Interstellarer Wirrwarr

PicStreet-InterstellarWenn man zu viele Botschaften in eine Geschichte packt, dann macht das meist mehr kaputt, als gut für sie ist. Genau dieses Gefühl hatte ich bei „Interstellar“, den wir uns gestern auf Blu-ray angesehen haben. Der Film ist nicht schlecht, hat aber nicht die Qualität, die ich mir erhofft hatte.

Eigentlich wollten wir den Film im Herbst im Kino anschauen, leider war der Streifen schneller aus den Kinos raus, als man Popcorn sagen kann. Seit gestern weiß ich auch warum. Der Film ist modernes intelligent gemachtes Kino, das Mitdenken erfordert und eben nicht der übliche SF-Action-Popcorn-Kinofilm, den die meisten Zuschauer erwarten. Er ist eine Mischung aus „2001-Odyssee im Weltraum“ und „Contact“, wobei er jedoch an die Qualität beider Filme nicht heranreicht. Das liegt weder an der Idee noch an den Effekten, auch nicht an dem phänomenalen Soundtrack, es liegt daran, dass sich die Geschichte in zu vielen Botschaften verzettelt. Da werden szenenlang Diskussionen geführt und viele unterschiedliche Probleme gewälzt, das Hauptproblem aber, die Vernichtung der irdischen Ressourcen und die Gründe der sich verändernde Umwelt werden nur beiläufig angesprochen. Hier wäre die Reduktion auf ein Thema besser gewesen. Eine gestraffte Handlung hätte den Film zwar kürzer gemacht, ihm aber besser getan. Außerdem ist der Plot, um das sich selbst erfüllenden Paradoxon, schon früh vorhersagbar.

Mir fehlte an „Interstellar“ das überraschende Element und auch ein bisschen die Vision. Einerseits können die Menschen der Zukunft Habitate im All bauen, aber die Geräte im Krankenhaus sehen aus wie heute. Genauso wie der Umgang mit der zerstörten Umwelt: Die Atmosphäre ist verpestet, aber die Autos fahren immer noch mit Benzin und in den Büros der NASA trinkt man Kaffee aus Pappbechern. Auch das Monokulturen keine dauerhafte Lösung sind, weiß man heute schon.
Was mir besonders negativ aufgefallen ist, ist die stark amerikanisierte Sichtweise. Wie es scheint, sind es in der gezeigten Zukunft nur die Amerikaner, die etwas tun. Ein solches Projekt, wie es im Film dargestellt wird, kann aber nur in einem globalen miteinander funktionieren.

Es gab auch viel Positives. Witzig und irgendwie treffend fand ich die Stelle, in der die Lehrerin dem Vater erklärt, dass die Mondlandungen in den 60ern nie wirklich stattgefunden haben. Das war ein Seitenhieb auf das amerikanische Schulsystem. Klasse!
Gut finde ich auch, dass der Film vor allem mit den Niederungen des menschlichen Charakters spielt. Ob es der Wissenschaftler Dr. Mann ist oder der Astronaut und Familienvater Cooper, jeder ist am Ende doch nur ein Mensch mit Fehlern. Auch die Aussage, das Emotionen wie Liebe die Zeitschranke überwinden können, macht den Film besonders.
Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus, haben sich die Macher um Regisseur Christopher Nolan sehr viel Mühe gegeben, obwohl ich bei manchen Szenen doch den Kopf schütteln musste. Allein die Besiedelung eines Planeten in Erwägung zu ziehen, der sich in so großer Nähe zu einer Singularität befindet, war Unsinn. Die Gezeitenkräfte, die an einem solchen Objekt zerren, verbieten eine Besiedelung schon in der Theorie, was sich dann in der Realität auch so herausgestellt hat. Auch das Eintauchen in das Schwarze Loch gegen Ende des Films ist ein wenig fragwürdig, wenn auch schwer zu beweisen, weshalb ich mich dazu nicht weiter äußern möchte.
Gestört hat mich die wechselnde Aussage, wohin das Wurmloch führt: Einmal hieß es in eine andere Galaxie, dann wieder an den Rand unserer Galaxis. Ich muss mir dazu unbedingt mal die Originalfassung ansehen.

Die Theorie allerdings, dass es die Menschen selbst sind, die sich zu fünfdimensionalen Wesen entwickelt haben und nun versuchen ihre Vorfahren und damit sich selbst zu retten, finde ich grandios, kann aber angesichts der derzeitigen Situation auf unserer Welt nicht wirklich dran glauben.

