Neuer Arbeitsplatz

Nach zwei Wochen daheim (Urlaub und krank) durfte ich diese Woche meinen neuen Arbeitsplatz beziehen. Der Chef hat mir und meinem Kollegen aus der Planung ein neues Büro samt Einrichtung spendiert. Neben einer Lüftungsalage gibt es bald ein Klimagerät, damit sind wir dann auch für den Sommer gerüstet.

Die schicken Schränke muss ich noch komplett einräumen. Das habe ich diese Woche nicht geschafft, weil einfach keine Zeit dafür war. Wenn man 14 Tage nicht im Büro ist, bricht alles über einen herein. So kam ich diese Woche mit zwei Kundenterminen, einem Baustellentermin (bei Eiseskälte) und einer Schulung kaum dazu, meine 729 E-Mails zu bearbeiten, geschweige denn meine Arbeit komplett zu erledigen.

Absolut Nervig ist zudem das Update der CAD-Software. Die Programmierer haben es echt geschafft, aus einem gut durchdachten und intuitiven Programm eine Katastrophe zu machen, nur weil sie in Zukunft auf Fenster verzichten wollen. Stabil läuft das Ding auch noch nicht – ich hatte wieder zwei Abstürze – und ergonomisch ist es unter aller Kanone. Ich sitze jedesmal nach dem Öffnen des Programms da und überlege, wo ich klicken muss, damit sich die Zeichnung öffnet – der entsprechende Button ist nämlich ausgegraut. Das habe ich denen von der Hotline schon ein paar mal reingedrückt, aber auf Anwender hört niemand. Ich verstehe es einfach nicht. Wieso muss man etwas verbessern, was perfekt war?

Zumindest hatte ich am Donnerstag die E-Mails auf 230 eingedämmt und die wichtigsten Pläne gezeichnet. Die Angebote werden dann kommende Woche folgen. Ich bin mir aber sicher, dass, wenn ich am Dienstag komme, die E-Mails wieder auf 400 angewachsen und gaaanz dringende andere Projekte zuerst zu erledigen sind.

Seufz! Kennt jemand das Gefühl, wenn die Arbeit immer mehr und mehr wird und man nicht mehr weiß, wo man zuerst anfangen soll. Wenn man dadurch völlig frustriert ist und sich am liebsten weinend unter den Schreibtisch verkriechen möchte. So geht es mir seit Wochen. Und dabei habe ich jetzt sogar einen Kollegen, der mir einen Teil der Arbeit abnimmt. Zum Glück, sonst hätte ich schon kapituliert.

Aber diese blöde Mehrwertsteuersenkung sorgt dafür, dass die ohnehin überlasteten Handwerksbetriebe noch weiter getrieben werden und ihre Mitarbeiter regelrecht verheizen müssen, damit die Bauherren ja die drei Prozent weniger Mehrwertsteuer kassieren können. Es ist eine Farce. Und dann bekommen auch noch diejenigen in den Ämtern und im Managment, die sich ins Homeoffice verkriechen dürfen, einen Steuervorteil, während die, die raus an die Front müssen, wie Handwerker, Verkäuferinnen und Krankenschwestern, wiedermal nichts davon haben. Aber was rege ich mich auf …

Ich genieß den Stress dann einfach im neuen Büro.

Neues Büro

Panoramaaufnahme

Seit Juni habe ich einen neuen blutjungen Kollegen, der mich bei der Planung unterstützt. Weil es deshalb etwas eng in unserem kleinen Großraumbüro geworden ist und nicht alle Platz haben, hat der Chef beschlossen, dass die Planungsabteilung jetzt eine Etage höher ins ehemalige »Technikkammerl« zieht.

