Die Stadt und der Verkehr

Mein letzter Tag in Würzburg begann mit einem Vortragsmarathon, auf dem ich wieder neue Erkenntnisse gewinnen konnte, zum Beispiel über die Herstellung von Biopolymeren oder das Farbmanagment von transparenten Medien.

Mittags aßen wir noch einmal im Hotel »Zum Kirschbaum« in Rottendorf, dass ich durchaus empfehlen kann. Man sollte sich aber ein eigenes Kopfkissen mitbringen, auf deren »Dingern« konnte von »erholt« schlafen keine Rede sein.

Danach fuhren wir nach Würzburg und hingen eine Weile am Bahnhof ab, bis unser Zug fuhr. Ich kaufte mir den neuen PERRY RHODAN-NEO von Kai Hirdt und das neueste PERRY RHODAN-Heft von Robert Corvus, in dem Hermann Ritter in seinen Clubnachrichten lobende Worte für den PRFZ-Newsletter Nr. 9 fand, sowas freut mich natürlich sehr.

Mein Fazit zu Würzburg ist ein Gemischtes. Die Stadt ist echt sehenswert und vielleicht schaffe ich es ja auch irgendwann einmal mit einem Schiff über den Main zu schippern. Für Kulturfreunde mögen auch die Residenz und die Museen interessant sein. Die vielen Kirchen sind schon allein wegen ihrer schieren Anzahl beeindruckend und zum Shopping ist die »City« auch zu empfehlen. Hier habe ich endlich eine Thora-Perücke gefunden. Außerdem haben wir einen Laden mit »Männerspielzeug« entdeckt, sprich ein Modellbaufachgeschäft, das aber leider kein Modell der SOL führte, sondern nur eine Spacejet.

Dennoch sind uns auch ein paar negative Dinge aufgefallen. Ein ganz großes Problem sind die unzähligen Baustellen. Als Fußgänger hatte ich stets das Gefühl von einer Baugrube in die nächste zu tappen. Mitunter waren die Fußwege komplett verstellt, so das man als Fußgänger auf die Straße ausweichen musste, was angesichts des dichten Verkehrs nicht ungefährlich war. Verkehr ist ein weiteres Stichwort. Ich denke, dass Würzburg kurz vorm Verkehrskollaps steht. So viele fahrende und parkende Autos; überfüllte Parkhäuser, vor denen die Leute in ihren Autos darauf warteten, bis jemand wieder wegfuhr und ein Platz frei wurde. So etwas kannte ich nicht mal aus München, wo sich die Parkplatzsituation in den letzten Jahren merklich entspannt hat. Ein Grund für den Verkehrskollaps glaube ich erkannt zu haben – nämlich den nur rudimentär ausgebauten Nahverkehr. Rottendorf liegt etwa sieben Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und es fährt gerade mal alle Stunde ein Bus, zumindest bis 19 Uhr. Die Bahn fährt auch nur alle Stunde. Das angrenzende Gewerbegebiet, wo die Tagung stattfand, ist nur mit dem Auto zu erreichen. Kein Wunder, dass hier jeder selbst fährt. Wenn man Abends aus Würzburg wieder heraus möchte, braucht man entweder ein Auto oder ein Taxi. Es fahren kaum Busse und das Tarifsystem ist noch komplizierter, als das des Münchner MVV. Ich habe etwas mehr als eine halbe Stunde gebraucht, um im Internet herauszufinden, welche Fahrkarte ich lösen muss, und das obwohl ich mich mit Nahverkehr und Tarifen im allgemeinen gut auskenne. Das ist definitiv noch ausbaufähig.

Dies trübte ein wenig den Eindruck, den ich von der Residenzstadt Würzburg gewann, dennoch werden die schönen Erinnerungen überwiegen. Mit zwei herbstlichen Eindrücken sage ich: »Auf Wiedersehen, Würzburg!«.

