Rezept-Test

Heute schreibe ich mal über etwas Kulinarisches im Blog. Keine Angst, ich werde bestimmt keine »Food-Bloggerin« oder wie immer das auch heißen mag.

Mein Mann und ich kochen gern und regelmäßig. Am Wochenende sowieso und an den Tagen, an denen ich zu hause arbeite, bekommt mein Mann immer etwas zu essen, wenn er nachmittags von der Arbeit kommt. Wir bevorzugen Gerichte mit Gemüse, Fleisch gibt es selten (und wenn vom Bio-Metzger), einmal im Monat kochen bzw. braten wir auch mal Fisch. Ja, ich weiß, man sollte mehr Fisch essen, aber wegen der Überfischung gibt es das bei uns nicht zu oft. Neue Gerichte werden erst von mir ausprobiert und wenn sie gut sind, landen sie in unserem Rezeptordner.

In den letzten Wochen probierte ich mal wieder etwas neues. Ich gehöre eigentlich nicht zu den Leuten, die ihr Mittagessen im Internet posten. Aber das Ergebnis sah so sensationell aus, dass muss ich teilen.

Zum einen hatte ich im aktuellen Eve-Magazin (3/2017) ein neues Spargelrezept entdeckt. Da ich Spargel sehr mag, und immer wieder mit Zubereitungsarten jongliere, musste ich das unbedingt nachkochen. Spargel im Blätterteig-Käse-Mantel. Ich kann nur sagen, es schmeckt so lecker, wie es aussieht. Da spielte es auch keine Rolle, das im Orignialrezept grüner Spargel verwendet wird.

Und dann entdeckte ich vor einiger Zeit bei YouTube in einer Maggi-Werbung die Rosenmuffins. Das klang einfach und ich probierte das am Montag gleich mal aus. (Leicht abgewandelt, weil ich keine Tütengerichte vertrage.) Meinen Kollegen hat es geschmeckt und optisch war es auch eine Schau. Am besten wirken die Muffins mit Salamischeiben. Beim nächsten Mal versuche ich die Zucchini in runde Scheiben zu schneiden, das sieht optisch noch mehr nach Rose aus.

Spargel in Blätterteig-Käse-Mantel
Rosenmuffins

Ein Tag im April

Gestern vor genau zehn Jahren, saß ich abends im Biergarten vom »Schlösselgarten« in München/Bogenhausen. Es war ein heißer Tag für einen Freitag im April. Bei Temperaturen von über 25° C kam ich schon fast ins Schwitzen. Neben mir saß meine Mutter, die gerade zu Besuch war, mir gegenüber saß ein junger Mann, der schon seit ein paar Jahren regelmäßig zum Trekdinner kam, aber mit dem ich bisher nur ein paar wenige Sätze gewechselt hatte. Wir unterhielten uns über Dies und Das. Irgendwann kamen wir auf Politik und Gesellschaft zu sprechen. Wir plauderten über die DDR und ich las aus seinen Worten heraus, dass auch er nicht in Bayern geboren worden war. Mich beeindruckte dabei, dass seine Meinung zu den verschiedenen Themen meiner eigenen entsprach.

Später, alle Mitglieder des Stammtisches hatten sich inzwischen nach drinnen verzogen, weil es kühl geworden war, sprachen wir immer noch miteinander. Ich erzählte ihm von einer Internet-Seite mit englischsprachigen Fan-Geschichten zu Trip und T’Pol – zwei Figuren aus STAR TREK ENTERPRISE. Es stellte sich heraus, das die beiden auch seine Lieblingscharaktere waren. Als wir uns verabschiedeten, sagte ich zu ihm: »Ich schick dir mal den Link.«, und meinte dabei den Link zu jener Internetseite.

Etwas, das ich am nächsten Tag auch tat. Ich bekam daraufhin eine nette E-Mail zurück, auf die ich antwortete. Bekam wieder eine E-Mail, antwortete erneut und so schrieben wir uns jeden Tag. Die E-Mails wurden immer länger und ausführlicher. Beim nächsten Trekdinner im Mai konnte ich nicht dabeisein, denn ich war bei meinen Eltern. Hier hatte man gerade das Nachbarhaus abgerissen und unser Stadthauses stand auf 30 m Länge im Freien. Von meiner Wohnung im Erdgeschoss mussten sogar die Außenwände an einer Seite eingerissen werden, weil das Nachbarhaus keine eigene Wand gehabt hatte.