Dort lagerten bis jetzt allerlei Messgeräte und Computerzubehör in hohen Regalen. Der Raum wurde ausgeräumt und mit einem neuen Bodenbelag ausgelegt. Ich war richtig baff, als ich letzte Woche einen Blick riskiert habe. So groß hatte der Raum bisher gar nicht ausgesehen. Es gibt sogar eine Tür, die raus auf den Balkon führt. Da komme ich vielleicht öfters mal an die frische Luft. (Obwohl wir einen schönen Lüfter bekommen werden, wie man am Loch in der Wand unschwer erkennen kann.)

Jetzt muss nur noch der Schreiner die Möbel einbauen, dann können mein Kollege und ich einziehen. Ich freue mich jedenfalls schon.

Haus aus dem 3D-Drucker

Nicht nur aus beruflichen Interesse fand ich eine Meldung interessant, die ich heute gelesen habe. In Belgien haben Studenten und Mitarbeiter einer Universität zum ersten Mal ein zweistöckiges Wohnhaus mittels eines 3D-Druckers gebaut. Statt mehrerer Monate hat der Bau nur ein paar Wochen gedauert. Wer sich das Video ansieht, kann sehen wie der Beton Schicht um Schicht aufgetragen wird. 

Das Konzept halte ich durchaus für zukunftstauglich. Vielleicht nicht in den nächsten zehn Jahren, aber darüberhinaus kann ich mir gut vorstellen, dass so gebaut werden kann. Die 3D-Technik hat in der Planung von Gebäuden schon längst Einzug gehalten. Ich plane beispielsweise die Haustechnik von Häusern in 3D. Das Zauberwort heißt Building Information Modeling, kurz BIM. Der BIM-Standard soll bis 2022 für alle öffentlichen Bauten vorgeschrieben sein. Das heißt, die Architekten müssen für eine Baugenehmigung ein 3D-Modell einreichen. Das Problem, viele sind noch nicht so weit. Vorreiter sind da eher die Planungsbüros.

Das tolle an BIM ist, dass jedes Gewerk mit demselben Modell arbeitet, man also schon in der Planungsphase checken kann, ob es Kollisionen zwischen Abwasser und Stromleitungen oder Lüftungskanälen und Trinkwasserleitungen gibt. Man kann damit ein Haus inklusive Leitungen komplett durchplanen. Anhand des Modells lässt sich beispielsweise auch ausrechnen, wieviel Energie für die Heizung benötigt wird, oder man kann simulieren wie warm die Zimmer im Sommer werden, um Verschattung oder Klimaanlagen richtig auszulegen. Das ist alles heute schon möglich.

Viele werden jetzt aufschreien, dass diese Technologie Arbeitskräfte kosten wird. Ich kann da beruhigen, wenn die Entwicklung des Arbeitskräftemangels so weitergeht, werden wir um 3D-Drucker auf dem Bau nicht umhinkommen. Erstens will die Arbeit keiner mehr machen und zweitens, bei dem Pfusch, den ich in den letzten Wochen auf den Baustellen live erlebt habe … wird das irgendwann zwingend notwendig sein. Natürlich ist keine Technologie fehlerfrei. Es wird auch hier Menschen geben müssen, die koordinierend eingreifen müssen.

Planen, Bauen, Wohnen

… so sollte die Reihenfolge eigentlich sein. In letzter Zeit hat sich das irgendwie umgekehrt.

Diese Woche war schlimm. Dass hat man vermutlich schon daran gesehen, dass ich so gut wie nicht bloggen konnte. Dafür glaubte ich bisweilen, die Welt sei ein Irrenhaus und ich arbeite in der Zentrale. Irgendwie scheint die Gesellschaft nach Pfingsten den Corona-Lockdown-Schalter umgelegt zu haben und müsse jetzt alles wieder aufholen. Da kommen Bauherren mit skurrilen Ideen aber ohne Ahnung. Da werden Angebote angefragt für Objekte, für die schon mal die Baugrube ausgehoben wird. So nach dem Motto, wir fangen schon mal an, planen können wir später noch. Da wird Schritt B vor Schritt A getan und dann herumgemeckert, wenn etwas nicht klappt oder fehlt. Die Kunden wollen moderne Hightech, aber zum Schnäppchenpreis und möglichst am nächsten Tag. Zeit und Geld ist im Handwerk momentan zur Rarität geworden.