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Bunter Blätterreigen in der Residenz

Ungewöhnlich warm präsentierte sich der Vormittag an diesem Herbsttag. Die Sonne stand tief am Himmel und ließ die Blätter der Bäume in einem hellen Goldton leuchten. Der Platz vor der Würzburger Residenz war mit parkenden Autos gefüllt, aber noch waren die Wellenmuster der Pflastersteine gut sichtbar. Im Hof der Residenz roch es nach frischem Trester und die Studenten eilten in ihre Institute. Im angrenzenden Park fegten Heerscharen von Gärtnern das Laub von den Wegen, während die Eichhörnchen jeden Ast der Nussbäume nach den beliebten Früchten absuchten. Es hatte etwas von Idylle und außer uns waren kaum Besucher im Park, um das Farbenspiel der Blätter zu bestaunen.

Auf dem Rückweg durch den Ringpark kamen wir an einer weiteren Kirche vorbei. Wir fragten uns unwillkürlich, wie viele Kirchen hat Würzburg eigentlich? Diese Kirche (St. Johannis) bestach durch ihre architektonische Besonderheit und gefiel uns am besten. Das 1957 aus Teilen einer Ruine wiederaufgebaute evangelische Gotteshaus, verbindet moderne Architektur mit alter Bauweise und schafft so etwas Neues mit historischem Charme.

Ab Mittag begann für mich die »Arbeit« in Form von interessanten Vorträgen zu Farbmetrik, Farbwahrnehmung und Farbmessung inklusive eines spannenden Rundgangs durch das Süddeutsche Kunststoffzentrum. Am diesjährigen Tagungsabend in Form einer Weinverkostung mit Brotzeit im Weinkeller der Residenz nahmen wir aus verschiedensten Gründen nicht Teil. Dafür speisten wir sehr gut im Restaurant unseres Hotels.

Hofgarten
Hofgarten
Würzburger Residenz
Würzburger Residenz
Spalier aus bunten Blättern
Spalier aus bunten Blättern
St. Johannis
St. Johannis

Kirchen, Wein und Welterbe

Würzburg besuchte ich zum ersten Mal 1993 während eines Betriebsausfluges. Damals besichtigen wir aber nicht die schöne Innenstadt, sondern waren beim Verlagshaus Würzburg zu Gast, bevor wir zu einer Weinprobe in ein Weingut nach Tauberbischofsheim fuhren. Später bin ich einige Male mit dem Zug durch die Gegend gekommen, hatte aber nie die Gelegenheit einen Fuß in die Stadt zu setzen.

Die diesjährige DfwG-Jahrestagung war ein willkommener Grund, das zu ändern. Entgegen aller Wettervorhersagen schien an diesem Oktoberdienstag die Sonne. Wir fuhren mit dem Bus in die Stadt und bekamen allein durch diese kleine Stadtrundfahrt viel zu sehen.
Vom Busbahnhof aus spazierten wir in die Innenstadt, die von jeder Menge Baustellen und parkenden Autos verstopft wurde. Und eines fiel mir sofort ins Auge. Es ist traurig zu sehen, wie sehr sich die deutschen Innenstädte ähneln. Die gleichen Ketten uniformieren die Straßenzüge, sodass man nicht auf Anhieb sagen kann, in welcher Stadt man gerade ist. Wie ich in Würzburg die Kaiserstrasse entlang ging, glaubte ich mich kurzzeitig in Düsseldorf.

Das erste Objekt, was mir in Würzburgs Innenstadt ins Auge fiel und mich dazu brachte, die Kamera zu zücken, war das »Falkenhaus«. Das gelbe mit Stuck überzogene Gebäude leuchtete in der Vormittagssonne und bildete einen auffallenden Kontrast zu der dahinterstehenden sienaroten Marienkapelle. Der blaue Herbsthimmel bildete das i-Tüpfelchen auf den golden leuchtenden Turmspitzen. Auf dem weiteren Weg durch die Gassen kamen wir an vielen schönen renovierten Gebäuden vorbei. Von der »Alten Mainbrücke« bewunderten wir die nahe Festung, die in der diesigen Oktoberluft wie weichgezeichnet über dem Main thronte. Unter uns passierte ein Frachtschiff die Schleuse.

