»Me too« und die Folgen

Ansich ist die aktuelle Debatte über sexuelle Belästigung gut gemeint. Viele Frauen trauen sich endlich offen darüber zu reden, dass sie von ihren Arbeitgebern oder anderen Männern belästigt wurden. Aber … Wie immer ufert die Geschichte aus. Jetzt hat sich doch in Großbritannien eine Mutter dafür ausgesprochen, das Märchen von Dornröschen vom Lehrplan der Grundschule ihres Sohnes zu verbannen. Weil Dornröschen vom Prinzen ja nicht gefragt wurde, ob er sie wachküssen darf …! Als ich das hörte, hielt ich das zunächst für einen Witz. Aber nein, die Realität  ist verrückter, als sich ein Autor je auszumalen vermag.

Die Bierdeckel-Affäre um das Traunsteiner Hofbräuhaus ist ähnlich gelagert. Seit sechzehn Jahren gibt es vom Hofbräuhaus Bierdeckel mit einem Foto auf dem zwei Maßkrüge vor einem Dirndel-Dekolleté zu sehen sind. Darüber steht der Spruch: »Was darf’s sein«. Fast ein Jahrzehnt lang hat das niemanden gestört. Bis Oberfeministin Alice Schwarzer darauf aufmerksam wurde. Seitdem ist das Bierdeckelmotiv schwer umstritten.

Mal ehrlich. Ich bin eine Frau und ich habe viele Jahre ausschließlich mit Männern zusammengearbeitet. Das man da den einen oder anderen blöden Spruch oder anzüglichen Witz über sich ergehen lassen muss, ist nichts Ungewöhnliches. Mich hat das nie gestört, weil ich gelernt habe, entsprechend zu kontern. Auch bei Grabschern sollte Frau gleich in die Offensive gehen. Bei mir haben sich diejenigen, das kein zweites Mal erlaubt. Das ist für mich Emanzipation: schlage solche Männer mit ihren eigenen Waffen. Mir ist schon klar, dass sich dies vielleicht nicht jede Frau traut. Deshalb ist es, finde ich, so wichtig, dass man jungen Mädchen Gleichberechtigung vorlebt. Das man nicht versucht, sie einzugrenzen und in eine Richtung zu schubsen, sondern sie ermuntert sich außerhalb des Rollenklischees zu bewegen. Dann haben nämlich solche Idioten erst gar keine Chance, die meinen, Frauen seien nur hübsches Beiwerk, mit dem sich beliebig umspringen lässt.

Die letzte Bahn

Wenn ich dieser Tage mit dem Zug nach Thüringen fahre, dann mit viel Wehmut im Bauch. Ich kann an einer Hand abzählen, wie oft ich noch mit dem ICE von München bis Saalfeld reisen kann. Ab dem 10. Dezember ist Schluss, dann bleiben mir und den anderen Pendlern aus Saalfeld, Jena und Gera nur noch die Regionalbahnen. Es ist eine Tragödie, da wird die Lebensader einer ganzen Region abgeschnitten zugunsten einer einzigen Stadt in Thüringen nämlich der Landeshauptstadt Erfurt.

Die teure neue Strecke von Berlin nach München verspricht Fahrtzeiten von 4 Stunden, sofern man den Sprinter benutzt, der unterwegs nur in Halle, Erfurt und Nürnberg hält. Doch wie viele Menschen werden das Angebot für 150 Euro wirklich nutzen? Werden die Geschäftsleute nicht doch lieber weiterhin den Flieger nehmen und die Studenten den Flixbus für 29 Euro? Man weiß es nicht. Die Auslastung der Thüringer-Wald-Autobahn, die im gleichen Zuge gebaut wurde, hat bisher auch nicht das Ziel erreicht, was sich die Planer einst erhofften. Es wird wohl noch sehr sehr lange dauern, bis sie das Geld eingespielt hat, was sie gekostet hat. Damit das auf der Bahnstrecke nicht auch passiert, hat man das Verkehrsangebot auf der Saalebahn stark ausgedünnt. Nur ein einziger IC am Tag soll von Jena nach München fahren. Ein IC, der nur dann in der Fahrplansuche auftaucht, wenn man die Häkchen bei »schnelle Verbindung bevorzugen« sowie bei »Regionalbahn« und »ICE« ausschaltet. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Die Jenaer und Saalfelder sollen eben erst nach Erfurt fahren, um dann mit dem ICE nach München zu kommen. Dass das natürlich mehr kostet, ist klar, schließlich muss man als Saalfelder erst fünfzig Kilometer Richtung Norden fahren. Dabei geht es der Bahn doch nur darum, dass die Strecke die ausgegebenen Euros wieder einspielt.

