Heute morgen stiefelten wir los, ausgerüstet wie zu einer Antarktis-Durchquerung. Dick vermummt, in mehrere Lagen Kleidung gehüllt, fror ich mir in der U-Bahn dennoch fast einen ab.
Draußen vor den Fenstern der Bahn, die hier übrigens auf Reifen fahren, Nebel. Eine trübe Suppe, in der man kaum hundert Meter weit sehen konnte, schon gar nicht nach oben. Zumindest ließ sich eines der unzähligen Sehenswürdigkeiten in voller Größe bewundern, auch wenn der Verkehrslärm drumrum, einen fast taub werden ließ.
Trotz der Kälte sind Unmengen an Touristen in der Stadt unterwegs. So auch auf ihrer höchsten natürlichen Erhebung. Wenn jetzt zu dieser Zeit und bei der Witterung so viel los ist, wie ist das dann erst im Sommer? Ich mag mir die Menschenmassen gar nicht ausmalen. Wir flüchteten schnell in die Seitengassen, da wurde man auch nicht von den Straßenhändlern verfolgt und konnte ein klein wenig von dem Flair erahnen, das diese Stadt ausmacht. So lange, bis uns die Kälte wieder in die U-Bahn zurück trieb.
Ich verreise über den Jahreswechsel. Am letzten Silvesterabend hatte ich mir geschworen, das nächste Silvester nicht wieder auf der Couch zu verbringen, mit alkoholfreiem Sekt zum Anstoßen. Letzteres kann ich nicht verhindern, aber auf der Couch werde ich definitiv nicht sitzen.
Wohin es geht, verrate ich noch nicht. Falls es im Hotel WLAN gibt, werde ich bei Gelegenheit Fotos und meine Erlebnisse posten, die sicher eindeutig sein werden.
Also nicht wundern, wenn es bis zum 2. Januar etwas stiller im Blog sein wird.
Nun, man soll eben doch nicht den Tag vor dem Abend loben. Nachdem mir der erste Teil der neuen Winnetou-Trilogie ganz gut gefallen hatte, wollte ich auch den zweiten Teil »Winnetou – Das Geheimnis vom Silbersee« nicht verpassen. Hätte ich mir nur etwas anderes angesehen.
Der Film war unterirdisch. Nicht nur, dass von der ursprünglichen Romanhandlung sowie vom Inhalt der früheren Karl May Filme nichts übriggeblieben ist außer den Namen. Nein, die Handlung war noch nicht einmal spannend. Ich erwischte mich ständig dabei, etwas anderes zu tun, als in den Fernseher zu schauen.
Besonders nervig fand ich den Plot um den durchgeknallten Bösewicht, der in Ntscho-tschi seine verstorbene Geliebte »Carmen« erkannte. Das war albern und hat dem Film jegliche Ernsthaftigkeit genommen. Ein weiterer Tiefpunkt, war die Szene, in der Ntscho-tschi in die Schlangengrube fällt und von Old Shatterhand gerettet wird, bevor sie alle von den Schurken festgenommen wurden. Das war sowas von »plot driven«, dass einem die Luft wegblieb. Die auf witzig getrimmten Dialoge, die im ersten Teil noch recht sparsam eingesetzt wurden, taten ihr übriges dazu, um den Fernsehgenuss zu schmälern.
Während Wotan Wilke Möhring als Old Shatterhand, zuweilen steif und unnahbar blieb, spielte Winnetou-Darsteller Nik Xhelilaj den Indianer eine Spur zu einfältig.
Das einzig Versöhnliche waren in diesem Fall tatsächlich die schönen Landschaftsaufnahmen aus Kroatien. Aber dafür hätte ich mir aber auch eine Dokumentation ansehen können.
Vielleicht hätten die Produzenten die Trilogie lieber »Ntscho-tschi« genannt, denn um wen sonst geht es denn hauptsächlich in den Filmen?
