Winnetou in neuer Optik

Als Winnetou-Fan (zumindest als gewesener) wollte ich mir natürlich die Neuverfilmung von RTL nicht entgehen lassen. Nun, ich habe es nicht bereut.

»Winnetou – eine neue Welt« war anders, aber nicht unbedingt schlechter als die Filme aus den Sechzigern. Die Darsteller waren gut ausgewählt und auch die etwas düstere Optik überzeugte. (In dem ganzen Film hat nicht einmal die Sonne geschienen.) Gut fand ich, dass die RTL-Produktion von dem verklärten Charme der alten Filme abrückte und sich dafür mehr an den Originaltext von Karl May gehalten hat.

Man sieht den Filmen die Produktionskosten von 15 Mio. Euro an, denn sie würden durchaus auch als Kinofilme durchgehen. Und sie werden sicher ihr Publikum finden, auch wenn sich viele Fans nicht mit dem neuen Look anfreunden werden. Der wilde Westen war halt nicht so steril, wie es in den alten Filmen gezeigt wurde, dass kann man selbst bei Karl May nachlesen. Und auch die Indianer (vor allem Winnetou) war nicht von Anfang an die edle Rothaut, als die sie immer dargestellt wurde. Der neue Winnetou ist vor allem eines – sehr jung.

Es gab ein paar witzige Szenen und lustige Kommentare, die aber nicht so platziert wirkten wie im Original. Schön fand ich, dass der Film wieder in Kroatien gedreht und damit eine Verbindung zur Vergangenheit geschaffen wurde. Dafür sahen die Schauplätze im neuen Film deutlich schmutziger, dadurch aber auch realer aus.

Fazit: Es ist sicher kein Blockbuster, den man unbedingt gesehen haben muss, aber ich freue mich auf die anderen beiden Teile. Vor allem wenn sie, so wie gestern, wieder ohne Werbeunterbrechung ausgestrahlt werden. Ach ja, die anschließende Dokumentation fand ich auch nicht schlecht.

Intelligentes SF-Kino

Quelle: KINO.de

Seit 1997 hat mich kein SF-Film mehr so beeindruckt wie »Arrival«. Damals war es »Contact« von Carl Sagan, der noch heute zu meinen Lieblingsfilmen zählt. »Arrival« hat es erneut geschafft, mich mitzureißen, mich staunend und tief berührt im Kinosessel zurückzulassen.

Dabei sind die Parallelen zwischen beiden Filmen ziemlich auffällig. In beiden ist eine Wissenschaftlerin die Protagonistin der Handlung und beide Frauen haben eine scheinbar schwere Vergangenheit. Während in »Contact« Jodi Foster die Astrophysikerin Ellie Arroway spielt, haucht in »Arrival« Amy Adams der Linguistik-Professorin Louise Banks Leben ein.

In beiden Filmen geht es um den ersten Kontakt mit Außerirdischen. Doch während in »Contact« die Aliens bis zum Ende diffus und nicht greifbar bleiben, bekommt man bei »Arrival« sie bereits ziemlich früh im Film zu Gesicht. Das ist an dieser Stelle spannend und fast schon gruselig inszeniert. Oktopoden gelten schon lange als mögliche Kandidaten für eine Entwicklung hin zu einer intelligenten Spezies. In »Arrival« sind es Septopoden, was mich schmunzelnd an den Siebenarmigen Tintenfisch aus »Findet Dorie« erinnerte.

Und wie in »Contact« geht es auch in »Arrival« zunächst um Kommunikation zwischen der Menschheit und den Außerirdischen. Während Ellie Arroway eine außerirdische Botschaft entschlüsseln muss, entwickelt Louise Banks eine direkte Kommunikation mit zwei Aliens, die sie Abbott und Costello nennt.

Erst ab dem zweiten Drittel unterscheiden sich die beiden Filme, während es in »Contact« um die Frage nach dem Glauben geht, dreht sich in »Arrival« alles darum, wie sich das Gehirn eines Menschen beim Erlernen einer neuen Sprache umgestaltet. Die Frage, die der Film aufwirft, ist die, ob sich ein kausal denkender Mensch in eine zeitlich nichtlinear denkende Lebensform hinein denken und mit ihr kommunizieren kann.

Die Geschichte wird realistisch und vor allem sehr menschlich erzählt, allen voran die Reaktionen der Menschen auf die Ankunft der Außerirdischen. Die Lebensgeschichte von Louise und ihrer Tochter ist mit den Geschehnissen um die Aliens verknüpft und bildet schließlich den Schlüssel des Plots. Dabei fand ich besonders die ruhigen Szenen sehr wirkungsvoll. Es gibt heutzutage kaum noch so »langsame« Filme. Heute werden Filme so schnell und hastig geschnitten, dass man als Zuschauer oftmals keine Möglichkeit mehr hat, die Bilder auf sich wirken zu lassen. Außerdem sind die Außerirdischen keine bösen Aliens, die die Erde erobern wollen. Eine Tatsache, dich ich als erfrischend empfinde.

