Das was wir zurückließen

Seit mehr als einem halben Jahr ist die Dokumentation über »Star Trek: Deep Space Nine« bereits fertig. Ich berichtete hier über das Crowdfunding. In den USA gibt es den Film auch auf Blu-Ray und DVD zu kaufen. In Deutschland lief er zwar einen Tag lang in einigen wenigen Kinos, aber kaufen kann man den Film bisher nicht. Beim großen Onlinehändler mit dem A ist nur der Soundtrack erhältlich. Selbst in Großbritannien gibt es die Dokumentation nicht. Schade, vor allem deshalb, weil ich weiß, dass viele Trekkies auf diesen Film warten.

Durch Zufall entdeckte ich ihn am Wochenende bei iTunes. Ich war mir nicht sicher. Konnte man ihn tatsächlich in Deutschland ansehen oder würde er sich nicht abspielen lassen? Überrascht stellten wir fest, das man den Film tatsächlich in Deutschland kaufen oder leihen kann, sogar mit deutschen Untertiteln. Wir griffen zu. So saßen wir gestern Abend auf der Couch vor unserem neuen iMac (die 27 Zoll sind allein dafür ihr Geld wert gewesen) und warfen einen Blick in die Vergangenheit von »Deep Space Nine«.

Schon bei den ersten Szenen bekam ich Gänsehaut. Andrew Robinson (Garrak) spricht das Intro. Anschließend singt Max Grodenchik (Rom) einen Song darüber, wie sehr er die Station und Quarks Bar vermisst. Wow!

Was folgt, ist mehr als nur eine Aneinanderreihung von Interviews. Es ist viel mehr. Produzent Ira Steven Behr (der Mann auf dem Titel) hat alle Personen, die je an »Deep Space Nine« mitgearbeitet haben, zusammengetrommelt. Die Autoren haben sich zum Beispiel einen Tag lang getroffen, um sich die Handlung einer Folge einer fiktiven 8. Staffel auszudenken. Und zwar eine Episode, die zwanzig Jahre nach der letzten Folge spielt. Diese kurzen, als Storyboard gezeichneten, Szenen ziehen sich durch den ganzen Film.

Dazwischen gibt es immer wieder kurze Ausschnitte, die extra für die Dokumentation digitalisiert und remastert wurden. Leider liegt die Serie nur im SD-Format vor. Bisher hat Paramount bzw. CBS keine Anstrengungen unternommen, sie digital restauriert auf Blu-Ray herauszubringen. Schade eigentlich, denn die Schlacht, um die Station aus der 6. Staffel sah in HD sensationell gut aus.

Jeder der Schauspieler kommt zu Wort und auch Fans wurden für die Dokumentation befragt. Es wurden Hintergrundinfos ausgeplaudert, über lustige Begebenheiten gelacht und vom Arbeitsalltag am Set erzählt. 16-Stunden-Tage waren die Regel. Wow!

Besonders schön fand ich, wie sehr sich die Schauspieler und die Mitarbeiter in den sieben Jahren zusammengerauft haben. Selbst die unzähligen Gastdarsteller sind wie eine große Familie und das selbst nach fast dreißig Jahren. Gewürdigt wurden diejenigen, die inzwischen gestorben sind. Nur René Auberjonois (Odo) und Aron Eisenberg (Nog) bleiben unerwähnt, da sie erst nach Fertigstellung der Dokumentation verstarben. Dafür darf man ihnen ein letztes Mal zusehen und zuhören, was mich tief berührt hat.

Am Ende treten Max Grodenchik, Casey Biggs (Damar), Jeffrey Combs (Weyoun/Brunt) und Armin Shimerman (Quark) als »Rat Pack« auf. Sie singen ganz im Stil von Frank Sinatra »What we left behind«. Schön gemacht.

Ich weiß jetzt wieder, warum ich gerade diese Star Trek-Serie so sehr liebe. Während die Crews der anderen Serien zur Erforschung in die Weiten des Weltraums aufbrechen, erforscht DS9 das Innere der menschlichen Existenz. Die Serie nahm bereits in den 90er Jahren das vorweg, was heute Standard ist. Gebrochene Heldenfiguren und einen Staffelübergreifenden Handlungsbogen. Sie zeigt wie keine Star Trek-Serie davor oder danach, dass das Leben eben nicht nur aus schwarz und weiß besteht. Danke dafür und Danke an alle Fans, die diese Dokumentation mit ihren Spenden möglich gemacht haben.