Die meisten Menschen in Thüringen werden nicht von der Schnellstrecke profitieren. Im Gegenteil, sie werden sich Alternativen suchen oder gleich mit dem Auto fahren. Die Firmen am Universitätsstandort Jena werden über kurz oder lang ihren Sitz nach Erfurt verlegen, »weil man ja nicht mehr so einfach hinkommt«. Die Städte an der Saale, die in den Jahrzehnten nach der Wende mühsam ihre Infrastruktur aufgebaut haben, gehören zu den Verlieren des riesigen Komplotts, das schon Anfang der Neunziger geschmiedet wurde. Initiator Bernhard Vogel, Thüringens erster Ministerpräsident, wollte sich mit Hilfe seines Freundes Helmut Kohl ein Denkmal setzen. Er stellte die Weichen für dieses Milliardenschwere Prestigeprojekt, größer, schwieriger und teurer als alles was es zuvor gegeben hat. 10 Milliarden Euro hat das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 8 verschlungen und da sind die Umbauten der Bahnhöfe Halle und Erfurt nicht mit eingerechnet. Mit dem Geld hätte man die Saalebahn wahrscheinlich mehrfach ausbauen können. Vielleicht hätte man sogar die Weichen an der Strecke vergolden können.

Nach 26 Jahren ist sie nun fertig und es rollen bereits die ersten Züge. Auf der Strecke geblieben sind das dichtbesiedelte Ostthüringen und die Natur im Thüringer Wald. Selbst eine riesige Tropfsteinhöhle wurde dem Bau geopfert, für eine Fahrtzeitverkürzung von maximal zwei Stunden.

Die einzig wirklichen Gewinner sind die Baufirmen, die dieses gigantische Mahnmal, das boshaft auch »die längste U-Bahn Deutschlands« (wegen der 22 Tunnel) genannt wird, aus dem Boden gestampft haben. Der Steuerzahler muss blechen, für ein Projekt das keiner logischen und ökologischen Prüfung standhält. Das aber dennoch verwirklicht wurde, über die Bedürfnisse der Vielen hinweg.

Wer mehr zu dem Irrsinn lesen möchte, dem empfehle ich den Artikel in der Welt.

Rund ums Fliegen

Fliegen ist an sich etwas Schönes. Ich gebe zu, ich fliege ganz gern. Auch wenn ich wegen der schlechten Umweltbilanz immer ein schlechtes Gewissen habe. Aber ich finde, es ist eine angenehme Möglichkeit lange Strecken zu überwinden.

Auf unserem Flug in den Urlaub und auch wieder zurück hat nicht alles so geklappt, wie man sich das wünscht. Beim Abflug in München standen wir erstmal am falschen Check-In-Schalter. Merke: nicht überall wo TUI draufsteht, ist auch TUI drin. Beim Hinflug flogen wir mit SunExpress, einer deutsch-türkischen Fluggesellschaft. Ich wäre ja lieber mit Condor geflogen, aber die Maschine (Abflug eine Stunde früher) war leider schon voll. Sowohl am Check-In als auch vor der Sicherheitskontrolle standen Massen von Urlaubern und das an einem Dienstag. Die Schlange war voll mit quengelnden Kindern und alten Leuten mit Krücken und Rollstühlen. Zwischendrin und später auch im Flugzeug entdeckte ich auch eine Hochschwangere. (Ganz ehrlich, in dem Zustand hätte ich mich nicht mehr in ein Flugzeug gequetscht und wäre irgendwo hingeflogen. Aber das muss jeder selbst wissen.) Warum die Fluggesellschaften keinen Extraschalter für Eltern mit Kindern und für Gehbehinderte anbieten, ist mir schleierhaft. Bei der Sicherheitskontrolle gibt es die ja auch.

Weil wir uns über die Fluggesellschaft informiert hatten, haben wir noch vor der Sicherheitskontrolle gegessen und viel Wasser getrunken. Man darf ja nichts mit reinnehmen. Drinnen gab es zumindest Wasser für einen Euro. Das braucht man auch, weil es an Bord von SunExpress nämlich keine Verpflegung gibt. Außer man bezahlt dafür. Zumindest war der Kapitän gut drauf, spielte den Reiseführer und erklärte, was man gerade sehen konnte, wenn man aus dem Fenster blickte. (Bildschirme gab es keine, dafür war die Boeing zu alt.)

