Nicht mehr lange und die SOL 101 erreicht die Mitglieder der PERRY RHODAN FanZentrale.
An Bord dreht sich dieses Mal fast alles um Johnny Bruck. Der Künstler, der drei Jahrzehnte die Titelbilder der PERRY RHODAN-Serie prägte, würde im März 2021 seinen 100. Geburtstag feiern. Aus diesem Grund widmet ihm die SOL einen Schwerpunkt, der sich mit dem Künstler und seinem Werk auseinandersetzt. Wir konnten dazu Experten wie Frank G. Gerigk und Michael Thiesen gewinnen. Aber auch die Sicht der PR-Redaktion und der Fans auf den Meister soll gezeigt werden. Und wo Johnny Bruck drin ist, muss auch Johnny Bruck draufstehen, deshalb stammt die Zeichnung für das Cover der SOL von ihm.
Ein weiteres Highlight im Heft ist eine PERRY RHODAN-Kurzgeschichte von Robert Feldhoff, die vor mehr als einem Jahrzehnt in einer Beilage der Zeitschrift »DIE ZEIT« erschienen ist.
Weitere Beiträge beschäftigen sich mit Band 1 der Erstauflage und den teils astronomischen Summen, für die das Romanheft im Internet angeboten wird.
Reginald Rosenfeldt, Mitarbeiter von »Die Sprechblase«, macht sich Gedanken darüber, wo sich die Autoren Karl-Herbert Scheer und Clark Darlton zu PERRY RHODAN möglicherweise inspirieren ließen.
Im Interview berichtet Michael Marcus Thurner über seine Arbeit an der neuen PERRY RHODAN-Miniserie »Wega« und seinem Vorhaben »Altes Eisen auf Reisen«.
Aus der Fanszene kommen so spannende Beiträge wie ein Wörterbuch zur Arkonidischen Sprache oder zum Podcast »warpCast«.
Für Unterhaltung sorgt Alexandra Trinley mit ihrer Kurzgeschichte über eine Praktikantin bei einem Mehandor-Unternehmen. In der SOL 101 findet auch die Fortsetzungsgeschichte von Jörg Isenberg zu ihrem Ende.
Dazu kommen wie gewohnt Rezensionen zur Erstauflage und zu NEO, sowie zu den Planetenromanen.
Kurz gesagt, es sollte für jeden PERRY RHODAN-Fan etwas dabei sein.
Ende November schrieb ich hier, dass wir eine Autofahrt gemacht haben. Heute kann ich nun endlich auch verkünden weshalb. Es ist eine längere Geschichte geworden, als gedacht. Aber sonst hätte ich ja nichts zu schreiben.
Seit zirka einem Jahr liegt mir mein Mann in den Ohren, dass er gern ein Elektroauto möchte. Nach dem Desaster mit dem Toyota Yaris wollte ich eigentlich nichts davon hören. Zumal unser Corsa erst drei Jahre alt ist. In fast jeder freien Minute saß mein Mann auf der Couch und konfigurierte E-Autos. Ich wurde informiert, was es alles so gibt und welches Auto welche Vorteile hat. Er las jeden Artikel, der irgendwie mit Elektromobilität zu tun hatte und wir fuhren im Sommer auch mal in ein Autohaus, um uns das eine oder andere Auto anzusehen.
Ich blieb skeptisch und wollte mich eigentlich nicht überreden lassen. Wie das so ist, irgendwann kann man es nicht mehr mit ansehen, wie der eigene Ehemann von Tag zu Tag unglücklicher wird. Ich gab nach. Unteranderem auch deshalb, weil mir das Auto gefiel, was er sich final ausgesucht hatte. Außerdem war es ein VW. Ich als alte Golffahrerin habe immer noch ein inniges Verhältnis zu der Marke, obwohl ich meinen Golf II schon 2013 abgegeben habe.
Die Wahl meines Mannes war auf einen ID3 gefallen, weil der einen großen Akku mit 450 km Reichweite hat. Wir gingen also in ein Autohaus und machten eine Probefahrt. Der Golf GTE, der dort in der Ausstellung stand, gefiel mir eigentlich noch besser. Aber als ich mich hinters Steuer setzte, kam ich erst in den Sportsitz nicht rein und anschließend nicht mehr raus. Das ist definitiv nichts für Leute mit meiner Figur.