Negativ fiel nur die deutsche Übersetzung auf. Derjenige, der die Untertitel verfasst hat, kannte sich weder mit Englisch und schon gar nicht mit Star Trek aus. Er machte aus TNG grundsätzlich DNG und der Ausdruck »at the end of the line« bedeutet in diesem Fall nicht »Endstation«. Das hat mit Schreiben zu tun und nicht mit Zügen. Unglaublich!

»Picard« und die Fans

Inzwischen ist es schon zum Ritual geworden. Immer am Freitagabend sehen wir uns die neueste Folge von »Star Trek: Picard« an. Am vergangenen Freitag lief bereits die vierte Folge. Wir freuen uns schon die ganze Woche darauf, zu erfahren, wie es weitergeht.

In den Diskussionsforen im Internet scheint die Serie bei den meisten Fans gut anzukommen. Viele begrüßen die Langsamkeit und das bekannte »TNG-Feeling«. Anderen jedoch sind die Folgen zu langatmig. Sie bemängeln die fehlende Action und die angeblichen Plotholes. Oft wird der Vergleich zwischen »Star Trek: Discovery« gezogen. Wobei ich finde, dass man das eine mit dem anderen gar nicht vergleichen kann.

Am Wochenende diskutierte ich mit meinem Mann, warum manche Fans mit »Picard« nichts anfangen können und woran das liegen mag. Ich stelle hier mal ein paar Ideen in den Raum. Es darf gern darüber diskutiert werden.

  1. Die Serie hat einen anderen Aufbau als »Star Trek: TNG«. Die Staffeln von TNG bestanden vornehmlich aus Einzelepisoden. Pro Folge wurde eine abgeschlossene Geschichte erzählt, deren Konsequenzen meist für die nächste Folge keine Rolle mehr spielte. So konnten man jede Woche eine Folge anschauen, ohne das man warten musste, wie es weitergeht. »Picard« wurde dagegen an die derzeitigen Sehgewohnheiten angepasst. Die Staffel ist kürzer, dafür gibt es eine folgenübergreifende Handlung. Die Zuschauer von heute sind es gewohnt, ihre Serien am Stück zu sehen. Wenn sie jetzt zwischen jeder Folge eine Woche warten müssen, sind viele zu ungeduldig dafür.
  2. Die Kritiker erwarten in jeder Folge Rätsel und Auflösung zugleich. So funktioniert »Picard« aber nicht. Die Serie ist wie ein Puzzle. Man bekommt jede Woche nur ein paar Teile. Gerade das finde ich gut, weil sich damit vortrefflich spekulieren lässt. Man bekommt die Gelegenheit genauer darüber nachzudenken, weshalb einem der Inhalt der Folge auch länger im Gedächtnis bleibt. Wenn man mehrere Folgen einer Serie am Stück ansieht, bleibt nie so viel hängen, wie wenn man nur eine Folge ansieht und dann eine Woche oder ein paar Tage warten muss. Das habe ich an mir selbst festgestellt. Weshalb ich grundsätzlich nur maximal zwei Folgen einer Serie auf einmal sehe. Mehr kann mein Gehirn nicht verarbeiten. Ich möchte mich auch noch später daran erinnern, was ich gesehen habe. Aber da scheine ich eine Ausnahme zu sein. Den meisten Zuschauern geht es inzwischen ums reine konsumieren. Serien oder Filme werden wie Fast Food verschlungen, wenn man eine durch hat, gehts nur nächsten. Da bleibt keine Zeit für Reflexion.
  3. Reflexion – Nachdenken über das Gesehene ist vielen von uns abhanden gekommen. Es gibt ein paar Speziallisten, die bei YouTube die Folgen auseinandernehmen und sich über jedes Detail Gedanken machen. Ich finde das großartig. Die Folgen sind voller versteckter Hinweise. Wenn man sich nämlich mit dem Stoff beschäftigt und Bezüge zu dem herstellt, was damals bei TNG gezeigt wurde, oder was in späteren Serien angesprochen wurde, entdeckt man neue Sichtweisen auf die Handlung. Dazu muss man konzentriert zusehen und über ausreichend Hintergrundwissen zu Star Trek verfügen. Dann macht das Anschauen von »Picard« nämlich doppelt so viel Spaß, weil man in Details immer wieder etwas entdeckt, was eine Rolle spielen könnte. Zum Beispiel tritt Commodore Oh in einer Folge mit Sonnenbrille auf. Ich bin mir sicher, dass dies für die Zuschauer ein Hinweis ist. Denn wenn Commodore Oh eine richtige Vulkanierin wäre, bräuchte sie keine Sonnenbrille, weil Vulkanier ein inneres Augenlid haben. Wahrscheinlich ist sie eher eine Romulanerin.
  4. Wo wir bei den Romulanern wären. Auch hier hagelt es Kritik an der Darstellung. Werfen wir mal einen Blick in die Vergangenheit: Was wissen wir nach knapp 55 Jahren Star Trek eigentlich über die Romulaner? Richtig, nicht viel. Dass sie von den Vulkaniern abstammen, dass sie ziemliche Geheimniskrämer sind und einen Geheimdienst haben. Wann außer in der Doppelfolge »Unification« (dt. »Wiedervereinigung«) haben wir je die Romulaner von ihrer privaten Seite gesehen? Gar nicht. Bisher wurde uns nur das Militär und der Geheimdienst gezeigt. Die Kultur der Romulaner ist ein unbeschriebenes Blatt, das erst jetzt in »Picard« gefüllt wird, und dies auf eine, wie ich finde, spannende Art und Weise.