Am Flughafen in Lanzarote funktionierte die Gangway nicht, so dass wir erstmal nicht aussteigen konnten und dann warteten wir nochmal eine halbe Stunde bis endlich das Gepäckband anlief. Wir brauchten eine Stunde nach der Landung, bis wir draußen waren.

Auf der Rückreise ärgerte ich mich mal wieder massiv über die übertriebenen Sicherheitskontrollen. Vor allem die Sache mit den Flüssigkeiten. Wir hatten nämlich vom Hotel ein Picknickkörbchen mit zwei Wasserflaschen bekommen. Weil wir aber auch noch unsere eigenen Flaschen dabei hatten, mussten wir erstmal die austrinken, bevor wir durch die Kontrollen gingen. Die beiden Flaschen aus dem Hotel vermachten wir zwei Deutschen, die in der Halle in einem Café saßen und jemanden verabschiedeten. Mir hätte es in der Seele leid getan, die vollen Flaschen in einen der großen Container zu werfen, die vor dem Sicherheitsbereich aufgestellt waren. Drinnen im Wartebereich mussten wir natürlich wieder teuer Wasser kaufen, um auf dem vierstündigen Flug nicht zu verdursten. Krank! Echt, da fehlt mir irgendwie das Verständnis dafür. Ich glaube, dass macht man nur, damit die Läden im Abflugbereich genügend Umsatz machen. Es ist reine Geschäftemacherei und hat absolut nichts mit Sicherheit zu tun. Als ob schon mal ein Terrorist sowas versucht hätte. (Wer so etwas vorhat, dem bieten sich hundert bessere Möglichkeiten.) Dann sollen sie die Wasserflaschen eben prüfen, da gibt es sicher Teststreifen oder ähnliches, oder jeder trinkt im Beisein der Security einen Schluck.

Beim Rückflug hatten wir die Condor-Maschine gebucht. Aber auch hier gilt inzwischen: im Flugzeug gibt es Essen und Trinken nur gegen Bezahlung. Ich kann mich an Flüge mit Condor erinnern, auf denen noch kostenlos Wein und Bier ausgeschenkt wurde, und man nach dem Flug noch eine Tasche geschenkt bekam. Aber wegen der Konkurrenz durch die Billigflieger müssen die Airlines an allen Ecken und Kanten sparen. Wohin das führt, sieht man bei AirBerlin. Ich fand es von der Kabinencrew sehr nett, dass sie eine Durchsage machten, um ihren Kollegen von AirBerlin alles Gute zu wünschen. Der Chefsteward erinnerte alle Fluggäste nochmal daran, welche Gefahr von der Billigkonkurrenz für die Fluggesellschaften ausgeht, und sie das doch bitte bei ihrer nächsten Buchung berücksichtigen sollten. Das fand ich gut. Denn letztendlich ist es wie überall in Deutschland. Die Geiz ist Geil-Mentalität macht viele Arbeitsplätze kaputt. Ich verstehe nicht, wieso die Menschen nicht begreifen, dass Dinge einen bestimmten Wert haben und das andere genauso für ihre Arbeit entlohnt werden wollen, wie man selbst. Das bei 29 Euro für einen Flug von München nach Berlin kann es nicht mit rechten Dingen zugehen. Irgendwer muss dafür bezahlen, am Ende zahlen meist die Angestellten der Airline mit ihren Arbeitsplätzen dafür.

Ohne Update keine Zukunft

Es nervt inzwischen. Für mein iPad Mini, dass ich noch gar nicht so lange besitze, gibt es seit einiger Zeit keine Updates mehr. Nicht mal mehr Sicherheitsupdates. Inzwischen spüre ich das auch bei der Performance. Webseiten laden langsam oder nur fehlerhaft. Einige Apps brauchen ewig zum Starten oder hängen sich einfach auf. Für manche App, die ich gern laden möchte, bekomme ich angezeigt, dass sie unter meiner Firmwareversion nicht funktioniert. Es ist ärgerlich. Da möchte man ein funktionierendes Gerät so lange wie möglich nutzen, scheitert aber an der fehlenden Aktualisierung durch den Hersteller.