Mein Fazit: Interstellar ist ein Film, der zu viel wollte und gerade deshalb nicht das geworden ist, was er hätte sein können. Durch die beeindruckenden Bilder und die Musik von Hans Zimmer, ist er dennoch sehenswert.

Autorin in der Depression

young_adult-poster_ukCharlize Theron machte als rotzige Enddreissigerin in dem Streifen „Young Adult“ gehörigen Eindruck auf mich.

Die Geschichte handelt von der Autorin Mavis, die für eine Romanreihe für junge Erwachsene schreibt. Dabei ist sie sowas wie ein Ghostwriter, denn statt ihrem Namen erscheint auf dem Cover nur der der Herausgeberin. (Da haben die Perry Rhodan-Autoren ja richtig Glück. Aber das nur nebenbei.)
Mavis‘ Problem ist, dass sie ihr Leben als Erwachsene nicht in den Griff bekommen hat. Sie lebt zusammen mit ihrem Hund in einem anonymen Hochhaus der Metropole Minneapolis. Außer ihrer Schönheit und den Erinnerungen an die tolle Highschoolzeit ist ihr nichts geblieben. Als sie die E-Mail ihres Highschool-Schwarms Buddy mit dem Foto seiner neugeborenen Tochter erreicht, zerbricht ihr Leben endgültig zu einem Scherbenhaufen. Sie beschließt in ihre Heimatstadt zu reisen, um den glücklich verheirateten Buddy, zurückzuerobern. Das sie Buddy nicht zurückgewinnen kann, wird dem Zuschauer schnell klar. Mavis dagegen braucht bis zum Schluss und eine öffentliche Bloßstellung, um es zu begreifen.

Der Film zeichnet das Leben einer amerikanischen Kleinstadt in schlichten starken Bildern und blickt hinter die Kulissen einer vom Schönheitswahn getriebenen Frau, die mit ihrem Leben hadert. Jeder bewundert Mavis weil sie den Absprung geschafft hat und sich aus dem Kleinstadtmief lösen konnte und als Autorin erfolgreich ist. Viele möchten so sein wie sie, doch keiner ahnt, dass hinter Mavis‘ Fassade ein verletzter unsicherer Mensch steckt, der alles andere als erfolgreich ist. Ausgerechnet ein ehemaliger Mitschüler und Krüppel durchschaut sie und hält ihr einen Spiegel vor. Nach einem offene Ende, bei dem der Zuschauer nicht erfährt, wie es mit Mavis weitergeht, kann dann jeder seine eigene Fantasie spielen lassen.
Charlize Theron stellt die depressive Schönheit Mavis mit all ihren Macken wie Alkoholismus und Trichotillomanie (das Herausreißen von Haaren) so intensiv dar, dass man emotional mitgerissen wird und jede Minute mit ihr leidet.

„Young Adult“ ist ein wunderbarer Film darüber, wie Schönheit und Erfolg allein nicht glücklich machen, sondern das dies nur die Liebe vermag.

Der Film ist aus dem Jahr 2011. Wer mag kann sich den Trailer hier ansehen.

Mehr als eine Rentner-WG

Hin und wieder sehe ich mir gern deutsche Filme an, denn mitunter sind sie besser als ihr Ruf und können überraschende Geschichten erzählen, so wie der Freitagsfilm vom 20.3.2015 in der ARD.

„Alleine war gestern“ ist eine Geschichte über fünf Freunde, die die Sechzig überschritten haben und gemeinsam in Köln eine WG gründen. Die schön gezeichneten Figuren sind sehr individuell: Da gibt es den Arzt, Philip, der Jahrzehnte in Afrika verbracht hat; die Psychologin, Ricarda, die sich aus ihrer Praxis zurückziehen, aber weiterhin über alles und jeden bestimmen möchte; der alternde Rocker, Harry, der mit Taxifahren das Geld verdient, was er auf der Rennbahn verzockt; die Teilzeit-Wurstverkäuferin, Uschi, die alle bekocht und als gute Seele alles zusammenhält und der introvertierte Witwer, Eckhard, der auch nach zwanzig Jahren den Grabstein seiner Frau aufbewahrt. Alle haben entweder keine Kinder oder kaum Kontakt zu ihnen.

