Im Reiche des Kublai

Quelle: droemer-knauer.de

Es gibt Bücher, an die wird man sich immer erinnern. Man wird wissen wo und wann man sie gelesen hat. Das Buch, das mich die vergangenen drei Wochen begleitet hat, ist eines dieser Bücher. Ich versank jeden Tag in einer wunderbar erzählten Geschichte. Oliver Plaschka nahm mich nicht nur mit auf eine Reise ans Ende der Welt, sondern auch fast 800 Jahre in die Vergangenheit.

Die Reisen Marco Polos durchs ferne Asien sind ebenso bekannt, wie umstritten. Ist dieser venezianische Kaufmann tatsächlich nach China gereist und diente am Hofe von Kublai Khan, dem Enkel Dschingis Khans? Oder war er nur ein Lügner, ein Geschichtenerzähler, der nach Anerkennung und Geld heischte? Dass ein Mensch zum damaligen Zeitpunkt tatsächlich von Venedig nach China und zurückgereist sein kann, daran zweifelt inzwischen keiner mehr. Was Marco Polo tatsächlich dort erlebt hat, darüber haben wir nur sein Wort. Es existiert ein Manuskript in französischer Sprache, das sein Mitgefangener Rustichello da Pisa in den Jahren 1298-1299 anfertigte. Genau diese Begebenheit nutzt Oliver Plaschka als Aufhänger für seinen Roman. Das Zusammentreffen Marco Polos mit dem Literaten und Geschichtenerzähler in einem Gefängnis in Genua bildet Grundlage und Rahmen von »Marco Polo – Bis ans Ende der Welt«.

Der Venezianer erzählt Rustichello aus seinem Leben und von seiner Reise. Oliver Plaschka lässt in diesem Handlungsstrang Rustichello bis zum Ende immer wieder zweifeln, ob das, was ihm erzählt wird, auch der Wahrheit entspricht. Das halte ich, gerade wegen den bis heute bestehenden Zweifeln, für eine grandios Idee, er unterstreicht damit gleichzeitig die Glaubwürdigkeit seines Romans. Denn ohne Zweifel hat Oliver Plaschka den Roman auf einem Grundgerüst aus Fakten geschaffen. Es ist erstaunlich wie viel des Inhalts aus tatsächlichen Vorkommnissen bestehen. Seien es die Beschreibungen der Orte und Landschaften auf dem Weg nach Osten, oder die Kultur der Völker, die im Buch beschrieben werden. Mit großer Akribie hat der Autor Informationen zusammengetragen und mit eigenen Interpretationen zu einer spannenden Geschichte verwoben.

Der Roman lebt von diesen Beschreibungen und besonders von den Figuren. Jeder Charakter hat einen eigenen Hintergrund und trägt dazu bei, mich als Leser für Stunden zu fesseln. Die Figur des Marco steht dabei im Vordergrund und man erlebt, wie er sich von dem Jungen aus Venedig, zum Stadthalter des Kahn bis hin zu dem gebrochenen Mann im Gefängnis entwickelt. Man leidet mit ihm. Die Verwicklungen und Täuschungen, die der Autor eingebaut hat, machen das Buch spannend wie einen Krimi.

Trotz der 850 Seiten wünscht man sich stellenweise, dass der Roman nie zu Ende ginge. Denn die Wunder die Marco beschreibt und die Leiden, die er und Rustichello erfahren, berührten mich so tief, dass bei mir nicht nur einmal die Tränen kullerten. Obwohl der Roman sehr ruhig und harmonisch geschrieben ist, hält Oliver Plaschka gleichermaßen die Spannung, indem er die Handlung um Marcos Abenteuer pausieren, bzw. Gedanken und Erzählungen anderer Personen einfließen lässt.

Ich habe in der Vergangenheit viele historische Romane gelesen. Die Bestseller von Ken Follett habe ich geradezu verschlungen. »Marco Polo – Bis ans Ende der Welt« steht denen in Nichts nach. Es ist ein historischer Roman, der viel Faktenwissen vermittelt und dazu die wunderbare und glaubhafte Geschichte eines Menschen erzählt, der den Mut hat, über den eigenen Horizont hinauszublicken. Eine Charaktereigenschaft, die ich heute bei vielen meiner Mitmenschen vermisse. Reiseberichte, selbst historischer Natur, öffnen Augen und Herzen und sollten viel mehr Aufmerksamkeit erfahren. Genauso wie dieser Roman. Ich wünsche mir für den PERRY RHODAN NEO-Autor, dass sein erster historischer Roman viele Leser findet, die dessen Bedeutung erkennen und die Arbeit des Autors zu würdigen wissen. Weil jede Seite dieses Buches es wert ist, gelesen zu werden.