Deshalb trafen wir uns erst am 15. Juni wieder. Dieses Mal privat und nicht beim Stammtisch …

Heute, zehn Jahre später sind wir seit sieben Jahren glücklich verheiratet. Wir sind beide immer noch große STAR TREK Fans, besuchen immer noch das Trekdinner und sind auch sonst meistens einer Meinung. Heute ist wieder Trekdinner in München, nicht mehr im Schlösselgarten, dafür im Bar-Restaurant Portugal am Ostbahnhof. Wir haben geplant hinzufahren, auch des Jubiläums wegen. Doch im Gegensatz zu vor zehn Jahren ist das Wetter miserabel. Es schneit schon den ganzen Tag. Die Autos fahren mit einer dicken Schneeschicht umher und wir haben bereits Sommerreifen aufgezogen. Das sieht nicht gut aus …

Verkehr, Windrad und Ostereierbaum

Ostereierbaum 2017

»Es macht keinen Spaß mehr!«

… das war der Kommentar meines Mannes, als wir gestern Nachmittag endlich aus dem Auto stiegen. Er war immer ein leidenschaftlicher Autofahrer, aber bei dem Verkehr auf der A9 am Gründonnerstag war es tatsächlich nicht mehr schön unterwegs zu sein. Besonders in den Ballungsräumen um München und Nürnberg war die Autobahn so dicht befahren, dass man selbst als Beifahrer hochkonzentriert durch die Windschutzscheibe starren musste. Das lag vorallem auch an den unvernünftigen Autofahrern. Da wurde von links nach rechts gekreuzt, rechts überholt oder links vorbeigerast. Die LKW spielten Elefantenrennen und hatten die rechte und mittlere Fahrspur fest im Griff. Es war echt anstrengend zu fahren, obwohl wir so gut wie staulos durchkamen. Ich atmete dennoch tief durch, als wir von der Autobahn abfuhren.

Bei Hof bewunderten wir an der Autobahn ein zerstörtes Windrad, das den letzten Sturm nicht überstanden hatte. Laut Presse entstand der Schaden durch eine Windböe. Ich dachte zunächst an einen Blitzeinschlag, weil die Flügel regelrecht zerrissen waren. Wer sich das mal anschauen möchte, dem empfehle ich den Artikel in der Frankenpost. Es ist schon erstaunlich, welchen Schaden ein Sturm mit nur 90 km/h anrichten kann.

Heute bummelten wir durch die Saalfelder Fußgängerzone und fotografierten den Ostereierbaum. Der stand viele Jahre in einem Privatgarten. Da die Besitzer aber inzwischen zu alt sind, um auf Leitern zu steigen und die 10.000 Eier aufzuhängen, hat die Stadt das übernommen und präsentiert den Baum erstmalig in der Fußgängerzone. Eine schöne Idee, die heute ganz viele Leute anlockte.

Tortenparade

Mein Mann hat morgen Geburtstag. Wie jedes Jahr bekommt er von mir auch in diesem Jahr eine Torte bzw. einen Kuchen. Das hat sich seit 2008 als eine Tradition bei uns eingebürgert. Je nachdem ob wir Besuch erwarten oder alleine feiern, fallen die Torten mal aufwendiger und mal weniger aufwendig aus. Morgen kommt die Familie zur Feier zusammen und daher gibt es wieder mal eine große Torte. Dafür haben wir heute fleißig gebacken und verziert. Meistens haben die Torten einen Bezug zu Star Trek oder Star Wars. Das muss sein.

Ich arbeite gern mit Fondant, weil sich daraus die schönsten Dinge zaubern lassen. Früher war die Zuckermasse schwer zu bekommen. Ich kann mich erinnern, dass ich mein erstes Fondant in einer Konditorei besorgt habe. Für unsere Hochzeitstorten bestellte ich es im Internet und heute kann man es in jedem größeren Supermarkt bekommen. Sogar schon gefärbt und in Silber und Gold. Als ich meinen Mann heute fragte, ob wir überhaupt noch Fondant hätten, hat er nur milde gelächelt und unsere Backschublade aufgemacht. »Okay«, sagte ich, »wenn wir von allem so viel hätten wie Fondant …«

Mein Meisterstück ist und bleibt aber die erste Torte von 2008. Da steckten 6 Tortenböden, zwei Sorten Buttercreme und 6 Stunden Arbeit drin. So viel Aufwand habe ich für keine Torte mehr betrieben.

