Und die Sirenen blieben stumm

Diesen Donnerstag fand der erste nationale Warntag statt, der mehr oder weniger offen zeigte, dass wir in Deutschland während einer Katastrophensituation ziemlich alt aussähen.

Ich kann mich gut daran erinnern: wenn ich als Kind eine Sirene hörte, wurde mir ganz warm und ich bekam ziemliche Angst, obwohl es immer nur ein Probealarm war. Diese Adrenalin-Reaktion ereilt mich bis heute in unveränderter Intensität. Dabei habe ich viele Probealarme in der Schule miterlebt. Es waren mindestens zwölf, in jedem Schuljahr mindestens einer. In der neunten Klasse wurden uns im Zivilkundeunterricht die verschiedenen Signaltöne – vom Chemischen bis zum Atomalarm – vom Tonband vorgespielt. Jeden Mittwochnachmittag um ein Uhr heulten die Sirenen in der ganzen Stadt einmal für einen Probealarm. Als ich in den frühen Neunzigern nach Bayern zog, fand der Probealarm einmal im Monat am Samstag statt. Und das obwohl es in dem Dorf nur eine handvoll Häuser gab. Von meinem Fenster konnte ich die Sirene auf dem Dach gegenüber sehen, dementsprechend laut war es.

Nach meiner Rückkehr nach Thüringen verstummten die Sirenen. Sie wurden innerhalb eines Jahrzehnts überall in Thüringen abgebaut. Der Kalte Krieg war vorüber und die Feuerwehr arbeitete mit Funkmeldeempfängern. Ich kann mich nicht mal erinnern, ob es an der Uni je einen Probealarm gegeben hat.

Eine richtige Sirene hörte ich erst wieder, als ich nach Waging zog. Sie steht unweit von unserem Haus und heult jeden ersten Samstag im Monat um Elf Uhr Elf drei Mal (Was eigentlich verwirrend ist, weil dies das Signal eines Feueralarms und nicht das eines Probealarms ist.) Außerdem hört man sie, wenn es einen Unfall gab oder ein Feuer ausgebrochen ist. Am Warntag am Donnerstag blieb sie allerdings stumm.

Warum, erklärte mir am Abend mein Mann, der es von einem Kollegen wusste, der beim DLRG ist. Die Sirene in Waging gehört der Feuerwehr. Für den Katastrophenschutz gibt es im Landkreis Traunstein nur zwei (ich betone zwei!) Sirenen. Eine davon steht in Trostberg. Die Sirenen der Feuerwehr wurden also nicht für den Warntag genutzt. Warum nicht, wissen wahrscheinlich nur die Beamten in den jeweiligen Behörden und Ministerien. Auch in Saalfeld blieben die Sirenen stumm. (Das wurde sogar in der Zeitung angekündigt.) Aus gutem Grund, weil es entweder keine Sirenen mehr gibt, die wurden bekanntlich abgebaut, oder weil sie nicht in der Lage sind, den vorgeschriebenen Ton für den Katastrophenalarm zu erzeugen.

Wie man in den Medien mitbekam, hat das mit den Warn-Apps wohl auch nur so halbwegs funktioniert. Wenn man davon ausgeht, dass nicht alle Menschen in Deutschland ein Smartphone haben, dass es auch keine flächendeckendes Mobilfunknetz gibt, wie beispielsweise im Waginger Gewerbegebiet, wo viele Leute arbeiten, dann fragt man sich, ob so eine Sirene nicht doch sinnvoll wäre. Die Naturkatastrophen werden in Zukunft nicht weniger werden.

Sehr gut in Erinnerung geblieben, ist mir der nationale Warntag in Österreich 2016. Der fand nämlich während des AustriaCons statt. In dem Gebäudekomplex der Wiener Verkehrsbetriebe hallte die Sirene so laut, dass man sich draußen die Ohren zuhalten musste und drinnen die Vorträge der Autoren unterbrochen werden mussten, weil keiner mehr ein Wort verstand. Der Zinnober dauerte den halben Tag. Alle Stunde wurde ein neuer Signalton ausprobiert, vom chemischen bis zum Atomalarm. Vielleicht sollten die Deutschen doch hin und wieder mal über die Grenzen schauen und sich ansehen, wie man sowas macht. Wobei ich natürlich nicht weiß, ob damals die Sirenen auch in den Dörfern außerhalb der Donau-Metropole geheult haben oder bis hinauf ins letzte Bergdorf.