»Marco Polo – Bis ans Ende der Welt« erschien 2017 bei Droemer-Knauer und ist im Buchhandel und bei den einschlägigen Onlinehändlern erhältlich.

Lob für die SOL aus Österreich

Quelle: mmthurner.wordpress.com

In seinem Blog hat PERRY RHODAN-Autor Michael Marcus Thurner (MMT) in dieser Woche die beiden SOL-Ausgaben 89 und 90 besprochen. Der Autor verteilt darin viel Lob, was mich und das Redaktionsteam natürlich freut. Das sind die Mühen wert, die man in das Projekt SOL gesteckt hat und alle drei Monate steckt.

Als besonders »fannisch« bezeichnet er den Schwerpunkt zu den Stammtischen und stellt dabei so wie ich auch fest, wie sehr sich die Texte gleichen. Im Nachhinein denke ich, dass wir das Thema Stammtische als Reihe hätten bringen sollen und nicht geballt als Schwerpunkt, dann wäre das nicht so ins Auge gefallen. Aber nun ja, vielleicht ist es nicht so verkehrt. Zumindest erkennt man, dass alle mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben.

Den Informationsgehalt des Schwerpunkts PERRY RHODAN-International empfand der Autor als höher und da gebe ich ihm recht. Auch ich war überrascht, wie viel  Leidenschaft die Fans aus Brasilien, Japan und Frankreich in die Serie stecken.

Mal sehen, wie MMT die aktuelle Ausgabe gefallen wird, an der er nicht unbeteiligt ist. Das Interview mit ihm ist so umfangreich, dass ich zunächst überlegte, es in zwei Teilen zu veröffentlichen. Ich entschied mich dann aber um, weil es schade gewesen wäre, den Text auseinanderzureißen. Außerdem ist das Interview kurzweilig zu lesen, da dürfen es dann auch gern mal 40.000 Zeichen sein.

Nachdem mit dem GarchingCon 11 in der SOL 91 erneut ein »fannisches« Thema abgehandelt wurde, wird es in der nächsten Ausgabe Zeit, wieder einmal etwas zum Hintergrund der PERRY RHODAN-Serie zu bringen. So behandelt der nächste Schwerpunkt das Thema »Terrania«. Wir blicken auf die Hauptstadt der Terraner und beschäftigen uns mit ihrer Geschichte und ihren Bewohnern. Ich hoffe es den Fans gefallen wird.

Kneippkur im Kurpark

Kneipen im Kurpark Waging

Seit ein paar Wochen habe ich eine neue Leidenschaft entdeckt. Abends wenn es nicht mehr so warm ist, gehen wir spazieren. Mal sind die Spaziergänge kürzer und mal ausgedehnter, je nach Lust, Laune und Wetter. Was aber unbedingt sein muss, ist das tägliche Wassertreten im Kneippbecken im Kurpark. Das ist inzwischen fast schon zum Ritual geworden und ich merke auch, wie es mir gut tut. Zumindest bei der Hitze der vergangen Tage war es eine echte Wohltat.

So leer wie auf dem Foto präsentiert sich das Becken momentan leider nicht. Waren wir vor einem Monat meist die einzigen, muss man dieser Tage fast Schlange stehen. Es ist Ferienzeit und bei der Hitze abends viele Urlauber unterwegs. Die meisten halten es aber nicht mehr als eine Runde aus, womit das Becken nie wirklich voll ist und ich immer Gelegenheit finde meine drei oder vier Runden zu drehen.

Ob ich dadurch jetzt uralt werde oder nicht ist egal, es macht Spaß und erfrischt. Ich kanns nur jedem empfehlen.

Home Sweet Home

Seit heute ist es amtlich und endlich kann ich auch darüber bloggen. Weil nach dem Desaster vom vergangenen Jahr mit dem missglückten Hauskauf, habe ich mir das ehrlich gesagt nicht getraut. Aber jetzt ist alles gut verlaufen und in sicheren Tüchern.

