Fedcon – Anreise unter erschwerten Bedingungen

Eigentlich hatten wir ja bereits zum Captain’s Table 2011 beschlossen nie wieder mit dem Auto zu einer Fedcon anzureisen. Warum wir es dann in diesem Jahr doch gemacht haben, ist mir nach wie vor schleierhaft. Es hatte aber wohl mit den unzähligen Baustellen der Deutschen Bahn sowie mit der schlechten Verbindung zwischen Flughafen Köln-Bonn und dem Maritimhotel Bonn zu tun. Außerdem übernachten wir in einem Ort außerhalb von Bad Godesberg, der ohne Auto schlecht erreichbar ist.

Als wir dann gestern nach neun Stunden, völlig entnervt ankamen, hatte sogar mein Mann die Nase voll und er fährt leidenschaftlich gern mit dem Auto. Nicht nur der unglaublich dichte Verkehr auf der A3, Staus und die endlosen Baustellen haben uns zugesetzt, sondern auch die wechselnden Wetterbedingungen. Bei plötzlich einsetzenden Starkregen ist es kein Vergnügen, eingeklemmt zwischen LKWs auf der rechten Spur und unbelehrbaren Rasern auf der linken Spur, ohne jegliche Sicht voranzukommen.

Im Maritimhotel zerschlug sich die Hoffnung meines Mannes, wir könnten uns trotz bereits bezahlter Tageskarten für morgen anmelden. Das geht natürlich nicht, hatte ich aber schon prophezeit. Wir blickten uns kurz um, ob wir zwischen den vielen Star Trek Fans Bekannte treffen und fuhren gleich zu unserer privaten Unterkunft weiter, wo wir dann sehr freundlich empfangen wurden.

Doch ganz ehrlich, mir graut bereits vor Montag, wenn wir die Heimreise antreten müssen. Was wieder mindestens sieben Stunden Autofahrt bedeutet. Kostengünstiger ist zwar das Auto, aber dass rechtfertigt nicht die Nerven, die man dabei verliert. Ich glaube ich habe ein paar graue Haare mehr.

Das nächste Mal nehmen wir wieder das Flugzeug. Basta!

Baustellengeplagt

Ich habe lange nichts zur Deutschen Bahn gebloggt, obwohl es mehr als genug Gründe gäbe. Denn momentan müssen Pendler auf der Strecke Salzburg-München ziemlich viel ertragen.

Vergangene Woche und diese Woche von Freitag bis Dienstag Vollsperrung! Das heißt Schienenersatzverkehr und ausfallende Züge. Also fuhr ich in dieser Woche an zwei Tagen hintereinander zur Arbeit, nämlich an den beiden, an denen die Strecke nicht gesperrt war. Der Baustellenfahrplan zwingt mich außerdem seit Ende Februar noch früher von der Arbeit abzuhauen, weil der EC nicht mehr am Ostbahnhof hält, sondern ich zum Hauptbahnhof muss. Während ich mir in der Früh jetzt fünf Minuten länger gönne, um mit dem EC statt dem MERIDIAN fahren. Die alten Wagons sind trotz Neubestuhlung deutlich bequemer wie die MERIDIAN-Züge, die eigentlich eher einer »S-Bahn mit Klo« ähneln. Das hat allerdings den Nachteil, dass ich später auf Arbeit bin, weil der EC jeden Tag mit 5-15 Minuten Verspätung abfährt, die er zuvor auf einer Strecke von vielleicht 20 km angehäuft hat. Ich weiß nicht, wie die Deutsche Bahn das schafft, aber es ist so. An der Baustelle zwischen Rosenheim und München hakt es dann meistens auch und so bin ich oft erst zwanzig Minuten später da. Und wenn ich dann, wie heute, auch noch im S-Bahn-Lotto verliere, summiert es sich am Ende auf eine halbe Stunde, die ich später auf Arbeit bin.

