Der etwas andere Lucky Luke

Quelle: Egmont-Shop.de

Als Kind war ich schwer begeistert von den Lucky Luke-Trickfilmen, die im Westfernsehen gesendet wurden. Noch heute habe ich die Stimme von Freddy Quinn im Ohr, wie er über den einsamen Cowboy singt, der schneller schießt als sein Schatten. Am liebsten mochte ich Lucky Lukes Pferd Jolly Jumper und habe so lange geübt, bis ich es perfekt zeichnen konnte. Ich erinnere mich, dass ich mal Einladungen zu meiner Geburtstagsfeier mit Jolly, Lucky Luke und Rantanplan gezeichnet habe. Später erbte ich die Lucky Luke-Comics von meiner Cousine aus dem Schwarzwald. Die habe ich irgendwo auch noch in einer Kiste herumliegen. Und unlängst kaufte ich mir die DVDs mit den Filmen, die überraschend gut gealtert sind, und die man sich immer noch anschauen kann.

Anlässlich des 75. Geburtstag der Reihe bringt der Egmont-Verlag Lucky Luke-Comics heraus, die von bekannten Comiczeichern der Gegenwart gestaltet wurden. Wir besitzen bereits einen Band von Mawil. Jetzt erschien eine Hommage von Ralf König. Als Fan des Comicautors musste ich die unbedingt haben. Ich habe es nicht bereut, denn noch nie hat mir Lucky Luke so viel Spaß gemacht, wie in »Zarter Schmelz«. Es geht darin um Schweizer Schokolade, Lila Kühe und natürlich schwule Cowboys. Die Geschichte ist in der gewohnt schnoddrigen Art des Zeichners gestaltet aber gleichzeitig eindeutig als Lucky Luke-Comic zu identifizieren. Die Daltons sind ebenso mit von der Partie wie Jolly Jumper. Es kommen lesbische Indianerinnen vor und Schweizer Chocolatiers. Diverse Anspielungen auf Filme und nerdige Autogrammjäger machen die Geschichte zu einem echten Vergnügen. Nur Rantanplan habe ich vermisst.

Mit »Zarter Schmelz« ist Ralf König eine lustige und gleichzeitig würdevolle Hommage gelungen, die eine sehr moderne und zeitgemäße Darstellung des Wilden Westens liefert. Dieser Band bekommt einen besonderen Platz im Bücherregal.

Stimmgewaltig

Quelle: Amazon

Ein Traum wird wahr. Meine beiden Lieblingstenöre in einem Duett – Andrea Bocelli und Josh Groban!

Ich hab seit langem mal wieder Musik gekauft. Seit ich meinen PC nicht mehr habe, ist das etwas schwierig, weil ich die Musik von meinem iPhone bzw. iPad nicht auf den Computer bekomme. An unseren Macs ist mein Mann angemeldet und das mit der Familienfreigabe funktioniert nur, wenn man eine Kreditkarte angibt, das will ich aber nicht. Egal.

Jedenfalls hab ich gesehen, dass es eine neue CD von Andrea Bocelli gibt und das er dort zusammen mit Josh Groban »We will meet once again« singt. Die musste ich haben. Musik-Streaming lehne ich ab, weil da die Künstler kaum etwas verdienen. Normalerweise kaufe ich meist die digitalen Versionen bei Apple, Amazon oder Bandcamp. Beim Blick in diverse Musik-Stores fiel mir dann auf, dass die digitalen Versionen fast doppelt so teuer sind, als wenn man eine »haptische« CD kauft. Fragt mich nicht wieso, ist aber so. Wahrscheinlich kaufen die Leute keine CDs mehr. Also habe ich mir die CD zugelegt. Vorteil, außer das ich nicht online sein muss, um sie zu hören: ich kann sie in unserem Radioplayer im Wohnzimmer abspielen und mir ins Regal stellen.

Ich habe schon mehrere Alben von Bocelli, aber »Si« überzeugt mich zu einhundert Prozent. Darauf sind sehr viele schöne Duette unteranderem auch mit seinem Sohn oder mit Ed Sheeran. Klar ist die Musik nicht jedermanns Geschmack, ständig kann ich die auch nicht hören. Aber zum Schreiben mag ich klassische Musik oder Soundtracks, da werde ich weniger von den Songtexten abgelenkt. Wer auf klassische Tenöre steht, macht jedenfalls keinen Fehler wenn er sich das Album zulegt. Egal ob digital oder auf CD.

