100.000 leere Stühle

Seit zwei Wochen höre ich ein Lied rauf und runter. Es heisst „100.000 Stühle leer“ und ist von LOVE A, einer Punkband aus Trier.
So richtig nach Punk hört sich der Song eigentlich nicht an, nur anhand der Texte könnte man ihn dort festmachen. Aber gerade die haben es in sich:

“. . . man muss nicht alles mögen, man muss nicht alles ändern wollen . . .”

„Wenn man sie kennt, darf man getrost die Regeln brechen. Weil die meisten doof sind fällt es uns gar nicht schwer. Nur wer mal aufgestanden ist, der darf sich setzen. Und darum bleiben hier so viele Stühle leer.“

Wenn ich das höre, kriege ich Gänsehaut, da steckt so verdammt viel Wahrheit drin. Und wenn auf dem neuen Album „Jagd und Hund“ alle Lieder von dieser Qualität sind, freue ich mich schon auf den 27.3.2015 an dem es erscheint. Das wäre dann mein erstes Album einer Punkband. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht? Ich bestimmt nicht.

Übrigens zum Lied gibt es ein tolles Video von Love A, das eigentlich alles sagt:

Punkiger Vertipper

Ein Satz auf Seite 5 im PR 2787 von Christian Montillon zauberte mir heute morgen ein Lächeln aufs Gesicht. Ja, da war tatsächlich ein genialer Tippfehler. Wer auch immer den gemacht hat, und an alle die ihn im Anschluss übersehen haben. Danke, danke, danke! :)
Warum ich mich so darüber freue? Seht selbst:

„… Wenn das Atopische Tribunal in diesem Punk recht hatte …“

Wenn aus einem „Punkt“ ein „Punk“ wird, dann hat das bei Perry Rhodan einen tieferen Sinn als irgendwo anders.

Genial!
Wobei … der Tippfehler wäre im ersten Satz des nächsten Abschnitts noch besser gekommen. :)

vertippt

Punk mit Geige & Star Trek Uniform

Nachtrag zur Star Trek Vorlesung. Im letzten Jahr eröffnete die saarländische Punkband „Blingpoint“ die Weihnachtsvorlesung an der FH Zweibrücken.

Schräg sieht das aus: Ein Punker mit Irokesenschnitt und Geige in einer Captain Kirk Uniform. Aber der Song hat mir gut gefallen. Die Jungs haben’s echt drauf. Im Netz finden sich noch mehr Videos von ihren Auftritten und ihren ausgefallenen Punkrock-Songs.

Aber hier jetzt das Video vom letzten Jahr:

SEX, Drogen und Alkohol …

chaos-en-franceKlaus N. Frick „Chaos en France. Peter Pank in Avignon“

SEX, Drogen und Alkohol … so oder so ähnlich lässt sich der Inhalt von Peter Panks Abenteuern in Avignon zusammenfassen. Aber das würde dem Werk nicht gerecht werden, denn der Roman ist so viel mehr …

Peter ist dem kalten Deutschland entflohen, hat sich in Avignon bei einem Freund einquartiert und sich in die hübsche Manu verliebt. Das Leben könnte so schön sein, wenn nicht plötzlich alles aus dem Ruder laufen würde. Zuviel Alkohol, zu viele Drogen, ein geklautes Auto und ein Unfall, setzen der romantischen Stimmung ein Ende. Fortan wird Peter von der Polizei gesucht, von seinen Freunden rumgeschubst und schließlich zum Drogendealer gemacht. Er, der sich eigentlich von niemanden etwas sagen lassen wollte, macht nun nur noch das, was andere von ihm verlangen. So kann das unmöglich weitergehen. Doch wie soll er da nur wieder rauskommen: Gestrandet, ohne Geld und ohne Manu, die sich als Mogelpackung entpuppte? Am Ende ist Peter um viele schöne und schlechte Erfahrungen reicher, doch seine Ziellosigkeit ist immer noch präsent.
Die Fortsetzungsgeschichte um Peter Pank ist gespickt mit großen Emotionen, allerlei tiefgründiger Gedanken und Botschaften die nachdenklich stimmen.

