Perry und die E-Books

Am Donnerstag war ein schwarzer Tag für alle Perry Rhodan Fans, die ihre Lieblingsserie als E-Book lesen. Die Redaktion kündigte für nächsten Monat eine Preiserhöhung an. Und fast sofort rollte eine Welle an Protesten und Beschimpfungen über sie hinweg.

Dabei war diese Preiserhöhung eigentlich längst überfällig. Bisher kostete ein Heft als E-Book 1,49 EUR. Ab 1. Juli sind es dann 1,99 EUR. Das sind 50 Cent, die auf den ersten Blick auch nach richtig viel aussehen. Doch wenn man mal darüber nachdenkt, welche Beweggründe dahinter stecken, kommt man sehr schnell zu dem Schluss, dass dem Verlag eigentlich keine andere Wahl bleibt.

Zum einen ist da die neue EU-Regelung mit der Mehrwertsteuer; dass nämlich jetzt die Mehrwertsteuer des Landes anfällt, in dem man das E-Book erwirbt. Das finde ich fair, weil es die Internetriesen wie Amazon genauso betrifft wie alle anderen Anbieter. (Der Mehrwertsteuersatz auf E-Books liegt übrigens bei 19% der auf Bücher nur bei 7%)

Das weitaus gewichtigere Problem ist wohl, dass immer weniger Romanhefte in Papierform verkauft werden. Woran das liegt, hat verschiedene Ursachen. Zum einen werden die digitalen Formate immer beliebter und zum anderen schrumpft das Angebot. Perry Rhodan Hefte bekam man noch vor Jahren überall, sogar im Edeka. Heute gibt es sie nur noch in ausgesuchten Zeitschriftenläden oder Bahnhofsbuchhandlungen. Es ist inzwischen schon schwierig, auf dem Münchner HBF ein PR-Heft zu kaufen, da muss man schon genau wissen, wo man suchen soll. In kleineren Städten tut man sich noch schwerer und auf dem Land ist es fast aussichtslos überhaupt an ein Heft zu kommen. Da ist es einfach bequemer sich ein digitales Heft auf den Reader zu laden. Bisher lag das Hauptaugenmerk des Verlags eben auf der Printsparte. Das E-Book wurde mehr oder weniger vom Verkaufserlös der gedruckten Hefte subventioniert. Ich glaube, dass sich das inzwischen gedreht hat und heute mehr mit digitalen Formaten eingenommen wird als mit den „Totholz“-Heften. Und warum sollen nicht auch die Leser der E-Books an allen Produktionskosten beteiligt werden. Denn für so ein E-Book fallen fast die gleichen Herstellungskosten an, wie für ein gedrucktes Heft. Druckprozess und Vertrieb haben bei Weitem nicht so viel Anteil, wie viele Fans glauben. Autoren, Lektorat, Setzer und Layouter – sind alles Menschen, die für ihre Arbeit bezahlt werden wollen. Dazu kommen noch die Kosten fürs Marketing und die Redaktion und nicht zu vergessen die Gebühren, die zum Beispiel Amazon verlangt, wenn ein E-Book über ihre Plattform angeboten wird.

50 Cent! Laut Redaktion hätten es auch 30 Cent getan, dies geht aber aus folgenden Gründen nicht. Die meisten E-Book Plattformen lassen nämlich nur Preiserhöhungen um 50 Cent zu. Das heißt entweder 1,49 EUR oder 1,99 EUR dazwischen gibt es nichts. (Amazon ist da die Ausnahme, dort geht es auch in kleineren Schritten.) Weil man es sich aber nicht leisten kann, nur einen Anbieter zu nutzen und weil laut Buchpreisbindung in Deutschland Bücher (auch im digitalen Format) überall das gleiche kosten müssen, muss der Preis eben auf allen Plattformen gleich sein. Das finde ich zwar auch nicht so toll, aber so ist die Situation nun mal.

Ich kann die Aufregung der meisten Fans nicht so recht nachvollziehen. Es geht im Grunde genommen um zwei Euro im Monat, die sie ab jetzt für ihr Hobby mehr ausgeben müssen. Wenn sie im Café um die Ecke für 3,20 Euro einen Cappuccino oder ein Bier trinken, jammern die meisten ja auch nicht. Und wenn man sich dann noch vor Augen führt: Wie schnell ist ein Bier getrunken und wie lange liest man an einem PR-Heft? …

Eben!

Unangenehmer Sitznachbar in der Bahn

Gestern war wieder so ein Tag, an dem ich am liebsten aus dem Zug gesprungen wäre. Unterwegs ärgerte ich mich, dass ich nicht mein Erste-Klasse-Upgrade eingelöst habe.