Tief in der Tau-Turbulenz

Quelle: Amazon

Ab und zu schaffe ich es neben meiner ganzen PERRY RHODAN- und Fanzine-Literatur mal ein Buch aus meinem Stapel ungelesener Bücher zu lesen. So zog ich am vergangenen Freitag »Die Chronolithen« von Robert Charles Wilson aus dem Bücherregal.

Der Autor begeisterte mich vor einigen Jahren mit seiner Spin-Trilogie. Wobei ich »Spin« nach wie vor zu einem der besten SF-Romane überhaupt zähle. Mit »Die Chronolithen« zog mich der Autor ebenfalls wieder voll in seinen Bann. Verrückt, aber ich hatte den 430-seitigen Roman nach dem Wochenende durch. Und war am Ende traurig, als die Geschichte schon vorbei war. Ich hätte die Handlung um einen Amerikaner und dessen Familie gern noch weiter verfolgt, deren Leben mit gigantischen Obelisken aus der Zukunft verknüpft zu sein scheinen.

2021 materialisiert in Thailand plötzlich ein riesiger Obelisk aus einem unbekannten Material und richtet große Zerstörungen an. Der chinesischen Aufschrift zu Folge stammt das Objekt, das sich jeder wissenschaftlichen Untersuchung entzieht, aus dem Jahr 2041. Es ist das Mahnmal eines gewissen Kuin und stellt für die Regierungen der westlichen und östlichen Welt eine Kriegserklärung dar. Im Laufe der Zeit tauchen weitere solcher Kuin-Monumente auf, die auch als »Chronolithen« bezeichnet werden und verursachen Katastrophen, Krisen und Kriege. Die Welt versinkt nach und nach in Not und Elend. Es beginnt in Asien und zieht sich bis nach Nordamerika. Kuin wird für viele Menschen zum Gott, weil er die autoritären Regierungen mit seinem immer detaillierter werdenden Statuen zu verspotten scheint. Seine Existenz bleibt ebenso unklar, wie der Weg auf denen er die Objekte in die Vergangenheit schickt. Der Protagonist des Romans Scott ist beim Auftauchen des ersten Chronolithen in der Nähe. Von da an werden er und seine Familie in eine Reihe unglaublicher Zufälle und Verknüpfungen verstrickt, die sein Leben zu bestimmen scheinen. Zusammen mit einer Physikerin, einem FBI-Agenten und einer Frau, die ihren Sohn an die Kuinisten (wie sich die religiösen Anhänger Keins nennen) verloren hat, versucht er den Ereignissen auf die Spur zu kommen und weitere Manifestationen zu verhindern. 2039 endet die Geschichte mit der Zerstörung eines Kuin-Monuments in Wyoming.

Im Grunde ist es die Geschichte einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Weil die Wissenschaftler die Artefakte aus der Zukunft untersuchen, ermöglichen sie diese erst. Die Wissenschaft hinter den Chronolithen ist gut ausgedacht, bezeichnet als Tau-Turbulenz und Minkowski-Eis. Das klingt zu jeder Zeit logisch und plausibel, auch deshalb, weil der Autor seinen Protagonisten immer wieder daran zweifeln lässt.

Die Romane von Robert Charles Wilson zeichnen sich dadurch aus, dass die Science-Fiction-Idee im Hintergrund steht und es eigentlich um die Schicksale der Figuren geht. Das ist in diesem Roman nicht anders. Die Geschichte bezieht ihre Spannung eher aus den zwischenmenschlichen Interaktionen der Charaktere und nicht aus der Technik und Wissenschaft der Ereignisse. Dadurch entsteht ein unheimlicher Sog, der mich komplett eingesaugt hat, so das ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Dabei verknüpft der Autor die eigentlich nicht zusammenhängenden Ereignisse nach und nach zu einem großen Ganzen. Man erlebt mit dem Protagonisten, wie sich die Zufälle zu einem Muster verweben und letztendlich in einem finalen Ereignis vereinen. Das ist schon großen Kino und es wundert mich, warum Hollywood diese Geschichte noch nicht aufgegriffen hat. Das gleiche gilt übrigens auch für »Spin«.

Dieser großartige Roman bekommt einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal, neben den anderen Romanen von Robert Charles Wilson, weil ich mir ganz sicher bin, dass ich ihn ein zweites Mal lesen werden. Der Roman erschien bereits 2006, ist aber immer noch im Buchhandel bzw. in Antiquariaten erhältlich.

