Zivilcourage eines Landrates

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Wackersdorf kannte ich nur vom Hörensagen. Wahrscheinlich hatte ich 1986 Aufnahmen von den Protesten im Westfernsehen gesehen, aber ich wusste weder, wo Wackersdorf liegt, noch was sich damals genau zugetragen hat. Ich wusste nur, dass es um atomare Brennstoffe ging.

So richtig bewusst, wurde mir die Geschichte erst, als ich das Kapitel über die Pfingstschlacht von Wackersdorf in Klaus N. Fricks »Vielen Dank, Peter Punk« gelesen habe. Da hat eine Landesregierung mittels eines Großaufgebots an Polizei und Streitkräften friedlich demonstrierende Bürger attackiert. Da wurden Befugnisse überschritten und Gesetze außer Kraft gesetzt.

Wie sich das alles entwickelte und welche perfiden Schachzüge die Regierung Strauß noch alles unternommen hat, um die Wiederaufbereitungsanlage für Brennstäbe in Bayern zu bauen, eine Anlage, die keiner brauchte und wollte, das erzählt der Film »Wackersdorf« der 2019 in den Kinos lief. Mit welchen Tricks sich der Bauherr und die Landesregierung der Loyalität der Gemeindevertretung zu versichern versuchte, bzw. wie man einfach gegen bestehendes Recht handelte, das ist schon unglaublich. Da wurde kurzerhand ein Gesetz verabschiedet, das den Landrat entmachtete. Ein Gesetz, das bis heute Bestand hat. Die Vollmachten mit denen die Polizei damals in den Einsatz gegen die Demonstranten ging, wurden mittlerweile durch die Söder-Regierung legitimiert.

Eigentlich unglaublich! Doch seit Februar wissen wir, dass die Demokratie in diesem Land schneller abgeschafft werden kann, als man Demokratie sagen kann. Zum Glück wachen inzwischen einige Bürger und die Judikative auf, um manche Verordnungen wieder zurückzunehmen. Auch in Wackersdorf haben die Menschen einen langen Atem bewiesen. Das lag unteranderem am Super-Gau in Tschernobyl. Die Normalbürger sind aufgewacht und haben Widerstand geleistet, teils friedlich, teils mit Gewalt. Am Ende hat es sich ausgezahlt, die Anlage ging nie in Betrieb. Heute ist sie ein Industriegebiet, auf dem unteranderem ein Werk von BMW steht.

Ich kann den Film nur empfehlen, muss aber bemerken, dass ich selbst als im Bairischen Geübte manchmal Probleme hatte den Dialekt zu verstehen. Oberpfälzer eben! Zum Glück gibt es Untertitel.

Trailer für PERRY RHODAN-Film

Beim Thema PERRY RHODAN-Film spitzen die Fans die Ohren, zumindest diejenigen, die seit Jahren auf einen neuen Film hoffen. Bisher leider vergeblich. Bisher … wohlgemerkt. Andreas Eschbachs Roman »Perry Rhodan – Das größte Abenteuer« eignet sich prima für eine Verfilmung, die auch nicht Perry-Fans in die Kinos locken wird. Ihr werdet es nicht glauben, aber es gibt auch schon einen Trailer.

Na, gut. Bevor jemand zu laut jubelt, muss ich die Euphorie einbremsen. Ein Fan hat sich dem Projekt angenommen und einen fiktiven Trailer produziert. So richtig im Charme der sechziger Jahre, mit Originalaufnahmen der NASA und Ausschnitten aus einem russischen Science-Fiction-Film. Das finde ich richtig toll. Und weil er am Ende auch noch viel Humor beweist, muss ich den YouTube-Clip hier unbedingt teilen.

Bitte beachten:

Kreisch! Großartiges Wortspiel.

Nur nicht darüber nachdenken

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Nach mehr als einem Jahr haben wir uns endlich die zweite Staffel Star Trek: DISCOVERY angesehen. Die Blu-Ray lag seit November im Regal, wir trauten uns nicht sie einzulegen, weil wir schon nach Staffel eins so enttäuscht waren.

Man muss der Serie zu gute halten, dass sie einige sehr gut funktionierende Charaktere hat. Das war schon in der ersten Staffel so. Da mochte ich Saru und Captain Lorca, den ja leider der Serientod ereilte. Auch die zweite Staffel kann mit tollen Figuren aufwarten. Captain Pike zum Beispiel, aber auch die Ingenieurin Reno, deren trockene pragmatische Art mich regelrecht begeistern konnte. Das sind Charaktere mit Kanten, die vielschichtig und tiefsinnig sind. Der Kelbianer Saru hat sich nochmal richtig steigern können, und es war gut von Pike, ihn zum Captain der DISCOVERY zu machen.

