Auf zur Jagd mit dem Hund

113323„Jagd und Hund“ heißt das neue Album von LOVE A.

Die Jungs aus Trier haben ein paar wirklich tolle Stücke eingespielt, an denen ich mich nicht satt hören kann. Die Texte sind kritisch und treffsicher, die Musik mal ruppig und mal melodisch.
Mein unumstrittener Favorit unter den Songs ist „100.000 Stühle leer“, aber auch die Songs: „Trümmer“, „Stagnation“, „Der beste Club der Welt“, „Ein Gebet“ (das ist ein tolles Lied über Wien) sowie „Brennt alles nieder“ finde ich großartig.

Seit „Moon Landing“ von James Blunt im letzten Jahr, hat mich kein Album in letzter Zeit so stark bewegt.
LOVE A bietet rundum perfektes Hörerlebnis, das jeden Euro wert ist.

Ich gebe zu, dass ich nicht viel von Musik verstehe, daher stelle ich mir fasziniert die Frage: Ist das wirklich Punk!

Wer sich für die Band interessiert, auf ihrer Homepage findet man Videos und Hörproben zu ihren Liedern und einen kleinen Shop. Man kann die Musik aber auch auf allen gängigen Internet-Plattformen wie iTunes etc. kaufen.

Interstellarer Wirrwarr

PicStreet-InterstellarWenn man zu viele Botschaften in eine Geschichte packt, dann macht das meist mehr kaputt, als gut für sie ist. Genau dieses Gefühl hatte ich bei „Interstellar“, den wir uns gestern auf Blu-ray angesehen haben. Der Film ist nicht schlecht, hat aber nicht die Qualität, die ich mir erhofft hatte.

Eigentlich wollten wir den Film im Herbst im Kino anschauen, leider war der Streifen schneller aus den Kinos raus, als man Popcorn sagen kann. Seit gestern weiß ich auch warum. Der Film ist modernes intelligent gemachtes Kino, das Mitdenken erfordert und eben nicht der übliche SF-Action-Popcorn-Kinofilm, den die meisten Zuschauer erwarten. Er ist eine Mischung aus „2001-Odyssee im Weltraum“ und „Contact“, wobei er jedoch an die Qualität beider Filme nicht heranreicht. Das liegt weder an der Idee noch an den Effekten, auch nicht an dem phänomenalen Soundtrack, es liegt daran, dass sich die Geschichte in zu vielen Botschaften verzettelt. Da werden szenenlang Diskussionen geführt und viele unterschiedliche Probleme gewälzt, das Hauptproblem aber, die Vernichtung der irdischen Ressourcen und die Gründe der sich verändernde Umwelt werden nur beiläufig angesprochen. Hier wäre die Reduktion auf ein Thema besser gewesen. Eine gestraffte Handlung hätte den Film zwar kürzer gemacht, ihm aber besser getan. Außerdem ist der Plot, um das sich selbst erfüllenden Paradoxon, schon früh vorhersagbar.

Mir fehlte an „Interstellar“ das überraschende Element und auch ein bisschen die Vision. Einerseits können die Menschen der Zukunft Habitate im All bauen, aber die Geräte im Krankenhaus sehen aus wie heute. Genauso wie der Umgang mit der zerstörten Umwelt: Die Atmosphäre ist verpestet, aber die Autos fahren immer noch mit Benzin und in den Büros der NASA trinkt man Kaffee aus Pappbechern. Auch das Monokulturen keine dauerhafte Lösung sind, weiß man heute schon.
Was mir besonders negativ aufgefallen ist, ist die stark amerikanisierte Sichtweise. Wie es scheint, sind es in der gezeigten Zukunft nur die Amerikaner, die etwas tun. Ein solches Projekt, wie es im Film dargestellt wird, kann aber nur in einem globalen miteinander funktionieren.