Darf Jugendliteratur flach sein?

Quelle: Amazon

Als PERRY RHODAN-Leser ist man ganz schön verwöhnt. Das stellte ich in den letzten Wochen fest, als ich ein Jugendbuch aus einem anderen Verlag gelesen habe. Es geht um die Romanversion der Serie »The Mandalorian«.

Weil wir uns nicht noch einen Streamingdienst leisten wollen, haben wir Disney+ nicht abonniert und sind somit nicht in den Genuss der Serie um den Mandalorianer und das Kind gekommen. Die erste Folge lief ja auf Pro7, die haben wir uns noch angesehen. Weil die Serie so gelobt wird und wir wissen wollten, wie die Geschichte weitergeht, hatte ich dann den Roman zur Serie gekauft. Erst später stellte ich fest, das es ein Jugendbuch war und sich an jüngere Leser richtet.

Was habe ich mich in den letzten Wochen damit gequält. Wenn es mir nicht darum gegangen wäre, mitreden zu wollen, hätte ich das Buch nach zwanzig Seiten in den Stapel abzugebender Bücher gelegt. Ich hab mich dann aber doch Kapitel für Kapitel durchgebissen. Sagen wir mal so, ein Laie wird es vielleicht nicht so extrem merken. Er wird die Figuren im Buch vielleicht oberflächlich finden und wer die Serie nie gesehen hat, wird Probleme haben, sich die Orte vorzustellen und mit einigen Begriffen nichts anzufangen wissen.

Stilistisch ist das Buch nämlich ein Abgrund. Es liest sich, als hätte ein ambitionierter Zwölfjähriger versucht, die Serie nachzuerzählen. Figurencharakterisierung – Fehlanzeige, Beschreibung der Landschaften und Orte – eher mager, Einhalten der richtigen Erzählperspektive – »Erzählperspektive« – was ist das? Ständig tauchen Begriffe und Namen auf, die nicht erklärt werden und bei denen der Autor offensichtlich voraussetzt, das man sie kennt. Aber selbst mein Mann, der ein absoluter Star Wars Crack ist, wusste manchen Begriff nicht einzuordnen. Obwohl er sogar die Kinderserien »Clone Wars« und »Rebels« gesehen hat und die Filme IV bis VI auswendig mitsprechen kann. Außerdem hat er fast alle Star Wars-Romane gelesen, die ja bei Star Wars zum Serienkanon gehören.

Ich musste mich schon ziemlich zusammenreißen, um das zu konsumieren. Da es eine Übersetzung ist, kann man nicht sagen, ob das Original besser gewesen wäre. Selbst wenn nicht, der Übersetzer hätte mehr daraus machen müssen. Zumindest die Erzählperspektiven hätte er richtigstellen können. Wie gesagt, die PERRY RHODAN-Redaktion würde ihren Lesern niemals so etwas zumuten. Ich glaube, gegen die Romanfassung von »The Mandalorian« hebt sich der schlechteste Perryroman noch deutlich ab.

Dass der Roman als Jugendbuch herausgekommen ist, macht die Sache eher schlimmer als besser. Denn wenn Jugendliche mit so schlechter Literatur konfrontiert werden, finden sie nur schwer die Faszination zum Lesen. Zumindest wird es ihnen erschwert, Freude daran zu haben. Das Buch richtet sich tatsächlich an Leute, die die Serie gesehen haben. Nur die haben die Bilder dazu im Kopf, ohne sie spielt die Handlung in sogenannten »Weißräumen«. Außerdem leidet man auch nicht mit den Figuren mit, weil es keine Innenansichten der Figuren gibt. Man weiß nicht, was in ihren Köpfen vorgeht und wie sie sich gerade fühlen. Da geht viel erzählerisches Potential verloren, was einen Roman .. nein, was Literatur erst ausmacht.

Bei dem Buch, das in Deutschland bei Panini erschien, stand bei Disney definitiv das Geld im Vordergrund, was man damit verdienen kann. Ob der Inhalt für Jugendliche wertvoll ist, scheint da niemanden interessiert zu haben.

Ob ich anhand des Buches die Serie jetzt noch sehen möchte. Hm? Vielleicht irgendwann, wenn sie auf BluRay rauskommt oder im FreeTV.

Vervirte Zeiten

Quelle: Amazon

Vergangenes Jahr berichtete ich an dieser Stelle über Ralf Königs Twitter-Experiment, jeden Tag einen Comic-Strip zum Thema Corona zu veröffentlichen.