Leute, dass funktioniert so nicht. Ein Handwerker ist nicht Amazon. Da stehen nicht nur die Produkte auf der Rechnung, sondern auch die erbrachte Arbeitszeit. Auf der einen Seite will man SmartHome (ohne sich richtig bewusst zu sein, was das bedeutet bzw. was es eigentlich machen soll) andererseits darf es aber nichts kosten und soll möglichst sofort erledigt sein. Das ein Handwerksbetrieb mehrere Baustellen hat, scheint niemanden zu interessieren. Manche Kunden denken, wenn man den Auftrag angenommen hat, ist man ihr persönlicher Sklave, der zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung stehen muss.

Am Schlimmsten empfinde ich die mangelnde Zeit. Ein Ein- oder Mehrfamilienhaus mit Elektro, Sanitär und Heizung auszustatten, plant man nicht mal so an einem Vormittag. Ich hatte diese Woche mehrfach das »Vergnügen« mal schnell einen Plan zu machen. Wenn meine Kollegen damit am nächsten Tag auf die Baustelle fahren, ist der wahrscheinlich nicht mal mehr das Papier wert, auf dem er gedruckt ist. Weil sich die Bauherren über Nacht wieder was neues ausgedacht haben. Ständige Planänderungen sind keine Seltenheit und Zeit dafür, sie einzuarbeiten, bekommt man natürlich auch nicht. Ich muss also versuchen, das irgendwie aus dem Ärmel zu schütteln und nebenbei noch die Beschwerden der Kunden am Telefon und per E-Mail entgegennehmen, wenn aus genau diesen Gründen mal wieder was schief gegangen ist. Dann darf man sich Beschimpfungen anhören und wird angemotzt, obwohl man meist gar nichts dafür kann.

Ich ahne, warum es so viel Pfusch am Bau gibt. Nein, das liegt meist nicht an den Handwerkern, sondern ganz oft auch an den Bauherren, die sich nicht entscheiden können oder ihre skurrilen Wünsche einfach nicht rechtzeitig äußern. Aber auch an einigen Architekten, die nicht nachdenken und die unbedingt das Bad über dem Wohn/Esszimmer ohne Wände anordnen, weil das ja so modern ist. (Eine Badewanne im Schlafzimmer ist übrigens nichts ungewöhnliches.) Solche Leute scheinen zu glauben, dass Wasser und Strom wie W-Lan sind und sich rohr- bzw. kabellos über die Luft übertragen bzw. abfließen.

Ich weiß, warum kaum einer Handwerker werden will. Es ist körperlich schwere Arbeit, zeitintensiv (also kein Job von neun bis fünf) und wird schlecht bezahlt. Wenn man dann auch noch von den Kunden behandelt wird, als wäre man der letzte Depp, macht das wirklich keinen Spaß. Ich bin jedenfalls froh, dass heute Freitag ist.

Der Albtraum eines Planers

Quelle: skyscrapercenter.com

Als Systemplanerin beschäftige ich mich jeden Tag mit der technischen Ausstattung von Häusern. Inzwischen weiß ich nicht nur, wie man Kabelschächte optimal positioniert und wie groß sie sein müssen, sondern auch wie Wasser- und Abwasser-Leitungen zu handhaben sind. Es gibt da eine Menge zu beachten und durch die jährlich neu herauskommenden Regelungen, ändert sich das auch ständig. Dennoch unterliegt so eine Wasser-Abwasser-Versorgung der Physik. Eine Tatsache, die manche Architekten und viele Bauherren nicht so richtig auf dem Schirm haben.

