Unter schwarzer Flagge

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 231 – »Angriff der Druuwen« von Susan Schwartz

Der niedergeschossene Perry Rhodan ist natürlich nicht tot, sondern nur betäubt. Doch die Gefahr für die Besatzung der CREST II ist durchaus ernstzunehmen. Zwar sind die Druuwen nicht besonders gut organisiert, aber sie sind nicht dumm und sie sind in der Überzahl. Außerdem haben sie ein paar Mittelchen auf Lager, die ihnen einen Vorteil verschaffen. Zum Beispiel einen Pilzparasitein, der sich in den Gehirnen der Menschen ausbreitete und sie zu willenlosen Zombies macht. Erschwerend für die Menschen kommt hinzu, dass die Bordpositronik SENECA nicht kooperiert.
So werden die zweitausend Menschen an Bord zu Gefangenen des Clanchefs Zakhaan Breel, der damit den Ruhm seiner Händler-Sippe mehren möchte. Zusammen mit seiner Flotte fliegt die CREST II Sukar Masir, eine Raumstation im Contagiat, an. In dem Raumsektor wütet das Dunkelleben unkontrolliert. Hier will er die nicht mit dem Dunkelleben infizierten Menschen zu Forschungszwecken an einen Vertreter des Compariats verkaufen. Damit drohen die Terraner zu Versuchskaninchen zu werden, wie einst Ronald Tekener.
Rhodan versucht dies zusammen mit Gucky zu verhindern, doch es funktioniert nicht. Am Ende müssen die wenigen Nichtinfizierten, darunter die Zellaktivatorträger, sich aufteilen. Thora bleibt an Bord der CREST II in der Hand der Druuwen, während Rhodan mit der CRISTOBAL fliehen kann.

Das waren mir ehrlich gesagt zu viele Seuchen auf einmal. Gut, die Exposéautoren konnten zu dem Zeitpunkt, an dem sie sich die Geschichte ausgedacht haben, nichts von Corona wissen. Aber es geht einem schon an die Substanz, wenn man in seiner Lieblingslektüre genauso viel Hoffnungslosigkeit und Siechtum ertragen muss, wie im realen Leben.

Die Autorin erzählt die Geschichte routiniert und spannend. Bei den Beschreibungen der Raumstation, die mich ein wenig an die Station aus dem Film »Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten« erinnerte, spielt sie ihr Können aus, exotische Schauplätze und Figuren phantastisch zu schildern. Es gibt einen Abriss über das Leben im Contagiat und zu den Hintergründen des Compariat. Leider haben ich das nur überflogen, weil es sich wie ein Datenblatt liest. Da ist die Charakterisierung von Gucky schon vielschichtiger. Zum Beispiel wie er mit sich ringt, weil Rhodan ihn auf der fremden Raumstation verbietet, einem Außerirdischen zu helfen, der von anderen gequält wird.

Die Druuwen bekommen einen einigermaßen glaubhaften Hintergrund. Sie sind also nicht von Natur aus böse und sadistisch, wie man zunächst glauben will. Breel ist ein Anführer der klug ist und die Situation für sich zu nutzen weiß. Ansonsten wirken die Druuwen auf mich einerseits zu übermächtig, andererseits zu rückständig, um mich wirklich zu überzeugen. Die Versuche der Besatzung, das Schiff unter Kontrolle zu bringen, sind oftmals nur halb durchdacht und mit logischen Fehlern behaftet. Warum bemerken die Druuwen nicht, das die CRISTOBAL ein Schiff im Schiff ist? Wieso kann sich Gucky dort verstecken andere Besatzungsmitglieder aber nicht? Breel soll allein nach Sukar Masir kommen, aber es gibt offensichtlich niemanden auf der Raumstation, der das überprüft, sonst wären Rhodan und Gucky, die mit in dem Shuttle fliegen, aufgeflogen.

»Angriff der Druuwen« zählt sicher nicht zu meinen Lieblingsromanen. Ja, die Geschichte ist spannend erzählt, enthält aber auch ein paar Stellen, über die ich mich ärgere.

Fabelhafter Erotikcomic

Quelle: Schreiber&Leser

Fabel Definition: »lehrhafte, oft satirische Erzählung in Vers oder Prosa, in der Tiere nach menschlichen Verhaltensweisen handeln und in der eine allgemein anerkannte Wahrheit, eine praktische Lebensweisheit o. Ä. veranschaulicht wird«

Den Begriff Furry-Comic las ich zum ersten Mal in einer Comic-Zeitschrift. Der Begriff bezog sich auf den Comicband »Omaha the cat dancer«. Darin wird die Lebens- und Leidensgeschichte einer Erotiktänzerin geschildert. Das ungewöhnliche: die Figuren im Comic haben zwar menschliche Körper (mit allen intimen Details), die Gesichter sind aber die von Tieren. Protagonistin Omaha ist eine Katze, andere Charaktere sind Hunde, Hasen, Hühner oder sogar ein Rentier. Man erahnt, das die meisten ein Fell besitzen. Deswegen der Begriff »Furry« also pelzartig. Der Begriff steht für eine Subkultur der Comic-Szene, die ein eigenes Fandom besitzt. Manche Menschen verkleiden sich sogar als Pelztiere.

