»Me too« und die Folgen

Ansich ist die aktuelle Debatte über sexuelle Belästigung gut gemeint. Viele Frauen trauen sich endlich offen darüber zu reden, dass sie von ihren Arbeitgebern oder anderen Männern belästigt wurden. Aber … Wie immer ufert die Geschichte aus. Jetzt hat sich doch in Großbritannien eine Mutter dafür ausgesprochen, das Märchen von Dornröschen vom Lehrplan der Grundschule ihres Sohnes zu verbannen. Weil Dornröschen vom Prinzen ja nicht gefragt wurde, ob er sie wachküssen darf …! Als ich das hörte, hielt ich das zunächst für einen Witz. Aber nein, die Realität  ist verrückter, als sich ein Autor je auszumalen vermag.

Die Bierdeckel-Affäre um das Traunsteiner Hofbräuhaus ist ähnlich gelagert. Seit sechzehn Jahren gibt es vom Hofbräuhaus Bierdeckel mit einem Foto auf dem zwei Maßkrüge vor einem Dirndel-Dekolleté zu sehen sind. Darüber steht der Spruch: »Was darf’s sein«. Fast ein Jahrzehnt lang hat das niemanden gestört. Bis Oberfeministin Alice Schwarzer darauf aufmerksam wurde. Seitdem ist das Bierdeckelmotiv schwer umstritten.

Mal ehrlich. Ich bin eine Frau und ich habe viele Jahre ausschließlich mit Männern zusammengearbeitet. Das man da den einen oder anderen blöden Spruch oder anzüglichen Witz über sich ergehen lassen muss, ist nichts Ungewöhnliches. Mich hat das nie gestört, weil ich gelernt habe, entsprechend zu kontern. Auch bei Grabschern sollte Frau gleich in die Offensive gehen. Bei mir haben sich diejenigen, das kein zweites Mal erlaubt. Das ist für mich Emanzipation: schlage solche Männer mit ihren eigenen Waffen. Mir ist schon klar, dass sich dies vielleicht nicht jede Frau traut. Deshalb ist es, finde ich, so wichtig, dass man jungen Mädchen Gleichberechtigung vorlebt. Das man nicht versucht, sie einzugrenzen und in eine Richtung zu schubsen, sondern sie ermuntert sich außerhalb des Rollenklischees zu bewegen. Dann haben nämlich solche Idioten erst gar keine Chance, die meinen, Frauen seien nur hübsches Beiwerk, mit dem sich beliebig umspringen lässt.