Soviel erstmal an dieser Stelle. Wenn mir noch etwas einfällt, werde ich meine Liste ergänzen. Jetzt freue ich mich erst einmal auf die kommenden Folgen. An deren Ende ich immer verblüfft bin, wie schnell sie zu Ende sind. Das ist insofern ein gutes Zeichen. Denn dann habe ich mich dabei nicht gelangweilt. Ich mag die unaufgeregte Art, wie die Geschichte erzählt wird. Schritt für Schritt, eben.

30 Jahre Mauerfall – Valentinstag in Basel

Mein Vater erinnerte mich gestern Abend am Telefon: »Weißt du, wo wir heute vor dreißig Jahren waren?«

Ich überlegte kurz. 1990 waren wir im Februar zu meiner Tante in den Schwarzwald gefahren, zum ersten Mal ganz weit in den Westen. Weil der Ort recht nah an der Schweizer Grenze liegt, fuhren wir auch zu einem Stadtbummel nach Basel. Dafür bekamen wir an der Grenze eine Sondergenehmigung. DDR-Bürger benötigten normalerweise ein Visum, aber zu der Zeit machten die Schweizer Behörden eine Ausnahme. Wir bekamen einen Zettel, wahrscheinlich mussten wir auch unsere Ausweise abgeben – so genau weiß ich das nicht mehr – erst dann konnten wir in die Stadt.

Ich erinnerte mich. Es war Valentinstag und die Blumenläden platzen vor Blumen aus allen Nähten.

Blumen waren wie vieles in der DDR Mangelware, vor allem im Winter. Das wurde zu einem echten Problem, wenn man in den Wintermonaten Geburtstag hatte oder zu einer Beerdigung musste. Da brauchte man gute Beziehungen zum Floristen und selbst dann, bekam man höchstens Nelken oder Astern. Rosen im Winter waren für uns unvorstellbar.

Und so standen mein Vater und ich mit offenen Mündern vor den Blumengeschäften und staunten. Viele der Blumen, die dort verkauft wurden, hatte ich noch nie zuvor gesehen. Mein Vater machte ein Foto, um es später meiner Mutter zeigen zu können, die daheim geblieben war. Prompt kam die Verkäuferin aus dem Laden geschossen und schnauzte uns an, warum wir fotografierten. Mein Vater versuchte es ihr zu erklären, aber sie verstand es nicht.

Wir gingen weiter und ich hatte meine erste Lektion im Westen gelernt: Man darf nicht überall fotografieren, vor allem keine Geschäfte.

Wintersonntag am See

Ganz so Frühlingshaft wie in anderen Teilen der Republik ist die Natur am wärmsten See Oberbayerns noch nicht. Am vergangenen Sonntag lag sogar noch ein kleines bisschen Schnee und das Ufer war vereist.

Beeindruckend wie jedes Jahr sind die Stämme für die Nutzholz-Versteigerung. Aus Nieder- und Oberbayern bringen die Waldbesitzer ihre wertvollsten Stämme zum See, um sie dort meistbietend an den Mann zu bringen. Auffällig häufig waren in diesem Jahr die Eschen. Die meisten mussten wegen einer aus Japan eingeschleppten Pilzinfektion geschlagen werden. Erkennbar an der dunklen Verfärbung der Kerne. Es lag aber auch ein Eichenstamm dort, dessen Stammdurchmesser größer war als ich.