Zurück zu »Omaha«. Die junge katzenhafte gut gebaute Tänzerin ist ein Star unter den Stripperinnen. Männer finden sie begehrenswert, trauen sich aber nicht an sie heran und wenn dann meist nur für einen One-Night-Stand. Das ändert sich, als sie Chuck Katt, einen jungen Zeichner, kennenlernt. Der gut aussehende Kater und Omaha werden ein Paar, doch damit beginnen die Probleme. Denn Chucks Vater ist ein großer Unterweltboss, der sich mit einem prüden Senator anlegt. Omaha und Chuck sowie ihre Freunde drohen zwischen den Fronten zerrieben zu werden.

Warum ich oben mit der Definition einer Fabel begonnen habe, erklärt sich beim Lesen des Comics. Den »Omaha« ist nichts anderes als eine Fabel. Die Geschichte übt Kritik an den Zuständen der amerikanischen Gesellschaft der späten siebziger und frühen achtziger Jahre. Freier Sex, Homosexualität, Emanzipation von Frauen, die Themen sind vielfältig und werden auf eine satirische Art erzählt. Hinzu kommen freizügige Sexszenen und intime Bettgespräche, die so lebensecht wirken, dass sie verblüffen. Man bedient sich der Tierfiguren um Kritik zu üben und eine Geschichte auf eine Weise zu erzählen, die mit Menschen als Charakteren nicht möglich gewesen wäre. Die Comics wären in den USA so schnell auf dem Index gelandet, da wäre die Druckfarbe noch nicht trocken gewesen. Aber auch so hatten es die Comics schwer. Unteranderem wurde ein Comic-Händler verhaftet, weil er sie im Programm hatte. Daraufhin gründete sich der »Comic Book Legal Defence Fund«, der bis heute für die Meinungsfreiheit von Comic-Autoren kämpft.

Gezeichnet hat die Geschichte Reed Walker, die Texte lieferte seine Freundin und spätere Ehefrau Kate Worley. Eigentlich ist es eine tragische Geschichte, denn Omaha und Chuck wird von allen Seiten übel mitgespielt, dabei wollen die beiden eigentlich nur ein ruhiges gemeinsames Leben leben. Die Handlung ist überraschend und sehr komplex. Sie erfordert nicht nur genaues Lesen der Sprechblasen sondern einen scharfen Blick auf die Bilder. Denn die Lösung liegt oftmals genau hier. Die intellektuell ansprechenden Dialoge sind voller Anspielungen und Seitenhiebe auf die amerikanische Gesellschaft.

»Omaha« ist ein Kind seiner Zeit. Vieles was in den siebziger Jahren an Freizügigkeit möglich war, war spätestens mit dem Aufkommen von AIDS beendet. Hier ist sie noch spürbar die Sorglosigkeit von freiem Sex, über das Geschlecht und in dem Fall auch über die Spezies hinaus. Im Grunde ist es ein Porno-Comic, aber auf so natürliche Art und Weise erzählt, das es sich nicht unangenehm anfühlt. Denn Zeichner und Autorin beschränken sich keineswegs rein auf die Sexszenen, die sind nur Beiwerk. Man spürt wie wichtig den beiden Charaktere und Geschichte sind. Es wird also nicht pausenlos »gerammelt«, sondern lebhaft diskutiert, gegessen und geliebt. Dabei kommt die Handlung ohne jede zur Schaustellung von Gewalt aus. Es gibt keine sadomasochistischen Szenen, kein Gemetzel und keine Toten. Naja, nicht ganz, aber ein bisschen Spannung sollte man der Handlung belassen.

Band 1 von »Omaha« erschien im Frühjahr 2020 bei Schreiber&Leser in einer edlen Schmuckausgabe, schwarzer Einband mit dezentem Spotlack, der den Inhalt des Buches nur erahnen lässt. Da freue ich mich jetzt schon auf Band 2.

Düsternis der Seelen

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 230 – »Ruf des Dunkels« von Oliver Plaschka

Die MAGELLAN und die CREST II kehren ins Solsystem zurück. Von hier bricht Perry Rhodan und seine Familie gleich wieder auf, um seine Tochter Nathalie zu besuchen, die sich hinter der Identität des Kaisers von Olymp versteckt.
Auf Terra durchlebt derweil Reginald Bull eine Unsterblichen-Krise. Erst als Rhodan von Olymp zurückkehrt, kann er den Freund daraus befreien. Doch die gemeinsame Zeit ist nicht von Dauer.
Der Oproner Merkosh ist mit dem Dunkelleben infiziert und möchte zurück in seine Heimat. Die CREST II mit Perry Rhodan und Thora bricht zu einer Reise ins Zentrum der Milchstraße auf. Merkoshs Zustand und ein paar Versäumnisse an Bord führen dazu, dass das Raumschiff havariert und auf einem scheinbar unbewohnten Planeten im Compariat notlanden muss.
Zuerst wird die CREST II von den Resten einer Zivilisation bedroht, dann kommen auch noch Piraten um das beschädigte Schiff der Terraner zu entern. Die erste Handlung des aggressiven Anführers der Druuwen ist, Perry Rhodan zu erschießen.

Oliver Plaschkas Romane sind eigentlich immer ein Highlight. Bei diesem kamen einige Dinge zusammen, die mein Lesevergnügen trübten. Der Autor erklärte bei Twitter, dass er Corona bedingt Schwierigkeiten beim Schreiben hatte und das merkt man dem Roman an. Wobei ich ihm da nicht mal die Schuld geben möchte, da lag bereits im Exposé einiges im Argen.