Weil der Autoverkäufer aber nicht in der Lage war, uns ein bereits verfügbares Auto zu bestellen, was die Ausstattung hatte, die sich mein Mann vorstellte, suchten wir uns ein anderes Autohaus. Dazu mussten wir bis zum Chiemsee fahren, aber es lohnte sich. Der Verkäufer war nett. Wir verhandelten mit Abstand hinter einer Plexiglasscheibe und er konnte uns das Auto heraussuchen, was wir wollten.
Es hieß, dass das Auto bereits gebaut war und innerhalb von zwei Wochen geliefert werden könnte. Wenn alles gut ginge, bekämen wir es noch vor Weihnachten. Naja, so schnell ging es dann leider doch nicht, auch wegen des Mitte Dezember verhängten Lockdowns. Das Auto kam erst am 30. Dezember. Leider nur das Auto, nicht der Brief. Um die 1000 Euro Sonderprämie von VW zu bekommen, musste das Auto noch 2020 angemeldet werden. Aber ohne Brief und mitten im Lockdown, wie sollte das gehen?
Der Brief kam dann erst am 11. Januar, das Auto wurde vom Autohaus angemeldet (selbst kann man das ja momentan nicht) und wir erhielten die Prämie. Doch abholen durften wir das Auto nicht, denn es fehlte eine entscheidende Kleinigkeit – die Winterreifen. Die waren nicht mitgekommen und ließen nach wie vor auf sich warten. Sowohl der Verkäufer als auch wir, waren inzwischen genervt. Es wurde vom Autohaus sogar versucht, die Reifen bei eBay zu kaufen. Es zog Woche um Woche ins Land. Vergangene Woche Dienstag rief dann das Autohaus an, dass sie jetzt versuchen wollten, die Reifen im Ersatzteillager von VW zu bestellen. Am Donnerstag dann der erlösende Anruf, die Reifen sind da (nicht die aus dem Lager, sondern die, die mit dem Auto bestellt wurden).
Am Freitag fuhren dann mein Mann und mein Schwiegervater los, um das Auto abzuholen. Endlich ist es da, ich bin einigermaßen erleichtert, denn mein Mann war am Ende nur noch ein Nervenbündel. Am Samstag sind wir ein bisschen durch die Gegend gefahren, um uns mit dem Auto vertraut zu machen. Es hat ein paar nette optische Spielereien, die Sitze sind komfortabel und es fährt wahnsinnig ruhig. Kein Vergleich zu unserem Diesel-Corsa. Heute hat mein Mann es zum ersten Mal an die Ladesäule am Fremdenverkehrsamt in Waging gesteckt, weil es in den nächsten Tagen sehr kalt werden soll und wir gerüstet sein wollen. Die Ladesäule ist keine 400 Meter entfernt und der Öko-Strom dort kostet nichts.
PERRY RHODAN NEO Band 245 – »Saturn in Flammen« von Ben Calvin Hary
Am Rande des Solsystems fällt ein gigantisches Raumschiff aus der Transition. Reginald Bull fliegt mit der TERRANIA und weiteren Raumschiffen der Flotte den Unbekannten entgegen. Sie finden heraus, dass es sich bei dem Raumschiff um PE-Hilfreich, eine Plattform der Paddler handelt, die aus der Andromedagalaxie kommt. Einst hatten die Terraner die Dienste dieser Werft in Anspruch genommen. Die Paddler bitten die Terranische Union um Asyl. Darüber entspinnt sich ein Streit zwischen Erde und Mars, denn keine der beiden Regierungen möchte die Paddler aufnehmen. Zu tief sitzen die Ängste nach den vielen Invasionen der letzten Jahrzehnte. NATHAN nimmt sich der Paddler an und bietet ihnen auf dem Mond ein neues Zuhause, was die Politiker der Terranischen Union in helle Panik versetzt. Doch kaum sind die Paddler auf dem Mond, geschieht beim Saturn eine Katastrophe. Ronald Tekener will seine Schwester aus der Klinik auf dem Saturnmond Mimas holen, in der sie seit ihrer Befreiung aus Iratio Hondros Knechtschaft festgehalten wird. Da explodieren die Raumstationen im Saturnorbit, die den Situationstransmitter nach Olymp mit Energie versorgen. Alle Einrichtungen auf Mimas und den anderen Saturnmonden werden evakuiert. In den Wirren findet Tekener seine Schwester, doch die ist von seiner Hilfe wenig begeistert. Im Gegenteil, sie weist das Sicherheitspersonal an, ihren Bruder kaltzustellen. Jessica ist nach wie vor Hondros Marionette. Er hat sie mit Dunkelleben infiziert, damit sie im Solsystem seinen Auftrag ausführt. Hondros Ziel ist das Mondgehirn NATHAN. Jessica und weitere Links von Hondro fliegen mit der Space-Disk eines privaten Rettungsdienstes in Richtung Erde. Über dem Mond führt ein von Hondro ausgetüfteltes Programm dazu, dass die Space-Disk im Asmodeuskrater auf dem Mond abstürzt. Jessica und ihre Mitstreiter verlassen unbemerkt das Schiff und dringen ins Innere von NATHAN ein. Hilfe erhalten sie dabei von einem von Hondros Links auf dem Mond. Jessica soll ins Herz von NATHAN vordringen und dort Hondros Technosporen freisetzen, koste es was es wolle. Mit ihrer Hilfe will Hondro die Mondintelligenz übernehmen, um das Nonagon zu steuern, das für Tihits Manifestation im Einsteinraum sorgen wird.