Augenscheinlich waren es nicht so viele Stämme wie in den Jahren zuvor. Obwohl ich das Gefühl habe, dass bei uns in der Gegend in den vergangenen drei Jahren immer mehr Bäume gefällt wurden. Viele unnötigerweise. Zum Beispiel fielen letztes Jahr in unmittelbarer Nachbarschaft zwei Nussbäume, zwei Tannen und weitere große Bäume der Säge zum Opfer, weil gebaut werden sollte. Jetzt ist fast ein Jahr vergangen und es sieht nicht so aus, dass bald die Bagger anrücken würden. Offensichtlich streiten Bauherr und Nachbarn noch um die Baumaßnahme. In der Zwischenzeit hätte die Bäume stehenbleiben und jede Menge Kohlendioxyd umwandeln können.

Zurück zum See. Der war auch in diesem Jahr eisfrei. Die Enten und Wasservögel freut es, die Eisläufer weniger. Nur eine dünne Eisschicht begrenzte das Ufer. Dafür war durch den ergiebigen Regen in den vergangenen Tagen der Wasserspiegel höher als normal.

Schön war wie immer der Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Salzburger Lands sowie die Skulpturen und Pavillons am Strandbad. Weil zu dieser Jahreszeit nur wenige Menschen hier unterwegs sind, lässt es sich vortrefflich spazierengehen. Im Sommer sind Wiesen und See voller Badegäste, da wird es erst am Abend ruhiger.

PERRY goes MADDRAX

Quelle: Perry-Rhodan.net

Die Serie »MADDRAX« feiert ihren 20. Geburtstag. Ich habe bisher nur eine handvoll Romane der dystopischen SF-Heftromanserie gelesen. Die Serie erscheint bei »Bastei« und hat ähnlich wie PERRY RHODAN eine fortlaufenden Handlung.

Zwischen den beiden Heftromanserien gibt es keine Konkurrenz. Einige PERRY RHODAN-Autoren schreiben aktuell für »MADDRAX«, wie Oliver Fröhlich, Michael Marcus Thurner, Lucy Guth oder Ben Calvin Hary. Manche Autoren haben erst bei »MADDRAX« ihre Sporen verdient, bevor sie für PERRY schreiben durften.

Zum Jubiläum erschien für die Leser eine kleine Überraschung. Ein Crossover zwischen »MADDRAX« und PERRY RHODAN. Quasi ein Geschenk an die Leser beider Serien. Diejenigen die »MADDRAX« noch nicht kennen, können mal hineinlesen und umgekehrt. Aber im Grunde bedient man ohnehin fast die gleiche Fanbasis.

Ich habe diesen besonderen Band 523 an den vergangenen beiden Abenden ebenfalls gelesen. Er gefiel mir gut. Oliver Fröhlich ist für das Thema der richtige Mann. Er kennt sich gut aus und hat die Parallelwelten sehr schön verknüpft. Der Autor führt die Leser zurück zu Perry Rhodans Landung in der Wüste Gobi nach seiner Rückkehr vom Mond. Ein Handlungsabschnitt gleich zu Beginn der Serie. Als Perryleser musste ich erst einmal nachdenken, wie das damals so war, kurz nach der Mondlandung von Perry Rhodan. Matt Drax und seine Begleiterin Aruula stolpern quasi in dieses Paralleluniversum und helfen Rhodan einen Attentäter zur Strecke zu bringen. Das ist spannend geschrieben und unterhält vor allem wegen der Details, die man als Perryleser von der anderen Seite her kennt.

Das Cover des Romans lehnt sich an das Titelbild von »Unternehmen Stardust« an, dem ersten PERRY RHODAN-Roman. Fall sich jemand wundert, das Matthew Drax auf den Cover wie Richard Dean Anderson aussieht. Der Schauspieler dient als Vorlage für den ehemaligen US-Piloten, der 500 Jahre in die Zukunft versetzt wurde und sich auf einer postapokalyptischen Erde durchschlagen muss. So viel ich weiß, hat Robert Vogel dem Schauspieler irgendwann mal ein »MADDRAX«-Heft in die Hand gedrückt.