Was die Effekte, die Sets und die Kostüme angeht, gibt es ebenfalls wenig zu meckern. Beeindruckend fand ich die Brücke der ENTERPRISE. Da ist den Set-Designern eine harmonische Verbindung zwischen dem Look der Classic-Serie und den modernen Möglichkeiten von heute gelungen. Die DISCOVERY finde ich nach wie vor zu modern. Bei manchen Sets, wie dem abgestürzten Raumschiff auf dem Asteroiden in Folge eins, frage ich mich, in welcher Fabrikruine sie das gedreht haben. Das wirkte alles andere, als wie das Innere eines Raumschiff-Wracks. Aber okay, damit kann ich leben.

Womit ich so gar nicht klarkomme, ist der Handlungsaufbau. Freundlich formuliert: es war besser als in der ersten Staffel, aber oft waren die Plotholes so groß, dass das komplette Schiff darin unterging. Die Geschichte um den roten Engel, die Zeitreisen von Burnhams Mutter, die Machtübernahme der KI »Control« alles gut und schön. Es birgt eine Menge Konfliktmaterial, aus dem man eine spannende Geschichte erzählen kann, sofern man die Integrität der Serie im Auge behält. Doch genau hier scheitern die Macher. Die innere Logik wird so oft gebrochen, dass ich mich frage, ob die Autoren wirklich Einfluss auf den Verlauf der Episoden hatten, oder ob Alex Kurtzmann schlicht und einfach über ihre Köpfe hinweg entschieden hat, das machen wir so, weil es cool klingt oder aussieht. Ich denke nämlich nicht, dass Autoren, die sich so komplexe Figuren ausdenken, nicht in der Lage sein sollen, einen logisch funktionierenden Plot zu schreiben, der ohne Deux ex machina auskommt und bei dem die physikalischen Gegebenheiten des Star-Trek-Universums in jeder Folge so verbogen werden müssen, damit das Ganze funktioniert.

Bei Star Trek: Discovery heißt das Motto: Bitte nicht nachdenken! Denn wenn man die Handlung hinterfragt, kommt man schnell dahinter, wie löchrig das Konstrukt ist. Beispiel Geschwindigkeiten. Da werden große Entfernungen mit Schiffen und Shuttles innerhalb kürzester Zeit zurückgelegt. Mal davon abgesehen, das Shuttleschiffe eine begrenzte Reichweite haben, aber da wird mal schnell vom klingonischen Sektor aus nach Vulkan und zurück geflogen. Taylor fliegt in Folge 13 und 14 innerhalb einer Stunde nach Kronos und holt die Kanzlerin mit ihrem Bird of Prey zur Schlacht ab. Es gab noch weitere solcher Timing-Problematiken. Und die stören mich eben. Klar es ist Science Fiction, da ist viel möglich, aber kann man nicht wenigstens innerhalb der Serie konsistent bleiben? Michael Okuda hat eine Tabelle mit Warpgeschwindigkeiten entwickelt. Warum hält man sich nicht daran, wenn man sich doch angeblich so mit Star Trek verbunden fühlt.

Am unplausibelsten waren die beiden letzten Episoden. Sie wollen die DISCOVERY um 950 Jahre in die Zukunft schicken, um sie vor dem Zugriff von Control zu entziehen. Haben aber den von Control übernommenen Leland an Bord. Der wird von Georgiou mittels Magnetismus erledigt, das Netzwerk bricht zusammen, Control ist damit Geschichte. Bedeutet das aber letztlich nicht, dass die DISCOVERY gar nicht in die Zukunft hätte »fliegen« müssen? Und wenn dann nehmen sie Control mit in die Zukunft? Sie lösen das Problem nicht, sie verlagern es nur.

Überhaupt, der Zeitkristall! Hieß es nicht, dass er nur einen Zeitsprung durchhält? Warum kann Burnham dann fünf mal in die Vergangenheit reisen, um die Signale abzusetzen und hat anschließend noch genug Energie für den Sprung in die Zukunft?

Am Ende werden alle »geblitztdingst«, damit sich ja keiner an die DISCOVERY und Burnham erinnert. Aber warum wurde dann erst erklärt, dass das Schiff zerstört wurde? Was ist mit den Angehörigen der Crew, was ist mit den Abschiedsbriefen, die übrigens mitten in der Schlacht geschrieben wurden? … Nein, nicht nachdenken.

