Der etwas andere Lucky Luke

Quelle: Egmont-Shop.de

Als Kind war ich schwer begeistert von den Lucky Luke-Trickfilmen, die im Westfernsehen gesendet wurden. Noch heute habe ich die Stimme von Freddy Quinn im Ohr, wie er über den einsamen Cowboy singt, der schneller schießt als sein Schatten. Am liebsten mochte ich Lucky Lukes Pferd Jolly Jumper und habe so lange geübt, bis ich es perfekt zeichnen konnte. Ich erinnere mich, dass ich mal Einladungen zu meiner Geburtstagsfeier mit Jolly, Lucky Luke und Rantanplan gezeichnet habe. Später erbte ich die Lucky Luke-Comics von meiner Cousine aus dem Schwarzwald. Die habe ich irgendwo auch noch in einer Kiste herumliegen. Und unlängst kaufte ich mir die DVDs mit den Filmen, die überraschend gut gealtert sind, und die man sich immer noch anschauen kann.

Anlässlich des 75. Geburtstag der Reihe bringt der Egmont-Verlag Lucky Luke-Comics heraus, die von bekannten Comiczeichern der Gegenwart gestaltet wurden. Wir besitzen bereits einen Band von Mawil. Jetzt erschien eine Hommage von Ralf König. Als Fan des Comicautors musste ich die unbedingt haben. Ich habe es nicht bereut, denn noch nie hat mir Lucky Luke so viel Spaß gemacht, wie in »Zarter Schmelz«. Es geht darin um Schweizer Schokolade, Lila Kühe und natürlich schwule Cowboys. Die Geschichte ist in der gewohnt schnoddrigen Art des Zeichners gestaltet aber gleichzeitig eindeutig als Lucky Luke-Comic zu identifizieren. Die Daltons sind ebenso mit von der Partie wie Jolly Jumper. Es kommen lesbische Indianerinnen vor und Schweizer Chocolatiers. Diverse Anspielungen auf Filme und nerdige Autogrammjäger machen die Geschichte zu einem echten Vergnügen. Nur Rantanplan habe ich vermisst.

Mit »Zarter Schmelz« ist Ralf König eine lustige und gleichzeitig würdevolle Hommage gelungen, die eine sehr moderne und zeitgemäße Darstellung des Wilden Westens liefert. Dieser Band bekommt einen besonderen Platz im Bücherregal.

Stimmgewaltig

Quelle: Amazon

Ein Traum wird wahr. Meine beiden Lieblingstenöre in einem Duett – Andrea Bocelli und Josh Groban!

Ich hab seit langem mal wieder Musik gekauft. Seit ich meinen PC nicht mehr habe, ist das etwas schwierig, weil ich die Musik von meinem iPhone bzw. iPad nicht auf den Computer bekomme. An unseren Macs ist mein Mann angemeldet und das mit der Familienfreigabe funktioniert nur, wenn man eine Kreditkarte angibt, das will ich aber nicht. Egal.

Jedenfalls hab ich gesehen, dass es eine neue CD von Andrea Bocelli gibt und das er dort zusammen mit Josh Groban »We will meet once again« singt. Die musste ich haben. Musik-Streaming lehne ich ab, weil da die Künstler kaum etwas verdienen. Normalerweise kaufe ich meist die digitalen Versionen bei Apple, Amazon oder Bandcamp. Beim Blick in diverse Musik-Stores fiel mir dann auf, dass die digitalen Versionen fast doppelt so teuer sind, als wenn man eine »haptische« CD kauft. Fragt mich nicht wieso, ist aber so. Wahrscheinlich kaufen die Leute keine CDs mehr. Also habe ich mir die CD zugelegt. Vorteil, außer das ich nicht online sein muss, um sie zu hören: ich kann sie in unserem Radioplayer im Wohnzimmer abspielen und mir ins Regal stellen.

Ich habe schon mehrere Alben von Bocelli, aber »Si« überzeugt mich zu einhundert Prozent. Darauf sind sehr viele schöne Duette unteranderem auch mit seinem Sohn oder mit Ed Sheeran. Klar ist die Musik nicht jedermanns Geschmack, ständig kann ich die auch nicht hören. Aber zum Schreiben mag ich klassische Musik oder Soundtracks, da werde ich weniger von den Songtexten abgelenkt. Wer auf klassische Tenöre steht, macht jedenfalls keinen Fehler wenn er sich das Album zulegt. Egal ob digital oder auf CD.