Inzwischen sind die Comics als gesammeltes Werk erhältlich »Vervirte Zeiten« ist eine schöne Dokumentation über die Corona-Krise 2020. Die kurzen Geschichten berichten über das Leben eines Autors, seiner Familie und seines Freundeskreis und sind in eine größere Rahmenhandlung eingebettet. Das die Protagonisten meist schwul sind, ist dabei tatsächlich nebensächlich, die Nöte und Probleme aller sind gleich.

Mit viel Witz und Augenzwinkern verhalf der Autor sich und seinen Lesern über eine schwere Zeit hinweg, die so ungewöhnlich war, das wir darüber in ein paar Jahren wahrscheinlich nur noch ungläubig den Kopf schütteln werden. Ich kann den Comic-Band nur jedem ans Herz legen, der die schnoddrige Art des Künstlers mag. Und vielleicht (Achtung Insidergag!) hält der eine oder andere beim nächsten Besuch im REWE nach dem Filialleiter Ausschau.

Ich erwarte nun sehnsüchtig das nächste Abenteuer von Barry Hoden.

Klassisches Kinderbuch

Quelle: Diogenes.ch

Vor einiger Zeit sahen wir uns den Film »Der kleine Nick macht Ferien« an. Tags darauf entdeckte ich im »Merkheft« das dazugehörige Buch aus dem Diogenes Verlag und bestellte es.

Die Geschichten vom kleinen Nick wurden von Asterix Erfinder René Goscinny in den späten Fünfziger bis frühen Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts geschrieben und 2009 und 2015 verfilmt. Klar das ich beim Lesen, die Bilder der Schauspieler im Kopf hatte. Der Vater wird von Kat Merad gespielt und man hat die ganze Zeit sein Bild vor Augen.

Mit dem Film haben die Kurzgeschichten im Buch wenig bis gar nichts zu tun. Die Figuren sind die gleichen, aber der Film hat eine zusammenhängende Dramaturgie. Das ist auch nicht schlimm. Viel schlimmer finde ich, dass die Namen und Ortsbezeichnungen für die deutsche Übersetzung eingedeutscht wurden. Das ist ein französisches Kinderbuch, es spielt in Frankreich, warum muss man die Handlung an die Nordsee oder Ostsee verlegen? Das erschließt sich mir nicht.

Auch finde ich die Geschichten, die das Buch enthält, etwas altbacken. Sie sind zwar lustig, aber ich bin mir sicher, dass sie auf Kinder von heute bisweilen befremdlich wirken könnten. Beispielsweise wenn Nick aus dem Ferienlager berichtet und dort mehrmals am Tag Fahnenappelle abgehalten werden oder wenn von Sperren am Bahnsteig die Rede ist. Ich bin mir auch sicher, das heute der Umgang mit Kindern ein anderer ist, wenn zum Beispiel der Gymnastiklehrer den Jungs Ohrfeigen androht. Es wirkt antiquiert und eingestaubt. Ohne den entsprechenden Kontext ist Kindern im 21. Jahrhundert der Inhalt schwer vermittelbar. Beim Film ist das einfacher, da sieht man, dass es in der Vergangenheit spielt, allein an den Autos und der Kleidung. Im Buch fehlen die notwendigen Erklärungen und dass macht es meines Erachtens problematisch.

Das beste an der Ausgabe, die ich gekauft habe, ist das kleine Begleitheft, in das Kinder ihre Ferienerinnerungen selbst eintragen und mit Bildern ausschmücken können. Das ist eine schöne Idee.

Heimkino-Wochenende

Das Wetter an diesem ersten Mai-Wochenende war nicht so richtig schön. Am Freitagabend gab es ein schweres Gewitter, glücklicherweise ging es ohne Hagel ab. Andere Regionen in Oberbayern hatten da nicht so viel Glück. Den Samstag und Sonntag nutzte ich für einen Testlesejob und die Vorbereitung für meine Steuererklärung. Abends war dann Heimkinoabend angesagt.