Die Baustelle soll noch bis Mitte Mai gehen und auch an diesem Wochenende ist bis  Dienstag wieder eine Vollsperrung angekündigt. Zum Glück habe ich nächste Woche Urlaub und muss mir den Stress nicht antun. Die vielen Pendler, die täglich diese Strecke fahren müssen und keinen Urlaub nehmen können, tun mir aufrichtig leid. Man muss schon eine ziemliche Leidensfähigkeit mitbringen. Wenigstens kann ich im Zug fokussiert an meinem Roman arbeiten. Und so ein Showdown, geschrieben, während der Zug eine gefühlte Ewigkeit vor einer Baustelle hält, bringt zumindest Spannung in die Fahrt.

Ferienzeit = Baustellenzeit

Es sind Osterferien und die Baustellen sprießen wie Unkraut aus dem Boden, besonders die bei der Deutschen Bahn.

Heute morgen im Zug informierte der Zugbegleiter die Reisenden, dass der MERIDIAN nach München ab morgen bis zum Sonntag über die Unfallstrecke durchs Mangfalltal umgeleitet wird, da die Hauptstrecke Rosenheim-München halbseitig gesperrt ist. Die Begeisterung meiner Mitreisenden hielt sich, wie zu erwarten, in Grenzen. Es mault auch kaum noch einer, weil sich die Baustellen auf dieser Strecke schon über Jahre hinwegziehen. Regelmäßig und mindestens zweimal im Jahr kommt es zu Sperrungen. Die aktuelle Baustellenplanung in dieser Woche gipfelt aber in einem sehr seltsamen Ersatzfahrplan. So ist der Regionalzug, mit dem ich morgens um Sechs losfahre meist zehn nach Sieben in München. Ab morgen wird er erst kurz nach Acht in München sein, also fast eine Stunde später. Der Folgezug, der halb Sieben abfährt, ist trotz Baustelle zwei Minuten früher am Hauptbahnhof als der erste, weil er die herkömmliche Strecke nimmt. Das soll einer verstehen. Glauben die tatsächlich, dass noch einer den Zug um Sechs nimmt?

Aber das ist nicht die einzige Baustelle auf meinem Weg zur Arbeit. Die U-Bahn fuhr heute nur im Zehn-Minuten-Takt, statt wie sonst im Fünf-Minuten-Takt, dadurch verpasste ich beinahe noch meinen Bus. Außerdem hält sie in dieser Woche nicht an der Implerstrasse, weil dort die Rolltreppen erneuert werden. Also Baustellen wohin das Auge blickt.

Ich schätze mal, wenn im Mai die Baustelle bei der Bahn abgeschlossen ist, wird an anderer Stelle gleich eine Neue eröffnet. Tja, das kommt davon, wenn man jahrelang nur spart, um einen formvollendeten Börsengang vorzubereiten (der dann Gott sei Dank nicht stattfand), anstatt sich um die Bedürfnisse seiner Fahrgäste zu kümmern. Da kann es schon mal passieren das Gleise und Oberleitungen mit der Zeit marode werden.

Redselige Mitfahrer

Als Pendler bin ich zwangsläufig viel mit der Bahn unterwegs. Wenn es sehr früh am Morgen ist, kann es schon mal passieren, dass mir die Augen zufallen und ich die Stunde bis nach München vor mich hin döse, was aber selten vorkommt. Manchmal lernt man interessante Leute kennen und es ergibt sich daraus ein nettes Gespräch. Meistens aber lese ich im Zug, hin und wieder schreibe ich auch, wie gerade in letzter Zeit. Die FanEdition soll ja so bald wie möglich fertig werden, deshalb muss ich mich ranhalten. Ich habe mir vorgenommen jeden Tag mindestens 5000 Zeichen zu schreiben. So wie am Dienstag …

Mit Stift und Kladde war ich gerade richtig im Schreibfluss, als der Zug an einem Bahnhof hielt und sich plötzlich jemand grüßend neben mich setzte. Ich blickte zur Seite und mir schwante Schlimmes. Die Frau, die neben mir Platz genommen hatte, kannte ich. Wir waren uns ein- oder zweimal begegnet, was nicht ausbleibt, wenn man häufig mit dem gleichen Zug fährt. Ich grüßte freundlich und konzentrierte mich wieder auf meinen Text.

»Ich hab Sie gesehen, deshalb bin ich eingestiegen«, erzählte sie mir, »Sonst fahre ich ja mit dem IC.«

»Aha!«, machte ich und faste meinen Stift fester.