Schon klar, man soll sich halt alle paar Jahre etwas neues kaufen, aber mal ehrlich … Wer kann sich das a leisten? Und b wo bleibt da das Umweltbewusstsein? Von Ressourcen schonen spüre ich da nichts. Und da spreche ich jetzt nicht nur über Apple, sondern nehme auch die anderen Hersteller ins Boot, denn bei denen ist es fast noch schlimmer.

Nun hat es auch unseren iMac getroffen. Jahrelang haben wir jedes Update, jede Aktualisierung mitgemacht und waren meist zufrieden damit. Die aktuelle Softwareversion werden wir nun nicht mehr laden. Nicht, dass es nicht ginge, aber dann würde unser Office nicht mehr laufen und die Time Machine auch nicht. Zum Glück schaut mein Mann jeden Tag bei Heise.de rein, sonst hätten wir das nicht mal gewusst. Und ich hätte plötzlich nicht mehr mit WORD und Excel arbeiten können. Schon ein starkes Stück. Da muss man also zum neuen Betriebssystem gleich mal die Programme neu kaufen. Microsoft hat in dem Zuge auch angekündigt, dass sie jetzt den Support für Office 2011 einstellen. Also keine Sicherheitsupdates und Aktualisierungen mehr. So wird man indirekt gezwungen, sich nicht nur neue Hardware, sondern auch neue Software zu kaufen.

Was bleibt, sind wenige Alternativen. Im Grunde heißt das jetzt sparen für einen neuen Computer, neue Software und ein neues iPad, sonst eilt mir die Zukunft womöglich davon.

Verkehrsordungswidrigkeitenverfahren eingestellt

Ja, das Wort gibt es tatsächlich. Es steht in einem Brief, den ich heute von der Polizeiinspektion Laufen bekommen habe. Demnach hat man die Ermittlungen gegen mich in wiederum diesem Verkehrsordnungswidrigkeitenverfahren eingestellt.

Es wurde also gegen mich wegen des Unfalls ermittelt, bei dem mich im Juni ein Mofafahrer vom Fahrrad geholt hat. Schön, das ich das jetzt auch schon erfahre. Es ist schon kurios, da wird man als Radfahrer auf einem Radweg von einem Mofa umgefahren und dann ist man auch noch schuld. Ich bin ja der Meinung das Mofas auf Radwegen grundsätzlich nichts zu suchen haben, vor allem nicht auf kombinierten Fuß- und Radwegen, egal ob innerhalb oder außerhalb von Ortschaften. Nun ja, man hat nun offensichtlich erkannt, dass ich doch nicht schuld an dem Unfall bin. Gut so.

Dann könnte nun auch die Versicherung endlich mal für den Schaden an meinem Fahrrad aufkommen, das seit drei Monaten im Keller steht, und das ich bisher nicht reparieren lassen durfte. (Es könnte ja noch ein Gutachter kommen, wegen vielleicht 200 Euro, die die Reparatur letztendlich kosten wird.) Man muss das nicht verstehen. Ich habe es schon längst aufgegeben, darüber nachzudenken und bin die ganze Zeit über mit meinem alten Rad aus München zur Arbeit gefahren. Das hatte ich zum Glück noch nicht entsorgt, aber es wies einige Standschäden auf. Nicht immer bin ich damit da angekommen, wo ich hin wollte.

Ohnehin, hat dieser dumme Unfall meinen Sommer versaut. Keine Radtouren, kein Schwimmbad und kein Bergwandern, dafür Physiotherapie und Ärztemarathon. Die große Zehe am linken Fuß wird für immer einen Schaden davon tragen und die blauen Flecken am Bein sind auch nach drei Monaten als dunkle Stellen zu erkennen. Mal sehen, ob die irgendwann mal wieder weggehen.

Zumindest beruhigt es mich zu wissen, jetzt nicht mehr von der Polizei verfolgt zu werden. Auch wenn ich mir nie einer Schuld bewusst war.

Risikopiloten im Alter

Wir wohnen an einer Einmündung einer Einbahnstraße. Mindestens einmal im Monat beobachte ich Autofahrer, die entgegengesetzt der Fahrtrichtung unterwegs ist. Die meisten fahren rückwärts, um auf den Stellflächen auf der rechten Straßenseite einzuparken.