Es gab auch viel Positives. Witzig und irgendwie treffend fand ich die Stelle, in der die Lehrerin dem Vater erklärt, dass die Mondlandungen in den 60ern nie wirklich stattgefunden haben. Das war ein Seitenhieb auf das amerikanische Schulsystem. Klasse!
Gut finde ich auch, dass der Film vor allem mit den Niederungen des menschlichen Charakters spielt. Ob es der Wissenschaftler Dr. Mann ist oder der Astronaut und Familienvater Cooper, jeder ist am Ende doch nur ein Mensch mit Fehlern. Auch die Aussage, das Emotionen wie Liebe die Zeitschranke überwinden können, macht den Film besonders.
Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus, haben sich die Macher um Regisseur Christopher Nolan sehr viel Mühe gegeben, obwohl ich bei manchen Szenen doch den Kopf schütteln musste. Allein die Besiedelung eines Planeten in Erwägung zu ziehen, der sich in so großer Nähe zu einer Singularität befindet, war Unsinn. Die Gezeitenkräfte, die an einem solchen Objekt zerren, verbieten eine Besiedelung schon in der Theorie, was sich dann in der Realität auch so herausgestellt hat. Auch das Eintauchen in das Schwarze Loch gegen Ende des Films ist ein wenig fragwürdig, wenn auch schwer zu beweisen, weshalb ich mich dazu nicht weiter äußern möchte.
Gestört hat mich die wechselnde Aussage, wohin das Wurmloch führt: Einmal hieß es in eine andere Galaxie, dann wieder an den Rand unserer Galaxis. Ich muss mir dazu unbedingt mal die Originalfassung ansehen.

Die Theorie allerdings, dass es die Menschen selbst sind, die sich zu fünfdimensionalen Wesen entwickelt haben und nun versuchen ihre Vorfahren und damit sich selbst zu retten, finde ich grandios, kann aber angesichts der derzeitigen Situation auf unserer Welt nicht wirklich dran glauben.

Mein Fazit: Interstellar ist ein Film, der zu viel wollte und gerade deshalb nicht das geworden ist, was er hätte sein können. Durch die beeindruckenden Bilder und die Musik von Hans Zimmer, ist er dennoch sehenswert.

Autorin in der Depression

young_adult-poster_ukCharlize Theron machte als rotzige Enddreissigerin in dem Streifen „Young Adult“ gehörigen Eindruck auf mich.

Die Geschichte handelt von der Autorin Mavis, die für eine Romanreihe für junge Erwachsene schreibt. Dabei ist sie sowas wie ein Ghostwriter, denn statt ihrem Namen erscheint auf dem Cover nur der der Herausgeberin. (Da haben die Perry Rhodan-Autoren ja richtig Glück. Aber das nur nebenbei.)
Mavis‘ Problem ist, dass sie ihr Leben als Erwachsene nicht in den Griff bekommen hat. Sie lebt zusammen mit ihrem Hund in einem anonymen Hochhaus der Metropole Minneapolis. Außer ihrer Schönheit und den Erinnerungen an die tolle Highschoolzeit ist ihr nichts geblieben. Als sie die E-Mail ihres Highschool-Schwarms Buddy mit dem Foto seiner neugeborenen Tochter erreicht, zerbricht ihr Leben endgültig zu einem Scherbenhaufen. Sie beschließt in ihre Heimatstadt zu reisen, um den glücklich verheirateten Buddy, zurückzuerobern. Das sie Buddy nicht zurückgewinnen kann, wird dem Zuschauer schnell klar. Mavis dagegen braucht bis zum Schluss und eine öffentliche Bloßstellung, um es zu begreifen.

Der Film zeichnet das Leben einer amerikanischen Kleinstadt in schlichten starken Bildern und blickt hinter die Kulissen einer vom Schönheitswahn getriebenen Frau, die mit ihrem Leben hadert. Jeder bewundert Mavis weil sie den Absprung geschafft hat und sich aus dem Kleinstadtmief lösen konnte und als Autorin erfolgreich ist. Viele möchten so sein wie sie, doch keiner ahnt, dass hinter Mavis‘ Fassade ein verletzter unsicherer Mensch steckt, der alles andere als erfolgreich ist. Ausgerechnet ein ehemaliger Mitschüler und Krüppel durchschaut sie und hält ihr einen Spiegel vor. Nach einem offene Ende, bei dem der Zuschauer nicht erfährt, wie es mit Mavis weitergeht, kann dann jeder seine eigene Fantasie spielen lassen.
Charlize Theron stellt die depressive Schönheit Mavis mit all ihren Macken wie Alkoholismus und Trichotillomanie (das Herausreißen von Haaren) so intensiv dar, dass man emotional mitgerissen wird und jede Minute mit ihr leidet.