Nachdem ich den ersten Band über Peter Pank gelesen hatte, war ich wirklich neugierig darauf, wie es weiter geht, und das obwohl ich weder mit der Musik, noch mit der „No Future“-Einstellung der Punkszene, etwas anfangen konnte. Doch das Universum, in das mich der Autor lockte, entpuppte sich als aufregend und faszinierend zugleich.

„Chaos en France“ ist eine grandiose Fortsetzung des ersten Bandes. Was beim ersten Roman noch wie eine Zusammenstellung einzelner Geschichten wirkt, ist hier zu einer kompakten, dicht geschriebenen und wirklich spannenden Erzählung verschmolzen. So das man das Buch am liebsten nicht wieder aus der Hand legen möchte.
Es ist der schonungslos ehrliche Stil, der einen packt und direkt in die Figur zieht. So erlebt man Peters Abenteuer mit den Freunden in Avignon am eigenen Leib. Man leidet mit und durch ihn. Dabei ist dem Autor nichts zu peinlich, um es in seiner bildhaften und schnörkellosen Sprache zu schildern. Das alles liest sich so federleicht, dass man am Ende traurig ist, dass es schon vorbei ist.
Auch dieses Mal habe ich wieder eine ganze Menge über Punk gelernt, nicht nur über die Musik, sondern auch viel über den Lebensstil und die Gedankenwelt. Ich habe eine gänzlich neue Perspektive erhalten und glaube fast, wenn mich heute ein Punk auf offener Straße anschnorren würde, könnte ich ihn wahrscheinlich nicht so leicht abwimmeln. Dem Autor gelingt damit das Unmögliche: Die Lebensanschauung einer ganzen Generation auf den Normalbürger zu transportieren und Verständnis für eine Kultur zu wecken, die weit abseits aller bürgerlicher Normen steht.
Manche Stellen im Buch sind sehr tiefgründig, andere wiederum sprühen vor Witz. Sätze wie „Ein Rest von Hirn schaltete sich ein“ zeugen fast schon von dichterischer Genialität.
Auch die Liebesszenen scheinen so natürlich und lebensnah, das einem beim Lesen Gänsehaut überfällt.
Ich gebe zu, manchmal ist die Ekelschwelle sehr niedrig. Das mag nicht jedermanns Sache sein, aber nur so wirkt die Geschichte auch wirklich authentisch. Wobei ich mir immer noch die Frage stelle: Bei wie vielen der Geschichten, der Autor auf eigene Erfahrungen zurückgreift?

Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der sich einmal mit Punk auseinandersetzen möchte. Wer sich darauf einlässt, bekommt spannende Unterhaltung „per excellence“ geboten.
Am Ende des Buches gibt es sogar Vorschläge für den passenden Soundtrack. Das nenne ich perfektes Lesevergnügen und wünschte mir mehr davon.

Die Söhne Norwegens

Zwischen all dem Schrott der tagtäglich im Fernsehen läuft und der dort auch brav recycelt wird, findet sich doch hin und wieder eine Perle. So lief am Freitag auf EinsFestival der Norwegische Film: Sons of Norway.
Ich hatte den Film bereits auf DVD gesehen und er hat mir sehr gut gefallen, obwohl es um ein Thema geht, dass mich noch vor einem halben Jahr kaum interessiert hätte – nämlich um Punk. Jaja, so verschieben sich die Perspektiven, aber das ist auch gut so.

Die Geschichte handelt von dem 14-jährigen Nicklas, der Ende der 70er den Punkrock für sich entdeckt. Nach dem Tod der Mutter muss er mit dem depressiven Vater allein klarkommen. Doch seine Rebellion gegen alles und jeden läuft ins Leere, da sein Hippievater noch schräger drauf ist, als er selbst. So wird seine Suche nach dem Sinn des Lebens zur Irrfahrt die schließlich im Krankenhaus endet.