Gestern morgen, ich hatte gerade die Straße überquert, fuhr ein Autofahrer direkt geradeaus in die Einbahnstraße. Ich hob den Arm, um ihm per Handzeichen anzuzeigen, dass er hier nicht lang fahren darf. Hinterm Steuer saß ein alter Mann. Ich schätzte ihn auf zirka neunzig Jahre. Ich trat ans Fenster, er beugte sich rüber, doch er war nicht in der Lage die Beifahrerscheibe zu öffnen. Also ging ich ums Auto herum und wurde fast von einem Audi umgefahren, der von oben die Einbahnstraße heruntergerast kam.

Der alte Herr leierte mit zitternden Händen die Scheibe runter. Und ich erklärte ihm, dass dies hier eine Einbahnstraße sei und er hier nicht entlang fahren könne. Er reagierte gar nicht darauf, sondern fragte mich, wie er von hier nach Kirchanschöring käme. Da er aus dieser Richtung gekommen war, sagte ich ihm, dass er umkehren und zurückfahren müsse. »Das wäre nicht wahr«, motze er mich an und fragte gleich darauf, wo er denn wäre, das sei doch Waging. Von der Frage reichlich irritiert, reagierte ich nicht gleich. Da kam noch ein weiterer Passant und fragte den alten Mann, ob er keine Schilder lesen könne, das wäre eine Einbahnstraße. Während ich dem übereifrigen Passenten zu erklären versuchte, dass der alte Mann nicht mal richtig wusste, wo er war. Setzte der schon mit seinem Auto zurück und fuhr davon.

Ich schaute kopfschüttelnd hinterher. Mein einundachtzig Jahre alter Vater, der alles mitbekommen hatte, meinte daraufhin, dass sich ein Autofahrer mit Traunsteiner Kennzeichen doch hier auskennen müsse. Vor allem, dass man als Fahrer doch wissen müsse, wo man sei, sonst gehöre man nicht mehr hinters Steuer.

Ich hatte den ganzen Nachmittag ein ziemlich mulmiges Gefühl. Der Mann hatte hochgradig verwirrt gewirkt. Und ich bin mir sicher, dass er die Einbahnstraße hochgefahren wäre, wenn ich mich ihm nicht in den Weg gestellt hätte. Mein Mann ist der Meinung, das ältere Menschen alle paar Jahre einen Eignungstest ablegen sollten, ob sie noch in der Lage sind ein Fahrzeug zu führen oder nicht. Ich habe letztens eine Statistik gesehen, in der stand, dass die meisten Unfälle von Fahranfängern und älteren Autofahrern verursacht werden. Natürlich stellt ein solcher Test einen Eingriff in die persönliche Freiheit dar, aber Berufskraftfahrer müssen ihn auch ablegen, warum sollte man das nicht auch auf normale Autofahrer ausweiten.

Das Grundproblem ist allerdings ein anderes. In Großstädten und Ballungszentren gibt es die Probleme seltener. Weil dort die Menschen auch ohne Auto mobil sein können. Hier draußen auf dem Land ist das ungleich schwieriger. Da fährt vielleicht noch zwei mal am Tag der Schulbus, in manchen Orten nicht mal der. Vielleicht stellen autonome Autos eine Lösung für unsere zunehmend älter werdende Gesellschaft dar.

Ich hoffe, dass der alte Mann tatsächlich dort angekommen ist, wo er hin wollte, und das er auf seinem Weg dorthin keine anderen Verkehrsteilnehmer in Gefahr gebracht hat.

Getrennt oder zusammen?

Seit erstem August gibt es eine neue Verordnung in Deutschland, die sich dem anfallenden Gewerbemüll widmet. Und weil ich mich für meinen Arbeitgeber kundig machen wollte, habe ich das ganze Dilemma nun an der Backe.

Die neue Gewerbeabfallverordnung soll dazu dienen, dass Müll, der in Betrieben anfällt, noch besser recycelt wird. Eigentlich eine gute Idee sollte man meinen. Der Teufel liegt mal wieder im Detail.

Es reicht nicht mehr, die Abfalltrennung dem beauftragten Containerdienst zu überlassen – wahrscheinlich traut da keiner keinem – sondern man muss den Müll selbst trennen, wo er entsteht. Das heißt auf dem Firmengelände oder der Baustelle, auf der man gerade arbeitet. Die Sortierung muss nicht nur in Papier, Glas, Kunststoffe, Metalle, Bio- und Restmüll erfolgen, sondern bei Baubetrieben auch in Holz, Dämmmaterial, Bitumengemische, Baustoffe auf Gipsbasis, Beton, Ziegel sowie Fliesen und Keramik. Das sind 13 verschiedene Arten von Müll, die in 13 verschiedenen Behältern eingelagert und getrennt abgeholt werden müssen. Die meisten Handwerksbetriebe haben mehr als eine Baustelle, da ist es fast unmöglich auf jeder mehrere Tonnen aufzustellen. Außerdem arbeiteten ja mehrere Gewerke, bzw. mehrere Firmen an einem Bau. So viel Platz kann es gar nicht geben, damit jeder Betrieb seine 13 Tonnen aufstellen kann.