Wovon ich rede? Wir haben eine neue Wohnung gekauft und ziehen demnächst um. Ergeben hat sich das Ganze vor ein paar Wochen bei einem Schwatz mit unserer Hausmeisterin. Die erzählte mir, dass im Nachbarhaus eine Wohnung zum Verkauf steht. Ich habe sofort meinen Mann angerufen. Er hat das Angebot bei der Sparkasse auch schnell entdeckt und sich vormerken lassen. Zuerst hieß es, die Wohnung wäre schon reserviert, aber dann ist der Interessent doch abgesprungen und wir durften sie besichtigen. Wir haben uns sofort dafür entschieden, weil es mehrere große Vorteile hat. Zum Einen: es ist in etwa unsere Wohnung nur mit einem Zimmer mehr. Zum Zweiten: befindet sie sich im baugleichen Nachbarhaus, was den Umzug erheblich erleichtert. Wir benötigen keinen Möbelwagen und brauchen unsere Sachen einfach nur die 15 Meter rübertragen. Zum Dritten: bei unsere Adresse ändert sich einzig der Zusatz zur Hausnummer. Und Viertens: wir behalten unseren Tiefgaragenstellplatz.

Wir ziehen nur vom Erdgeschoß in den ersten Stock, aber das ist zu verkraften. Statt einer großen Terrasse haben wir jetzt zwei Balkons. Das ist auch nicht schlecht. Vor allem haben wir endlich genügend Platz für unsere Hobbys. Ich meine, 200 Raumschiffe und gefühlt eine Millionen Perlen brauchen eben Raum. Von den Büchern und DVDs bzw. BluRays ganz zu schweigen. Die Räume in der neuen Wohnung (blau) sind sehr viel großzügiger als in unserer alten (gelb, gleicher Schnitt nur mit Terrasse). Sogar die Küche ist vom Raum her identisch, so dass wir unsere Spaceküche einfach nur abbauen und wieder aufbauen brauchen.

Unsere alte Wohnung werden wir verkaufen, um die neue bezahlen zu können. Wie schon erwähnt, sind die Immobilienpreise in Waging sehr hoch. Wir hoffen, dass wir für unsere Wohnung den gewünschten Preis bekommen, so dass wir den Kredit schnell abzahlen können. Aber zumindest ist die Finanzierung überschaubar. Was ich in Zeiten wie diesen besonders wichtig finde.

Jetzt sind wir am Planen und Packen. Außerdem kommen regelmäßig Interessenten, die sich unsere Wohnung anschauen möchten. Und auch das ist ein Grund, warum ich in den vergangenen Wochen hin und wieder mal keine Zeit zum Bloggen hatte. Das kann in der nächsten Zeit noch häufiger passieren, weil ab September starten die Renovierungs- und Umzugsarbeiten.

Doku zu Liebe im Roman

Quelle: Arte.tv

Eine Dokumentation, die vergangene Woche auf ARTE lief, stellt das Genre Liebesroman vor. Dabei kommen sowohl Autoren und Autorinnen zu Wort, als auch Verleger, Lektoren, Blogger und Fotografen. Es wird gleichermaßen über den Liebesroman im Heftformat und in Buchform berichtet. Dabei beeindrucken nicht nur die schieren Zahlen, sondern vor allem die Details des Geschäfts.

Fünf Tage braucht eine Autorin für einen Heftroman, zzgl. zwei Tage fürs Exposé und Überarbeitung. Eine, zumindest für mich, unvorstellbare kurze Zeitspanne. Die erfolgreiche irische Romanautorin Cecilia Ahern berichtet, wie sie von Januar bis Mai schreibt und anschließend bis September überarbeitet, so dass der Roman im Herbst fertig ist, und das Jahr für Jahr. Beeindruckend ist ebenfalls der Blick ins Archiv von Bastei-Lübbe, in dem Heftromane aus mehr als 50 Jahren lagern.

Die Programmleiterin vom Cora-Verlag erläutert den ungebrochenen Erfolg von Liebesromanen, der von vielen Frauen auch als Flucht aus dem Alltagsleben genutzt wird. Eine Autorin gibt Einblick wie ein Liebesroman funktioniert und liefert mit einem Blick auf die Hamburger Alster aus dem Stegreif einen Romanplot. Auch wenn dem Liebesroman ein negatives Image anhaftet, findet er seit Jahren sein Publikum. Woran man sieht, dass es in der Literatur für jeden Geschmack eine Nische gibt. Die Professionalität mit der die Liebesromane produziert werden, steht der anderer Genreliteratur oder gar der so genannten Hochliteratur in nichts nach. Im Gegenteil, vielleicht ist die Qualität manch eines Trivialromans sogar höher. Die Arbeit und Mühe von Redaktion, Lektorat und Autor sind zumindest gleich aufwändig.