»Arrival« ist großartiges Kino, das man als SF-Fan gesehen haben muss und steht Carl Sagans »Contact« in nichts nach. Denn auch hier diente eine Geschichte als Vorlage. »Story of Your Life« von 1998 stammt von Ted Chiang und steht seit meinem Kinobesuch auf meiner Leseliste, in der Hoffnung, dass sie mich nicht so enttäuschen wird, wie die Lektüre der Originalversion von »Contact«. Da ist nämlich der Film eindeutig besser als das Buch.

Eines muss ich noch loswerden. Um diesen Film im Kino zu sehen, musste ich durch die halbe Republik fahren, da er in den Kinos Südostbayerns nicht gespielt wurde. Und auch so, nur in größeren Städten zu sehen war. Schade eigentlich!

Ab in die Feiertage

Allen Lesern und Freunden meines Blogs wünsche ich ruhige und besinnliche Weihnachtsfeiertage. Nutzt die Zeit für die Menschen, die euch wichtig sind, denn das ist das einzige, was wir haben – einander!

Ich werde das auch tun und darum kann es passieren, dass ich den einen oder anderen Tag mal nicht dazu komme, etwas zu bloggen. Man mag es mir verzeihen.

Frohe Weihnachten!

Außergewöhnliches Gepäck

Wenn die Züge so voll sind, wie kurz vor Weihnachten, finde ich die Unmengen an Gepäck immer besonders faszinierend. Es ist schier unglaublich, was die Leute mit sich rumschleppen. Vor allem ältere Damen haben Koffer dabei, an denen sich manch junger zuvorkommender Herr fast einen Bruch hebt, wenn er das Gepäckstück auf die Ablage hievt. Auch heute gab es mehr Koffer und Taschen im Großraumabteil des ICEs als Reisende.

Irgendwann vor Nürnberg bemerkte ich ihn, den seltsamen Geruch, den ich nicht mit einem Zug assoziierte, sondern eher mit einem Hasenstall oder einer Feldscheune. Mein »empfindliches Näschen«  – wie mein Mann immer sagt – hatte den Geruch von Heu gewittert. Heu in einem ICE? Das konnte nicht sein. Und tatsächlich war er wenige Sekunden später wieder weg.

Nach einer Viertelstunde roch ich es erneut. »Das riecht nach Heu«, sagte ich zu meinem Mann.
Der schnüffelte und meinte: »Was dein Näschen schon wieder riecht.«

Ich glaubte nicht, dass ich mir das einbildete, aber ich beschloss, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Eine halbe Stunde später hatte ich wieder den Geruch von Heu in der Nase, kein frisch geerntetes, sondern eher das, was man zum Einstreuen in Hasenställe verwendet. (Wir hatten eine Hasenzucht zu Hause, als ich Kind war, daher kenn ich den Geruch gut.)

Suchend blickte ich mich um. Hatte da irgendeiner sein Zwergkaninchen dabei? Erst als ich hoch in die Gepäckablage blickte, sah ich es. Dort lag ein fünfzig mal fünfzig großer in transparentes Plastik verpackter Heuballen. Unglaublich!

Ich schubste meinen Mann an und deutete nach oben. »Auf das Näschen deiner Frau ist Verlass«, sagte ich kichernd.
Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Was die Leute alles so auf Reisen mitnehmen.«

Komplexes NEO-Debüt

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO 137 – »Schlacht um die Sonne« von Arno Endler

Arno Endler traf ich 2015 auf einem Schreibseminar in Wolfenbüttel. Sein eingereichter Romanauszug ist mir aufgrund seiner Lebhaftigkeit bis heute in Erinnerung geblieben. Daher freute ich mich, als ich seinen Namen in der Vorankündigung las und habe deshalb auch seinen Beitrag für PERRY RHODAN NEO relativ zeitnah gelesen.