Hoffen wir, dass es in nächster Zeit zu keiner Katastrophe kommen wird. Wahrscheinlich würden die meisten von uns erst dann etwas davon mitbekommen, wenn es zu spät ist.

Auf den Berg geschleppt

Ich bin echt nicht mehr in Form. Als wir am Samstag zu einer Wanderung auf die Mittelstation des Hochfelln aufbrachen, war ich schon nach wenigen Höhenmetern außer Puste. Das Corona-Frühjahr hat seine Spuren hinterlassen.

Mit meiner Fitness war es schon vorher nicht so weit her, aber am Samstag war es echt schlimm. Ich fühlte mich elend, wie ich mich Schritt für Schritt die 450 Höhenmeter den Forstweg hinaufquälte. Immer kurz vorm Asthmaanfall. Mein Mann ging geduldig neben mir her. Für ihn war es ein leichter Spaziergang, da er in diesem Jahr schon zweimal bis auf den Gipfel rauf und wieder runtergewandert war.

Ich hielt zumindest bis zur Mittelstation durch und wir gingen sogar noch ein paar Meter weiter zur Bründling Alm. Ich war seit bestimmt drei Jahren nicht hier oben. Es war unglaublich viel los. Ich glaube, ich habe noch nie so viele Leute dort oben wandern gesehen. Schon gar nicht an einem Samstag. Wir suchten uns abseits des Weges eine Bank und tranken eine Kleinigkeit. Die Sonne schien fast zu warm, dafür war es beim Aufstieg durch den Wald angenehm gewesen.

Rückwärts nahmen wir die Seilbahn, weil der Abstieg meinem Knie nicht gut bekommen wäre. Abwärts war die Kabine auch nicht zu voll und mit Maske war das auch zu ertragen. Die Schlange Menschen an der Talstation war allerdings bemerkenswert. Die Kabinen waren so voll, da wäre ich sicher nicht mitgefahren.

Zurück zu meiner mangelnden Fitness. Schon am Samstagnachmittag tat mir alles weh: Waden, Oberschenkel und Arme. Sonntagmorgen hab ich überlegt, wie ich am besten aus dem Bett komme, ohne mich zu sehr bewegen zu müssen. Zum Glück wurde es im Laufe des Tages besser. Wir saßen die meiste Zeit im Auto, weil wir nach Ulm gefahren sind. Aber ich spürte die körperliche Erschöpfung noch bis Dienstag.

Das heißt, ich muss das am Wochenende wiederholen. Dieses Mal mit einer kombinierten Rad- und Wandertour. Mal sehen, das Wetter soll ja schön werden.

Anbei ein paar schöne Fotos. Mein Mann hat auch welche von mir gemacht. Aber den Anblick möchte ich allen lieber ersparen.

 

Odyssee eines Oxtorners

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 233 – »Der Oxtorner« von Rainer Schorm

Auf ihrem Weg ins Ominitische Herz, im Zentrum der Galaxis, wird die CREST II von einem Gammablitz gestreift. Das Schiff bleibt in der sehr aktiven Gegend bei Sagitarius A West, um die Schäden zu beheben. Doch ungewöhnliche Vorgänge in den Bereichen um die Fusionsmeiler deuten darauf hin, dass etwas Fremdes an Bord gekommen ist. Zudem scheint die Schiffspositronik SENECA den Eindringling vor der Besatzung verbergen zu wollen.
Omar Hawk wird von einem Einsatz auf Imart abberufen. Er soll auf Plophos nach Iratio Hondro sehen. Da das System nach wie vor abgeriegelt ist, soll er auf NATHANs Geheiß durch den Zeitbrunnen dorthin gelangen. Eine Passage, die ein normaler Mensch nicht überleben würde. Doch der Oxtorner zeichnet sich durch eine besonders robuste Körperstatur aus, die ihn nicht nur einen, sondern am Ende seiner Odyssee sogar vier Durchgänge überleben lässt.
Unterwegs zum Zeitbrunnen auf Oxtorn im System Cor Caroli, gabelt er einen Okrill auf. Der sieht in Hawk seinen neuen Freund und folgt ihm unerkannt auf seiner Reise. Auf der CREST II richtet der Okrill bei der Futtersuche dann aber erheblichen Schaden an.