Bei Band 244 »Iratio« von Rüdiger Schäfer hatte die Redaktion daran gedacht, eine Triggerwarnung zu veröffentlichen, wegen übermäßiger Gewaltdarstellung. Das ist umso unverständlicher, wenn man »Saturn in Flammen« gelesen hat. Vergleicht man die beiden Romane miteinander, stellt man schnell fest, das Rüdiger Schäfer mit »Iratio« eine fast harmlose Geschichte geliefert hat, während Ben Calvin Hary richtig reinhaut. Über den Daumen gepeilt, kommen in Bens Roman fast einhundert Menschen und ein Ferrone ums Leben und das auf mitunter bizarre Art und Weise. Der Autor lässt seine Figuren mal von Nanitenschwärmen auflösen, mal von organischen Tentakeln zerquetschen. Einer wird durch eine Art Schott in zwei Hälften geteilt. Am Ende fällt noch jemand in einen Zeitbrunnen. Von den Menschen, die erschossen werden oder bei Explosionen umkommen, rede ich gar nicht. Das ist schon ein ziemliches Gemetzel. Wenn bei NEO je eine Triggerwarnung nötig gewesen wäre, dann hier.
Klar ist das spannend geschrieben. Aber ich frage mich dann immer: Warum müssen Leute sterben, damit eine Geschichte spannend ist? Warum geht es nicht mal ohne Tote und ohne Gewalt? Wobei es zum Antagonisten passt, dass er über Leichen geht, um sein Ziel zu verfolgen. In diesem Fall ist es nochmal eine Nummer perfider, denn Hondros Links wie Jessica handeln gegen ihren Willen und das bei vollem Bewusstsein. Das ist nochmal eine Ebene tiefer, als ohnehin schon. Da leidet man mit den Tätern, die im Grunde Opfer sind. Das macht der Autor anhand von Jessica Tekener auch sehr schön deutlich.
Der Roman enthält aber noch mehr als nur Hondros Rache. Es geht endlich mal wieder um Politik. »Der Mars macht mobil«, möchte man schon fast sagen. Denn mit dem Auftauchen der Paddler eskaliert ein Konflikt, der wohl schon seit geraumer Weile rumort. Dass nicht einmal der Protektor davon eine Ahnung hat, bedeutet nichts Gutes, vor allem nicht für den terranischen Geheimdienst GHOST, denn der sollte eigentlich davon wissen. Das die, von der Terranischen Union nach den Anschlägen auf dem Saturn und die Geschehnissen auf dem Mond verhängte Nachrichtensperre, vom Chinesischen Block für Propaganda genutzt wird, finde ich sehr realistisch. Andererseits frage ich mich, wo überall noch sich Hondros Links verbergen. Wie kann der die alle kontrollieren? Und warum bekommt das keiner mit? Entweder hat Hondro unwahrscheinliches Glück, oder die Mitarbeiter bei der TU sind so nachlässig. In dem Fall des NATHAN-Mitarbeiters kam erst Geheimdienstchef Nike Quinto höchstpersönlich darauf, dass die Überwachungskameras in einem Sektor von NATHAN ausgefallen waren.