Nach »Perry Rhodan – Unser Mann im All« ist dem Regisseur André Schäfer mit »Herzensbrecher« eine weitere hervorragende Dokumentation zur Genreliteratur gelungen. Zum Erfolg beigetragen hat PERRY RHODAN-Autor Hartmut Kasper – den Perrylesern besser unter dem Namen Wim Vandemaan bekannt. Ich fand die Dokumentation aufschlussreich und unterhaltsam. Sie liefert Einblicke in einen Geschäftsbereich der Literatur, der von vielen belächelt wird, über dem man aber kaum etwas weiß. Es war an der Zeit, dass zu ändern.

Den Trailer zur Dokumentation kann man sich auf ARTE.de ansehen.

Das Westpaket

Heute möchte ich mal wieder aus meiner Kindheit erzählen. Ich kam darauf, weil ich in den vergangenen Wochen zwei Carepakete erhalten habe. Was und von wem ist an dieser Stelle nicht wichtig, aber es erinnerte mich daran, wie es war, als Kind ein Paket aus dem Westen zu bekommen.

Sie kamen meist nur zwei oder dreimal im Jahr, aber es war immer aufregend. Man fragte sich, was wohl drin sein wird. Meistens waren die Westpakete an meine Oma adressiert. Weil ich nach der Schule immer bei ihr war, bekam ich das natürlich als einzige Enkelin direkt mit und durfte dabei sein, wenn ausgepackt wurde. Allein das Öffnen eines Westpakets glich einer heiligen, fast rituellen Handlung. Meist war der Karton zum Schutz zusätzlich in braunes Papier eingeschlagen und mit einem Hanfstrick verschnürt. Heutzutage ist das gar nicht mehr erlaubt, das mit dem Strick. Man löste zunächst die Knoten, so dass die Schnur nicht beschädigt wurde. Aufschneiden kam überhaupt nicht in Frage, weil man den Strick später noch verwenden konnte. Weil ich kleine Finger hatte, durfte ich das immer machen. Die Knoten waren manchmal ganz schön fest, und es dauerte etwas, sie zu lösen, aber ich bekam das hin. Wenn nicht, half Oma mit einer Häkelnadel nach.

Dann wurden vorsichtig die Klebestreifen des Packpapiers gelöst und der eigentliche Karton mit dem Inhalt entblößt. Das Papier wurde gefaltet und ebenfalls für den späteren Gebrauch aufbewahrt. Was mir mal wieder vor Augen führt, wie verschwenderisch wir derzeit mit den Dingen umgehen. Heute hebt kaum einer mehr Geschenkpapier oder Packpapier auf. Wenn, dann höchstens mal einen Karton oder einen großen Umschlag, in dem man wieder etwas versenden kann. In der Regel landet alles im Altpapier.

Zurück zum Westpaket. Nachdem die schützende Hülle um das Paket gefallen war, entfaltete sich dieser unbeschreibliche Geruch, den ich heute noch in der Nase habe. Es war diese spezielle Mischung aus Seife und Kaffee, die man heute nirgendwo mehr riechen kann. Es roch gleichzeitig fremd aber auch verlockend. Ich stellte mir vor, dass es im Westen überall so riechen musste. Habe aber später festgestellt, das dem nicht so ist. Manchmal erahne ich diesen Geruch, wenn ich in meiner Heimatstadt das große Marktkauf-Einkaufscenter besuche.

Da lag nun der ausgepackte Karton, meist eine Verpackung für Waschmittel oder Lebensmittel. Kartonagen, wie man sie heute noch im Supermarkt hinter der Kasse mitnehmen kann. Oftmals hatte sich die Verwandtschaft oder Bekanntschaft aus dem Westen nochmals die Mühe gemacht und einen Strick um den bloßen Karton gebunden, dann waren wieder meine Künste gefragt. Heute denke ich, dass man das tat, um den Damen im Zollpostamt mehr Arbeit zu bescheren und sie eventuell davon abzuhalten, das Paket überhaupt zu öffnen. Es war nämlich so, dass Pakete, die vom Westen in den Osten gingen, stichprobenartig kontrolliert wurden. Stichprobenartig deshalb, weil man sofort merkte, ob das Paket geöffnet worden war oder nicht. Denn nicht alle Pakete, die uns erreichten, waren tatsächlich auch geöffnet worden. Außer, manch Genossin oder Genosse (den Job durften nur staatstreue Parteimitglieder machen) hatten sich nur geschickter angestellt, wer weiß. Jedenfalls näherte man sich dem Inhalt eines Westpaketes nur Schritt für Schritt, was die Vorfreude vermehrte.

