Ein Buch wie eine Umarmung

Quelle: Unsichtbar Verlag

»Vom Aushalten ausfallender Umarmungen« von Dirk Bernemann

Mit der Lektüre des Buches begann ich bereits auf der Heimfahrt von der Buchmesse Leipzig. Das es so lange dauerte, bis ich es vollständig gelesen habe, lag daran, dass ich es mir nur Häppchenweise einverleibte. So wie eine Delikatesse.

Es gibt Bücher, die muss man genießen und darf sie nicht wie FastFood in sich hineinstopfen. »Vom Aushalten ausfallender Umarmungen« ist so ein Buch. Eine wunderbare Sammlung verketteter Kurzgeschichten über gescheiterte Menschen, denen man helfen möchte und in denen man sich wiederentdeckt. Die Protagonisten sind von ihrer Umwelt unverstandene Kreaturen, die sich oft selbst nicht verstehen. Jede Geschichte enthält eine Liste mit Dingen, die die Figur beschreiben und gleichzeitig ihre Wünsche offenbaren. Alle träumen davon auszubrechen, über sich hinauszuwachsen und scheitern – an den Umständen, ihren Mitmenschen oder an sich selbst.

Dirk Bernemann vermag es, Gesellschaftskritik in Worte zu fassen, die weh tun. Die Bilder, die er erschafft, sind eindringlich und aktuell. Man bekommt sie nicht mehr aus dem Kopf. Zwischen den Zeilen schimmert die Wahrheit unserer Existenz, gnadenlos und ungeschminkt. Im Gegensatz zu seinen früheren Werken lässt der Autor aber Raum für Hoffnung. Die Geschichten enden weniger tragisch, sind weniger drastisch, als man es von ihm gewohnt ist. Das überrascht und verunsichert zugleich, denn die Begegnungen zwischen den Figuren laufen oft nicht so, wie man es sich wünscht. Da bleibt man als Leser am Ende mit offenem Munde staunend zurück.

Sein Stil ist untypisch. Er scheint sich nicht um Stil-Regeln und Restriktionen der deutschen Sprache zu scheren. Allen voran seine unmöglich scheinenden Metaphern, die er dieses Mal aber nur sparsam verwendet. Das Ergebnis ist gelungen. Die Texte klingen ausgefeilt, da sitzt jeder Buchstabe in jedem Satz. Poetisch schön, wie ein 142-seitiges Gedicht. Auch wenn es mich nicht so sehr umgehauen hat wie das Vorgängerwerk ist es großartige Literatur.

Das Buch erschien 2016 im Unsichtbar Verlag und ist auf allen Online-Plattformen und im Buchhandel erhältlich.

Ratschen auf der Buchmesse 2

Ich beschloss noch die beiden letzten Punkte auf meiner Liste abzuhaken und ging in Halle 5 erst zum Unsichtbar-Verlag. Ich wusste das Dirk Bernemann am Sonntag in Leipzig lesen würde und wollte mal sehen, ob sein neues Buch »Vom Aushalten ausfallender Umarmungen« schon herausgekommen ist. Und tatsächlich da stand es: Ich deutete auf das Plakat für die Lesung und sagte zu einem Verlagsmitarbeiter, wie sehr ich es bedauere, dass die Lesung erst am Sonntag sei. Wir kamen ins Gespräch und ich outete mich als große Bewunderin des Autors und dass ich gern ein signiertes Exemplar gehabt hätte. Da sagte er plötzlich: »Dirk war bis vorhin noch hier. Ich ruf mal seinen Verleger an, ob er heute noch mal vorbeikommt.« Er telefonierte und meinte dann, ich solle noch mal wiederkommen, er würde Dirk Bernemann für mich festhalten. Ich konnte es kaum fassen, sollte ich tatsächlich …

Darauf musste ich erstmal einen Kaffee trinken.

Auf dem Rückweg zum Stand schaute noch kurz bei epubli vorbei. Einer der vielen Books on Demand-Anbieter, die mit großräumigen Ständen für ihre Dienstleistungen warben. Ich hatte im vergangenen Jahr zum ersten Mal eine Kleinigkeit bei epubli drucken lassen und bin von der wechselhaften Qualität etwas ernüchtert.