Es gibt auffällig viele weibliche Charaktere. Zu auffällig für meinen Geschmack. Man merkt deutlich, dass da die Genderproblematik das Casting dominiert. Mit der Auswirkung, dass die Männer in der Serie eher schwach wirken. Problematisch ist und bleibt die Protagonistin – Heulsuse – Michael Burnham. Sie wirkt wie der Charakter einer Fan-Fiction-Geschichte. Sie ist eine klassische Mary Sue, sie kann alles, sie weiß alles, sie ist die Retterin des Universums. Dabei heult sie gefühlt drei Mal pro Episode. Echt. Also ich mag ja emotionale Plots, aber das was ich bei Discovery geboten bekomme, ist selbst mir zu viel. Hätte ein Fan diese Geschichte geschrieben, man hätte auf ihn eingehackt. Wobei ich den Fanautoren unrecht tue, denn ich kenne ganz viele Fanromane die hundert mal besser sind, als das was Discovery zeigt.

Ich wünschte mir, die Verantwortlichen bei CBS bzw. Paramount würde das Geld statt in neue Serien lieber in die digitale Aufbereitung von Deep Space Nine stecken. Da war das wichtigste an einer Serie nicht der Look, sondern die Handlung. Das war kein Fast Food fürs Gehirn, da musste man noch mit- und nachdenken.

Jonas‘ Run

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»Flucht ins 23. Jahrhundert« gehört von klein auf zu meinen Lieblings-SF-Filmen. Es war der erste Science-Fiction-Film, den ich gesehen habe. Dieser Tage lief ein Streifen, der eine ganz ähnliche Geschichte erzählt. Ich kenne den Film von 2015 schon länger. Wir haben ihn im DVD-Regal stehen und ihn gestern Abend kurzerhand eingelegt. Der Film basiert auf dem Roman »The Giver« von Lois Lowry aus dem Jahr 1993. Also lange Zeit nach der Erstausstrahlung von »Flucht ins 23. Jahrhundert«. Vielleicht hat sich die Autorin damals von dem Film inspirieren lassen.

Es geht um den Jugendlichen Jonas, der in einer Gemeinschaft in einer weit entfernten Zukunft lebt. In der Siedlung auf einem Felsplateau gibt es keine Armut, keine Gewalt und kein Leid. Alles wird genauestens überwacht und es herrscht durch die Wetterkontrolle immer schönes Wetter. Jeder trägt die gleiche Kleidung, wohnt in den gleichen Häusern und bekommt einmal am Tag eine Zwangsinjektion verabreicht, die Gefühle und das Farbensehen unterdrückt.
Alles ist vorbestimmt, jeder ist gleich und es gibt keine Emotionen. Mit der Geschlechtsreife bekommt jeder seine Aufgabe anhand seiner Fähigkeiten zugeteilt. Kinder werden von Gebährerinnen geboren und anschließend von ausgewählten Paaren aufgezogen. Die Alten und die überzähligen Säuglinge werden nach einer Gedenkfeier »freigegeben«, was nichts anderes bedeutet, als das sie mittels Giftspritze hingerichtet werden. Doch ohne Emotionen, begreift keiner in der Gemeinschaft, was das bedeutet.
Als Jonas zum Nachfolger des Hüters der Erinnerungen bestimmt wird und bei dem alten Mann in die Lehre geht, verändert sich alles. Er erkennt die Wahrheit hinter dem System. Er fängt an seine Welt farbig zu sehen und lässt irgendwann die Injektionen weg. Er möchte seine Erfahrungen mit seinen Freunden teilen, doch die verstehen ihn nicht, weil ihnen die Wahrnehmung fehlt.
Der Vorsitzenden der Gemeinschaft gefällt das gar nicht und sie versucht Jonas‘ Aktivitäten Einhalt zu gebieten. Doch der hat zusammen mit dem Geber, dem ehemaligen Hüter, einen Plan ausgetüftelt, wie sie den Menschen die Emotionen und Erinnerungen wiedergeben können. Dazu flüchtet er aus der Gemeinschaft und macht sich auf den Weg, die Grenze der Erinnerungen zu überschreiten. 

Man könnte den Film bzw. die Romanvorlage als Sozialdystopie bezeichnen. Das Gesellschaftssystem der Gemeinschaft feiert zwar den Erfolg, dass es Armut und Gewalt abgeschafft hat, aber zu welchem Preis. Keine Individualität und keine Emotionen machen die Menschen zu Sklaven ihrer Selbst. Das System betrügt sich und die Menschen, da es sehr wohl den Tod gibt. Um die Überbevölkerung auf dem relativ kleinen Areal zu kontrollieren, werden Säuglinge und alte Menschen getötet. Nebst solchen, die sich eines Vergehens schuldig gemacht haben. Doch weil keiner weiß, was der Tod bedeutet, nimmt es jeder einzelne hin.