Erst nach dem Öffnen des Kartons wurde klar, ob es sich um ein »Seifenpaket« oder ein »Fresspaket« handelte. Ein Seifenpaket enthielt Seife, Waschmittel, Shampoo (ich mochte das mit Apfelduft), Kosmetikartikel aber auch Secondhand-Kleidung, Spielzeug oder Bücher. Wobei Letzteres eher weniger, weil man immer damit rechnen musste, dass eines der Bücher in der DDR auf dem Index stand und entweder rausgenommen oder das Paket an den Absender zurückgeschickt wurde. Ich kann mich nur an zwei Bücher erinnern, die ich auf diesem Weg bekommen habe: darunter »Heidi« von Johanna Spyri (die Schneiderbuch-Ausgabe) und ein Comic mit der Biene Maja, beides befindet sich immer noch in meinem Besitz. Über den Inhalt von Seifenpaketen freuten sich eher die Erwachsenen. Als Teenager profitierte ich höchstens von den Klamotten. So stammt meine erste Jeans aus einem Westpaket. Sie war mir zwar gute 30 Zentimeter zu lang, dafür aber eine echte Levis. Auch an ein T-Shirt mit Rollschuhen im Glitzerdruck kann ich mich erinnern, vermutlich besitze ich auch das noch irgendwo.

Ein Fresspaket war für mich als Kind dagegen eine richtig tolle Sache. Mit klopfendem Herzen packte ich die Schokolade, den Kaffee, die Kekse oder Bonbons aus. Allein die Verpackung der Waren beeindruckte. Alles glänzte, war bunt und fühlte sich glatt an. Vor allem roch es gut. Verpackungen in der DDR bestanden, sofern vorhanden, nur aus braunem oder grauen Recycling-Karton. Mir war klar, dass ich den Inhalt mit meinen Cousinen und Cousins teilen musste. Wobei ich Glück hatte, weil die meisten schon zu alt und einige bei den Staatsorganen der DDR tätig waren und das gar nicht hätten nehmen dürfen. Egal, es gab immer etwas, das für mich abfiel, ob es die Duplos mit den Sammelbildchen waren, die Marshmellows mit Kokos oder die Tafeln Ritter Sport- oder Milka-Schokolade. Die durfte ich natürlich nicht sofort und auf einem Schlag essen. Nein, die wurden über Monate eingeteilt. Ich kann mich erinnern, dass mich meine Mutter einmal sehr geschimpft hat, weil ich eine halbe Tafel Schokolade auf einmal gegessen hatte und das vor dem Essen. Man muss dazu sagen, dass ich als Kind stets ein schlechter Esser war, dürr und mager und es immer Kampf beim Abendrot gab, bis ich wenigstens eine Scheibe Wurst- oder Käsebrot gegessen hatte.

Ganz oft war in den Paketen auch Geld versteckt. Entweder in beigelegten Briefen oder Karten, wobei die auch verschwinden konnten, wenn das Zollpostamt sie entdeckte. Daher wurde das Geld versteckt und man musste die Verpackungen immer ganz genau unter die Lupe nehmen. Einmal fanden wir 50 DM in einer Packung mit Teebeuteln.

Ein Westpaket nur für mich bekam ich ab und zu an meinem Geburtstag von einer entfernten Bekannten meiner Großmutter. Das war meist ein Schuhkarton voll Süßigkeiten, Buntstiften und anderen Waren, die man in der DDR nicht kaufen konnte. Zur Konfirmation bekam ich eines mit Schmuck, einer Handtasche, einem schönen Halstuch und anderen Sachen, die sich ein junges Mädchen wünschte. Irgendwie schaffe ich es ich auch nach dreißig Jahren nicht, mich davon zu trennen, weil diese Geschenke noch heute für mich eine Bedeutung haben. Das mögen nicht einmal diejenigen verstehen, von denen ich die Dinge damals bekommen habe, sofern sie noch leben. Wobei ich im Nachhinein festgestellt habe, dass wir mehr Westpakete von Bekannten erhalten haben, als von der nahen Verwandtschaft.