Im Anschluss daran bummelten wir an Dom und Münster und weiteren Kirchen vorbei zur Residenz, deren Besuch wir für den nächsten Tag einplanten. Bevor wir am frühen Nachmittag mit dem Bus vom Bahnhof zurück ins Hotel und anschließend zum Tagungsort ging, schließlich war ich ja nicht nur zum Vergnügen hier …

Für alle Tagungsteilnehmer inkl. Partner fand das Abendessen im Hofbräukeller unterhalb der Festung statt. Auf der Fahrt mit Bus und Straßenbahn durch die abendliche City bekam man noch einmal einen ganz anderen Eindruck von Würzburg vermittelt. Weitläufige Gewerbegebiete, Hochhäuser mit Glasfassaden, Leuchtreklame und belebte Straßen verliehen der historischen Stadt etwas Großstädtisches.
Der Hofbräukeller mit großem Biergarten, in dem man aber wegen des einsetzenden Regens nicht sitzen konnte, entpuppte sich als klassisches Bierlokal, groß mit Bierbänken und einer Ausstellung Allerlei altertümlicher Brauutensilien. Von denen es mir eine altmodische Abfüllanlage besonders angetan hatte. Die sah nämlich aus, wie ein »Posbi« aus PERRY RHODAN.

In gemütlicher Runde ging der Abend zu Ende und einer der Tagungsteilnehmer (und ehemaliger Arbeitskollege) fuhr uns ins Hotel zurück.

Falkenhaus und Marienkapelle
Falkenhaus und Marienkapelle
Auf der alten Mainbrücke
Auf der alten Mainbrücke
Blick zur Festung
Blick zur Festung
Eine der vielen Kirchen
Eine der vielen Kirchen

„Zum Kirschbaum“

In dieser Woche hat es mich ins Fränkische Rottendorf verschlagen. Ich besuche mal wieder die Jahrestagung der DfwG, in der ich seit einigen Jahren Mitglied bin.

Weil uns die Hotels in Würzburg ein bisschen zu teuer waren, buchten wir ein Zimmer im Hotel »Zum Kirschbaum« in Rottendorf, das liegt eine halbe Stunde Fußweg vom Tagungszentrum entfernt und mit der Bahn ist man in zehn Minuten am Würzburger Hauptbahnhof.

Rottendorf kenne ich eigentlich nur vom Zug aus. Und dann auch nur mit negativen Erinnerungen verbunden. Hier entlang werden nämlich die ICE-Züge umgeleitet, wenn mal wieder die Strecke zwischen Bamberg und Nürnberg gesperrt ist und das ist stets mit mindestens einer bis zwei Stunden Verspätung verknüpft.

Gestern aber habe ich mir ein Bild von der Ortschaft machen können und bin positiv angetan. Ein hübsches Dorf am Rande Würzburgs mit vielen alten Sandsteinhäusern aber auch mit neu gepflasterten Straßen und moderner Architektur – ein gelungener Mix wie ich finde. Es gibt sogar ein altes Wasserschloss, das zur Bibliothek umgebaut wurde.

Auch das kleine Hotel überrascht: 57 Zimmer, nett eingerichtet, die Bäder neu renoviert, das Personal freundlich, das Frühstück ist, vom Kaffee mal abgesehen, in Ordung. Was will man mehr? Das Hotel hat sogar Konferenzräume und einen riesigen Parkplatz. Wobei die Bushaltestelle nur wenige Meter entfernt ist und auch der Bahnhof in ein paar Minuten zu Fuß zu erreichen ist.

Rathaus in der Seitenansicht
Rathaus in der Seitenansicht
Umgebautes Wasserschloss
Umgebautes Wasserschloss
Architekturmix am Wasserschloss
Architekturmix am Wasserschloss
Hotel zum Kirschbaum
Hotel zum Kirschbaum

Neuer Film von Simon’s Cat

Es gibt einen neuen Film mit der Miezekatze von Simon. Diesmal hat der Arme alle Hände voll zu tun, das geliebte Fellknäuel in eine Transportbox zu befördern.