Der Fremde in meinem Bett

Mir ist aufgefallen, dass ich diese schier unglaubliche Geschichte noch gar nicht erzählt habe. Ich erinnerte mich gerade jetzt daran. Denn in diesem Monat sind es zwanzig Jahre her, dass ich in meine Münchner Wohnung gezogen bin, in der ich anschließend zwölf Jahre gewohnt habe.

Nach München kam ich im April 2001 und wohnte zuerst eine Woche lang bei einer Kollegin, weil das mit dem von der Firma organisierten Zimmer nicht geklappt hatte. Anschließend zog ich für drei Monate in eine Firmenwohnung auf dem Firmengelände. Von meinem Zimmer aus blickte ich auf meinen Arbeitsplatz im Gebäude gegenüber. Das mag bequem klingen, aber ich empfand das als nicht schön, keinen Weg zur Arbeit zu haben, da fehlt die Distanz und man kann schwerer abschalten. Ich teilte mir die Wohnung mit einem jungen Pärchen mit Kleinkind. Er hatte auch eben erst bei der Firma angefangen, für die ich arbeitete und seine Frau hatte in der Großküche bei BMW eine Anstellung gefunden. Die 3-Zimmer-Wohnung war nicht groß und auch nicht besonders üppig ausgestattet. Die Gastherme im Bad und der Gasofen im Wohnzimmer waren nicht mehr die neuesten und rochen immer etwas nach Gas. In meinem kleinen Zimmer gleich neben der Eingangstür gab es keine Heizung, aber der April war warm und so fror ich nicht. Es gab aber auch kein funktionierendes Schloss, beziehungsweise keinen Schlüssel, um das Zimmer abzuschließen. Was mir aber nichts ausmachte, da ich außer ein paar Klamotten und Büchern keinerlei Wertsachen in meinem Koffer hatte.

Wir hatten wenig Kontakt, sahen uns ab und zu in der Küche oder hin und wieder im Wohnzimmer, wenn ich telefonieren wollte. Ansonsten hielt ich mich meist in dem zirka zwölf Quadratmeter großem Zimmer mit Bett und Schrank auf. An einem Wochenende im Mai hatten die beiden, Freunde von außerhalb eingeladen und waren Sonntagabend zur Maidult gefahren. Das ist ein Volksfest in München, bei dem es meist feuchtfröhlich zugeht. In der Nacht zum Montag hörte ich noch wie alle angetrunken nach Hause kamen und sich im Wohnzimmer zum Schlafen hinlegten. Ich dachte mir nichts dabei und schlief weiter. Früh gegen fünf, draußen war es schon hell, wurde ich durch ein Geräusch wach. Noch verschlafen bekam ich mit, dass plötzlich meine Zimmertür aufging, ein fremder Mann hereinkam und zu mir ins Bett stieg. In dem Moment war ich hellwach und sprang förmlich aus dem Bett. Der Typ jedoch wickelte sich in meine Decke, drehte sich um und schnarchte. Ich verließ einigermaßen aufgeregt und mit klopfendem Herzen das Zimmer, ging auf dem Flur hektisch auf und ab, während ich überlegte, was ich tun sollte. Zurück ins Zimmer traute ich mich nicht, im Wohnzimmer schnarchten vier weitere unbekannte junge Männer vor sich hin. Kurzerhand entschloss ich meine beiden Mitbewohner zu wecken, die im Schlafzimmer schliefen. Auch auf die Gefahr hin, dass das Kleinkind wach wurde und zu quengeln anfing. Ich klopfte erst zaghaft, dann lauter, schließlich öffnete ich die Tür einen Spalt weit. Ich erklärte dem müde und verdutzt aussehenden Pärchen, dass sich einer ihrer Übernachtungsgäste gerade in meinem Bett breit machte. Zunächst hielten die beiden das wohl für einen Scherz, aber ich muss wohl ziemlich aufgeregt geklungen haben, denn er schälte sich aus dem Bett und kam nachsehen. Mit viel Nachdruck und Körpereinsatz konnte er seinen Kumpel davon überzeugen, dass es nicht sein Bett war, in dem er gerade fest schlummerte. Er verfrachtete ihn zu den anderen ins Wohnzimmer und entschuldigte sich. Ich ging wieder zurück in mein Zimmer, saß auf der Bettkante und war viel zu aufgeregt, als das ich wieder hätte einschlafen können. Immer wieder blickte ich kontrollierend zur Tür, ob nicht doch wieder jemand hereinkam.