Eigentlich begann alles ziemlich entspannt. Ich war mal nicht auf dem letzten Drücker am Hauptbahnhof und hatte sogar noch Zeit den neuen Perry Rhodan NEO von Rüdiger Schäfer zu kaufen und mich mit genügend Proviant einzudecken …

Am Bahnsteig bewege ich mich schon mal ganz nach vorn, weil laut Plan (und Erfahrung) der vordere Zugteil des ICE nach Berlin geht. Ich bin schon fast da, als der Zug gerade einfährt. Doch als ich einen Blick auf die Anzeige am ICE werfe, steht da Dortmund. Mit einem Seufzen drehe ich um und laufe den sehr langen Bahnsteig wieder zurück. Auf den Plätzen für die BahnComfort-Kunden herrscht schon Gedrängel. Glücklicherweise finde ich aber noch eine freie Sitzreihe und begehe sogleich den nächsten Fehler, indem ich mich ans Fenster setze.

Kurze Zeit später taucht ein Mann auf. Typ Businessmensch: jung, dynamisch, teurer Anzug, die Krawatte bereits abgenommen. Er trägt ein Namensschild an einem Lanyard um den Hals und mindestens eine halbe Flasche Rasierwasser, hat aber einen Mundgeruch, den man durch seinen Kaffeeatem hindurch riecht. Der Typ setzt sich ausgerechnet neben mich, packt sein halbes Büro aus, verkabelt sein riesiges MacBook und zückt sein Smartphone.

Ich komme mir in meiner Ecke ein wenig eingeengt vor, weil ich auf dem Klapptisch vor mir eine Flasche Wasser und mein Manuskript ausgelegt habe. Nun gut, zum Platzwechsel ist es zu spät, mittlerweile ist der Zug nämlich richtig voll. Draußen vorm Fenster eilen die Leute vorbei, die in den Zugteil nach Dortmund einsteigen wollten, ein paar Fahrgäste irren noch unsicher umher, wo sie denn nun einsteigen sollen, weil der Zug verkehrtherum steht. Im Minutentakt kommt die Ansage der Zugbegleiterin, dass wir uns in dem Zugteil nach Berlin befinden und wer nach Dortmund möchte, möge doch bitte in den vorderen Zugteil umsteigen. Nach dem zehnten Mal nervt es nur noch.

Der Typ neben mir checkt gerade seine E-Mails. Ich habe den totalen Einblick, bei der Größe des Displays kann man eigentlich nicht vorbeischauen. Ich versuche wegzusehen, aber ein paar Infos bekomme ich dennoch mit. Er arbeitet für ein Hamburger Coaching Unternehmen zum Thema Personalsuche und CareerManagement und kommt gerade von einer Tagung, auf der er einen Vortrag gehalten hat. Oha, denke ich, auch so ein Neugescheiter der mit Redenhalten Geld verdient.

Der Zug ist inzwischen tatsächlich losgefahren. Nach einer halben Stunde kommt die Durchsage der Zugbegleiterin, dass wir wegen einer Baustelle zehn Minuten Verspätung haben und den nächsten Bahnhof erst kurz nach fünf Uhr erreichen. Ich blicke zur Uhr und wundere mich. Den vorbeihuschenden Bahnhöfen zufolge sind wir genau im Plan, außerdem hatte ich nicht bemerkt, dass wir wegen einer Baustelle langsamer gefahren wären. Ich habe den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als der Zug langsamer wird und schließlich anhält. Anscheinend besteht die Innovation bei der Deutschen Bahn jetzt darin, dass man schon im Voraus erfährt, dass der Zug Verspätung haben wird. Das ist doch schon mal was.

Mein Sitznachbar telefoniert inzwischen lautstark mit einem Kunden. Es werden Firmeninternas und Angebote besprochen. Das alles geschieht im typisch besserwisserischen Unterton eines Verkäufers. Ich versuche mich auf mein Manuskript zu konzentrieren, komme aber dauernd raus und lege es schließlich frustriert zur Seite. Bei dem Gequatsche kann ich nicht arbeiten. Als ich höre, dass der Typ bis Berlin fährt, wird meine Laune noch schlechter. Aus lauter Verzweiflung blättere ich in der BahnMobil und lese das Interview über Jan Böhmermann, aber ich bin zu abgelenkt und es bleibt nur wenig davon hängen. In der Sitzreihe hinter mir entbrennt plötzlich ein Streit zwischen der Zugbegleiterin und einem Fahrgast. Sie schreit ihn an, er habe sich nicht in ihre Arbeit einzumischen, sie mische sich ja schließlich auch nicht in seine. Anscheinend arbeitet er auch bei der Bahn. Ich bin ein wenig verwirrt, höre aber interessiert zu. Der Mann soll seinen Namen und seine Dienstelle nennen, sonst würde sie die Polizei verständigen, droht die sehr resolut auftretende Zugchefin. Der Mann antwortet etwas, dass ich nicht verstehe und steht auf. Gemeinsam verlassen sie den Wagon. Sehr merkwürdige Situation.