»Wir haben uns ja lange nicht gesehen«, berlinerte sie unablässig weiter.

»Kann schon sein«, sagte ich und setzte den Stift aufs Papier, um den begonnenen Satz zu beenden.

»Ach wissen Sie, wegen der Baustelle kommt man ja überhaupt nicht mehr pünktlich zur Arbeit. Und voll sind die Züge, sage ich Ihnen. Ich musste letztens Nachmittags den M (MERIDIAN) nehmen. Bis Rosenheim habe ich gestanden und das bei meinem kaputten Rücken.«

»So!«, sagte ich und machte ein mitleidiges Gesicht. Das waren alles Informationen, die ich aus eigener Erfahrung kannte. Wieder setzte ich den Stift an.

»Es wird ja immer schlimmer, dass mit dem Zugfahren, meine ich. Wissen Sie, ich musste letztens zu meinem Bruder nach …«

Das war der Punkt an dem ich kapitulierte. Ich legte den Stift weg und machte die Kladde zu. Meinen Roman konnte ich für heute vergessen.

Ich brachte es an diesem Morgen nicht über mich, der Frau zu erklären, dass ich gerade an einem wichtigen Text schrieb und dass ich nicht gestört werden wollte. Warum eigentlich? Weil sie extra wegen mir in den Zug gestiegen war? An sich bin ja ein kommunikativer Mensch, der sich gern unterhält. Aber es gibt Zeitpunkte, an denen ich das nicht gebrauchen kann, so wie am Dienstag. Doch mein Anstand verbot mir, die Frau darauf hinzuweisen, dass ich heute mal nicht reden wollte. Und so musste ich ihr wohl oder übel eine Dreiviertelstunde zuhören. Selbst schuld? Nun vielleicht! Ich weiß es nicht.

Eines ist sicher. Morgen setze ich mich definitiv nicht wieder auf die Zugseite, die zum Bahnsteig zeigt.

Der lange Weg nach Hause

Wie groß Deutschland eigentlich ist, wird einem erst dann bewusst, wenn das Überwinden von Entfernungen nicht so gut funktioniert wie gewohnt. Der Donnerstag vor einer Woche war einer dieser Tage, an dem ich auf dem Nachhauseweg mehr als doppelt so lang unterwegs war wie sonst.

Das Unheil begann schon am frühen Morgen mit einem ausgefallenen MERIDIAN. Zum Glück fuhr zehn Minuten später der EC, aber Schnee und das daraus resultierende S-Bahn Chaos sorgten dafür, dass ich mal wieder zu spät zur Arbeit kam.

Da der Schneefall über den Tag hinweg nicht auffhörte, überlegte ich mir, ob es nicht sinnvoller wäre, einen Zug früher in meine Thüringische Heimat zu fahren, dann wäre ich schon vor 20 Uhr zu Hause und hätte noch etwas Spielraum. Soweit meine Planung.

Wegen dem Ausfall einer U-Bahn wurde es am Münchner Hauptbahnhof mal wieder knapp. Eigentlich wollte ich mir noch den neuen NEO kaufen, aber dafür blieb keine Zeit. Ich hetzte zum Zug, nur um anschließend festzustellen, dass er fünfzehn Minuten später abfahren würde. Grund für die Verspätung, man höre und staune, war das »Warten auf Zugpersonal«.

Mit Sorge nahm ich zur Kenntnis, dass die fünfzehn Minuten voll ausgeschöpft wurden und der Zug die Zeit bis Nürnberg auch nicht aufholte. In der Hoffnung doch noch den Regionalexpress nach Bamberg zu kriegen, beeilte ich mich beim Umsteigen in Nürnberg. Leider vergebens. Der Zug konnte wegen drei Minuten nicht warten und war weg. Ich fuhr dann mit der S-Bahn weiter bis Bamberg und wollte dort in den Bus nach Lichtenfels steigen. Leider stand da nur die blaue Linie (mit Zwischenhalten) und der Busfahrer riet mir, die halbe Stunde auf den roten Expressbus zu warten, der nur ein paar Minuten später in Lichtenfels sein würde als er mit seinem Bus.

