Normalerweise meide ich Filme, von denen ich weiß, dass sie mich emotional so aufwühlen, das ich anschließend die halbe Nacht wach liege. Vor allem wenn es um Geschichten geht, die von Ärzten, Krankenhäusern und schweren Krankheiten handeln. Das ist nämlich Wasser auf die Mühlen meines hypochondrisch veranlagten Verstandes. Ich glaube ja ernsthaft, das ich nur deswegen zum Hypochonder geworden bin, weil ich zu viele Folgen „Emergency Room“ und „Dr. House“ gesehen habe. Aber das nur nebenbei.
Den Film „Heute bin ich Blond“ hätte ich mir sicher nicht angesehen, wenn nicht … Ja, richtig: David Rott!
Basierend auf dem autobiografischen Buch „Das Mädchen mit den neun Perücken“ von Sophie van der Stap, erzählt der Film die Geschichte von Sophie, die als 22jährige an einer seltenen Krebsform erkrankt. Er zeigt ein Jahr aus dem Leben einer jungen Frau, deren Zukunft von heute auf morgen endet, ein Jahr in dem sie mit den Folgen von Chemotherapie und vor allem gegen den Krebs kämpft. Kein einfaches Thema, dass im Film aber nicht so bierernst und bedrückend daherkommt, wie man annehmen möchte. Dagegen sind die Bilder von realitätsnaher Klarheit und voll lebensbejahendem Witz. Sophies Kampf ist hart, ihre Chancen gering und doch geht sie es mit fast stoischer Gelassenheit an. Hilfe bekommt sie von Familie und Freunden, die ihre Krankheit fester zusammengeschweißt. Helfen tun ihr aber auch ihre neun Perücken, weil jede von ihnen ihre Trägerin zu einer anderen Persönlichkeit macht und das nicht nur optisch.
In ihrem Blog schreibt sie darüber; wird so nicht nur zur Stütze von anderen Betroffenen, sondern erlangt die Aufmerksamkeit der Medien und findet so am Ende zu ihrer Bestimmung.
Die richtige Sophie hat wie ihr Alter Ego im Film den Krebs besiegt und lebt heute als erfolgreiche Autorin in Paris.
Den Darstellern, allen voran Lisa Tomaschewsky, gebührt mein voller Respekt. Diese Rolle war sicher nicht einfach, und sie mit solcher Überzeugung rüberzubringen gehört eine große Portion Mut. David Rott in einer Nebenrolle, als Sophies bester Freund, spielt zurückhaltend und ist genau deshalb so überzeugend.
Fazit: „Heute bin ich blond“ ist ein anrührender Film, der weder auf die Tränendrüse drückt noch verklärt und den ich mir gerne wieder anschauen werde.