Evolution der Pornos

Quelle: Amazon

An dieser Stelle habe ich bereits hin und wieder auf die Comics von Ralf König hingewiesen. Spätestens seit »Raumstation Sehnsucht« bin ich den schnoddrigen Zeichnungen und dem anzüglichen Geschichten des Autors verfallen. Aus seiner Feder stammt die Comic-Vorlage zu einem der erfolgreichsten deutschen Filme überhaupt – »Der bewegte Mann«.

Aktuell las ich »Pornstory«. Wie der Titel schon sagt geht es um Pornos und das konsumieren derjenigen. Bemerkenswert ist, das sich Ralf König in diesem Buch zurückhält und eben keine pornografischen Bilder liefert. Das überlässt er seinem Co-Zeichner Nicolas Mahler. Der Österreicher ist für den Inhalt der wenigen Porno-Ausschnitte zuständig, die im Buch erwähnt werden.

Im Grunde wird die ganze Zeit über nur über Pornos gesprochen. Ralf König zeigt die Evolution eines Porno-Fans. Vom kleinen Jungen, der die Super 8 Filme seines Vaters entdeckt, über den Mittzwanziger der bei einem Videodreh mitmacht, bis hin zum Großvater der sich im Sex-Shop mit DVDs eindeckt. Am Ende steht wieder der Enkel, der die Welten von YouPorn entdeckt. Den Umgang der Generationen mit der Materie stellt Ralf König in den Mittelpunkt seiner Geschichte. Das ist oftmals sehr witzig, manchmal überraschend und immer nah dran am Otto-Normal-Bürger. Die Schwulen-Fraktion kommt genauso zu Wort, wie das weibliche Geschlecht.

Beginnen lässt Ralf König seine Geschichte mit einem kleinen Gedicht, das von Wilhelm Busch stammen könnte und zeigt zwischendrin Auszüge aus echten Pornofilmen. Eine Dokumentation über das Entstehen des Buches, findet sich am Ende, abgedruckt als Facebook-Dialog mit seinem Kollegen Mahler.

Mir gefiel, wie unbefangen und ehrlich der Autor an das Thema herangegangen ist. Eines ist allerdings klar, man muss diese direkte Anzüglichkeit mögen. Ralf König ist nichts für prüde Gemüter und nichts für Leute die Sex zu ernst nehmen. Wer sich aber an einem Augenzwinkernden Blick auf die schönste »Männerbeschäftigung« erfreuen kann, sollte unbedingt mal in den Comic hineinschauen.

Science Fiction als Jugendbuch

Quelle: Atlantis-Verlag

Heute muss ich einen unbedingten Lesetipp aussprechen.

Mein guter Freund Ben Calvin Hary hat den ersten Band seiner Jugendkrimi-Reihe herausgebracht. Weil ich an dem Projekt nicht ganz unbeteiligt bin und mich die Geschichte echt überzeugt hat, stelle ich den Roman kurz vor.

Leon findet im Park eine gläserne Kugel, durch die man in die Vergangenheit blicken kann. Seine Freunde Danny, Kat und Mira kommen damit einem Verbrechen an einem ihrer Mitschüler auf die Spur, dass sie aufklären wollen. Doch das ist nicht so einfach, denn es tauchen seltsame Fremde auf, die ihnen mit allen Mitteln die Kugel wieder abnehmen wollen. Denn die Kugel umgibt ein Geheimnis, das größer ist, als die Jugendlichen glauben.

Der Krimi spielt in Saarbrücken. Die alltäglichen Probleme mit denen sich die vier jungen Leute herumschlagen, dürften sich nicht sehr von denen andere Jugendlicher in Deutschland unterscheiden. Die Charaktere der ungleichen Freunde sind gut herausgearbeitet und glaubhaft geschildert. Der Autor kann sich gut in Jugendliche hineinversetzen. Das kann nicht jeder. Ich würde mir das nicht zutrauen.

Die Geschichte um die geheimnisvolle Zeitkugel ist ein spannendes und zugleich phantastisches Moment. Es bildet die Grundlage einer größeren Geschichte, die nach und nach enthüllt werden wird. Im ersten Teil erfährt man nur wenig zu den Hintergründen. Hauptsächlich klären die Freunde mit Hilfe der Kugel den Tot eines Mitschülers auf.

Man erlebt die Handlung aus der Sicht eines der Jugendlichen und lernt ihn und seine Familie immer besser kennen. In den nächsten Teilen werden anderen Mitglieder der Gruppe im Fokus stehen.