Dass Rainer Schorm ein guten Händchen für Frösche besitzt, hat er bewiesen. Man denke nur an Dr. Brömmers Frosch-KI. Ein Okrill ist zumindest froschähnlich, da kann quasi nichts schiefgehen. Den Begleiter von Omar Hawk den Namen »Watson« zu geben, war in der PERRY RHODAN-Redaktion umstritten. Die Expokraten setzten sich jedoch durch, wie ich finde, zurecht. Zum einen erkennen die reinen NEO-Leser die Bedeutung des Okrill und langjährige Perryfans haben an dem Namenswechsel eine zusätzliche Freude. Omar Hawk und sein Okrill »Sherlock« waren in der Erstauflage zu ihrer Zeit wichtige Handlungsträger. Es war zu erwarten, dass sie irgendwann in NEO auftauchen würden. Dem Autor gelingt es, die beiden so zu charakterisieren, dass man sie wieder erkennt, sie aber dennoch Alleinstellungsmerkmale für die NEO-Serie erhalten.

Der für den Staffelfortgang relativ handlungsarme Roman, enthält einige bemerkenswerte Zusammenhänge. Die Kolonie Oxtorn wurde von NATHAN ohne Wissen der Menschheit gegründet. Iratio Hondro ist nach wie vor aktiv und versucht offensichtlich mittels einer Planetenmaschine, die Entität Tahit »aufzuwecken«. Es existieren kleine Zeitbrunnen auf Schiffen. Auf der CREST II konnte NATHAN eine solche »Zeitpfütze« einbauen, ebenfalls ohne dass die Terraner etwas davon mitbekommen haben. Wir besuchen Handlungsorte aus vergangenen Staffeln, wie Kahalo und die SONNENWIND. Aber wir erfahren auch, dass im Compariat so etwas wie ein Wurmloch-Transportsystem existiert, dass mit den Zeitbrunnen gekoppelt ist und ins Omnitische Herz führt. Was auch immer letzteres sein mag.

Es stellen sich mir viele Fragen: Wie kann das Mondgehirn eine Kolonie gründen, ohne dass irgendein Mensch davon erfährt? Woher hat es die Menschen rekrutiert, um sie genetisch zu verändern? Offensichtlich müssen diese Menschen von der Erde oder anderen Kolonien verschwunden sein, wenn sie nach Oxtorn gingen. Warum wurden sie von ihren Angehörigen nicht vermisst? Wie hat NATHAN die Leute nach Cor Caroli geschafft, mit Posbiraumschiffen? Und haben die Posbis die Menschen genetisch verändert, damit sie in den extremen Bedingungen des Planeten überleben können? Schließlich haben sie mit der Besatzung der BRONCO reichlich Erfahrungen sammeln können. Leibnitz, der die Zeitpfütze auf der CREST II installiert, scheint ein ähnliches Schicksal zu teilen. Bei der Größe des Schiffs kann ich mir gut vorstellen, das sie bisher unentdeckt geblieben ist, zumal die Installation von SENECA gedeckt wird. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Besatzung der Positronik wirklich trauen sollte. Außerdem habe ich so meine Probleme damit, dass ich nicht durchschaue, wie diese Zeitbrunnen funktionieren. Wie steuert man, wo man hin will? Und wie verhindert man, dass man in der falschen Zeit landet? Offensichtlich ist es ja möglich, eine Passage zu steuern. Mirona Thetin hat das in Band 116 und 133 schon mal gemacht. Ohne passende Erklärung wirkt es auf mich, als würde alles von einer fremden Macht ferngesteuert. Das allerdings, fände ich als finale Erklärung zu banal. Da hätte ich gern etwas Stichhaltigeres.