Der Roman ist in vielen Schulen in den USA Unterrichtsmittel. Jeff Bridges, der nicht nur die Rolle des Gebers spielt, sondern den Film auch produziert hat, brauchte 18 Jahre, um aus der Buchvorlage einen Film zu machen. Erst nachdem die Studios mit »Harry Potter« und »Die Tribute von Panem« erfolgreich Jugendbücher verfilmten, war der Weg für »The Giver« geebnet.

Bemerkenswert an dem Film ist, wie er mit Farben umgeht. Schwarz-Weiß-Szenen und farbige Aufnahmen wechseln einander ab. Sie zeigen wie Jonas nach und nach die Welt buchstäblich mit anderen Augen sieht. Zusammen mit großartigen Darstellern wie Meryl Streep und Jeff Bridges wird daraus ein sehenswerter Film nicht nur für jugendliches Publikum.

Fazit: Wer »Flucht ins 23. Jahrhundert« mochte, wird an dieser modernen Version ebenfalls seine Freude haben.

Yesterday – Eine alternative Realität

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Wie schafft man es einen Film über die Musik der Beatles zu drehen, ohne dass die Band im Film zu sehen ist? …

… ganz einfach, man macht einen Science-Fiction-Film daraus. Wie jetzt? Wird der eine oder andere fragen: die Beatles und Science Fiction? Ja, das geht. Ziemlich gut sogar.

Der Film »Yesterday« erzählt von einem erfolglosen Songschreiber, der mit den Songs der Beatles zum Megastar wird, in dem er vorgibt, die Lieder stammen von ihm.

Jack Malik ist ein junger Engländer mit indischen Wurzeln, der sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt. Er arbeitete als Musiklehrer bevor er sich als Songschreiber versuchte. Seine Jugendfreundin Ellie unterstützt ihn bei seinen Bemühungen. Da wird Jack von einem Bus angefahren, just in dem Moment, in dem es einen weltweiten Stromausfall gibt. Als er im Krankenhaus erwacht, ist er der einzige, der sich an die Beatles erinnert. Weil er fast alle ihre Songs im Kopf hat, wittert er seine Chance.
Aber nachdem sich bei Jack mit den Beatles-Songs der Erfolg einstellt und sogar Ed Sheeran auf ihn aufmerksam wird, verwandelt sich die Idee nach und nach in einen Fluch. Denn es scheint noch mehr Leute zu geben, die sich an die Band aus Liverpool erinnern können.

Der Kniff mit dem Stromausfall und der danach nur minimal veränderten Welt ist natürlich großartig. Erst so nach und nach kommt heraus, wen oder was es noch alles nicht gibt. Das führt in der Folge immer wieder zu kleinen Überraschungen. Der Science-Fiction-Fan kann trefflich spekulieren, was da wohl passiert ist. Dem Normalbürger ist es egal, er erfreut sich an der Beziehungskiste, die sich zwischen Jack und Ellie entwickelt. Es ist also für jeden etwas dabei.

Der Regisseur von »Slumdog Millionaire« und der Drehbuchautor von »Tatsächlich Liebe« machen aus der Komödie mit phantastischem Element ein richtiges Feelgood-Movie. Dazu die tolle Musik und die sympathischen unverbrauchten Darsteller …

»Yesterday« haben wir sicher nicht zum letzten Mal gesehen.

Wer mal reinschauen möchte, hier ist der Trailer.

Starke Hard-SF in Serie

Ich bin noch ganz geflasht. Wir haben uns das Staffelfinale der vierte Staffel von »The Expanse« angesehen. Wer behauptet, es gäbe keine genialen Science-Fiction-Serien mehr, der sollte bitte »The Expanse« ansehen. Hier machen Autoren und Produzenten alles richtig. In Sachen Dramaturgie können sich hier nicht nur die Produzenten von Star Trek einiges abschauen.

Die Episoden erzählen eine Staffel übergreifende Handlung, dennoch sind auch einzelnen abgeschlossene Handlungsbögen vorhanden, die nach drei oder vier Folgen enden. Die erzählerische Dichte ist sehr hoch und jede Figur erhält eine ausgeprägte Charakterisierung. In den inzwischen vier Staffeln ist dabei eine deutliche Entwicklung der Figuren zu beobachten. Besonders gelungen finde ich die Darstellung starker Frauen. Die fühlen sich nicht nach aufgesetzten Quotenfrauen an, sondern nach echten gleichberechtigten Charakteren.