Zurück am Stand vom Unsichtbar-Verlag dann der ganz große Augenblick, mein Messehighlight sozusagen: Ich traf Dirk Bernemann. Für mich einer DER zeitgenössischen Schriftsteller. Seine Bücher sind Punk und gleichzeitig aber auch hochpräzise Literatur, wie man sie heute sehr selten findet. Kein Geschwafel, jedes Wort ist überlegt und jeder Satz trifft. Ich verriet ihm, dass ich ihn, wenn ich könnte, für den Literaturnobelpreis nominieren würde. Da ich das aber nicht kann, bespreche ich seine Bücher in meinem Blog. Ich glaube, er hat sich gefreut. Ein echt sympathischer Typ. Danke, das hat mir den Tag versüßt! Auf der Rückfahrt habe ich schon die erste Geschichte aus seinem neuen Buch gelesen.

Kurz nach vier Uhr stattete ich ein letztes Mal dem PERRY RHODAN-Stand einen Besuch ab. Kai Hirdt signierte. Am Tisch saß, neben Klaus N. Frick und Klaus Bollhöfener, die graue Eminenz von Edel (grau deshalb, weil alle dunkelgraue Anzüge trugen). Ich schwatzte noch ein bisschen mit Kai und verabschiedete mich schließlich vom großen Chef.

Im Foyer übersah ich dann einen der herumliegenden Kabelschächte und kam ins Straucheln. Mein rechtes Knie wird die nächsten Wochen ein blauer Fleck zieren. Egal, das war mir die Buchmesse wert. Ich wollte die Messe bis zur letzten Minute auskosten und musste mich deswegen auf dem Weg zur S-Bahn richtig beeilen, damit ich am Hauptbahnhof noch meinen Zug nach Hause bekommen habe. Die Zeit in Leipzig ist definitiv zu kurz gewesen. Vergangenes Jahr hatte ich in der gleichen Zeit, zwar mehr von der Messe gesehen, dafür habe ich diesmal sehr nette und interessante Gespräche geführt. War aber auch gut!

Ich fand, dass der Freitag irgendwie im Zeitraffer verflogen ist. Das muss im nächsten Jahr besser werden. Ich werde mich rechtzeitig, um ein Hotelzimmer bemühen und mindestens zwei Tage bleiben.

So viel steht fest!

Mit Kai Hirdt am CrossCult-Stand
Mit Kai Hirdt am CrossCult-Stand
Marc A. Herren und Dirk Schulz
Marc A. Herren und Dirk Schulz
Perry begrüßt die Besucher
Der Perry und sein Chef

Ratschen auf der Buchmesse 1

Mein Fazit zur Buchmesse Leipzig 2016 vorab lautet: Im nächsten Jahr gönne ich mir zwei Tage.

Im letzten Jahr konnte ich noch mit dem ICE bis zur Messe durchfahren, heuer war ich auf die Regionalbahn angewiesen und die war proppenvoll. Ab Naumburg kam keiner mehr rein. In der S-Bahn vom Hauptbahnhof zur Messe erging es mir ähnlich. Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass an diesem Freitag mehr Besucher zur Messe strömten, als am Freitag im Jahr zuvor.

Bis kurz vor Leipzig hatte auch noch die Sonne geschienen, bei zweistelligen Plusgraden. Aber als ich ankam, war das Wetter trüb und ein eisiger Wind kräuselte die Oberfläche des Messesees. Ich verzichtete auf den Shuttlebus und ging die paar Meter zu Fuß bis zum Messegelände.

So ein Online-Ticket ist eine coole Sache, einfach drunterhalten und durchgehen, fertig. Kein Anstehen und Warten. Einer der größten Vorteile im Online-Zeitalter.

