Traummann

Habe ich schon mal erwähnt, das ich mit dem besten Mann des bekannten Universums verheiratet bin?

Nein, das ist nicht übertrieben, es stimmt und wird mir immer klarer, je länger wir zusammen sind. Das werden in diesem Jahr immerhin acht Jahre, von denen wir fünf verheiratet sind.
Dabei sind es stets die Kleinigkeiten, an denen sich das messen lässt. Zum Beispiel, als er vor zwei Tagen „Eisblümchen“ zu mir sagte, als ich mal wieder meine kalten Füße unter seine Bettdecke geschoben habe. :) Oder gestern, als er mich mit einem personalisierten Glas Nutella überrascht hat. (Dabei hatte ich mir ja geschworen meine Finger von dem Zeug zu lassen, weil es definitiv nicht figurfördernd ist. Aber zum Glück ist es nur ein kleines Glas.) Dabei ist er stets zur Stelle, wenn ich ihn brauche, putzt, bäckt, kocht und hält mir den Rücken frei, wenn ich mal wieder nicht von der Tastatur wegkomme. Er erträgt stillschweigend meine Launen, wenn ich überarbeitet und hungrig bin. Dann versucht er mich auf seine liebenswert Art aufzuheitern.
Natürlich läuft auch bei uns nicht immer alles glatt, meistens dann wenn sein Ordnungssinn mit meinem systematischen Chaos kollidiert. Dennoch bewundere ich meinen Mann für seine Disziplin in all den Dingen, die er tut.

Unsere Beziehung funktioniert auf vielfältige Weise. Da sind zu allererst Vertrauen und Kommunikation, ohne die geht gar nichts. Wichtig ist auch, sich gegenseitig genug Freiraum zu lassen. Das wir viele gemeinsame Interessen haben, ist vorteilhaft. Aber mir ist genauso wichtig unsere Unterschiede zu tolerieren und zu pflegen. Kompromisse sind notwendig, dürfen aber nicht die Regel darstellen. Auch treffen wir unsere Entscheidungen immer gemeinsam, sei es wenn es um eine neue Anschaffung geht, bei den Urlaubsplänen oder auch nur um das abendlichen Fernsehprogramm festzulegen, denn Entscheidungen müssen von beiden Partnern getragen werden, sonst fühlt sich einer zurückgestellt.

Ab und zu grenzt unsere Beziehung fast schon ans Telepathische. Dann, wenn wir wiedermal das Gleiche denken (und aussprechen) oder nach demselben Film im DVD-Regal greifen. Das ist dann fast schon ein wenig unheimlich.

nutella

Ein zweiter Gucky

IMG_0070.JPGLetzten Freitag haben wir uns endlich auch „Guardians of the Galaxy“ angesehen. Im Kino haben wir den Film verpasst, aber die BluRay kam schon am 8. Januar in die Läden. Und nach den Vorschusslorbeeren, die der Film bekommen hat, wollte ich ihn unbedingt gleich ansehen… Es stimmt, sieht man von ein paar Kleinigkeiten ab, ist es einer der witzigsten Science Fiction Filme der letzten Jahre. Mir gefiel besonders der bunte Look: Die Welten, die Figuren, alles präsentierte sich auffallend farbig. Besonders die Weltraumszenen boten ein prächtiges Augenfutter.
Nun ja, die Geschichte war gewöhnlich, aber gut durchdacht.
Doch am meisten lebt der Film von seinen Figuren. Diese ungewöhnliche Truppe an Helden, die sich zwangsweise verbünden müssen, um das Artefakt zu finden und gegen den Feind zu verteidigen, ist das Ungewöhnlichste, was man im SF-Genre seit langem gesehen hat. Dabei hat es mir als Perry Rhodan Fan besonders der Charakter des Rocket angetan. Schon beim ersten Blick auf das Filmplakat kam mir der Gedanke: Das ist GUCKY, der Mausbiber.
Manche Dialoge waren schwach und überzogen, aber das tat der Unterhaltung keinen Abbruch. Wenn man sich klar macht, dass dies eine Comicverfilmung ist, kann man auch über die abstruse Szene (Rettung im All ohne Raumanzug) hinwegsehen.