Zugfahren vor und nach den Feiertagen ist immer wieder spannend. Da erlebt man die tollsten Dinge: zum Beispiel sich um Sitzplätze streitende Fahrgäste. Wenn ich sie schon zielstrebig auf mich zukommen sehe und sie, noch bevor sie »Guten Tag« oder sonst einen Gruß von sich gegeben haben, sofort den Platz einfordern, auf dem man sitzt. Es ist fast so, als hätten sie regelrecht darauf gewartet, jemandem von seinem Sitzplatz zu vertreiben. Wenn man sie dann höflich darauf aufmerksam macht, dass man selbst Platzkarten hat und es unmöglich sein könne, dass sie denselben Sitzplatz reserviert haben, kann man das Funkeln in ihren Augen sehen. Dann wird erst einmal lautstark auf sein Recht gepocht, die Platzkarten herausgekramt und einem vor die Nase gehalten. Nach kurzer Diskussion stellt sich schnell heraus, dass die Sitzplatzbeansprucher entweder im falschen Waggon sind oder sich die falsche Platznummer gemerkt haben. Manche entschuldigen sich, andere ziehen eilig weiter, um sich auf das arme Opfer zu stürzen, dass wirklich auf ihrem reservierten Platz sitzt.
Aber wehe, die Deutsche Bahn hat die Plätze wirklich einmal doppelt verkauft …
Als Winnetou-Fan (zumindest als gewesener) wollte ich mir natürlich die Neuverfilmung von RTL nicht entgehen lassen. Nun, ich habe es nicht bereut.
»Winnetou – eine neue Welt« war anders, aber nicht unbedingt schlechter als die Filme aus den Sechzigern. Die Darsteller waren gut ausgewählt und auch die etwas düstere Optik überzeugte. (In dem ganzen Film hat nicht einmal die Sonne geschienen.) Gut fand ich, dass die RTL-Produktion von dem verklärten Charme der alten Filme abrückte und sich dafür mehr an den Originaltext von Karl May gehalten hat.
Man sieht den Filmen die Produktionskosten von 15 Mio. Euro an, denn sie würden durchaus auch als Kinofilme durchgehen. Und sie werden sicher ihr Publikum finden, auch wenn sich viele Fans nicht mit dem neuen Look anfreunden werden. Der wilde Westen war halt nicht so steril, wie es in den alten Filmen gezeigt wurde, dass kann man selbst bei Karl May nachlesen. Und auch die Indianer (vor allem Winnetou) war nicht von Anfang an die edle Rothaut, als die sie immer dargestellt wurde. Der neue Winnetou ist vor allem eines – sehr jung.
Es gab ein paar witzige Szenen und lustige Kommentare, die aber nicht so platziert wirkten wie im Original. Schön fand ich, dass der Film wieder in Kroatien gedreht und damit eine Verbindung zur Vergangenheit geschaffen wurde. Dafür sahen die Schauplätze im neuen Film deutlich schmutziger, dadurch aber auch realer aus.
Fazit: Es ist sicher kein Blockbuster, den man unbedingt gesehen haben muss, aber ich freue mich auf die anderen beiden Teile. Vor allem wenn sie, so wie gestern, wieder ohne Werbeunterbrechung ausgestrahlt werden. Ach ja, die anschließende Dokumentation fand ich auch nicht schlecht.
Seit 1997 hat mich kein SF-Film mehr so beeindruckt wie »Arrival«. Damals war es »Contact« von Carl Sagan, der noch heute zu meinen Lieblingsfilmen zählt. »Arrival« hat es erneut geschafft, mich mitzureißen, mich staunend und tief berührt im Kinosessel zurückzulassen.
Dabei sind die Parallelen zwischen beiden Filmen ziemlich auffällig. In beiden ist eine Wissenschaftlerin die Protagonistin der Handlung und beide Frauen haben eine scheinbar schwere Vergangenheit. Während in »Contact« Jodi Foster die Astrophysikerin Ellie Arroway spielt, haucht in »Arrival« Amy Adams der Linguistik-Professorin Louise Banks Leben ein.