Ich vergaß zu erwähnen, dass das Abfallaufkommen natürlich gewogen, protokolliert und abgelegt werden muss, damit es bei Kontrollen vorgezeigt werden kann. Es gibt auch Ausnahmen, wenn wenig Platz da ist (Aber wer bestimmt das, und wieviel ist zu wenig?) Auch darf man unter 10 Kubikmeter den anfallenden Müll weiterhin ohne Trennung entsorgen. Auch hier eine Frage, auf die ich noch keine Antwort bekommen habe. Auf was beziehen sich die 10 Kubikmeter: pro Woche, pro Monat oder pro Baustelle?

Bei Nichteinhaltung werden bis zu 100.000 Euro fällig. Wie wollen die Behörden das kontrollieren? Viele Entsorgungsunternehmen bieten den Betrieben bei dem Problem Unterstützung an, indem sie den Papierkram übernehmen, lassen sich das aber auch gut bezahlen. Ein Großbetrieb zahlt das aus der Portokasse, so einem Handwerksbetrieb tut das schon weh.

Man sieht, so eine Verordnung zur Erhöhung der Recyclingquote klingt auf den ersten Blick gar nicht schlecht, nur die Umsetzung in der Praxis steht halt auf einem anderen Blatt. Manchmal habe ich den leisen Verdacht, dass viele Verordnungen nur geschaffen werden, um Geld zu kassieren, eben weil sie schwer oder gar nicht einzuhalten sind.

Nächste Woche versuche ich nochmal bei der Innung ein paar Antworten zu bekommen und beim Containerdienst ein paar Bestätigungen einzuholen. Ich wüsste sonst nicht, wo wir die vielen Tonnen auf dem Firmengelände aufstellen sollten.

Verkehrsinfarkt

Seit Freitagabend frage ich mich, ob es eigentlich noch sinnvoll ist, längere Strecken mit dem Auto zu fahren und wie lange es noch dauert  bis auf unseren Straßen nichts mehr voran geht.

Normalerweise nehmen wir immer den Zug, wenn wir meine Eltern in Thüringen besuchen. Am Freitag fuhren wir mit dem Auto, weil mein Mann sich mit dem neuen Wagen vertraut machen und eine längere Strecke fahren wollte.

Wir haben die Entscheidung bitter bereut. Es war die schlimmste Autofahrt seit Jahren, weil wir kaum vorankamen. Das erste Mal standen wir bereits zwanzig Minuten nach dem wir losgefahren sind, auf der Bundesstraße innerhalb einer Ortschaft. 50 Kilometer weiter in Ebersberg das gleiche Spiel. Stau und Schrittgeschwindigkeit durch den Ort wegen einer Baustelle auf der B304. Weil auf der A99 mehrere Kilometer Stau durchgesagt wurden, gondelten wir zwischen Markt Schwaben bis Garching durch die Pampa und brauchten von zuhause bis zur A9 hinter München volle drei Stunden, statt eineinhalb. Auf der Autobahn ging es dann einigermaßen vorwärts, obwohl es proppenvoll war. Ständig gab es Geschwindigkeitsbeschränkungen wegen Staugefahr. Ab Greding standen wir dann zuerst in einem selbstproduzierten Stau, durch diejenigen, die wegen der Stauwarnung abfahren wollten und dann in der Ausfahrt standen. Später dann der Stau wegen einer Baustelle, bei der nicht ein einziges Baufahrzeug zu sehen war. Hier verloren wir mehr als eine Stunde. In Feucht hielten wir kurz an einer völlig überfüllten Raststätte um zur Toilette zu gehen, dann ging es weiter zum nächsten Stau an der Überleitung von der A3 zur A9. Und wieder eine Viertelstunde weg. Der Verkehr nahm kein Ende, obwohl es immer später wurde. In Plech machten wir eine kurze Rast und glaubten das Schlimmste überstanden zu haben. Denkste, denn vor Bayreuth wartete die nächste Baustelle und der nächste Stau. Dazwischen immer wieder dichter Regen, null Sicht und weitere Baustellen.

