Online mit der Bahn

Nachdem ich seit Dezember nur noch eingeschränkt nach Thüringen reisen kann – der neuen ICE-Trasse sei Dank – lohnt sich für mich auch das Flexticket nicht mehr. Wobei das mit der Flexibilität ohnehin nur noch eine Farce ist. Ich kann zwar alle möglichen Züge benutzen, aber nur an einem Tag und nur auf dieser Strecke. Früher galt das Flexticket zwei Tage für die Hinreise und einen Monat für die Rückreise. Weil ich ja nun auf die wenigen zeitlich günstigen Verbindungen festgelegt bin, kann ich auch ein Sparticket nutzen. Das hat mir bei meiner letzten Reise 29 Euro gespart. Das Einsparpotential wäre noch größer gewesen, wenn ich nicht erst einen Tag vor Abreise gebucht hätte. Beim nächsten Mal denke ich dran. So zahle ich noch weniger. Das hat die Deutsche Bahn nun davon.

Da ich inzwischen auch ein Smartphone besitze, habe ich zum ersten Mal das mit dem Handy-Ticket ausprobiert. Es funktioniert prima und ich muss zusätzlich nicht noch Ausweis oder BahnCard hervorkramen. Auch das werde ich beim nächsten Mal wieder so machen.

Was die Pünktlichkeit angeht, funktionierte es auf der Hinfahrt richtig gut. Kunststück, ich war auch fast ausschließlich mit Regionalzügen unterwegs. Auf der Rückfahrt hatte wiedermal der EC zwanzig Minuten Verspätung. Aber das bin ich gewohnt, ich wüsste nicht, wann der Zug in letzter Zeit mal pünktlich gewesen wäre (zumindest wenn ich damit gefahren bin).

Zwölf Euro für zwei Minuten

Die Ticketpreise der Deutschen Bahn wurden in den vergangenen Jahren immer undurchschaubarer. Die Buchung eines Tickets am Automaten oder im Internet setzt inzwischen einiges an Wissen über die Örtlichkeiten an den Bahnhöfen voraus. Am besten man hat auch die Fahrpläne aller Unterwegsbahnhöfe im Kopf, damit man sich die gewünschte Verbindung zusammenbasteln kann.

Aktuell durften wir das auf der Fahrt nach Thüringen erleben. Die Umsteigezeit in München war mehr als knapp bemessen. Mit uns stieg ein älteres Ehepaar um, deren Kinder die Fahrkarte gekauft hatten. Ohne zu wissen, dass in München der Weg von Gleis 7 auf Gleis 18 mehr als ein Kilometer betragen kann. Je nachdem in welchem Wagon man sich befindet und wo man hin muss. Selbst wir schafften die Strecke in 8 Minuten nur im Dauerlauf. Ich war danach erstmal fix und fertig. Mir ist unverständlich, wie das Ticket-System so eine Verbindung überhaupt anzeigen kann. Denke aber, es liegt daran, dass seit gut einem Jahr in München keine Gleisangaben mehr auf den Tickets angezeigt werden und das System davon ausgeht, beide Züge kommen in der Halle an. Das ist aber in manchen Fällen nicht so.

Was mich aber noch mehr auf die Palme bringt: es ist unheimlich schwierig geworden, eine Fahrkarte von und nach Saalfeld zu buchen und zwar eine, die nicht über Erfurt führt. Die Anbindung von Saalfeld an die neue ICE-Trasse ist ziemlich bescheiden gemacht. Wenn man das Häkchen bei »Schnelle Verbindungen bevorzugen« setzt, bekommt man fast nur Verbindungen über Erfurt angezeigt. Man soll also erst 50 Kilometer in Richtung Norden mit einer privaten Regionalbahn nach Erfurt fahren, um dann mit der neuen »Vogelfluglinie« nach Nürnberg zu kommen. Obwohl man sich einfach in den Regionalexpress setzen könnte, um nach Bamberg zu fahren und dort einzusteigen. Leider sind RE und ICE nicht aufeinander abgestimmt, so dass man in Bamberg lange warten muss, bis ein ICE kommt.

Der Umweg über Erfurt wäre zu verschmerzen, wenn die Fahrkarte nicht so viel mehr kosten würde. Im unten stehenden Beispiel sind es ganze 12 Euro. Man beachte die Fahrzeit von zwei Minuten Unterschied. Die zwei Minuten, die man über Erfurt schneller ist, kosten stolze 12 Euro (mit BahnCard 50 wohlgemerkt). Wow!