Quelle: Amazon

Am Freitag haben wir die »Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen« eingelegt. Wer den ersten Sch’tis-Film gut fand, wird von der Fortsetzung enttäuscht sein, weil die beiden Filme absolut nichts miteinander zu tun haben. Das sind zwei völlig verschiedene Handlungen und Figuren. Leider sind auch Charaktere nicht so sympathisch wie im ersten Film. Wer mir als Schauspieler noch am besten gefallen hat, war Pierre Richard. Filme mit ihm mochte ich schon als Kind gerne. Er spielt den über achtzigjährigen Vater und zwar mit dem gleichen komödiantischen Talent, dass er schon immer hatte. Am Ende singt er sogar noch. Alle Achtung, der Schauspieler ist Mitte Achtzig und macht sowohl körperlich wie geistig einen fitten Eindruck. Nur deswegen sollte man sich den Film vielleicht ansehen.

Quelle: Amazon

Am Samstag war großes Kino mit dem Pixarfilm »Soul«. Der ist so ganz anders, als ich erwartet hatte. Es geht viel um Musik und er ist auch nicht so traurig, wie man angesichts des Themas »Sterben« meinen könnte. Mir gefiel die Katze, die ist echt lustig. Die Animationskünstler von Pixar liefern mit jedem Film etwas Neues ab. Dieses Mal war es eine Quantenwelt, die mit vielen phantastischen Ideen gefüllt ist. Die im Mittelpunkt stehende Musik war auch toll, obwohl ich kein großer Fan von Jazz bin. Auf jeden Fall bekommt der Film einen Platz in unserem Blu-ray-Regal. Den schauen wir uns sicher ein weiteres Mal an.

Quelle: Amazon

Sonntagabend hat mein Mann den Streifen »Late Night – Die Show ihres Lebens« mit Emma Thompson eingelegt. Darin geht es um eine in die Jahre gekommene Talkmasterin, deren Show abgesetzt werden soll. Ihr aus Männern bestehendes Autorenteam fabriziert nur langweilige Gags, weshalb die Einschaltquoten im Keller sind. Sie selbst hält sich von ihrem niederem Fußvolk fern und ruht sich auf ihrem Ruhm aus. Da spricht eine junge Frau aus einer indischen Einwandererfamilie in der Redaktion vor. Und weil gerade eine Quotenfrau gesucht wird, stellt man die junge Frau ein, obwohl sie null Erfahrungen hat. Sie mischt den Laden auf und zeigt ihrer Chefin, was im Leben wichtig sein sollte, dann klappt es auch wieder mit den Einschaltquoten. Im Grunde geht es um das Thema Diversität im Arbeitsleben, um Chancengleichheit und Selbstbewusstsein. Emma Thompson brilliert in der Rolle der eiskalten Chefin, die dann doch einsehen muss, dass sich Zeiten und Publikumsgeschmack geändert haben.
Prädikat: Durchaus sehenswert!

Lysistrata

Quelle: Ralf-Koenig.de

Und nochmals gehts um Dildos, da wir schon bei dem Thema sind. Die spielen unteranderem eine Rolle in dem Film »Ralf Königs Lysistrata«.

Der griechische Dichter Aristophanes schrieb die Komödie »Lysistrata« im Jahr 411 vor Christus. Darin verweigern die Frauen ihren Ehemännern den Beischlaf, um sie zu zwingen, den Peloponnesischen Krieg zu beenden, der schon zwei Jahrzehnte währt.

Dieser Stoff birgt so viel komödiantisches, das der Comiczeichner Ralf König die Geschichte 1987 in einem Comic verarbeitete. Natürlich nicht ohne die Schwulenszene in den Mittelpunkt zu stellen.

2003 wurde der Comic verfilmt und kam als Realfilm in die Kinos. Ich entdeckte das gute Stück unlängst bei YouTube. Als Fan von Ralf König musste ich mir den einfach gönnen. Am Freitag sahen wir uns den Film an. Was soll ich sagen … wir hatten neunzig Minuten richtig viel Spaß. Ich habe lange nicht so gelacht.

Allein die Darsteller der spanischen Produktion sind zum Schreien komisch, sei es als schwule Athener oder als sexuell unbefriedigte Kämpfer mit ihren langen »Lanzen«. Auch die Frauen werden von mehreren Seiten beleuchtet. Hier wird jedes Klischee gewälzt, aber auch gezeigt, dass Frauen die Macht haben, Kriege zu beenden.

Der pazifistische Hintergedanke des ursprünglichen Stückes bleibt trotz der Umsetzung als Persiflage bestehen. Und das ist doch das Wichtigste.

Wer mal reinschauen möchte, findet den Trailer auf der Seite zum Film bei Ralf König oder bei Kino.de.