Der Film bietet spannende Unterhaltung, tolle Effekte und eine diesmal grüne Zoe Saldana. Die Schauspielerin ist hauptsächlich durch ihre Rollen in Avatar (damals ganz in blau) und als Uhura in Star Trek XI & XII bekannt.

Mein Fazit: Schöner Film, ich habe mich jedenfalls keine Sekunde gelangweilt.

Falsche Welt

Da predigt der Papst von Verhütung, da protestieren meist Konfessionslose für das christliche Abendland, da gehen orthodoxe Juden in Israel nicht arbeiten, weil der Staat sie unterstützt, da werden im bayrischen Rundfunk von einem katholischen Pfarrer Witze über Jesus erzählt, während in Paris wegen Mohammed Karikaturen zwölf Menschen ermordet werden – was kommt als nächstes? Jehovas Zeugen die Weihnachten feiern? …

Was ist das nur für ein verrückter Planet auf dem wir leben?

Da fragt man sich doch, ob unsere Welt ohne Religionen eine Bessere wäre? Atheismusforscher behaupten: Nein! Doch ist dem wirklich so?
Ich habe keine Antwort darauf.
Ich weiß nur eines, nämlich das ich mir kaum noch getraue, aktuelle Nachrichten zu lesen oder anzuschauen, denn so schlimm hatte ich mir die Zukunft im Jahr 2015, nicht vorgestellt.

Amerikanische Heuschrecken

Sie fallen unerwartet zu Tausenden ein, fressen alles kahl, und wenn sie weiterziehen, hinterlassen nur blanke Erde…

Heute hielt ich eine Software-Schulung ab. Nun, ich habe das schon öfter gemacht, es ist also nichts Neues für mich. Eigentlich sollte mich das ja stolz machen, das jemand von meinen Erfahrungen profitieren möchte, die ich immer gern und bereitwillig teile. Doch in diesem Fall plagt mich echt das schlechte Gewissen, denn ich werde Wissen weitergeben, das in der Endkonsequenz meine Kollegen arbeitslos machen wird, mich vielleicht auch. Ein bisschen fühlt es sich so an, als würde man an dem Ast sägen, auf dem man sitzt. Entsprechend motiviert fühle ich mich gerade.
Da denken sich ein paar „schlaue“ Manager etwas aus, um Bilanzen zu bereinigen, ohne auch nur einen Blick auf die Menschen hinter den Zahlen zu werfen. Da werden Pläne geschmiedet, ohne die Beteiligten nach ihrer Meinung zu fragen, und die, die am Ende dieser Kette sitzen, wie der kleine Angestellte, der jahrzehntelang brav seinen Job für die Firma getan hat, wird vor vollendete Tatsachen gestellt und darf schließlich die Suppe auslöffeln. Ich finde das nicht nur unfair, sondern auch abscheulich.
Aber weder ich noch die Kollegen werden daran etwas ändern können. Was bleibt ihnen anderes als die Verbreitung von Zweckoptimismus. Ich dagegen sehe die Lage düsterer. Es erinnert mich doch zu sehr an das, was sich nach der Wende in vielen ostdeutschen Betrieben abgespielt hat. Jetzt trifft es eben die Firmen in den alten Bundesländern, nur sitzen die Urheber dieses Mal im fernen Amerika.

…Mal sehen was übrig bleibt, wenn der Heuschreckenschwarm vorübergezogen ist.