Stilistisch fiel mir erst im Nachhinein auf, dass in dem Roman zweimal die Perspektive wechselt. Er beginnt mit Reginald Bull und Ronald Tekener und er endet mit Nike Quinto und Jessica Tekener. Das ist umso ungewöhnlicher, als dass Tekener nach nur zwei Kapiteln einfach aus dem Roman verschwindet, ohne das man erfährt, ob er den Schlag auf dem Kopf überstanden und von Mimas gerettet wurde. Nike Quinto übernimmt kurz vor Ende des Romans die Rolle von Bull. Der bleibt wohl auf der TERRANIA, während sich der Geheimdienstchef persönlich vor Ort auf den Mond begibt. Das empfand ich beim zweiten Lesen irgendwie als störend. Quintos Rolle hätte auch von Bull gespielt werden können. Es hätte den Roman runder gemacht. So frage ich mich am Ende, ob Bull (der am Anfang aus dem Schlaf geholt wird und die ganze Zeit mit der Müdigkeit kämpft) zu müde war und seinen Job Quinto überlassen hat.
Eine sehr schöne Szene, vielleicht die schönste und friedlichste im ganzen Roman erwartet die Leser am Schluss. Ein gealterter Cel Rainbow besucht das Grab seines besten Freundes Tim Schablonski und begegnet dort Toni Hanafe, die damals auf der Paddlerplattform in Andromeda zurückgeblieben war. Der Ort der Szenerie ist gleichzeitig eine Hommage an einen der bedeutendsten Autoren der PERRY RHODAN-Serie. Kenner der PERRY RHODAN-Erstauflage werden auch bei zwei Namen im Roman aufhorchen. Zum einen erleben wir bei NEO zum ersten Mal den Ertruser Melbar Kasom und zum anderen fällt der Name Tatcher a Hainu. Das verspricht Spannung für die nächsten Romane.
Ich muss zugeben, dass ich bei diesem Roman nicht so ganz parteiisch sein kann, da ich das Manuskript in seiner Rohfassung kenne. Außerdem sind mir beim zweiten Lesen Dinge aufgefallen, die bei der furiosen, aktionsreichen Handlung beim ersten Lesen untergegangen sind. Dennoch ist »Saturn in Flammen« ein echtes Actionfeuerwerk, das mitreisend erzählt wird und bei dem Iratio Hondros perfide Art nochmal richtig kenntlich wird, ohne das er selbst im Roman auftritt.
»The Expanse« ist unbestritten eine der besten SF-Serien der letzten zehn Jahre. Keine andere Serie verknüpft spannende Geschichten, starke Charaktere und visuelle Effekte so genial miteinander. Es mag daran liegen, dass die Geschichte auf einer literarische Vorlage basiert. Dabei weicht die Serienhandlung mal mehr oder weniger von den Originalromanen ab. Die Serienproduzenten beweisen ein Gespür für Charaktere und Spannungsbogen. Daher ist es kaum verwunderlich, dass die Serie nach ihrer Absetzung auf Syfy bei Amazon Prime ein neues Zuhause gefunden hat. Der Amazongründer Jeff Bezos persönlich hatte sich für die Serie eingesetzt.
In den vergangenen Wochen lief nun die fünfte Staffel. Wir haben uns gestern das Staffelfinale angesehen. Die erste Hälfte der Staffel hatte einige richtig tolle Folgen. Da saß man mitunter nägelkauend vor dem Fernseher und war enttäuscht, als die Folge zu Ende war. Überraschend war, wie viele verschiedenen Handlungsstränge in den Einzelepisoden erzählt wurden, die innerhalb der Folge nicht aufgelöst wurden. In der zweiten Hälfte konzentrierte sich die Handlung dann meiner Meinung nach zu sehr auf eine Hauptfigur. Das hat der Spannung geschadet. Entweder hat die Schauspielerin, Dominique Tipper, Fans in der Produzentenriege, oder sie hat die Produzenten unter Druck gesetzt. Jedenfalls ging es gefühlt fast nur noch um Naomi Nagata. Dabei fiel mir auf, dass die Figur öfter »out of character« agierte, wie man so schön sagt. Normalerweise kennt man Naomi als taff und beherrscht. Sie ist Technikerin und ließ sich bisher kaum von Gefühlen leiten. In dieser Staffel traf sie nicht nur ein paar fragwürdige Entscheidungen, sondern agierte zudem noch weinerlich und schwach. Es sah fast so aus, als wolle sie Michael Burnham aus »Star Trek: Discovery« Konkurrenz machen. Es ist schon sehr offensichtlich, wie ähnlich sich beide Charaktere sehen. Da beugten sich die Verantwortlichen der derzeitigen Diversitätsdebatte. Ich finde, das »The Expanse« dies eigentlich nicht nötig hatte, weil die Charaktere an sich sehr ausgewogen sind.