Irgendwann gegen sieben zogen die Truppen ab und es wurde wieder ruhig in der Wohnung. Ich zog mich an, frühstückte und ging um die Ecke auf Arbeit. Ich wollte die peinliche Geschichte für mich behalten, weil ich hier so gut wie niemanden kannte, aber vergeblich. Spätestens nach dem Frühstück war die Geschichte rum. Ich wurde von fast jedem feixend auf meinen nächtlichen Herrenbesuch angesprochen und war das Thema des Tages in der Firma.

Von dem Tag an habe ich dort nicht mehr so ruhig geschlafen und forcierte meine Anstrengungen eine eigene Wohnung zu finden, schaltete Stellenanzeigen und telefonierte mit Wohnungsgenossenschaften. Es war damals schon sehr schwer, bezahlbaren Wohnraum in München zu finden. Mit einer Anzeige klappte es dann, ein Immobilienmakler meldetet sich bei mir, der im Auftrag seines Kunden einen neuen Mieter für dessen Wohnung suchte. Die Wohnung war nur zehn Minuten Fußweg von meiner Arbeitsstelle entfernt, wenn ich wollte, konnte ich auch mit der Trambahn hinfahren. Es war nur ein Zimmer (keine 30 Quadratmeter) mit Küche und Bad und einem einzigen Fenster hinaus auf die vierspurige vielbefahrene Schleißheimer Straße. Gleich gegenüber lag der Karstadt, bei dem ich oft und gern eingekauft habe und unten im Haus gab es einen REWE und eine Bäckerei. Der Vorteil: wenn ich wollte, konnte ich in Hausschuhen einkaufen gehen. Der Nachteil: Morgens um 5 Uhr kam der erste Laster zur Anlieferung und dann wurden bis zur Marktöffnung Paletten rein- und rausgeschoben, dass man dachte, man wohne über einer Bowlingbahn. Aber es war mein eigenes Reich, das ich mit niemandem teilen musste und nachdem ich auf Ratschlag des Hausmeisters auch das Türschloss tauschen ließ, schlief ich meist ruhig und selig und ohne ungebetene Gäste in meinem Bett.

Gedanken zum Brot

Heute ist Brot billig und leicht zu haben. Man geht zum Discounter und kauft sich eines von den vielen Sorten, die es dort gibt. Zumeist schmecken die auch sehr gut. Doch das ist nur eine Seite der Medaille, denn was wirklich drin ist in diesem Discounterbrot, wissen nur diejenigen, die es herstellen. Denn Zusatzstoffe, die sich theoretisch beim Backen auflösen, müssen nicht deklariert werden. Und mal ehrlich, wer liest denn im Supermarkt schon das Kleingedruckte. Dass das Geschäft mit dem Billigbrot noch ganz andere Auswirkungen hat, erfährt man in einer Sendung, die noch bis zum 22. Juli in der ARTE-Mediathek verfügbar ist.

»Schönes neues Brot« zeigt nicht nur, was Tradition bedeutet, sondern auch was die industrielle Herstellung von Brot mit den Böden der Landwirte und den Bäckern selbst macht, oder mit unserer Gesundheit. Das ist schon perfide, da werden von traditionellen Bäckern Sauerteigproben genommen, im Labor nachgebaut und industriell mit billigem Mehl nachgebacken. Die Menschen kaufen dann im Supermarkt ihr Lieblingsbrot und nicht mehr beim Bäcker. Der bleibt auf der Strecke, genauso wie die Landwirte.

Deshalb backen wir selbst oder kaufen unser Brot beim Biobäcker.