Ein Drache zum diktieren

apps_DragonIch habe ein neues Spielzeug für mein iPad entdeckt. Aber was heißt hier Spielzeug… Es ist eine App mit einer, für mich, sehr nützlichen Funktion. Ich bin nicht besonders schnell, wenn es darum geht Texte zu tippen. So dauert es bei mir immer viel zu lange um Blogeinträge oder E-Mails zu schreiben. Doch damit ist jetzt Schluss! Seit ein paar Tagen benutze ich Dragon Dictation (von Nuance). Diese wunderbare App erkennt meine Stimme und wandelt sie augenblicklich in Text um. Dabei ist sie so einfach und auf das Wesentliche reduziert, dass ich anfangs meine Zweifel hatte, ob das überhaupt funktionieren wird.
Schon vor ein paar Jahren nutzte ich auf dem PC eine Spracherkennungssoftware und zwar Dragon NaturallySpeaking (auch von Nuance). Die damals genauso perfekt funktionierte wie die heutige App, mir aber bei der Erkennung auf Dauer zu langsam war. Da ist die App, der Software von früher, weit voraus, denn sie erkennt die gesprochenen Sätze schnell und fehlerfrei.
Was sehr hilfreich beim Übertragen meiner handschriftlichen Aufzeichnungen zu meinen Romanen ist. Die schreibe ich nämlich vorwiegend mit Stift und Kladde und tippe sie anschließend ein. Da dauert es natürlich ewig, bis man ein paar Seiten geschrieben hat. Heute gelang es mir, innerhalb einer Stunde ganze fünf DinA4-Seiten zu diktieren. Und außer ein paar Eigennamen hat die Software alles fehlerfrei erkannt. Ich war total happy.

Um dann anschließend den Text weiterzuverwenden, gibt es mehrere Möglichkeiten. Man kann den Text kopieren, um ihn in eine andere Anwendung einzufügen oder per E-Mail, Twitter oder Facebook teilen.
Ganz nebenbei ist es eine wunderbare Übung zur Kommasetzung. Denn beim Diktieren, fällt einem sofort auf, wo ein Komma gesetzt werden muss. Für jemanden wie mich, mit notorischer Rechtschreibschwäche, ist dies das ideale Training.

Natürlich gibt es auch Verbesserungswürdiges. Zum Beispiel kann man während der laufenden Aufnahme nicht sehen, was die Software erkannt hat. Das geht erst, wenn die Aufnahme beendet ist. So diktiere ich meist nur wenige Sätze, um anschließend zu überprüfen, ob die Software alles richtig erkannt hat. Doch das ist meist der Fall. Außerdem muss man zwangsweise Online sein. Gut finde ich aber, dass man den Zugriff, den die App auf Kontakte und Standort haben will, unterbinden kann.

Also, ich kann diese App nur jedem weiterempfehlen, der, so wie ich, nicht so schnell tippen kann.
Und das allerbeste daran ist, diese App hat mich keinen Cent gekostet. Da frage ich mich eigentlich: Warum? Denn für so eine hilfreiche Anwendung wäre ich durchaus bereit zu zahlen. Leider gibt es diese App nur für iPad und iPhone (für Android übrigens auch), um etwas ähnliches an meinem Mac zu nutzen, müsste ich die Premium Software „Dragon Dictate für Mac“ kaufen, aber das wäre viel mehr, als das, was ich eigentlich benötige. Die im App-Store angebotenen Variante, läuft leider nicht auf dem aktuellen MacOS Betriebssystem. Schade!

Starker Samstagabend-Krimi

DavidRott_starkes teamEin starkes Team – Tödliche Verführung (Foto: ZDF)

Normalerweise sehe ich keine deutschen Krimiserien. Denn mich stört, dass es außer Liebesschnulzen und Krimis, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, nichts anderes zu geben scheint. Gestern machte ich aber eine Ausnahme und das hatte einen bestimmten Grund. Der Grund hieß David Rott.