Zusammen mit einem jugendlichen Publikum in den exotischsten Kostümen ging ich zuerst in Halle 1, wo die Manga-Comic-Con stattfand. Und auch hier war es im Vergleich zum letzten Jahr richtig voll. Es gab viel mehr Stände und viel mehr zu gucken. Ich strebte zunächst zum Signierbereich vom CrossCult Verlag, denn natürlich wollte ich einen dieser limitierten PERRY RHODAN-Comics haben. Da war ich nicht die einzige, ein weiterer Fan fragte am Stand danach und als die Verkäuferin die Comics aus einem Karton unter dem Tisch hervorzog, rief er: »Das ist ja richtige Bückware.« Ich musste grinsen. (Anmerkung für alle, die nicht in der DDR großgeworden sind: Bückware war etwas, das nur unterm Ladentisch verkauft wurde und nicht für jeden zu haben war.) Mit dem Comic stellte ich mich dann bei Autor Kai Hirdt und Zeichner Marco Castiello an, um das Werk signieren zu lassen. In der kurzen Schlange unterhielten wir uns über Perryfans im Allgemeinen und PERRY RHODAN-Foristen im Besonderen, als Kai mich plötzlich anguckte und sagte: »Jetzt weiß ich, wer du bist! Du bist die Christina« Damit war ich enttarnt und wurde per Handschlag begrüßt. Wir redeten solange übers Schreiben und über Comics, bis uns die CrossCult Leute vom Stand vertrieben. Anschließend machten wir noch ein Foto und jeder ging seiner Wege. Ich stromerte durch die „Manga-Halle“ und sah mir an, womit man alles Geld verdienen kann. Cool!

Mein nächster Weg führte in Halle 2. Ich wollte mal sehen, wo in diesem Jahr der PERRY RHODAN-Stand verortet war, fand ihn auf Anhieb und eilte, weil nichts los war, gleich weiter über Halle 3 in Halle 4.

Ich hatte mir eine Liste gemacht, wo ich unbedingt hinwollte. Ohne eine solche Liste ist man auf einer Buchmesse dieser Größe völlig verloren. Der nächste Termin auf meiner Liste war die Lesung von Jan Weiler. Die entpuppte sich aber nur als Signierstunde, was viele Besucher vergrämte, mir aber nichts ausmachte, da er seine Hörbücher selbst bespricht. Ich reihte mich also brav in die Schlange ein und wartete. Dabei fiel mir auf, dass es vorwiegend Frauen jenseits der vierzig waren, die sich den aktuellen Bestseller »Im Reich der Pubertiere« signieren lassen wollten. Wahrscheinlich hatten vielen von ihnen das eine oder andere »Pubertier« zu Hause und kannten Jan Weilers augenzwinkernde Geschichten aus eigener Erfahrung. Als eine Viertelstunde nach dem anberaumten Termin der Autor immer noch nicht aufgetaucht war, mischte sich Unruhe in die Schlange. Kam der Künstler oder kam er nicht? Ja, er kam und unterschrieb bereitwillig alles, was ihm vorgehalten wurde. Auf Gespräche schien er aber keine große Lust zu haben.

Ich ging weiter zum Bookspot-Verlag und traf dort tatsächlich den Inhaber des Drachenstern-Verlags, Burkhard P. Bierschenck, an. Wir plauschten über den Kurzgeschichten-Wettbewerb den der Verlag im vergangenen Jahr ausgeschrieben hatte und daraufhin von 750 Geschichten aus dem Bereich Fantasy und SF erschlagen worden war. 40 davon haben es schließlich in die beiden Anthologien (eine mit Fantasy- und eine mit SF-Kurzgeschichten) geschafft, die im nächsten Monat erscheinen werden. Meine Geschichte war leider nicht dabei, was ich bei 750 Teilnehmern auch nicht erwartet hatte. Der nächste Wettbewerb wird erst im kommenden Jahr ausgeschrieben werden. Ich versuche es wieder, immerhin winkt als Hauptpreis ein Buchvertrag, was auch ein Grund für die hohe Zahl an Anmeldungen gewesen sein mag.

Kurz vor zwei Uhr ging‘s zurück an den PERRY RHODAN-Stand, in der Hoffnung das Chefredakteur Klaus N. Frick inzwischen eingetroffen war. Der ließ leider noch auf sich warten, dafür stand Inge Mahn-Voltz mit Begleiter am Stand und unterhielt sich angeregt mit Marc A. Herren. Ich habe das ganze ehrfürchtig beobachtet, bevor ich mich bei Marc vorstellte und er mir gleich einen signierten Heftroman in die Hand drückte. Wir sprachen über dies und das und immer wieder kamen Fans vorbei. Vor allem viele Frauen, die ein Autogramm für ihre Männer wollten. Katrin Weil erzählte dass der PERRY RHODAN-Messestand für Männer so etwas wie der Schuhladen für die Frauen sei. Hier stehen die Frauen draußen und warten auf ihre Männer. Ich fand den Vergleich sehr amüsant, lernte ich doch in der kurzen Zeit meiner Anwesenheit den einen oder anderen Fan kennen, der sich festquatschte, während Frau oder Freundin von einem Bein aufs andere tänzelte. In solchen Momenten zeigt sich, wie wichtig so ein Messestand für den Kontakt zu den Fans ist.