Der Roman gliedert sich in nicht weniger als vier oder fünf Handlungsebenen, was die Zusammenfassung der Handlung extrem schwierig macht und ich an dieser Stelle darauf verzichten möchte. Eine Menge Informationen erwarten den Leser in der Haupthandlung. So wird endlich das Geheimnis um Tuire Sitarehs Namen und seinen Auftrag gelüftet. Er wird von den Sitarahk gefangen und zur Sonne gebracht, weil der zweite Arbiter mehr über Tuires Aura erfahren will. Beim Anblick des Sonnenspalts hat Tuire Sitareh einen Erinnerungsschub. Er – der Sternenschließer – wurde von ES geschickt. Im gleichen Atemzug erfährt man auch, was die Sitarakh von der Sonne wollen. Sie ernten das Halatium (hieß das nicht mal Halaton) bzw. den Taalstaub, der durch den Spalt dringt.
Wissenschaftler an Bord der TERRANIA finden heraus, dass der Mangel an Halatium für das Cortico-Syndrom verantwortlich ist, da beim Auftreffen des Halatium auf die Erdatmosphäre eine Strahlung entsteht, die für die Menschen lebensnotwendig ist, weil sie sich im Laufe der Evolution daran gewöhnt haben. Diese Strahlung fehlt nun, weil das Halatium von den Sitarakh »abgeerntet« wird. (Positiver Nebeneffekt, der Taalstaub verschwindet und die Sky-Eyes arbeiten wieder.)
Diese Idee scheint mir von den Exposéautoren nicht wirklich bis zum Ende durchdacht, bedeutet es doch nichts anderes, als dass die Menschheit niemals Raumfahrt außerhalb ihres Sonnensystems betreiben könnte, denn in anderen Sternensystemen gibt es kein Halatium. Eigentlich dürften sich die Menschen nicht mal außerhalb der Erdatmosphäre aufhalten. Es erklärt auch nicht, warum die Schutzschirme der Raumschiffe vor dem Syndrom helfen. Schutzschirme halten Strahlung und anderes ab, aber sie können nichts herbeizaubern, was fehlt.

Um die Sitarakh von der Sonne wegzulocken, tüfteln die Taktiker der Terranischen Flotte ein Angriffsmanöver aus, das natürlich an der Überlegenheit des Gegners scheitert und außer großen Verlusten an Mensch und Material nichts einbringt. Die Schlacht hilft aber Tuire Sitareh den Sitarakh zu entkommen und sich an Bord der TERRANIA zu retten. Die Schlacht ist spannend beschrieben und erinnert ein bisschen an die Raumschlachten aus den STAR WARS Filmen. Letztendlich ist es aber eine Verzweiflungstat, ein letztes Aufbäumen der Menschheit. Denn inzwischen stehen auf der Erde weitere Modifikatoren vor der Fertigstellung und die Erdbevölkerung ist durch die Naturkatastrophen und das Cortico-Syndrom mindestens schon zu einem Drittel ausgelöscht.

Prof. Oxley, Whistler, Haggard und Leyle verteilen die Neurostreamdimmer und dringen dabei auch in den Stardust Tower ein, wo sie auf den wutschäumenden Masmer Tronkh treffen, der immerzu Rhodans Namen ruft. Das die Bestie nicht ganz dicht im Kopf ist, haben wir ja in den vergangenen Romanen bereits erfahren. Ich finde es nicht hilfreich, das jedes Mal aufs Neue zu erwähnen. Schon allein, weil mir der Antrieb des Antagonisten zu platt ist und in dieser Hinsicht kein gutes Licht auf die Leistung des Exposéteams wirft. Nein, da habe ich Vielschichtigeres erwartet.

Die Crew der LESLIE POUNDER ist weiterhin auf der Suche nach Hyperkristallen, dieses Mal auf der Eiswelt Uac. Zumindest scheint Rhodan schlauer geworden zu sein und lässt Dr. Leyden und sein Team ebenfalls mit einer Spacejet nach den Kristallen suchen. Ob es jedoch so klug war, die Wissenschaftler allein ohne militärische Unterstützung loszuschicken, weiß ich nicht, aber der Hyperphysiker hält sich sowieso nicht an Befehle. Nach kleineren Konfrontationen mit der Fauna des Eisplaneten und einer die Psyche beeinflussenden Strahlung entdecken die Wissenschaftler die Hyperkristalle und Leyden findet auch sofort den Grund für ihr Versagen. Erdbeben auf dem tektonisch instabilen Planeten geben Energie an die Hyperkristalle ab, die dadurch übersättigt werden und von innen heraus verbrennen, was sich in einer Änderung der Kristallfarbe und dem Zerfall des Kristallgitters äußert. Da die Kristalle für die lebenserhaltende Wirkung der Liduuri verantwortlich sind und durch den Zerfall immer weniger Strahlung abgeben, werden die Liduuri inklusive Avandrina in kürzester Zeit altern und sterben. An dieser Stelle habe ich meinen naturwissenschaftlichen Verstand in den Urlaub geschickt. Den Begriff Farbtemperatur in Zusammenhang mit der Farbe von Kristallen zu verwenden, ist gelinde gesagt fragwürdig, auch wenn sie Strahlung abgeben.
Kurz vor Schluss macht Leyden eine weitere wichtige Entdeckung. Die Energie der Erdbeben und der zerstörten Hyperkristalle verursachen Störungen im Hyperraum, die sich in einer Art EMP-Impuls entladen. Leyden kann noch eine Warnung an alle Spacejets und die LESLIE POUNDER und das Wasserschiff abgeben, da bringt der Impuls alle Spacejets zum Absturz.
Rhodan, Atlan, Rainbow und Schablonkski sowie Theta und Thora sind ebenfalls mit einer Spacejet auf Uac unterwegs. Als sie von der beeinflussenden Strahlung getroffen werden, gehen sich alle fast an die Gurgel. Konflikte brechen auf, die aber nach Einschalten des Schutzschirms schnell wieder abflauen, bei den Arkoniden aber im Gedächtnis bleiben werden.