Na ja, irgendwie muss die DB die 11 Milliarden Euro, die das Projekt gekostet hat, schließlich wieder reinbekommen.

Der letzte Zug

Der Zug ist abgefahren … im wahrsten Sinn des Wortes. Für die Region Ostthüringen wird es ab morgen düster aussehen, denn sie wurde vom Fernbahnnetz der Deutschen Bahn abgekoppelt – zugunsten der Landeshauptstadt Erfurt und dem Ego einiger Politiker. Sie sonnen sich nun im Glanz eines Milliardenprojekts, bei dem die Umwelt und viele Menschen in Thüringen zu den Verlieren gehören.

In einer schönen Chronik hat Werner Drescher die Geschichte der Saalebahn zwischen Jena und Saalfeld aufgezeichnet (die OTZ berichtet). Diese Chronik reicht 117 Jahre in die Vergangenheit. So lange fahren nämlich schon Züge von Berlin nach München durch das Saaletal. In den dreißiger Jahren sogar mit einer rekordverdächtigen Durchschnittsgeschwindigkeit von 95 km/h. Ab 1941 sogar zweigleisig und elektrifiziert. Bis die Sowjetunion nach dem zweiten Weltkrieg das zweite Gleis und die Elektrifizierung als Reparationsleistungen wieder abbauen ließ. Die DDR hatte in 40 Jahren nicht die Möglichkeiten die Lücke zwischen Camburg und Probstzella wieder zu schließen und so rollten sowohl die Interzonenzüge mit westdeutschen Reisenden, als auch die Regionalzüge der Deutschen Reichsbahn mittels Dieselloks durch die Gegend. Bis nach der Wende die Strecke bis 1995 ausgebaut und elektrifiziert wurde und die ersten Inter-Regios zwischen Leipzig und München hier entlangfuhren.

Bereits zu diesem Zeitpunkt war die Hochgeschwindigkeitsstrecke durch den Thüringer Wald und nach Erfurt beschlossene Sache und die Bahn versprach den Städten entlang der Saalebahn, dass sie eine Verbindung ans Fernstreckenetz behalten würden. Im Jahr 2000 fuhren dann die ersten Intercitys auf der Strecke zwischen Jena und Saalfeld nach München. Die Bahnhöfe wurden extra mit viel Geld dazu ausgebaut. Die Haltestelle Jena-Paradies bekam nach jahrelangem Provisorium endlich einen echten Bahnsteig und keinen Bretterbehelf mehr. Ab 2006 fuhren sogar ICEs mit Neigetechnik. Die Fahrzeit verkürzte sich auf zwei Stunden und fünfzig Minuten von Saalfeld nach München. Doch schon da wurden Stimmen laut, dass ab 2018 keine Fernzüge mehr auf dieser Strecken fahren, sondern diese über Erfurt und die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke geleitet würden. Die Politiker in den Städten und Landkreisen interessierte das nicht, weil bis dahin ihre Legislaturperioden längst vorbei wäre. Sie schoben den Schwarzen Peter ihren Nachfolgern zu.

Ab 2011 wurde die Verbindung zwischen München und Saalfeld wieder schlechter. Die ICEs, die in Saalfeld hielten und die sonst über die Schnellstrecke Ingolstadt fuhren, fahren nun über Augsburg. Das bedeutete für mich entweder in Nürnberg umsteigen oder eine fünfzig Minuten längere Fahrzeit in Kauf zu nehmen. Noch schlimmer war es 2016 als die Strecke für ganze neun Monate voll gesperrt wurde und man nur mittels Schienenersatzverkehr in Bussen vorankam. Es schien als wollte die Deutsche Bahn das sich die Anwohner und Fahrgäste schon mal an die Zuglose Zeit gewöhnen sollen.