In beiden Filmen geht es um den ersten Kontakt mit Außerirdischen. Doch während in »Contact« die Aliens bis zum Ende diffus und nicht greifbar bleiben, bekommt man bei »Arrival« sie bereits ziemlich früh im Film zu Gesicht. Das ist an dieser Stelle spannend und fast schon gruselig inszeniert. Oktopoden gelten schon lange als mögliche Kandidaten für eine Entwicklung hin zu einer intelligenten Spezies. In »Arrival« sind es Septopoden, was mich schmunzelnd an den Siebenarmigen Tintenfisch aus »Findet Dorie« erinnerte.
Und wie in »Contact« geht es auch in »Arrival« zunächst um Kommunikation zwischen der Menschheit und den Außerirdischen. Während Ellie Arroway eine außerirdische Botschaft entschlüsseln muss, entwickelt Louise Banks eine direkte Kommunikation mit zwei Aliens, die sie Abbott und Costello nennt.
Erst ab dem zweiten Drittel unterscheiden sich die beiden Filme, während es in »Contact« um die Frage nach dem Glauben geht, dreht sich in »Arrival« alles darum, wie sich das Gehirn eines Menschen beim Erlernen einer neuen Sprache umgestaltet. Die Frage, die der Film aufwirft, ist die, ob sich ein kausal denkender Mensch in eine zeitlich nichtlinear denkende Lebensform hinein denken und mit ihr kommunizieren kann.
Die Geschichte wird realistisch und vor allem sehr menschlich erzählt, allen voran die Reaktionen der Menschen auf die Ankunft der Außerirdischen. Die Lebensgeschichte von Louise und ihrer Tochter ist mit den Geschehnissen um die Aliens verknüpft und bildet schließlich den Schlüssel des Plots. Dabei fand ich besonders die ruhigen Szenen sehr wirkungsvoll. Es gibt heutzutage kaum noch so »langsame« Filme. Heute werden Filme so schnell und hastig geschnitten, dass man als Zuschauer oftmals keine Möglichkeit mehr hat, die Bilder auf sich wirken zu lassen. Außerdem sind die Außerirdischen keine bösen Aliens, die die Erde erobern wollen. Eine Tatsache, dich ich als erfrischend empfinde.
»Arrival« ist großartiges Kino, das man als SF-Fan gesehen haben muss und steht Carl Sagans »Contact« in nichts nach. Denn auch hier diente eine Geschichte als Vorlage. »Story of Your Life« von 1998 stammt von Ted Chiang und steht seit meinem Kinobesuch auf meiner Leseliste, in der Hoffnung, dass sie mich nicht so enttäuschen wird, wie die Lektüre der Originalversion von »Contact«. Da ist nämlich der Film eindeutig besser als das Buch.
Eines muss ich noch loswerden. Um diesen Film im Kino zu sehen, musste ich durch die halbe Republik fahren, da er in den Kinos Südostbayerns nicht gespielt wurde. Und auch so, nur in größeren Städten zu sehen war. Schade eigentlich!
Allen Lesern und Freunden meines Blogs wünsche ich ruhige und besinnliche Weihnachtsfeiertage. Nutzt die Zeit für die Menschen, die euch wichtig sind, denn das ist das einzige, was wir haben – einander!
Ich werde das auch tun und darum kann es passieren, dass ich den einen oder anderen Tag mal nicht dazu komme, etwas zu bloggen. Man mag es mir verzeihen.
Wenn die Züge so voll sind, wie kurz vor Weihnachten, finde ich die Unmengen an Gepäck immer besonders faszinierend. Es ist schier unglaublich, was die Leute mit sich rumschleppen. Vor allem ältere Damen haben Koffer dabei, an denen sich manch junger zuvorkommender Herr fast einen Bruch hebt, wenn er das Gepäckstück auf die Ablage hievt. Auch heute gab es mehr Koffer und Taschen im Großraumabteil des ICEs als Reisende.
Irgendwann vor Nürnberg bemerkte ich ihn, den seltsamen Geruch, den ich nicht mit einem Zug assoziierte, sondern eher mit einem Hasenstall oder einer Feldscheune. Mein »empfindliches Näschen« – wie mein Mann immer sagt – hatte den Geruch von Heu gewittert. Heu in einem ICE? Das konnte nicht sein. Und tatsächlich war er wenige Sekunden später wieder weg.