Ich nutzte die Gelegenheit, um etwas zu essen und in einem Zeitungsladen, der für Provinzverhältnisse sehr gut mit PERRY RHODAN ausgestattet war, den neuen NEO-Roman zu kaufen. Dort waren alle Romane der letzten Wochen reichhaltig vorhanden. So etwas freut mich als Leserin natürlich. Anschließend stieg ich in den Bus, der mal wieder so voll wurde, dass nicht alle potentiellen Fahrgäste mitkamen.

Der Bus quälte sich anschließend eine halbe Stunde über die Autobahn. Es war kurz vor 19 Uhr, eigentlich hätte ich jetzt schon fast am Ziel sein sollen. So aber war ich immernoch mehr als einhundert Kilometer davon entfernt. In Lichtenfels steuerte ich das Gleis an, auf dem normalerweise die Züge Richtung Thüringen fahren und wurde bitter enttäuscht. Da stand kein Zug, nein, nichtmal eine Anzeige. Wie jetzt? Ich suchte den Fahrplan und da stand es schwarz auf weiß. Die Regionalzüge in Richtung Saalfeld fuhren ab 18 Uhr nur alle zwei Stunden. Der letzte war 18:44 Uhr gefahren und der nächste fuhr erst wieder 20.10 Uhr. Das war der, mit dem ich beim letzten Mal gefahren war. Doch damals bin ich zwei Stunden später in München abgefahren. Die zwei Stunden, die ich an diesem Tag früher losgefahren war, hatten mir also überhaupt nichts genutzt …

Ich war fertig mit der Welt. Ich stand an einem gottverlassenen Bahnhof bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und mein nächster Zug würde erst in mehr als einer Stunde fahren. Ich machte mir erstmal bei einer zufällig auftauchenden Bahnangestellten Luft. Die war entweder aus Arkon-Stahl oder Beschwerderesistent, jedenfalls prallte mein Protest über solche vorzeitlichen Zustände an ihr ab und sie ließ mich einfach stehen.

Meine Rettung in der kalten Not, war die kleine Buch- & Zeitschriftenhandlung in dem ansonsten toten Bahnhof. Der Laden hatte zumindest bis 20 Uhr geöffnet und einen geheizten Raum. Ich klagte der Verkäuferin mein Leid und sie stimmte mir uneingeschränkt zu. Ich war nicht die Erste und Einzige in den letzten beiden Monaten. Viele Pendler und Reisende leiden derzeit unter den unmöglichen Zuständen der Vollsperrung. Und dabei weiß man, wenn die Sperrung vorbei ist, wird es noch schlechter werden, weil dann überhaupt kein Fernzug mehr, den vor Jahren aufwendig sanierten, Bahnhof ansteuern wird.

Kurz vor acht stieg ich dann in den RegionalExpress nach Halle, der wiederum fünfzehn Minuten verspätet los fuhr, weil man auf Reisende aus den Schienenersatzbussen wartete. Für diesen Grund der Verspätung hatte ich zumindest Verständnis.

Statt 19:15 Uhr kam ich an dem Tag um 21:30 Uhr an, ganze zwei Stunden später. Und nein, ich bekomme keine Fahrpreiserstattung, weil ausgerechnet an diesem Tag kein Mensch meinen Fahrschein kontrolliert hatte. Nirgendwo weder im Bus noch in der S-Bahn, nicht mal im ICE.

Ich war fast sieben Stunden unterwegs; auf eine Strecke für die ich noch vor wenigen Jahren nicht mal drei Stunden gebraucht habe. Welch ein Fortschritt! Ich sag’s ja, in ein paar Jahren werden wir in unserer Mobilität so eingeschränkt sein, dass wir uns ins neunzehnte Jahrhundert versetzt fühlen werden.

Verzögerungen bei der Bahn

Ich stelle gerade fest, dass ich lange nichts über die Deutsche Bahn gebloggt habe. Dabei ist es ja nicht so, dass in der Zwischenzeit nichts passiert wäre, aber eben nichts, was man nicht eh schon als Pendler gewohnt wäre. Außer vielleicht der Mann, der letztens im EC verstorben ist, aber das ist ein Erlebnis wovon ich nicht erzählen möchte.

Da berichte ich lieber, wie meine erste Zugreise nach Thüringen verlief, seit die Bahnstrecke zwischen Bamberg und Lichtenfels gesperrt ist.