Das Stärkste an dem Roman war für mich, dass man als Leser, der einer älteren Generation angehört, unglaublich viel über die Gefahren lernt, die jungen Leuten heute im Internet drohen. Da hatte ich einige echte Aha-Momente und musste über manche Praktiken den Kopf schütteln. Dabei ist mir durchaus klar, dass ich, hätte ich damals die Möglichkeiten gehabt, sie wahrscheinlich auch genutzt hätte.

Ich hatte jedenfalls sehr viel Spaß beim Testlesen und bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird. Die Mischung aus Krimi, Jugendbuch und Science Fiction ist Ben mit dem Roman eindeutig geglückt. Ich finde es absolut lesenswert.

Spock als Block

Schaut mal, was ich vergangene Woche von einem Kollegen geschenkt bekam: Ein Spock aus Klemmbausteinen. Ich sage extra nicht Lego, weil es keine Legosteine sind, sondern von einem kanadischen Hersteller. Am Wochenende habe ich mich dann mal drangesetzt und gebaut. Obwohl die Figur nicht groß ist, war das doch ganz schön komplex. Sprich, jede Menge Steine, aber eine gut bebilderte Anleitung.

Mein Mann hat gesehen, dass es noch mehr solche Figuren von Star Trek gibt. Aber als Spock-Fan reicht mir die eine. Ich stelle sie zu den vielen Actionfiguren in unserer Vitrine.

Voltzsches Drama

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 219 – »Callibsos Weg« von Rüdiger Schäfer

Nach dem Durchgang durch den Zeitbrunnen findet sich Perry Rhodan an einem unbekannten Ort wieder. Hier erwartet ihn Callibso. Der Zwerg hatte jahrzehntelang versucht Perry Rhodans Aufbruch zu den Sternen zu verhindern und dazu sogar Perrys Mutter umgebracht.

Callibso scheint jede Minute zu altern und bittet Rhodan ihm zuzuhören, da ihm nicht mehr viel Zeit bleibt. Er erzählt Rhodan seine Lebensgeschichte: wie er als Junge zum Priester gewählt und ausgebildet wurde; wie er sich verliebte und bei einem Kampf in einen Zeitbrunnen fiel. In dem dahinterliegenden Quantenraum erwartete ihn sein zukünftiger Lehrmeister Välfouerr. Ein rätselhafter Außerirdischer, der ihn in die Geheimnisse der Zeitbrunnen und des Universums einweihte. Callibso lernte Zeitlinien zu manipulieren, um potentielle Zukünfte zu verhindern. Wer seine und Välfouerrs Auftraggeber waren, erfuhr er nie.

Er beschreibt, wie das Universum entstand und wie es enden wird, warum ANDROS und ES ihr kosmisches Schachspiel ausfochten und warum das Dunkelleben als Überbleibsel eines vorangegangenen Universums eine Gefahr darstellt. Dann stirbt Callibso an temporaler Nekrose, weil er sich zu lange im Quantenraum aufgehalten hat. Rhodan kehrt durch den Zeitbrunnen zurück. Sein Zellaktivator ist verschwunden. Doch der Quantenraum hat ihn vom Dunkelleben befreit und seinen Alterungsprozess gestoppt, da er wie Callibso ein Zeitträger ist.

Wow! Die ganzen Informationen, die im Roman vermittelt werden, muss man erstmal verdauen. Eigentlich bin ich kein Freund von Exposition, aber so geschickt, wie Rüdiger Schäfer das in Band 219 macht, davor ziehe ich den Hut. Er erzählt Callibsos Lebensgeschichte so berührend und lebensnah, dass man ihm verzeiht, dass der Roman so gut wie ohne Handlung auskommt.

Callibso avanciert vom Antagonisten zum Protagonisten. Der Autor schildert sehr klar und sehr menschlich, was die Figur umtreibt. Damit bringt er dem Leser den früheren Bösewicht so nah, dass Sympathie und Verständnis wachsen. Aus einem Bösen einen Guten machen, Verständnis für die Taten eines Individuums erzeugen, ist nicht leicht. Rüdiger Schäfer gelingt das durch seine tiefreichenden Innenansichten und seine flüssige Sprache. Man »hört« ihm einfach gern zu, wie er die Lebensgeschichten seiner Figuren erzählt. Das war schon in Band 195 so, wo er Tuire Sitareh einen Hintergrund verlieh und das ist auch bei »Callibsos Weg« wieder der Fall.