Irgendwie erinnert mich das an den nicht ganz ernst gemeinten Text, der vor Jahren mal die Runde machte. Er hieß »How to give a cat a pill« und wurde von Bob Story für die Laguna Beach, Calif., Coastline NEWS geschrieben. Inzwischen gibt es auch eine deutsche Fassung von Christian Fitzner, die ich hier gern teilen möchte:

»How to give a cat a pill?« oder »Wie ist der pelztragende Hochadel dazu zu bewegen eine Pille einzunehmen?«

1. Nehmen Sie die Katze, legen Sie sie in Ihre linke Armbeuge wie ein Baby, öffnen sie ihr Maul und schieben sie die Pille hinein;

2. Suchen Sie die Pille vom Fußboden und die Katze hinterm Sofa. Wiederholen Sie das Ganze;

3. Zerren Sie die Katze im Schlafzimmer unter dem Bett hervor und werfen Sie die matschige Pille weg;

4. Nehmen Sie eine neue Pille aus der Packung, halten Sie die Katze in der linken Armbeuge, ihre Hinterbeine fest umklammert, öffnen Sie ihr Maul und stopfen Sie die Pille mit Gewalt hinein. Halten Sie ihr Maul geschlossen und zählen Sie bis zehn;

5. Holen Sie die Pille aus dem Goldfischglas und die Katze von der Flurgarderobe herunter. Rufen Sie ihren Ehemann aus dem Garten;

6. Knien Sie sich hin, klemmen Sie die Katze fest zwischen ihre Knie und halten Sie ihre Vorder- und Hinterbeine fest. Ignorieren sie ihre Knurrgeräusche. Lassen Sie ihren Ehemann den Kopf der Katze fixieren und zwingen Sie ihr die Pille mit einem hölzernen Kochlöffel in den Schlund;

7. Holen Sie die Katze vom Wohnzimmervorhang, fegen Sie die Porzellanscherben zusammen und nehmen Sie eine neue Pille aus der Packung;

8. Wickeln Sie die Katze in ein großes Handtuch, so dass nur der Kopf herausschaut, und lassen Sie sich Ihren Ehemann auf sie legen. Blasen Sie ihr die Pille mit einem Strohhalm tief in den Hals;

9. Lesen Sie den Beipackzettel, ob die Pille für Menschen schädlich ist und trinken Sie ein Glas Wasser, um den Geschmack aus dem Mund zu kriegen. Verbinden Sie den Unterarm Ihres Mannes und entfernen Sie das Blut mit Wasser und Seife von Ihrem Wohnzimmerteppich;

10. Fesseln Sie Vorder- und Hinterbeine der Katze an den Wohnzimmertisch, ziehen Sie schwere Gartenhandschuhe an und stopfen Sie ihr erst ein Stück Steak, dann die Pille ins Maul;

11. Rufen Sie die Feuerwehr an und lassen Sie die Katze vom Baum an der Straße gegenüber holen. Entschuldigen Sie sich beim Nachbarn, der ihr auszuweichen versuchte und mit seinem Auto im Zaun landete. Lassen Sie sich von Ihrem Mann in die Notambulanz fahren und Ihre Verletzungen an Fingern und Unterarmen mit einigen Stichen nähen;

12. Rufen Sie das Tierheim an, lassen Sie die Katze abholen und fragen Sie, ob die vielleicht Hamster haben.

Mein persönlicher Tipp, der Jahre lang bei unseren beiden Katzen gut geklappt hat, lautet: Die Tablette einfach ins Lieblingshäppchen des Stubentigers einwickeln, das klappt in 90% aller Fälle. Aber nun zum Film.

„NEOisiert“

Quelle: Perrypedia

Sie haben mich gekriegt! Sowohl die Expokraten um Rüdiger Schäfer und Michael H. Buchholz, als auch Autor Kai Hirdt, der mir mit seinen witzigen Dialogen sehr oft ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Vielen Dank für die wunderbare Unterhaltung!

