht aus, es bleibt ein Frequenzfehler, der sich aufsummiert. Und der ist bis zum 5. März auf stolze sechs Minuten angewachsen. Die Uhren an Backöfen und Radioweckern (die nicht funkgesteuert sind) in ganz Europa gehen also sechs Minuten nach, weil die Serben ihr Stromnetz nicht im Griff haben, oder mit irgendjemandem im Clinch liegen.

Inzwischen ist das Geschehen ein Fall für die Politik. Denn es gibt viele Fragen: Was ist passiert? Warum ist es passiert? Und wer bezahlt den Strom, der als Regelleistung von anderen eingespeist werden muss? Fragen, welche die Politiker herausfinden und lösen müssen. Damit uns ins Europa nicht das Szenario droht, was Marc Elsberg in seinem Roman »Blackout« sehr ausführlich geschildert hat. In dem Thriller geht es um die Netzfrequenz, die von Terroristen destabilisiert wird, was zu einem europaweiten Stromausfall führt.

Wer sich für die, zugegebenermaßen, komplizierten Details zur Netzfrequenz und Netzzeit interessiert, dem empfehle ich die aktuellen Nachrichten auf der Internetseite zur Netzfrequenzmessung.

Ganz im Ernst, ich dachte nicht, dass ich das Wissen aus dem Fach Energietechnik im Studium irgendwann nochmal gebrauchen kann. Aber … es scheint als sei mein Ingenieurstudium doch nicht ganz für umsonst gewesen.

Star Trek ist zurück

Spätestens seit gestern Abend weiß ich, Star Trek ist zurück auf dem heimischen Fernseher, auch wenn es nicht Star Trek heißt, sondern The Orville, aber das macht nichts. Es ist das Gefühl was zählt und bei der gestrigen Folge, in der es um Geschlechtsumwandlung ging, spürte man den Geist von Gene Roddenberry. Da war alles drin, das moralische Dilemma der Protagonisten, die Frage ob man die Gesetze fremder Kulturen den eigenen Moralvorstellungen unterordnen darf und jede Menge witziger Szenen, die das Zwischenmenschliche sehr viel lebhafter darstellen als in TNG. Die Kritik der Fans lautete damals häufig, dass TNG zu sauber war und zu wenig innere Konflikte enthielt – die Bedrohungen kamen immer von draußen. Das ist der Punkt in dem sich The Orville von den Star Trek-Serien unterscheidet.

Eine echte Parodie ist The Orville dennoch nicht. Es ist vielmehr eine liebevolle Hommage an das Star Trek aus den Neunzigern, als die Welt noch in Ordnung war. Wahrscheinlich mussten Seth MacFarlane und seine Leute bewusst propagieren, dass es eine Parodie ist, weil ihnen Paramount sonst auf die Finger geklopft hätte, wie seinerseits bei der Fanproduktion Star Trek: Axanar. Die waren wahrscheinlich mit ihrer Story zu nah an der Handlungszeit von Star Trek: Discovery, weshalb Paramount damals übertrieben hart eingeschritten ist. MacFarlane hat sich da geschickter angestellt. Nirgendwo taucht der Name Star Trek auf, aber jeder Fan erkennt es wieder.

Wegen mir darf das gern so weitergehen. Ich freue mich schon auf die nächsten Folgen.