„Young Adult“ ist ein wunderbarer Film darüber, wie Schönheit und Erfolg allein nicht glücklich machen, sondern das dies nur die Liebe vermag.

Der Film ist aus dem Jahr 2011. Wer mag kann sich den Trailer hier ansehen.

Vom Winde verweht …

… wurde mein gestriger Feierabend.

Ich versuche mich kurz zu fassen, denn nachdem was ich gestern an Abenteuern erlebt habe, könnte ich glatt einen ganzen Roman schreiben.

Wenn ich gewusst hätte, dass der Sturm so schlimm wird, wäre ich niemals nach München zu Arbeit gefahren. Aber der Wetterbericht klang nicht gefährlich und am Morgen war bei uns im Osten von Bayern auch kein Lüftchen zu spüren. Schon auf der Zugfahrt nach München hatte ich ein komisches Gefühl. In das typische Geräusch des fahrenden Zuges mischte sich etwas Neues Fremdes. Bis ich registrierte, dass es starke Windböen waren, kam ich auch schon am Münchner Ostbahnhof an.
Im Büro fegte dann den ganzen Vormittag der Wind wie blöd gegen die Fensterscheiben. Es knackte und knirschte. Draußen kämpften Mitarbeiter einer Firma aus dem Nachbarhaus, mit den Fahnen, die fast von den Fahnenstangen gerissen wurden. Die Feuerwehr fuhr unentwegt durchs Gewerbegebiet. Spätestens als ich sah, wie das Wasser im Toilettenbecken hin und her schwappte, bekam ich ein flaues Gefühl im Magen. Das hieß, dass das Gebäude schwankte und das kannte ich eigentlich nur aus New York. Wenn man im vierten Stock eines massiven Bürogebäudes schon Schwankungen feststellen konnte, musste der Wind draußen schon sehr heftig sein.
Gegen 14 Uhr warf ich einen Blick auf die Statusseite der Deutsche Bahn. Der S-Bahnverkehr in München war eingestellt, die IC’s und EC’s in meine Richtung waren hoffnungslos verspätet, aber die Regionalzüge schienen noch zu fahren. Meine Kollegen machten Witze, dass ich ja im Büro übernachten könnte. Um halb drei hielt ich es nicht mehr aus. Ich musste versuchen nach Hause zu kommen und je früher ich startete, desto größer waren meine Chancen.
Auf dem Weg zur U-Bahn kam mein Bus an dem kleinen Wäldchen am Ortsrand von München vorbei, das bei Joggern und Hundebesitzern sehr beliebt ist. Jetzt standen dort nur noch ein paar vereinzelte Bäume. Der Rest lag flach wie niedergedrücktes Gras. Mit offenem Mund starrte ich auf das Bild der Verwüstung, ich konnte nicht fassen, was ich sah. Heute morgen war da noch ein dichter Wald gewesen. In der U-Bahn informierte ich gleich mal meine Kollegen darüber.
Als ich schließlich halb vier am Hauptbahnhof ankam, war der voller gestrandeter Reisender. Die Tafel in der Haupthalle, zeigte nur vereinzelte Züge an, mit dem Vermerk: „Auf unbestimmte Zeit verspätet“ sowie die gesperrten Richtungen, darunter auch Rosenheim. Bei einem Bahnmitarbeiter erkundigte ich mich nach einer Verbindung Richtung Salzburg und erntete nur ein Schulterzucken. Der Bahnverkehr war vorerst eingestellt. Vielleicht ging ab 17 Uhr wieder was, aber versprechen könnte mir das keiner. Ich rief meinen Mann an und erzählte ihm was los war. Der machte gerade Feierabend und war auf dem Weg zum Auto. Er versprach sofort Richtung München zu fahren, um mich abzuholen. Wir verabredeten uns an der Messestadt. Das war die einzigste Station, die ich mit der U-Bahn erreichen konnte, und die weit genug im Osten von München lag.