So unbefriedigend wie der Roman endet, so beginnt er bereits mit einem überflüssigen Prolog. Ohne Frage, die Szene aus dem Kontrollraum eines Stützpunktes auf dem Pluto ist lebhaft und humorvoll geschildert. Sie wirkt fast, als würde sie aus einer TV-Serie stammen. Genau das macht sie für Leser kompliziert. Ich bekomme auf den wenigen Seiten kein Bild von den mehr als fünf Personen. Die Namen sagen mir nichts und ich kann sie schlecht den Personen zuordnen. Viel schwerer wiegt, dass der einzige Zweck dieses Prologs darin besteht, dem Leser die Information über die gleichzeitige Änderung der Impulsfrequenz des Geminga- und des Vela-Pulsars zu vermitteln. Die Charaktere aus der Szene tauchen im Laufe des Romans nicht wieder auf und ich frage mich, wie sinnvoll ein solcher Prolog ist. Zur Steigerung der Spannung beim Einstieg eines Romans kann man die Kernszene des Romans als Prolog voranstellen. Das ist ein Stilmittel, das ich auch schon verwendet habe. So aber wirkt der Prolog wie ein loses Anhängsel. Als bezeichnend kann man die Tatsache nennen, dass der Prolog nicht in der Leseprobe der PR-Redaktion enthalten ist.

Die anschließenden Kapitel reißen den unbefriedigenden Beginn aber wieder heraus. Besonders die Schilderung von Bullys Problemen mit seiner Unsterblichkeit und der Doppelbelastung als Protektor und Systemgeneral, trieben mir nicht nur einmal die Tränen in die Augen. Auch der Familienausflug der Rhodans nach Olymp und Thoras offensichtlicher Ärger darüber, dass ihre Söhne Nathalies Tarnidentität die ganze Zeit über kannten und die Eltern in Unwissenheit ließen. Das war großartig geschrieben und ich hätte mir gewünscht, dass man den Protagonisten bis zum Ende des Romans Zeit gegeben hätte, ihre Konflikte zu lösen. Gerade Bully wäre es wert gewesen. Der Charakter wurde in den letzten Staffeln sehr stiefmütterlich behandelt, dabei gehört er zu den wichtigsten Figuren. Er hätte es verdient, dass man ihm einen ganzen Roman gönnt. Gerade die Tatsache, dass er mit seiner Unsterblichkeit hadert, dass er zusehen muss, wie langjährige Freunde altern und sterben, während er jung bleibt, dass er absichtlich den Zellaktivator ablegt, um sich betrinken zu können. Das alles, hätte man über den ganzen Roman in epischer Breite erzählen können. So bleibt es nur eine kurze Episode, die viel zu schnell wieder beendet ist, als die CREST II ins Zentrum der Milchstraße aufbricht.

Da beginnen nämlich die Probleme, nicht nur die für die Besatzung des Flaggschiffs, sondern vor allem für die Leser. Logiklöcher, klischeehafte Figuren, eine holpernde Handlung, die billige Schockeffekte benötigt, um Spannung zu erzeugen. Das kenne ich eigentlich von Oliver Plaschka nicht. Ich behaupte an dieser Stelle, dass dieser Teil auf das Konto der Exposéautoren geht. Da bleibt unentdeckt, dass der Oproner, der auf der Medo-Station unter Beobachtung liegt, stundenlang verschwinden und seiner Kleptomanie frönen kann. Ein Oberleutnant ist so unsympathisch beschrieben, dass man schon im Voraus erahnt, dass er den Einsatz nicht überleben wird.

Das Auftauchen der Druuwen, bei denen ich immer an die Druuf denken musste, ist dann der krönende Abschluss. Weil Rhodan derjenige ist, der mit den Piraten kommuniziert, wird er von deren Anführer erschossen. Jeder Leser weiß, dass Rhodan es überleben wird. Das ist an dieser Stelle weder schockierend noch überraschend. Bei jeder anderen Figur hätte das viel besser funktioniert. Bei Thora zum Beispiel, da wäre den Lesern sicher das Herz in die Hose gerutscht, aber so … Sorry, ich empfinde den Cliffhanger einfach nur als Effekthascherei.

Wieder endet der Flug eines terranischen Raumschiffes in einer Havarie. Das passiert jetzt das dritte Mal hintereinander bei einem Staffelauftakt. Überhaupt gleicht der Plot von Band 230 fast exakt dem von Band 220. Rhodan kehrt ins Solsystem zurück, es gibt ein paar Vorkommnisse auf der Erde. Dann rüstet man sich zur einer neuen Expedition, fliegt weg und landet prompt in Schwierigkeiten. Bitte, liebe Exposéautoren, das Muster möchte ich in Band 240 nicht noch einmal lesen. Besinnt euch mal wieder auf die Erde und auf die politischen Verhältnisse und auf Personen wie Reginald Bull, dass hat in der Vergangenheit doch schon mal gut geklappt.

»Ruf des Dunkels« beinhaltet einige wunderbare Szenen, die den Roman wertvoll machen. Leider wird die Chance zu einem genialen Charakteroman vergeben, weil man in meinen Augen zu sehr auf Action und das Vorantreiben der Staffel drängt. Dazu kommt der ähnliche Plot, wie beim letzten Staffelauftakt. Nein, das hat ein so großartiger Autor wie Oliver Plaschka nicht verdient.