Diese Woche habe ich ein Filmchen zu einem Wohnhauskomplex in Singapur gesehen. Das Video von »The Interlace«, wie der Komplex heißt, ging viral durch alle Netzwerke. Der Gebäudekomplex sieht aus, als habe ein besoffener Architekt mit Legosteinen »Jenga« gespielt, dies Bauklötzchen-Spiel, bei dem man aus einem Turm mit Bauklötzen abwechselnd einen Stein rausziehen muss. Das Ergebnis sieht aus, wie eine gestapelte Plattenbausiedlung. Gebaut wurde von 2007 bis 2013. 2015 gewann der Komplex den Preis »World Building of the Year«.

Die mehr als 1000 Wohnungen in den 31 Blöcken haben eine Größe von 75 bis zu 585 Quadratmeter. Die Penthouses in den oberen Etagen sind mit Swimmingpools ausgestattet. Bemerkenswert ist die technische Machbarkeit eines solchen Projekts. Die Elektroinstallationen sind, obwohl enorm umfangreich, dabei fast schon zu vernachlässigen. Ich versuche mir seit Tagen vorzustellen, wie die Versorgungsleitungen angeordnet sein müssen, damit das Wasser abfließen kann und die Räume ausreichend belüftet werden.

Quelle: skyscrapercenter.com

Außerdem, wie sind die Aufzüge angeordnet? Denn die gehen ja von unten nach oben durch bis zu vier Blöcke hindurch, die in unterschiedlichen Winkeln angeordnet sind. Das heißt, die Türen müssten ein mal gerade und einmal in einem anderen Winkel aufgehen. Ich vermute, dass die Treppenhäuser außen angeordnet sind, weil es anders fast nicht möglich ist.

Wenn in den Wohnungen alles reibungslos funktionieren soll, ist die Planung eines solchen Bauwerks eine Meisterleistung. Da sind die Mehrfamilienhäuser, mit bis zu 15 Wohnungen, die ich auf meinem Desktop habe, Kleinkram dagegen. Jedenfalls würde ich das Ding gern mal in echt und von innen sehen.

Der unsichtbare Wert

Elektromonteur ist ein undankbarer Beruf. Unter den Kollegen kursiert der Spruch, dass man als Elektromonteur mit einem Bein im Grab und mit dem anderen im Gefängnis steht. So ganz verkehrt ist die Aussage nicht. Ein Fehler kann unter Umständen Leben kosten, das eigene oder das von anderen. Schlimm wird es, wenn man sich einerseits an die gültigen Normen und Bestimmungen halten soll, es aber auf der anderen Seite möglichst nichts kosten darf. Diese Diskussionen führe ich regelmäßig mit unseren Kunden.

Ich kann verstehen, wenn die Leute viel Geld für eine neugebaute Eigentumswohnung ausgeben und dann feststellen, dass sie für Sonderwünsche wie LAN-Verkabelung und Deckenspots nochmal viel Geld in die Hand nehmen müssen. Andererseits jedoch geben sie oft viele Euros für Parkett, Fliesen und Sanitär-Ausstattung aus. Da ist es okay, wenn es Geld kostet, aber bei jeder zusätzlichen Steckdose und besonders bei Deckenauslässen für Spots fangen sie an zu diskutieren. Das bringt mich jedes Mal auf die Palme.

Das zu jeder Steckdose, zu jedem Schalter und zu jeder Lampe auch ein entsprechendes Kabel gehört, das diese Kabel aus Kupfer sind und das zu jedem Schaltkreis auch eine Sicherung im Verteilerkasten vorgesehen werden muss, sehen diese Leute nicht. Die Kabel verbergen sich in der Decke und hinter der Wand, und müssen dort von den Monteuren in schwerer Handarbeit eingelegt werden. Dass die Jungs bei Hitze oder strömenden Regen auf den Decken stehen und Leerrohre verziehen müssen, damit die Bewohner später das Licht einschalten können, scheint keiner im Blick zu haben. Es ist den meisten Leuten auch nicht zu vermitteln.