Stilistisch fielen mir, besonders zu Anfang, die vielen Fremdwörter und technische Beschreibungen auf. Die Dialoge sind zwar gewohnt witzig, kommen mir aber häufig wie Smalltalk vor. Da ist mitunter wenig Substanz enthalten. Auffällig ist besonders Gucky, der noch frecher wirkt wie sonst, so als hätte die Figur etwas zu kompensieren. Ach ja, in der E-Book-Variante des Romans gibt es zwei Kapitel mit der identischen Überschrift »Die letzte Etappe«, das ist irritierend.

Auf eine physikalische Ungereimtheit bin ich gestoßen. Als Omar Hawk im Vakum landet, schreibt der Autor, das Hawk lange die Luft anhalten kann. Nun ist es so, dass wegen der Druckunterschiede die Lunge platzen würde, hielte man die Luft an. Ausatmen und alle Luft aus dem Körper lassen, wäre an dieser Stelle erstrebenswerter, wenn man keine größeren Schäden davontragen will, als ohnehin schon. Ansonsten hat der Autor das ziemlich stimmig erklärt. Auch die Sache mit dem langsamen Erfrieren, weil kein Medium vorhanden ist, dass die Wärme schnell ableitet.

»Der Oxtorner« ist sicher nicht der stärkste Roman von Rainer Schorm, aber ein guter Charakterroman, der mit viel astronomischen Wissen gespickt ist. Besonders freut mich, dass sich eine meiner Vermutungen bestätigt hat. Das Tier in dem abgestürzten Mehandor-Frachter (Band 215) war ein Okrill. Yep!

Köln im Jahr 2090

Quelle: Perrypedia

… so lautet das Thema des aktuellen NEO-Romans, der heute erschienen ist. Rüdiger Schäfer schrieb den Roman über eine Bewohnerin der Rheinmetropole im Jahr 2090. Die Geschichte richtet sich inhaltlich weniger an die Fans, sondern an Leser, die gern mal in die Serie PERRY RHODAN NEO reinschnuppern möchten.

Das ungewöhnliche, der Roman erscheint mit einer Innenillustration und zwei unterschiedlichen Covern. Die Ausgabe mit dem Variantcover auf dem der Kölner Dom abgebildet ist, gibt es nur in Köln oder im Online-Shop auf der PERRY RHODAN Homepage zukaufen.

Quelle: Perrypedia

Ich muss gestehen, ich habe den Roman noch nicht von meinem Abo-Account heruntergeladen. Ich stecke noch im Vorgängerroman fest. Aber ich freue mich schon darauf, zu lesen, wie sich Rüdiger Schäfer Köln im Jahr 2090 vorstellt.

Ben Calvin Hary hat zusammen mit dem Autor Köln einen Besuch abgestattet und ein Video gedreht. Zu sehen ist es im YouTube Kanal der PERRY RHODAN Redaktion.

Frisch aus dem Wald

Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal mit meinem Vater im Wald zum Pilzesammeln war. Als Kind haben wir das im Sommer so gut wie jedes Wochenende gemacht. Daher kenne ich mich einigermaßen gut mit Pilzen aus.

In den vergangenen Jahren war es in Thüringen viel zu trocken. In diesem Jahr ging’s einigermaßen und am Sonntagvormittag war ideales Wetter, keine Sonne und nicht zu warm. Wir fuhren also auf die Saalfelder Höhe. Die Wälder dort oben auf dem Kamm sind dicht und grün und relativ flach, man muss also nicht kraxeln.

Es war dennoch mühsam. Zwar gab es wunderschön aussehende Pilze, aber die waren leider giftig. Wir spazierten durch den Wald, krochen durchs Unterholz und kletterten über Baumstämme. Hin und wieder fanden wir einen Pilz. Ich fand einen großen Steinpilz und eine Hand voll Pfifferlinge. Meist musste ich mich bücken, um die Pilze aufzusammeln, da mein Vater nicht mehr so beweglich ist. Nach eineinhalb Stunden brachten wir genug Pilze mit nach Hause, dass es für zwei Mahlzeiten reichte.