Sehr feinfühlig wird hier der Weg eines Jungen zum Erwachsensein erzählt. Die Figur des Vaters mit all seinen verrückten Ideen, zum Beispiel der Urlaub in einem schwedischen Nudistencamp, ist bezeichnend für die Hippiebewegung der 70er, während der Sohn die aufkommende Punkgeneration verkörpert. Alles in allem ein wunderschöner Film übers Erwachsenwerden. Und das nicht nur wegen der Szenen im Nudistencamp. Ehrlich, ich habe in einem Spielfilm noch nie so viele nackte Menschen auf einem Haufen gesehen, das ist einfach klasse inszeniert.
Übrigens ist in einer Gastrolle Johnny Rotten der Leadsänger der „Sex Pistols“ zu sehen.
Das war endlich mal wieder sehenswerte Unterhaltung im Fernsehen. Davon hätte ich gern mehr.

Für alle die es interessiert, hier ist der Trailer:

Zwei Whisky und mehr

51WGEZ5X5TLKlaus N. Frick „Zwei Whisky mit Neumann“

Da hab ich mich da doch tatsächlich von der lockeren Erzählweise des Autors anstecken lassen und mir nach den beiden „Peter Pank“-Bänden auch noch diese Ausgabe zu Gemüte geführt.
Im Grunde genommen ist es eine Sammlung autobiografischer Kurzgeschichten aus seinen Enpunkt-Egozines, von witzig über spannend bis hin zu nachdenklich. Wie immer von gnadenloser Wirklichkeitstreue und so lebensnah wie das eigene Dasein. Kritiker werden bemängeln, dass dies keine große Literatur sei. Doch diesen Anspruch beabsichtigt der Autor wahrscheinlich auch nicht. Ich denke, es geht ihm einfach darum Geschichten zu erzählen. Und welchen Spaß er daran hat, spürt man als Leser ganz deutlich. Da ist es auch gar nicht so schlimm, dass man bei der einen oder anderen Geschichte vergeblich auf eine Pointe wartet. Man wird extrem gut unterhalten und vielleicht hat man selbst schon mal ähnliches erlebt und entdeckt sich wieder. Vergnüglich ist es allemal.

Für mich war das eigentliche Highlight des Buches aber etwas anderes, nämlich die in Scrapbooking-Form illustrierten ersten Seiten mit Fotos aus alten Tagen und Rezensionen zu den Enpunkt-Fanzines. Einfach nur genial! Davon hätte ich gern mehr gewollt.

Ich muss ja zugeben, dass ich KNF’s lockeren Schreibstil nur in geringen Dosen konsumieren kann, weil ich sonst dazu neige, ihn zu adaptieren und das macht sich für meine Geschichten nicht wirklich gut.

Star Trek und der Punk

Weil gestern Abend mal wieder nichts lief, haben wir uns Star Trek IV in der Originalfassung auf BluRay angesehen. Scharfe Sache, kann man nur sagen. Da sieht man tatsächlich jedes Detail. Ich habe den Film bereits unzählige Male gesehen, aber dennoch viel Neues entdecken können. Dabei ist mir aufgefallen, dass die deutsche Übersetzung stellenweise sogar witziger ist, als das englische Original. Aber wahrscheinlich konnte man solche Pointen wie „Es war eine Geschlechtsumwandlung“ dem amerikanischen Zuschauer nicht zumuten.

So richtig ins Auge gefallen ist mir diesmal aber die Szene mit dem Punk im Bus, da ich ja momentan ein wenig sensibilisiert dafür bin. Ich habe mal nachgeforscht. Der Darsteller des Punk, Kirk Thatcher, hat sogar den Song, der aus dem Gettoblaster dröhnt, in einer Nacht- und Nebelaktion selbst geschrieben. Eigentlich war er Associate Producer bei Star Trek IV und weil Leonard Nimoy als Regisseur keinen populären Punksong wollte, ist der junge Thatcher eingesprungen. Dabei hatte er mit Punk eigentlich nichts am Hut. Alle Achtung, dafür klingt es ziemlich authentisch.
Heute ist der gute Mann Drehbuchautor und Emmypreisträger für die beste Kindersendung (Muppets Tonight).