Was als fröhliches Zusammenleben beginnt, endet nach nur ein paar Wochen, als Uschi einen Schlaganfall erleidet und fortan halbseitig gelähmt ist. Die Freunde stehen vor der Entscheidung sie in ein Heim abzuschieben oder sich selbst um sie zu kümmern. Das Urteil fällt für Uschi, wenn auch nicht einstimmig. Fortan kämpfen alle mit den Folgen: Die Altbauwohnung im dritten Stock ist nicht behindertengerecht, es gibt keinen Aufzug und jeder wird in seinen gewohnten Freiheiten eingeschränkt. Trotz intensiver Physiotherapie geht es mit Uschis Genesung nicht voran. Unweigerlich kommt es zu Streitigkeiten und die wahren Gesichter der Freunde treten zu Tage. Harry hat Probleme Verantwortung zu übernehmen, Ricarda versucht alles und jeden unter ihre Kontrolle zu bringen und Philip erklärt, dass er nur in die WG gezogen ist, um Ricarda nahe zu sein, weil er sie seit dreißig Jahren heimlich liebt. Aber auch Uschi hadert mit ihrem Schicksal, sie will den Freunden nicht zur Last fallen …

Die Geschichte wird sehr feinfühlig und realistisch, ohne jeden Kitsch erzählt. Den Schauspielern gelingt es, die Chemie zwischen den Freunden auf den Fernsehzuschauer zu transportieren und Emotionen zu wecken.

„Alleine war gestern“ ist ein toller Film übers älter werden bzw. übers alt sein. Ich hoffe nur, dass der Film auch sein angestrebtes Zielpublikum erreichen konnte. Meine Eltern waren nämlich nicht sonderlich an dem Streifen interessiert und haben lieber eine Musiksendung gesehen.

Der etwas andere Perry Rhodan Film

ForbiddenPlanetErst kürzlich fielen mir meine Urlaubsfotos von Teneriffa wieder in die Hände. Und als ich die Bilder vom Teide betrachtete, musste ich unwillkürlich an den ersten und einzigen Perry Rhodan Film denken. Der lief vor gut einem Jahr auf Tele 5 unter der Rubrik: „Die schlechtesten Filme aller Zeiten“. Naja so ganz unrecht haben die Fernsehmacher damit nicht. Er ist wirklich nicht besonders gut. Als faszinierend empfand ich noch den Drehort, denn ein Großteil der Szenen entstand in der Caldera des Teide auf Teneriffa. Wenn man aufmerksam hinsieht, kann man im Hintergrund den Gipfel des Vulkans erkennen.

Aber eigentlich will ich gar nicht über „SOS aus dem Weltall“ sprechen, sondern über einen anderen Film mit einem ähnlichen Titel, der jedoch schon fünf Jahre vor dem Start der Heftromanserie in die Kinos kam und den man getrost als die Mutter aller Science Fiction Serien bezeichnen kann. Gestern Abend habe ich ihn wieder aus dem Regal geholt und angesehen; und bin wie immer fasziniert daran hängen geblieben.

„Forbidden Planet“ oder „Alarm im Weltall“ wie der deutsche Titel lautet, ist ein Meisterwerk und seiner Zeit weit voraus, nicht nur was die Tricktechnik angeht. Es ist eigentlich eine SF-Verfilmung von Shakespeares „Der Sturm“, woran man mal wieder sieht, wie viel Potenzial in den Klassikern steckt.
Es ist schon kurios wie sehr sich die deutschen Titel der beiden Filme ähneln und nicht nur das: Schon mal daran gedacht, das „Forbidden Planet“ der perfekte Perry Rhodan Film wäre? Eine neue Synchronisation und vielleicht ein paar Spezialeffekte am Beginn würden genügen, um daraus den Film zu machen, den sich die Fans schon immer wünschen.

Schaut man genau hin, so landet Perry Rhodan mit einer Spacejet auf einem fremden Planeten, der einst von einer hochentwickelten Rasse besiedelt war. Zusammen mit Bordarzt Manoli lüftet er ein Geheimnis der Spezies, die sich selbst als Lemurer bezeichneten. Am Ende muss er mit seiner Crew fliehen, bevor die alte Station der Lemurer sich selbst vernichtet …

Okay! Ich gebe zu, es gibt ein paar Einschränkungen:
Erstens, die Terraner würden nicht nur mit einer Spacejet landen, sondern mit einem Schlachtschiff der Imperiumsklasse. Zweitens, würden sie alles tun, um sich die Technologie der Lemurer für das Solare Imperium einzuverleiben. Naja zumindest bekommen sie im Film den Roboter. Und drittens, und das ist am unwahrscheinlichsten, Perry Rhodan würde nie das Mädchen verführen, obwohl mir das gefallen würde, im Gegensatz zu vielen anderen Perryfans.