Nicht nur die Städte in Thüringen leiden, auch Lichtenfels in Bayern ist vom Ausschluss betroffen. Hier treffen sich Strecken aus ganz Oberfranken. Leidtragende sind auch die Menschen in beiden Ländern, die direkt an der neuen Strecke wohnen, welche den Thüringer Wald wie ein Messer durchschneidet. Auch sie haben den versprochenen Bahnhof bei Ilmenau nicht bekommen. Sondern müssen jahrelangen Baulärm und nun das Rauschen der ICEs ertragen, die durch das 11 Milliarden teuere Tunnel- und Brückensystem rollen. Nur 20 Prozent der Summe hätte der Ausbau der Saalebahn gekostet und es wären mehr Menschen bei weniger Umweltzerstörung angeschlossen worden. Es ist kaum vorstellbar, wie man ein solches Projekt durchsetzen konnte, das nur Wenigen nutzt, dafür aber Vielen schadet. Da war der Politik das Wohl Weniger wieder mal wichtiger als das Wohl Vieler.

Heute Abend nun fährt der letzte Zug. Die Stadt Saalfeld und ihre Einwohner haben sich dazu entschlossen mit einer Veranstaltung am Bahnhof gegen die Entscheidung der Deutschen Bahn zu protestieren. Es ist ein spätes Aufbäumen einer Region, die schon viel früher etwas hätte unternehmen müssen.

Von Baustellen und schlingernden Zügen

Mein Karma war an den letzten beiden Tagen wohl nicht das Beste. Ich war mal wieder mit der Bahn unterwegs und es lief alles andere als glatt.

Das begann schon damit, dass ich in Traunstein meinen Zug um zwei Minuten verpasste. Warum muss der auch ausgerechnet an diesem Tag pünktlich abfahren? Weil auf der Strecke gebaut wird, ging an diesem Tag auch nur alle zwei Stunden ein Zug. Somit verbrachte ich die Wartezeit in einem Café und laß den NEO 160.

Als der nächste Zug dann kam, hatte er selbstverständlich Verspätung. Unterwegs standen wir dann auch noch an der Baustelle und ich hatte in München ganze vier Minuten zum Umsteigen. Das hieß: einmal sportlich durch die Haupthalle des Münchner Bahnhofs gerannt. Das ist dann immer so wie bei einem Jump’n Run Spiel: Rennen, links Ausweichen, Springen, weiterlaufen, Springen, rechts ausweichen, sich zwischen zwei Reisenden hindurchquetschen und dann atemlos in den Zug hüpfen. Ich hasse es! Vor allem wenn der Zug dann wegen einer Störung nicht losfahren kann, und man sich völlig umsonst verausgabt hat.

Am Fahrtziel hatte der Zug gestern Abend dann glatt zwanzig Minuten Verspätung. Immerhin musste ich zwischendrin nicht umsteigen und konnte mit meiner komplizierten Fahrkarte noch die Zugbegleiterin verblüffen. Die machte nämlich große Augen, als sie meinen Fahrschein sah und fragte mich ernsthaft, wie so was geht. Also wenn die das nicht wissen, woher soll es dann der Bahnkunde wissen …?

Heute Morgen fuhr der Zug fast schon überpünklich ab. Und ich wunderte mich schon. Kurze Zeit später, dann die Durchsage: »Wegen einer Triebfahrzeugstörung müssen wir einen kleinen Umweg fahren. Die Verspätung beim nächsten Halt wird voraussichtlich zehn Minuten betragen.« Wahnsinn! Das hatte ich auch noch nie.

Ich mach’s kurz, wir fuhren in einen Bahnhof auf einer Nebenstrecke, bekamen eine neue Lok und setzten die Fahrt in entgegengesetzter Fahrtrichtung fort. Das Ganze hat tatsächlich nicht mehr als zehn Minuten gedauert. Ich war nachhaltig beeindruckt. Das habe ich schon anders erlebt.

In Halle hatte ich dann das Vergnügen zum ersten Mal in einen dieser Doppelstock IC’s zu steigen. Aus weißer Voraussicht setzte ich mich lieber unten rein. Das war auch gut so. Das Ding schwankt schlimmer als ein Fischkutter auf Hoher See. Echt! Wenn man geht oder steht, wird man nach rechts und links geschubst. Da wird ein Toilettenbesuch zum Balanceakt. Ich möchte nicht wissen, wie das oben schlingert. Zumindest war der Zug pünktlich in Braunschweig. Ich bekam meinen Anschlusszug und bin heil in Wolfenbüttel angekommen.

Jetzt freue ich mich auf ein aufregendes Wochenende.

Fahrkartenakrobatik online

Puh! Ich habe jetzt hintereinander drei Fahrkarten gekauft. Online, über das Internetportal der deutschen Bahn und dabei habe ich das System ganz schön beansprucht.