Die beschriebenen Figuren wirken lebendig, auch wenn Dr. Leyden nicht so genial rüberkommt, wie bei Kai Hirdt und bis auf ein paar falsche Perspektivwechsel ist auch der Plot solide geschrieben.

Gut fand ich die Streiflichter, kleine kurze Erzählungen über Menschen, ihren Alltag und wie sie über Rhodan denken. Die Kapitel spielen zu unterschiedlichen Zeiten sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Was beim Lesen etwas irritiert, wenn man die Kapitelüberschriften nicht genau liest. Die Streiflichter sind an einigen Stellen mit der Haupthandlung verknüpft. Das fand ich beim ersten Mal überraschend, beim zweiten oder dritten Mal aber bereits vorhersehbar. Das nahm dem Plot an einigen Stellen die Spannung, weil man ja schon wusste, was mit der Figur passiert. Hervorheben möchte ich die Figur der Stephanie Brixton, die Punkrockerin ist ein kleines Geschenk des Autors an den PR-Chefredakteur. Die Szenen mit ihr enthalten viele kleine Anspielungen für Insider der Karlsruher Punkszene. Sehr nett, das hat mir gut gefallen. Leider überleben die wenigsten Protagonisten der Streiflichter ihren Auftritt im Roman.

Es ist auffällig, dass die Haupthandlung durch die dazwischen gestreuten Streiflichter in viele kleine Kapitel gegliedert ist, die aus Sicht unterschiedlicher Figuren erzählt werden. Ich bin mir nicht sicher, ob sich der Autor damit einen Gefallen erwiesen hat, denn die Geschichte wirkt dadurch zerrissen. Auch das Ich-Präteritum für Figuren wie Belle McGraw, Thora oder Rhodan gleichermaßen zu verwenden, hat mich verwirrt, weil man sie eigentlich nur von Atlan kennt. Außerdem wechselt die Ich-Perspektive anfangs von Kapitel zu Kapitel, während andere Abschnitte in normaler Figurenperspektive geschrieben sind. Das ist gewöhnungsbedürftig, weil man oftmals nicht weiß, aus wessen Sicht man die Handlung gerade erlebt. Manches ist auch in auktorialer Perspektive geschrieben, zum Beispiel die Zerstörung von NYC durch die Flutwelle und liest sich dadurch distanziert und wie die Beschreibung eines Katastrophenfilms.

Auch mit der nichtlinearen Erzählweise des Romans hat sich der Autor mehr Arbeit geschaffen, als nötig gewesen wäre. Eine Geschichte nichtlinear zu erzählen, kann funktionieren, ist aber eine große Herausforderung, die viel Erfahrung und Können voraussetzt. Dinge, die ich Arno Endler nicht absprechen will, aber durch die vielen Informationen war der Plot schon kompliziert genug. Zusammen mit den vielen Charakteren sorgt er für die von mir wahrgenommene Zerrissenheit.

Fazit: Arno Endlers NEO-Debüt hat mir trotz aller Ungereimtheiten gut gefallen. Der Autor hat versucht innovative Ideen einzubringen, die leider nicht zur Gänze aufgehen. Hätte er sich beispielsweise auf eine Erzählperspektive und auf weniger Figuren beschränkt, hätte das dem Roman sicher gut getan. Aber anhand der Komplexität der Handlung sei dies einem Neuling verziehen. Ich bewundere seinen Mut sich einem Exposé zu stellen, dass man wegen seiner Komplexität normalerweise einem Rainer Schorm oder einem der beiden Exposéautoren anvertrauen würde.

