Boah, Bahn!

Echt jetzt! Die Deutsche Bahn macht sich über sich selbst lustig. Anke Engelke als überforderte Zugbegleiterin, die sich zusammen mit ihren jungen Kollegen mit Verspätungen, überfüllten Zügen und genervten Fahrgästen herumärgert. Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man darüber lachen.

Mich würde mal interessieren, was die Bahnangestellten von einer solchen Außenwerbung halten. Ich würde mir als Bahn-Angestellte ziemlich verarscht vorkommen, wenn sich mein Arbeitgeber auch noch über meine Arbeitsbedingungen lustig macht, die er selbst verursacht hat.

Unglaublich! Aber seht selbst.

Fiese Tricks, mittlere Katastrophen und das ganz normale Chaos

Hatte ich hier schon geschrieben, dass die Deutsche Bahn immer schlechter zu werden scheint? Wahrscheinlich! Inzwischen ist das auch bei den Angestellten angekommen. Egal mit wem ich rede, alle sind nur am jammern. Den Zugbegleitern ist inzwischen egal, ob mein Superspar-Ticket für den Zug gilt oder nicht, die sind froh, wenn ihre Fahrgäste überhaupt ankommen.

Ich war am vorigen Wochenende unterwegs, und die Hinfahrt war wieder so ein typisches Beispiel für das ganz normale Chaos bei der Bahn. Inzwischen kapier ich auch, warum Leute eine Phobie entwickelt haben und nicht mehr in einen Zug einsteigen.

Folgender Dialog, den ich an diesem Tag mit meinem Mann per SMS geführt habe, offenbart das Drama. Ich hätte an dem Tag eigentlich mit der Regionalbahn um 5:44 Uhr fahren sollen, aber wegen Fahrplanänderungen forderte mich die DB auf, eine alternative Verbindung zu suchen. Ich hatte die Wahl mit der Regionalbahn um 6:00 Uhr oder dem IC um 6.09 Uhr. Ich entschied mich für den IC, weil ich dann in München nicht so weit laufen muss. Laut App und laut Anzeige war der IC auch pünktlich bis … Die Regionalbahn war gerade abgefahren, schaltete die Anzeige um und der IC hatte plötzlich 15 Minuten Verspätung (die sich letztendlich auf 25 Minuten erhöhte). Was für ein fieser Trick! Das haben die doch schon zwei Minuten früher gewusst.

Die Rückfahrt am Montag war nicht ganz so chaotisch, aber keineswegs normal. Zumal es just in dem Moment anfing zu regnen, als ich zum Bahnhof laufen wollte. Ich hab dann kurzerhand den Bus genommen, auch wenn der für die paar hundert Meter über 2 Euro kostet.

Eigentlich hätte ich in Bamberg in den ICE nach München umsteigen müssen. Der wurde mir aber als völlig überbucht angezeigt (zumindest bis Nürnberg). Also blieb ich im IC bis nach Nürnberg sitzen, weil ich Angst hatte, dass man mich in Bamberg nicht würde einsteigen lassen. Ist mir schon passiert. Warum mir die App den Umstieg nicht grundsätzlich in Nürnberg anbietet, verstehe ich nicht, aber das muss ich wahrscheinlich auch nicht.

In Nürnberg musste ich mich dann umorientieren, da der ICE offenbar in die entgegengesetzte Richtung fahren würde. Offensichtlich gab es auf der Strecke nach Ingolstadt irgendwelche Bauarbeiten. Anzeige im Display am Bahnsteig: »Bitte informieren Sie sich im Internet über die Bauarbeiten.«. Echt jetzt? Und wo? Das stand da nämlich nicht. Und was machen die, die kein Smartphone haben? Die können nicht mehr mit der Bahn fahren.

Übrigens muss man seine BahnCard in der App jetzt jeden Monat aktualisieren. Dass hatte ich auf der Hinfahrt nicht gemacht, und in dem Moment, wo ich sie im IC vorzeigen sollte, hatte ich kein Netz (Oberbayern eben.). Mein Kommentar zu der Zugbegleiterin: »Dann müssen Sie halt nochmal vorbeikommen. Ich sitze noch länger hier.«. Sie kam nicht wieder.

Da ich in München nicht viel Zeit zum Umsteigen haben würde, setzte ich mich gleich in den ersten Wagen hinter der Lok. Inzwischen wusste ich auch, warum der Zug so voll war. Es stiegen mehrere Schulklassen in Nürnberg aus.

Der ICE fuhr dann die alte Strecke über Treuchtlingen und Augsburg. Zwischendrin hatten wir die daraus resultierende Verspätung von 45 Minuten auf 35 Minuten verkürzt. Ich frohlockte schon, dass ich in München vielleicht nicht rennen muss, um meinen Anschluss zu erreichen. Aber nach Augsburg wurde es zäh und ich hatte in München noch neun Minuten für 700 Meter Fußweg. Ich hab aber nur 5 Minuten gebraucht.