Bis Bamberg verlief die Fahrt an jenem Donnerstag normal. Ich tippte an meinem Exposé und kam dabei gut voran. Im Zug bin ich einfach fokussierter. In Bamberg war Endstation. Also erstmal raus aus dem Zug und den Massen hinterher. Vorher im Zug keinerlei Durchsage zum Schienenersatzverkehr; nirgendwo ein Hinweis auf das Wie und Wo. Auf dem Bahnhofsvorplatz drei Busse. Irgendwo hatte ich gelesen, dass nur die Busse der roten Linie direkt nach Lichtenfels durchfahren. Ich also rein in den schon halb besetzten Bus. Meinen Koffer vor mich her schleppend, fand ich zwar Platz für mich, aber nicht für den Koffer. Den musste ich hinter den letzten Sitz vorm Ausgang stellen, weil er nicht in die Ablage passte. Nach fünf Minuten war der Bus voll und noch immer Leute draußen, die mit wollten. Die kamen hoffentlich in einem zweiten Bus unter. Danach gings im Schneckentempo durch Bamberg und auf die Autobahn. Zirka eine halbe Stunde dauerte die Fahrt, dann wurden wir ohne weitere Hinweise am Bahnhofsvorplatz rausgelassen. Da ich nicht genau wusste, von welchem Bahnsteig mein Anschlusszug fuhr (keine Anzeigetafel in Sicht), guckte ich bei jedem Aufgang die Treppe hoch, bis ich den Regional Express nach Halle entdeckte. Ich blickte zur Uhr, unter normalen Bedingungen wäre ich jetzt schon fast am Ziel gewesen, heute musste ich noch mehr als eine Stunde mit dem Regionalzug durch die Gegend tuckern.
Um 21:15 Uhr war ich endlich in Saalfeld. Es fühlte sich ein bisschen wie das Ende einer mittleren Weltreise an.

Am Montag dann die Rückfahrt mit vier Umstiegen. Es nervte. Selbst mir als abgehärteten Bahnfahrer ging das viermalige aus dem Zug in den Bus und zurück und noch mal aus dem Zug und wieder rein und und … ziemlich auf den Keks. Ich war nach den sechs Stunden Fahrt wie erschlagen. Das letzte Mal nach Neujahr hatten wir bis Waging viereinhalb Stunden gebraucht. Wenn ich überlege, dass das jetzt noch acht Monate so gehen soll. Und wenn ich mir die Baustelle so betrachte (Man fährt mit dem Bus auf der Autobahn daran vorbei.) wundert mich, wie die überhaupt bis dahin fertig werden wollen. Das ganze sieht aus, als sollte dort eine sechsspurige Autobahn entstehen. Ich kann nur die Pendler und Schulkinder bedauern, die das jeden Tag durchmachen müssen.

Exposé und Ritter

Seit Mittwoch träume ich jede Nacht vom Exposé-Schreiben. Im Grunde kaue ich die Geschichte wieder und wieder durch, versuche Schwachstellen zu finden und auszumerzen, neue Fakten einzubringen, damit die Handlung am Ende stimmig ist und den handelnden Figuren einen Hintergrund zu verpassen. Gestern habe ich drei Stunden im Zug an einer richtig guten Kurzversion gearbeitet. Irgendwie klappt bei mir das Schreiben in Zügen der Deutschen Bahn besser als anderswo. Am Ende war ich ganz zufrieden mit dem neuen Grundgerüst und gehe jetzt an die Details.

Heute fand ich dann im neuen Perry Rhodan-Heftroman noch eine nette Kritik von Hermann Ritter zum letzten Newsletter der PRFZ, die mich mächtig gefreut hat. Gefiel mir doch diese Ausgabe selbst sehr gut. Das lag vor allem am spannenden Interview mit Hermann Wolter. Dem Fan der ersten Stunde konnte ich ein paar Begebenheiten von früher entlocken. Ich mag ja solche alten Geschichten. Umso bedauerlicher finde ich es, dass es im nächsten Newsletter kein Interview geben wird.