In Nürnberg beendet der Typ neben mir endlich sein Telefonat und stopft sich seine Ohrstöpsel ins Ohr. Auf seinem Bildschirm sehe ich, wie er in der Spotify Bibliothek Gustav Mahler hört und dann wieder Metallica. Seltsamer Musikgeschmack. Immer mal wieder weht mir sein schlechter Atem in die Nase und ich drehe mich angewidert zur Seite.

Die Fahrt zieht sich endlos dahin. Ich komme mir vor wie am Rande einer Singularität, wo sich die Zeit immer mehr zu dehnen scheint. Dehnen würde ich dagegen gern mal meine Arme und Beine, doch dafür ist kein Platz. Als ich nach mehr als drei Stunden endlich aus dem Zug steigen darf, fühlt sich das wie eine Erlösung an.

Ich fahre gern und oft mit der Bahn, aber an Tagen wie gestern wünschte ich mir ein besseres Transportmittel, vier Stunden mit dem Auto auf der A9 stellt jedoch keine Alternative dar.

Goethe im 21. Jahrhundert

wertherIm Rahmen meiner Begeisterung für den Schauspieler David Rott sah ich den Film „Werther“.

Für den 2008 gedrehten Film wurde die Geschichte von Goethes erstem Bestseller in die Neuzeit übertragen. Einige Figuren im Film tragen die Namen der Charaktere aus Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ und auch der Schauplatz der Handlung hat einen Bezug zum Dichterfürsten. Ein Großteil des Films entstand in der Nähe von Ilmenau, wo Goethe eine Zeit lang lebte und für die Wiederaufnahme des Bergbaus in der Region verantwortlich zeichnete. Auch wenn das Projekt scheiterte, zog es den Dichter immer wieder in die Stadt am Fuße des Kickelhahn. Dort oben auf dem Hausberg von Ilmenau spielt ein Großteil der Filmhandlung, auch wenn der Berg im Film als „Großer Beerberg“ bezeichnet wird. Das berühmte Jagdhaus in Gabelbach, das als Museum zu besichtigen ist, bildet ebenfalls einen Teil der Kulisse.

Der in der Gegenwart spielende Film lehnt sich an Goethes Werk an und interpretiert es neu. Der junge Werther ist Fotograf aus Berlin mit einem eher unstetem Lebensstil. Als er auf die hübsche Lotte trifft, verliebt er sich Hals über Kopf. Doch Lotte ist mit dem gut aussehenden Verleger Albert liiert, der Werthers Fotos für einen Bildband abgelehnt hat.  Als Lotte Werther zu einer Party in einer einsamen Jagdhütte einlädt, findet Albert das Auftreten Werthers zunächst noch amüsant. Als dessen Zuneigung für Lotte offensichtlich wird, versucht Albert den Nebenbuhler loszuwerden. Werthers Freunde – Wilhelm und Onkel Bernd – unterstützen ihn auf ihre eigene Weise und finden indes selbst ihr Glück, wobei es für Onkel Bernd ein versöhnliches aber tragisches Ende ist. Tragisch ist auch das Ende von Werther. Wie in Goethes Roman scheidet Werther freiwillig aus dem Leben auch wenn, im Gegensatz zur literarischen Vorlage, seine Liebe von Lotte erhört wurde. Das ist einer der dramaturgischen Punkte, den ich im Film nicht so recht nachvollziehen konnte. Ebenso zweifelhaft fand ich die Bruchstückhaft eingespielten vom Hauptdarsteller gesprochenen Originaltexte Goethes, die meiner Meinung nach, nicht so richtig zu der modernen Inszenierung passen. Für einen depressiven Charakter wie Werther, redete er sich manchmal zu sehr um Kopf und Kragen.

Das Darstellerensemble, allesamt erfolgreiche Nachwuchsschauspieler, ist gut gewählt und kann mit einigen echten Typen aufwarten (z. B. Onkel Bernd). David Rott in der Rolle des versnobten Jungunternehmers hat sichtlich Freude daran, den Bösen zu mimen. Aber auch Hannah Herzsprung als Lotte macht sowohl optisch als auch schauspielerisch eine, wenn auch düstere, aber gute Figur. Einzig Stefan Konarske bleibt in der Rolle des Werther ein wenig blass. Sein Spiel ist zu ambivalent, als das es bei mir nachhaltigen Eindruck hinterlassen hätte.

Erwähnenswert ist die musikalische Untermalung des Streifens mit rockiger Musik von Chris Bremus & Miss Kenichi.

Fazit: Sehenswert für David Rott-Fans oder Liebhaber Thüringischer Landschaften.