Irgendwann hetzte dann ein aufgelöster PERRY RHODAN-Chefredakteur herbei, der Opfer des Freitagvormittagsverkehrs geworden war. Und kaum war er da, war er auch schon wieder weg. Termin!

Den zweiten Teil von der Buchmesse gibt es morgen. Dann auch mit Fotos.

Abenteuer mit dem Mausbiber

Quelle: Perrypedia

Michelle Stern aus dem PR-Autorenteam durfte ich auf der Buchmesse im März persönlich kennenlernen. Grund genug auch mal über einen ihrer Romane zu sprechen.

„Faktor IV“ erschien ja schon vor ein paar Wochen, leider hinke ich der Heftserie immer ein wenig hinterher. Aber Michelles Roman konnte mich von vorn bis hinten überzeugen. Nicht nur weil ich den Mausbiber Gucky so mag, sondern weil ihre Geschichte ungemein spannend geschrieben ist, da fiebert man bis zum Showdown mit. Die Idee einen „Meister der Insel“ zu erwecken ist genial und trotz des Technobabble sehr gut beschrieben. Auch der Schauplatz Connoort ist exotisch, bleibt aber immer glaubhaft. Die Beschreibungen halten sich in Grenzen, so das man sich als Leser selbst ein Bild davon malen kann.

Die Charaktere sind überzeugend, nicht nur Gucky, Lordadmiral Monkey und der Feline Vazquarion sondern auch die Antagonisten wie Lan Meota und natürlich der Bösewicht Vetris-Molaud sind treffend gezeichnet. Von letzterem kann ich ja nicht genug lesen, weil die Figur so herrlich bipolar ist. Er ist nicht einfach nur böse; seine logischen Handlungen sind stets nachvollziehbar und gerade das macht einen guten Bösewicht aus. Man kann sich in ihn hineinversetzen, so wie in Khan aus Star Trek-„Into Darkness“.
Gut dargestellt, fand ich auch das Dilemma, indem sich Gucky befindet. Einerseits muss er die Befehle des Lordadmirals ausführen, andererseits will er aber auch seine moralischen Grundsätze nicht verraten. Zum Glück, wird ihm am Ende die Entscheidung zum Teil abgenommen und er bekommt seine Teleporterfähigkeiten zurück.

„Faktor IV“ ist ein rundum gelungener Roman, auch wenn ich eine Woche für seine Lektüre gebraucht habe, weil ich von solchen Katastrophen wie Stürmen unterbrochen wurde. Dafür habe ich es um so mehr genossen. Danke Michelle!

Übrigens, Gucky wurde von Zeichner Arndt Drechsler, der ja auch auf der Buchmesse war, wieder sehr gut getroffen. Der Mausbiber wie er leibt und lebt.

Lesestress

Da hat man eine Woche Urlaub und freut sich darauf, in der freien Zeit ein Buch zur Hand zu nehmen und was passiert …? Richtig, nichts.

Mein Mann hat in der vergangenen Woche mindestens drei Bücher gelesen. Da bekomme ich echt ein schlechtes Gewissen, denn außer einem Kapitel in einem Sachbuch habe ich seit über 10 Tagen nichts gelesen. Die eigenen Manuskripte zählen nicht.

Auf meinem Nachtschrank liegt schon seit Monaten ein angefangener Roman von Tanja Kinkel (Verführung), deren sehr schöner PR-Heftroman mir im vergangenen Jahr so gut gefallen hat. Außerdem schlummert seit vorletztem Donnerstag ein weiterer PR-Heftroman angelesen in meiner Handtasche.

Dafür war ich die letzten Tage mit allerlei bequemen und unbequemen Tätigkeiten beschäftigt, die aber meist nichts mit Büchern zu tun hatten.