Hier nun der Beitrag aus den Clubnachrichten aus PR 2841:
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Selbst ist der Reisende

Auf meinen Zugreisen über die Feiertage erlebte ich mal wieder, wie viel Potential in den Fahrplänen der Deutschen Bahn steckt. Vorausgesetzt man ist als Fahrgast enorm flexibel und hält sich nicht an die Ratschläge des Servicepersonals.

An einem Dienstag nach den Weihnachtsfeiertagen mit dem Zug zu fahren, bedeutet in der Regel brechend volle Züge und möglicherweise auch Verspätungen. Das es auch anders geht, bewies mir die Deutsche Bahn am 29. Dezember 2015. Gut, die Züge waren tatsächlich voll, aber da wir zu zweit unterwegs waren, hatten wir mit Platzkarten vorgesorgt. Das unsere Plätze im Wagon nicht angezeigt wurden, war nicht schlimm, da der Fahrgast dort freiwillig Platz machte. Wahrscheinlich lag die Fahrkartenbuchung einfach zu lange zurück (Sparticket gekauft am 25. Oktober), sodass sie nicht gespeichert worden war.

Ich verbrachte die meiste Zeit mit Lesen auf dem iPad und legte es nur beim zweimaligen Umsteigen aus der Hand. Als mein Mann viereinhalb Stunden später zu mir sagte: »In zwanzig Minuten sind wir da.«, warf ich einen Blick aus dem Fenster und konnte nicht glauben, was ich sah. Wir waren kurz vorm Ziel, die Fahrt würde keine fünf Minuten mehr dauern. Der Zug war fünfzehn Minuten früher dran, als im Fahrplan stand. Was war denn da los? Die Raucher genossen den langen Zwischenhalt sichtlich, denn sie tummelten sich in Grüppchen vor den Eingängen, als wir aus dem Zug stiegen.
Fazit: So schnell sind wir noch in Thüringen gewesen und werden es angesichts der neuen Hochgeschwindigkeitstrasse über Erfurt auch nie wieder sein.

Die Rückfahrt verlief wie gewohnt. Statt des ICE sollte nur ein IC fahren und der hatte durch verzögerte Bereitstellung einundfünfzig Minuten Verspätung. Ich ließ am Serviceschalter zunächst die Zugbindung unseres Tickets aufheben. Die Dame riet mir auf den Zug zu warten und damit nach München durchzufahren. Ich fand, dass das keine gute Idee war, weil wir dann wahrscheinlich sechs Stunden bis nach Hause brauchen würden. So fuhren wir mit dem nächsten Regionalexpress schon mal vor. In Bamberg hatte uns der IC, der dann doch ein ICE war, wieder eingeholt (jetzt nur noch mit fünfunddreißig Minuten Verspätung). Wir stiegen bequem um und schafften am Nürnberger HBF noch den schnellen ICE über Ingolstadt, weil der freundlicherweise zwei Minuten wartete. So kamen wir gerade rechtzeitig am Münchner HBF an, um zehn Minuten später mit dem EC Richtung Klagenfurt nach Hause zu fahren. Trotz das wir vierzig Minuten später losgefahren sind, waren wir am Ende nur eine Viertelstunde später daheim. Wir holten uns natürlich noch das Geld für die nicht benutzten Platzkarten zurück, denn neun Euro sind nicht wenig.

Ich gebe zu, dass die Fahrt ohne das Smartphone meines Mannes anders verlaufen wäre. So waren wir durch die Liveauskunft der Bahn stets über die nächst schnellere Verbindung im Bilde. Wenn ich dem Ratschlag der Bahnmitarbeiterin gefolgt wäre, hätten wir niemals so schnell unser Ziel erreicht.

Neues von der ICE-Trassen-Front

Die Gegenstimmen werden lauter, leider kommen sie Jahrzehnte zu spät.