Hochintelligente SF-Saga

Quelle: Amazon

In Vorbereitung auf das diesjährige Schreibseminar (Auch wenn ich noch nicht weiß, ob ich daran teilnehmen darf.) lese ich mich gerade quer durch die Bestseller der SF-Literatur. Dabei stieß ich auf „Spin“ von Robert Charles Wilson. Mich hat die spannende Lektüre sofort in ihren Bann gezogen, weil es genau die Art von intelligenter SF ist, die ich gern lese, Wissenschaftlich und mit Fokus auf die Charaktere.

Die Geschichte beginnt damit, dass die Erde in eine unbekannte Membran gehüllt wird, die sie vom Rest des Universums trennt. Niemand weiß warum es passiert ist, doch man erkennt sehr bald, dass außerhalb die Zeit sehr viel schneller verläuft als auf der Erde selbst. Und weil auch die Sonne und das Sonnensystem eine begrenzte Lebensdauer besitzen, sagen die Wissenschaftler den Untergang der Erde in fünfzig Jahren voraus. So lebt die Menschheit fortan im Schatten der bevorstehenden Apokalypse. Wie sie sich dort entwickelt, welche Probleme auftreten und was Menschen antreibt, wenn sie wissen, dass sie nur noch eine begrenzte Zeit zu leben haben, davon handelt der Roman. Es werden existenzielle Fragen nach dem Wer und Warum gestellt und sich an der Interpretation des Göttlichen versucht. Wie entsteht Religion und woran klammern sich Menschen im Angesicht des Todes?

Was der Autor an Ideen in den Roman eingebracht hat, hätte bei anderen Autoren für fünf Romane gereicht. Ihm gelingt es, diese Ideen zu einem dichten Netz zu verweben, ohne sich zu verzetteln. In zwei Handlungsebenen führt Robert Charles Wilson den Leser durch die Geschichte und wirft ihm Kapitel für Kapitel immer wieder ein kleines Informationshäppchen zu, ohne zu viel zu verraten. So gesehen ist „Spin“ – so wird die Membran um die Erde bezeichnet – wie ein Puzzle. Teil für Teil fügt sich nach und nach das Bild dessen was mit der Erde passiert zusammen. Im Vordergrund jedoch stehen die Figuren, wie der Protagonist Tyler Dupree und seine Freunde – die Zwillinge Diane und Jason – um die sich eine emotional zurückhaltend erzählte Dreiecksgeschichte entfacht. Von der Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter reflektiert Tyler in Rückblenden sein Leben mit dem Spin. Seine Freundschaft zu Jason, dem Wissenschaftler, der den Spin erforschen will und seine unausgesprochene Liebe zu Diane, die sich dem Glauben widmet, beide Ebenen beleuchten die unterschiedlichen Herangehensweisen einer Generation, die sich mehr als alle anderen vor ihr ihrer Endlichkeit bewusst ist.

„Spin“ spielt in der Gegenwart und ist wie viele SF-Romane zuvor ein Spiegel seiner Zeit. Der Autor nimmt sich nicht zurück Gesellschaftssysteme und Regierungen zu kritisieren oder Glaubensansätze zu hinterfragen. Dabei bleibt er aber stets objektiv, indem er nur zeigt was passiert, ohne darüber zu urteilen. Die wissenschaftlichen Theorien, die im Buch angesprochen werden, zeugen von ausgezeichneter Recherchearbeit und fühlen sich zu jeder Zeit stimmig an. Was mich wundert ist die Tatsache, dass der Roman noch nicht verfilmt wurde. Vielleicht weil er wenig Action bietet und man dafür seinen Kopf anstrengen muss.

Fazit: Für mich gehört „Spin“ zu einem der herausragendsten SF-Romane, die ich bisher gelesen habe. Das Beste daran: Es ist nur der erste Teil einer Trilogie ist. Für die Fortsetzung „Axis“ stehe ich schon in den Startlöchern.

Nettes Fundstück

Da ja unser achtjähriges Jubiläum anstand, habe ich meinem Mann wieder ein Geschenk gemacht – ein Handbuch des skurrilen Wissens mit dem Titel „Welche Farbe haben schottische Schafe?“ von Hugo Kastner (erschienen 2009 bei Humboldt). Wir haben schon eine ganze Sammlung solcher Bücher mit „unützem“ Wissen und ich bin stets fasziniert, über was man sich alles Gedanken machen kann.

Das Beste aber war, als mein Mann das Buch aufschlug, fand er eine Seite zu Perry Rhodan. Eingebettet zwischen einer Auflistung weltberühmter Musiker und den Werken von Shakespeare, widmet sich ein ganzes Kapitel der „Größten Science-Fiction Serie der Welt“.

Na, wenn da mal der Autor keine Perry-Fan ist …

Mich hat’s gefreut, die PR-Redaktion hoffentlich auch.