Dennoch gibt es viele Parallelen. Ich kann mir gut vorstellen, dass nicht nur Gene Roddenberry seine Ideen aus diesem Film gezogen hat, sondern auch die Herren Ernsting und Scheer.

Im Übrigen finde ich Leslie Nielsen in der Rolle des Kommandanten perfekt. Das traut man ihm nicht zu, wenn man seine späteren Filme kennt.

Blu-ray mit Beigeschmack

Quelle: Amazon

Seit Anfang des Monats ist sie auf dem Markt… Ich spreche von der Blu-ray zum Kultfilm „Galaxy Quest“. Warum die deutschen Fans so lange darauf warten mussten, ist leider nicht bekannt. Denn die Star Trek Parodie gehört zu einem der beliebtesten Filme im Fandom.
Zum Inhalt muss ich hier nichts sagen. Der Film ist 16 Jahre alt, und inzwischen sollte jeder das Abenteuer um die Crew der Galaxy Quest kennen. Alles andere wäre eine echte Bildungslücke. Ich selbst kann nicht sagen, wie oft ich mir diesen Film schon reingezogen habe. Ich erinnere mich, ihn zum ersten Mal im Ilmenauer Kino während meines Studiums gesehen zu haben, zusammen mit einem ganzen Haufen echter Nerds. (Hey, ich hab schließlich Elektrotechnik studiert!)
Der Streifen hat mich sofort begeistert. Allein die Szenen auf der Convention … das war so lebensnah, dass man sich fast selbst im Publikum sitzen sah. :) Und die Schauspieler waren einfach grandios. Tim Allen als Kirk-Verschnitt; Sigourney Weaver als Quotenfrau, die mit dem Computer spricht; Tony Shalhoub (Monk) als introvertierte Chefingenieur, der ständig am Essen ist und last but not least, Allen Rickman als Dr. Lazarus. (Für mich immer noch seine beste Rolle.) Zu dieser Zeit wäre Rickman die ideale Besetzung als Atlan in einem Perry Rhodan Film gewesen, inzwischen ist der Schauspieler leider zu alt.

Gestern Abend haben wir uns nun die Blu-ray angesehen: Die Bildqualität scheint etwas besser als die der DVD zu sein, man erkennt ein paar Details, die einem zuvor nicht aufgefallen sind. Der Sound ist okay, aber das war es dann auch schon. Es gibt nur zwei Sprachen zur Auswahl (Deutsch & Englisch) und keinerlei Extras. Die DVD von 2006 hatte wenigstens ein paar Extras. Doch das Allerschlimmste ist: Es fehlen mindestens zwei Szenen! Die Erste könnte man noch verschmerzen, darin zeigt einer der Thermianer Dr. Lazarus sein leeres Quartier. Die Zweite ist aber von essentieller Bedeutung für den Film: Hier bittet der Commander den Fan auf der Erde, ihm bei der Landung des Schiffes zu helfen. Auf der Blu-ray sieht man aber nur, wie das Schiff in die Atmosphäre eintaucht und dann den Jungen mit den Leuchtfackeln aus dem Haus rennen. Ich habe den Film sooft gesehen, dass ich meine, das es dazwischen mindestens eine Minute Dialog gab. Vielleicht fehlen noch mehr Szenen. Leider kann ich die Blu-ray-Version nicht mehr mit unserer DVD vergleichen, weil wir diese bereits verkauft haben.
Laut Amazon scheint es zwei Versionen des Films zu geben, eine 98 minütige Fassung und eine mit 102 Minuten. Unsere DVD beinhaltete die Fassung mit 102 Minuten. Es sieht ganz so aus, dass auf der Blu-ray nur die 98 Minuten Fassung drauf ist, ob wohl es anders angegeben wird.