Vom hinter dem Horizont des Universums

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 229 – »Die schwarze Flut« von Rüdiger Schäfer

Perry Rhodan, Atlan und Mirona Thetin versuchen unter Einsatz ihres Lebens die Manifestation eines dunklen Intellekts im Arkonsystem zu verhindern. Die Aufgabe ist nicht leicht, denn sie werden immer wieder von Zeitphänomenen getäuscht und landen in einer potenziellen Zukunft von Arkon 1. Auf der völlig kristallisierten Welt suchen sie nach dem Zeitbrunnen und finden ihn nur mit Hilfe von Quiniu Soptor.
Die »Schwester der Tiefe« nimmt Perry Rhodan mit in die Quantenrealität des Zeitbrunnens, um ihm zu zeigen, welche Bedrohung sich dort formiert. Die Wesenheit Tihit stammt aus einem Prä-Universum, also einem Universum was unserem vorangegangen ist. Durch irgendwelche Umstände überlebte die quasivirale Intelligenz das Ende ihres Universums und hat im schwarzen Loch Sagittarius A in der Milchstraße Schutz gefunden. Jetzt nach gut 14 Milliarden Jahren erwacht es und versucht ihre neue Umgebung in Besitz zu nehmen. Da es in ihrem Universum kein biologisches Leben gab, weiß sie nicht, was sie mit ihrer Präsenz anrichtet.
Doch bevor Soptor Perry, Atlan und Mirona helfen kann, die Entität am Erwachen zu hindern, stirbt die Halbarkonindin. Da taucht die junge Mehandor Wini auf. Wie Soptor gehört auch sie zu den »Schwestern der Tiefe«, die Tihit aufhalten wollen. Zu viert schaffen sie es, die Entität vorerst zurückzudrängen und den Untergang von Arkon 1 zu verhindern. Aus lauter Dankbarkeit verzichtet Imperator Gonozal VII. auf eine Invasion der Solaren Union. Im Gegenteil, er lässt zu, dass Terra und Arkon über ein Beistands- und Handelsabkommen verhandeln.
Auf der CREST II geht es Thora nach dem Bad im Zeitbrunnen immer schlechter. Nur eine Aktivierung ihres Extrasinns könnte sie retten. Man bringt sie ins Faehrlinstitut auf Iprasa, doch es bleibt ein Risiko, weil Thora die Ark Summia nicht absolviert hat. Thora steht vor der Entscheidung, ihren Extrasinn zu aktivieren oder an einer Schädigung ihres Frontallappens zu sterben.

In einer wahren Flut an kosmologischen Zusammenhängen schlägt Rüdiger Schäfer einen Bogen über alle Staffeln. Er lässt einen Aha-Effekt nach dem anderen folgen. Vieles, was in der Vergangenheit noch unklar geblieben ist, erklärt sich und dennoch bleibt genug Spielraum für weitere Spekulationen. Das ist großartig gemacht und man kann sich beim Lesen kaum vom Text lösen. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich den Roman durch.

Bei der Beschreibung der potenziellen Zukunft, bringt er viele bekannte Elemente zusammen, die man in der einen oder anderen Weise schon mal im Fernsehen oder Kino gesehen hat. Dennoch erschafft er eine eigenständige Geschichte. Geschickt vergleicht er Tihit mit Superintelligenzen wie METEORA, ANDROS und ES. Das klingt alles ziemlich abgedreht und hört sich dennoch logisch an. Mir gefällt die Theorie, dass das Universum »stirbt« und immer wieder neu geboren wird in einem endlosen Ablauf.

Es steckt viel Philosophisches in der Handlungsebene mit Perry Rhodan. Der Gegenpart dazu ist nicht weniger philosophisch. Die Aktivierung von Thoras Extrasinn, ihre Bedenken und die Überlegungen über die archaische Prozedur sind Rüdiger Schäfer ebensogut gelungen. Damit ist die Kommandantin der CREST II jetzt nicht nur unsterblich, sondern hat auch noch einen aktivierten Extrasinn.

Ich war im Vorfeld skeptisch. Nachdem Rüdiger Schäfer sich über die Schwierigkeiten geäußert hat, die ihn beim Schreiben des Romans behindert haben, befürchtete ich, dass man es dem Text anmerken könnte. Zum Höhepunkt der Corona-Krise hatten viele Autoren nicht den Nerv zum Schreiben, viel zu sehr lenkte sie die Wirklichkeit ab. Es war wohl das erste Mal, dass der Autor den Abgabetermin weit überzogen hat. Auch wenn man es der Geschichte nicht angemerkt hat, Auswirkungen hatte die verspätete Abgabe wohl auf die Nachbearbeitung. Denn ich stieß auf einige Patzer, die im Lektorat hätten auffallen müssen. Es scheint als hätte jemand ziemlich unter Zeitdruck gestanden. In Kapitel 17 beispielsweise spricht der Imperator die Kommandantin der CREST II mit Thora Rhodan da Gonozal an. Aber bei den vielen arkonidischen Namen kann man schon mal durcheinander kommen.

»Die schwarze Flut« macht ihrem Namen alle Ehren, denn die Flut an Informationen über den Kosmos und seine Geschichte ist wahrlich beeindruckend. Da haben die Expokraten viel nachgedacht. Gleichzeitig wird mit diesem Roman ein neuer Handlungsstrang eröffnet. Denn die Bedrohung durch die prä-universale Entität Tihit und das sie umgebende Dunkelleben ist noch nicht vorüber. Perry und seine Freunde müssen ins Zentrum der Milchstraße aufbrechen, um eine Lösung der Probleme zu finden.