Ein Roman über Oberth

Quelle: dtv.de

Ich habe an dieser Stelle schon häufig über den Raketenwissenschaftler Hermann Oberth geschrieben. Den Namen Oberth hörte ich das erste Mal 2008, als ich mit meinem Mann seine Heimatstadt Mediasch besuchte. Die Stadt liegt in Siebenbürgen/Rumänien und hier lebte Herrmann Oberth eine Zeit lang mit seiner Familie und unterrichtete Schüler in Mathematik und Physik. Nachdem ich die großartige Biografie von Hans Barth über Hermann Oberth gelesen hatte, dachte ich, dass dies ein Stoff wäre, den man verfilmen müsste. In dem Schicksal des Physikers stecken so viele Konflikte, so viele Hoffnungen und Rückschläge, so viel Dramatik, dass man damit wahrscheinlich eine ganze Serie füllen könnte.

Genau das dachte wohl auch Daniel Mellem, ebenfalls Physiker, der aber auch dem Schreiben zugeneigt ist. Er recherchierte und schrieb schließlich einen Roman über das verkannte Genie. »Die Erfindung des Countdown« ist sein Erstlingswerk, das bereits viele gute Rezensionen bekommen hat.

In Form von elf Kapiteln (von Zehn bis Null) beleuchte er in Streiflichtern das Leben von Hermann Oberth. Angefangen von seiner Kindheit in Schäßburg mit dem dominanten Vater, über seinen Kriegseinsatz und die Verwundung im Ersten Weltkrieg, seine ersten Versuche eine Rakete zu bauen, dem Studium, der Dissertation in Göttingen und Heidelberg, für die er keinen Doktorvater fand und daher nie als Doktorarbeit einreichen konnte. Die aber schließlich von einem Münchner Verlag gedruckt wurde und zu einem wahren Raketenboom in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts führte. Mellem schreibt weiter über Oberths Verhältnis zu den Nazis. Dass er als nicht in Deutschland geborener Deutscher immer wieder an Grenzen stieß, und dennoch den Nationalsozialisten hinterherlief, um sie von seiner Raketenidee zu überzeugen. Er verkaufte quasi seine Seele dafür, um seine Erfindung fliegen zu sehen. Aber er erhielt nie den Preis, der ihm dafür zustand.

Der Roman endet mit dem Start von Apollo 11, bei dem Oberth mit seiner Frau Tilla auf der Tribüne des Kennedy Space Centers stand. Überhaupt ist Tilla die Figur im Roman, mit der man am meisten mitfühlt. Der Charakter Hermann Oberth selbst bleibt streckenweise rätselhaft und unnahbar. Der Autor schreibt zwar aus Oberths Perspektive, bleibt aber dennoch auf Distanz. War es Absicht oder nicht? Man weiß es nicht. Vielleicht liegt es am Respekt vor der Person, die der Autor nicht persönlich kannte (Mellem ist Jahrgang 1985, Oberth starb 1989) und ihn daher auch nicht so richtig zu fassen bekommt. Biografische Romane sind schwierig, vor allem, wenn die Person, über die man schreibt, bereits tot ist. Einerseits muss man einen echten Menschen exakt so charakterisieren wie er war, andererseits muss man dem Leser diesen Menschen näherbringen, ohne zu wissen, was in ihm vorging. Bei Oberth ist das ein noch schwierigeres Unterfangen, da er selbst zu Lebzeiten ein schwer fassbarer sehr ambivalenter Mensch war. So erscheint er auch im Roman stets als der verschlossene, etwas vertrottelte »Professor«. Heute würde man ihn wahrscheinlich als Nerd bezeichnen. Das gefiel mir nicht so gut. Immerhin wird er als jemand dargestellt, der nie aufgegeben hat.

Mir persönlich ist der Roman zu kurz. Nicht nur, weil der Schreibstil sehr flüssig und gut zu lesen ist. Mir fehlen einige wichtigen Eckpunkte aus Oberths Biografie. Zu Anfang wird nicht richtig herausgearbeitet, welch mathematisches Genie Hermann Oberth bereits als Kind war. Seine Mathelehrer waren schnell überfordert und gaben ihm Aufgaben, die eigentlich für Gymnasiasten gedacht waren und nicht für Grundschüler. Außerdem fehlen weitere wichtige Stationen aus Oberths Karriere, zum Beispiel seine Zeit in Italien.