Heute morgen entdeckte ich noch ein weiteres Mitbringsel aus dem Wald. In meinen Oberschenkel hatte sich eine Zecke verbissen, die sich jedoch leicht mit einer Pinzette entfernen ließ. Das ist eben Natur, das gehört zum Waldspaziergang dazu.

Ein Vierteljahrhundert

… so lange ist mein Mann bei der BSH beschäftigt, quasi seit seiner Lehrzeit. Deshalb gab es zu seinem Jubiläum Glückwünsche vom Betrieb und von den Kollegen, wie bei jedem der 25 oder 40 Jahre beschäftigt ist.

Als er heute Morgen zur Arbeit kam, war sein Arbeitsplatz schön dekoriert und die Kollegen haben gesammelt. Außerdem hat ein Kollege aus der Werkstatt ein besonderes Geschenk gefertigt. Ich hatte damit gerechnet, dass mein Mann ein Raumschiff bekommt, aber es wurde ein Phaser. Und der schaut besser aus, als das Originalrequisit, dass wir 2011 in der Star-Trek-Austellung in Babelsberg gesehen haben.

Ein tolles Geschenk!

Bahn und Politik – der Weg in den Untergang

Quelle: Amazon

Am Wochenende zeigte sich die Deutsche Bahn mal wieder von ihrer »besten« Seite. Na, ja, eigentlich eher von ihrer normalen Seite. Am Freitag fehlte in München der zweite Zugteil des ICEs. Sprich, es wurde kuschelig in den Wagons. Wobei es noch ging. Es stand keiner und neben mir war noch ein freier Platz, wie bei den meisten anderen Plätzen auch. Insofern, wäre dass unter normalen Umständen kein Grund zum Nörgeln gewesen. In Zeiten einer Pandemie ist das jedoch nicht so super. Zumindest kam ich pünktlich an und musste nicht länger als nötig mit Maske im Zug sitzen. Nach sechs Stunden tun einem dann doch irgendwie die Ohren weh und die Nase kribbelt.

Am Montag hatte mein ICE in Nürnberg 45 Minuten Verspätung. Das perfide, er wurde anschließend über Treuchtlingen umgeleitet, ohne das dies publik gemacht wurde. Hätte ich kein Smartphone, hätte ich nicht erfahren, dass der Zug mehr als eineinhalb Stunden später in München ist. Erst durch meine Nachfrage beim Zugbegleiter in der Regionalbahn erfuhr ich davon. Selbst die Zugbegleiter des ICEs, die am Bahnsteig in Nürnberg warteten, hatten keine Ahnung. Einer guckte wenigstens nach und siehe da. Wegen einer technischen Störung am Zug, durfte der nicht über die Hochgeschwindigkeitsstrecke fahren. (Warum, kann man gut in dem nachfolgend besprochenen Buch nachlesen.) Ich habe dann in Nürnberg einen anderen ICE genommen, damit ich nur eine halbe und keine ganze Stunde Verspätung an meinem Zielbahnhof hatte.

Dafür hatte ich die passenden Lektüre dabei, die ich auf beiden Fahrten sogar komplett gelesen habe. Der Journalist Arno Luik rechnet in seinem Buch »Schaden in der Oberleitung« mit der Deutschen Bahn ab. Seit mehr als einem Jahrzehnt recherchiert er zu den Vorgängen innerhalb der Bahn AG, zu den Versäumnissen der Politik und den Auswirkungen auf den Bahnverkehr in Deutschland. Für seine Recherche über Stuttgart 21 wurde er sogar ausgezeichnet. Sein Buch setzt sich aus Interviews mit Beteiligten, Prüfberichten von unabhängigen Instituten und teils geheimen Unterlagen zusammen.

Es ist deprimierend, schockierend und empörend, worüber er schreibt. Vieles ist so unfassbar, dass man das Buch ab und zu mal zuschlagen muss, um die Informationen zu verdauen. Ängstliche Zeitgenossen/innen könnten nach dem Lesen den Wunsch verspüren, nie wieder mit der Bahn zu fahren. Selbst mir als langjährige krisenerprobte Bahnfahrerin ist es zeitweise vergangen. Man möchte sich fast aus dem Zugfenster stürzen, bei so viel krimineller Unvernunft.