Zurück zur Staffelhandlung. Durch die Zeit, die man mit Naomi vergeudete, blieben für die letzte Folge so viele Handlungsfäden offen, dass ich mich fragte, wie sie das eigentlich alles auflösen wollen. Es überraschte mich, dass sich auch die letzte Folge fast zur Hälfte um Naomi drehte, während die anderen kaum in Aktion traten, allen voran Alex und Bobby. Die beiden Marsianer bekam am wenigsten Sendezeit. Dabei war ihre Geschichte um die Aufdeckung einer Verschwörung innerhalb der Marsregierung spannend genug, um mehr Raum einzunehmen. Auch James Holden, sowie Amos Burton und Clarissa Mao kamen in der letzten Folge zu wenig zum Zug. Entsprechend hektisch verliefen die letzten Minuten, in denen so viel passiert, dass man es locker in einer weiteren Episode hätte erzählen können. Das fand ich sehr schade.
Noch mehr bedauere ich aber den Serientod von Alex Kamal. Der Schauspieler wurde aus der Serie geschrieben, weil gegen ihn Vorwürfe wegen sexueller Belästigung vorliegen. Die Vorwürfe kamen im Sommer 2020 auf und konnten trotz offizieller Untersuchung bisher nicht nachgewiesen werden. Ich sehe das kritisch, wie leicht kann man heute in den sozialen Medien denunziert werden, obwohl man unschuldig ist. Ich werde den Charakter jedenfalls vermissen.
Meine absolute Lieblingsfigur in der Serie ist allerdings Chrisjen Avasarala. Die Generalsekretärin der Vereinten Nationen hat sich über die ganzen Serie hinweg von der skrupellosen Politikerin zu einer weitsichtigen Anführerin gewandelt. Sie entspricht keinem der sonstigen Klischees, ist unberechenbar und trägt immer so tolle Klamotten.
Eine sechste Staffel ist angekündigt, gleichzeitig soll es die letzte Staffel sein, obwohl es neun Romane gibt. Band 9 ist gerade erschien. Aber bekanntlich soll man aufhören, wenn es am Schönsten ist.
Auch wenn die Staffel nicht hundertprozentig perfekt war. »The Expanse« beweist, dass man vor allem eine gute Geschichte braucht, um erfolgreich zu sein, dass innere Logik und Glaubwürdigkeit die Erfolgsgaranten für eine Fernsehserie sind. Verglichen mit »The Expanse« ist »Star Trek: Discovery« billiger belangloser Abklatsch. Dies tut um so mehr weh, als das der Executive Producer und Autor mehrerer Folgen von »The Expanse« – Naren Shankar – einst für TNG und DS9 geschrieben hat.
Ich finde übrigens die Veröffentlichungsweise von Amazon Prime gut, nämlich nur eine Folge pro Woche, wie es früher immer war. Da erhält man sich die Spannung und genießt die Serie umso mehr.
Meine Hoffnung, dass sich mit dem Jahreswechsel die angespannte Lage in meinem Job legt, ist nach einem Monat im neuen Jahr geschwunden. Nicht nur, dass es so chaotisch weiterläuft, auch die Leute werden immer irrer.
Während andere im Homeoffice sitzen oder Kurzarbeit schieben, arbeiten meine Kollegen draußen an der Front. Die Baustellen gehen weiter, müssen weitergehen, allen Corona-Beschränkungen zum Trotz. »Systemrelevant« heißt das Zauberwort. Dabei treiben vor allem die Baufirmen die Baustellen voran. Kaum liegt kein ganzer Meter Schnee mehr, scharren sie schon mit den Hufen und treiben die Handwerker und Planer vor sich her. Dabei wird übersehen, dass die Bauherren, also die Leute, die dann später mal in die Häuser und Wohnungen ziehen, weder in ein Küchenstudio noch in eine Badausstellung der Großhändler gehen können, um sich beraten zu lassen. Ich versuche, so viel wie möglich telefonisch zu klären, aber das geht leider nicht immer. Manche Dinge kann man nicht über eine Telefonleitung zeigen.