Roggenbrot mit Buchweizen – selbstgebacken
Gekauft – ein Essener vom Wolfgruber

Mit Licht gegen Viren

Alle reden davon, die Schulen auf den kommenden Winter vorzubereiten, über Lüftungsgeräte, Luftfilter und Maskenpflicht. Dabei ist es noch nicht mal richtig erwiesen, dass die teuren Luftfiltergeräte überhaupt richtig schützen, ohne Nebenwirkungen, wie hohe Lautstärke und Zugluft. Die Geräte sind außerdem nicht nachhaltig einsetzbar. Wenn die Pandemie vorbei ist, werden sie in den Abstellräumen verschwinden. Ich will nicht sagen, dass sie rausgeworfenes Geld wären, aber es geht in die Richtung.

Ich kenne mich ein bisschen mit Lüftungsanlagen aus und meine: einfach einen Luftfilter ins Klassenzimmer zu stellen, um damit die Viren aus der Luft zu fischen, ist zu einfach gedacht. Das wird nicht reichen. Im Vergleich zu einem richtigen Lüftungsgerät, das eine Verbindung nach draußen hat und für einen kompletten Luftaustausch mit Wärmerückgewinnung sorgt, ist so ein Luftfilter sowas wie ein Ventilator gegenüber einer Klimaanlage. Es wird niemals das gleiche Ergebnis erzielen. Richtige Lüftungsgeräte sind nicht unbedingt teuerer als Luftfilter, aber sie müssen aufwendig installiert werden. Sprich Löcher in die Wand bohren und Außenhauben raufsetzen. Das würde nicht nur die Virenbekämpfung fördern, sondern auch dauerhaft das Raumklima an Schulen verbessern. Solche Lüftungsanlagen gibt es schon lange, für Eigenheime sind sie seit 2007 vorgeschrieben und ich frage mich, warum heute immer noch Schulen ohne Lüftungsanlagen gebaut werden. Das sollte absolute Pflicht sein.

Dass wir es schaffen, bis zum Herbst jeden Klassenraum in Deutschland mit einem Lüftungsgerät oder Luftfilter, auszustatten ist illusorisch. Zum einen kommen die Hersteller jetzt schon nicht hinterher, zum anderen hemmt der Rohstoff- und Chipmangel nicht nur die Autobauer, sondern auch die Bauindustrie. Und zum anderen müssen Lüftungsanlagen fachkundig eingebaut werden. Bei den überquellenden Auftragsbüchern gibt es bei den Handwerkern frühestens im nächsten Jahr freie Kapazitäten. Ich kann also gut verstehen, warum Schulbehörden und Gemeinden bei der Anschaffung zögern, trotz Kostenübernahme durch den Bund.

Dabei gäbe es eine günstigere und wirksamere Variante, die zudem noch weitere Vorteile bringen könnte – nämlich Licht. Die Firma Aurora-Licht bietet ein Produkt namens »Biovitae« an. Das sind LED-Leuchtmittel, die in jede herkömmliche Leuchte passen und mittels eines hohen Anteil an blauem Licht (400 – 420 nm) Viren, Bakterien und Pilzsporen abtöten und zudem ein Tageslichtähnliches Licht ausstrahlen, was nicht müde macht. Es wäre einfach und günstig ganze Schulen mit solchen Leuchten auszustatten, das würde man sogar wären der Ferien schaffen, ohne großen baulichen Aufwand. Es wäre eine dauerhafte Lösung gegen Krankheitserreger aller Art, verbunden mit einer gesunden Beleuchtung, die den Schülern und Lehrern helfen würde, sich besser zu konzentrieren. Aber offenbar ist diese Technologie bei den Politikern und Schulämtern noch nicht angekommen – ernsthafte Lösungsfindung ist mit Arbeit verbunden – oder die Lobby fehlt. Man weiß es nicht.

Wer sich für die Wirkung von »Biovitae« interessiert, den verweise ich gern auf die Internetseite der Eichstätter Firma Aurora-Licht.

Der Kloß und seine Bedeutung für Thüringer

Ich stamme aus dem Kloßland. Das bedeutet, dass es bei uns Sonntags fast immer Klöße zum Mittag gab. Dazu wurde Braten gereicht, meist vom Rind, Schwein, Wild oder Kaninchen oder oft auch Rinderrouladen. In meiner Kindheit war ein Sonntag ohne Klöße kein richtiger Sonntag.