Ich habe nämlich meine Tickets fürs kommende Wochenende gekauft. Eine der Fahrkarten soll über zwei Tage gültig sein. Früher, als es das Flexticket noch nicht gab, war das kein Problem. Da war der normale Fahrschein bei der Hinfahrt an zwei Tagen gültig und auf der Rückfahrt vier Wochen. Heute muss man schon tricksen, damit man das hinbekommt. Mittels »Aufenthalt» an »Zwischenhalten« kann man das erzwingen. Es bedarf ein bisschen Rechnerei, damit man die gewünschte Verbindung auch angezeigt bekommt, aber prinzipiell ist es möglich.

Warum so kompliziert? Nun ja, ich habe von der Verwandtschaft Toffifee-Schachteln mit Bahn-eCoupons bekommen. Mit einem Wert von immerhin 15 Euro. Der gilt aber erst ab einem Fahrkartenpreis von 49 Euro. Das heißt Hin- und Rückfahrt getrennt buchen und weil ich die Hinfahrt nicht ohne Stress an einem Tag schaffen würde (und auch weil die Fahrkarte nur 47 Euro kostet), mache ich einen kleinen Zwischenhalt daheim in Thüringen.

Wo wir bei der dritten Fahrkarte wären, die ich für mich und meinen Mann für Silvester gebucht habe. Da kam ich zum ersten Mal in den Genuss der Preise auf der neuen ICE-Trasse München-Berlin. Obwohl wir da gar nicht lang fahren. (Ich fahre doch nicht 100 km extra durch die Gegend und steige 5 mal um.) Die Preise sind für beide Strecken gleich, damit ja niemand auf die Idee kommt, nicht über die Neubaustrecke zu fahren. Wir zahlen 40 Euro mehr als im vergangenen Jahr und sind noch mal eine Stunde länger unterwegs. Wahnsinn! Wenn es nicht wegen der unsicheren Wetterlage wäre oder wegen des Staus an den Feiertagen, hätten wir das Auto genommen.

Wie ich schon seit Jahren prophezeie. Wir werden in Zukunft in unserer Mobilität eingeschränkter sein. Alles wird nicht nur teuerer – Flüge, Bahnfahrten, bald werden auch die Busunternehmen nachziehen – die Reisen werden auch immer länger dauern. Und komm mir ja nicht wieder jemand damit, dass man mit dem Auto schneller ist. Wenn ich mir den Verkehr der letzten beiden Jahre so ansehe, steuern wir auf ein Verkehrschaos zu. Und zwar schneller als uns lieb ist. Eben weil noch mehr Leute aufs Auto umsteigen, sei es wegen der überhöhten Preise oder des unattraktiven Angebotes. Zwar werden wir nicht ins Zeitalter von Pferd und Kutsche zurückfallen, aber die Zeiten grenzenloser Mobilität sind vorbei.

Die letzte Bahn

Wenn ich dieser Tage mit dem Zug nach Thüringen fahre, dann mit viel Wehmut im Bauch. Ich kann an einer Hand abzählen, wie oft ich noch mit dem ICE von München bis Saalfeld reisen kann. Ab dem 10. Dezember ist Schluss, dann bleiben mir und den anderen Pendlern aus Saalfeld, Jena und Gera nur noch die Regionalbahnen. Es ist eine Tragödie, da wird die Lebensader einer ganzen Region abgeschnitten zugunsten einer einzigen Stadt in Thüringen nämlich der Landeshauptstadt Erfurt.

Die teure neue Strecke von Berlin nach München verspricht Fahrtzeiten von 4 Stunden, sofern man den Sprinter benutzt, der unterwegs nur in Halle, Erfurt und Nürnberg hält. Doch wie viele Menschen werden das Angebot für 150 Euro wirklich nutzen? Werden die Geschäftsleute nicht doch lieber weiterhin den Flieger nehmen und die Studenten den Flixbus für 29 Euro? Man weiß es nicht. Die Auslastung der Thüringer-Wald-Autobahn, die im gleichen Zuge gebaut wurde, hat bisher auch nicht das Ziel erreicht, was sich die Planer einst erhofften. Es wird wohl noch sehr sehr lange dauern, bis sie das Geld eingespielt hat, was sie gekostet hat. Damit das auf der Bahnstrecke nicht auch passiert, hat man das Verkehrsangebot auf der Saalebahn stark ausgedünnt. Nur ein einziger IC am Tag soll von Jena nach München fahren. Ein IC, der nur dann in der Fahrplansuche auftaucht, wenn man die Häkchen bei »schnelle Verbindung bevorzugen« sowie bei »Regionalbahn« und »ICE« ausschaltet. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Die Jenaer und Saalfelder sollen eben erst nach Erfurt fahren, um dann mit dem ICE nach München zu kommen. Dass das natürlich mehr kostet, ist klar, schließlich muss man als Saalfelder erst fünfzig Kilometer Richtung Norden fahren. Dabei geht es der Bahn doch nur darum, dass die Strecke die ausgegebenen Euros wieder einspielt.