Für alle die Krachmusik lieben und den Song „I hate you“ einmal in voller Länge „genießen“ möchten, können dies hier tun:

Dank für den Punk

DankPunkKlaus N. Frick „Vielen Dank, Peter Pank“

Ehrlich gesagt, hätte ich nie gedacht, dass ich mich mal mit dem Thema Punk auseinander setzen würde. Ganz ehrlich, jeder der mich kennt, wird jetzt mit dem Kopf schütteln: Was denn, du und Punk? Als die stets angepasste, brave Tochter, in der Schule als Streber verschrieen (obwohl ich dort nie einen Finger krumm machen musste), bin ich das genaue Gegenteil eines Punkers. Obgleich in den Achtzigerjahren aufgewachsen, tangierte mich diese Szene kaum. Wahrscheinlich hatte ich keinen Grund zu Protest oder war einfach nur zu feige dafür. So kommt es, das ich mich erst jetzt, 30 Jahre später, dem Phänomen oder besser dieser Weltanschauung widme. Und das kam so…
Immer wieder trifft man im Leben auf interessante Menschen, deren konträres Weltbild, das Eigene auf den Kopf stellt. So ähnlich ging es mir. Dabei wollte ich doch nur den E-Book Auszug eines gewissen Chefredakteurs lesen, einfach so aus Neugier. Völlig fasziniert, habe ich mir dann die beiden Bücher bestellt (allerdings als Printausgaben, ich lese halt gern auf Papier) und was soll ich sagen…

…da eröffnen sich neue unbekannte Welten, um es mal ganz pathetisch auszudrücken.
Dabei rede ich nicht einmal davon, wie man Zigaretten klaut oder einen explosiven Molotowcocktail bastelt. Wissen, das ich hoffentlich niemals brauchen werde. Vielmehr faszinierte mich die Ziellosigkeit des Protagonisten, die beinahe ansteckend ist. Da sind Gedanken und Handlungen beschrieben, die mir so fremd sind, als würden sie von einem Außerirdischen stammen. Allein die Menge an Alkohol die Peter Pank innerhalb des kurzen Zeitraums konsumiert… ich glaube so viel Hochprozentiges habe ich in meinem ganzen Leben nicht getrunken. Irgendwann beschleicht einen die dumpfe Befürchtung, dass der eigene Alkoholspiegel im Blut allein durchs Lesen ansteigen könnte.
Richtiggehend fertig war ich aber nach der Erzählung über die Pfingstschlacht von Wackersdorf. Ehrlich, ich habe das damals zwar irgendwie mitbekommen, aber erst heute wirklich begriffen, was da passiert ist. Es liest sich so echt, als stünde man direkt vor Ort. Das war schon ein bisschen gruselig.
Gegen Ende des Buchs läßt die Faszination dann ein klein wenig nach. Letztendlich verliert sich die Handlung zwischen ständigem Saufen und den vergeblichen Versuchen Frauen anzubaggern. Lichtblicke sind da nur die eingestreuten Erinnerungen von Peter Pank, die, wie ich finde, meist amüsanter und mitreisender formuliert sind als die Rahmenhandlung. Aber ich glaube, dass das vom Autor so beabsichtigt ist, um die zunehmende Sinnlosigkeit in Peters Leben zu demonstrieren.
Besonders mag ich an dem Roman die freche direkte Sprache, die nichts beschönigt und auch unangenehme Dinge beim Namen nennt, angenehme übrigens auch. (Die Sexszenen fühlen sich durchaus echt an.) Diese Unbekümmertheit passt so hervorragend zum Thema, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie man die Geschichte anders hätte erzählen können. Dabei habe ich mich beim Lesen sehr oft gefragt, wie viel autobiographisches in den Geschichten steckt, aber das wird und sollte wohl besser Geheimnis des Autors bleiben.
Was am Ende zurückbleibt, ist die Erkenntnis, das die Lebenseinstellung Punk zwar mit der Musik verbunden ist, diese alleine aber aus einem Menschen noch keinen Punker macht.

Im Nachhinein bin ich KNF dankbar für seinen kleinen Einblick in die Welt von Peter Pank. Es war eine durchaus aufschlussreiche Erfahrung. Nur an eines werde ich mich ganz sicher nicht gewöhnen – die Krachmusik.

Ich freue mich schon darauf, bald mit Peter Pank nach Avignon zu reisen („Peter Pank: Chaos en France“), doch zuvor muss ich erst noch die „Schrecken der Hohlwelt“ (PR-Silberband 22) über mich ergehen lassen.