Ich beschließe mit sofortiger Wirkung: Das muss besser werden, schließlich habe ich von der Buchmesse genügend Lesestoff mitgebracht. Ich bin mir nur noch nicht sicher welchen Roman ich morgen während der Zugfahrt zur Hand nehmen soll. Den neuen Weiler (Kühn hat zu tun) oder doch lieber Thomas Brussigs „Das gibt’s in keinem Russenfilm“. Aber da wäre auch noch der Eschbach (Herr aller Dinge). Hmmm?

Das ist ja fast schon Lesestress!

Aber so wie ich mich kenne, wird es wahrscheinlich doch mein Manuskript für die Kurzgeschichte werden, denn der Abgabetermin rückt näher.

Meine erste Buchmesse

Als ich am Freitag dem 13. März gegen 11:30 Uhr auf der Buchmesse in Leipzig eintreffe, ist es schon gut gefüllt. Bereits draußen sieht man viele junge Leute in fantastischen Kostümen herumlaufen. Die junge Frau, die ich auf der Zugfahrt getroffen habe, erklärt mir, welchen Games viele der Gestalten entspringen. Sie scheint sich gut auszukennen. Am Eingang trennen sich unsere Wege, sie wartet auf Freunde, während ich mein Online-Ticket hervorkrame und durch die Sperre am Eintritt trete.
Die große Glashalle ist gewaltig. Sie spannt sich wie ein riesiges 28 Meter hohes Netz über 19000 Quadratmeter. Dazwischen wuseln Menschen auf zwei Etagen. Ich kenne das Gelände von einem Messebesuch von vor ein paar Jahren, doch dieses Mal wirkt alles viel voller und lebendiger. Auffallend ist die große Medienpräsenz, kaum ein öffentlich rechtlicher Sender, der nicht mit einem Stand vertreten wäre. Kamerateams laufen zu Dutzenden herum, und draußen auf der Straße parkt ein Übertragungswagen am anderen. Ich werfe mich ins Getümmel mitten zwischen die exotischen Kostüme, die mich an die FedCon erinnern, nur dass hier der Frauenanteil deutlich höher ist.

Natürlich führt mein erster Weg in Halle 2. Als ich durch die Tür gehe, läuft mir Reiner Schöne über den Weg. Den Schauspieler kenne ich von einem Besuch beim Münchner Trekdinner. Damals stellte er sein erstes Buch mit dem Titel „Let the Sunshine in“ vor. (Hier kann man den Bericht lesen, den ich 2004 darüber geschrieben habe.) Und wieder bin ich beeindruckt von der Größe des Mannes, der mich um mindestens zwei Köpfe überragt. Eilig hastet er an mir vorbei, umringt von einer Gruppe Journalisten.
Ich gehe auf die Suche nach dem Perry Rhodan-Stand, doch als ich ihn zwischen all den Schulbuchverlagen endlich finde, scheint er verlassen. Ich bleibe stehen, sehe mich eine Weile hilflos um und entdeckte schließlich Kathrin Lienhard. Was denn los sei?, frage ich und sie erzählt mir, dass die Herren aus der Redaktion krank sind. Die Nachricht macht mich etwas traurig, denn ich hatte gehofft, Klaus N. Frick würde für mich das Peter Pank Buch signieren, das ich extra mitgebracht hatte. Doch sie macht mir Hoffnung dass zumindest Michelle Stern und Arndt Drechsler am Nachmittag da sein würden, denn auch der Autor Michael Markus Thurner hatte krankheitsbedingt absagen müssen.