Die Handlung wechselt zwischen mehreren Schauplätzen. In der letzten Staffel spielte sich das meiste auf einer der Ringwelten ab, die in der Staffel zuvor entdeckt worden waren. Aber auch die Politik der Erde und des Mars spielten wieder eine entscheidende Rolle, ebenso die Gürtler, die sich als dritter Machtfaktor zwischen Erde und Mars etablieren möchten. Das alles ist eine gelungene Mischung aus Abenteuer, Hard SF und Politik.

Auch die vierte Staffel endet mit einem Cliffhanger. Dafür findet die Handlung um das Proto-Molekül, das seit der ersten Staffel bestimmend war, vorerst ihr Ende. Weiter geht es mit den politischen Wirren um den Mars im Sonnensystem.

Die Serie basiert auf der neunteiligen Roman-Reihe von James Corey. Hinter dem Pseudonym stecken die Autoren Daniel James Abrahams und Ty Corey Franck. Die Romane sind in Deutschland bei Heyne erschienen. Ich habe mir die ersten sechs Bände unlängst gekauft, weil ich wissen will, wie sehr sich Roman und Serie voneinander unterscheiden. Und auch weil ich momentan nicht genug von der Crew der »Rosinante« bekommen kann. Die fünfte Staffel wird ja noch ein wenig auf sich warten lassen.

Also »The Expanse« läuft wie »Star Trek: Picard« bei Amazon Prime und die Romane gibt es im Buchhandel. Ich hab sie bei einem Buchhändler über die Plattform Booklooker gekauft, das kann ich nur empfehlen.

Ende gut, gar nichts gut

»Sie haben es tatsächlich verbockt.« Das sagte ich gestern morgen zu meinem Mann nach dem Aufwachen. Am Abend zuvor hatten wir uns das Finale von »Star Trek: Picard« angesehen. Nach der Folge war ich noch unschlüssig, sie hatte einige schöne Szenen, manches fand ich aber arg schwülstig. Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen hatte, fielen mir dann auch die vielen Logik-Löcher auf.

So vielversprechend die Serie begonnen hatte, die letzten beiden Folgen machten das alles zunichte. War die Handlung über die ersten Folgen gemächlich dahin geschlichen, fühlte sich das Finale hastig und überstürzt an. Ich hatte mitunter sogar das Gefühl, das gewisse Zusammenhänge fehlten. Kann es sein, dass die Serie ursprünglich auf zwölf Folgen ausgelegt war, sie dann aber auf zehn Folgen herunter gebrochen wurde? Zumindest blieben bei mir einige Fragezeichen, z. B.:

Wie kommt Commodore Oh auf das Romulanerschiff, ohne das die Sterneflotte das merkt? Was ist mit Narek und seiner Schwester, woran starben ihre Eltern und was macht Narek zum schwarzen Schaf der Familie? Was passiert eigentlich mit ihm, nachdem alles vorbei ist. Wieso wurden Soji und Dash losgeschickt, was sollten sie in der Föderation tun? Wofür hat man das Borgschiff gebraucht? Und wozu rekrutierte Picard Elnor? Warum das schwülstige Treffen zwischen Picard und Data? Warum haben Soong und Maddox den Androiden nicht längst wieder zum Leben erweckt? Offensichtlich war es ihnen möglich gewesen sein Bewusstsein wieder herzustellen. Und wieso stellt sich Dr. Jurati nicht den Behörden?

Das ist nur eine kleine Auswahl an Fragen, die sich mir gestellt haben. Mich beschleicht der Eindruck, dass die Autoren etwas ganz anderes geplant hatten, und das Studio oder die Produzenten gesagt haben: Leute, das ist zu kompliziert. Die letzten beiden Folgen tragen ganz eindeutig die Handschrift von Alex Kurtzman, der ja schon andere Star-Trek-Serien auf dem Gewissen hat.

Als jemandem der mehr als zwanzig Jahre Fan-Fiction zu Star Trek geschrieben hat, fallen spontan viele alternative Szenarien für das Ende ein, die logischer und vor allem weniger pathetisch gewesen wären.

1. Picards Tod hätte nicht sein müssen. Das iromodische Symptom, was als solches übrigens nie genannt wurde (aus Faulheit oder Absicht), hätte entweder gar nicht erwähnt, oder über die nächsten Staffeln hinaus mitgenommen werden können. So hätte man Picard am Ende der dritten Staffel einen würdigen Serientod sterben lassen können.