Noch schwerer ist es aber vermittelbar, dass sie sich möglichst frühzeitig festlegen müssen, wo sie eine Lampe, einen Schalter oder eine Steckdose hinhaben möchten. »Das muss ich erst sehen, sonst kann ich mir das gar nicht vorstellen«, höre ich sehr oft. Leider kann man aber nicht erst das Haus bauen und dann die Stromkabel einziehen. Strom funktioniert nun mal über Kabel und die sollten möglichst in die Wände verlegt werden, bevor der Putz kommt. Manche scheinen zu glauben Schalter und Steckdosen funktionieren wie WLAN. Klar es gibt Funkschalter, aber die Leuchte braucht dennoch Strom aus dem Kabel. Der fließt noch nicht drahtlos, zum Glück.

Baubesprechung mit Schnee

Heute kam ich mal raus aus dem Büro und durfte zu meinem ersten Jour fixe bei einer unserer Baustellen.

Der Kollege und ich fuhren gegen halb neun nach Ruhpolding. Es war knackig kalt, der Himmel war blau, die Sonne schien und über den Senken stiegen die letzten Nebelreste auf. Das sah toll aus. Je näher wir den Bergen kamen, desto weißer wurde es. Die Wälder wirkten wie mit Puderzucker bestreut und auf den Wiesen lud eine geschlossene Schneedecke zum Langlaufen ein. (Na, ja, ein bisschen mehr Schnee braucht es dann doch noch.) Jedenfalls machte mir das richtig Spaß. Da gingen auch die Kopfschmerzen weg, für mich seit der Früh plagten.

Die Besprechung war nicht sonderlich spektakulär. Es ging um irgendwelche Details, die mich nicht betrafen. Aber ich fand es schön, die Leute von der Baufirma, mit denen ich seit drei Jahren mehrmals wöchentlich telefoniere, mal in echt zu sehen.

Als wir nach knapp zwei Stunden wieder zurückfuhren, hatte sich der Himmel zugezogen, der Schnee taute und von den Bergen wehte der Föhn. Deshalb wohl auch die Kopfschmerzen. Gleich sah die verschneite Landschaft nicht mehr ganz so spektakulär aus.

Arbeit für lau

Die Wochen von September bis Weihnachten sind in der Baubranche besonders stressig. Alle Häuslebauer wollen am liebsten noch vor Weihnachten einziehen. Oder die Besitzer von Häusern haben Angst, dass ihre Heizung über die Feiertage ausfallen könnte und wollen schnell noch mal einen Termin zur Wartung der Heizungsanlage. Wobei erfahrungsgemäß genau dann anschließend etwas kaputt geht, was garantiert ohne Wartung nicht kaputtgegangen wäre, zumindest nicht kurz danach. Murphys Gesetz!

Zu den laufenden Bauprojekten kommen die Bauvorhaben fürs nächste Frühjahr, deren Planung gerade anläuft. Dementsprechend hektisch geht es momentan bei uns auf Arbeit zu. Alle miteinander, ob im Büro oder draußen auf den Baustellen könnten in diesen Wochen Tag und Nacht arbeiten. Wobei vor allem im Büro ein Teil der Arbeit für die Katz ist. Warum?

Ganz einfach: Neben dem Schreibtisch meiner Kollegin stapeln sich die Schütten mit den Bauvorhaben, für die wir Angebote gemacht haben, für die wir aber keinen Auftrag erhalten haben. Ein Angebot ist für den Kunden immer kostenlos. Er entscheidet, ob er es annimmt oder ablehnt. Wenn ich zusammenrechne, wie viele Angebote allein ich in diesem Jahr bereits zusammengestellt habe, aus denen nichts geworden ist, kommen mindestens 4 bis 6 Wochen heraus, die ich vergebens gearbeitet habe. Das ist im Handwerk aber völlig normal. Man muss damit rechnen, dass vierzig bis fünfzig Prozent der Angebote nicht zustande kommen. Das heißt, man muss sich für viele Bauvorhaben ins Zeug legen, um genügend Aufträge zusammenzubekommen.