Ein großer Teil des Buches ist dem Prestigeprojekt Stuttgart 21 gewidmet. Ich habe davon vieles nur am Rande mitbekommen durch die Medien, bzw. bei einem Blick in die Baugrube vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof. Die erschreckenden Details des Projektes, die von Arno Luik offenbart werden, haben mir aber die Haare zu Berge stehen lassen: Da soll ein Kopfbahnhof in die Tiefe gelegt und zu einem Durchgangsbahnhof gemacht werden. Soweit so gut, das haben die Wiener auch hinbekommen. Aber das Ganze findet in einer geologisch höchst ungünstigen Region statt. Unterhalb von Stuttgart gibt es große Vorkommen an unter Druck stehendem Mineralwasser, das nur durch eine Schicht aus Mergel und Gips vom Grundwasser getrennt ist. Das Gestein neigt dazu sich in Wasser aufzulösen und Hohlräume zu bilden, wenn Wasser eindringt. Dort einen Tunnel zu bohren ist an sich schon Wahnsinn, einen ganzen Bahnhof unterirdisch anzulegen erst recht, von den Kosten mal ganz zu schweigen. Dann hat dieser Bahnhof eine so starke Neigung, das abgestellte Koffer und Kinderwagen ins Rollen kommen, wenn niemand sie festhält. Die stehenden Züge sollten über gute Feststellbremsen verfügen.
Weiter: 
Die Fluchtwege die nach oben führen, sind nicht behindertengerecht. Es gibt erhebliche Mängel beim Brandschutz, die Tunnel sind viel zu eng, die Feinstaubbelastung liegt weit über den Grenzwerten und so weiter. Das sind aber nur die Nebensächlichkeiten. Das Hauptproblem ist, dass nicht alle Züge den Bahnhof benutzen dürfen, weil herkömmliche Signalanlagen fehlen (kein Platz) und die digitale Technik nicht in jeden Zug eingebaut werden kann bzw. nicht überall zuverlässig funktioniert. Der Bahnhof in Stuttgart wird dadurch 20 Prozent weniger Kapazität haben als jetzt. Es werden also weniger Züge fahren, weniger Pendler umsteigen können und es wird sich dadurch mehr Verkehr auf die Straße verlagern.

Die Kosten des Umbaus waren ursprünglich bei 4,5 Milliarden Euro gedeckelt. Diese Schallmauer wurde längst durchbrochen, inzwischen gehen die Experten von acht bis zehn Milliarden aus. Alles zum Großteil aus Steuergeldern. Man nimmt also sehr viel Geld in die Hand, um etwas Funktionierendes zu verschlechtern. Dieses Muster ist übrigens bei allen Großprojekten der Bahn seit 1994 zu erkennen. Die Projekte haben irrsinnig viel Geld verschlungen, den Bahnkunden aber nichts gebracht. Im Gegenteil, viele Menschen wurden vom Fernbahnnetz abgeschnitten, es wurde Umwelt zerstört und durch die Bauarbeiten das Klima geschädigt.

Wer sich jetzt wundert, warum das passieren konnte, werfe einen Blick in den Vorstand bei der Bahn AG und ihren Töchtern. Die Manager dort haben zuvor bei Banken, im Investment oder bei Bau- und Automobilfirmen gearbeitet, kein einziger war bei der Bahn. Denen geht es gar nicht darum in Deutschland Menschen von A nach B zu bringen. Die investieren im Ausland in dubiose Projekte und Firmen, die ihnen ein Klotz am Bein sind und den Gewinn auffressen.

Wäre die Deutsche Bahn kein staatliches Unternehmen, wäre sie schon längst pleite und zerschlagen. Doch da der Staat jedes Jahr Geld hineinpumpt, geht es immer so weiter, bis auch der letzte Bahnhof abgehängt, die letzte Strecke stillgelegt und der letzte Zug abgefahren ist. Traurig! Besonders perfide, die Bahn verkauft massenhaft ihre Grundstücke. Grundstücke die dem Staat gehören, die sechs Generationen an Steuerzahlern aufgebaut haben.