Trotz dieser Kritikpunkte ist »Die Erfindung des Countdowns« ein sehr schöner biografischer Roman, der sehr leicht zu lesen ist. Er zeigt einen deutschen Erfinder, dessen theoretische Grundlagen für Weltraumflüge bis heute gelten. Anhand Oberths Formeln werden noch heute Raketen ins Weltall geschossen. Ein Mensch, der in Deutschland trotzdem so gut wie unbekannt ist, und der trotz seiner Tätigkeiten während des Dritten Reichs es wert ist, wahrgenommen zu werden. Allein wenn Daniel Mellems Roman es schafft, mehr Menschen auf Hermann Oberth aufmerksam zu machen, ist sein Buch als Erfolg zu werten.

Erschienen ist der Roman 2020 beim dtv-Verlag und ist dort oder überall im Buchhandel erhältlich.

Wer mehr über Hermann Oberth erfahren will, dem empfehle ich einen Besuch im Hermann-Oberth-Museum in Feucht bei Nürnberg, sofern es denn mal wieder öffnen darf.

Philosophische Aufklärung übers Gendern

Quelle: Fischerverlage.de

Ein weiteres Kapitel aus der Reihe »Christina bildet sich«.

Heute: Robert Pfaller »Erwachsenensprache – über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur«

Nachdem ich mich unlängst mit Psychologie auseinandergesetzt habe, war in den vergangenen Wochen die Philosophie dran. Philosophie war für mich bisher immer etwas Abstraktes. Etwas, dass nicht greifbar ist und mit dem ich wenig Nähe zur Wirklichkeit verbunden habe. Das dem nicht so ist und das Philosophie gesellschaftliche Veränderungen aufzeigen und erklären kann, wurde mir erst bei der Lektüre des Buchs bewusst.

Von dem Autor hatte ich noch nie zuvor gehört. Robert Pfaller (Jahrgang 1962) ist ein österreichischer Philosoph, der Professor an den Unis in Wien und Linz war und ist. Zuvor hatte er Gastprofessuren in Chicago, Berlin, Zürich und Straßburg inne. Ich bin immer skeptisch, wenn jemand so viele Titel anhäuft, aber nach der Lektüre muss ich gestehen, dass der Autor weiß, wovon er spricht. Seine Thesen klingen für mich ziemlich stichhaltig und haben mir die Augen geöffnet. Was gerade in der derzeitigen Situation, in der wir uns politisch und gesellschaftlich befinden, enorm hilfreich ist, weil man die Mechanismen dahinter einfach besser versteht.

Auf das Buch kam ich wegen des Titels. Über Gendergerechte Sprache wurde und wird in den vergangenen Jahren immer häufiger diskutiert. Die einen finden es doof, die anderen kämpfen mit einer Vehemenz dafür, dass einem Angst und Bange werden kann. Mitunter treibt das alles ziemlich skurrile Blüten. Unlängst las ich einen Genderkonformen Text, dem ich irgendwann nicht mehr folgen konnte und auch nicht mehr folgen wollte, weil die Sternchen (*) mich aus dem Lesefluss rissen. Es gibt sogar geschlechtsneutrale Literatur.

Das mit dem Gendern klingt auf den ersten Blick eigentlich ganz gut. Man möchte Menschen jeden Geschlechts, jeder Hautfarbe und jeder Religion gleichermaßen gleichberechtigt begegnen. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Aber … und hier kommt das, was ich aus Robert Pfallers Thesen entnehmen konnte. Für diese Diversität bezahlen wir einen sehr hohen Preis. Sie zerstört nämlich den Gemeinschaftssinn. Wir treten nicht mehr als Gemeinschaft auf, sondern nur noch als Individuen. Damit geben wir ein wichtiges Machtwerkzeug auf, mit dem wir unsere Rechte als Bürger im postmodernen Neoliberalismus einfordern können. Dadurch, dass wir die Gemeinschaft auflösen, können wir nicht mehr als Gemeinschaft agieren. Schon Marx sagte: »Proletarier aller Länder vereinigt euch«. Er hatte erkannt, dass Menschen nur gemeinsam etwas verändern können. Die DDR-Bürger haben 1989 gezeigt, was möglich ist, wenn sich alle zusammentun und ihre eigenen Befindlichkeiten außen vor lassen. Denn in einer Gemeinschaft sind Hautfarbe, Geschlecht oder Religion irrelevant, es zählt, dass es allen in der Gemeinschaft gleich gut geht und jeder die gleichen Rechte hat.