Ein NEO-Roman, dessen Geschichte sich nahtlos an den vorherigen Roman anschließt? Ich war baff. Das war die Erfüllung eines langgehegten Wunsches. Worum es genau in der Geschichte geht, kann jeder in der Perrypedia nachschlagen. Mein persönliches Empfinden war wie zuletzt sehr positiv. Der Autor verleiht der Figur des Eric Leyden noch mehr Tiefe, aber auch Belle und Abha sind treffend gezeichnet. Ich mag es, wenn Charaktere so lebendig wirken, dass man sie lebhaft vor sich sieht. Auch Leydens Konfrontation mit der ausgemusterten Hyperphysikerin, war grandios inszeniert. Es war wie ein Film vor Augen, als sie und Leyden aufeinander treffen.
Sehr schön fand ich die Trennung zwischen ziviler und militärischer Führung und den dazugehörigen Kompetenzstreitigkeiten. Wobei ich mich jedoch frage, warum man Leyden nicht gleich die volle Verfügungsgewalt über die Forschungen auf dem Mars gegeben hat. Die Flotte sollte doch nach seiner Rettung von Io, über seine Erkenntnissen vom Jupiter Bescheid wissen. Warum gewährt man ihm erst die Unterstützung, als er Flottenchef Reginald Bull hinzuzieht?

Das Geschehen im Taktissystem um Perry Rhodan und die CREST, bildetet einen guten Kontrast. Die Begegnung mit den misstrauischen Scortoohks, die anfänglichen Kommunikationsprobleme und die Entdeckung der Festung „TASCHVAAHL“ sowie dem Bündler, machen Lust auf weitere Abenteuer. Was die Autoren mit der Figur des Captain Rainbow vorhaben, ist mir noch nicht ganz schlüssig. Erinnern tut er mich an Redhorse aus dem MdI-Zyklus. Während der Charakter dort jedoch stets den Befehlen seiner Vorgesetzten gehorchte und eine reine Weste hat, agiert Rainbow manchmal etwas unüberlegt und bringt sich und seine Kameraden nicht nur in Gefahr, sondern riskiert auch eine Degradierung. Interessante Idee, mal sehen wo das hinführt.

Auf der einen Seite also der kühle Taktiker Rhodan und die Flotte und auf dem Mars der Hyperphysiker Eric Leyden mit seinen mitunter sehr unkonventionellen Ideen. Das sind nur zwei Handlungsstränge in einem Roman. Bei NEO hatten mich bisher die Vielzahl der Handlungsstränge gestört. Für diese notwendige Reduktion ebenfalls ein herzliches Dankeschön!

Am Ende doch noch ein paar kritischere Worte an den Autor. Seine Dialoge sind oft treffend und witzig, aber er sollte den Bogen nicht überspannen. Es ist ein schmaler Grat zwischen Slapstick und eine Situation ins Lächerliche ziehen. Meines Erachtens war Kai Hirdt manchmal sehr nah dran, diese Grenze zu überschreiten. Ich mag gerade den ernsten Hintergrund bei PERRY RHODAN und möchte nicht, dass dieser zwischen den lustigen Szenen (die man selbstverständlich braucht) verloren geht.

Das Ende des Sozialismus aus der Sicht seiner letzten Generation

Das Land in dem ich geboren wurde, gibt es nicht mehr. Dieser Gedanke ist, näher betrachtet, schon ziemlich merkwürdig. Denn ich habe weder meine Heimat verlassen noch Familie oder Freunde. Und doch ist mein Geburtsland sang und klanglos von der Bildfläche verschwunden, inklusive seiner Gesellschaftsordnung. Noch erstaunlicher ist der Zeitrahmen in dem das alles geschehen ist. Denn in geschichtlichen Zeiträumen gesehen, kam der Untergang von heute auf morgen. Es blieb weder Zeit für Abschiedsschmerz, noch für weise Vorausplanung; keine Zeit für das Seelenheil der Menschen, die darin lebten und keinerlei vernünftige Vorschriften für Wirtschaft oder die Gesellschaft an sich.

Als friedliche Revolution von Millionen gefeiert, entpuppte es sich später eher als feindliche Übernahme. Darüber haben inzwischen viele Leute aus Ost und West geschrieben und jeder Bundesbürger sollte inzwischen darüber Bescheid wissen. Mir geht es heute um ein persönliches Statement.