Das Titelbild von Dirk Schultz zeigt die Schwierigkeiten mit denen Perry, Atlan und Mirona auf der kristallisierten Welt Arkon 1 zu kämpfen haben. Ich finde das großartig visualisiert.

Wer den Ilt killt

Quelle: Perrypedia

Zur Zeit kochen die Emotionen der Fans hoch. Und das, wegen einer der beliebtesten Figuren der Serie. Der nächste Roman der PERRY RHODAN-Serie trägt den Titel »Der Ilt muss sterben«. Und wie es scheint, findet der Mausbiber Gucky tatsächlich sein Ende, nach mehr als 3000 Heftromanen.

Ich bin mir ja sicher, dass die Exposéautoren nur bluffen, dass sie Gucky nur kurz aus dem Verkehr ziehen und er ein paar (vielleicht auch ein paar mehr) Heftromane später, quietschfidel wieder auftauchen wird. Das kann nur ein Marketing-Gag sein. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass man zu einem solchen Schritt tatsächlich bereit ist. Aber auszuschließen ist das angesichts der derzeitigen Situation im Verlag natürlich nicht.

Klar Gucky bewegt die Gemüter, er polarisiert und er ist für Autoren eine ganz fürchterliche Figur, eben weil er alles kann. Telepathie, Telekinese, Teleportation – er ist quasi ein Zauberer und sieht auch noch kuschelig wie eine Maus mit Biberschwanz aus. Eine spannende Handlung kann man mit ihm nur schreiben, wenn man ihn seiner Fähigkeiten beraubt. Auch das haben die Expokraten bereits getan. Sie haben ihn sogar schon mal ins Koma versetzt, wo er einen halben Zyklus lang dahindämmerte. Er kam wieder, ohne Fähigkeiten und erlangte sie erst nach und nach wieder zurück. Denn ein Gucky, der nicht teleportieren, oder Gedanken espern kann, ist eigentlich kein richtiger Gucky. Insofern wäre es in der Tat bemerkenswert konsequent, wenn man ihn töten würde.

Ich bin mal gespannt, was aus der ganzen Geschichte wird. Die Reaktionen der Fans sind zum Teil jetzt schon überbordend. Von »Das war’s. Dann steige ich sofort aus der Serie aus« bis hin zu »Ja, macht ihn kalt.« ist eigentlich alles vertreten. Ich finde die Diskussionen deshalb so spannend, weil quasi über ungelegte Eier spekuliert wird. Am Schlimmsten wird es den armen Autor treffen, der Gucky in die ewigen Jagdgründe schickt. Das war schon bei Michael Marcus Thurner so, der Ronald Tekener dem Serientod überantworten durfte. Und mit Leo Lukas ist es wieder ein Österreicher. Hm! Was soll uns das sagen? Jedenfalls stelle ich mir das bei Gucky nochmal eine Nummer schlimmer vor. Wird es Morddrohungen hageln, oder Boykotte geben? Zumindest wurde heute schon mal eine »Rettet Gucky«-Kampagne ins Leben gerufen. Initiiert von Roman Schleifer, auch ein Österreicher. Das fühlt sich fast schon nach einer Verschwörung »Made in Austria« an.

Sollte sich die Befürchtung tatsächlich bewahrheiten, kann ich den Gucky-Fans nur raten: Lest NEO! Da gibt es einen richtig tollen Gucky und im Gegensatz zur Erstauflage ist der Ilt nicht der Letzte seiner Art. Im Gegenteil. Da gibt es ganzes Imperium; Planeten voll von bösen und guten Mausbibern. Das wird in der bevorstehenden Staffel »Sagittarius« bestimmt richtig spannend. Die neue Staffel startet übernächste Woche, also der richtige Zeitpunkt zum ein- und umsteigen.

Noch ein Grund warum ich nicht glaube, dass man Gucky sterben lassen wird, ist die Tatsache, das sein literarischer Vater Clark Dalton in diesem Monat seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Wenn man zu diesem Zeitpunkt seine erfolgreichste Figur aus der Serie schreiben würde, hätte das schon einen ziemlich bitteren Nachgeschmack. Soweit ich die Mitarbeiter in der Redaktion und die Exposéautoren kenne, glaube ich nicht, dass sie zu so einer Niedertracht fähig wären. Aber man weiß ja nie. 2020 hat uns schon so manche unangenehme Überraschung bereitet.

Bye Bye Karstadt!

Der Karstadt am Nordbad von Oben. Gut erkennbar, der Wohnblock daneben, in dem ich gewohnt habe.

Zwölf Jahre lang wohnte ich in München gegenüber vom Karstadt am Nordbad. In keinem Kaufhaus war ich öfter und in keinem kannte ich mich besser aus. Und das, obwohl alle paar Jahre umgebaut wurde.

Ich ging gerne dorthin. Auf den drei Etagen fand ich immer etwas, was mir gefiel. Manchmal besuchte ich das Kaufhaus nur, um zu stöbern. Besonders mochte ich die Kurzwarenabteilung. Keine Ahnung, warum man das so nennt, aber hier gab ich jede Menge Geld für Wolle, Stoffe und Handarbeitsmaterial aus. Vieles liegt noch bei meinen Eltern im Schrank. Im Erdgeschoss war es die Bücher- und Schreibwarenabteilung, die ich regelmäßig durchforstete. Ins Obergeschoss ging ich nur, wenn ich neue Hosen oder ein anderes Kleidungsstück brauchte.