Als wir dann eineinhalb Kilometer vor der Ausfahrt in Lobenstein in einen Stau gerieten, in dem sich dann kaum noch etwas bewegte, verlor ich kurzzeitig die Nerven. Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich am liebsten ausgestiegen und auf dem Standstreifen bis zur Ausfahrt gelaufen. Noch lieber aber hätte ich jene Autofahrer aus dem Auto gezerrt und verprügelt, die über die Raststätte abkürzten und dadurch die rechte Spur fast zum Erliegen brachten, weil sie sich vorn wieder rein drängelten. Mein Mann musste beruhigend auf mich einwirken, obwohl er es war, der seit acht Stunden am Steuer saß.

Zumindest die letzten 50 Kilometer Landstraße verliefen ohne größere Vorkommnisse, von den Rasern mal abgesehen, die uns im Dunkeln an den unmöglichsten Stellen überholten.

Nach elf Uhr abends kamen wir nach neun Stunden Fahrt endlich an. Normalerweise brauchen wir fünf maximal sechs Stunden für die 450 Kilometer. Zum Glück waren wir mit einem Hybrid unterwegs, der seine Vorteile im Stau voll ausspielen konnte. So kamen wir nur auf einen Durchschnittsverbrauch von 4,7 Litern. Mit unserem Corsa hätten wir sicher mehr verbraucht.

Aber mal ehrlich, so macht Autofahren keinen Spaß mehr. Die Straßen waren selbst spät in der Nacht noch brechend voll, die LKWs in den Raststätten standen so dicht, dass man mit dem Auto kaum durch kam und parkten mitunter auf dem Beschleunigungsstreifen. Nervig waren vor allem die vielen Endlosbaustellen, an denen man nicht auf ein einziges Baufahrzeug traf. Muss man während der Ferienzeit, wo ohnehin schon viel Verkehr ist, auch noch eine Baustelle nach der anderen eröffnen? Gibt es da nicht andere Zeiten, an denen weniger los ist? Noch nerviger aber waren jene Autofahrer, die rücksichtslos abkürzten sich reindrängelten, mehrfach die Spur wechselten, in der Hoffnug schneller voranzukommen und damit den Stau eigentlich nur schlimmer machten bzw. an manchen Stellen sogar weitere Staus verursachten.

Uns droht in den nächsten Jahren der Kollaps, wenn das so weitergeht. Unsere Straßen können so viele Autos einfach nicht mehr verkraften. Unsere rollenden Lager in Form von LKWs haben inzwischen eine Dimension angenommen, die untragbar geworden ist. Irgendwann kommt der Punkt, an dem alles steht und keiner mehr vorankommt. Ich glaube, sehr weit sind wir nicht mehr davon entfernt.

Ein Angebot von einem Hacker an einen Hacker

Jeder, der einen eigenen Blog betreibt, wird sie kennen, die Spam-Kommentare, die täglich hereinkommen und den Kommentarbereich vermüllen. Da hilft eigentlich nur ein gutes Plug-In, das die Spam-Flut gleich in den Spam-Ordner leitet. Manchmal aber mischen sich dennoch seltsame Anschreiben unter die Kommentare. Meist sind das irgendwelche Links, die zu fragwürdigen Webseiten führen, von denen ich gar nicht wissen will, was sie beinhalten.

Dieser Tage erreichte mich aber ein Kommentar, der scheinbar oder anscheinend (da bin ich mir nicht so sicher) tatsächlich direkt an mich geschrieben wurde. Darin preist jemand einen befreundeten Hacker und dessen Dienste an. Das Repertoire des Computerspezialisten umfasst das Hacken von E-Mail-Konten und Social-Media-Accounts, das Manipulieren von Schul- bzw. Notendatenbanken (als ob das was bringen würde), Zugriffe auf Unternehmenssysteme, Bankkonten, Kreditdaten und fremde Kreditkarten sowie die Überwachung von Telefon- und E-Mail-Konten.