25 Jahre nach der Wiedervereinigung komme ich nicht umhin, zurück zu blicken, auf meine ersten 16 Jahre im »Sozialistischen Vaterland DDR«. Ich möchte versuchen die Sicht, die ich und viele meiner Generation auf die Wende haben, in Worte zu fassen und verständlich machen, warum wir heute noch viele Dinge anders sehen, als unsere Freunde im Westen.

Ein Studienfreund sagte einmal zu mir: »Wir werden keine Wessis mehr.« Und da ist durchaus etwas dran. Doch warum eigentlich? Sind 16 Jahre sozialistische Prägung wirklich so einschneidend und wie viel Sozialismus haben wir als Kinder wirklich verinnerlichen können? Eines, was ich an mir und an anderen beobachtet habe ist, dass uns Ostdeutschen der Biss fehlt, um sich in einer Gesellschaftsordnung wie der jetzigen durchzusetzen. Wir haben einfach nicht den notwendigen Killerinstinkt oder das entsprechend große Ego, welches man braucht, um zu bekommen, was man will. Dafür haben wir eine Fähigkeit, die uns von den im Westen Aufgewachsenen unterscheidet: Wir können unglaublich gut improvisieren. Ich merke das häufig in meinem Job. Während die Kollegen noch rätseln, wie man das jetzt machen könnte, präsentiere ich bereits eine Lösung. Aber meistens wird die nur bedingt für würdig befunden, weil ich nicht das notwendige Selbstbewusstsein habe, meine Idee auch zu verteidigen.
Auch Zusammengehörigkeitsgefühl und Vertrauen war etwas, dass man in der DDR gelebt hat. Es wurde viel mehr miteinander gemacht. Doch das ist in den 25 Jahren verloren gegangen. War man früher einander gleich, so ist man es heute nicht mehr. Heute bestimmt gegenseitiges Misstrauen unser Handeln, auch unter den Menschen, die früher befreundet waren.

Sicher, es überwiegen die positiven Auswirkungen der Wiedervereinigung. Und dabei denke ich in erster Linie nicht nur an Rede- oder Reisefreiheit. Ich bin sehr dankbar, dass ich 1990 auf dem neu gegründeten Gymnasium mit etwas vertraut gemacht wurde, das sich Humanismus nennt; das Toleranz gegenüber anderen Meinungen und anders Denkenden ein wichtiges Gut ist. (Sofern sie damit niemandem Schaden zufügen.) Auch bin ich dankbar dafür, dass ich all die Bücher lesen durfte, die ich wollte; das ich »Star Trek« im Kino erleben konnte; das ich jede Woche die »Bravo« und »Perry Rhodan« kaufen konnte, ohne in der Schule deswegen Ärger zu bekommen. Ich bin dankbar für die Weltsicht, die man mir aufzeigte, denn ich glaube, dass ich heute ein völlig anderer Mensch wäre, hätte es die Wende nie gegeben.

Einen Einwand mag man mir aber noch zugestehen. Es war so viel möglich in jener Zeit zwischen dem 9.11.1989 und dem 3.10.1990 und es wurde so wenig davon umgesetzt. Die Chance etwas Neues zu schaffen, opferte man dem schnöden Mammon »Geld«. Und daran waren beide Seiten schuld. Die DDR-Bürger, die das Alte nicht mehr mochten und alles Neue aus dem Westen als das Nonplusultra begrüßten, nur um dann Jahre später festzustellen, dass auch dort nicht alles perfekt und gut war. Und die Westdeutschen, die in gutgemeinter Absicht glaubten, dass man die »armen« DDR-Bürger erretten müsse und ihnen zeigen, was man für die Krone der Schöpfung hielt. Es ging viel zu schnell und doch hätte es nicht langsamer gehen können, weil die Ungeduld in vier Jahrzehnten auf beiden Seiten zu groß geworden war, als dass man den Prozess hätte bremsen können. Heute nach 25 Jahren sind wir reifer, erfahrener und wissen inzwischen, wo wir Fehler gemacht haben.