Die Handlung hörte sich interessant an: Da wird eine Frau ermordet, die nebenher als Prostituierte tätig war, ohne das ihr Ehemann davon wusste. Das Ermittlerteam versucht Licht hinter die Angelegenheit zu bringen, doch ihnen gehen alsbald die Verdächtigen aus. Zum Schluss steht der Nachbar im Zentrum der Ermittlung und das kann der Ehemann nicht verkraften.

Die Geschichte wird durchaus spannend und einfach erzählt. Der Zuschauer kann mitverfolgen, wie die Kommissare die Puzzleteile nach und nach zusammenfügen, und wird bis zum Ende im Unklaren gelassen, wer denn nun der Mörder ist. Außerdem kommt der Film nicht steif daher, sondern bietet auch komische Momente. Besonders gut fand ich die kleinen Seitenhiebe auf die Datensammelwut der deutschen Behörden, die ihre eigenen Beamten überwachen. Das war alles in allem gute Fernsehunterhaltung – nichts besonderes, aber unterhaltsam.

Die Darstellerleistungen waren solide, wirkten nicht gekünstelt, aber auch nicht sonderlich brillant. Einzig David Rott in der Rolle des labilen unter Narkolepsie leidenden Ehemanns, ragt aus der Riege der Schauspieler heraus. Seine Figur bleibt bis zum Schluss undurchschaubar.
Wer schon Krimis mit David Rott gesehen hat, weiß, dass er meist den Täter spielt. Was für seine Fans den Genuss aber nicht schmälert, denn man wird stets mit unkonventionellem tiefgründigen Schauspiel belohnt. Und so ist es auch bei „Tödliche Verführung“, mit dem überraschenden Ende, dass er dieses Mal doch nicht der Mörder ist. :)

Mir scheint, dass der Mann es inzwischen soweit gebracht hat, dass er sich seine Rollen aussuchen kann. Er spielt stets die interessanten Charaktere. Das sind zwar meist keine Hauptrollen, aber das scheint ihm nicht wichtig zu sein. Dazu kann man eigentlich nur gratulieren.

Wer mehr über den Fernsehfilm wissen möchte, kann das auf Tittelbach.tv tun.

Der Fuhrmann im Himmel

AurigaWenn man morgens kurz vor Sechs einen Blick in den südwestlichen Himmel wirft, so prangt dort das Sternbild des Fuhrmanns über dem Horizont.

Aufgebaut wie ein großes langgezogenes Sechseck ist es deutlich zu erkennen. Der Fuhrmann wird vom sternreichen Band der Milchstraße durchzogen.

Hauptkomponente ist Capella ein Mehrfachsystem aus zwei gelben Riesen- und zwei roten Zwergsternen. (Im Bild der oberste linke Stern.) Die beiden Gelben Riesen umkreisen sich auf einer so engen Bahn (0,7 Astronomische Einheiten), dass sie optisch nicht zu trennen sind, und nur in spektroskopischen Verfahren nachgewiesen werden konnte, dass es sich tatsächlich um zwei Sterne handelt. Einst waren Capella Aa und Capella Ab Blaue Riesen, sie sind jedoch in ihrem Alterungsprozess bereits soweit fortgeschritten, das sie sich ihrem Lebensende nähern und sich im Laufe der nächsten Millionen Jahre in rote Überriesen verwandeln werden, die schließlich in einer Supernova-Explosion vergehen. Was für uns Menschen nicht ganz so ohne wäre, denn Capella ist nur 42 Lichtjahre von der Erde entfernt. Capella gehört wie Rigel im Orion zum Wintersechseck.

Direkt neben Capella befindet sich Epsilon Aurigae oder auch Almaaz genannt. Bereits im neunzehnten Jahrhundert entdeckten Astronomen, dass sich die Helligkeit des Sterns periodisch veränderte. Heute weiß man das Almaaz ein Bedeckungsveränderlicher ist. Das heißt, dass sich dort zwei Sterne unterschiedlicher Helligkeiten umkreisen und hin und wieder einer den anderen verdeckt.