Auf alle Fälle habe ich mich gestern Abend tierisch darüber geärgert. Verglichen mit anderen Filmen, war die Blu-ray ziemlich teuer. Für das Geld sollte man zumindest einen ungekürzten Film erwarten dürfen, wenn es schon keine Extras gibt.

Das gibt eine ganz böse Bewertung bei Amazon.

Nachtrag vom 16.2.2015:
Nachdem meine Rezension bei Amazon hohe Wellen geschlagen hat, hat sich jetzt herausgestellt, dass die Szenen an die ich mich erinnere, Bestandteil geschnittener Szenen waren, die es als Extras auf der DVD gab. Ist schon seltsam was sich das Gehirn so alles zusammenreimt. Aber das wäre nicht passiert, wenn es die geschnittenen Szenen als Extras auch auf der Bu-ray geben würde.

Van Leeuwen und der Totenengel

TotenengelTotenengel – Van Leeuwens zweiter Fall, unter diesem Titel erschien 2013 die Verfilmung des Kriminalromans von Claus Cornelius Fischer. Es ist ein Krimi in dem es wirklich ums Sterben geht.

Den Roman habe ich nicht gelesen, aber wenn der Fernsehfilm nur annähernd an die Atmosphäre der Buchvorlage heranreicht, muss es sich um einen richtig guten Roman handeln. Normalerweise bin ich kein Krimifan, wie ich schon mehrfach betont habe. Das ich auf den Film dennoch aufmerksam wurde, liegt mal wieder … richtig …  an David Rott. Der spielt ein kleine, aber nicht unbedeutende Rolle in dem düsteren atmosphärisch dichten Streifen.

Bruno Van Leeuwen ermittelt in einer Mordserie. Im Amsterdamer Rotlichtviertel wird die Leiche des Lehrers Gerrit Suiker gefunden. Die Spur führt in das Krankenhaus in dem Suikers todkranke Frau liegt. Das wiederum konfrontiert Van Leeuwen mit dem Tod seiner an Alzheimer erkrankten Ehefrau, der noch nicht lange zurückliegt. Sowohl der Chefarzt der Station (genial gespielt von Christian Berkel) als auch die Krankenschwester scheinen etwas zu verheimlichen.
Nach und nach tauchen weitere Opfer auf, alle sind so gebettet, als wären sie friedlich gestorben. Die Ermittler rätseln, bis sie auf einen ähnlichen Mord stoßen, der schon Jahrzehnte zurückliegt. Außerdem scheint eine Prostituierte etwas gesehen zu haben, schweigt sich aber aus. Und da ist noch der nette Psychologe aus der Klinik, in dessen Radiosendung Van Leeuwen einen weiteren Hinweis findet.

Der Film unterscheidet sich von den 08/15 Krimis im Tatort-Deutschland. Der Fall ist komplex und bis zur Auflösung nur schwer zu durchschauen. Es geht um Trauer, Sterbehilfe und einen würdigen Tod. Im Vordergrund steht Van Leeuwens persönliches Leiden, der nach dem Tod seiner Frau weder mit seinem Leben noch mit den Kollegen und seinem Umfeld zurechtkommt. Das er immer noch ein offenes Auge für Details besitzt, läßt die Kollegen, insbesondere Dr. Feline Menardi (gespielt von Katja Riemann) hoffen.

Amsterdam wirkt in diesem Film stellenweise wie eine Kleinstadt. Das stetig präsente Schmuddelwetter unterstreicht die kühle und düstere Atmosphäre und verschmilzt mit den Leistungen der Darsteller zu einem packenden Krimi. Der mehrfache Grimmepreisträger Matti Geschonneck beweist als Regisseur, dass er die Kunst der Verdichtung bis ins Äußerste beherrscht. Der Schwede Peter Haber gibt dem Zuschauer Einblick in die verletzte Seele des Bruno van Leeuwen.
Und David Rott? Der spielt den netten zurückhaltenden Psychologen, der in seiner Radiossendung versucht Menschen zu helfen, mehr als überzeugend.

Schade, dass es zu dieser Reihe bisher nur zwei Filme gibt. Von solch detailliert geschriebenen und vielschichtigen Dramas, mit exzellenter Besetzung möchte ich glatt mehr sehen.

Tipp: Wer bei YouTube nach Van Leeuwen und Totenengel sucht, wird den Film dort in voller Länge finden.