Die OTZ (Ost-Thüringer-Zeitung) veröffentlichte heute einen Artikel zur ICE-Neubaustrecke in Thüringen. Zu Wort kommt ein Verkehrsplaner, der schon vor Jahren davor warnte, dass das Geld, was in den Neubau der Trasse geflossen ist, nie wieder eingefahren werden wird. Interessant finde ich folgende Aussage von ihm: »… weil unsere Bahn­politik eine Baupolitik ist. Die Bauwirtschaft soll sich goldene Nasen mit solchen Projekten verdienen. Tunnel, Brücken – je mehr, desto besser. Bahnpolitik orientiert sich wenig an Kunden, sondern viel an Neben­interessen.« Genau das ist das Problem in Deutschland und nicht nur dann, wenn es sich um Verkehrsprojekte der Bahn handelt, sondern auch wenn es um Prestigeprojekte wie den Berliner Flughafen geht. Da werden Milliarden Euro an Steuergeldern verschleudert, die der Bevölkerung am Ende wenig nützen, sondern nur die Kassen von Unternehmen füllen, die damit ihre Aktionäre beglücken.

Das ist eine fragwürdige und traurige Entwicklung.

Den vollständigen Artikel gibt es hier. Lesenswert!

Chaos zwischen den Gleisen

– Murphys Gesetz: Wenn eine schlechte Sache glimpflich ausgeht, folgen mindestens zwei schwerwiegendere Sachen obendrein –

Man sollte die Deutsche Bahn nicht loben, wie ich es in meinem Blogeintrag vom 20. November tat.

Meine Rückfahrt aus Wolfenbüttel gestaltete sich etwas chaotisch. Wobei »etwas« schlicht untertrieben ist. Dass, was ich an diesem Abend erlebte, war das Abenteuer schlechthin.
Begonnen hat alles ganz harmlos um halb drei nachmittags, mit der Fahrt in der Regionalbahn aus Wolfenbüttel nach Braunschweig, die ich zusammen mit ein paar Seminarteilnehmern in lustiger Runde erlebte. In Braunschweig hatte mein Anschlusszug wenige Minuten Verspätung und war ziemlich voll. Deshalb stieg ich auch schon in Göttingen in den ICE nach München um und nicht erst in Fulda. Am Göttinger Bahnhof musste ich zwar eine Viertelstunde in frostiger Luft auf den verspäteten ICE warten. Doch danach ging die Fahrt flott voran, so dass ich mir noch nicht all zu viele Sorgen wegen meiner Umstiegszeit in München machte.

Kurz hinter Würzburg wurde der Zug plötzlich langsamer und blieb schließlich ganz stehen. Für fünf Minuten rührte sich nichts, dann kam die seltsamste Durchsage, die ich in meiner gesamten Bahnfahrer-Vergangenheit gehört habe:
»Wegen einer Fehlleitung im Stellwerk hat sich unser Zug verfahren und muss zurücksetzen, um wieder aufs richtige Gleis zu kommen. Die Weiterfahrt verzögert sich daher auf unbestimmte Zeit.«
Ungläubiges Gelächter im Großraumabteil. Handys wurden gezückt und Twitter und facebook-Einträge geschrieben. Auch ich notierte mir die Meldung. Das musste unbedingt in die DB-Rubrik meines Blogs. Sorgenvoll sah ich zur Uhr. Es war halb sechs, wir hatten bereits 15 Minuten Verspätung. Der Umstieg in München würde eng werden. Ich telefonierte gerade mit meinem Mann, als, siehe da, der Zug plötzlich anfuhr, doch nicht wie angekündigt zurück, sondern nach vorn. Hieß das, dass wir jetzt in der falschen Richtung unterwegs waren? Nach dem Queren mehrerer Weichen, bei denen der Zug heftig durchgeschüttelt wurde, waren wir wohl doch wieder auf dem richtigen Gleis, denn es erklang die erlösende Durchsage des Schaffners, dass das vom Stellwerk verursachte Gleisproblem beseitigt wäre. Verspätung jetzt 25 Minuten. Damit würde ich den Meridian um 19:44 Uhr in München nicht mehr bekommen. Egal, ich war froh, dass es nicht noch länger gedauert hatte. Vor Nürnberg wurden wir noch von einem vorausfahrenden Zug aufgehalten und kamen am HBF mit einer Verspätung von einer halben Stunde an.