Die meisten Menschen in Thüringen werden nicht von der Schnellstrecke profitieren. Im Gegenteil, sie werden sich Alternativen suchen oder gleich mit dem Auto fahren. Die Firmen am Universitätsstandort Jena werden über kurz oder lang ihren Sitz nach Erfurt verlegen, »weil man ja nicht mehr so einfach hinkommt«. Die Städte an der Saale, die in den Jahrzehnten nach der Wende mühsam ihre Infrastruktur aufgebaut haben, gehören zu den Verlieren des riesigen Komplotts, das schon Anfang der Neunziger geschmiedet wurde. Initiator Bernhard Vogel, Thüringens erster Ministerpräsident, wollte sich mit Hilfe seines Freundes Helmut Kohl ein Denkmal setzen. Er stellte die Weichen für dieses Milliardenschwere Prestigeprojekt, größer, schwieriger und teurer als alles was es zuvor gegeben hat. 10 Milliarden Euro hat das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 8 verschlungen und da sind die Umbauten der Bahnhöfe Halle und Erfurt nicht mit eingerechnet. Mit dem Geld hätte man die Saalebahn wahrscheinlich mehrfach ausbauen können. Vielleicht hätte man sogar die Weichen an der Strecke vergolden können.

Nach 26 Jahren ist sie nun fertig und es rollen bereits die ersten Züge. Auf der Strecke geblieben sind das dichtbesiedelte Ostthüringen und die Natur im Thüringer Wald. Selbst eine riesige Tropfsteinhöhle wurde dem Bau geopfert, für eine Fahrtzeitverkürzung von maximal zwei Stunden.

Die einzig wirklichen Gewinner sind die Baufirmen, die dieses gigantische Mahnmal, das boshaft auch »die längste U-Bahn Deutschlands« (wegen der 22 Tunnel) genannt wird, aus dem Boden gestampft haben. Der Steuerzahler muss blechen, für ein Projekt das keiner logischen und ökologischen Prüfung standhält. Das aber dennoch verwirklicht wurde, über die Bedürfnisse der Vielen hinweg.

Wer mehr zu dem Irrsinn lesen möchte, dem empfehle ich den Artikel in der Welt.

Fauler letzter Urlaubstag

Am Donnerstag brachten wir den Mietwagen zurück und spazierten quer durch Playa Blanca zurück ins Hotel. Es war brütend heiß, mehr als dreißig Grad und die Sonne ballerte nur so vom Himmel. Das machte den Abschied einerseits leichter, weil es daheim nicht so heiß sein würde, andererseits aber auch schwerer, weil in Deutschland für die nächsten Tage ziemlich mieses Wetter angesagt war.

Wir erledigten noch schnell die letzten Einkäufe und zogen uns dann auf den Hotelbalkon zurück. Ich nutzte später die Gelegenheit, um ein paar Runden im Pool zu schwimmen. Ansonsten verbrachten wir den Tag mit Erholen, Kofferpacken und gutem Essen.

Der Abreisemorgen begann früh, weil wir schon um 7:40 Uhr abgeholt wurden. Der Flieger sollte zwar erst um 11 Uhr gehen, aber die Reiseunternehmen gehen auf Nummer sicher. Deshalb schwitzten wir am Flughafen nochmal zwei Stunden sinnlos vor uns hin und dann noch mal eine halbe Stunde im Flieger, weil die Flugsicherung keine Starterlaubnis gab. Dafür durften wir in der ersten Reihe sitzen. Da saß ich noch nie. Man hat zwar mehr Beinfreiheit, aber weil die Tische in den Armlehnen verstaut sind, kann man diese nicht hochklappen und fühlt sich etwas eingeengt. Sehr zum Leidwesen eines etwas beleibten Herrn, der in meiner Reihe saß und extra den Platz gebucht hatte und nun im Sitz eingeklemmt ausharren musste. Ich fand den Platz auch nicht so prickelnd, zumal ich schreiben wollte, und der versenkbare Klapptisch ziemlich unhandlich war. Dennoch schaffte ich es in drei Stunden meine Schreibaufgabe für Wolfenbüttel zu erledigen.