Eiszeit bei der Degeto

Isak und sein Bruder Jonas. Quelle: ARD

„Unterm Eis“ – so hieß der Freitagsfilm in der ARD. Ein Film, auf den ich schon seit ein paar Monaten sehnsüchtig gewartet habe.

Man merkt es. Die Degeto Film vollführt seit zwei Jahren eine Kehrtwende. War sie bisher als Lieferant gebührenfinanzierter Schmonzetten bekannt, möchte sie nun Filme mit Anspruch produzieren. Das kommt nicht von ungefähr, denn es sah zuletzt schlecht aus. Abnehmende Zuschauerzahlen und Misswirtschaft zwangen die ARD zu einem Schnitt, schließlich ist die Degeto ihr größter Zulieferer. Mit einer neuen Chefin sollte 2012 frischer Wind einziehen. Zu spüren bekamen das zunächst die Postproduktionshäuser, bei denen die Degeto wie am Fließband ihre Filme nachbearbeiten ließ. Die hatten plötzlich viel weniger zu tun und so stand der eine oder andere Arbeitsplatz auf der Kippe.

Freitagabend konnte sich der Zuschauer von der neuen Qualität überzeugen.

„Unterm Eis“ spielt in Norwegen. Es ist die Geschichte des verlorenen Sohnes (Isak), der dem Bruder Jonas zuliebe dem elterlichen Haus einen Besuch abstattet und feststellen muss, das sich kaum etwas verändert hat. Noch immer wird er am älteren Bruder gemessen, der das Sägewerk des Vaters weiterführt und einen Familie gegründet hat. Vor Jahren ist Isak deshalb aus der Enge der Verantwortung geflohen. Bei einem Ausflug mit dem Bruder in die Berge, werden die beiden von einer Lawine mitgerissen. Isak überlebt schwer verletzt, doch Jonas bleibt verschollen. Kurze Zeit später wird die Suche nach ihm eingestellt.
Es beginnt ein Martyrium, das den jungen Isak zu zerreißen droht. Die Wunden an seiner Seele sind schlimmer als die äußerlichen Verletzungen. Eltern, Schwägerin und sogar sein Neffe, lassen ihn spüren, wen sie für den Tod des Bruders verantwortlich machen. Und auch Isak hadert mit sich selbst. Als Kind wünschte er dem Bruder oft den Tod, nun kämpft er gegen erdrückende Leere und drohende Verantwortung. Eine Begegnung mit der Jugendliebe wirft ihn genauso aus der Bahn, wie die Erkenntnis, das sein Bruder alles andere, als der perfekte Ehemann und Sohn war, den alle in ihn sahen. Isaks Leben gerät aus den Fugen, die Beziehung zu seiner Freundin zerbricht genauso, wie seine berufliche Zukunft. Am Ende macht er sich unter Lebensgefahr selbst auf die Suche nach dem Bruder, weil er glaubt, mit dem Ende der Ungewissheit auch die Beziehung zu seiner Familie kitten zu können.

Der Plot unterscheidet sich stark von den seichten Geschichten vergangener Filme, geblieben aber sind die berauschenden Landschaftsbilder, die eigentlich die Geschichte begleiten sollten, diese aber durch ihre Fülle regelrecht erdrücken. In manchen Szenen lösen sie sich soweit von der Handlung, dass man das Gefühl hat, eine Reportage über Norwegen zu sehen. Teilweise wird versucht, dem Zuschauer die Szene aus dem Blickwinkel der Charaktere zu zeigen, was allerdings nur beim Vater, durch dessen schleichende Erblindung, so richtig gelingt.
Der Titel „Unterm Eis“ ist klug gewählt, denn er bezieht sich nicht nur auf die, unter dem Eis verschüttete Leiche des Bruders, sondern vielmehr auf die Gefühlskälte innerhalb der Familie. Was ein dramaturgischer Schachzug werden sollte, geht aber nach hinten los. Trotz der sehr guten Besetzung wirkt die Geschichte zu distanziert gespielt. Zu keiner Zeit fühlte ich mit den Figuren oder konnte mich mit ihnen identifizieren. So erweckt der Film tatsächlich den Anschein, als spiele er unter einer Eisschicht. Schade, denn die Darsteller um David Rott geben ihr Bestes, können die Gefühle der Figuren aber nicht transportieren.