Schneller, höher, größer! Noch ein Haus und noch eins und noch eins. Die Zinsen sind niedrig, die Reichen haben Geld. (Wer arm ist, kann es sich ohnehin nicht leisten, zu bauen.) Die Bauherren können sich nicht entscheiden, was sie wollen, zögern vieles hinaus, erwarten dann aber, dass alles sofort und gleich fertig ist, wie bei Amazon. Dabei sind die Angestellten der Großhändler im Homeoffice oder in Kurzarbeit und nur bedingt zu erreichen. Von den Lieferschwierigkeiten will ich gar nicht erst anfangen. Wenn ich auf das Angebot für eine Leuchte schon vier Wochen warten muss, wie lange warte ich dann erst auf die Leuchte selbst.
Die Leidtragenden sind immer die Handwerker, die ihre Gesundheit riskieren, weil … Maskenpflicht hin oder her. Bei dem Wetter gibt es in den Rohbauten meist nur einen beheizten Raum, in dem man sein Frühstück einnehmen kann. Den Büroangestellten der Handwerksbetriebe wird übrigens nahegelegt, möglich nicht ins Homeoffice zu wechseln, aus Solidarität den Angestellten gegenüber, die raus auf die Baustellen müssen.
Vielleicht würde man die Inzidenz runter bekommen, wenn man einfach mal für drei Wochen die Baustellen im Land dicht macht. (Über die Feiertage und im Januar wäre eine gute Zeit dafür gewesen.) Die meisten Baustellen sind nicht systemrelevant. Krankenhäuser und Infrastruktur nehme ich mal aus, aber der Häuslebauer kann es verkraften, wenn sein Häuschen ein bisschen später fertig wird. Und die Planer hätten endlich wieder mehr Zeit, um richtig zu planen. Denn momentan habe ich den Eindruck: es wird erst gebaut und dann geplant. Das dann vieles schief geht, braucht eigentlich keinen zu wundern.
PERRY RHODAN NEO Band 244 – »Iratio« von Rüdiger Schäfer
Die Lebensgeschichte von Iratio Hondro beginnt in Quito Ecuador. Der Sohn eines Trinkers flüchtet mit acht Jahren auf die Straße und gerät an ein Drogenkartell, dem er lange Zeit dient und wo er es bis fast an die Spitze schafft. Doch dann wird er von seinem besten Freund und Adjutanten verraten, an dem er sich bitter rächt.
Er übernimmt für die »Firma« einen Job in Brasilien, dort lernt er Froser Chaselle und dessen Schwester Fee kennen. Iratio verliebt sich in sie schöne junge Frau. Nachdem seine Geschäfte in Brasilien auffliegen und er im Gefängnis landet, folgt er Fees Rat sich für das »Variable Genome Project« der Terranischen Union zu bewerben. Er wird begnadigt und auf Mimas einer genetische Umwandlung unterzogen. Als das zunächst nicht reibungslos funktioniert und dies aufzufliegen droht, tötet er die Ärztin, Frosers Ehefrau, um im Programm bleiben zu dürfen. Iratio will unbedingt Fee heiraten und mit ihr nach Plophos gehen, was ihm auch gelingt.
Auf Plophos steigt er in der Hierarchie schnell auf, bis er herausfindet, dass der Obmann von Plophos ein Verhältnis mit Fee hat. Er inszeniert einen Gleiterunfall bei dem beide sterben. Anschließend gibt er sich als trauernder Witwer aus, damit die Leute ihn zum neuen Obmann wählen. Doch die Kolonie schwächelt wirtschaftlich und gesellschaftlich. Um das drohende Scheitern der Kolonie zu verhindern, geht Hondro eine Verbindung mit dem Geminga-Kartell ein. Nachdem seine Regierungsmitarbeiter das herausbekommen, wird er des Amtes enthoben und verurteilt.