Ich kam dann am Nachmittag einigermaßen entspannt in Traunstein an. Und hatte nicht nur einen NEO besprochen, sondern auch einen Zweiten zu zwei Dritteln gelesen.

Das ganz normale Bahnchaos

In diesem Jahr bin ich schon oft mit der Bahn gefahren, etwa alle drei Wochen. Tatsächlich bin ich in der Zeit erst zwei oder drei Mal ohne größere Probleme und Verspätungen durchgekommen. Das ist der schlechteste Schnitt in all den Jahren meiner Bahnfahrer-Karriere. So viele Verbindungen wie heuer wurden noch nie von der Bahn storniert. Ständig bekomme ich Benachrichtigungen darüber, das meine gebuchte Verbindung nicht fahrbar ist, so dass ich mich inzwischen schon darauf verlasse und immer die günstigste Verbindung (Supersparpreis ab 17,60 Euro) buche. Meistens funktioniert die ohnehin nicht und durch Aufhebung der Zugbindung kann ich dann fahren wie ich möchte.

Das war an diesem Wochenende nicht anders. Neu ist allerdings, dass man sich auf die Vorschläge der Navigator-App der Bahn nicht verlassen kann. Schon vor zwei Wochen wurde ich benachrichtigt, dass meine Hinfahrt nach Wolfenbüttel nicht wie geplant stattfinden kann. Die Regionalbahn sollte nur bis München Ost fahren und als Alternative wurden mir diverse Regionalbahnen oder der IC vorgeschlagen, bei denen ich fast zwei Stunden länger unterwegs gewesen wäre. Davon, dass man vom Ostbahnhof mit der S- oder der U-Bahn zum Münchner Hauptbahnhof fahren kann, weiß die App offenbar nichts. Jedenfalls setzte ich mich am Freitag einfach planmäßig in den Zug nach München und vertraute auf die eigene Erfahrung. Ich bin die Strecke ja oft genug gefahren. Und siehe da, nach der pünktlichen Ankunft in München Ost stieg ich in die erstbeste S-Bahn und fuhr zum Hbf. (Dabei habe ich nicht mal im S-Bahn-Lotto gewonnen. Sprich, von den drei bereitstehenden S-Bahnen fuhr meine erst an zweiter Stelle.) Am Hauptbahnhof angekommen, das Wunder – ich hatte tatsächlich noch 5 Minuten um meinen geplanten ICE zu erwischen. Und weil der auf Gleis 23 abfuhr, musste ich dafür nicht mal rennen. Wahnsinn! Entgegen aller App-Vorhersagen klappte die gebuchte Verbindung ohne Probleme.

Die Probleme gingen erst hinter Würzburg los. Dort wurde mein Zug wegen eines Stellwerksausfall umgeleitet und kam erst eine halbe Stunde später in Fulda an. Da war mein Anschluss-ICE längst weg. Ich beschloss bis Göttingen im Zug zu bleiben und dort auf den nächsten ICE zu warten, der nach Braunschweig fuhr. Das klappte ganz gut. Der Göttinger Bahnhof schien vor allem nicht so menschenleer und ungastlich wie der in Fulda. Ich konnte dort in Ruhe Mittagessen und anschließend entspannt in den ICE nach Braunschweig steigen, wo ich auf den ersten Seminarteilnehmer traf. In Braunschweig klappte der Umstieg in die Regionalbahn nach Wolfenbüttel, wo wir am Bahnhof auf weitere Seminarteilnehmer trafen. Allerdings ging über Wolfenbüttel gerade ein Platzregen nieder, so dass wir erst ein paar Minuten warten mussten, bevor wir zum Gästehaus der BA gehen konnten.

Die Rückfahrt hatte es in sich. Ich wollte von Wolfenbüttel aus über Halle zu meinen Eltern nach Saalfeld fahren. Aber der Brand des Sicherungskastens in einem Stellwerk bei Lehrte verursachte schon am Samstag das ultimative Chaos auf der Strecke zwischen Hannover und Berlin. Am Sonntag kam dann noch eine weitere Störung hinzu, als ein Autounfall die Oberleitung kappte. Was auch immer mir die Navigator-App der Bahn als Alternative vorschlug, führte zu unmöglichen Wartezeiten auf den Umsteigebahnhöfen. Warum sollte man eine Stunde früher in Wolfenbüttel losfahren, wenn man dann knapp 90 Minuten in Braunschweig auf seinen Anschlusszug warten muss? (Zwischen Wolfenbüttel und Braunschweig fahren die Züge etwa alle 30 Minuten) Ich nahm dann den Zug, der auf meiner Fahrkarte stand und verbrachte somit noch ein bisschen Zeit mit ein paar Seminarteilnehmern. Das machte den Abschied nicht ganz so schwer.