Es ist eben schwerer als gedacht, emotional ansprechendes und dennoch anspruchsvolles Fernsehen zu produzieren. Doch es scheint, dass sich die Degeto in die richtige Richtung bewegt. Warten wir es ab. 2015 stehen noch einige Produktionen ins Haus.

Noch ein paar Worte zu David Rott: Ich finde es ja immer wieder amüsant, wie es der Darsteller schafft, beim Filmen stets seinem Laster – dem Rauchen – frönen zu dürfen. Außerdem konnten die Drehbuchautoren auch in diesem Streifen nicht widerstehen, ihm eine Bettszene aufs Auge zu drücken. ;) Faszinierend fand ich auch seinen sehr verhaltenen Umgang mit den im Film auftretenden Kindern. Als fünffachem Vater ist dem Schauspieler das sicher alles andere, als leicht gefallen.

Ein zweiter Gucky

IMG_0070.JPGLetzten Freitag haben wir uns endlich auch „Guardians of the Galaxy“ angesehen. Im Kino haben wir den Film verpasst, aber die BluRay kam schon am 8. Januar in die Läden. Und nach den Vorschusslorbeeren, die der Film bekommen hat, wollte ich ihn unbedingt gleich ansehen… Es stimmt, sieht man von ein paar Kleinigkeiten ab, ist es einer der witzigsten Science Fiction Filme der letzten Jahre. Mir gefiel besonders der bunte Look: Die Welten, die Figuren, alles präsentierte sich auffallend farbig. Besonders die Weltraumszenen boten ein prächtiges Augenfutter.
Nun ja, die Geschichte war gewöhnlich, aber gut durchdacht.
Doch am meisten lebt der Film von seinen Figuren. Diese ungewöhnliche Truppe an Helden, die sich zwangsweise verbünden müssen, um das Artefakt zu finden und gegen den Feind zu verteidigen, ist das Ungewöhnlichste, was man im SF-Genre seit langem gesehen hat. Dabei hat es mir als Perry Rhodan Fan besonders der Charakter des Rocket angetan. Schon beim ersten Blick auf das Filmplakat kam mir der Gedanke: Das ist GUCKY, der Mausbiber.
Manche Dialoge waren schwach und überzogen, aber das tat der Unterhaltung keinen Abbruch. Wenn man sich klar macht, dass dies eine Comicverfilmung ist, kann man auch über die abstruse Szene (Rettung im All ohne Raumanzug) hinwegsehen.

Der Film bietet spannende Unterhaltung, tolle Effekte und eine diesmal grüne Zoe Saldana. Die Schauspielerin ist hauptsächlich durch ihre Rollen in Avatar (damals ganz in blau) und als Uhura in Star Trek XI & XII bekannt.

Mein Fazit: Schöner Film, ich habe mich jedenfalls keine Sekunde gelangweilt.

Starker Samstagabend-Krimi

DavidRott_starkes teamEin starkes Team – Tödliche Verführung (Foto: ZDF)

Normalerweise sehe ich keine deutschen Krimiserien. Denn mich stört, dass es außer Liebesschnulzen und Krimis, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, nichts anderes zu geben scheint. Gestern machte ich aber eine Ausnahme und das hatte einen bestimmten Grund. Der Grund hieß David Rott.

Die Handlung hörte sich interessant an: Da wird eine Frau ermordet, die nebenher als Prostituierte tätig war, ohne das ihr Ehemann davon wusste. Das Ermittlerteam versucht Licht hinter die Angelegenheit zu bringen, doch ihnen gehen alsbald die Verdächtigen aus. Zum Schluss steht der Nachbar im Zentrum der Ermittlung und das kann der Ehemann nicht verkraften.

Die Geschichte wird durchaus spannend und einfach erzählt. Der Zuschauer kann mitverfolgen, wie die Kommissare die Puzzleteile nach und nach zusammenfügen, und wird bis zum Ende im Unklaren gelassen, wer denn nun der Mörder ist. Außerdem kommt der Film nicht steif daher, sondern bietet auch komische Momente. Besonders gut fand ich die kleinen Seitenhiebe auf die Datensammelwut der deutschen Behörden, die ihre eigenen Beamten überwachen. Das war alles in allem gute Fernsehunterhaltung – nichts besonderes, aber unterhaltsam.