Und jetzt noch etwas in eigener Sache. Wenn nicht die nächsten Romane von Oliver Plaschka, Kai Hirdt und Rüdiger Schäfer stammen würden, allesamt Autoren, deren Erzählstil ich sehr mag, wäre ich mit Band 137 bei NEO ausgestiegen. Mein Mann hat das schon längst getan. Ich weiß, das Science Fiction schon immer ein Kind seiner Zeit ist, aber, wenn ich etwas über Massensterben, Krieg und Vernichtung lesen wollte, dann schlage ich die Zeitung auf oder schalte den Fernseher ein. In einer zukunftslosen Zeit wie unserer Gegenwart ist es wichtiger den je, positive Visionen zu zeigen. Und ich kann meine wenige Freizeit sinnvoller nutzen, als der Vernichtung der Welt zuzusehen, zum Beispiel mit dem Schreiben eigener Geschichten. Das werde ich nach Band 140 definitiv auch tun.

Generation Sputnik

Am vergangenen Freitag lief eine interessante Dokumentation bei ARTE. Im Film »Generation Sputnik« kommen Menschen zu Wort, die in den Sechzigern von der Raumfahrt inspiriert wurden. Neben Andreas Eschbach und Zukunftsforscher Matthias Horx erzählen unter anderem zwei französische Comicautoren sowie Schauspieler Wolfgang Völz wie sie den Beginn des Raumfahrtzeitalters erlebt haben.

Die Macher werfen einen Blick auf eine Zeit in der alles möglich schien und die Zukunft eine helle, moderne und friedliche Welt war. Der Start eines kleinen Satelliten veränderte die Welt und prägte eine ganze Generation. Visionen wurden geboren, neue Geschichten geschrieben, Erfindungen gemacht, die die Welt veränderten.

Viele der Ideen landeten in Geschichten und Romanen; die Trichterbauten eines schweizer Architekten findet man heute bei PERRY RHODAN und mit Weltraumfahrern etablierten sich Science Fiction und Comics auf dem deutschen Markt. Figuren wie »Barbarella« halfen dabei die Emanzipation der Frau im Weltraum zu initiieren und mit »Raumpatrouille ORION« entstand ein unsterbliches Stück Fernsehgesichte.

60 Jahre später ist von den Träumen nur wenig geblieben. Wir haben nicht den Mond oder den Mars besiedelt, wir schaffen es ja gerade so die internationale Raumstation am Laufen zu halten. (Ich glaube, wenn es sie nicht gäbe, würden wir überhaupt nicht mehr ins All fliegen.) Der Mensch steht immer noch da, wo er damals stand und außer den Errungenschaften in der Kommunikationsbranche können wir wenig Neues aufzuweisen. Viele der Visionen haben sich nicht realisieren lassen, entweder weil das Geld fehlte oder die Bereitschaft des Menschen, sich zu verändern.

Die Worte von Zukunftsforscher Matthias Horx machen mich nachdenklich: »Heute leben wir in einer zukunftslosen Zeit.« Das klingt irgendwie traurig und besorgniserregend.

Für alle die sich die Dokumentation ansehen möchten. Sie kann noch eine Weile in der Mediathek von ARTE abgerufen werden.

Der Populismus und die Angst

Eigentlich vermeide ich es, mich in meinem Blog politisch zu äußern, aber manchmal kann ich einfach nicht anders.

Dieses Mal ist der Grund die in dieser Woche verstärkten Grenzkontrollen an der Grenze zu Österreich. Eine Sache, die viele Menschen aus der Region direkt betrifft. Seit dieser Woche unterstützt die bayrische Polizei die Bundespolizei bei den ausgeweiteten Grenzkontrollen am Walserberg. Rund um die Uhr werden auf der A8 jetzt Autos bei der Einreise nach Deutschland kontrolliert. Auch wenn es eigentlich keinen Grund mehr dafür gibt, da der Flüchtlingsstrom nahezu zum Erliegen gekommen ist. Die Schleuser haben sich längst andere Wege gesucht.

Salzburgs Bürgermeister hat jetzt Protest beim Deutschen Botschafter in Wien eingereicht, denn die Kontrollen schaden in großem Maße der Wirtschaft und dem Tourismus in der Region, vor allem jetzt so kurz vor den Feiertagen und der beginnenden Skisaison. Der bayrische Innenminister dagegen verteidigt das Vorgehen. In Deutschland ist Wahlkampf und da muss Bayerns Ministerpräsident seinen Bürgern natürlich zeigen, dass er etwas unternimmt, um sie zu schützen. Das aber durch die sinnlosen Kontrollen Polizeikräfte aus anderen Regionen abgezogen werden und dort ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen können, darüber macht sich keiner Gedanken. Hauptsache etwas tun, ob es sinnvoll ist oder nicht. Ich frage mich ja, wie so etwas eigentlich möglich ist. Deutschland hat schließlich das Schengener Abkommen unterzeichnet. Der Schengener Grenzkodex weist eindeutig daraufhin, dass Kontrollen an Binnengrenzen zeitlich begrenzt und nur Stichprobenhaft zulässig sind.