Insgesamt sechs veränderliche Sterne findet man im Sternbild Fuhrmann, darunter auch einen echten Cepheiden. Außerdem gibt es zwei Emissionsnebel und jede Menge offener Sternhaufen, von denen manche schon mit einem Fernglas gut zu beobachten sind.

 

Wiedergebrachte Erinnerungen

Als ich über die Feiertage meinen Schreibschrank aufräumte, fiel mir ein gelber Post-it in die Hände. Darauf ein paar mit Bleistift gekritzelte Textzeilen. Es war meine Schrift, aber ich erinnerte mich nicht mehr daran, es geschrieben zu haben. Dennoch wusste ich sofort, was ich gefühlt habe, als ich die Worte niederschrieb:

Groß, herausragend, hektisch und laut
wie ein Wald aus Stein gebaut
Einer Landschaft gleich mit tiefen Schluchten
umrahmt vom Wasser der Ozeanbuchten
Milbengleich das Getümmel der Menschlein
fließt durch Straßen das gelbe Blut
in dem Biotop aus Blech und Stein

Und da sah ich mich plötzlich wieder vor 16 Jahren …
… draußen auf der Aussichtsplattform, den scharfen Wind im Gesicht und unter mir die Stadt, die niemals schläft. Nur Häuser und Meer so weit mein Blick reichte, eingerahmt in eine Kulisse unterschiedlichster Geräusche, die von weit entfernt zu mir aufstiegen. Darüber ein Himmel, der sich mit der einsetzenden Dämmerung von einem gelben Orange in ein violettes Blau verfärbte. Nach und nach gingen die Lichter an, und die Betonwüste, die zuvor noch starr und tot wirkte, schien plötzlich lebendig zu werden. Die Scheinwerfer der Autos verwandelten die Straßen in Arterien, in denen das Leben pulsierte. Leuchtreklamen flackerten verheißungsvoll wie ferne Sterne in der kalten trockenen Nachtluft.

Ich glaube, mehr muss ich dazu nicht sagen, um zu verdeutlichen, wovon ich in dem Gedicht schrieb.
Ein wenig sehne ich mich heute an diesen Ort zurück. Es war eine tolle Zeit.

Der Kaiser und die Kaiserin

SisiIch habe es getan! Ich habe mir am Wochenende „Sisi“ angeguckt. Nein, nicht die „Sissi“-Filme mit Romy Schneider sondern die Neuauflage von 2009 mit Cristiana Capotondi und David Rott. Was sich schon anhand der Schreibweise des Titel erkennen lässt. Kaiserin Elisabeth schrieb sich selbst nämlich nur mit einem „s“ in der Mitte.

Die zweiteilige Koproduktion von ZDF, ORF und RAI ist eine prunkvoll inszenierte und bestens besetzte Neuverfilmung, die so gar nicht die Klischees der alten Sissi-Filme bedient. Und das ist auch gut so. Dieser Film ist eher als ernsthafte Auseinandersetzung mit der wahren Geschichte der Kaiserin Elisabeth gedacht. Auch wenn es hier und da noch kleine Unterschiede zur Realität gibt, so kommt diese Verfilmung der wahren Sissi dennoch näher, als die romantisch verklärten Heimatfilme der 50er.

Erzählt wird die Lebensgeschichte der Österreichischen Kaiserin von 1853 bis zu ihrer Krönung als Königin von Ungarn 1867. Dabei wurde viel Wert auf Authentizität gelegt, und das nicht nur bei Handlung und Charakterisierung, sondern auch bei Kostümen und Kulissen. Der so entstandene Film verschlang elf Millionen Euro, eine stattliche Summe, die aber nicht vergebens war. Es sind die opulente Ausstattung und der Dreh an Originalschauplätzen, die der Geschichte einen passenden Rahmen verleihen und ihn zu einem Augenschmaus machen. Natürlich gibt es romantische Szenen, die sich aber nie in den Vordergrund drängen und in keinster Weise kitschig wirken. Es geht in diesem Streifen vielmehr um Sisi’s Emanzipation als Frau, ihr Kampf gegen die allgegenwärtige Schwiegermutter (gespielt von Martina Gedeck) und ihre Einflussnahme auf die Regierungsgeschäfte ihres Mannes.