Man könnte meinen, dass man dann die Angebote eben Pi mal Daumen zusammenstellen muss. Kann man machen, sollte man aber nicht, wenn man sich nicht verkalkulieren will. Man muss berücksichtigen, dass die Großhändler alle halbe Jahre ihre Preise anpassen, dass es zu unvorhergesehenen Problemen kommen kann, dass man vom Kunden durchaus ans Angebot gebunden wird und Nachträge nur bedingt durchsetzen kann. Zu hoch sollte man aber auch nicht kalkulieren, sonst braucht man das Angebot gar nicht erst abgeben.

Hin wie her, es ist schwierig hier den goldenen Mittelweg zu finden. Was meistens hilft, wenn man eine Zusage haben möchte, ist dass man etwas mehr Anstrengungen investiert. Ein schöner Plan, eine sauber dargelegte Kostenauflistung und eine professionelle Aufmachung schon beim Angebot überzeugen zumindest diejenigen Kunden, denen nicht nur daran gelegen ist, alles möglichst billig zu bekommen. Aber wie gesagt, das klappt nicht immer.

Momentan brauchen wir uns aber über mangelnde Aufträge nicht zu beschweren. Wir müssen manche Bauvorhaben, die an uns herangetragen werden, sogar ablehnen, einfach, weil wir das personell nicht auf die Reihe kriegen. Denn hier liegt das eigentliche Problem, woran nicht nur die Baubranche, sondern das ganze Handwerk krankt – fehlendes Fachpersonal.

Einen guten Facharbeiter oder einen engagierten Azubi zu finden, ist fast schon so selten wie ein Sechser im Lotto. Unseren Azubi aus dem September hat der Chef wieder vor die Tür setzen müssen, wegen mangelnder Motivation und großer Klappe. Sprich der Junge blieb einfach in den Herbstferien zu Hause, weil er meinte, es seien ja Ferien und sein Verhalten auf der Baustelle ließ so zu wünschen übrig, dass ihn am Ende keiner der Gesellen mehr mitnehmen wollte.

Wenn so jemand dann mitbekommt, dass man sich hin und wieder für umsonst anstrengen muss, geht wahrscheinlich gar nichts mehr. Da sorge ich mich ernsthaft ein wenig um die Zukunft. Ich für meinen Teil habe Spaß an der Arbeit und mache sie gern, selbst wenn ich weiß, dass daraus vielleicht nichts wird, denn manchmal ist es besser so.

Von reichen Bauherren und glücklichen Handwerkern

Ich habe lange überlegt, ob ich an dieser Stelle darüber bloggen soll. Es geht schließlich um meine Arbeit. Aber irgendwie muss ich meine Gedanken dazu loswerden. Nachdem ich jetzt schon seit Tagen mit meinem Mann darüber diskutiere.

In dieser Woche hatte ich das Vergnügen den Elektroplan zu einer 3,5 Mio Euro Villa umzuarbeiten. Das Ding steht an einem See und gehört einem, der in Immobilien macht. Das der Mann unheimlich viel Geld hat, sieht man nicht nur an dem großzügigen Schwimmbad und den Ankleidezimmern, sondern auch am Vorhandensein von zwei Küchen und einem Hausarbeitsraum mit mehr als einer Waschmaschine und einem Trockner. Damit das Hauspersonal nicht nur anständig kochen, sondern auch Waschen und Bügeln kann. Von den beiden extravaganten Badezimmern fange ich gar nicht erst an.