Nach einer Viertelstunde roch ich es erneut. »Das riecht nach Heu«, sagte ich zu meinem Mann.
Der schnüffelte und meinte: »Was dein Näschen schon wieder riecht.«
Ich glaubte nicht, dass ich mir das einbildete, aber ich beschloss, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Eine halbe Stunde später hatte ich wieder den Geruch von Heu in der Nase, kein frisch geerntetes, sondern eher das, was man zum Einstreuen in Hasenställe verwendet. (Wir hatten eine Hasenzucht zu Hause, als ich Kind war, daher kenn ich den Geruch gut.)
Suchend blickte ich mich um. Hatte da irgendeiner sein Zwergkaninchen dabei? Erst als ich hoch in die Gepäckablage blickte, sah ich es. Dort lag ein fünfzig mal fünfzig großer in transparentes Plastik verpackter Heuballen. Unglaublich!
Ich schubste meinen Mann an und deutete nach oben. »Auf das Näschen deiner Frau ist Verlass«, sagte ich kichernd.
Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Was die Leute alles so auf Reisen mitnehmen.«
PERRY RHODAN NEO 137 – »Schlacht um die Sonne« von Arno Endler
Arno Endler traf ich 2015 auf einem Schreibseminar in Wolfenbüttel. Sein eingereichter Romanauszug ist mir aufgrund seiner Lebhaftigkeit bis heute in Erinnerung geblieben. Daher freute ich mich, als ich seinen Namen in der Vorankündigung las und habe deshalb auch seinen Beitrag für PERRY RHODAN NEO relativ zeitnah gelesen.
Der Roman gliedert sich in nicht weniger als vier oder fünf Handlungsebenen, was die Zusammenfassung der Handlung extrem schwierig macht und ich an dieser Stelle darauf verzichten möchte. Eine Menge Informationen erwarten den Leser in der Haupthandlung. So wird endlich das Geheimnis um Tuire Sitarehs Namen und seinen Auftrag gelüftet. Er wird von den Sitarahk gefangen und zur Sonne gebracht, weil der zweite Arbiter mehr über Tuires Aura erfahren will. Beim Anblick des Sonnenspalts hat Tuire Sitareh einen Erinnerungsschub. Er – der Sternenschließer – wurde von ES geschickt. Im gleichen Atemzug erfährt man auch, was die Sitarakh von der Sonne wollen. Sie ernten das Halatium (hieß das nicht mal Halaton) bzw. den Taalstaub, der durch den Spalt dringt.
Wissenschaftler an Bord der TERRANIA finden heraus, dass der Mangel an Halatium für das Cortico-Syndrom verantwortlich ist, da beim Auftreffen des Halatium auf die Erdatmosphäre eine Strahlung entsteht, die für die Menschen lebensnotwendig ist, weil sie sich im Laufe der Evolution daran gewöhnt haben. Diese Strahlung fehlt nun, weil das Halatium von den Sitarakh »abgeerntet« wird. (Positiver Nebeneffekt, der Taalstaub verschwindet und die Sky-Eyes arbeiten wieder.)
Diese Idee scheint mir von den Exposéautoren nicht wirklich bis zum Ende durchdacht, bedeutet es doch nichts anderes, als dass die Menschheit niemals Raumfahrt außerhalb ihres Sonnensystems betreiben könnte, denn in anderen Sternensystemen gibt es kein Halatium. Eigentlich dürften sich die Menschen nicht mal außerhalb der Erdatmosphäre aufhalten. Es erklärt auch nicht, warum die Schutzschirme der Raumschiffe vor dem Syndrom helfen. Schutzschirme halten Strahlung und anderes ab, aber sie können nichts herbeizaubern, was fehlt.