Für mich hat das Ganze nur einen Grund: hier wird die Angst der Bürger für Populismus genutzt, um die Wiederwahl zu sichern.

Derweil leiden die Gemeinden an der Autobahn unter dem zunehmenden Verkehr, weil viele Pendler eben ausweichen, damit sie auf dem Heimweg nicht im Stau stehen. Auch die Touristen machen lieber einen großen Bogen um Salzburg. Zwanzig Prozent Umsatzeinbußen hat die Stadt in diesem Jahr durch die Schließung der Grenzen erlitten. Und in Freilassing sieht es nicht anders aus. Wir sind früher oft über die Grenze zum Einkaufen gefahren, aber auf Grund der langen Staus haben wir das in den vergangenen Monaten nicht getan.

Das hätte sich alles vermeiden lassen, wenn man bei der EU-Osterweiterung den Ländern beim Aufbau einer sicheren Außengrenze ein wenig mehr unter die Arme gegriffen und sie nicht einfach mit der Aufgabe allein gelassen hätte. Aber unsere liebe Regierung war damals sehr froh darüber, sich die Kosten für eine Grenzsicherung zu sparen und die Verantwortung dafür anderen aufs Auge drücken zu können. Ein Irrtum für den sie nun gut zwanzig Jahre später die Rechnung bekommt.

STAR WARS für Erwachsene

Quelle: Wookieepedia

Es ist mutig eine Vorgeschichte zu einem vierzig Jahre alten Film zu produzieren und funktioniert vermutlich nur bei einem so populären Franchise wie STAR WARS. Da Mut bekanntlich belohnt werden sollte, sahen wir uns gestern »Rogue One a STAR WARS Story« an.

Der Film ist STAR WARS und auch wieder nicht. Der Look passt; man sieht bekannte Gesichter, vertraute Raumschiffformen und faszinierende Außerirdische, doch die Handlung ist düsterer, alles wirkt etwas schmuddelig. Humor wird, wenn überhaupt, sparsam eingesetzt. Das Hauptcredo des Streifens ist Gewalt, Kampf und Krieg. Dabei wird sehr schnell klar, dass keine der beiden Seiten gut oder schlecht ist. »Rogue One« ist ein Kriegsfilm, der nicht nur mit drastischen Kampf- und Tötungsszenarios aufwartet, sondern die Kritik am Krieg auch in komplexe Dialoge verpackt. Man muss schon genau zuhören, wenn die Allianz das Für und Wider eines Angriffs bespricht, aber auch dann, wenn Kämpfer eingestehen, dass sie für die Rebellion nicht nur ehrenhafte Dinge getan haben. Krieg ist ein schmutziges Geschäft und hinterlässt immer tragische Schicksale.

Handlung und Figuren sind überzeugend. Selbst die am Anfang so kühl agierende Jyn Erso bekommt von Szene zu Szene mehr Farbe und trägt am Ende die Handlung fast allein. All ihre Mitstreiter sind gebrochene Figuren, die sich wohltuend von den heldenhaften Schönlingen sonstiger Hollywoodproduktionen unterscheiden. Und der eingefleischte STAR WARS-Fan fragt sich, wie es sein kann, dass die altbekannten Darsteller aus Episode IV scheinbar keine Minute gealtert sind.

Das die Geschichte kein Happy End haben kann, weiß der STAR WARS Kenner. Unvorbereitete Zuschauer werden vielleicht schockiert sein, dass das einzige, was das Schlachtfeld verlässt, die Informationen über den Todesstern sind. Keiner der Protagonisten überlebt und auch ein Großteil der Antagonisten wird ein Opfer des machtgierigen Imperiums.

Der Film ist vor allem eines – bildgewaltiger als seine Vorgänger. Die verschiedenen Planeten und exotischen Schauplätze sind teils atemberaubend, egal ob am Boden oder aus dem Orbit. Den Showdown in einer Südsee-Idylle kann man fast schon als »Schlacht im Paradies« bezeichnen. Die Kampfhandlungen an Palmen gesäumten Sandstränden wirken so bizarr, dass man sich ungläubig die Augen reibt. Aber auch im All kracht es gewaltig. Der Kampf der Imperialen Flotte gegen die Schiffe der Rebellenallianz ist beeindruckend choreografiert. Die kollidierenden Sternenzerstörer sehen am Ende wie aus, als würden sie in Legosteine zerfallen. Vor allem wegen der allgegenwärtigen Gewalt  ist der Film definitiv nichts für schwache Gemüter und schon gar nichts für Kinder unter 14 Jahren. Die Kampfszenen sind so lang und brutal, dass es manchmal schon fast zu viel des Guten ist, weil man regelrecht abstumpft. Kaum zu glauben, dass der Streifen von Disney produziert wurde.