PR_humboldt

Die Para-Sprinter

… Diesen Titel trägt der PR- Silberband den ich neulich gelesen habe. Nachdem er jetzt einige Monate auf meinem Nachtschrank angelesen dahindämmerte, konnte ich mich aufraffen und ihn endlich mal fertig lesen.

Ich bin immer wieder überrascht, welche phantastischen Einfälle die Autoren jener Zeit hatten. Auch wenn es meinem wissenschaftlich geschulten Verstand manchmal etwas zu weit hergeholt erscheint, schaffen es die Geschichten dennoch, mich zu fesseln. Die Idee der Zwillingsmutanten, die Hyperfunk- oder elektromagnetische Signale benutzen, um von hier nach dort zu reisen, ist an sich schon sehr außergewöhnlich. Damit stehen sie den Mutanten aus X-Men oder den Avengers in nichts nach. Wenn man mal den wissenschaftlichen Kontext außer acht lässt, dann macht die Geschichte ausgesprochen viel Spaß und das, obwohl sie fast ausschließlich in der Autorenperspektive (!) geschrieben ist und dem Leser gern auch mal durch Vorhersagen die Spannung nimmt. Jetzt weiß ich, warum ich das bei meiner „Telepathin“ genauso gemacht habe. Scheinbar geht es auch ohne Figurenperspektive. Zumindest hat das in den sechziger Jahren bei Perry Rhodan niemanden gestört. So wie es aussieht, unterliegt sogar das Schreiben gewissen Modeerscheinungen.

Jetzt bin ich gespannt, wie die Geschichte in der Andromeda vorgelagerten Zwerggalaxie „Andro-Beta“ weitergeht. Dort wurden Perry Rhodan und Co nämlich von einer Cosmozoe verschlungen und konnten sich nur mit brachialer Gewalt wieder befreien.

Ich denke, so langsam kommt der „Meister der Insel“-Zyklus in Fahrt.