Dort angekommen, flüchtete ich erstmal in die Riem-Arkaden und wärmte mich an einem Kaffee. Draußen fegte eisiger Sturm über den Platz, außerdem regnete es jetzt. Plötzlich klingelte mein Handy. Mein Mann hatte es bis nach Ebersberg geschafft, kam aber nicht bis zur Autobahn durch, weil die Straße durch den Forst gesperrt war. Er musste auf der B304 weiter Richtung München. Das hieß, wir brauchten einen neuen Treffpunkt. Da erinnerte ich mich daran, auf der Fahrt hierher in Trudering vorbeigekommen zu sein. Trudering hatte einen U- und S-Bahnhof und lag an der B304. Inzwischen maulte mein Handy-Akku. Ich schickte meinem Mann eine SMS, dass ich am Bahnhof in Trudering auf ihn warten würde und fuhr los.
Die Bushaltestelle vorm Truderinger Bahnhof war voller wartender Menschen. Fast minütlich hielten Autos und nahmen wartende Fahrgäste auf. Dazwischen brachte Busse neue Massen und nahmen wieder welche mit. Leider fuhr kein einziger in die Richtung, in die ich wollte. Plötzlich wurde es schlagartig dunkel und ein Unwetter brach los. Regen peitschte waagerecht über die Straße. Zum Glück hatte ich meine Jacke aus beschichtetem Segeltuch an, aber selbst die war in Minuten durchnässt. Blitze zuckten über den Himmel und es krachte. Der kalte Wind stach mich wie Nadeln ins Gesicht, meine Hände fühlten sich schon taub an. Und das ich seit über einer Stunde nichts mehr von meinem Mann gehört hatte, machte mich fertig. Von Ebersberg bis Trudering sind es vielleicht fünfundzwanzig Kilometer, er hätte schon längst da sein müssen. Gegen halb sechs, dann der erlösende Anruf. Er steht auf der B304 an einem Sportplatz in Trudering und findet den Bahnhof nicht. Ich sagte ihm: Er solle bleiben wo er ist, ich käme hin.
Zwischenzeitlich hatte ich mitbekommen, dass die B304 parallel zu der Straße vorm Bahnhof verlief. Ich ging los und hatte sie nach ein paar Minuten erreicht. Zum Glück regnete es nicht mehr, aber es war empfindlich kalt. Ich rief meinen Mann an, dass ich an der B304 gegenüber einer Shell-Tankstelle stehe, und fragte, ob er daran schon vorbeigekommen ist. Ich hörte ihn noch sagen, dass ihm keine Shell-Tankstelle aufgefallen sei, dann brach die Verbindung zusammen. Mist! Akku leer.
An der Straße, fragte ich eine Frau, wo denn hier ein Sportplatz ist. Sie deutete Richtung Osten und meinte, dass es bis dahin aber noch ziemlich weit sei. Ich entschloss mich, loszulaufen und auf die Fahrzeuge zu achten, die mir entgegen kamen. Man glaubt ja nicht, wie viele weiße Opel Corsa herumfahren. Nach 800 Metern sah ich plötzlich das gelbe Star Trek-Emblem auf einer weißen Kühlerhaube aufblitzen, dazu die vertraute Traunsteiner Nummer. Ich rannte winkend zum Straßenrand, aber mein Mann hatte mich schon längst erkannt und hielt. Lächelnd reichte er mir ein Päckchen aus einem Wienerwald-Restaurant und eine Flasche Wasser. Gott, war ich glücklich, dass wir uns tatsächlich gefunden hatten.
Der Rückweg dauerte ewig. Weil jeder irgendwie mit dem Auto aus der Stadt wollte, gab es überall fürchterliche Staus. Im Radio berichteten die Nachrichten von der Evakuierung des Münchner Hauptbahnhofes und das der Zugverkehr in ganz Bayern vorerst eingestellt bleiben würde. Ich war froh, das mein Mann mir zu Hilfe geeilt war.
Wir brauchten für die wenigen Kilometer bis Ebersberg fast zwei Stunden. Danach war die Straße frei und wir kamen bis kurz vorm Ziel gut voran. Wegen umgestürzter Bäume war die Bundesstraße seit Nachmittag gesperrt. Der LKW vor uns kannte wohl eine kürzere Umleitung und so folgten wir ihm über enge Landstraßen und durch dichte Wälder. Überall lagen umgestürzte Bäume, nur notdürftig beiseite geräumt. Im Zickzack, ständig waren Straßen gesperrt, fuhren wir Richtung Heimat und waren gegen 21 Uhr endlich zu Hause.
Jetzt hieß es; nur noch unter die Dusche und ab ins Bett. Vom langen Sitzen tat uns alles weh, aber ich war überglücklich, in mein eigenes Bett kriechen zu dürfen.