2. Oder nach Picards Tod hätte Q intervenieren und ihn ins Leben zurückschicken können. Die Lösung Picard in den Androidenkörper zu stecken, war nicht nur unglaublich vorhersehbar, sondern auch wenig geistreich. Es widerspricht dem moralischen Code der Föderation, das jedes Lebewesen selbst entscheiden kann. Das wird hier nicht mal ansatzweise diskutiert.

3. Der Borgkubus hätte als Auflösung gegen die fremde künstliche Intelligenz dienen können. Die Borg wären das Argument gewesen, das künstliche und natürliche Wesen gemeinsam existieren können. Hugh, sofern man ihm nicht umgebracht hätte, wäre der ideale Verhandlungspartner gewesen. Er hätte darlegen können, dass die XBs eine Stufe der Evolution zwischen künstlichen und natürlichen Leben sind und damit genauso wichtig und bedeutend wie jedes andere Leben auch. Ein Argument, was die künstliche Intelligenz davon abgebracht hätte, alles natürliche Leben zu vernichten. Die hätten außerdem nicht unbedingt als Weltraumwürmer auftauchen müssen. Wer bitte sollte sie daran hindern, es erneut zu versuchen? Sie wissen ja nun, wo sie suchen müssen?

4. Diese beiden megagroßen Flotten hätte es gar nicht gebraucht. Zwei oder drei Schiffe hätten ausgereicht. Es ist ja ohnehin nicht zur Schlacht gekommen. Außerdem, woher haben die Romulaner die vielen Schiffe, und warum ziehen sie sich einfach so zurück? Die Orchideen sahen toll aus, aber ich hätte es besser gefunden, wenn das eine einheimische Spezies des Planeten gewesen wäre, die die Androiden zu schützen versuchen.

5. A.I. Soong. Sein plötzlicher Sinneswandel und das Abschalten von  Sutra empfand ich als zu einfach und zu unglaubwürdig. Es wäre besser gewesen, wenn er sein Leben hätte opfern müssen, um sie aufzuhalten.

6. Data. Man hätte ihn in den Androidenkörper stecken, ihn künstlich altern und irgendwann sterben lassen können. So wie es mit Picard ja möglich ist. Das wollte aber wohl Brent Spiner nicht.

Alles in allem war mir in den beiden letzten Episoden zu viel Fantasy und zu wenig durchdachter Plot. Das ging von dem seltsamen Gerät, mit dem man mit Gedankenkraft Dinge reparieren kann, bis hin zum Kern um die künstliche Intelligenz, die das Leben auslöschen will. Diese Märchengeschichte die Narek am Lagerfeuer erzählt, passte überhaupt nicht zu Star Trek und den Romulanern. Sie ist auch nicht Kanonkonform.

Nach dem ich gelesen habe, das Michael Chabon die Serie als Autor verlässt, mache ich mir noch mehr Sorgen um die zweite Staffel. Sie hätten Naren Shankar als Autor und Produzent verpflichten sollen. Der hat viele gute Star Trek-Episoden geschrieben und macht bei »The Expanse« einen super Job.

Übrigens, hat noch jemand mitbekommen, dass Seven und Raffi was miteinander haben? Wann ist das denn passiert?

Zwei erstaunliche BioPics

Filmbiografien von Musik- und Filmstars scheinen momentan sehr gefragt. Spätestens nach »Bohemian Rhapsody« hat es mich auch gepackt. Weshalb wir in den vergangenen Wochen uns gleich zwei solcher sogenannten BioPics angesehen haben.

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»Rocketman« erzählt von Elton John. Der Film setzt am Tiefpunkt seiner Karriere ein. Im exzentrischen Kostüm hat sich der Künstler von der Bühne weg quasi selbst in eine Nervenheilanstalt eingewiesen und nimmt an einer Sitzung der anonymen Alkoholiker teil. Hier erzählt von seinem Leben und nach und nach fallen Teile seines Kostüms. Er entblättert sich den Mitpatienten und Zuschauern vom bunten Paradiesvogel zum gebrochenen Mann. Während es in seiner Erzählung genau umgekehrt läuft. Man sieht wie der musisch hochbegabe Junge von seinem Vater abgelehnt und von der Mutter vernachlässigt seinen Weg sucht, nur unterstützt von der Großmutter. Wie er sich mit einem talentierten jungen Textschreiber zusammentut, wie sie die ersten Songs an einen Produzenten verkaufen. Das erste Album, die erste Tournee und der erste Auftritt in den USA folgen. Ab hier beginnt alles nach und nach auseinanderzufallen. Immer mehr Konzerte, Alben, Geld und Auftritte folgen. Der Musiker wird von vielen Seiten ausgebeutet und in die Abhängigkeit von Alkohol und Drogen getrieben. Erst Ende der 80er zieht er die Reißleine und besinnt sich zurück auf den Jungen mit dem Gespür für Melodien.