Weil ich ein schlechter Esser war, habe ich allerdings meist nur einen Kloß gegessen. Den aber mit viel Soße. Auch heute muss der Kloß bei mir möglichst in Soße »schwimmen«. Mein Mann kann Klößen und vor allem der Soße nicht so viel abgewinnen, aber er ist auch kein Thüringer. Es sei ihm daher verziehen.

Die Zubereitung von echten Thüringer Klößen ist eine Wissenschaft, nämlich die Kloßologie. Nicht lachen, die gibt es wirklich. Ich kann mich gut erinnern, wie sich Sonntags meine Mutter und meine Großmutter in der Küche plagten und heute tue ich das manchmal auch. Am mühsamsten ist das Reiben der Kartoffeln. Meine Mutter hatte in den Siebziger- und Achtzigerjahren eine DDR Küchenmaschine (mit dem coolen Namen »Komet«), die das für sie gemacht hat. Als die kurz nach der Wende kaputt ging und sie keiner mehr reparieren konnte, blieb nur noch die Handreibe. Der Kauf einer neuen Küchenmaschine mit Reibe nutzte nichts, weil die Konsistenz des Kartoffelriebs nicht dieselbe war, der ist bei den neuen Maschinen nämlich zu grob. Also sitzen wir, wenn es Kloß geben soll, Sonntagvormittag in der Küche und reiben die Kartoffeln mit der Hand auf einer mehr als hundert Jahre alten Messingreibe, was bei mir grundsätzlich zu wunden Fingern führt. Mit der Reibe hat, glaube ich, schon meine Urgroßmutter Kartoffeln für Klöße gerieben.

Danach wird der Rieb mit einem Presssack ausgepresst. Dafür gibt es extra Kartoffelpressen, von denen wir mehrere daheim haben, die wir aber nicht mehr hernehmen, weil man das mit der Hand genauso gut auspressen kann. Als Kind hatte ich aber immer viel Spaß mit der Kartoffelpresse und durfte das immer machen.

Nebenbei wird übrigens ein Kartoffelbrei gekocht, der dann kochend heiß auf den trockenen Kartoffelrieb geschüttet und das Ganze dann ordentlich verrührt wird. Der Teig darf keine rohen Stückchen mehr enthalten. Den Quirl, mit dem wir das verrühren, hat mein Vater aus einem Christbaum geschnitzt. Die modernen Quirle sind nicht so effektiv.

Dann werden aus dem Teig Klöße geformt. In die Mitte kommen geröstete Semmelstückchen rein, damit die Klöße schneller durch sind. Die Klöße müssen dann nochmals in heißem Wasser ziehen, bis sie oben schwimmen. Anschließend sollten sie sofort serviert und mit möglichst viel Soße verzehrt werden. Wenn der Kloß und die Soße gelungen sind, bräuchte ich eigentlich kein Bratenfleisch mehr.

Wer sich für die Kloßologie interessiert und wissen will, wie und warum der Kloß in Thüringen entstanden ist und was es sonst noch für Kloßrezepte gibt, dem empfehle ich das »Kleine Thüringer Kloßbuch«. Das Minibüchlein (11,5 x 8 cm) erstand ich unlängst am Saalfelder Bahnhof. Es ist hochinteressant, weil es auch über die Geschichte der Kartoffel informiert. Es erschien im Rhinoverlag Ilmenau und kostet 5,95 Euro.

Tief in der Tau-Turbulenz

Quelle: Amazon

Ab und zu schaffe ich es neben meiner ganzen PERRY RHODAN- und Fanzine-Literatur mal ein Buch aus meinem Stapel ungelesener Bücher zu lesen. So zog ich am vergangenen Freitag »Die Chronolithen« von Robert Charles Wilson aus dem Bücherregal.

Der Autor begeisterte mich vor einigen Jahren mit seiner Spin-Trilogie. Wobei ich »Spin« nach wie vor zu einem der besten SF-Romane überhaupt zähle. Mit »Die Chronolithen« zog mich der Autor ebenfalls wieder voll in seinen Bann. Verrückt, aber ich hatte den 430-seitigen Roman nach dem Wochenende durch. Und war am Ende traurig, als die Geschichte schon vorbei war. Ich hätte die Handlung um einen Amerikaner und dessen Familie gern noch weiter verfolgt, deren Leben mit gigantischen Obelisken aus der Zukunft verknüpft zu sein scheinen.