»Rogue One« ist vor allem Eines: ein Film für die Fans; ein hundertprozentiges Prequel zu Episode IV. Es werden Zusammenhänge erläutert und zum Lauftext aus Episode IV hat man von nun an Bilder vor Augen:

»Es herrscht Bürgerkrieg. Die Rebellen, deren Raumschiffe von einem geheimen Stützpunkt aus angreifen, haben ihren ersten Sieg gegen das böse galaktische Imperium errungen.

Während der Schlacht ist es Spionen der Rebellen gelungen, Geheimpläne über die absolute Waffe des Imperiums in ihren Besitz zu bringen, den TODESSTERN, eine Raumstation, deren Feuerkraft ausreicht, um einen ganzen Planeten zu vernichten …«

Wer »Rogue One« gesehen hat wird Episode IV mit ganz neuen Augen sehen.

Mutanten und andere Zwistigkeiten

Quelle: Perrypedia
Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 136 – »Tod eines Mutanten« von Rainer Schorm

Ich gebe offen zu, dass ich die Lektüre dieses NEO-Romans vor mir hergeschoben habe. Nach den schlimmen Ereignissen aus den letzten Romanen, dem martialischen Titel und mit dem Wissen, dass mir Rainer Schorms Schreibstil nicht sonderlich liegt, kostete es mich einige Überwindung den Roman zur Hand zu nehmen. Nun habe ich es getan und habe den Eindruck, dass auch die Autoren nicht unbedingt Gefallen an der aktuellen Zyklushandlung haben. Nicht anders sind die Worte, die Rainer Schorm seinen Protagonisten in den Mund legt, zu verstehen. Da steckt viel Kritik zwischen den Zeilen, berechtigt wie ich finde und das macht mir den Roman gleich wieder sympathisch.

In vier Handlungssträngen führt der Autor die Handlung auf der Erde und in M15 weiter. Zwei Handlungsstränge haben Julian Tifflor im Fokus. In einem geht es um Daten, die das Hippokratische Protokoll von Dr. Brömmers aufzeichnet. Durch die Augen des Erkrankten erfahren Tifflor und der Leser, was der Kybernetiker sieht und denkt. Die kurzen Einschübe sind mitunter etwas verworren formuliert und wirken nach dem dritten Mal wie Füllmaterial. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen, versuche ich gar nicht erst zu verstehen, wie ein Mensch mittels eines Funksignals über mehrere Relaisstationen auf das Gehirn eines anderen zugreifen kann. Die Technik wird an dieser Stelle nicht hinreichend erklärt. Das klingt wie technisch gestützte Telepathie und könnte eigentlich jeden zum Telepathen machen.

Spannender ist dagegen der zweite Handlungsstrang um Julian Tifflor. Nicht nur das er dabei ist, als die TERRANIA die Botschaft von Mirona Thetin entdeckt, nein er stürzt sich auch wieder in einen Einsatz auf der Erde, um eines der Bauwerke der Sitarakh zu zerstören. Das wäre jetzt der wievielte Versuch? Dieses Mal gelingt das Manöver, auch wenn dabei wieder viele Zufälle aus dem Hut gezaubert werden. Rainer Schorm gibt sich zumindest Mühe alles einigermaßen zu erklären, wobei auch hier immer wieder Kritik des Autors durchklingt. So stutzt Tifflor die stellvertretende Administratorin Cheng Chen Lu zurecht, als die mit ihm und den Mutanten in den Einsatz auf die Erde gehen will. Er lehnt es ab, sie mitzunehmen, da sie nur ein Hindernis wäre und sie als einzige einsatzfähige Regierungsangehörige auf der TERRANIA am sichersten ist. Ja! Genauso sehe ich das auch.
Gut fand ich die Beschreibungen von NYC. Man merkt, dass sich der Autor auskennt. Schorm weiß, wovon er schreibt und hält sich nicht mit blumigen Beschreibungen von dahinvegetierenden Menschen auf. Wobei ich immer noch nicht ganz begreife, wieso manche Terraner noch einigermaßen klar im Kopf sind, während sich andere schon im Delirium befinden oder tot sind. Dazu wäre es schön, wenn in den nächsten Romanen nähere Angaben gemacht würden.