Abschied vom Porto Mare

Madeira Tag 10

Unser letzter Tag auf Madeira beginnt mit lautem Krach, der von draußen durch die Balkontür dringt. Ich stehe auf und kann durch die gläserne Abdeckung des Schwimmbades erkennen, dass kein Wasser mehr im Pool ist, in dem ich gestern noch meine Runden gedreht ohabe. Dafür stellen Bauarbeiter ein Gerüst auf und nehmen die Deckenverkleidung ab. Oha, denke ich, noch mal Glück gehabt, denn es wäre mir sicher schwer gefallen den ganzen Urlaub auf meinen Lieblingspool zu verzichten.
Den Vormittag nach dem Frühstück verbringe ich mit Koffer packen. Mein Mann hatte das, ordnungsliebend wie er ist, schon am Vortag erledigt. Als alles verstaut ist, setzte ich mich hin und schmökere in dem spannenden Roman, den ich dabei habe. Bis Mittag müssen wir das Hotelzimmer räumen, sollen aber erst 14:45 Uhr zum Flughafen abgeholt werden. Kurz vor Zwölf checken wir an der Rezeption aus und dürfen unser Gepäck in einem Nebenraum abstellen.
Wir setzen uns auf den Balkon des Foyers und blicken über den Sonnenbeschienenen Garten. Nach einer halben Stunde wird es uns zu heiß und wir beschließen das kleine Café anzulaufen, dass wir in dieser Woche schon einmal aufgesucht hatten. Also laufen wir ein letztes Mal Richtung Funchal. Über der Stadt ist der Himmel plötzlich dunkel und wolkenverhangen ganz im Gegensatz zum Himmel über Meer und Hotel. Im Straßencafé trinken wir einen Galao und beobachten die Leute, bevor wir zurückgehen und auf den Bus warten, der uns zum Flughafen bringen soll. Ich vertiefe mich wieder in den spannenden Roman und vergesse darüber fast noch den vorbereiteten Blogeintrag freizuschalten.
Dann kommt der Bus und wir bekommen noch eine gratis Busrundfahrt durch Funchal und Canico de Baixo, wo weitere Urlauber abgeholt werden.
Am Flughafen erwarten uns mehrere lange Schlangen vor den Check-In Schaltern. Direkt vor uns entdecken wir das Paar, die wir auf dem Pico de Areeiro getroffen haben. Wir freuen uns über den Zufall und plaudern drauflos. Es kommt noch besser als ich herausfinde, dass die Frau aus einem Nachbarort meiner Heimatstadt stammt. Die Welt ist wirklich nicht groß. So vergeht die Zeit in der Warteschlange wie im Flug und ehe wir uns versehen, stehen wir auf der Ausichtsterrasse des Flughafengebäudes.
Leichter Nieselregen geht nieder, während wir zuschauen, wie die angekündigten Flugzeuge auf der kurzen Piste landen.
Das anschließende Boarding geht schnell und wir heben pünktlich 17:40 Uhr Ortszeit ab. Ich bin so fasziniert von meinem Buch, dass ich wenig vom Flug mitbekomme, außer dem Gewitter an dem wir kurz vor der Landung in München vorbeifliegen. Blitze zucken in einer weißen Kumuluswolke und lassen sie bläulich aufleuchten. Ein beeindruckender Anblick, den ich so noch nie gesehen habe.
Wir überfliegen das hell erleuchtete München und landen zehn Minuten vor der angekündigten Zeit um 22:20 Uhr. Das ist auch gut so, denn wir haben wenig Spielraum, wenn wir am Ostbahnhof noch den letzten Zug bekommen wollen. Doch alles klappt wunderbar – bis wir am Ostbahnhof stehen. Dort macht uns dann die Deutsche Bahn einen Strich durch die Rechnung. Zuerst kommt der Zug zehn Minuten später, dann besteht er nur aus einem Zugteil und ist so voll, dass die meisten der vielen Menschen, die einsteigen möchten, nur noch einen Stehplatz bekommen. Ich bin irritiert über die vielen Fahrgäste, denn schließlich ist es bereits nach Mitternacht. Anscheinend kommen die meisten von irgendeiner Veranstaltung, denn sie haben bunte Plastikbändchen am Arm.
Ich habe Glück und kann einen der wenigen freien Sitzplätze ergattern, indem ich eine junge Amerikanerin davon überzeuge, ihre Füße vom Sitz zu nehmen. Mein Mann muss leider stehen. Ich vertiefe mich wieder in die Geschichte bis wir plötzlich am Grafinger Bahnhof anhalten und dort erstmal für eine halbe Stunde rumstehen. Die DB hat die Strecke wegen Bauarbeiten kurzzeitig gesperrt. Ich bin etwas gereizt, weil es bereits Viertel vor Eins ist und ich eigentlich nur noch nach Hause möchte. Einzig meine spannende Lektüre hält mich davon ab, mich lautstark zu beschweren. Die mitreisenden Fahrgäste sind nicht ganz so entspannt, zumal bei manchen der Alkoholpegel schon recht ordentlich zu sein scheint. Zumindest kullern die Bierflaschen durch den Zug. Gegen ein Uhr geht’s endlich weiter. Beinahe endlos scheint sich die Reise durch die Nacht hinzuziehen. In Rosenheim leert sich der Zug ein wenig und wir ziehen auf andere freigewordene Plätze um. Unsere Koffer sind ein echtes Hindernis in dem engen Gang, aber für die Gepäckablage über unseren Köpfen sind sie viel zu schwer.
Endlich um kurz vor zwei Uhr morgens erreichen wir Traunstein, werden mit dem Auto abgeholt und stehen um zehn nach Zwei in unserer Wohnung.
Völlig erschöpft fallen wir nach einem langen Tag in die Betten. Trotzdem werden wir unseren Urlaub auf Madeira in guter Erinnerung behalten und der Insel und dem Hotel sicher wieder mal einen Besuch abstatten.

Porto Mare Hotelgarten

Einkaufen und Entspannen

Madeira Tag 9:

Heute ist der vorletzte Tag und wir müssen bis Mittag unseren Mietwagen zurückgeben. Gegen halb elf fahren wir zur Mietwagenstation. 563 km stehen auf dem Tacho. Eine ganz schöne Strecke wenn man bedenkt, dass die Insel eigentlich nur 60 km lang und 25 km breit ist. Die Rückgabe verläuft Problemlos. Und wir bummeln anschließend ein bisschen durch das Shoppingcenter Forum Madeira. Dort haben die gleichen Ketten ihre Geschäfte wie in den Fußgängerzonen deutscher Innenstädte, nichts besonderes also. Wir gehen Richtung Hotel und kaufen im nahegelegenen Supermarkt noch ein paar Flaschen Wasser. Ich entdecke noch eine kleine Bäckerei, der wir am Nachmittag einen Besuch abstatten wollen. Dann suchen wir den Laden in dem es die, in Epoxidharz gegossenen, Orchideenblüten gibt. Dort kann ich mich irgendwie nicht für eine entscheiden (typisch Frau) und kaufe stattdessen ein Opalarmband.

Wir gehen ein letztes Mal in der Innenstadt von Funchal bummeln, besichtigen unteranderem das nagelneue Einkaufszentrum, kaufen aber außer einem Saft nichts weiter. Als wir rauskommen, fängt es an zu nieseln. Aber es ist warm und wegen der wenigen Tropfen spannt hier keiner einen Schirm auf. Unserer ist übrigens schon im Koffer, nachdem wir ihn jetzt eine Woche lang nutzlos mit uns rumgeschleppt haben.