Nicht, dass ich das in irgendeiner Form gebrauchen könnte. Ich fand es vor allem deshalb spannend, weil sich der Betreffende einen Beitrag in meinem Blog ausgesucht hat, der inhaltlich zu diesem Angebot zu passen scheint. Selbst die E-Mail-Adresse, die man im Fall der Fälle kontaktieren soll, besteht nicht aus irgendwelchem Kauderwelsch, sondern macht richtig was her. Und auch, dass das Spam-Plug-In den Beitrag nicht als Spam markiert hat, deutet darauf hin, dass sich hier jemand richtig Mühe gemacht hat. Na ja, bis auf die deutsche Rechtschreibung – das und der kriminelle Inhalt überführt wiederum den Autor des Kommentars als fadenscheinig.

Witzig fand ich, dass hier einem Hacker (mir) die Dienste eines Hackers unterbreitet wurden – ein sehr schönes Wortspiel. Dennoch, solche fragwürdigen Kommentare landen letztendlich dann doch im Spam-Ordner und die E-Mail-Adresse wird für alle Zeiten gesperrt.

Was ich mich bei alldem ja immer wieder frage: gibt es tatsächlich Leute, die auf solche Angebote eingehen und tatsächlich E-Mails an diese Adressen schicken? Und was passiert dann? Meldet sich jemand oder wird am Ende nur die E-Mail-Adresse gekapert, verkauft und keine drei Tage später hat man den Spam auch noch im E-Mail-Postfach?

Pflegeinvestment

In der Zeit der niedrigen Zinsen treiben die Formen des Investment recht seltsame Blüten. Eine besonders fragwürdige Variante entdeckte ich vorgestern beim Besuch der hiesigen Sparkasse. Dort wurde für Zimmer in Pflegeheimen geworben, als Investition! Man kauft quasi ein Zimmer in einem Pflegeheim + anteiliger Nutzungsflächen, wie Speiseraum und Foyer. In diesem Fall waren es insgesamt 45 qm für 194.000 Euro. Nach dem Bau des Heimes wird es für zehn Jahre an einen Betreiber verpachtet und dem Käufer werden dabei Renditen von bis zu 7 Prozent versprochen.

Mir stand erstmal der Mund auf vor Erstaunen, und mir schossen augenblicklich zwei Fragen durch den Kopf. Wie kann so etwas erlaubt und möglich sein? Und gibt es tatsächlich Leute, die ihr Geld so anlegen? Wenn ich es nicht Schwarz auf Weiß gelesen hätte, hätte ich es nicht geglaubt. Alten- und Pflegeheime sind soziale Einrichtungen, die von mehr oder weniger sozialen Betreibern getragen werden. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wem die Immobilien gehören, in denen die Menschen betreut werden. Anscheinend ist das Investment privater Personen und Fonds seit vielen Jahren ein übliches Verfahren beim Bau von Alten- und Pflegeheimen.

Einerseits kann ich verstehen, dass die Betreiber der Heime die immer weiter steigenden Baukosten irgendwie finanzieren müssen, andererseits hat diese ganze Sache für mich einen schlechten Beigeschmack und zwar für beide Seiten. Die hohen Kaufpreise und die versprochenen Renditen fordern eine erhöhte Pacht vom Betreiber, der daraufhin die Kosten auf die Pflegebedürftigen umlegen wird – je mehr Pacht, desto höher die Pflegekosten. Andererseits wer sagt denn, wenn die Pachtverträge nach zehn Jahren verlängert werden, ob die Renditen weiterhin so gut sind. Und was passiert, wenn der Betreiber Insolvenz anmeldet und der neue Betreiber eine Renovierung fordert. Dann guckt man als Eigentümer eines Zimmers ganz schön dumm aus der Wäsche, denn die Renovierungskosten muss die Eigentümergemeinschaft zahlen. Die muss nicht nur gemeinsam die Renovierungen absegnen, sondern auch die Pachtverträge mit den neuen Trägern aushandeln. Im Fall eines mittelgroßen Pflegeheims müssten sich fünfzig bis hundert Besitzer einig werden. Wer schon mal bei einer Eigentümerversammlung war, weiß dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist. Da sind Streitereien vorprogrammiert. Und was den Wiederverkaufswert einer solchen Sonderimmobilie angeht, glaube ich nicht, dass man sie wenige Jahre vor dem Ablauf des Pachtvertrages wieder los wird. Zumindest nicht ohne Wertverlust.

Hin wie Her. Ich finde es für beide Parteien ein schlechtes Geschäft, sowohl als Investition, als auch was die Fragwürdigkeit angeht, den Bau sozialer Einrichtungen auf die Schultern von Privatleuten zu stellen. Da gäbe es doch sicher bessere Alternativen.