In München angekommen, fuhren wir zum Ostbahnhof und gingen gleich zum Trekdinner ins Restaurant-Bar-Portugal, wo wir uns völlig ausgehungert über das leckere portugiesische Essen her machten. Die Runde war für ein Halloween-Trekdinner klein und übersichtlich. Aber es waren Leute da, die ich schon ewig nicht mehr gesehen hatte. Das war sehr schön. Nur waren wir so müde, dass wir uns halb acht schon wieder verabschiedeten. Schließlich stand uns bis nach Hause noch mehr als eine Stunde Zugfahrt bevor. Dafür hatten wir am Bahnsteig dann die Qual der Wahl. Wegen diverser Verspätungen bei der Deutschen Bahn fuhren gleich drei IC/EC-Züge hintereinander. Wir entschieden uns für den, der nicht so voll war.

Mein Fazit als ich später in die Kissen sank: auch wenn der Urlaub noch so toll war, im eigenen Bett schläft es sich doch am besten.

So! Und jetzt gehts wieder an die Arbeit für die SOL.

Positives von der Deutschen Bahn

Am Wochenende war ich mal wieder mit der Bahn unterwegs und dieses Mal kann ich das Unternehmen nur loben. Nicht nur, das meine Verbindungen allesamt gut geklappt haben, keine Verspätung, keine ausgefallenen Züge oder sonstige Katastrophen. Und das, obwohl die Züge brechend voll waren (Ferienende in Bayern und Baden-Württemberg). Nein, auch der Mobilitätsservice, den ich für meine Eltern am Münchner Bahnhof gebucht habe, hat super funktioniert.

Vor Wochen hatte ich mir am Info-Point in München eine Karte von der Mobilitätsservice-Zentrale geben lassen. Ich rief dort an, um für meine Eltern eine Umstiegshilfe zu arrangieren. Denn der Weg vom Bahnsteig, auf dem der ICE einfährt, bis raus zum Holzkirchner Bahnhof ist in München ziemlich weit. Da hat man schon als jüngerer Mensch Probleme es innerhalb der Umsteigezeit zu schaffen. Wenn man achtzig und nicht mehr gut zu Fuß ist, dann ist das eine Tortur. Die Dame von der Bahn war am Telefon ausgesprochen nett. Wir suchten die Verbindung raus, die meine Eltern fahren würden und vereinbarten einen Bringservice von Zug zu Zug.

Wie gut das funktionierte, hat mich selbst überrascht. Wird stiegen aus und die beiden jungen Damen im E-Mobil standen schon am Bahnsteig bereit. Sie fragten nach dem Namen und meine Eltern stiegen ein. Ich verstaute noch das Gepäck, dann fuhren sie schon los, während ich die Strecke zu Fuß bewältigte. Unterwegs hatten sie allerdings ein paar Mal mit unfreundlichen Reisenden zu tun, die vor dem E-Mobil herliefen und trotz mündlicher Aufforderungen nicht zur Seite gingen. Hupen ist den Fahrern dieser E-Mobile verboten. Na, ja es könnte sich ja einer der Fahrgäste erschrecken und vom Bahnsteig ins Gleis fallen.

Ich bin gespannt, ob das auf der Rückfahrt genauso problemlos funktioniert. So Servicefreundlich mag ich die Deutsche Bahn.

Verspätungsalarm

Gebucht und nicht gefunden!

Seit einer Weile nutze ich den Verspätungsalarm der Deutschen Bahn. Immer dann, wenn ich ein Online-Ticket gekauft habe.

Bei einer meiner letzten Bahnfahrten erhielt ich vor der Abfahrt nebenstehende Meldung. Die mich mehr amüsierte, als beunruhigte. Gut, ich hatte zuvor nachgesehen und wusste, dass es eine Streckensperrung gibt. Obwohl mich die Sperrung eigentlich nicht tangierte, wirbelte sie den Fahrplan anscheinend so durcheinander, dass die »Positronik« der Bahn meinte, es gäbe keine Fahrt. Gab es aber, woran man erkennen kann, dass das System noch nicht ausgereift ist.