Auf dem Rückweg kommen wir an dem Souvenirladen vorbei, in dem wir am zweiten Tag sehr günstig Postkarten gekauft haben. Dort decken wir uns mit wenigen aber besonderen Mitbringseln für unsere Eltern ein. Über das was ich meinem Vater gekauft habe, lege ich lieber den Mantel des Schweigens. ;) Interessant finde ich ja, dass der angebotene Lavaschmuck ein Label trägt, welches die Herstellung auf der Insel suggeriert. Obwohl ich sehr genau weiß, dass er exakt vom selben asiatischen Lieferanten stammt, bei dem ich Perlen und Perlenzubehör einkaufe. Denn wenn man das Preisschild abnimmt, steht da „Made in PRC“.

Der Nieselregen wird stärker, wir gehen etwas schneller und bekommen in der kleinen Bäckerei, die ich am Vormittag entdeckt habe noch einen Platz. Ich stehe etwas ratlos vor der Gebäckauslage, weil die Auswahl riesig ist. Dann schwatzt mir die Verkäuferin ein riesiges blätterteigartiges Stück Torte auf, dessen Name sich irgendwie klingonisch anhört, den ich mir aber beim besten Willen nicht merken kann. Mein Mann wählt zum Glück nur zwei kleine Törtchen. Dazu gibt es Galao, den portugiesischen Latte Machiato. Der ist zwar stark, schmeckt aber sehr gut, ebenso wie mein Stück Torte. Allerdings habe ich echte Schwierigkeiten mit dem „handling“ und krümmele erstmal alles voll. Dann muss mir auch noch mein Mann helfen, es zu bezwingen.
Am Abend drehen wir eine letzte Runde im Hotelpool, der sich gerade von den Teilnehmern der Wassergymnastik leert. Zum Abendessen gibt es ein Meeresfrüchtebuffet. Wir verzichten und besuchen lieber wieder das tolle Restaurant „il Basilico“, wo wir uns Pizza und Pasta schmecken lassen.
Anschließend mache ich mich wieder über meine spannende Urlaubslektüre her. Aber dazu in einem anderen Blogbeitrag mehr.

Kleine Obstkunde Teil 2

Heute Tamarillo und Pepino.

Tamarillo wird auch Baumtomate genannt und stammt aus Südamerika. Die Frucht schmeckt säuerlich herb und erinnert tatsächlich ein wenig an Tomate. Im Gegensatz zu letzterer sollte man aber die Schale der Tamarillo nicht mitessen, weil sie ziemlich bitter ist.

Pepino oder auch Melonenbirne ist ein Nachtschattengewächs und schmeckt wie eine Mischung aus Birne und Melone nur nicht so süß. Ich habe selten etwas leckeres gegessen. Mal sehen ob man die Frucht, die aus Südamerika stammt, auch bei uns in Deutschland bekommt.

Auf dem Bild rechts die Tamarillo und links die Pepino.

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Zuckerrohr und Küstenstraßen

Madeira Tag 8:

„Wir waren noch nicht in der Zuckerrohrfabrik, da müssen wir nochmal hin“, schlägt mein Mann vor.
Richtig, das war eines der Highlights unseres letzten Madeirabesuchs. Also steigen wir gleich nach dem Frühstück ins Auto und fahren Richtung Machico und von da aus weiter nach Porto da Cruz. Während es in Funchal noch trüb aussah, brennt hier auf der anderen Seite der Insel die Sonne vom Himmel. Die Zufahrt zum Ort ist ein wenig beschwerlich, weil wir eine Umleitung nehmen müssen, dafür parken wir anschließend direkt am Meer.

Halb elf Uhr morgens liegt alles verlassen, wir sehen nur ein paar Bauarbeiter das kleine Meeresschwimmbecken instandsetzen. Dafür rauscht das Meer laut und gewaltig. Meterhohe Wellen brechen sich an dem steinigen Strand; das Wasser hat einen ungewöhnlichen grünblauen Ton. Ich stehe mal wieder minutenlang und sehe den Wellen zu, während mein Mann schon vorgeht.

Wir umrunden eine kleine Halbinsel, auf deren Gipfel eine alte Ruine steht. Gleich dahinter steht die alte Zuckerrohrfabrik. Und dort ist echt was los. Draußen steht ein kleiner Lieferwagen auf einer Waage. Daneben läd ein Greifbagger Bündel aus Zuckerrohr auf und fährt sie zum Eingang. Ich trete durch das offene Tor in dem ein weiterer Lieferwagen steht, auf dem ein Arbeiter die ausgepressten Reste des Zuckerohrs verteilt. Drinnen steht ein dampfbetriebenes Ungetüm. Förderbänder verbinden mehrere Presswerke miteinander, Männer in blauen T-Shirts stehen oberhalb der mannshohen Walzen und verteilen das Zuckerohr mit langen Stöcken. Unten fließt die ausgepresste Flüssigkeit in große Tröge und wird von da aus in Edelstahltanks gepumpt. Es ist so laut, dass man sein eigenes Wort nicht versteht. Laut den aufgestellten Infotafeln gibt es die Fabrik schon seit dem 19. Jahrhundert. Die Maschine, die wir beobachten, ist mindestens genauso alt.