Unsere lieben Politiker machen da mit, weil ihnen die Autoindustrie am Herzen liegt, weil sie an einer Verkehrswende nicht interessiert sind. Stattdessen lassen sie sich von der vierten Macht im Lande (den Medien) feiern, wenn mal wieder ein neues Großprojekt der Bahn eingeweiht wird. Eines, dass sich Monate später als unwirtschaftlich und unnötig herausstellt.

»Schaden in der Oberleitung« wirft nicht nur einen Blick auf die verqueren Abläufe innerhalb des Bahnkonzerns, sondern auch einen Blick auf die Politik in Deutschland, auf die Mauscheleien in einem Staat, der sich demokratisch nennt, in dem Politiker aber allesamt Marionetten der Industrie sind, in der Neoliberalismus und Turbokapitalismus die Richtung bestimmen, in dem Menschen nur noch Stückgut sind. Man reist nicht mehr mit der Bahn, sondern man wird von ihr transportiert.

Ich empfehle die Lektüre allen Bahnfahrern und all denjenigen, die immer noch daran glauben, dass unsere Regierung nur das Beste für uns will.

»Schaden in der Oberleitung« von Arno Luik erschien 2019 bei Westend.

Wolfenbüttel 2020

An diesem Wochenende fand das Schreibseminar zum phantastischen Roman an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel statt. Nachdem im Mai das Seminar coronabedingt abgesagt werden musste, war das aktuelle Seminar das erste seit März, das wieder vor Ort an der Bundesakademie stattgefunden hat. Unter den entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen, versteht sich.

In den vergangenen Tagen wurde ich gefragt, warum ich nicht teilnehme, obwohl ich sogar von Literatur-Bereichsleiter Olaf Kutzmutz angeschrieben wurde. Da gibt es gleich mehrere Gründe. Ich hatte in diesem Jahr ohnehin nicht geplant, am Romanseminar teilzunehmen, weil ich meinen Roman noch nicht fertig habe und es unnütz wäre, mitten in der Schreibarbeit an einer neuen Romanidee zu tüfteln. Außerdem wollte ich mir durch das Corona-Prozedere nicht die schönen Erinnerungen an Wolfenbüttel verderben lassen. Außerdem hieße es für mich neun Stunden Zugfahrt mit Maske und vielen Leuten. Nein, da warte ich lieber ab, bis sich die Lage wieder einigermaßen normalisiert hat. Und wenn es nie wieder normal werden sollte … dann war es das für mich und die BA. Dann bleiben mir eben nur die schönen Erinnerungen daran.

Im Juli hatte ich im PERRY RHODAN-Report in Heft 3076 einen Artikel über die Seminare in Wolfenbüttel und ihre Bedeutung für die PERRY RHODAN-Serie veröffentlicht. An diesem Wochenende wurde der Text auf der PERRY RHODAN-Homepage veröffentlicht. Der Länge wegen, wurde er in drei Teile zerlegt.

Teil 1: bit.ly/2QzdiEi
Teil 2: bit.ly/2YFaxFY
Teil 3: bit.ly/2EBCSX1

»Generationengespräche Ost«

Quelle: bebraverlag.de

… so der Untertitel des Buches »Das andere Leben«, das ich in den vergangenen Tagen gelesen habe.

»Wenn der Staat DDR kritisiert wird, fühlen sich oft auch die Menschen kritisiert, die in ihm gelebt haben. Das macht Gespräche innerhalb von Familien über ihr Leben in der DDR so schwierig. Viele schweigen bis heute, doch in ihrem Schweigen wächst die Wut.«

Die Sätze aus dem Klappentext treffen die Problematik auf den Punkt. Es macht deutlich, warum man sich als Ostdeutsche/r im Westen der Bundesrepublik oft unverstanden fühlt. Die Kritik am System bedeutet viel mehr, sie trifft auch die Menschen innerhalb des Systems. Erklärungsversuche münden schnell in Verurteilungen und Ausgrenzung, deshalb hält man als Ex-DDR-Bürger bei solchen Diskussionen irgendwann die Klappe, auch wenn es in einem brodelt. Solche Situationen habe ich schon einige Male erlebt und mich hinterher jedesmal geärgert, warum ich still geworden bin.