 

Das Dampfbügeleisen für den Mann

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass für einen Mann der Kärcher das Äquivalent zum Dampfbügeleisen der Frau ist. Seit ich heute morgen beobachten konnte, wie mein Mann mit Verzückung und glänzenden Augen unsere Terrasse mit dem neuen Kärcher gereinigt hat, weiß ich, das es stimmt.

Da stand er nun, mitten im Regen, und „kärcherte“ mit großer Hingabe das Moos von Fliesen und Sichtschutzwand. Er war so begeistert bei der Sache, da konnte ich es ihm einfach nicht mehr übelnehmen, dass er zuvor das Wohnzimmer unter Wasser gesetzt hatte.
Nachdem er fertig war, erstrahlte unsere Terrasse wie noch nie. Die hellen Fliesen blendeten schon fast die Augen. Mein Mann war triefend nass aber glücklich.

Es geht doch nichts über ein so toll funktionierendes Männerspielzeug.

Mit Dr. Hu… in München

Das gestrige Trekdinner war etwas besonderes, denn wir hatten unser Ehrenmitglied Dr. Hubert Zitt zu Gast. Der Professor von der Uni Zweibrücken ist bekannt für seine Vorträge zum Thema Star Trek-Technik und gehört zu den ausgezeichneten fünf Sterne Rednern.
Gestern erzählte er uns seine persönlichen Star Trek-Geschichten, die er im Laufe seiner Karriere erlebt hat. Ich kannte den Vortrag bereits aus dem vergangenen Jahr, aber das hat das Erlebnis nicht im mindesten getrübt. Man kann dem Mann stundenlang zuhören, ohne sich auch nur einen Augenblick zu langweilen. Seine Vorträge sind unglaublich spannend. Nicht für umsonst gelingt es ihm jedes Jahr den Hauptsaal der FedCon zu einer Uhrzeit zu füllen, in der viele noch nicht richtig munter sind.
Vorher und nachher habe ich mit Freunden geredet, die eine oder andere Neuigkeit ausgetauscht, lecker gegessen und dem Autorennachwuchs ein paar Tipps gegeben.
Mit 37 Personen war unser Stammtisch besser besucht, als das Treffen der Münchner Piratenpartei, so das wir diesmal den größeren Raum bekamen.
Gerne wäre ich noch länger geblieben, aber leider mussten wir uns gegen 22:45 Uhr verabschieden, um uns auf den langen Heimweg zu machen.

Alles in allem war es ein wirklich gelungener Abend, an den ich gern zurückdenken werde.

Fotos gibt es wie immer in Sandras Blog zu bewundern.