»Das Dritte Reich wirkt bis in die Gegenwart nach, obwohl es nur zwölf Jahre gedauert hat. Die DDR, der immerhin 40 Jahre beschieden waren, ist heute so fern, als hätte es nie gegeben.« Diese Worte aus der Süddeutschen Zeitung vom 1.9.2004 legen eine fast schon erschreckende Wahrheit frei. Denn ich möchte meine Vergangenheit weder totgeschwiegen wissen, noch auf wenige Begriffe, wie Stasi, Mauer oder Trabbi reduziert sehen. Meine Kindheit war mindestens genauso bunt, wie die meiner Freunde im westlichen Teil Deutschlands. Und hin und wieder erlebe ich in Gesprächen, dass meine skurrilen Erlebnisse mit dem »Arbeiter-und-Bauern-Staat« nicht nur meine Gesprächspartner in Erstaunen und Verwunderung versetzen, sondern auch mir plötzlich einen ganz neuen Blick auf meine Vergangenheit eröffnen.

Achterbahn der Gefühle

Puhh! Ich bin fix und fertig, die Tränen sind noch nicht getrocknet, die visuellen Eindrucke noch nicht verdaut. Ich komme gerade aus dem Kino, wo ich mir den Animationsfilm »Alles steht Kopf« angesehen habe.

Die Filme von Pixar waren schon immer etwas besonderes, auch wenn sie seit dem Zusammenschluss mit Disney nicht mehr ganz so emotional und treffend waren, wie zuvor. Doch »Alles steht Kopf« (Wer hat sich eigentlich diesen blöden deutschen Titel ausgedacht? Der ist fast so schlimm wie damals »Das große Krabbeln«) macht alles richtig. Er bietet eine spannende Geschichte, die sowohl Kinder anspricht, in die sich aber auch Erwachsenen einfühlen können. Die Animationen sind wie immer großartig, nicht zu real, um sich noch den Zauber eines Trickfilms zu bewahren, aber detailliert genug, um Staunen hervorzurufen. Am stärksten ist der Film aber dann, wenn es um die Visualisierung der Denkprozesse geht, die im Kopf des kleinen Mädchens vor sich gehen. Ob es nun die Schaltzentrale ist oder die Inseln der Kernerinnerungen, das Langzeitgedächtnis oder das Unterbewusstsein, die eigentlich komplizierten Vorgänge werden auf so zauberhafte Weise erklärt, das man auch als rational denkender Erwachsener an der Darstellung der Zusammenhänge seine wahre Freude hat.

Ohne hier die Geschichte zu erzählen, möchte ich sagen, dass ich von einem Film lange nicht mehr so »emotional kompromittiert« wurde. Ich glaube der letzte Film, der das schaffte, war auch ein Pixar-Film und hieß »Oben«. Ich kann nur jedem, der Freude an Animationsfilmen mit guten Geschichte hat, empfehlen: Seht ihn euch an! Das ist der beste Pixar-Streifen seit Jahren.

Der einzige Wermutstropfen ist der Vorfilm. Die Vorfilme von Pixar zeichneten sich immer durch innovative individuelle Geschichten aus, die einen sympathisch auf den Hauptfilm einstimmten. Der Vorfilm »Lava« trägt eindeutig die Züge von Disney und das so stark, dass es nicht zu übersehen, nein besser, nicht zu überhören war. Zwei von Liebe singende Vulkane? Echt! In so einer Art Musicalnummer. Ich fand es fürchterlich und fragte mich ernsthaft, ob ich im falschen Film bin. Wenn der Mist noch eine Minute länger gedauert hätte, ich schwör’s, ich hätte fluchtartig das Kino verlassen. Das war peinlich hoch drei. Schade um die schön animierten Landschaften. Zum Glück hat es der Hauptfilm wieder rausgerissen.

Zum neugierig machen, gibt es hier noch den aktuellen Trailer:

Perlenweisheiten am Mittagstisch

»Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Bead und Pearl?«, wurde ich dieser Tage am Mittagstisch gefragt. Neben mir stand, wie zumeist, eine Dose mit Perlen und irgendwie kamen wir dadurch auf die »Black Pearl« zu sprechen.