Anders als bei der Biographie von Queen, enthält der Film auch aus den Szenen entspringende Gesangseinlagen und Massenszenen. Er erinnert in seiner Machart ein wenig an »La La Land«. Normalerweise mag ich eigentlich nicht, wenn die Darsteller plötzlich anfangen zu singen. Das erinnert mich zu sehr an einschlägige Disneyfilme. Hier passten die Einlagen einigermaßen und dominierten die Handlung nicht zu sehr. Wer die Musik von Elton John mag und schon immer mal mehr über die Karriere des Künstlers wissen wollte, dem kann ich den Film durchaus empfehlen. Ich warne aber, der Titelsong spukte mir als Ohrwurm mehrere Tage lang im Kopf herum.

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Als »Dick & Doof« kennt man Stan Laurel und Oliver Hardy in Deutschland. Keine Ahnung wer ursprünglich auf diese Titel gekommen ist, aber eigentlich nannten sich die Slapstick-Komiker »Laurel und Hardy«. Das sie ihre eigenen Namen benutzten, hatte einen besonderen Grund, der in den Extras erklärt wird. Die Studios hatten die Rechte an den Namen der Charaktere, die ein Komiker spielte. Wenn der Vertrag auslief, oder der Komiker kündigte, durfte er den Namen nicht mehr verwenden. Damit Laurel und Hardy dies nicht passierte, benutzten sie ihre eigenen Namen, die konnte ihnen niemand streitig machen. Die filmische Biographie wiederum trägt den Titel »Stan & Ollie«.

Der Film beginnt auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Stan versucht Ollie klarzumachen, das sie für ihren Erfolg viel zu wenig verdienten. Sie sollten entweder mit dem Produzenten um mehr Geld verhandeln oder ihre eigenen Filme drehen. Ollie als der zurückhaltendere der beiden versucht jedem Streit aus dem Weg zu gehen, aber Stan legt sich mit dem Studio an. Das Ende vom Lied, er fliegt raus und wird für einen Film von einem anderen Schauspieler ersetzt. Sein Filmprojekt scheitert ebenfalls weil Ollie zögert.
16 Jahre später gehen die gealterten Stars in England nochmals gemeinsam auf eine Tournee. Zum einen, um etwas Geld zu verdienen, das ihre Frauen mit beiden Händen wieder ausgeben können und zum anderen um an einem Drehbuch zu einem Robin-Hood-Film zu arbeiten. Doch Ollies Gesundheit und eine Absage des Geldgebers, bringen sowohl Tournee als auch die Filmpläne ins Wanken. Dann bricht zwischen den beiden auch noch der alte Konflikt auf.

Gesundheit und Wohl von Schauspielern hatte damals weder in Hollywood noch außerhalb der Staaten einen besonders großen Stellenwert. Hat es vermutlich heute auch nicht, wenn man sieht, wie manche Schauspieler sich für ihre Rollen verbiegen müssen. Das schöne an dem Film ist die Chemie zwischen dem Komikerduo. Die beiden sind wie in einer Symbiose miteinander verbunden. Sie spielen ihre Gags auch im normalen Leben spielen. Lassen sich von den Gegebenheiten nicht aus der Ruhe bringen und ordnen alles dem Humor und dem Lachen der Menschen unter. Die Darsteller Steve Coogan und John C. Reilly füllen dabei ihre Rollen so perfekt aus, dass sie kaum vom Original zu unterscheiden sind. Allein diese großartig gespielte Freundschaft ist es wert, den Film gesehen zu haben.

Bei den Extras auf der BluRay findet sich der Original-Sketch mit dem Klaviertransport, auf den im Film Bezug genommen wird. Es ist unglaublich, das dies »olle Kammelle« tatsächlich noch funktioniert. Ich habe ein paar Mal herzhaft lachen müssen. Manches ist eben wirklich zeitlos.