Im Sommer standen vor dem Eingang unter großen Schirmen große Tische, auf denen Schnäppchen angeboten wurden. Oftmals waren darunter Taschenbücher zum kleinen Preis. Hier kaufte ich einen Großteil meiner Star Trek-Bücher vom Heyne-Verlag.

Unvergessen sind die vielen spannenden Szenen, die sich vor dem Eingang des Kaufhauses in den zwölf Jahren abgespielt haben. Ich erinnere mich an eine versuchte Kindesentführung, der ich vom meinem Fenster aus beiwohnen durfte. Da versuchte tatsächlich eine Frau der anderen den Kinderwagen mit samt Kind zu entreißen. Es gab großes Geschrei. Die beiden Frauen zerrten an dem Kinderwagen, jede von einer anderen Seite. Das Kind weinte. Es ging so lange bis zwei Sicherheitsleute aus dem Kaufhaus kamen und dem Theater ein Ende setzten.

Bei einem ganz bösen Unwetter

Oder die Straßenmusiker, die meist am Samstag den ganzen Tag lang immer wieder die gleiche Abfolge von Liedern anstimmten. Irgendwann nervte es so, dass ich das Fenster schließen musste. Der Verkehr und die Streitereien, die mit lautem Huben um die wenigen Parkplätze ausgetragen wurden, waren für mich irgendwann völlig normal. Da schaute ich nicht mal mehr auf.

Der Anblick des weißen Flachbaus mit den blauen Karstadt-Lettern an der Fassade wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Wie diese Woche bekannt gegeben wurde, gehört der Karstadt am Nordbad zu den 62 Filialen, die im Zuge der Corona-Krise geschlossen werden sollen. Auch wenn ich schon seit acht Jahren nicht mehr dort wohne, würde ich die Schließung sehr bedauern. Das Kaufhaus ist eine Institution im Viertel, ein Treffpunkt, der vielen Anwohnern fehlen wird.

Arkon in Aufruhr

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 228 – »Das Elysische Fragment« von Rainer Schorm

Aus den Trümmern der Elysischen Welt mitten im Arkon-System wird ein Signal empfangen. Absender scheint Nathalie Rhodan, die Tochter von Perry und Thora, zu sein.
Atlan leitet die Nachricht an die CREST II weiter und sorgt dafür, das Perry Rhodan und Thora zum Ursprung des Signals fliegen können. Das Raumgebiet rund um die Reste der Elysischen Welt wird von hyperphysikalischen Phänomenen erschüttert, die sich weder den arkonidischen Wissenschaftlern, noch dem Terraner erschließen.
Auf einem Asteroiden entdecken Rhodan und seine Frau ihre Tochter neben einem Zeitbrunnen. Nathalie bittet ihre Mutter in den Zeitbrunnen zu steigen, was deren Zellaktivator überflüssig machen würde. Quiniu Soptor versucht derweil das Dunkelleben aufzuhalten, welches versucht, durch den Zeitbrunnen zu dringen. Doch sie scheitert, was vor allem an Thoras Bad im Zeitbrunnen liegt. Die Situation eskaliert und Perry Rhodan muss mit seiner Frau vor der schwarzen Flut flüchten, die aus dem Brunnen quillt.
Ein Arkonide von einer nahen Raumstation kann Perry und Thora im letzten Moment mit einer Rettungskapsel aus dem schwarzen Nichts herausholen, das auf Arkon I zustrebt und alles vernichtet, was sich ihm in den Weg stellt. Imperator Mascudar da Gonozal muss einsehen, dass er Perry Rhodans Hilfe braucht, um die Gefahr von der Kristallwelt und dem arkonidischen Imperium abzuwenden. Und nicht nur das, die Zeitträger Atlan und Mirona Thetin werden ebenfalls gebraucht, um die Flut aus Dunkelleben aufhalten zu können. Die finale Schlacht um das Universum beginnt.

Wow! Nachdem man in den vergangenen Romanen den Eindruck gewinnen konnte, die Staffelhandlung dümpele so vor sich hin, überrascht Rainer Schorm mit einem wahren Feuerwerk an Ereignissen. Vieles passiert parallel. Die Informationen prasseln auf einen ein, so dass man kurzzeitig den Überblick zu verlieren droht. Ist es nun das Dunkelleben oder ist es etwas anderes, was auf den Resten der Elysischen Welt freigesetzt wird? Einseits spricht Nathalie davon, dass das Dunkelleben nur ein Nebeneffekt ist und die wahre Bedrohung exponentiell größer zu sein scheint, andererseits reden die meisten Beteiligten von einem Angriff des Dunkellebens. Die Wahrheit wissen selbst Rhodan und seine Mannen nicht genau, dennoch wollen sie dagegen in den Kampf ziehen. Es bleibt ihnen auch keine Wahl, denn laut Nathalie sind sie die einzigen, die es aufhalten können.