Hier nun das Ergebnis von heute und die Geburtstagstorten und -Kuchen aus den vergangenen Jahren.

2017
2016
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008

Im Busenladen

»Schau mal da drüben – ein Busenladen!«, rief ich.
Mein Mann sah mich entgeistert und verständnislos an. »Was?«
»Na, das Miedergeschäft dort drüben.« Ich zeigte auf ein Schaufenster voller Dessous tragender Schaufensterpuppen. Und dann begriff ich erst, dass mein Mann den Begriff »Busenladen« gar nicht kennen konnte. Den Begriff hatte ich als kleines Mädchen geschaffen.

Meine Mutter ging hin und wieder in das Miederwarengeschäft in unserer ostdeutschen Kleinstadt, um sich einen BH oder Unterwäsche zu kaufen. Ich stand dann immer vor dem großen Ladentisch und staunte über die vielen BH’s die dahinter an der Wand oder im Schaufenster hingen. Ich weiß nicht, wie alt ich damals war, aber ich ging sicher noch nicht zur Schule.
Als wir längere Zeit einmal nicht dort waren, fragte ich meine Mutter, wann wir denn mal wieder in den Busenladen gingen. Es dauerte, bis sie begriff, was ich meinte, dann lachte sie.
Von da ab, war für mich jedes Miederwarengeschäft ein Busenladen.

»Warum heißt das eigentlich Miederwaren?«, fragte mein Mann, als wir weitergingen.
Ich erklärte ihm, dass der Begriff noch aus Zeiten stammt, als Frauen noch Mieder trugen.
Er fand das ziemlich altmodisch.
Ich überlegte. »Wahrscheinlich nennt man das heute ›Dessous Shop‹.«
Mein Mann schüttelte den Kopf. »Da gefällt mir Busenladen viel besser.«

Außergewöhnliches Gepäck

Wenn die Züge so voll sind, wie kurz vor Weihnachten, finde ich die Unmengen an Gepäck immer besonders faszinierend. Es ist schier unglaublich, was die Leute mit sich rumschleppen. Vor allem ältere Damen haben Koffer dabei, an denen sich manch junger zuvorkommender Herr fast einen Bruch hebt, wenn er das Gepäckstück auf die Ablage hievt. Auch heute gab es mehr Koffer und Taschen im Großraumabteil des ICEs als Reisende.

Irgendwann vor Nürnberg bemerkte ich ihn, den seltsamen Geruch, den ich nicht mit einem Zug assoziierte, sondern eher mit einem Hasenstall oder einer Feldscheune. Mein »empfindliches Näschen«  – wie mein Mann immer sagt – hatte den Geruch von Heu gewittert. Heu in einem ICE? Das konnte nicht sein. Und tatsächlich war er wenige Sekunden später wieder weg.

Nach einer Viertelstunde roch ich es erneut. »Das riecht nach Heu«, sagte ich zu meinem Mann.
Der schnüffelte und meinte: »Was dein Näschen schon wieder riecht.«

Ich glaubte nicht, dass ich mir das einbildete, aber ich beschloss, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Eine halbe Stunde später hatte ich wieder den Geruch von Heu in der Nase, kein frisch geerntetes, sondern eher das, was man zum Einstreuen in Hasenställe verwendet. (Wir hatten eine Hasenzucht zu Hause, als ich Kind war, daher kenn ich den Geruch gut.)

Suchend blickte ich mich um. Hatte da irgendeiner sein Zwergkaninchen dabei? Erst als ich hoch in die Gepäckablage blickte, sah ich es. Dort lag ein fünfzig mal fünfzig großer in transparentes Plastik verpackter Heuballen. Unglaublich!

Ich schubste meinen Mann an und deutete nach oben. »Auf das Näschen deiner Frau ist Verlass«, sagte ich kichernd.
Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Was die Leute alles so auf Reisen mitnehmen.«

Jährliche Adventsbäckerei

Am Wochenende verwandelte sich unsere Wohnung … halt … unser Raumhafen in eine Backstube. Die ersten Lebkuchen, die wir Ende November gebacken hatten, waren nämlich schon wieder alle. Was nicht daran lag, dass wir sie selbst gegessen hätten. Nein, die haben wir zumeist verschenkt. Damit wir auch mal in den Genuss unseres Backwerkes kommen, legten wir am Samstag und Sonntag noch mal nach.