Als wir uns satt gesehen haben, gehen wir zurück zum Auto. Die Sonne sticht inzwischen unerträglich heiß herunter und wir haben vergessen Sonnenschutzmittel mitzunehmen. Auf der nordöstlichen Küstenstraße fahren wir nach Santana und von da aus weiter Richtung Sao Vincente. Zwischendurch halten wir immer mal an und machen Fotos.
Kurz vor Ponta Delgada wird die Küstenstraße sehr schmal, einmal müssen wir sogar zurückfahren, weil uns ein Auto entgegen kommt. Zum Glück passiert uns das nicht in dem unbeleuchteten, etwa autobreiten Tunnel, in dem Wasser von der Decke aufs Auto tropft. Auf Madeira sollte man über fahrerisches Können und eine gewisse Abgeklärtheit verfügen, denn manche Strecken, besonders die etwas abgelegenen, sind recht anspruchsvoll.

Wir erreichen wohlbehalten Sao Vincente und fahren weiter nach Ribeira Janela. Dort begann am Samstag die Umleitungsstrecke. Verglichen zu damals ist das Wetter heute viel besser. Wir parken am Strand gegenüber eines Wasserkraftwerks. Große Felsen schirmen das Tal vom Meer ab. Ein kleiner Tunnel führt zur anderen Seite, von wo man einen tollen Blick auf die tosende Brandung hat, die mehrere vorgelagerte Felsformationen umspült.

Weiter oben führt ein alter Straßentunnel zur ehemaligen Küstenstraße, die jetzt nur noch als Evakuierungsweg des neu gebauten Tunnels genutzt wird. Wir durchqueren zu Fuß den etwa zweihundert Meter langen Tunnel. Es ist dunkel und das Kopfsteinpflaster uneben. Es steht zwar nirgendwo ein Verbotsschild, aber man kommt sich doch etwas seltsam vor. Besonders, wenn man die vielen kleinen Felsbrocken sieht, die auf der anderen Seite auf der alten Küstenstraße liegen. So ganz ungefährlich ist es nicht, hier entlang zu wandern. Da könnte jederzeit auch ein größerer Brocken runterkommen oder die Straße abgehen. Wir machen ein paar Fotos und gehen anschließend zum Auto.

„Zurück fahren wir aber über den Ecumeada Pass“, schlage ich vor und mein Mann biegt an der richtigen Stelle von der Hauptstraße ab. Wieder fahren wir den Berg hoch. Zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag folgen wir einer Serpentinenstraße. Erneut lässt sich der Wechsel der Vegetationszonen beobachten. Der Pass zeigt sich heute sogar nebelfrei und erlaubt einen Blick ins Tal von Ribeira Brava. An den Hängen sind deutlich die Spuren der Waldbrände von 2012 und 2013 zu erkennen. Von den Lorbeerbäumen stehen nur noch bleiche oder verkohlte Stämme, während sich die Vegetation drumherum bereits erholt hat. Es beginnt leicht zu nieseln. Wie erwartet ist das Wetter auf der südlichen Seite der Insel heute schlechter. Es ist faszinierend, dass egal welches Wetter vorherrscht, auf einer Seite der Insel scheint immer die Sonne – mal auf der einen, mal auf der anderen.

Wir fahren ein letztes Mal an diesem Tag steil bergab. Unterwegs meldet sich die Tankanzeige des Autos und wir steuern die nächstgelegene Tankstelle an. Dort besteht eine kurze Irritation darüber, ob Diesel und Gasoleo dasselbe sind, die aber mit einem Blick auf den Tankdeckel geklärt werden kann. Ja, es ist dasselbe. Der als Diesel beworbene Kraftstoff ist wohl so ein Sondersprit, wie es ihn bei uns z. B. bei Shell gibt. Der gravierende Unterschied zu deutschen Tankstellen ist, dass nur ein Mal (die Betonung liegt auf „ein“) in der Woche der Preis angepasst wird und für jede Tankstelle auf der Insel gilt. Diese Woche liegt er bei 1,217 Euro für den Liter Diesel.

Am späten Nachmittag drehe ich wieder meine Runden im Schwimmbecken, bevor wir zum Essen ans portugiesische Buffet treten. Bei einem kleinen Spaziergang lassen wir den Abend ausklingen.