Witzig, in den letzten Tagen erreichten mich die Verspätungsmeldungen für meine verspäteten Züge erst nach der Ankunft. Was auch alles andere als perfekt ist. Aber immerhin, man versucht es zumindest. Vielleicht klappt es irgendwann auch einmal.

Bis dahin heißt es: lieber selber nachgucken!

Ersatz für den Schienenersatzverkehr

Es war mal wieder eine dieser chaotischen Bahnreisen, bei denen man glaubt, ans Ende der Welt zu unterwegs zu sein. Fahrten bei denen man am Ende über jeden Meter froh ist, den man nicht laufend zurücklegen darf.

Dabei hätte ich es schon ahnen müssen. Als ich am Donnerstag am Bahnhof mein Ticket kaufen wollte, verhöhnte mich der Automat mit der Meldung, dass für die gewählte Strecke keine Verbindung gefunden werden konnte. Ich solle den Zeitpunkt ändern oder ein neues Ziel auswählen. Ich war hinreichend irritiert, denn diese Meldung war mir noch nie untergekommen. Irgendeine Verbindung war mir immer angeboten wurden. Ich spielte noch eine Weile vergeblich herum und fuhr dann nach Hause. Auch eine Art seine Kunden zu zwingen, ihre Tickets am heimischen Computer zu kaufen und eben dort auch auszudrucken.

Zumindest fand sich im Onlineportal eine Verbindung, wenn auch mit dem Hinweis, dass die Strecke zwischen Nürnberg und Bamberg gesperrt wäre und ein Schienenersatzverkehr (SEV) verkehrt. SEV – allein der Begriff löst bei Kunden der Deutschen Bahn eine gewisse Panik aus. Denn ein SEV funktioniert nur in wenigen Prozent der Fälle. Aber weil ich unbedingt nach Hause musste – schließlich wird die Cousine nur einmal 50 – stürzte ich mich in das Abenteuer. Ich hatte schließlich den ganzen Freitag Zeit, um ans Ziel zu kommen. Und der SEV zwischen Bamberg und Lichtenfels im letzten Jahr hatte ganz gut geklappt. Dass es am Ende dann doch acht statt der sonstigen viereinhalb Stunden werden würde, konnte ich nicht ahnen. Nun ja ich hätte es ahnen müssen.

Bis Nürnberg lief auch alles prima. Kein Verspätungen, keine falsche Wagenreihung, nettes Personal und auch keine sonstigen Katastrophen. Punkt Neun Uhr stand ich in Nürnberg am Bahnhof und genehmigte mir erstmal einen Kaffee, kaufte mir in aller Ruhe noch meine Perryhefte und schlenderte dann gemütlich zum Südausgang, von wo der SEV fahren würde. Der Weg ist ganz schön weit, und »Gnade Gott« wenn man es da eilig hat. Kurz nach halb zehn stand ich bereits in einer Traube von Menschen, die an einer Bushaltestelle warteten. Ein Bus stand da, aber kein Fahrer in Sicht. Nur zwei Bahnbeamte in gelben Jacken standen am Bahnhofausgang und wiesen den Leuten den Weg zur Bushaltestelle.

Um zehn sollte der Bus fahren. Es war heiß, die Sonne prasselte herab und es gab weder eine Bank noch Schatten. Die Taxis hupten, weil ihnen die wartenden Fahrgäste im Weg waren, denn der Gehweg an der Bushaltestelle war bereits hoffnungslos überfüllt und die Reisenden standen mit ihren Koffern bereits auf dem dahinter liegenden Taxiparkplatz.

Nach und nach kamen drei Busse, die aber nur Fahrgäste entließen und dann weiterfuhren. Man konnte gleich sehen, das es Linienbusse waren, die nur innerhalb der Stadt fuhren, aber kein Reisebus, der über die Autobahn fahren konnte. Kurz nach zehn tauchte ein Busfahrer auf, der sofort von den Wartenden umringt wurde. Als der sagte, er würde erst in einer Stunde fahren, gab es natürlich großes Geschimpfe. Die Leute ließen ihren Unmut an dem Busfahrer aus, der eigentlich nichts dafür konnte und auch gar nicht bei der Bahn beschäftigt war, sondern bei einem Busunternehmen. Er wusste auch nicht, ob und wann ein Bus kommen würde und riet den Fahrgäste an den Servicepoint zu gehen. Die beiden Bahnbeamten am Ausgang waren nämlich auf mysteriöse Weise verschwunden. Doch die Leute ließen sich nicht abwimmeln. Keiner wollte riskieren den Bus zu verpassen, wenn er auf die andere Seite des Bahnhofes ging, um sich zu erkundigen.