Er flüchtet nach Olymp und schließt sich dem Kartell an. Doch dessen Mitglieder halten Hondro für ein zu heißes Eisen und versuchen ihn auf einem unbewohnten Planeten auszusetzen. Dort wird er mit Dunkelleben infiziert und erlangt die Fähigkeit Menschen mittels seines Willes zu kontrollieren. Er übernimmt die Besatzung eines Raumschiffes und lässt sich auf Olymp nieder.
Doch nach und nach laugen ihn seine Fähigkeiten immer mehr aus. Da erreicht ihn ein innerer Ruf, er möge sich zur chinesischen Kolonie begeben. Auf dem Planeten im Denebsystem trifft er in einer Grotte auf einen Ableger der Wesenheit Tihit, die ihn stärkt und zu ihrem Anker im Einsteinraum macht.
Warum die PERRY RHODAN-Redaktion den Roman mit einem Trigger-Hinweis versehen wollte und hervorhebt, dass der Roman mehr Brutalität und Gewalt enthält als üblich, kann ich nicht nachvollziehen. Es hätte mich aber beinahe dazu gebracht, den Roman nicht zu lesen. Allein als ich zum ersten Mal den Titel las, war ich eigentlich schon bedient. Schon wieder Iratio Hondro! Ich war so froh gewesen, dass er im vorherigen Roman keine Rolle gespielt hatte und jetzt gleich ein ganzer Roman über ihn. Dann noch die Sache mit der Gewalt … Ich hatte ehrlich gesagt keine große Lust auf das Buch, obwohl ich die Romane von Rüdiger Schäfer sehr schätze. Also habe ich den Autor angeschrieben und ihm meine Befürchtungen mitgeteilt. Er schickte mir kurzerhand den Ausschnitt eines Leserbriefs, den er erhalten hatte. Die euphorische Aussage des Fans, stachelte mich an. Sollte der Roman wirklich so gut sein, dass ich eventuell gar etwas verpasse?
Machen wir es kurz. Ja, er ist gut, sehr gut sogar. Die Biografie eines Bösewichts ist spannend und vor allem nachvollziehbar geschrieben. Ich ertappte mich dabei, mit dem Charakter mitzufühlen. Der Autor bemüht sich zu zeigen das auch Mitte des einundzwanzigsten Jahrhundert die Erde noch nicht das Paradis ist, für das wir sie gern halten möchten, da wir sie meist nur durch die Augen von Perry Rhodan und seinen Freunden sehen. Hier eröffnet uns der Autor einen Blick auf die Schattenseiten der jungen vereinten Erde, auf Drogenhandel und Korruption, auf Armut und Diskriminierung. Das ist realitätsnah und bedrückend geschildert. In der ersten Hälfte des Romans glaubt man einen Mafia-Roman zu lesen. Iratios Leben als Kind innerhalb eines Drogenkartells wird sehr plastisch erzählt. Hier und da auch mit Gewaltdarstellungen, aber nie im übertriebenen splatterhaftem Maße. Da gab es schon weitaus schlimmere Romane.
Die zweite Hälfte des Romans dient dazu, verschiedene Fäden aus den vorangegangenen Staffeln zusammenzuführen. Das ist eher der schwächere Teil. Denn es wird vieles wiederholt, was man als NEO-Leser schon weiß. Es wird allerdings in den richtigen Zusammenhang gebracht und man versteht Hondros Handeln besser. Der Part, wie er mit dem Dunkelleben infiziert und zum Anker von Tihit wird, wirkt zugegeben etwas konstruiert. Die letzten Kapitel bestehen weniger aus Handlung und mehr aus Erklärungen, dies war sicher der Länge des Romans geschuldet. Ich hätte mir hier weniger Wiederholungen gewünscht und mehr echte Dialoge.
Alles in allem ist der Roman nicht so schlimm, wie ich anhand der Aussagen befürchtet habe. Insofern bin ich froh, dass mich der Autor überzeugen konnte, doch mal einen Blick zu riskieren. Rüdiger Schäfer ist inzwischen bekannt für starke Charakterromane. Mit »Iratio« hat er zum ersten Mal die Biografie eines Bösewichts geliefert. Das ist lesenswert und berührend. Ich bin aber trotzdem froh, wenn das Thema Dunkelleben und Iratio Hondro am Ende der Staffel endlich auserwählt ist.