Mein Problem ist nicht, dass ich dem Menschen das nicht gönne. Im Gegenteil, ich möchte gar nicht so ein großes Haus. (Gegen so ein Schwimmbad hätte ich allerdings nichts. Obwohl, da braucht man einen Poolboy und den könnte ich mir nicht leisten.) Das Haus muss saubergemacht und erhalten werden und man braucht sehr gute Sicherheitssysteme, damit man nicht ständig Angst vor Einbrechern haben muss.

Worüber ich die ganze Zeit grüble, sind dagegen die vielen Menschen in der Region, die nicht so viel Geld haben und händeringend eine bezahlbare Wohnung suchen. Für das, was diese Villa kostet, hätten mehrere Mehrfamilienhäuser gebaut werden können. Ich glaube auch nicht, dass man die Mengen an Steckdosen, KNX Schaltern und den übrigen Schnick-Schnack wirklich braucht. Aber darüber kann ich mir kein Urteil erlauben.

Allerdings hat die Sache noch eine zweite Seite. Wir verteufeln oft Menschen die viel Geld haben, anderseits geben diese Menschen unheimlich viel Geld aus, um sich teure Autos, protzige Boote oder eben große Villen bauen zu lassen. So verdienen allein an dieser Villa, mit ihrem aufwändigen Innenleben, viele Handwerker aus allen Gewerken ihr Geld. Geld, dass sie an einem mickrigen Fertighaus oder einem Mehrfamilienhaus mit Mietwohnungen nicht verdienen würden.

Ich denke nun schon seit Tagen darüber nach, ob das jetzt gutes oder schlechtes Geld ist.

Die Entdeckung der Langsamkeit

Mein Heimweg

Hin und wieder, wenn es morgens regnet, fahre ich mit meinem Mann zur Arbeit. Er lässt mich im Gewerbegebiet von Waging aussteigen und fährt 12 Kilometer weiter zu seiner Arbeitsstelle. Wenn am späten Nachmittag die Sonne scheint und es nicht allzu kalt ist, laufe ich nach Hause. Es sind drei Kilometer, also nicht die Welt. Ich brauche etwa eine halbe Stunde. Für mich ist das wie Fitnessstudio, nur besser.

Denn ich spaziere durch einen kleinen Wald, an Wiesen und Feldern vorbei. Rechts fließt ein Bach, links sprudeln Quellen aus den Feldern. Die Vögel zwitschern in den Bäumen, und an einer Stelle zirpen ganz laut die Grillen. Es duftet nach Erde und nach Blumen. Manchmal auch nach dem, was die Bauern hier massenhaft auf die Felder sprühen. Am Bahnübergang rieche ich den Gummi des Fahrbahnbelags. Hin und wieder bin ich zu der Zeit unterwegs, wenn der Waginger Zug kommt oder abfährt. Dann ist die Hupe Kilometerweit zu hören und die Schienen vibrieren schon, wenn die beiden Triebwagen noch gar nicht zu sehen sind.

Auf halber Strecke beginnt, die Ortschaft. Ich schau mir die Gärten der Leute an und erfreue mich an den gepflanzten Blumen und Bäumen. Am Ende sind meine Beine schon ein bisschen schwer, dennoch fühle ich mich großartig.

Wir sollten viel öfter zur Arbeit laufen oder zurück. Klar bin ich mit dem Fahrrad schneller zu Hause. Aber was mache ich da, ich ziehe mich um und sitze vor dem Computer oder auf der Couch. Am Abend gehen wir hin und wieder im Park spazieren.

Manch einer geht nach der Arbeit ins Fitnessstudio oder fährt sogar dorthin, vielleicht noch mit dem Auto. Ich verbinde das Angenehme mit dem Nützlichen und laufe von der Arbeit nach Hause. Ich kann es mir leisten, weil ich nicht so weit entfernt wohne. Jedem, dem das möglich ist, kann ich das nur empfehlen, es entschleunigt ungemein.

Als ich in München gewohnt habe und noch in Schwabing gearbeitet habe, bin ich immer gelaufen. Auch da gab es jeden Tag etwas neues zu entdecken.