Um die Sitarakh von der Sonne wegzulocken, tüfteln die Taktiker der Terranischen Flotte ein Angriffsmanöver aus, das natürlich an der Überlegenheit des Gegners scheitert und außer großen Verlusten an Mensch und Material nichts einbringt. Die Schlacht hilft aber Tuire Sitareh den Sitarakh zu entkommen und sich an Bord der TERRANIA zu retten. Die Schlacht ist spannend beschrieben und erinnert ein bisschen an die Raumschlachten aus den STAR WARS Filmen. Letztendlich ist es aber eine Verzweiflungstat, ein letztes Aufbäumen der Menschheit. Denn inzwischen stehen auf der Erde weitere Modifikatoren vor der Fertigstellung und die Erdbevölkerung ist durch die Naturkatastrophen und das Cortico-Syndrom mindestens schon zu einem Drittel ausgelöscht.
Prof. Oxley, Whistler, Haggard und Leyle verteilen die Neurostreamdimmer und dringen dabei auch in den Stardust Tower ein, wo sie auf den wutschäumenden Masmer Tronkh treffen, der immerzu Rhodans Namen ruft. Das die Bestie nicht ganz dicht im Kopf ist, haben wir ja in den vergangenen Romanen bereits erfahren. Ich finde es nicht hilfreich, das jedes Mal aufs Neue zu erwähnen. Schon allein, weil mir der Antrieb des Antagonisten zu platt ist und in dieser Hinsicht kein gutes Licht auf die Leistung des Exposéteams wirft. Nein, da habe ich Vielschichtigeres erwartet.
Die Crew der LESLIE POUNDER ist weiterhin auf der Suche nach Hyperkristallen, dieses Mal auf der Eiswelt Uac. Zumindest scheint Rhodan schlauer geworden zu sein und lässt Dr. Leyden und sein Team ebenfalls mit einer Spacejet nach den Kristallen suchen. Ob es jedoch so klug war, die Wissenschaftler allein ohne militärische Unterstützung loszuschicken, weiß ich nicht, aber der Hyperphysiker hält sich sowieso nicht an Befehle. Nach kleineren Konfrontationen mit der Fauna des Eisplaneten und einer die Psyche beeinflussenden Strahlung entdecken die Wissenschaftler die Hyperkristalle und Leyden findet auch sofort den Grund für ihr Versagen. Erdbeben auf dem tektonisch instabilen Planeten geben Energie an die Hyperkristalle ab, die dadurch übersättigt werden und von innen heraus verbrennen, was sich in einer Änderung der Kristallfarbe und dem Zerfall des Kristallgitters äußert. Da die Kristalle für die lebenserhaltende Wirkung der Liduuri verantwortlich sind und durch den Zerfall immer weniger Strahlung abgeben, werden die Liduuri inklusive Avandrina in kürzester Zeit altern und sterben. An dieser Stelle habe ich meinen naturwissenschaftlichen Verstand in den Urlaub geschickt. Den Begriff Farbtemperatur in Zusammenhang mit der Farbe von Kristallen zu verwenden, ist gelinde gesagt fragwürdig, auch wenn sie Strahlung abgeben.
Kurz vor Schluss macht Leyden eine weitere wichtige Entdeckung. Die Energie der Erdbeben und der zerstörten Hyperkristalle verursachen Störungen im Hyperraum, die sich in einer Art EMP-Impuls entladen. Leyden kann noch eine Warnung an alle Spacejets und die LESLIE POUNDER und das Wasserschiff abgeben, da bringt der Impuls alle Spacejets zum Absturz.
Rhodan, Atlan, Rainbow und Schablonkski sowie Theta und Thora sind ebenfalls mit einer Spacejet auf Uac unterwegs. Als sie von der beeinflussenden Strahlung getroffen werden, gehen sich alle fast an die Gurgel. Konflikte brechen auf, die aber nach Einschalten des Schutzschirms schnell wieder abflauen, bei den Arkoniden aber im Gedächtnis bleiben werden.
Die beschriebenen Figuren wirken lebendig, auch wenn Dr. Leyden nicht so genial rüberkommt, wie bei Kai Hirdt und bis auf ein paar falsche Perspektivwechsel ist auch der Plot solide geschrieben.