Nathalie ist der unbekannte Faktor in dieser Gleichung. Sie verkalkuliert sich gleich mehrfach und beschleunigt dadurch sogar das Geschehen, ohne es selbst wieder in den Griff zu bekommen. Wer sagt denn, dass ihre Annahme, die drei Zeitträger könnten das Phänomen aufhalten, stimmt? Es ist eine etwas vage Aussage, auf die Rhodan, Atlan und Mirona ohne Bedenken eingehen. Die Enthüllung das Nathalie nicht nur Nathalie ist sondern auch Anson Argyris, der Kaiser von Olymp, hat mich echt überrascht. Sie hatte ich nicht auf dem Schirm, obwohl es naheliegt, denkt man an den Freihändler Roi Danton, dem verlorenen Sohn von Perry Rhodan aus der Erstauflage.

Ebenfalls überraschend ist die Tatsache, dass es vor den Memetern bereits eine Zivilisation gegeben haben muss. Die »Vorläufer« haben die Zeitbrunnen gefasst und die Planetenmaschinen wie auf Gorrawahn, Siga oder der Elysischen Welt gebaut, um das Kreell einzufangen. Es ist schon verblüffend, wie die beiden Exposéautoren die Fäden zwischen den Handlungsstaffeln verknüpfen. Auch wenn manches ein wenig weit hergeholt scheint.

Was mir nicht so recht eingehen will, dass Atlans Vater Rhodans Einsatz einfach so gebilligt hat und auch später seine Hilfe sucht. Wenn auch nicht öffentlich. Ich bin davon ausgegangen, dass er den Terraner für den Ausbruch des Dunkellebens verantwortlich machen würde. Denn es gibt keinen Beweis, dass es ohne Rhodans Anwesenheit nicht viel länger gedauert hätte, bis sich das Dunkelleben etabliert hätte.

Rainer Schorm hat  mit »Das Elysische Fragment« einen spannenden Roman geliefert und Rüdiger Schäfer für seinen Abschlussband die Bühne bereitet. Der Inhalt steckt voller Lösungen für die laufende Staffel und man erahnt, das der Titel »Arkon erwacht« mehrere Bedeutungen in sich trägt. Erfreulich sind die vielen amüsanten Dialoge, die die Romane des Autors auszeichnen und natürlich seine ausgefallenen Figuren, in diesem Fall der Arkonide Tirako Gamno.

Andreas Eschbach gewinnt den Kurd-Laßwitz-Preis

Es wurde bereits vor einigen Tagen publik gemacht, dennoch möchte ich heute an dieser Stelle nochmal darauf hinweisen. Der diesjährige Kurd-Laßwitz-Preis für den besten deutschsprachigen SF-Roman geht an Andreas Eschbach für »Perry Rhodan – Das größte Abenteuer«.

Verdientermaßen kann ich nur sagen, denn mit diesem Roman ist Andreas Eschbach tatsächlich eine großartige Symbiose gelungen. Eine Geschichte, die sowohl Fans, als auch Otto-Normal-Leser zu fesseln weiß, daran sind schon viele gescheitert. Star Trek-Produzenten suchen seit Jahrzehnten nach dem richtigen Rezept, in anderen Franchises ist die Situation ähnlich. Andreas Eschbach ist das bei PERRY RHODAN auf wundervolle Weise gelungen und dafür hat er den Preis allemal verdient.

Robert Corvus und Bernhard Hennen lassen in ihrem Video-Blog den Autor die erste Seite des Romans lesen und stellen ihm Fragen.

Bereits aus dem letzten Jahr hat NerdzigTV ein Interview mit dem Autor zum Roman geführt.

Kurze kosmische Comics

Quelle: Atlantis-Verlag

Anthologien zur Science Fiction gibt es viele, aber eine SF-Comic-Anthologie war mir neu. »Cozmic« herausgegeben von René Moreau und Michael Vogt ist eine Sammlung von Kurzcomics die bereits im vergangenen Herbst erschienen ist. René Moreau bekannt als Herausgeber des Magazin »Exodus« hat sich mit Comiczeichner Michael Vogt verbündet, um dieses in Deutschland einzigartige Projekt zu stemmen.

Zwölf deutsche Künstler/innen haben ihre Stifte und Pinsel für diese Ausgabe geschwungen. Die Vielfalt der Geschichten ist beeindruckend, ebenfalls die unterschiedlichen Stilformen, die in diesem Buch zusammentreffen. Da wird einem erst einmal die Spannweite des Genres bewusst. Das sind nicht einfach nur SF-Kurzgeschichten, die Bilder schaffen quasi eine zusätzliche Ebene. Das fand ich gelungen.

Die Auswahl ist kunterbunt, wie die Bilder selbst. Manche folgen den Gesetzen der klassischen Kurzgeschichte, überraschende Pointe eingeschlossen. Andere haben wiederum deutliche politische Anklänge, manches liest sich gar satirisch. Zusammen mit einem Artikel über die Comics des Brasilianers Luiz Eduardo de Oliveira (Léo) verfasst von PERRY RHODAN-Autor Uwe Anton ist das ein schöner Mix für Science-Fiction-Fans und Comicfreunde. Und er zeigt, dass es in Deutschland viele talentierte Comiczeichner und Illustratoren gibt, denen mit diesem Buch eine Bühne geboten wird.

Ich hoffe sehr, dass es eine Fortsetzung geben wird – bei einem solchen Projekt weiß man nie, ob es bei den Lesern ankommt – denn die Sammlung enthält zwei Fortsetzungsgeschichten. Und das ist auch der einzige Punkt, den ich bemängeln muss. Da wird man nämlich mittendrin, an der spannendsten Stelle quasi im Regen stehengelassen.