Das was wir zurückließen

Seit mehr als einem halben Jahr ist die Dokumentation über »Star Trek: Deep Space Nine« bereits fertig. Ich berichtete hier über das Crowdfunding. In den USA gibt es den Film auch auf Blu-Ray und DVD zu kaufen. In Deutschland lief er zwar einen Tag lang in einigen wenigen Kinos, aber kaufen kann man den Film bisher nicht. Beim großen Onlinehändler mit dem A ist nur der Soundtrack erhältlich. Selbst in Großbritannien gibt es die Dokumentation nicht. Schade, vor allem deshalb, weil ich weiß, dass viele Trekkies auf diesen Film warten.

Durch Zufall entdeckte ich ihn am Wochenende bei iTunes. Ich war mir nicht sicher. Konnte man ihn tatsächlich in Deutschland ansehen oder würde er sich nicht abspielen lassen? Überrascht stellten wir fest, das man den Film tatsächlich in Deutschland kaufen oder leihen kann, sogar mit deutschen Untertiteln. Wir griffen zu. So saßen wir gestern Abend auf der Couch vor unserem neuen iMac (die 27 Zoll sind allein dafür ihr Geld wert gewesen) und warfen einen Blick in die Vergangenheit von »Deep Space Nine«.

Schon bei den ersten Szenen bekam ich Gänsehaut. Andrew Robinson (Garrak) spricht das Intro. Anschließend singt Max Grodenchik (Rom) einen Song darüber, wie sehr er die Station und Quarks Bar vermisst. Wow!

Was folgt, ist mehr als nur eine Aneinanderreihung von Interviews. Es ist viel mehr. Produzent Ira Steven Behr (der Mann auf dem Titel) hat alle Personen, die je an »Deep Space Nine« mitgearbeitet haben, zusammengetrommelt. Die Autoren haben sich zum Beispiel einen Tag lang getroffen, um sich die Handlung einer Folge einer fiktiven 8. Staffel auszudenken. Und zwar eine Episode, die zwanzig Jahre nach der letzten Folge spielt. Diese kurzen, als Storyboard gezeichneten, Szenen ziehen sich durch den ganzen Film.

Dazwischen gibt es immer wieder kurze Ausschnitte, die extra für die Dokumentation digitalisiert und remastert wurden. Leider liegt die Serie nur im SD-Format vor. Bisher hat Paramount bzw. CBS keine Anstrengungen unternommen, sie digital restauriert auf Blu-Ray herauszubringen. Schade eigentlich, denn die Schlacht, um die Station aus der 6. Staffel sah in HD sensationell gut aus.

Jeder der Schauspieler kommt zu Wort und auch Fans wurden für die Dokumentation befragt. Es wurden Hintergrundinfos ausgeplaudert, über lustige Begebenheiten gelacht und vom Arbeitsalltag am Set erzählt. 16-Stunden-Tage waren die Regel. Wow!

Besonders schön fand ich, wie sehr sich die Schauspieler und die Mitarbeiter in den sieben Jahren zusammengerauft haben. Selbst die unzähligen Gastdarsteller sind wie eine große Familie und das selbst nach fast dreißig Jahren. Gewürdigt wurden diejenigen, die inzwischen gestorben sind. Nur René Auberjonois (Odo) und Aron Eisenberg (Nog) bleiben unerwähnt, da sie erst nach Fertigstellung der Dokumentation verstarben. Dafür darf man ihnen ein letztes Mal zusehen und zuhören, was mich tief berührt hat.

Am Ende treten Max Grodenchik, Casey Biggs (Damar), Jeffrey Combs (Weyoun/Brunt) und Armin Shimerman (Quark) als »Rat Pack« auf. Sie singen ganz im Stil von Frank Sinatra »What we left behind«. Schön gemacht.

Ich weiß jetzt wieder, warum ich gerade diese Star Trek-Serie so sehr liebe. Während die Crews der anderen Serien zur Erforschung in die Weiten des Weltraums aufbrechen, erforscht DS9 das Innere der menschlichen Existenz. Die Serie nahm bereits in den 90er Jahren das vorweg, was heute Standard ist. Gebrochene Heldenfiguren und einen Staffelübergreifenden Handlungsbogen. Sie zeigt wie keine Star Trek-Serie davor oder danach, dass das Leben eben nicht nur aus schwarz und weiß besteht. Danke dafür und Danke an alle Fans, die diese Dokumentation mit ihren Spenden möglich gemacht haben.

Negativ fiel nur die deutsche Übersetzung auf. Derjenige, der die Untertitel verfasst hat, kannte sich weder mit Englisch und schon gar nicht mit Star Trek aus. Er machte aus TNG grundsätzlich DNG und der Ausdruck »at the end of the line« bedeutet in diesem Fall nicht »Endstation«. Das hat mit Schreiben zu tun und nicht mit Zügen. Unglaublich!