Viele Fahrgäste waren älter und wollten nach Erlangen ins Klinikum, weil sie dort einen Termin hatten, den sie nicht schaffen würden, wenn sie noch länger warteten. Also rauften sich ein paar zusammen und nahmen sich Taxis, während andere wieder zum Bahnhof zurückgingen. Der harte Kern aus zirka 80 Leuten aber blieb und redete auf den Busfahrer ein. Dem reichte es irgendwann und er rief seinen Chef an. Nach langem Hin und Her beschlossen sie, dass er für den ausgefallenen Bus einspringen sollte. Daraufhin quetschten sie die Leute rücksichtslos in den Bus. Es war ein Doppelstockbus und ich musste den Koffer über die enge Wendeltreppe nach oben schleppen. Zum Glück ist mein Koffer so klein, damit ich ihn unter dem Sitz verstauen konnte.

Mit zwanzig Minuten Verspätung fuhr der Bus dann ab. Mir war klar, dass ich meinen Anschlusszug in Bamberg wohl nicht schaffen würde, war aber froh überhaupt voranzukommen.

Der Bus quälte sich zunächst durch den Stadtverkehr von Nürnberg auf die Autobahn bis nach Erlangen, wo der Bahnhof günstig direkt an der Autobahn liegt, so dass wir nicht zu viel Zeit verloren. Bei der nächsten Station Forchheim, war das anders. Bis wir dort am Bahnhof waren und wieder zurück auf der Autobahn verging eine Viertelstunde. An der Abfahrt nach Bamberg hegte ich kurzzeitig die Hoffnung, meinen Zug doch noch zu schaffen. Schließlich waren es nur wenige Minuten, die ich später dran war. Die würden den Regionalzug sicher warten lassen.

In Bamberg parkte der Busfahrer den Bus nicht vor dem Bahnhof, sondern am Ende der Straße. Ich rannte, nahm die Abkürzung über den Seiteneingang (inzwischen kenne ich mich am Bamberger Bahnhof leidlich aus), sprintete durch die Unterführung auf Gleis 6, wo der Zug abfahren sollte und las auf der Anzeige: Fährt heute von Gleis 3. Ich wieder runter und auf Gleis 3 hoch … und stand atemlos an einem leeren Bahnsteig. In der Ferne erkannte ich noch die Rücklichter meines Zuges.

Erschöpft und stinksauer suchte ich den nächsten Bahnmitarbeiter, an dem ich meinen Frust auslassen konnte … doch da war keiner. Am Infopoint hatte ich mich zumindest wieder soweit unter Kontrolle, dass ich im höflichen Ton fragen konnte, wann der nächste Anschlusszug fährt. Fügte aber noch eine paar Bemerkungen über die Deutsche Bahn im Allgemeinen und den eingerichtete SEV im Besonderen hinzu. Die Dame am Schalter ließ das kalt. Sie servierte mir ein ausgedrucktes Stück Papier mit den Worten: ich solle mich nicht aufregen, der nächste Zug ginge doch schon in zehn Minuten und ich solle mich lieber beeilen, damit ich den nicht auch noch verpasse.

Erst im Zug registrierte ich, dass es eine »Bummelbahn« war, die an jedem Briefkasten hielt und ich erst eine Stunde später als geplant ankommen würde.

So kam ich mit einer Stunde Verspätung zusätzlich zu den zwei Stunden an, die ich ohnehin durch den SEV später dran gewesen wäre. Es war zum Heulen.

Das Schlimmste aber ist, dass die Baumaßnahme, die den SEV bedingte, dazu dient, die neue Schnellstrecke von Erfurt anzubinden. Und das wenn die im Dezember fertig ist, kein Schnellzug mehr nach Saalfeld fahren wird, sondern nur noch wenige Regionalbahnen. Was zur Folge hat, dass ich in Zukunft noch öfter umsteigen und noch länger brauchen werde. Das macht das Ganze noch viel frustrierender.