Nur Minuten nach unserer Ankunft, erklang folgende Hiobsbotschaft des Zugbegleiters:
»Wegen einer Strecksperrung zwischen Ingolstadt und München verzögert sich die Weiterfahrt unseres Zuges auf unbestimmte Zeit. Grund hierfür polizeiliche Ermittlungen nach einem Personenschaden.«
Gemeinschaftliches Aufstöhnen. Ich bereitete meinen Mann am Telefon schon mal auf einen langen Abend vor. Irgendwann ging ich ins Bordbistro, in dem auf Grund des Ansturms die meisten Speisen bereits ausverkauft waren und ich noch das letzte Sandwich erwischte. Die Durchsagen im Zug wurden immer rätselhafter. Als Gründe für die Sperrung wurden plötzlich ein Fund oder Hund (so genau war das nicht zu verstehen) im Gleis genannt. Irgendwann wurde durchgesagt, dass unser Zug über Augsburg umgeleitet werden würde. Doch dann bewegte sich sehr lange nichts.
Vom Bahnsteig waren immer mal wieder Durchsagen zu den Folgezügen zu hören, die wegen Gleisbelegung nicht einfahren konnten. In dem Moment als der ICE auf dem Nachbargleis die Türen schloss und in Richtung Augsburg abfuhr, kam die erfreuliche Nachricht, dass die Streckensperrung jetzt aufgehoben wäre.
Ein Hoffnungsschimmer zog am Horizont auf. Sollte ich tatsächlich noch den eine Stunde späteren Meridian bekommen und um 22:30 zu Hause zu sein?

Spätestens als links neben uns, der ICE nach München vor uns in Richtung Ingolstadt abfuhr, schwante mir Böses. Auf dem Gleis auf der anderen Seite des Bahnsteigs fuhr bereits der nächste ICE nach München ein. Mein Nachbar meinte noch, dass man den Zug ganz sicher nach uns würde fahren lassen. Mein, langjährig geschulter, Bahninstinkt sagte mir etwas anderes. Ich spöttelte, dass wir bestimmt hinter dem Zug abfahren würden und so wie ich die Bahn kenne, wahrscheinlich auch noch über Augsburg, was die Fahrt nochmals um 40 Minuten verlängern würde. Er konterte, dass die von der Bahn sicher nicht so gemein wären, weil die Strecke doch schließlich jetzt wieder frei ist.
Er hatte diese Worte kaum ausgesprochen, als die Durchsage kam, dass wir die Fahrt jetzt fortsetzen würden, aber über Augsburg, statt über die Schnellstrecke nach Ingolstadt.
In diesem Moment sah ich meine Felle davonschwimmen. Wenn ich in diesem Zug blieb, würde ich nie und nimmer meinen Anschlusszug nach Salzburg bekommen und wahrscheinlich erst weit nach Mitternacht zu Hause sein. In panikartiger Eile warf ich iPad und Wasserflasche in die Handtasche, schnappte meine Jacke und zog meinen Koffer aus der Ablage. Zum Glück saß ich in der Nähe des Ausgangs. Das Piepsen zum Schließen der Türen tönte schon aus den Lautsprechern, als ich mit einem todesmutigen Satz aus dem, noch stehenden, Zug sprang. Hinter mir hörte ich das Schmatzen der sich verriegelnden Zugtür, rannte zum gegenüberliegenden Bahnsteig und kletterte atemlos in den dort wartenden ICE. Der nur wenige Sekunden später in Richtung Ingolstadt anfuhr. Ich war gerettet. Mit etwas Glück bekäme ich noch rechtzeitig den Meridian um 20:44 Uhr …

Das Glück war mir an diesem Tag nicht hold. Ich verpasste den Zug um genau acht Minuten. Energielos schleppte ich mich ins nächste Café am Münchner Hauptbahnhof. 21:44 Uhr konnte ich dann endlich weiterfahren und traf fix und fertig um zehn nach elf in Traunstein ein, wo dann auch noch die Zugtür streikte und sich nur halb vor mir öffnen wollte. Ich hatte wohl kein besonders gutes Karma an diesem Tag. Mir war schlecht, ich fror und war außerdem so übermüdet, dass ich am liebsten noch im Auto eingeschlafen wäre.

Statt geplanter sieben Stunden, war ich neun Stunden unterwegs gewesen. Mein neuer Rekord, zwei Stunden Bahnfahren gratis. Blöderweise war ich mit einem kostenlosen Gutschein-Ticket unterwegs, somit konnte ich nicht mal mein Geld zurückfordern.