In dem wir uns also in immer kleinere Gruppen unterteilen lassen, uns immer weiter differenzieren, verlieren wir nicht nur die Verbindungen untereinander, sondern wir helfen denen auch nicht, denen wir damit eigentlich helfen wollen. Denn ob man mit Frau oder Mensch mit Gebärmutter angesprochen oder als Farbiger oder Mensch mit Migrationshintergrund bezeichnet wird, es stellt den Menschen nicht besser dar. Es hilft ihm zum Beispiel nicht, sich in einem von Männern dominierten Berufszweig zu behaupten oder rassistischen Anfeindungen ausgesetzt zu sein. Im Gegenteil, wenn ich auf eine Sonderbehandlung pochen würde, würde mich das auf Dauer noch schlechter stellen. Ich persönlich würde das gar nicht wollen. Ich bin alt genug und erwachsen genug, um mich selbst zu verteidigen.

Den Begriff der Political Correctness gibt es seit den Sechziger Jahren. So richtig zum Tragen kommt er aber erst seit Beginn der Neunziger. Und er kommt, was kaum einer weiß, aus der rechten bzw. rechtspopulistischen Ecke. Über die Universitäten in den USA wanderte er nach Europa, breitet sich hier aus und führt in den vergangenen Jahren verstärkt zu bizarren Auswüchsen. Doch die Dinge nur zu benennen, lässt sie nicht einfach verschwinden, da gehört mehr dazu. Beispielsweise, so heißt es, haben die ostdeutschen Frauen nach der Wende mehr für die Gleichberechtigung der Frau in Deutschland getan, als es Alice Schwarzer je konnte. Einfach weil sie sich nicht in das westdeutsche Schema der Hausfrau haben pressen lassen, sondern die gelebte Gleichberechtigung aus dem Osten in den Westen getragen haben. In dem sie sich dort Arbeit gesucht und Kinder bekommen haben, aber ihre Arbeit deshalb nicht aufgaben, sondern stattdessen Kindergartenplätze forderten. Sie haben es einfach gemacht, als nur darüber zu reden.

Pfaller beklagt, das Erwachsene in der heutigen Zeit wie Kinder behandelt und bevormundet werden und zwar von einer Regierung, die dadurch nur von ihren eigenen Fehlern und Versäumnissen abzulenken versucht. Viele seiner Beispiele aus den vergangenen Jahren erklären sehr trefflich, wie wir immer mehr an Verantwortung und Rechten eingebüßt haben und noch einbüßen und zwar in Bereichen, in denen der Staat eigentlich nichts zu suchen hat. In Zeiten von Corona sind es nochmal ein paar mehr geworden. Die Frage wird sein, ob wir später noch die Kraft haben werden, uns die Freiheiten wieder zurückzuerobern, die das Leben lebenswert machen.

Robert Pfaller erklärt teils sehr theoretisch wie er zu seinen Thesen kommt. Er zitiert Freud, Kant und Sokrates. Manchmal hatte ich beim Lesen einen Knoten im Kopf, dann musste ich das Buch zur Seite legen. Es ist beileibe kein einfacher Text, mitunter sehr ausschweifend und in langen verschachtelten Sätzen formuliert. Das erfordert Konzentration. Nun ja, es ist ein Buch über Erwachsenensprache und sollte eben auch in einer solchen geschrieben sein. Am stärksten ist der Autor in den Kapiteln in den er den Bezug zur Realität herstellt. Wenn ich seine theoretischen Aussagen über weiße und schwarze Lügen oder weiße und schwarze Wahrheiten nur schwer folgen konnte, dann habe ich es doch spätestens mit den von ihm genannten Beispielen begriffen.

»Erwachsenensprache« ist ein wissenschaftliches Sachbuch mit sehr vielen Querverweisen und Zitaten. Allein die Anmerkungen und das Register nehmen fast 40 Seiten in Anspruch. Aber es lohnt sich, weil man beim Lesen sehr viele erhellende Momente hat. Ich bin jetzt ein wenig schlauer und ich weiß jetzt, dass alles noch viel schlimmer ist, als ich befürchtet hatte. Das Buch erschien 2017 bei Fischer und ist nach wie vor im Buchhandel erhältlich.

Robert Pfaller gab im Juni 2020 ein Interview zur Corona-Pandemie, das man auf den Seiten von Heise.de nachlesen kann. Ich denke, dass er dort ein paar zum Nachdenken anregende Argumente angebracht hat.