Noch bemerkenswerter ist, wie er die vielen offenen Fäden aus den vergangenen Staffeln zusammenfügt, wie er das Bild der Ereignisse, einem Zwiebelschalenmodell gleich, erweitert. Man versteht plötzlich, warum etwas passiert ist und dass es genauso passieren musste. Ich möchte hier nicht alles wiedergeben, das würde auch den Rahmen sprengen. Nur so viel: Man kennt am Ende fast alle Zusammenhänge.

Der Autor beschäftigt sich schon lange intensiv mit Kosmologischen Prozessen. Er hält sich hierbei stets auf dem Laufenden und lässt seine Erkenntnisse in die NEO-Serie einfließen. So ausgeklügelt wie bei Band 219 habe ich das aber noch nie gelesen. Es fühlt sich logisch und richtig an.

Zu »Callibsos Weg« gibt nicht viel mehr zu sagen, außer, dass ich schwer beeindruckt bin. Das ist mit Abstand der beste NEO, den ich bisher gelesen habe. Und es ist vor allem ein Roman, den man lesen kann, ohne sich groß bei NEO auszukennen, weil er eine einzelne Figur und deren Lebensweg in den Fokus stellt. Das ist eine Art der Charakterisierung wie sie bei PERRY RHODAN einst nur William Voltz so vollendet beherrschte. Ich persönlich meine, in Rüdiger Schäfer hat er seinen Nachfolger gefunden. Das ausdrucksstarke Cover von Dirk Schulz unterstreicht diese Leistung.

Die Kanaren im Film

Das hätte ich beinahe vergessen. Am vergangenen Sonntag besuchte ich einen Filmvortrag über die Kanaren. Naturfilmer Stefan Erdmann, bekannt durch seinen Chiemsee-Film, trat beim Weltsichten-Festival auf.

Das Festival wird jedes Jahr von den Weltumradlern Axel Brümmer und Peter Glöckner aus Saalfeld veranstaltet. Hier trifft sich das WhoisWho der Naturfotografen und -filmer.

Weil ich Stefan Erdmanns Film über den Chiemgau kannte und großer Fan der Kanaren bin, wollte ich mir den Vortrag nicht entgehen lassen. In Begleitung meiner Eltern fuhr ich am Sonntagnachmittag in die Stadthalle nach Bad Blankenburg.

Ich war überrascht, denn es war richtig voll. Sowohl drinnen als auch draußen standen Leute herum. Es gab Thüringer Bratwurst, Klöße und allerlei andere Leckereien zu kaufen. Drinnen herrschte größeres Gedränge, bis der Saal geöffnet wurde. Ich schätze mal, dass sich zwischen 500 und 800 Zuschauer im Saal versammelten. Wie immer trafen wir einige Bekannte.

Der Film wurde live von Stefan Erdmann kommentiert. Er hat innerhalb von drei Jahren jede der acht Inseln besucht und stellte jede Insel gesondert vor. Dabei zeigte er nicht nur die beeindruckenden Naturschönheiten, sondern stellte auch die dort lebenden Menschen in den Fokus. Er erzählte von den Festen und Prozessionen und gab Tipps, wie man den Touristenmassen entgehen kann.

Nach den zwei Stunden war ich echt beeindruckt. Sechs der Inseln habe ich in der Vergangenheit selbst besucht, aber ich habe dennoch einiges neues erfahren. Jetzt möchte ich die beiden letzten Inseln, die mir noch fehlen, auch noch mit eigenen Augen sehen.

Stefan Erdmann wohnt in Übersee am Chiemsee. Er lebt von den Vorträgen und seinen Filmen, die er auf DVD verkauft. Sicher hätten viele Besucher im Anschluss gern die DVD zum Vortrag gekauft, leider hat er die noch nicht fertiggestellt. Frühestens Mitte 2020 ist es soweit. Marketingtechnisch ein Versäumnis wie ich finde, denn in einem halben Jahr erinnert sich kaum einer der Besucher mehr an den Film. So hätte er viel mehr verkaufen können.

Ich jedenfalls setze den Kanaren-Film von Stefan Erdmann auf meine Einkaufsliste. Denn die tollen Bilder möchte ich mir unbedingt nochmal ansehen. Und vielleicht besuche ich einige der Orte im nächsten Jahr auch mal in echt.

Hier der Trailer für alle interessierten: