Heute vor vierzehn Jahren traf ich mich zum ersten Mal mit meinem Mann. Das erste Date quasi. Vorangegangen waren wochenlange E-Mail-Wechsel und ein Abend beim Trekdinner in München.
Eigentlich kannten wir uns schon seit 2004, sahen uns fast jeden Monat beim Star Trek-Stammtisch, aber irgendwie kamen wir nie richtig ins Gespräch. Im April 2007 war meine Mutter mit beim Trekdinner. Es war ein sehr warmer Abend, wir saßen draußen im Biergarten und ich saß meinem Mann gegenüber. Wir unterhielten uns über Fanfiction zu »Star Trek: Enterprise« und das ich ein tolle Seite mit englischsprachiger Fanfiction entdeckt hatte. Als ich damals sagte: »Ich schick dir mal den Link.«, hatte ich keine Ahnung, dass daraus eine Beziehung werden sollte, vor allem eine, die so lange anhält.
Am 15. Juni 2007 fuhr ich mit dem Zug zum ersten Mal nach Waging. Es war ein sonniger Freitag und wir verbrachten ein schönes Wochenende, bevor ich am Sonntag nach München zurückfuhr.
Unser Jubiläum werden wir heute Abend mit einem Spaziergang im Kurpark begehen, so wie damals vor vierzehn Jahren.
Als Star Trek: Enterprise startete, war ich skeptisch. Ein Prequel? Eine Serie, die weit vor Captain Kirk spielte und den Weg der Menschheit zur Föderation zeigte? Konnte das funktionieren?
Diese Fragen stellte sicher nicht nur ich. In der Tat war die Serie etwas anders. Das fing schon beim Vorspann an, in dem zum ersten Mal gesungen wurde. Das geht gar nicht, dachte ich damals. Zu Star Trek gehört klassischer Orchestersound aber kein Popsong. Wie man sich täuschen kann. Bald nämlich, gefiel mir der Song so gut, dass ich ihn als Klingelton für mein Handy wählte. Noch heute erklingt »Faith of the Heart«, wenn mich jemand auf dem Handy anruft.
Mir gefiel die Serie. Ich gewöhnte mich schnell an die Figuren und fand schnell jemanden der genauso gern Enterprise guckte wie ich. Einen Fan vom Trekdinner München, mit dem ich mich angeregt über die Serie und über Fan-Fiction zu Enterprise unterhalten konnte. Das war im April 2007. 2010 haben wir schließlich geheiratet. Ohne Enterprise wäre ich vielleicht nicht mit meinen Mann zusammengekommen und wir hätten vielleicht nie geheiratet.
Am meisten faszinierte mich an der Serie: Captain Jonathan Archer. Endlich ein Captain, der nicht nur Befehle gab und sich dann in sein Büro zurückzog. Er zeigte immer offenes Interesse für die Belange seiner Crew, pflegte ein fast freundschaftliches Verhältnis zu seiner Mannschaft, konnte aber auch mal auf den Tisch hauen, wenn ihm was nicht passte. Er war der Captain, der seine Besatzung mit Harmonie zusammenhielt und nicht mit militärischem Gehorsam.
Die Figur wurde mir noch sympathischer, als ich auf der FedCon XX ihren Darsteller Scott Bakula kennenlernen durfte. Er war es, der dem Charakter des Captain Archer seinen Stempel aufgedrückt hat. Denn so warmherzig und fair Archer mit seiner Crew umging, genauso behandelte Scott Bakula seine Fans. Ich weiß noch, dass wir mehr als zweieinhalb Stunden in der Autogrammschlange gewartet hatten, als es hieß, die Autogrammstunde muss beendet werden, weil die Zeit überschritten war. Mein Mann und ich bangten sehr, letztendlich waren wir extra dafür nach Düsseldorf geflogen. Doch Scott Bakula enttäuschte seine Fans nicht. Er stellte sich vor die Schlange und rief, wir sollen ihm in einen anderen Raum folgen, was alle taten. Am Ende bekamen wir einen Händedruck, ein Kompliment für unsere Enterprise-Uniformen und das begehrte Autogramm. Diesen großartigen Moment werde ich nie wieder vergessen.
Die Frage wird immer im Raum stehen: Was wäre aus mir geworden, wenn die Deutsche Einheit nicht gekommen wäre? Was für ein Mensch wäre ich heute? Hätten sich meine Träume und Wünsche erfüllt, oder hätten sich andere Träume und Wünsche entwickelt?
Ich kann es nicht sagen, denn als ich im September 1990 in die 11. Klasse des neugegründeten Gymnasiums kam, befand sich schon alles im Wandel. Betriebe und Fabriken mussten schließen, meine Eltern verloren beide ihren Arbeitsplatz. Meine Mutter ging mit 53 Jahren ebenfalls nochmal zur Schule und machte eine Umschulung zur EDV-Sachbearbeiterin. Einen Job, den sie nach den drei Jahren Ausbildung für ganze drei Monate innehatte, bevor ihn das Arbeitsamt nicht mehr bezahlte und ihn die nächste geförderte Kandidatin bekam. Mein Vater, der altersbedingt seine Stelle als Fliesenleger vor Jahren hatte aufgegeben müssen, ging wieder auf Baustellen, damit wenigstens einer Geld nach Hause brachte.
Ich wollte nach dem Abitur Grafik-Design studieren und belegte fürs Abitur daher nur Grundkurse in Mathe und Physik. Dass ich letztendlich keinen Studienplatz bekam, weil das ohnehin schwierig ist und zu dieser Zeit nochmal schwieriger war, verbuche ich inzwischen als positiv. Ich wäre wahrscheinlich damit nicht glücklich geworden. So begann ich nach der zwölften Klasse eine Ausbildung zur Druckvorlagenherstellerin, die ich aber weit weg von zuhause machen musste. Denn der Arbeitsmarkt im Osten nach 1990 schrumpfte immer weiter, Jobs und Ausbildungsplätze waren Mangelware. Man benötigte schon sehr gute Beziehungen, um eine Arbeit zu bekommen. Das änderte sich auch nach dem Studium nicht. Zumindest reichten meine Grundkurskenntnisse in Mathe und Physik, um Elektrotechnik zu studieren. Was viel über die Qualität des damaligen Abiturs aussagt, das man uns übrigens damals im Westen nicht anerkennen wollte. Obwohl ich in Thüringen studiert habe, fand ich dort keine Arbeit als Ingenieurin. Wie so vielen blieb mir nur der Weg in den Westen (bzw. Süden).
Wie hat es Peter Richter in seinem Roman »89/90« formuliert: »Wir waren der letzte Jahrgang, der noch alles mitmachen durfte – damals in der DDR. Wir waren aber auch der erste Jahrgang, dem nach der Wende die Welt offen stand – wenn man es zu nutzen wusste.« Fast eine ganze Generation ging fort. Diese Generation könnte heute hier im Land in den Führungspositionen sitzen, wenn man sie gehalten hätte. Nur wenige sind geblieben bzw. zurückgekommen. Unser Landrat zum Beispiel, der machte mit mir Abitur, studierte Volkswirtschaft im Ausland und ist in diesem Jahr zum zweiten Mal als Landrat wiedergewählt worden. Doch das sind Ausnahmen. Die meisten nutzten die Chance, um sich ein fern der Heimat ein Leben und eine Karriere aufzubauen, die sie vor Ort nie erlangt hätten. Heute ist die Stadt voller alter Menschen. Von zehn Bewohnern im Landkreis arbeiten nur noch vier. Eine Zahl die beängstigend aufzeigt, was passiert, wenn man der Jugend im eigenen Land keine Perspektiven bietet.
Was wäre aus mir geworden? Würde ich jetzt mit Kindern und Enkeln im Haus meiner Eltern wohnen? Hätte ich mich von der Partei kaufen lassen, um einen gutgezahlten Posten zu bekommen? Oder wäre ich irgendwann angeeckt und hätte gegen das System aufbegehrt? Niemand weiß es, und das ist auch gut so. Denn letztendlich habe ich der Wiedervereinigung zu verdanken, dass ich gelernt habe, selbstständig zu handeln, eigene Wege zu beschreiten, um für mich herauszufinden, was ich kann und was mir wichtig ist.
Außerdem hätte ich nie meinen lieben Mann kennengelernt. Allein deshalb ist das heute ein guter Tag.
Ich bin echt nicht mehr in Form. Als wir am Samstag zu einer Wanderung auf die Mittelstation des Hochfelln aufbrachen, war ich schon nach wenigen Höhenmetern außer Puste. Das Corona-Frühjahr hat seine Spuren hinterlassen.
Mit meiner Fitness war es schon vorher nicht so weit her, aber am Samstag war es echt schlimm. Ich fühlte mich elend, wie ich mich Schritt für Schritt die 450 Höhenmeter den Forstweg hinaufquälte. Immer kurz vorm Asthmaanfall. Mein Mann ging geduldig neben mir her. Für ihn war es ein leichter Spaziergang, da er in diesem Jahr schon zweimal bis auf den Gipfel rauf und wieder runtergewandert war.
Ich hielt zumindest bis zur Mittelstation durch und wir gingen sogar noch ein paar Meter weiter zur Bründling Alm. Ich war seit bestimmt drei Jahren nicht hier oben. Es war unglaublich viel los. Ich glaube, ich habe noch nie so viele Leute dort oben wandern gesehen. Schon gar nicht an einem Samstag. Wir suchten uns abseits des Weges eine Bank und tranken eine Kleinigkeit. Die Sonne schien fast zu warm, dafür war es beim Aufstieg durch den Wald angenehm gewesen.
Rückwärts nahmen wir die Seilbahn, weil der Abstieg meinem Knie nicht gut bekommen wäre. Abwärts war die Kabine auch nicht zu voll und mit Maske war das auch zu ertragen. Die Schlange Menschen an der Talstation war allerdings bemerkenswert. Die Kabinen waren so voll, da wäre ich sicher nicht mitgefahren.
Zurück zu meiner mangelnden Fitness. Schon am Samstagnachmittag tat mir alles weh: Waden, Oberschenkel und Arme. Sonntagmorgen hab ich überlegt, wie ich am besten aus dem Bett komme, ohne mich zu sehr bewegen zu müssen. Zum Glück wurde es im Laufe des Tages besser. Wir saßen die meiste Zeit im Auto, weil wir nach Ulm gefahren sind. Aber ich spürte die körperliche Erschöpfung noch bis Dienstag.
Das heißt, ich muss das am Wochenende wiederholen. Dieses Mal mit einer kombinierten Rad- und Wandertour. Mal sehen, das Wetter soll ja schön werden.
Anbei ein paar schöne Fotos. Mein Mann hat auch welche von mir gemacht. Aber den Anblick möchte ich allen lieber ersparen.
… so lange ist mein Mann bei der BSH beschäftigt, quasi seit seiner Lehrzeit. Deshalb gab es zu seinem Jubiläum Glückwünsche vom Betrieb und von den Kollegen, wie bei jedem der 25 oder 40 Jahre beschäftigt ist.
Als er heute Morgen zur Arbeit kam, war sein Arbeitsplatz schön dekoriert und die Kollegen haben gesammelt. Außerdem hat ein Kollege aus der Werkstatt ein besonderes Geschenk gefertigt. Ich hatte damit gerechnet, dass mein Mann ein Raumschiff bekommt, aber es wurde ein Phaser. Und der schaut besser aus, als das Originalrequisit, dass wir 2011 in der Star-Trek-Austellung in Babelsberg gesehen haben.
Das Malbücher für Erwachsene schon lange Trend sind, ist nicht neu. Früher hat man, korrigiere: meist Frau, Mandalas gemalt. Inzwischen gibt es wirklich schöne Bücher zum Ausmalen. Als Kind wäre ich höchst verzückt gewesen. Deshalb bin ich vor längerer Zeit schwach geworden und hatte mir auch mal eins gekauft. Ausgemalt habe ich gerade mal eine halbe Seite. Dazu braucht es Zeit, die ich einfach nicht habe. Außerdem muss ich zugeben, dass mich ausmalen nicht so befriedigt, wie ein weißes Blatt Papier mit einem Bild zu füllen, das aus meinem eigenen Kopf stammt.
Gestern habe ich beim Stöbern im Onlinekatalog meines derzeit bevorzugten Buchhändlers zwei Malbücher gefunden, bei deren Titeln mir kurzzeitig der Atem stockte. Ich habe mit dem derzeitigen Feminismus- und Genderwahn eigentlich nichts am Hut, und bin allein durch meine Arbeit in einem Handwerksbetrieb so einiges gewohnt. Aber das hat mich dann doch umgehauen.
Es gibt Malbücher in denen Männer Frauenbrüste ausmalen können. Mal davon abgesehen, dass das schon irgendwie ein bisschen pervers klingt, frage ich mich ehrlich: welcher Mann macht das? Welcher Mann setzt sich hin und malt Bilder von nackten Frauen aus? Und wo? Im heimischen Haushalt bei Frau und Kind sicher nicht. Singlemänner malen höchstens echte Brüste an. Wobei … wenn ich da an die ganzen Nerds denke, kann ich mir das dann doch irgendwie vorstellen.
Also mein Mann würde wahrscheinlich lieber Autos ausmalen oder Raumschiffe.
Was macht man, wenn man nicht rausgehen kann, weil a) eine Ausgangssperre verhängt wurde und b) draußen Mistwetter herrscht? Richtig, man macht es sich zu Hause gemütlich. Wobei ein bisschen gearbeitet haben wir auch.
Vom Putzen und Waschen abgesehen, war mal wieder Fanzine-Wochenende angesagt. Soll heißen, ich lege mir am Freitag zurecht, welche Fanzines ich in der FanSzene besprechen möchte und schreibe schon mal das Vorwort. Dann setze ich mich übers Wochenende hin und lese die Magazine und Fanzines. Man muss ja wissen über was man schreibt. Zumeist ist das unterhaltsam, nur manchmal wird es … sagen wir … zäh. Am Montag kann ich dann mein angelesenes Wissen niederschreiben.
Samstag hat es draußen gestürmt und geregnet, am Sonntag war es trocken, dafür kalt und windig. Heute scheint die Sonne bei knapp über Null Grad. Dennoch zieht es den Nachbarn auf den Balkon. Der sitzt dort nämlich jeden Tag, morgens und abends, ob bei schlechten oder gutem Wetter. Wir glauben, dass er vielleicht unter Platzangst leidet.
An den Wochenenden ist bei uns Kochen und Backen angesagt. Nachdem ich schon am Freitag einen Kuchen gebacken hatte, durfte mein Mann am Sonntag das Brot backen. Das kann er ohnehin besser als ich. Gekocht wird zusammen, vor allem wenn wir mal wieder Rezepte ausprobieren. Mein Mann hat an diesem Wochenende aus eigener Erfahrung gelernt, was blanchieren ist … zumindest eher unbeabsichtigt. Aber voilá, die Kartoffel-Muffins mit Knoblauch-Spinat-Butter sehen nicht nur gut aus, die schmecken auch lecker. Das Rezept wandert somit sofort ins Rezeptbuch.
Definitiv nicht so glücklich bin ich mit der letzten Lieferung aus dem Versandhaus. Die sauteueren Slips aus Bio-Baumwolle lösen sich schon nach der ersten Wäsche auf, ohne das ich auch nur die Chance erhielt, sie anzuziehen. Ich habe jetzt Fotos gemacht und sie reklamiert. Mal sehen, welche Antwort zurückkommt.
Einkaufen war nur mein Mann. Ich muss mir das nicht auch noch geben. Außerdem reicht es, wenn einer geht. Nein, Klopapier haben wir genug. Nur Hefe hätten wir gebraucht, die gab es leider nicht.
Ansonsten haben wir telefoniert, Liebes- und SF-Filme angeschaut und, wie gesagt, gelesen. So bringt man das düsterste Wochenende rum. Kreativ Schreiben geht allerdings momentan gar nicht. Ich stecke bei meinem Roman gerade mitten in einer Krankenhausszene. Puhh! Da muss ich mir echt was einfallen lassen. Vielleicht kümmere ich mich mal wieder, um die angefangene Kurzgeschichte.
Am Freitagvormittag fiel es mir mal wieder besonders auf. Wie sehr wir uns eigentlich von technischen Geräten gängeln lassen. Und ich rede hier noch nicht mal von Smartphones oder Tablets.
Ich wollte schreiben, doch zunächst forderte mich mein Computer zu einem Update auf. Gut, ich machte das Update. Kaum hatte ich eine halbe Stunde geschrieben, piepste die Waschmaschine. Also stand ich auf, machte sie aus und schaffte die Wäsche in den Keller, um sie dort zum Trocknen aufzuhängen. Danach machte ich Muffin-Teig und schob das Blech in den Ofen.
Eine halbe Stunde später, ich war gerade mitten im Schreibfluss, piepste der Backofen. Die Muffins wollten raus. Ich stand also auf, schaltete den Ofen ab und nahm das Blech heraus.
Gerade hatte ich mich wieder hingesetzt und einen Satz geschrieben, meldete sich das Telefon. Der Akku war leer. Prima! Ich steckte das Telefon lieber gleich in die Ladeschale, weil es sonst keine Ruhe geben würde.
Zurück am Computer waren inzwischen mehrere E-Mails gekommen, die ich dringend beantworten musste. Danach versuchte ich wieder in den Text einzutauchen, da meldete die Spülmaschine mit einem hartnäckigen Piepton, dass sie jetzt fertig wäre und ausgeräumt werden wollte. Der Versuch sie zu ignorieren, misslang. Ich schaltete sie aber nur aus und ließ sie offen stehen.
Ein Blick zur Uhr und mein knurrender Magen zeigten mir an, dass es Zeit war, das Mittagessen zu bereiten. Ich setzte Wasser auf den Herd und schaltete die Kochsensorik ein, dann kehrte ich an den Computer zurück. Keine zehn Minuten später meldete der Kochsensor mit lautem Piepsen, dass das Wasser jetzt kochte und ich die Nudeln hereingeben konnte. Wieder ging ich in die Küche und schüttete die Nudeln ins Wasser. Setzte die Soße auf den Herd und stellte den Timer. Der Herd würde sich nach Beendigung des Kochvorgangs selbst abschalten, damit ich nicht wieder aufstehen musste.
Mir blieb noch zirka eine halbe Stunde, um an meinem Roman zu schreiben, dann kam mein Mann zum Essen nach Hause.
Soviel dazu, dass man an einem freien Tag doch ganz viel Zeit zum Schreiben hat. Dabei war das war nicht mal ein typischer Freitagvormittag, meisten klingelt nämlich noch das Telefon oder der Postbote. Und zwar genau dann, wenn man gedanklich einen perfekten Satz formuliert hat. Aber ich will nicht meckern. Ich habe am Freitag fast 15.000 Zeichen geschrieben. Das ist nicht schlecht für einen Vormittag, an dem einen die Haushaltsgeräte auf Trapp gehalten haben.
Ach, so. Nachts um zwölf hat uns dann noch der Radiowecker in der Küche aus dem Schlaf gerissen. Irgendeiner von uns war tagsüber beim Anschalten mal wieder auf den Alarmknopf gekommen. Er liegt direkt über dem Einschalter. Mein Mann hat sich erbarmt und ist aufgestanden, um ihn auszumachen. Manchmal kann die Technik auch zum Fluch werden, vor allem Nachts.
Nach der Rekordernte im vergangenen Jahr gibt es heuer weniger Walnüsse. Das kann man als gutes Zeichen interpretieren. Weil es bei uns im Alpenraum deutlich mehr geregnet hat, als im Rest der Republik sind die Bäume nicht zu sehr gestresst und gönnen sich eine Auszeit.
Gesammelt haben wir aber dennoch einiges, obwohl wir vom letzten Jahr noch zweieinhalb Boxen im Keller haben. Da sind meine Eichhörnchen-Gene dann doch zu dominant. Ich schlug meinem Mann schon vor, einen Nussgroßhandel zu eröffnen. Er hielt aber nicht viel davon. Deshalb wird es jetzt öfters mal Walnuss-Bananen-Kuchen oder Rote Beete Flammkuchen mit Walnüssen geben. In der aktuellen »Schrot und Korn« ist ein Rezept für Walnuss-Suppe, das wir unbedingt ausprobieren werden. Ansonsten geben wir die Nüsse an Familie und Freunde ab. Auf das sich die Speicher leeren werden.
Eine Neuerung gibt es allerdings. Weil wir auf unserem Balkon nicht mehr so viel Platz haben, wie auf der Terrasse, mussten wir uns zum Trocknen der Nüsse etwas einfallen lassen. Dafür besorgten wir uns gestern im Baumarkt Maschendraht und mein Mann bastelte daraus eine Nuss-Trocken-Anlage. Da kann nichts mehr schimmeln.
Brücken-Restaurants gibt es nicht nur an der Autobahn
Der Samstag begann trist, außerdem hatten wir verschlafen. Wir gingen – für unsere Verhältnisse ziemlich spät – erst nach neun Uhr frühstücken. Wie immer war das Frühstück im Hotel reichhaltig und schmackhaft. Dieses Mal schmeckte auch der Kaffee. Da hat sich die Investition in eine neue Kaffeemaschine gelohnt.
Ich fühlte mich, analog zum tristen Wetter draußen, ein wenig deprimiert. Da hilft meist ein ausgedehnter Spaziergang. Mein Mann wollte sich den Campus des KITs (Karlsruher Institut für Technologie) ansehen und so schlenderten wir quer durch die Südstadt nach Norden. Trotzdessen es immer wieder leicht nieselte, war es ziemlich warm. Ich hatte die Regenjacke übergezogen und schwitzte die ganze Zeit.
Es gibt eine Menge sehr schöner Ecken in Karlsruhe, Parkanlagen zwischen den Häuserfronten, durch die schmale Wege führten. Viele alte Bäume und auch sonst viel Grün. Dann wieder weite Anlagen mit großen modernen Betonbauten, Springbrunnen und glänzenden Fassaden, ein Brücken-Restaurant und Gassen wie in einer Kleinstadt. Wir ließen uns durch die Stadt treiben.
Ich marschierte wie immer zielstrebig voran und stieß dabei unbeabsichtigt auf die Rotlichtmeile der Stadt. Ehrlich, ich war völlig verblüfft, als wir plötzlich in die Brunnenstraße abbogen und mitten zwischen Laufhäusern und Erotic-Bars standen. Es war Samstagvormittag und das einzige, was sich in der Straße bewegte, waren die Lieferwagen. Dennoch saßen ein paar Damen in den Schaufenstern der Etablissements und warteten auf Kundschaft. Wir stiefelten hindurch, als wäre es nur eine von vielen Straßen. Auf der Kreuzung dahinter waren schon die ersten Gebäude des KITs zu sehen, doch in dem Moment hattet mein Mann nur Augen für … nein, nicht das was jetzt manchen denken … das Autohaus auf der anderen Straßenseite. Dort standen ein paar Old- und Youngtimer im Schaufenster, die mussten genauer betrachtet werden. Die freizügigen Damen in der Brunnenstrasse, waren für ihn hingegen nicht so interessant gewesen. Sehr brav!
Vom KIT-Campus steuerten wir das Schloss an. Die Fassade ist auch tagsüber beeindruckend, nicht nur wenn die Projektoren auf sie gerichtet sind. Das Gelände rund ums Schloss war nur mäßig besucht, einige wenige Touristen drängten ins Museum für Kulturgeschichte. Wir saßen ein Weile davor und bewunderten die Anlagen. Als es anfing stärker zu regnen, gingen wir weiter.
Wir wollten etwas nachholen, was wir beim letzten Mal nicht geschafft hatten – einen Besuch im »Cats Café« in der Kaiserpassage. Das Münchner Katzen-Café haben wir bereits zweimal besucht und wollten uns nun das Katzen-Café mit den meisten Katzen in Deutschland ansehen. Es ist überraschend groß, es gibt 13 Katzen und außer lecker aussehendem Kuchen auch veganes und vegetarisches Essen. Kurz nach zwölf war es schon ziemlich voll, die meisten Tische waren reserviert. Da wir nicht vor hatten, allzu lange zu bleiben, setzten wir uns an einen Tisch, der ab 13 Uhr reserviert war. Die Einrichtung des Cafés ist recht originell und man sieht, dass dabei viel von Hand selbst gestaltet wurde. Überall gibt es Schlafplätze für Katzen und sogar eine kleine Terrasse, wo Gäste essen und die Vierbeiner frische Luft schnappen können. Das Desinfizieren der Hände vor dem Eintreten ist Pflicht und ein Regelwerk auf jedem Tisch klärt die Besucher über das richtige Verhalten auf. Die Bedienung war ausgesprochen freundlich. Wir bestellten eine Flasche Wasser und »Schwäbische Lasagne«. Das einzige, was mich störte, war die Wärme. Ich schwitzte und fühlte mich wie in den Tropen. Den Katzen schien es nicht zu warm zu sein, sie spazierten unter den Tischen hindurch und ließen sich von den Besuchern streicheln. Manch ein Gast spielten mit ihnen, andere machten Fotos oder filmten. Es waren vor allem sehr viele junge Leute da. Ich glaube, wir fielen wegen unseres Alters schon auf.
Kurz vor ein Uhr gingen wir wieder. Draußen waren die Temperaturen angenehmer und es hatte auch aufgehört zu regnen. Nach einem kurzen Zwischenstopp im »Füllhorn«, einem riesigen Bioladen, spazierten wir zum Hotel zurück. Ich duschte ausgedehnt und am späten Nachmittag genehmigten wir uns noch einen Kaffee im »Tante Emma«. Anschließend organisierten wir uns im Hauptbahnhof noch eine Kleinigkeit zum Abendessen.
Der Abend zeigte sich verregnet, so dass wir nicht, wie geplant, nochmal zu den Schlosslichtspielen gingen.
Lauschige Parks …… Pflaster-Kunst …… und kuschelige Miezen