Gut fand ich die Streiflichter, kleine kurze Erzählungen über Menschen, ihren Alltag und wie sie über Rhodan denken. Die Kapitel spielen zu unterschiedlichen Zeiten sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Was beim Lesen etwas irritiert, wenn man die Kapitelüberschriften nicht genau liest. Die Streiflichter sind an einigen Stellen mit der Haupthandlung verknüpft. Das fand ich beim ersten Mal überraschend, beim zweiten oder dritten Mal aber bereits vorhersehbar. Das nahm dem Plot an einigen Stellen die Spannung, weil man ja schon wusste, was mit der Figur passiert. Hervorheben möchte ich die Figur der Stephanie Brixton, die Punkrockerin ist ein kleines Geschenk des Autors an den PR-Chefredakteur. Die Szenen mit ihr enthalten viele kleine Anspielungen für Insider der Karlsruher Punkszene. Sehr nett, das hat mir gut gefallen. Leider überleben die wenigsten Protagonisten der Streiflichter ihren Auftritt im Roman.
Es ist auffällig, dass die Haupthandlung durch die dazwischen gestreuten Streiflichter in viele kleine Kapitel gegliedert ist, die aus Sicht unterschiedlicher Figuren erzählt werden. Ich bin mir nicht sicher, ob sich der Autor damit einen Gefallen erwiesen hat, denn die Geschichte wirkt dadurch zerrissen. Auch das Ich-Präteritum für Figuren wie Belle McGraw, Thora oder Rhodan gleichermaßen zu verwenden, hat mich verwirrt, weil man sie eigentlich nur von Atlan kennt. Außerdem wechselt die Ich-Perspektive anfangs von Kapitel zu Kapitel, während andere Abschnitte in normaler Figurenperspektive geschrieben sind. Das ist gewöhnungsbedürftig, weil man oftmals nicht weiß, aus wessen Sicht man die Handlung gerade erlebt. Manches ist auch in auktorialer Perspektive geschrieben, zum Beispiel die Zerstörung von NYC durch die Flutwelle und liest sich dadurch distanziert und wie die Beschreibung eines Katastrophenfilms.
Auch mit der nichtlinearen Erzählweise des Romans hat sich der Autor mehr Arbeit geschaffen, als nötig gewesen wäre. Eine Geschichte nichtlinear zu erzählen, kann funktionieren, ist aber eine große Herausforderung, die viel Erfahrung und Können voraussetzt. Dinge, die ich Arno Endler nicht absprechen will, aber durch die vielen Informationen war der Plot schon kompliziert genug. Zusammen mit den vielen Charakteren sorgt er für die von mir wahrgenommene Zerrissenheit.
Fazit: Arno Endlers NEO-Debüt hat mir trotz aller Ungereimtheiten gut gefallen. Der Autor hat versucht innovative Ideen einzubringen, die leider nicht zur Gänze aufgehen. Hätte er sich beispielsweise auf eine Erzählperspektive und auf weniger Figuren beschränkt, hätte das dem Roman sicher gut getan. Aber anhand der Komplexität der Handlung sei dies einem Neuling verziehen. Ich bewundere seinen Mut sich einem Exposé zu stellen, dass man wegen seiner Komplexität normalerweise einem Rainer Schorm oder einem der beiden Exposéautoren anvertrauen würde.
Und jetzt noch etwas in eigener Sache. Wenn nicht die nächsten Romane von Oliver Plaschka, Kai Hirdt und Rüdiger Schäfer stammen würden, allesamt Autoren, deren Erzählstil ich sehr mag, wäre ich mit Band 137 bei NEO ausgestiegen. Mein Mann hat das schon längst getan. Ich weiß, das Science Fiction schon immer ein Kind seiner Zeit ist, aber, wenn ich etwas über Massensterben, Krieg und Vernichtung lesen wollte, dann schlage ich die Zeitung auf oder schalte den Fernseher ein. In einer zukunftslosen Zeit wie unserer Gegenwart ist es wichtiger den je, positive Visionen zu zeigen. Und ich kann meine wenige Freizeit sinnvoller nutzen, als der Vernichtung der Welt zuzusehen, zum Beispiel mit dem Schreiben eigener Geschichten. Das werde ich nach Band 140 definitiv auch tun.