Ich verabschiede mich wieder und gehe in Halle 5, um Jan Weiler im Leipziger Autorenforum zu sehen. Als ich dort eintreffe, komme ich nicht mal in die Nähe der Tribüne. Trauben von Menschen stehen davor, ich höre eine Stimme, die mir bekannt vorkommt, die ich aber vorerst nicht zuordnen kann. Die Menschenmenge ist so dicht, dass ich nicht mal sehen kann, wer da spricht. Erst als ich eine Weile zuhöre, dämmert es mir. Das muss Gregor Gysi sein. Pünktlich um 12:00 Uhr verabschiedet sich der Politiker mit einem seiner üblichen Sprüche. Zu Gesicht bekomme ich ihn aber aufgrund der vielen Menschen nicht. In der Hoffnung, dass der Andrang nachlässt und ich einen Sitzplatz ergattern kann, bleibe ich stehen, komme aber nur ein paar Meter vorwärts, bevor die Tribüne wieder geschlossen wird.
Ein Mann begrüßt Jan Weiler und wieder sehe ich nichts. Der Typ, der die Fragen stellt, macht das grauenhaft unprofessionell. Allein sein stark ostdeutsch gefärbter Dialekt und die saloppe Wortwahl sind zum Fremdschämen. Sein Auftreten erinnert mich an einen Kuhbauern. Außerdem merkt man ihm an, dass er unvorbereitet ist: Er verwechselt Namen und Buchtitel. Jan Weiler reagiert routiniert, erzählt aus der Geschichte seines neuen Romans „Kühn hat zu tun“ und beantwortet brav jede Frage. Ich wechsle den Standort und bekomme tatsächlich den Autor kurz zu Gesicht – ganz klein, eingerahmt zwischen hunderten von Köpfen. Nach dem Ende der Veranstaltung schlendere ich durch Halle 5, verorte schon mal die Koordinaten für die spätere Signierstunde von Jan Weiler und wechsle anschließend in Halle 4, um den Bookspot Verlag aufzusuchen.

Ich bin ja echt fasziniert, wie viele kleine Verlage es gibt und mit was man dort teilweise sein Geld verdienen kann. Es geht von Religion über schräge Esoterik, Tierpsychologie bis hin zu Erotik. Viele Druckkostenzuschussverlage rühren die Werbetrommel und suchen nach Autoren.
Von Halle 4 aus will ich in Halle 1 zum CrossCult Verlag dort liest Andrea Bottlinger aus ihrem neuen Buch. Doch die Security hat den Durchgang zum Foyer gesperrt – dort ist zu viel Andrang. So wechsle ich direkt von Halle 4 in Halle 2 und bleibe am Perry Rhodan-Stand hängen. Es bietet sich ein trauriges Bild: Michelle Stern hält dort allein die Stellung. Ich geselle mich zu ihr und wir reden ein wenig. Hin und wieder kommen Fans, um ein Autogramm zu holen. Ich komme mit ihnen ins Gespräch. Zwischendrin treffe ich auch Olaf Kutzmutz von der Bundesakademie Wolfenbüttel. Ich bin erstaunt, weil er mich auf der Stelle erkennt. Mit gezücktem Smartphone eilt er weiter und am Abend sehe ich auf seinem Twitteraccount das Ergebnis; der Mann ist ein echter Twitterjunkie.
Gegen 14 Uhr gehe ich in Halle 5 zurück, um mir Jan Weilers neues Buch signieren zu lassen. In der Schlange hinter mir erzählt ein älterer Leipziger einem jungen Münchner aus seiner Kindheit; wie er 1945 in Gauting in der Würm das Schwimmen lernte. Ich höre interessiert zu und so vergeht die Zeit bis zur Unterschrift wie im Flug.

Anschließend bummle ich durch Halle 3 und stattete auch noch Halle 1 einen Besuch ab, in der die Manga und Comic Con stattfindet. Ein bisschen hat das was von FedCon, es sieht aus wie ein überdimensionaler Händlerraum. Hier gibt es nicht nur Comics, Mangas, Kostüme und allerlei Cosplay Zubehör, sondern sogar japanische Süßigkeiten. Unter anderem auch Mochi; das sind sehr süße weiche Teilchen, von denen ich gar nicht so genau wissen will, aus was sie bestehen. Ich hoffte ja bei CrossCult oder Panini ein Geburtstagsgeschenk für meinen Mann zu finden, habe aber kein Glück.
Als ich gegen Drei wieder am Perry Rhodan-Stand vorbeischaue ist Arndt Drechsler noch nicht aufgetaucht. Kathrin Lienhard wirkt nervös, weil er sich nicht gemeldet hat. Angeblich ist auch er krank, wollte aber dennoch kommen.
Ich hole mir derweil einen Kaffee, mache noch einen Rundgang und lausche einer Kinderbuchautorin, die von einem Waschbären erzählt. Ich bewundere ja Leute, die Kinderbücher schreiben können. Ich glaube nicht, dass ich dazu fähig wäre.
Kurz vor 16:00 Uhr kehre ich an den Perry Rhodan-Stand zurück und da steht ein Berg von einem Mann – Arndt Drechsler. Er erinnert mich ein bisschen an Yul Brunner in „Der König von Siam“. Aber auch er macht keinen gesunden Eindruck, dennoch signiert er brav mein mitgebrachtes Perry Rhodan-Heft mit Atlan auf dem Cover. Außerdem darf ich zusehen, wie er für einen anderen Fan Icho Tolot zeichnet. Als er in die Runde fragt, ob ein Haluter Nasenlöcher hat, sehen wir uns fragend an; keiner weiß es und schließlich zeichnet er doch welche ein.
Dann ist es auch schon Zeit für mich zu gehen und ich verabschiede mich.
Unten im Foyer kaufe ich noch einen widerlich schmeckenden Hotdog, der ein Vermögen kostet, bevor ich die Messe verlasse und zum Messe-Bahnhof eile. Es ist kalt auf dem Vorplatz und ich bewundere die jungen Mädchen in ihren sehr freizügigen Kostümen.
Erst als ich am zugigen Bahnsteig auf einer Sitzbank Platz nehme, stelle ich fest, dass ich die ganze Zeit über gelaufen und gestanden bin. Für jemanden der den ganzen Tag sitzt, ist das normalerweise ziemlich anstrengend. Doch wahrscheinlich bin ich so voller Endorphine, dass mir die Anstrengung nichts ausgemacht hat. Nur mein Kopf fühlt sich, wegen meiner Migräne etwas matschig an.
Das war meine erste Buchmesse und ich weiß schon jetzt, dass ich mir den Termin in Leipzig fürs nächste Jahr im Kalender anstreichen werde.