Männerspiele

Ich sitze im Zug, wie immer konzentriert über ein Manuskript gebeugt, das vor mir auf dem Klapptisch liegt. Hin und wieder sehe ich auf, mein Blick schweift aus dem Fenster. Die Landschaft fliegt an mir vorbei. Als meine Augen zurückkehren, bleiben sie am Display eines Laptops hängen, den ein Mann vor mir aufgeklappt hat. Ein Computerspiel, erkenne ich sofort und will mich schon wieder abwenden. Doch dann sehe ich, wie der Mann einen Traktor durch eine virtuelle Landschaft steuert. Fasziniert spähe ich durch den schmalen Spalt zwischen den Sitzen. An dem Traktor ist eine Art Gabel angebracht, mit der der Mann nun versucht eine Palette aufzunehmen. Nach mehreren Versuchen gelingt ihm das auch und er transportiert die Palette zu einem virtuellen Lagerplatz. Ich schüttle mit dem Kopf und wende mich wieder meinem Text zu. Als ich nach einer Weile wieder aufsehe, spielt der Mann immer noch. Dieses Mal fährt er eine Dampfwalze und begradigt eine simulierte Asphaltstraße. Wieder sehe ich verwundert einige Minuten zu, bevor ich mich von dem Anblick lösen kann.

Als ich die Arbeit an meinem Manuskript beende, fährt der Mann wieder mit dem Gabelstapler durch die virtuelle Landschaft. Der Brocken, den er auf der Gabel hat, hängt schief. In der Realität wäre das Fahrzeug schon längst umgekippt. An einer Kreuzung bleibt er stehen, muss einige Fahrzeuge passieren lassen. Als er wieder anfahren will, schiebt sich plötzlich ein Balken ins Bild: GAME OVER!
Jemand tippt mich vorsichtig von der Seite an. Erschrocken drehe ich den Kopf. Eine Frau aus der Nachbarreihe hat sich zu mir herüber gebeugt und raunt mir zu: „Verrückt mit was ‚Mann‘ sich beschäftigen kann.“ Sie grinst mich an und ich lächle verstehend zurück.

Der Mann vor mir ist vielleicht so alt wie ich und er tut mir irgendwie leid. Wahrscheinlich hat er einen knochentrockenen Job, der ihn kaum herausfordert. Und er erfüllt sich mit diesen einfachen Tätigkeiten in einem Computerspiel seinen Herzenswunsch. Vielleicht wäre er lieber Baggerfahrer, aber weil das so schlecht bezahlt wird, ist er Ingenieur oder Programmierer geworden.

Ich finde es traurig, wenn ich daran denke, wie viele Menschen in einem Job arbeiten, der sie nicht befriedigt und ihnen als einziger Ausweg die Flucht in die virtuelle Realität bleibt.

Die etwas andere Biografie

Brussig_RussenfilmWenn ein Autor ein Buch über sich selbst schreibt, nennt man das zumeist Autobiografie. Was aber Thomas Brussig über Thomas Brussig schreibt, ist …
Nun ja, ich bin mir noch nicht sicher, als was ich es bezeichnen soll. Es ist ein Roman und es ist eine Biografie, aber eine die in einer Parallelwelt spielt und nie wirklich stattgefunden hat. Es kommen viele existierende Persönlichkeiten darin vor, es wird von realen Ereignissen erzählt, die tatsächlich passiert sind und doch bleibt der Hintergrund ein irrealer. Brussig zeichnet ein Bild von einer DDR, die nie die Wende erlebt hat. Es gab keine Montagsdemos, keinen Mauerfall und keine Wiedervereinigung. Dabei bleibt er stets bei sich selbst, erzählt von sich und seinen fiktiven Erlebnissen mit den Organen des Arbeiter- und Bauernstaates aber auch aus seiner Warte als Autor, seinen Schreibproblemen, seinen Wünschen und Fantasien.

Je weiter man in den Roman hineinliest, desto mehr verändert er sich. Die Geschichte gleicht einer Zwiebel die man entblättert und je mehr Schichten fallen, umso näher gelangt man dem Kern. Was als lustige Erinnerung beginnt, entwickelt sich mit Fortschreiten des Romans zu einer bitteren Karikatur eines Staates, der sich selbst zu ernst nimmt, und in dem es darum geht durch Anpassung zu überleben. Thomas Brussig will sich aber nicht anpassen und schlittert von einer Katastrophe in die nächste. Sein zähes Ringen mit der Literatur und ihren Repräsentanten sowie den Machenschaften von Stasi und Co liest sich im Mittelteil des Buches ebenso zäh wie es der Autor empfindet. Besonders bitter, es trifft nicht nur ihn, sondern vor allem sein Umfeld. Personen, die sich mit ihm abgeben, bekommen die Macht des Staatsapparates mehr zu spüren als er selbst. Situationen in denen trotz der augenzwinkernden Erzählweise, dem Leser das Lachen im Halse steckenbleibt.