Die Elisenlebkuchen backen wir schon seit vielen Jahren. Das Rezept stammt aus einer Illustrierten. Inzwischen sind wir richtige Profis und haben die Produktion weitgehend »automatisiert« durch Küchenmaschine und Lebkuchenglocke. Das Überziehen mit Kuvertüre beherrscht mein Mann besonders gut, deshalb darf er das machen, dafür bin ich für Dekoration und das Zerkleinern der Zutaten zuständig.

Am Sonntag wollte mein Mann unbedingt noch Espresso-Taler backen. Leider ließ sich der Guss der Espresso-Taler schlecht verteilen, weswegen die Plätzchen jetzt nicht so akkurat aussehen, wie sie sollten, dafür schmecken sie um so besser.

Das Back-Ergebnis kann sich sehen lassen und sollte bis Weihnachten und darüber hinaus reichen.

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Alle Jahre wieder …

raketenkalenderHeute war er wieder, der Tag, an dem ich meinem Mann den Weihnachtskalender befüllte. In Sachen Weihnachtskalender lasse ich meiner Kreativität freien Lauf. Wenn ich ganz viel Zeit und Muse habe, bastle ich den Kalender auch mal selbst, so wie 2011. Damals habe ich aus vielen Pappröhren eine Rakete gebaut.

In den vergangenen vier Jahren haben wir aber immer die gleichen Kalender verwendet. Ein Holzauto und einen Lichterbogen, die ich irgendwann einmal gekauft, bemalt und mit Dekoschnee dekoriert habe. Gefüllt wurden die Kalender meist mit allerlei Süßkram, kleinen Aufmerksamkeiten und hin und wieder einem Bayernlos. Letztere kommen in diesem Jahr nicht mehr in den Kalender, weil sie mit zwei Euro das Stück schlicht zu teuer geworden sind. (Außerdem hat sich trotz Preiserhöhung die Anzahl der Nieten nicht reduziert.) Weil bei meinem Mann alles möglichst BIO und nachhaltig sein soll, fällt es mir zunehmend schwerer, die kleinen Kästchen zu füllen. Dieses Mal bin ich im dm-Drogeriemarkt fündig geworden. Ich bin ja mal gespannt, wie es ankommen wird.

Da sich mein Mann in den vergangenen Jahren schwer getan hat, die winzigen Kästchen im Holzauto zu füllen, habe ich in diesem Jahr einen Bastelkalender gekauft und seit Oktober vierundzwanzig kleine Papierhäuschen gefaltet und zusammengesteckt. Die werden nun von ihm gefüllt und in der ganzen Wohnung verteilt, damit ich jeden Tag erst das Häuschen mit der richtigen Nummer suchen muss. Das ist dann so ein bisschen wie Ostern und Weinachten zusammen.

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Die Modelle der Star Trek Raumschiffsammlung

»Wir leben auf einem Raumhafen!«, sagte ich dieser Tage zu meinem Mann. Der sah mich erst einmal verständnislos an, bevor ich ihn aufforderte. »Zähl doch mal die Raumschiffe, die im Wohnzimmer stehen!«
Er grinste und meinte: »Das ist kein Raumhafen, sondern ein Multiversum-Spaceport, da die Raumschiffe aus verschiedenen Universen stammen.« Anschließend tat er mir den Gefallen und zählte all die Raumschiffmodelle, die auf Schränken und in Regalen stehen. Er kam auf 161 zuzüglich der 10 Modelle, die im Keller in der Schachtel für die Christbaumdeko lagern. Eines der 161, eine Enterprise NCC-1701-A in Quadrokopter-Ausführung, kann sogar richtig fliegen.

Ich gebe ja zu, das klingt jetzt alles ein wenig verrückt, vor allem, wenn man bedenkt, das wir nur 52 qm Wohnfläche haben. Aber man muss eben Prioritäten setzen. Die einen sammeln Schallplatten, die anderen Bücher. Mein Mann sammelt Raumschiffmodelle, von denen er viele selbst gebaut hat. Das macht sie zu etwas Besonderem.

Ich fühle mich wohl auf unserem Spaceport und packe alle vier Wochen aufgeregt die neuen Modelle der Star Trek Raumschiffsammlung aus. In vier Wochen ist es wieder soweit, dann werden auf unserem Raumhafen zwei Raumschiffe mehr stehen.