»Pearls sind die echten Perlen, die man aus einer Muschel holt. Während man als Beads, den Glitterkram aus Glas oder Plastik bezeichnet, den man im Bastelladen kaufen kann und der, wie du weißt, manchmal schon beinahe so teuer sein kann wie eine echte Perle.«
»Aha, da gibt es im Englischen also wieder zwei Worte, wofür es im Deutschen nur eines gibt«, stellte mein Mann fest.
»Na ja, auf den ersten Blick schon. Aber unter uns Perlenverrückten gibt es viele Worte für Perlen«, warf ich ein.
Er sah mich zunächst etwas irritiert an.
»Das ist wie mit den Ferengi und dem Regen«, sagte ich, weil Star Trek-Vergleiche bei meinem Mann immer gut ankommen. »Du weißt doch, die haben 178 Worte für Regen, weil es auf Ferenginar immer regnet. Dafür haben sie keines für knusprig.«
»Und was hat das jetzt mit den Perlen zu tun.«
»Na ja! Es gibt Rocailles, Bugles, Bicones, Rondells, Drops, Tubes, Squares, Cubes, Tilas, Half-Tilas, Twinbeads, Delicas, Rullas, Bricks, Pyramids, O-Beads, Magatamas, Hexagons, Lentils, Crecents, Daggers, Triangles, Rizos, Superduos, Oblongs, Farfalle  …«
»Danke, es reicht. Ich hab’s verstanden.«

Und für alle, die wissen wollen, wie solche Perlen aussehen und was es sonst noch gibt, die können ja mal einen Blick in den Katalog von Preciosa werfen oder auf die Seite von Miyuki.

Spätsommer auf der Alm

Den letzten Septembertag haben wir genutzt, um mal wieder zur Bründling Alm zu wandern. Die liegt unterhalb des Hochfelln auf 1100 Metern und ist sowohl zu Fuß, als auch mit der Bergbahn zu erreichen. Mindestens einmal im Jahr wandern wir hier hoch.

Etwa eineinhalb Stunden braucht man auf dem steilen Wanderweg durch den Wald, bis man die grasbewachsenen Hänge der Alm erreicht. Wer mag und noch genug Puste hat, kann von hier aus auf einem beschaulichen Weg an mehreren Almhütten vorbei den Gipfel des Hochfelln erklimmen. Aber dorthinauf benötigt man noch weitere zwei Stunden und schwindelfrei sollte man auch sein.

Uns genügte heute die Aussicht, die sich von der Bründling Alm bietet. Bei klarem Wetter kann man über den Chiemsee hinaus, fast bis München gucken. Heute war die Sicht etwas getrübt auch wenn zunächst die Sonne schien. Die Kühe liefen wie immer frei herum und das Bimmeln ihrer Glöckchen war eine beruhigende Hintergrundmusik. Wir kehrten in eine der Almhütten ein und ließen uns Spinatknödel und Kaiserschmarrn schmecken, bis zunehmende Wolken unser Vergnügen trübten. Denn immer wenn die Sonne weg war, wurde es unangenehm kühl. Es blies ein frischer Ostwind, der das Thermometer nicht über 10 Grad klettern ließ. So gesehen, war es heute eher Frühherbst als Spätsommer.

So machten wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg zur Mittelstation der Bergbahn, mit der wir ins Tal fuhren. Kurz bevor die Bahn unten ankam, passierten wir einen großen Walnussbaum, dessen hellbraune Früchte zum greifen nah vor dem Kabinenfenster vorbeiglitten. »Oh, schau mal da sind Kastanien!«, rief eine Frau um die fünfzig. Mein Mann sagte halblaut: »Das sind doch keine Kastanien, das sind Walnüsse!« Aber sein Kommentar blieb ungehört. Kopfschüttelnd verließen wir die Bahn und gingen zum Auto zurück.

Blick auf die Bründling Alm
Blick auf die Bründling Alm
Einkehr beim Brüning Wirt
Einkehr beim Bründling Wirt
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Wenn man genau hinsieht, kann man links einen Teil des Chiemsees erkennen
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Bei dem Ausblick und dem Gebimmel der Kuhglocken schmeckt es noch mal so gut