2021 materialisiert in Thailand plötzlich ein riesiger Obelisk aus einem unbekannten Material und richtet große Zerstörungen an. Der chinesischen Aufschrift zu Folge stammt das Objekt, das sich jeder wissenschaftlichen Untersuchung entzieht, aus dem Jahr 2041. Es ist das Mahnmal eines gewissen Kuin und stellt für die Regierungen der westlichen und östlichen Welt eine Kriegserklärung dar. Im Laufe der Zeit tauchen weitere solcher Kuin-Monumente auf, die auch als »Chronolithen« bezeichnet werden und verursachen Katastrophen, Krisen und Kriege. Die Welt versinkt nach und nach in Not und Elend. Es beginnt in Asien und zieht sich bis nach Nordamerika. Kuin wird für viele Menschen zum Gott, weil er die autoritären Regierungen mit seinem immer detaillierter werdenden Statuen zu verspotten scheint. Seine Existenz bleibt ebenso unklar, wie der Weg auf denen er die Objekte in die Vergangenheit schickt. Der Protagonist des Romans Scott ist beim Auftauchen des ersten Chronolithen in der Nähe. Von da an werden er und seine Familie in eine Reihe unglaublicher Zufälle und Verknüpfungen verstrickt, die sein Leben zu bestimmen scheinen. Zusammen mit einer Physikerin, einem FBI-Agenten und einer Frau, die ihren Sohn an die Kuinisten (wie sich die religiösen Anhänger Keins nennen) verloren hat, versucht er den Ereignissen auf die Spur zu kommen und weitere Manifestationen zu verhindern. 2039 endet die Geschichte mit der Zerstörung eines Kuin-Monuments in Wyoming.

Im Grunde ist es die Geschichte einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Weil die Wissenschaftler die Artefakte aus der Zukunft untersuchen, ermöglichen sie diese erst. Die Wissenschaft hinter den Chronolithen ist gut ausgedacht, bezeichnet als Tau-Turbulenz und Minkowski-Eis. Das klingt zu jeder Zeit logisch und plausibel, auch deshalb, weil der Autor seinen Protagonisten immer wieder daran zweifeln lässt.

Die Romane von Robert Charles Wilson zeichnen sich dadurch aus, dass die Science-Fiction-Idee im Hintergrund steht und es eigentlich um die Schicksale der Figuren geht. Das ist in diesem Roman nicht anders. Die Geschichte bezieht ihre Spannung eher aus den zwischenmenschlichen Interaktionen der Charaktere und nicht aus der Technik und Wissenschaft der Ereignisse. Dadurch entsteht ein unheimlicher Sog, der mich komplett eingesaugt hat, so das ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Dabei verknüpft der Autor die eigentlich nicht zusammenhängenden Ereignisse nach und nach zu einem großen Ganzen. Man erlebt mit dem Protagonisten, wie sich die Zufälle zu einem Muster verweben und letztendlich in einem finalen Ereignis vereinen. Das ist schon großen Kino und es wundert mich, warum Hollywood diese Geschichte noch nicht aufgegriffen hat. Das gleiche gilt übrigens auch für »Spin«.

Dieser großartige Roman bekommt einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal, neben den anderen Romanen von Robert Charles Wilson, weil ich mir ganz sicher bin, dass ich ihn ein zweites Mal lesen werden. Der Roman erschien bereits 2006, ist aber immer noch im Buchhandel bzw. in Antiquariaten erhältlich.

Neues aus der Küche

An den meisten Wochenenden kochen und backen wir zusammen. Essengehen kam bei uns schon immer selten vor, auch vor Corona. Wir bereiten eben beide gern selbst unser Essen zu und haben Spaß daran Neues auszuprobieren. Meistens halte ich das aber nicht im Foto fest.

Das war am vergangenen Wochenende anders, da musste ich einfach Fotos machen. Zum einen probierte ich unsere neuen Backformen aus und zum anderen versuchte ich mich erstmalig an einer Terrine, die am Ende, sagen wir es gleich, nicht ganz so gelungen ist. Agar Agar ist eben doch keine Gelantine.