So war das mit dem Westpaketen. Sie haben den Menschen in der DDR viel Freude gebracht und oft auch aus kleinen Nöten heraus geholfen. So wie der Katalog mit Kaminen, als mein Vater einen bauen wollte und kein Muster hatte. Der Kamin wurde nach einem Bild aus dem Katalog errichtet und brennt heute noch.

Schormscher Smalltalk

Quell: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 179 – »Seuchenschiff der Azaraq« von Rainer Schorm

Rhodan kehrt mit der Flotte der Apasos in das Ovi-System zurück und sieht sich dort mit einer Flotte von Gatasern konfrontiert, sondern auch den drohenden Zusammenbruch der Raumzeit. Zu allem Überfluss holen die Gataser-Blues auch noch ein Seuchenschiff ins System. Als Rhodan erfährt, dass auf dem Schiff der Sohn des gatasischen Flottenchefs an Choroba nemoc erkrankt ist, bricht er mit den Medizinern Tifflor, Sud sowie Gucky und dem Tetra Jeppafrom auf, um den jungen Gataser zu behandeln. Damit kann ein Blutvergießen zwischen den Apasos, den Gatasern und den Menschen verhindert werden.
Tuire Sitareh und Tim Schablonski suchen in den Katakomben von Impos nach der Zentrale der memetischen Maschine, um den drohenden Raumzeit-Zusammenbruch aufzuhalten und das Erwachen der supraheterodynamischen Existenz zu verhindern. Doch dazu benötigen sie den Darojib, den der Aulore an Bord der MAGELLAN zurückgelassen hat.
Derweil versuchen Icho Tolot und Erik Leyden zusammen mit dem Memeter Oxford die memetische Besatzung der AVENDANA-NAU zu wecken. Da taucht erneut der Wächter auf und erklärt ihnen, dass ihnen kaum noch Zeit bleibt, das Schiff zu reaktivieren. Weil die Raumzeitstörungen zu entarten beginnen, fordert er sie auf, den Darojib per memetischen Halbraumtransmitter an Tuire zu schicken.

Nach dem furiosen NEO von Kai Hirdt hatte ich mich sehr auf den Roman von Rainer Schorm gefreut. Auch weil der Autor mich mit seinen Romanen aus diesem und dem letzten Zyklus begeistern konnte. In »Das Seuchenschiff der Azaraq« fällt er aber leider in alte Gewohnheiten zurück. Mal davon abgesehen, das der Roman zu Beginn einen echten Schnitzer beinhaltet, erschlägt er mich durch viel zu viele metaphysische Ausführungen.

Besonders im Handlungsstrang um Sitareh und Schablonski schöpft er aus dem Vollen. Nur um eines klarzustellen: Ich mag physikalischen Exkursionen und ich habe auch kein Problem damit, wenn es technisch wird, so lange es nachvollziehbar bleibt. Aber was Rainer Schorm in diesem Roman versucht, ist einfach zu viel des Guten. Da werden Begriffe und Sachverhalte miteinander vermengt, die … sagen wir mal, nur bedingt verständlich sind. Das hört sich teilweise wie großer Hokuspokus an, aber nicht wie der ernsthafte Versuch einer Erläuterung. Sorry, aber für mich ist das zu weit weg. Das klingt zu sehr nach PERRY RHODAN-Erstauflage. Wenn ich so etwas lesen wollte, würde ich Erstauflage lesen und nicht NEO. Ich mag NEO gerade wegen seiner Bodenständigkeit und dem Versuch echte physikalische Erkenntnisse in den Geschichten zu verarbeiten. Solange eine gewisse Logik dahinter steckt, bin ich gern bereit, mich über die Schwelle der realen Physik hinaustragen zu lassen. In diesem Roman geht der Autor aber meines Erachtens zu weit, vor allem weil er viele Dinge nur anreißt, ohne sie einer intensiveren Betrachtung zu würdigen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der Anschlussfehler aus einem der vorangegangenen Romane. Da tauchen plötzlich wieder Hornschreckwürmer auf, obwohl diese Gefahr in Band 177 gebannt worden war. Dabei haben sie keinerlei relevanten Handlungszweck, außer die Macht der Schiffsintelligenz der AVENDANA-NAU zu demonstrieren und durch den Energieverlust des Schiffs auch die Spannung für den Leser zu erhöhen. Ein vermeidbarer Fehler, weil das einfacher hätte gezeigt werden können, zum Beispiel durch die zusammenbrechende Statik des Schiffes.