Der große Hardcover-Band erschien im Atlantis-Verlag und ist überall erhältlich, wo es Bücher und Comics gibt.

Ein Müllmann in Not

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 227 – »Samfonnan, der Gefallene« von Ben Calvin Hary

Die Masgar Skoa, die Müllwerkergilde von Arkon, sind nicht besonders angesehen. Kein Arkonide möchte sich mit den Leuten abgeben, die den Dreck wegräumen, deshalb steht dem jungen Antigrav-Ingenieur Samfonnan auch keine goldene Zukunft bevor. Doch genau er, der nach einem selbstverschuldeten Unfall bei den Masgar Skoa gelandet ist, findet sich kurzerhand im Zentrum des Geschehens wieder.
Die Besatzung der LORK will Perry Rhodan, Thora, Mitglieder seines Einsatzteams und die ehemalige Imperatrice aus dem Kristallpalast auf Arkon I befreien, der für sie zunehmend zu einem gefährlichen Ort wird.
 Die LORK hatte die Terraner schon bei der Befreiung der MAGELLAN unterstützt. Auf wessen Befehl der Arkonide Sofgart und der Naat-Albino Kephlomm handeln ist nicht klar, aber mittels der Müllwerker kontaktieren sie Atlan an Bord der FAMA’ARK und erhalten von ihm die Codes, um das Himmelfahrtsunternehmen auszuführen. Denn Rhodan soll sich unbedingt anschauen, was in Cabra-Cel, der geheimen Basis von Mascudar da Gonozal, auf Arkon III vorgeht. Es wird das Schicksal des Sol-Systems entscheiden.
Die Befreiungsaktion gelingt unter anderem durch die Kenntnisse von Samfonnan. Und auch in Cabra-Cel hilft sein Wissen, die dort gefangenen Posbis zu befreien. Cabra-Cel wird zerstört und die LORK kann mit Perry Rhodan und den Posbis an Bord entkommen. Der Müllwerker Samfonnan ist von Rhodan so beeindruckt, dass er sich den Terranern anschließt.

Ich erwähnte bereits, dass es mir bei dem Roman schwerfallen würde, eine objektive Meinung abzugeben. Nicht nur weil ich mit dem Autor gut befreundet bin, sondern auch, weil ich als Testleserin fungieren durfte. Ich hielt das Manuskript also schon in Händen, als gerade mal Band 221 erschienen war. Weswegen mir die Dopplung: die Flucht aus dem Kristallpalast – Rhodan flüchten in Band 221, 226 und 227 durch den Gos’Khasurn – besonders auffiel. Es wird ohnehin viel geflüchtet in dieser Staffel. Die Terraner bekommen wenig Zeit zum Durchatmen und nun droht auch noch die erneute Invasion der Erde durch die Arkoniden.

Besonders gut gefiel mir die Figur des Müllwerkers Samfonnan. Der junge Mann hat einen psychologischen Defekt durch ein traumatisches Erlebnis erlitten, nachdem er durch einen Unfall tagelang am Boden eines Antigravschachts eingequetscht war. Seine Phobie vor engen Räumen finde ich gut beschrieben und auch wie er sich ihr am Ende erfolgreich stellt, das war sehr sympathisch und sehr menschlich. Ebenfalls fasziniert die Beschreibung der »Müllabfuhr« von Arkon. Wobei ich nicht glaube, dass nach 40 Jahren die Trümmerstücke des alten Kristallpalastes noch nicht recycelt wurden.

Das ist übrigens jenes, was mich in den vergangenen Romanen am meisten genervt hat: der im Bau befindliche Kristallpalast. Ich habe es schon in Band 221 geschluckt, dass zwischen dem Kristallpalast und dem Berliner Flughafen anscheinend gewisse Parallelen vorhanden sind. In fast jedem der vergangenen Romane wird das Thema mal mehr oder mal weniger offensichtlich wiedergekäut. Ich kann nicht mehr hören, dass der Kristallpalast eine Baustelle ist. Da mag die Technik, wie dort Wände hochgezogen werden, noch so phantastisch klingen, es ist einfach zu oft und zu viel angesprochen worden. Diese Baustelle musste so häufig als Ausweg und Problemlösung herhalten, dass es für mich einfach nicht mehr glaubhaft ist.

Das Atlans Einsatz für die Terraner auffliegen könnte, erwarte ich eigentlich längst. Obwohl der Arkonide bisher nicht den Eindruck machte, ihm würde viel an den Terranern liegen. Deshalb verwundert es mich, dass er so bereitwillig seine Codes an Sofgart weitergibt. Er muss damit rechnen, dass das auf ihn zurückfallen wird. Hier bin ich von der Staffelhandlung noch nicht so richtig überzeugt. Welches Spiel spielt Atlan und warum scheint ihm die Beziehung zu seinem Vater wichtiger, als die zu Mirona Thetin? Da möchte ich am Ende der Staffel eine glaubhafte Erklärung hören.

Mit »Samfonnan, der Gefallene« darf Ben Calvin Hary seinen Einstand bei NEO feiern. Nicht nur durch die Figur des Müllwerkers gelingt ihm das auch richtig gut. Dennoch werde ich froh sein, wenn die Staffel zu Ende ist und sich das Augenmerk der Handlung wieder auf einen anderen Schauplatz und andere Charaktere richtet.