Später ist der Text plötzlich sehr zeitkritisch und hinterfragt auch die schöne Glitzerwelt des Kapitalismus mit aufrichtiger Ernsthaftigkeit. Am Ende spürt man die Hoffnungslosigkeit Brussigs, dass sich doch nie etwas ändern wird, auch wenn sich alles in seiner fiktiven DDR geändert hat.

Was ist dieses Buch? Als Satire möchte ich eigentlich nicht bezeichnen. Ist es eine Biografie, eine Tragikomödie oder gar ein Science Fiction-Roman? Das sind Fragen die sich viele Leser am Ende stellen werden. Und es scheint, als wäre es ein bisschen von allem, nur eines ist es sicher nicht: Leicht! Viele der Gedanken sind nur schwer verdaulich, weil sie trotz Fiktion der Wahrheit ganz nahe kommen.
Es ist vor allem eines – ein Buch übers Schreiben. Als angehende Autorin konnte ich dem Roman viele wertvolle Gedanken entnehmen. Doch ich fürchte, dass gerade das einen Erfolg bei einer nichtschreibenden Leserschaft verhindern wird. Ich glaube, dass es für Menschen, die sich nicht mit dem Schreiben beschäftigen, stellenweise einfach nicht interessant genug ist, gerade im Mittelteil, in dem es fast ausschließlich um seine Karriere als Schriftsteller geht.
Dafür, dass er viele realexistierende Personen agieren lässt, bewundere ich seinen Mut. Ich hätte das nie gewagt. Doch wahrscheinlich muss man erst ein etablierter Autor sein, bevor man sich so etwas erlauben darf. Aber genau das könnte dem Roman zum Verhängnis werden. Die Zielgruppe wird stark eingegrenzt, weil man sich schon sehr genau in Politik und Literaturszene der vergangenen fünfundzwanzig Jahre auskennen muss, um all die Personen wiederzukennen, mit denen Thomas Brussig spielt. Einem jüngeren Leser könnte der Reiz daran abgehen, weil er mit vielen der Namen nichts anzufangen weiß. Auch die Vergangenheit der potentiellen Leser wird eine Rolle spielen. So gefällt mir die Geschichte des Romans, weil ich als Ostdeutsche viele Dinge aus meiner Vergangenheit wiedererkannt habe, die aber einem Westdeutschen manchmal etwas schräg vorkommen werden.

Brussigs Thema ist eines mit dem auch ich mich zumindest geistig schon beschäftig habe. Was wäre aus mir geworden wenn es die Wiedervereinigung nicht gegeben hätte? Wo hätte ich Stellung bezogen? Was für eine Person wäre ich heute? Die tiefgründige Auseinandersetzung Brussigs mit sich selbst und diesen Fragen erinnert mich daran, wie dankbar ich sein muss, dass ich die DDR nicht als Erwachsener erleben musste.

Mein Fazit: Ein ungewöhnliches Buch mit einer Vielzahl erstaunlicher Gedanken, von denen ich mir einige notieren werde, wenn ich es ein zweites Mal lese.

Bahnlyrik

Heute wieder ein Gedicht aus meinem Fundus. Es entstand zwischen 1994 und 1995 auf meinem Weg zur Berufsschule.
Irgendwie passt es immer noch, wenn ich morgens in den Zug steige. Da sieht man mal, dass manche Dinge sich nie ändern.

 

Leben am Morgen

 

stumme Gesichter

wirre Gespräche

Leben am Morgen

eilig rollen Räder über Gleise

Lichter blitzen

Landschaften in Nebel gehüllt

schläfrig drängen Massen dem Tag

entgegen