Dieses Mal stört mich auch das ständige Geplänkel zwischen den Figuren, besonders zwischen Sitareh und Schablonski, bzw. Tolot und Leyden. Die Wortgefechte tragen oft nur wenig zur Handlung bei. Bei manchem fragte ich mich zudem nach dem Sinn. Weshalb ich der Besprechung auch den Titel »Schormscher Smalltalk« gegeben habe. Das hat er in den vergangenen Romanen deutlich besser im Griff gehabt.

Gelungen ist der Handlungsstrang um Rhodan auf dem Seuchenschiff. Das ist in der Tat emotional bewegend geschrieben und der Autor hat sich in dem Fall mit dem Geplänkel zurückgehalten. Mein Highlight sind die kurzen Logbucheinträge des Arztes auf dem Seuchenschiff. Davon hätte ich gern mehr gelesen.

Im vorletzten Roman der Blues-Staffel werden die Figuren vor dem großen Finale in Stellung gebracht. Das ist durchaus spannend, wenn man von den metaphysischen Erklärungsversuchen absieht, mit dem der Autor die Seiten füllt. Mir war klar, dass es schwierig werden wird, eine glaubhafte Auflösung des Konfliktes und der Rettung der Arche zu finden. Meine Befürchtung, dass an dieser Stelle wieder Deus ex machina-Lösungen herhalten müssen, scheint sich zu bestätigen. So sehe ich dem Finale der Staffel eher mit gemischten Gefühlen entgegen. Zumindest erahne ich, wie Perry Rhodan die elf Milliarden Menschen von Impos wegbringen wird.

»Das Seuchenschiff der Azaraq« ist keineswegs langweilig. Es bringt die Staffelhandlung voran und wirft einen sehr emotionalen Blick auf Krankheit und Leiden. Erkaufen muss sich der Leser die schönen Seiten im zweiten Teil des Buchs mit viel Technobabble und einem ärgerlichen Fehler am Anfang. In diesem Fall leider kein Meisterwerk von Rainer Schorm.

Ein Sternenhimmelbanner

Quelle: Wikipedia

Für meine brasilianischen Gäste erstellte ich vergangene Woche kurzerhand ein kleines Plakat, um sie angemessen in München begrüßen zu können. Dazu benötigte ich die Vorlage der brasilianischen Flagge. Und wo findet man eine solche Datei? Richtig, in der Wikipedia. Dabei stieß ich auf ihre Geschichte und betrachtete sie zum ersten Mal im Detail.

Die grüne Flagge mit der gelben Raute und dem blauen Kreis hat bestimmt jeder schon mal bei einer Fußball-WM gesehen. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass die Farben zu zwei Adelsfamilien gehören, nämlich grün für das Haus Braganza und gelb für das der Habsburger. Erstere stellten den ersten Kaiser Brasiliens, der sich mit einer Habsburgerin aus Österreich vermählte.

Noch spannender finde ich jedoch den Inhalt des blauen Kreises. Wenn man sich den nämlich genauer betrachtet, entdeckt man unterschiedlich große Sterne. Ihre Anordnung ist dabei keineswegs zufällig, sondern stellt den Himmel über Rio de Janeiro zum Zeitpunkt der Proklamation der Brasilianischen Republik dar. Das war am 15. November 1889. Gut zu erkennen ist dabei das Kreuz des Südens und das Sternbild Skorpion ganz rechts. Aber auch der große Hund und das südliche Dreieck sind darauf zu sehen. Die Besonderheit der 27 abgebildeten Sterne ist, dass jeder von ihnen einen der 27 brasilianischen Bundesstaaten repräsentiert.

Der Spruch »ordem e progresso« (Ordnung und Fortschritt) war das portugiesische Motto und wurde zum ersten Mal von einem französischen Positivisten deklamiert.

Ich finde das alles unheimlich spannend. Da kommt einem die deutsche Flagge mit nur drei Farben fast langweilig vor.

Wie groß Brasilien wirklich ist, wurde mir erst im Gespräch mit César Maciel so richtig klar. Er stammt aus Belo Horizonte im Osten des Landes und sagte: »Wenn ich 2000 Kilometer nach Norden fahre oder 3000 Kilometer nach Westen oder 2000 Kilometer nach Süden, bin ich immer noch in Brasilien.« Das hat mich schwer beeindruckt.