Ich will wiederkommen – Nein – ich muss wiederkommen.

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Buchgedanken

Passend zur heute beginnenden Buchmesse in Frankfurt ein paar Gedanken zur Zukunft des Buchhandels.

Weil ich gestern noch etwas Zeit hatte, bevor mein Zug fuhr, bummelte ich noch ein wenig durch den Karstadt am Münchner Hauptbahnhof. Dort war ich seit etwa einem Jahr nicht mehr und musste mit Erstaunen feststellen, das die große gut sortierte Buchabteilung nicht mehr existierte. Weg! Einfach so!
Erst dachte ich: Ok, die wurde verlegt, wahrscheinlich einen Stock höher. Aber denkste! Auf der Infotafel an der Rolltreppe war das Wort „Bücher“ mit schwarzem Filzschreiber durchgestrichen. Das war’s also! Keine Bücher mehr im Karstadt.
Wenn ich bedenke, das nun sogar solche Einzelhandelsriesen wie Karstadt in ihren Filialen keine Bücher mehr anbieten, dann frage ich mich ehrlich, wo das noch hinführen soll.
Auf diese Weise treibt man die Kunden doch regelrecht zu Amazon und in den Online-Handel. Kleinere Buchläden sterben genau deswegen nach und nach aus und wenn man nicht mal mehr in einem Kaufhaus wie Karstadt ein Buch kaufen kann, dann ist das nicht nur sehr enttäuschend, sondern kann auch zum Ende des Buchhandels im allgemeinen führen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich früher nie an einer Buchhandlung vorbeikam, ohne meinen Fuß in den Laden zu setzten. Heute komme ich kaum noch in diese Verlegenheit, weil es kaum noch Buchhandlungen gibt. Zum Glück existieren in München noch ein paar kleine aber feine Buchgeschäfte, aber die werden immer weniger und auf dem platten Land gehören Buchhandlungen fast schon zu einem Relikt der Vergangenheit. Ist das der Beginn einer Spirale die uns geradewegs in den Rachen des Monopolisten Amazon spült? Ich will Amazon nicht verteufeln (Die haben einfach die besseren Argumente für uns Kunden.), denn es ist nicht der Onlineriese allein, der den Buchhandel gefährdet, es sind vor allem die Manager, die in Chefetagen wie der von Karstadt sitzen und ohne nachzudenken einfach mal aus Kostengründen eine Abteilung schließen. Kurzsichtig und verantwortungslos.

Ich glaube nicht, dass das gedruckte Buch in naher Zukunft vollständig vom digitalen Medium verschluckt wird und prophezeie, dass es auch noch in 50 Jahren Bücher aus Papier geben wird. (Sofern es bis dahin noch Menschen gibt, die sie lesen.) Aber der Weg, wie wir an diese Bücher kommen, verliert sich in der Ungewissheit.