Die Bestie Masmer Tronkh will also wirklich nur Rache an Perry Rhodan nehmen und zerstört dafür die Heimatwelt des Terraners. Das Motiv finde ich wahrlich etwas dünn und hätte mir mehr erhofft. Noch schlimmer finde ich aber, dass die Sitarakh offenbar nur ein Hilfsvolk sind, das Tronkh für seine Zwecke benutzt und sie sich von ihm widerstandslos herumkommandieren lassen. Warum sie dann jedoch Interesse daran haben, herauszufinden wieso das Halaton bei den Menschen Mutationen hervorruft, vermag ich nicht zu verstehen. Denn das steht im krassen Gegensatz zu ihrer Hörigkeit der Bestie gegenüber. Dafür ist mir aber eines verständlicher geworden: warum die Sitarakh die Menschen weiterhin ihren Geschäften nachgehen lassen, ohne sie groß zu behindern – selbst die Terranische Flotte kann sich scheinbar ungehindert im System bewegen – die Menschen sind ihnen egal. Außer die Sache mit den Mutationen sind sie für die Sitarakh uninteressant.

Der Handlungsstrang mit Tuire und Ishy bringt ebenfalls einige Neuigkeiten über die Sitarakh, wobei auch hier die Logik wieder im Argen liegt. Die Sitarakh können also entstofflicht im Hyperraum existieren. Da stellt sich die Frage, warum tummeln sie sich überhaupt in dieser Realität? Warum verlassen sie den Hyperraum, wenn das ihr angeborener Lebensraum ist? Das ganze erinnert mich ein wenig an Spezies 8472 aus STAR TREK-VOYAGER, mit dem Unterschied, dass diese wenigstens einen Grund hatten, weshalb sie ihre angestammte Umgebung (den fluiden Raum) verlassen haben – weil sie gestört wurden.  Auch hätte Tuire wissen müssen, dass die Sitarakh die Para-Energie der Mutanten anmessen können. Warum hat man sie nicht gleich ins Terrania Medical Center gebracht, sondern erst in die Fabrik? Das hätte Olf Stagge das Leben gerettet. Der ganze Handlungsstrang macht auf mich einen sehr konstruierten Eindruck.

Kommen wir zur Handlung in M15. Das beste daran ist, dass alles aus Atlans Perspektive im bekannten Ich-Präteritum erzählt wird, inklusive der Auseinandersetzungen mit dem Extrasinn. Zumindest hier fühlt sich der Perryfan heimisch. Die Handlung ähnelte der von Band 134 wobei Rainer Schorm mit den Zwistigkeiten zwischen den Protagonisten ein wenig übertreibt. Das ist stellenweise wie eine Schlacht mit Worten und untergräbt zuweilen die Ernsthaftigkeit der Handlung.
Die Sache mit den Würmern und den Geoden in denen die Wurmbabys sitzen, hat mir ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert. STAR TREK lässt grüßen. Da »rettet Horta ihre Kinder« im wahrsten Sinne des Wortes. Es fehlte nur noch das »Schmerz!«, welches Spock bei Kontakt mit der Kreatur ausgerufen hat.
Atlan gehen dagegen ganz andere Dinge durch den Kopf. Und auch hier wurde ich das Gefühl nicht los, dass der Autor an den Exposéautoren offene Kritik übt. »Dass ich mit Rhodans Entscheidungen in zunehmenden Maße nicht mehr einverstanden war, erwähnte ich nicht … Aber die Flucht vor den Sitarakh war mir ein Dorn im Auge … Dass er nun, anstatt nach Arkon zu fliehen, Avandrinas Anliegen vorzog, nahm ich ihm unverändert persönlich übel.« Dem kann ihm nur zustimmen. Ich hielt es von Anfang an nicht richtig, dass sich Rhodan aus dem Staub gemacht hat. Wenn da mal nicht der Autor durch Atlan spricht.
Leyden und sein Team bekommen zwar Arbeit, stehen in diesem Roman aber eher im Hintergrund. Wobei ich in den vergangenen Romanen anscheinend nicht mitbekommen habe, dass die Spannungen zwischen Abha und Luan so zugenommen haben, dass sie jetzt schon nicht mehr miteinander reden.

Fazit: Keine Frage »Tod eines Mutanten« ist spannend geschrieben. Rainer Schorm vermag qualitativ zu überzeugen. Er bemühte sich mit eher zweitklassigen Ideen dem Roman Leben einzuhauchen. Nur fühlte ich mich an manchen Stellen von dem technischen Vokabular erschlagen, dass der Autor sehr gut beherrscht und einzusetzen weiß. Der Humor in den vielen Streitgesprächen, die sich durch alle Handlungsebenen ziehen, ist oft sehr zynisch. Ich bin mir nicht sicher, ob der Autor damit seinen Unmut bekunden wollte, oder es ein hilfloser Versuch ist, dem todernsten Thema des Zyklus‘ eine heitere Seite abzugewinnen.

Das Beste am ganzen Roman ist jedoch das Cover von Dirk Schulz. Von der Dynamik her ist es absolut stark.