Das Gespräche über die DDR und die Wendezeit offensichtlich auch innerhalb von Familien, also zwischen Eltern und Kindern, nicht stattgefunden haben bzw. nicht stattfinden, überraschte mich. Mit meinen Eltern haben ich immer offen darüber reden können. Sie haben mir vieles erzählt, auch schon als ich noch klein war. Als die Mauer fiel, war ich fünfzehn, also alt genug, um alles bewusst mitzuerleben.

Die Filmemacherinnen Sabine Michel und Dörte Grimm baten Kinder und Eltern aus der ehemaligen DDR um eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Die Menschen, deren Dialoge die Autorinnen aufgeschrieben haben, stammen aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen und haben verschiedene politischen Ansichten. Teilweise reden Kinder und Eltern zum ersten Mal über ihre Zeit in der DDR, über das, was sie getan oder nicht getan haben. Das fand ich außerordentlich spannend.

Die Erfahrungen und Lebenswege unterscheiden sich sehr und dennoch findet man auf den zweiten Blick Gemeinsamkeiten. Charakterzüge scheinen nicht nur genetisch bedingt, sondern auch der Erziehung und den Erfahrungen geschuldet. Bei manchen Aussagen habe ich mich wiedergefunden und zum ersten Mal richtig verstanden, warum ich so denke und handle.

»Wir haben als Ossis einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Wessis: Wir mussten unsere Vergangenheit aktiv überdenken und korrigieren. Aus dieser Sicht sehen wir die aktuellen Themen, viel kritischer, als die, die noch niemals irgendeine Veränderung vollzogen haben.« Das ist ein ganz starker Satz, der mich zum Nachdenken gebracht hat. Ostdeutsche hinterfragen viele Dinge, eben weil sie viel tiefgreifendere Veränderungen, auch in ihrer Persönlichkeit, durchgemacht haben. Denn wer schon einmal von einem System betrogen wurde, der ist vorsichtiger und weniger vertrauensvoll.

Das ist nur ein Teil der vielen Aspekte, die in den Dialogen zwischen Eltern und Kindern aufgegriffen werden. Vieles hatte ich selbst nicht mehr so auf dem Schirm, obwohl ich zu der Kindsgeneration gehöre, die im Buch die Fragen stellt. Die Antworten erklären die aktuelle politische Entwicklungen in Ostdeutschland, helfen die Menschen dort besser zu verstehen, offenbaren die Spätfolgen der Wende.

»Das andere Leben« ist wahrlich augenöffnend. Ich fürchte nur, dass wieder nur diejenigen dieses Buch lesen, die ohnehin schon viel darüber wissen. Und das die, die es lesen sollten, nicht daran interessiert sein werden. Das ist mehr als schade, denn es ist eine Aufarbeitung der DDR-Geschichte jenseits von Stasi und Reisebeschränkungen. Es zeigt, dass die Menschen in der DDR auch glücklich waren und sich manche damals teils freier gefühlt haben als heute.

Was Neues bei der PRFZ

Quelle: 3DGlas

Im Shop der PRFZ gibt es demnächst etwas richtig Tolles für Perryfans. Glaswürfel mit einem 3D-Modell der SOL oder der MARCO POLO. Gestaltet hat die Modelle Raimund Peter, angefertigt werden die Glaswürfel von der Firma 3DGlas aus Graz.

Die SOL hat eine Größe von 50 x 50 x 80 mm und die MARCO POLO von 50 x 50 x 50 mm. Wer möchte, kann sich noch den passenden Leuchtsockel dazu bestellen.

Die Glaswürfel mit den PERRY RHODAN-Raumschiffen gibt es exklusiv nur bei der PRFZ. Sie sind offiziell vom Verlag lizensiert und dürfen daher auch das originale PERRY RHODAN-Logo tragen. Also wer schon Weihnachtsgeschenke sucht, macht damit bestimmt nichts falsch. Außerdem: wer bis zum Jahresende bestellt, profitiert auch von der gesenkten Mehrwertsteuer.

Die Modelle werden ab September im Shop der PRFZ erhältlich sein.