Getragen wird das alles von einer Riege hervorragender Darsteller. Allen voran von der Italienerin Cristiana Capotondi, die die Unbekümmertheit der jungen Kaiserin sehr gut zu transportieren weiss, obwohl sie bei den Dreharbeiten bereits 29 Jahre alt war. David Rott als Kaiser Franz ist in der schmucken Uniform nicht nur optisch eine Augenweide, sondern verleiht der Figur seinen ganz eigenen jugendlichen Charme. Das er dabei vorrangig auf den Wiener Akzent verzichtet (Obwohl er das sicher perfekt hinbekommen hätte, schließlich hat er seine Schauspielausbildung in Wien absolviert.), empfinde ich als ein Pluspunkt. Mit viel Tiefe spielt er die Zerrissenheit von Franz zwischen den Zwängen der Monarchie, seiner Liebe zu Elisabeth und seiner politischen Verantwortung. Erwähnenswert sind aber auch Fritz Karl als Graf Andrássy und Herbert Knaup als Sisis Vater Herzog Max.

Mein Fazit: Der vielschichtige Zweiteiler (197 Minuten) ist eine gelungene Mischung aus Historiendrama und romantischer Unterhaltung, man könnte ihn fast als politischen Film einstufen, aber dass wäre dann doch zuviel des Guten.

Kosmische Schundliteratur

muenchhausen_dunkelsternMünchhausen im Weltraum Band II – wie uns der Himmelsriese fraß … und wie ich einen Dunkelstern erhellte …

Am Wochenende machte ich eine Entdeckung. Aus dem Stapel alter abgenutzter Bücher, die noch aus einer vergangenen Erbschaft stammten, zog ich ein Buch, das mich verwunderte. Wir haben damals so viele Bücher von meiner Tante geerbt, dass ich mich beim besten Willen nicht an jedes erinnern kann. Ganz beiläufig nahm ich es am Samstag zur Hand, blätterte durch die vergilbten Seiten und blieb fasziniert und abgestoßen zugleich an dem Text hängen. Die Sprache war direkt und simpel und gerade deshalb so faszinierend. Und der Inhalt der Geschichte erinnerte mich ein bisschen an die Perry Rhodan Abenteuer aus den frühen Sechzigern, ohne aber dessen Qualität oder Ernsthaftigkeit zu erreichen.

Aber alles der Reihe nach. Erzählt wird die Geschichte eines modernen Baron Münchhausen, der mit einer fliegenden Untertasse im Sonnensystem auf der Flucht ist. Diese Untertasse hat er im vorangegangenen Band von einem Volk auf dem Marsmond Phobos „gestohlen“, zusätzlich mit der Mannschaft und zwei hübschen Damen, die ihm als Kommandanten nun zu Füßen liegen. Dieser Münchhausen stellt sich als Tausendsassa dar: Er kann alles, und es gibt keinen, der ihm das Wasser reichen kann. Sein riesiges Ego lässt ihn seine Mitmenschen, die er allesamt als unterlegen betrachtet, ziemlich grob behandeln. Ganz besonders Frauen begegnet er mit herablassender Überlegenheit und sieht sie eher als Eigentum, statt als gleichberechtigtes Lebewesen. Kein Wunder wenn sich eine der Damen rächt und die Steuerung sabotiert, so dass die Untertasse vom Kurs abkommt und zunächst in Sonnennähe einer lebendigen Dunkelwolke begegnet.
Auf ihrer Flucht verfehlen sie die Erde und müssen schließlich auf einer kalten Welt am Rande des Sonnensystems notlanden. (Warum der Planet im Roman stets als „Dunkelstern“ bezeichnet wird, hat sich mir leider nicht erschlossen.) Dort lebt ein Volk mit starren Moralvorstellungen. Sowohl Wetter als auch Licht sind künstlich geschaffen, doch nicht zum Wohl der Bewohner, eher zu ihrem Gegenteil. Keiner soll sich wohl fühlen, es gibt weder Schatten noch Wärme, keine Freude, keine Liebe und erst recht keine Lust. Alle männlichen Bewohner werden nach der Pubertät impotent, einfach weil ihnen die Übung fehlt.
Das stößt mit Münchhausens lockeren Moralvorstellungen natürlich in konträrer Weise zusammen. Auch wenn er sich zunächst nicht einmischen will (Man beachte, welch fortschrittliche Denkweise – verglichen mit PR) kommt es doch durch einen Handkuss zur unweigerlichen Reaktion einer weiblichen Bewohnerin. Der Baron ist nämlich ein von allen Frauen begehrter Mann, er sich ausnahmslos als toller Hengst darstellt. So kommt es, wie es kommen muss: Die Frauen des Planeten, von Münchhausen quasi „sexuell befreit“, brechen eine Revolution vom Zaun und machen den Baron zum neuen König. Doch das ist dem freiheitsliebenden Münchhausen dann doch zuviel. Er flieht mit seiner Mannschaft und lässt den Planeten in Anarchie zurück…

Anfangs war ich mir nicht so ganz sicher, wie ich den Roman einschätzen sollte. Man darf ihn keinesfalls als ernstgemeinte Geschichte sehen, eher als Satire. Und aus diesem Blickwinkel offenbart der Text durchaus eine Fülle an Systemkritik: Sei es an den überzogenen Moralvorstellungen von Kirche und Staat, oder am Missbrauch von Macht durch Regierungen. So geniale Aussagen wie: „Kein Mensch redet davon die Moral abzuschaffen. Das wäre die größte Dummheit, die ich machen könnte. Ich stehe auf dem Standpunkt, die Moral hört dort auf Moral zu sein, wo sie unmoralisch wird.“ haben mich in Erstaunen versetzt. Ganz nebenbei wird Doppelmoral enttarnt und spitzzüngig Kritik am System geübt. Zwischendrin schimmert der Gedanke durch, das man Anarchie als etwas begrüßenswertes auffassen sollte.
Auf der anderen Seite aber steckt Münchhausens Denkweise in der damaligen Zeit fest. Der Roman richtet sich eindeutig an ein männliches Publikum. Die Geschichte liest sich an vielen Stellen so pubertär, dass es die Rahmenhandlung eines Pornos sein könnte. Manchmal scheint es, als tropfe die Frauenfeindlichkeit regelrecht von den Seiten. (Ehrlich, da ist PR noch harmlos dagegen.) Auch geht Münchhausens Handeln nicht mit der geübten Kritik konform. Denn das, was er predigt, scheint nicht für alle zu gelten.

Einerseits gesellschaftskritisch und andererseits menschenfeindlich, lässt mich der Roman am Ende etwas zwiegespalten zurück. Überrascht hat er mich dennoch. Für ein Buch das 1955 veröffentlich wurde, erscheint der Schreibstil und ein Teil der Aussagen im heutigen Licht erstaunlich modern. Es erinnert mich mit seinen aufmüpfigen Aussagen und in seiner offenen Sprache fast ein wenig an Punk.

Bei eBay wird eine Ausgabe dieses Buches als Sammlerstück für 59 Euro angeboten. Da habe ich wohl einen echten Schatz entdeckt.

Bemerkenswert ist aber das Vorwort des anonym erschienen Werkes. Wer möchte kann es hier nachlesen.