Klaus N. Frick „Chaos en France. Peter Pank in Avignon“
SEX, Drogen und Alkohol … so oder so ähnlich lässt sich der Inhalt von Peter Panks Abenteuern in Avignon zusammenfassen. Aber das würde dem Werk nicht gerecht werden, denn der Roman ist so viel mehr …
Peter ist dem kalten Deutschland entflohen, hat sich in Avignon bei einem Freund einquartiert und sich in die hübsche Manu verliebt. Das Leben könnte so schön sein, wenn nicht plötzlich alles aus dem Ruder laufen würde. Zuviel Alkohol, zu viele Drogen, ein geklautes Auto und ein Unfall, setzen der romantischen Stimmung ein Ende. Fortan wird Peter von der Polizei gesucht, von seinen Freunden rumgeschubst und schließlich zum Drogendealer gemacht. Er, der sich eigentlich von niemanden etwas sagen lassen wollte, macht nun nur noch das, was andere von ihm verlangen. So kann das unmöglich weitergehen. Doch wie soll er da nur wieder rauskommen: Gestrandet, ohne Geld und ohne Manu, die sich als Mogelpackung entpuppte? Am Ende ist Peter um viele schöne und schlechte Erfahrungen reicher, doch seine Ziellosigkeit ist immer noch präsent.
Die Fortsetzungsgeschichte um Peter Pank ist gespickt mit großen Emotionen, allerlei tiefgründiger Gedanken und Botschaften die nachdenklich stimmen.
Nachdem ich den ersten Band über Peter Pank gelesen hatte, war ich wirklich neugierig darauf, wie es weiter geht, und das obwohl ich weder mit der Musik, noch mit der „No Future“-Einstellung der Punkszene, etwas anfangen konnte. Doch das Universum, in das mich der Autor lockte, entpuppte sich als aufregend und faszinierend zugleich.
„Chaos en France“ ist eine grandiose Fortsetzung des ersten Bandes. Was beim ersten Roman noch wie eine Zusammenstellung einzelner Geschichten wirkt, ist hier zu einer kompakten, dicht geschriebenen und wirklich spannenden Erzählung verschmolzen. So das man das Buch am liebsten nicht wieder aus der Hand legen möchte.
Es ist der schonungslos ehrliche Stil, der einen packt und direkt in die Figur zieht. So erlebt man Peters Abenteuer mit den Freunden in Avignon am eigenen Leib. Man leidet mit und durch ihn. Dabei ist dem Autor nichts zu peinlich, um es in seiner bildhaften und schnörkellosen Sprache zu schildern. Das alles liest sich so federleicht, dass man am Ende traurig ist, dass es schon vorbei ist.
Auch dieses Mal habe ich wieder eine ganze Menge über Punk gelernt, nicht nur über die Musik, sondern auch viel über den Lebensstil und die Gedankenwelt. Ich habe eine gänzlich neue Perspektive erhalten und glaube fast, wenn mich heute ein Punk auf offener Straße anschnorren würde, könnte ich ihn wahrscheinlich nicht so leicht abwimmeln. Dem Autor gelingt damit das Unmögliche: Die Lebensanschauung einer ganzen Generation auf den Normalbürger zu transportieren und Verständnis für eine Kultur zu wecken, die weit abseits aller bürgerlicher Normen steht.
Manche Stellen im Buch sind sehr tiefgründig, andere wiederum sprühen vor Witz. Sätze wie „Ein Rest von Hirn schaltete sich ein“ zeugen fast schon von dichterischer Genialität.
Auch die Liebesszenen scheinen so natürlich und lebensnah, das einem beim Lesen Gänsehaut überfällt.
Ich gebe zu, manchmal ist die Ekelschwelle sehr niedrig. Das mag nicht jedermanns Sache sein, aber nur so wirkt die Geschichte auch wirklich authentisch. Wobei ich mir immer noch die Frage stelle: Bei wie vielen der Geschichten, der Autor auf eigene Erfahrungen zurückgreift?
Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der sich einmal mit Punk auseinandersetzen möchte. Wer sich darauf einlässt, bekommt spannende Unterhaltung „per excellence“ geboten.
Am Ende des Buches gibt es sogar Vorschläge für den passenden Soundtrack. Das nenne ich perfektes Lesevergnügen und wünschte mir mehr davon.