Quelle: Wikipedia

Chimaira 1887

Quelle: Splitter Verlag

In den vergangenen Wochen habe ich Comics für mich entdeckt. Ich gebe zu, dass ich in der Vergangenheit das eine oder andere Vorurteil mit mir herumgeschleppt habe. Für mich waren Comics immer etwas für Kinder, oder für große Jungs, die Superhelden sein möchten oder für Mädchen die gern Manga-Prinzessinnen wären. Doch weit gefehlt, Comics sind tatsächlich mehr. Es gibt eine Vielzahl großartiger Geschichten mit noch bildgewaltigeren Zeichnungen. Ein paar habe ich im vergangenen Monat kennenlernen dürfen. Dabei hat sich mein Horizont in Richtung Comic oder Graphic Novel erweitert.

Eine Reihe hat mich am Wochenende besonders gefesselt. »Chimaira 1887« ist die Geschichte eines Mädchens, das im Neunzehnten Jahrhundert zur Prostitution gezwungen wird. Doch statt sich ihrem Schicksal zu ergeben, dreht sie den Spieß herum und wird selbst zur Puffmutter. Die Geschichte wird in starken Bildern erzählt. Das ist manchmal nicht schön anzusehen, wirkt aber deshalb sehr authentisch.

Frauen waren im Neunzehnten Jahrhundert in Europa nicht mehr als Sklavinnen, den Männern schutzlos ausgeliefert, ob auf der Straße oder in der Ehe. Die 6-Bändige Reihe bringt das dem Leser sehr klar rüber. Gewalt, Sex, Tod – Die Schonungslosigkeit, mit der die Autoren und Zeichner die Geschichte erzählen, ist definitiv nichts für Kinder oder Jugendliche. Die Comics richten sich an ein erwachsenes Publikum und bestechen durch einen ausgeklügelten Plot.

Denn nichts ist so, wie es anfangs scheint. So tauschen Protagonistin und Antagonistin mitten in der Handlung die Plätze. Man lernt die Gesellschaft des Paris von 1887 kennen, sieht den Eifelturm wachsen und erfährt ganz nebenbei von den Schwierigkeiten beim Bau des Panamakanals und vom Panamaskandal. Dies ist der Kernpunkt, um den die Geschichte gestrickt ist. Aber all das war den Autoren nicht genug, sie haben sich einen spannenden Hintergrund zu dem Mädchen Chimaira ausgedacht und diesen über Erinnerungen gekonnt in die Handlung eingewoben. »Chimaira 1887« ist somit auch die Liebesgeschichte zwischen einer französischen Tänzerin und eines berühmten holländischen Malers.

Band 6 der Comic-Reihe erscheint im Januar 2019 bei Splitter, bis dahin muss ich auf die Auflösung der spannenden Geschichte warten. Alle anderen Bände sind beim Splitter Verlag oder im gut sortierten Comic-Buchhandel erhältlich.

Von kleinen und großen Chilipflanzen

Die Babychilis sind gewachsen.

Im April berichtete ich hier von meinem Versuch Sämlinge einer Chilipflanze zu vermehren. Es hat geklappt. Auch wenn nur drei Pflanzen durchgekommen sind.

Ich muss gestehen, dass ich nicht erwartete hatte, dass es so lange dauert. Aber die kleinen Pflänzchen haben einige Zeit gebraucht, um sich zu entwickeln. Zwischenzeitlich sah es so aus, als würde gar keine durchkommen. Doch dann pflanzte mein Mann sie kurzerhand in einen großen Topf um und siehe da, es regte sich was. Inzwischen zeigen sich die ersten Blüten, womit ich eigentlich in diesem Jahr nicht mehr gerechnet habe. Aber das liegt vielleicht daran, das sich mein Mann um die Pflanzen kümmert. Er hat einfach mehr Geschick darin. Deshalb sieht unsere Terrasse zur Zeit aus wie eine grüne Hölle, mit all den Kartoffeln, Tomaten, Kräutern und dem Weinstock, der sogar schon Trauben trägt.

Heute Morgen beim Frühstück entpuppten sich dann, die Früchte einer von meinem Mann als Gemüsepaprika gekauften Pflanze, als ziemlich scharf, um nicht zu sagen höllisch scharf. Wobei wir also jetzt nicht nur kleine Chilischoten ernten können, sondern auch große. Da können wir im Winter jede Menge Chili con Carne kochen.

Nun müssen wir die Pflanzen nur noch über den Winter bekommen. Das wird die nächste Herausforderung.