Freitag und Montag habe ich mir Nudeln gekocht. Samstag und Sonntag gab es dann Mittags je eine leckere Mahlzeit, die so gut aussah, das ich ebenfalls die Kamera gezückt habe. Und am Nachmittag dann die gebackenen Desserts. Hier nun die Ergebnisse unseres Küchenmarathons.

Selbstgebackene Torteletts mit Obst: einmal ohne Tortenguss
Und einmal mit Tortenguss
Die misslungene Terrine
Früchtedessert mit Waffeln
Schweinemedaillons mit frischen Champignons, Blumenkohl und Thymian-Kartoffeln
Lachs in Blätterteig mit Spinat und Schafskäse
Bandnudeln mit Zitronenpfeffer-Hollandaise und Kirschtomaten
Bandnudeln mit selbstgemachtem Rucolapesto
Vor zwei Wochen hatten wir auf unserem Balkon gegrillt. Es gab rumänische »Mici«, Zucchini und Bratkartoffeln.

Gedanken zum Jetzt

Wenn wir in ein paar Jahren auf unsere jetzige Gegenwart zurückblicken, werden wir die Jahre 2020 und 2021 vielleicht als die »leeren Jahre« bezeichnen.

Wir werden uns erinnern an ereignislose Wochen und Monate, an Tage durch die wir uns wie Kaugummi gequält haben. Wohl dem der ein Haustier hatte, das seine Aufmerksamkeit verlangte und ihn von dem täglichen Einerlei ablenkte. Jene, die nicht im Homeoffice arbeiteten, konnten zumindest zeitweise den eigenen vier Wänden entfliehen, um zur Arbeit zu gehen. Doch auch hier war es so, dass man abends nach Hause kam und wie mit Pattex angeklebt auf der Couch saß. Die Nachrichten des Tages ignorierend, sich in einen Film oder eine Serie flüchtend oder in ein Buch. Nur um am nächsten Morgen aufzustehen, zur Arbeit zu gehen, im Strom mitzuschwimmen und doch froh zu sein, wenn abends die Haustür hinter einem wieder ins Schloss fiel. Jeden Tag der gleiche Trott ohne Abwechslung, gefangen in einer scheinbar stillstehenden Zeit ohne Hoffnung auf Änderung. Man fühlte sich wie ein Wartender. Warten auf Was: darauf das Sommer würde, darauf das die Zahlen sinken? Von denen man nie genau wusste, ob sie das abbildeten, was tatsächlich draußen vorging. Warten auf die Impfung oder auf den den Tag X, an dem alles vorbei sein würde?

Die Ereignislosigkeit manifestierte sich je länger sie anhielt. Man reduzierte Kontakte, erst erzwungen, später freiwillig. Man wollte am liebsten nichts mehr mit der Welt da draußen zu tun haben. Man begann sie zu verabscheuen, die Welt, die Menschen, alles was man früher getan hat und was man selbst einmal gewesen war. Man schloss sich ein in sein geschrumpftes Universum und ließ andere nur hin und wieder durch die Kamera an seinem Computer am eigenen Leben teilhaben. Vorfreude und frohe Erwartungen wurden gänzlich ausgelöscht und machten Resignation und Verbitterung Platz.

Wenn ich über diese Jahre eines sagen kann, dann das: Ich habe überlebt, aber ich habe nicht gelebt.

Die Katze im Homeoffice

Jeder Katzenbesitzer wird das kennen, kaum sitzt man vor dem Computer kommt die Katz und platziert sich wahlweise auf die Tastatur oder so vor den Monitor, dass man weder tippen noch etwas erkennen kann. Gelegentlich wird dann auf dem Schreibtisch oder dem Schrank herumgeturnt und mit Stiften oder der Computermaus gespielt. So, dass man den Gast irgendwann freundlich aber bestimmt hinunter dirigieren muss, um weiterzuarbeiten. Die Ruhe hält aber nicht lange an, spätestens fünf Minuten später liegt sie wieder laut schnurrend auf der Tastatur.

Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn man gerade eine Videokonferenz hat. Simon Tofield weiß es und lässt uns sehr anschaulich daran teilhaben.

Ich wünsche viel Spaß!