Die Darstellerleistungen waren solide, wirkten nicht gekünstelt, aber auch nicht sonderlich brillant. Einzig David Rott in der Rolle des labilen unter Narkolepsie leidenden Ehemanns, ragt aus der Riege der Schauspieler heraus. Seine Figur bleibt bis zum Schluss undurchschaubar.
Wer schon Krimis mit David Rott gesehen hat, weiß, dass er meist den Täter spielt. Was für seine Fans den Genuss aber nicht schmälert, denn man wird stets mit unkonventionellem tiefgründigen Schauspiel belohnt. Und so ist es auch bei „Tödliche Verführung“, mit dem überraschenden Ende, dass er dieses Mal doch nicht der Mörder ist. :)

Mir scheint, dass der Mann es inzwischen soweit gebracht hat, dass er sich seine Rollen aussuchen kann. Er spielt stets die interessanten Charaktere. Das sind zwar meist keine Hauptrollen, aber das scheint ihm nicht wichtig zu sein. Dazu kann man eigentlich nur gratulieren.

Wer mehr über den Fernsehfilm wissen möchte, kann das auf Tittelbach.tv tun.

Der Kaiser und die Kaiserin

SisiIch habe es getan! Ich habe mir am Wochenende „Sisi“ angeguckt. Nein, nicht die „Sissi“-Filme mit Romy Schneider sondern die Neuauflage von 2009 mit Cristiana Capotondi und David Rott. Was sich schon anhand der Schreibweise des Titel erkennen lässt. Kaiserin Elisabeth schrieb sich selbst nämlich nur mit einem „s“ in der Mitte.

Die zweiteilige Koproduktion von ZDF, ORF und RAI ist eine prunkvoll inszenierte und bestens besetzte Neuverfilmung, die so gar nicht die Klischees der alten Sissi-Filme bedient. Und das ist auch gut so. Dieser Film ist eher als ernsthafte Auseinandersetzung mit der wahren Geschichte der Kaiserin Elisabeth gedacht. Auch wenn es hier und da noch kleine Unterschiede zur Realität gibt, so kommt diese Verfilmung der wahren Sissi dennoch näher, als die romantisch verklärten Heimatfilme der 50er.

Erzählt wird die Lebensgeschichte der Österreichischen Kaiserin von 1853 bis zu ihrer Krönung als Königin von Ungarn 1867. Dabei wurde viel Wert auf Authentizität gelegt, und das nicht nur bei Handlung und Charakterisierung, sondern auch bei Kostümen und Kulissen. Der so entstandene Film verschlang elf Millionen Euro, eine stattliche Summe, die aber nicht vergebens war. Es sind die opulente Ausstattung und der Dreh an Originalschauplätzen, die der Geschichte einen passenden Rahmen verleihen und ihn zu einem Augenschmaus machen. Natürlich gibt es romantische Szenen, die sich aber nie in den Vordergrund drängen und in keinster Weise kitschig wirken. Es geht in diesem Streifen vielmehr um Sisi’s Emanzipation als Frau, ihr Kampf gegen die allgegenwärtige Schwiegermutter (gespielt von Martina Gedeck) und ihre Einflussnahme auf die Regierungsgeschäfte ihres Mannes.

Getragen wird das alles von einer Riege hervorragender Darsteller. Allen voran von der Italienerin Cristiana Capotondi, die die Unbekümmertheit der jungen Kaiserin sehr gut zu transportieren weiss, obwohl sie bei den Dreharbeiten bereits 29 Jahre alt war. David Rott als Kaiser Franz ist in der schmucken Uniform nicht nur optisch eine Augenweide, sondern verleiht der Figur seinen ganz eigenen jugendlichen Charme. Das er dabei vorrangig auf den Wiener Akzent verzichtet (Obwohl er das sicher perfekt hinbekommen hätte, schließlich hat er seine Schauspielausbildung in Wien absolviert.), empfinde ich als ein Pluspunkt. Mit viel Tiefe spielt er die Zerrissenheit von Franz zwischen den Zwängen der Monarchie, seiner Liebe zu Elisabeth und seiner politischen Verantwortung. Erwähnenswert sind aber auch Fritz Karl als Graf Andrássy und Herbert Knaup als Sisis Vater Herzog Max.

Mein Fazit: Der vielschichtige Zweiteiler (197 Minuten) ist eine gelungene Mischung aus Historiendrama und romantischer Unterhaltung, man könnte ihn fast als politischen Film einstufen, aber dass wäre dann doch zuviel des Guten.