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Nicht sprachassimiliert

Siebzehn Jahre lebe ich jetzt schon in Bayern – mehr oder weniger. Wenn ich die drei Jahre in Oberfranken noch einrechne, in denen ich Praktikum und Lehre absolvierte, komme ich sogar auf zwanzig. (Einige werden widersprechen, dass Franken ja eigentlich nicht zu Bayern gehört. Nun, geografisch schon.)

Zwanzig Jahre, das ist fast die Hälfte meines Lebens, die ich in einem »fremden« Dialektraum gelebt habe. Meine eigene Aussprache hat sich dahingehend geändert, dass ich heute eher hochdeutsch rede. Außer wenn ich wieder in der alten Heimat bin. Was meinen Mann dann immer amüsiert, wenn das Thüringische plötzlich aus mir herausbricht. Eines habe ich in den Jahren in Bayern nicht gelernt und das ist Bairisch reden. A will ich es nicht und b kann ich es auch nicht. Das würde niemals authentisch klingen und deshalb lasse ich es auch lieber. Mein Mann, der zumindest zum Teil hier aufgewachsen ist, beherrscht sehr gut im Beisein von Bayern bairisch zu reden. Was mich immer total fasziniert, wie er dass auf Knopfdruck umschalten kann. Aber er ist sowieso von uns beiden das Sprachtalent. Weshalb er auch immer an der Schwimmbadkasse bezahlen muss. (Die haben einen Einheimischen-Tarif.)

Jedoch habe ich mir angewöhnt mit »Grüß Gott« und »Servus« zu grüßen. Was immer dann seltsam ist, wenn ich wieder in Thüringen bin und ich mich im letzten Moment zusammenreißen muss, um ein »Guten Tag« herauszuquetschen statt eines »Grüß Gott«. Und vielleicht rutscht mir hin und wieder ein »Na« statt eines »Nein« raus, aber mehr bairischen Dialekt wird man nicht von mir hören, wenn ich in ein Geschäft gehe oder im Restaurant eine Bestellung aufgebe.

Aufgefallen ist mir das erst wieder am Montag, als ich in die Verlegenheit kam, das weiße Sakko meines Mannes in der Reinigung abzugeben. Normalerweise wasche ich alles selbst, aber an ein Leinensakko traue ich mich nicht heran. Somit besuchte ich zum ersten Mal die hiesige Reinigung. Die Dame hörte sich alles an und schrieb dann den Auftragszettel. Bei der Adresse sah sie auf und fragte mich: »Bei wem sind Sie denn zu Gast?« Ich war einen Moment lang perplex, die Dame dachte, ich wäre ein Feriengast. Daraufhin antwortete ich ihr, dass ich hier wohne. Sie blickte mich erstaunt an und meinte: »Ach, tatsächlich! Da gebe ich ihnen gleich mal unseren Flyer mit, was wir sonst noch alles so machen.«

Keine zehn Minuten später im Fahrradladen, in dem ich vor zwei Jahren mein Fahrrad gekauft hatte. Die Bremsen waren hinüber und ich wollte sie getauscht haben. Ich erklärte das dem Herrn, worauf der zu mir sagte: »Tja junge Frau, da haben wir ein Problem?« Ich guckte etwas irritiert aus der Wäsche und fragte, worin das Problem bestünde. Er meinte, dass er momentan nur Eigenräder repariert, also Fahrräder die hier im Geschäft gekauft wurden. Auf meinen Einwand, dass ich das Rad bei ihm persönlich gekauft habe, reagierte er mit einem erstaunten: »Ach, tatsächlich!«.

Ich bin also nicht durch den bairischen Dialekt assimiliert worden, was ich weder gut noch schlecht finde. Ich denke, dass muss jeder selbst mit sich ausmachen. Die Hauptsache ist doch, das man authentisch bleibt. Auch hat es nichts damit zu tun, ob man sich nun zugehörig fühlt oder nicht. Warum sollte ich jemandem mittels Dialekt beweisen müssen, dass ich mich dort wohlfühle, wo ich wohne? Damit würde ich mir und den anderen nur etwas vormachen. Und letztendlich ist man da zu Hause, wo die Liebsten sind. Unabhängig davon, wo man geboren und aufgewachsen ist.