Für die Weiterfahrt nach Saalfeld entschied ich mich dann für eine Strecke, die mir die Navigator-App nicht mal bei der Buchung der Fahrkarte vorgeschlagen hatte, bei der ich aber um 45 Minuten schneller in Saalfeld ankommen sollte als geplant. Ich quetschte mich also in den völlig überfüllten ICE Richtung Göttingen, um von dort mit einem Regional-Express Richtung Erfurt zu fahren und von dort mit der Regionalbahn nach Saalfeld. Durch das Chaos waren aber offensichtlich noch mehr Leute auf die Idee gekommen. Jedenfalls erwischte ich einen der letzten Sitzplätze im Zug, der bei Abfahrt brechend voll war. Das erinnerte fast schon an die Zeiten des Neun-Euro-Tickets. Zudem funktionierte die Klimaanlage nur innerhalb der Abteile. In dem Zwischenraum zwischen den beiden altertümlichen Wagons schwitzen die Leute vor sich hin. Zwei jungen Männer standen sogar in der Toilette, weil woanders kein Platz mehr war. Zumindest fuhr ich durch eine Gegend von Thüringen, in der ich noch nie war und kämpfte mich nach Gotha bis zur Tür, um in Neudietendorf in die Regionalbahn nach Saalfeld umzusteigen. Aber obwohl der Zug brechend voll war, hatte er keine bzw. nur eine minimale Verspätung. Der Zugwechsel klappte also perfekt, die Bahn nach Saalfeld war zum Glück nicht so voll wie sonst und ich kam noch vor 19 Uhr an. Wenn ich wie gebucht gefahren wäre, wäre ich erst um 19:27 Uhr angekommen.

Heute nun die Rückfahrt von Saalfeld nach Traunstein. Dass meine gebuchte Verbindung nicht klappt, hatte ich ja schon vor einer Woche erfahren. Ich wählte eine der mir angebotenen Alternativen in der App. Ich fuhr also früher los, um einigermaßen zum geplanten Zeitpunkt anzukommen. Dabei konnte mir aber keiner sagen, ob das mit meinem Ticket überhaupt geht. Die Dame am Bahnhof in Saalfeld wollte mir jedenfalls nicht die Zugbindung quittieren, weil die Störung nur die Regionalbahn ab München betrifft und nicht den Fernverkehr. Super! Die Zugbegleiterin im IC nahm‘s locker und meinte: Sie ist derzeit froh, wenn die Reisenden überhaupt ankommen. Mit welchem Ticket ist dann fast schon egal.

Nun sitze ich im IC nach Berchtesgaden, der zwar nicht ganz so voll ist, wie sonst, aber mal wieder Verspätung hat. Momentan sind es 42 Minuten, aber immerhin er fährt noch. Noch, muss man deshalb sagen, weil ab Oktober diese beliebte IC-Fernverbindung (Hamburg-Berchtesgaden) für immer eingestellt wird.

PS: Letztendlich erreichte ich Traunstein mit 60 Minuten Verspätung. Die Fahrgäste nach Berchtesgaden und Reichenhall wurden anschließend in Freilassing ausgesetzt, da der Zug dort vorzeitig endete.

Zügig geht anders

Auf Versprechen von Politikern sollte man sich nicht verlassen und auf Versprechen der Deutschen Bahn erst recht nicht. Das mussten die Zugreisenden auf der Saalebahn in den letzten sieben Jahren bitter erfahren.

Ich fahre die Strecke von Saalfeld nach München seit April 2001 und habe so gut wie alles erlebt. Von den Hochzeiten Ende der 2000er Jahre, über die beginnenden Einschränkung des Angebots ab 2012, den endlosen Zeiten mit Schienenersatzverkehr zwischen Lichtenfels und Bamberg kurz vor der Fertigstellung 2016 bis hin zu Fahrten mit übervollen Regionalbahnen während des 9 Euro-Tickets oder einer Evakuierung aus einem ICE auf der so tollen Schnellstrecke über Erfurt. Ich kenne noch die guten Zeiten und ärgere mich regelmäßig, weil die Verbindungen gefühlt jedes Jahr schlechter werden und ich immer mehr Zeit im Zug sitze. Waren es mal 2 Stunden und 50 Minuten, so ist es heute in der Regel mindestens eine Stunde mehr, die ich bis München brauche, mitunter sogar noch länger.

Ende 2017 fuhr planmäßig der letzte ICE auf der Strecke zwischen Jena, Saalfeld und Bamberg. Danach kam lange nichts, bis 2022 die ersten Doppelstock ICs auf die Strecke gelassen wurden. Die Linie von Leipzig nach Karlsruhe sollte die Fernreisenden aus der Region zügig an das Fernstreckennetz der Deutschen Bahn anbinden. Doch da war es längst zu spät. Zu viele hatte sich in den vier Jahren inzwischen anderweitig orientiert, fuhren mit dem Auto oder pendelten nicht mehr. Die IC-Züge, sofern sie denn fahren, sind nur wenig ausgelastet. Trotzdem wurde im letzten Jahr groß getönt, dass auf der Saalebahn die ICs auf sieben Zugpaare am Tag aufgestockt werden sollen. Das sich das nicht rechnet, war mir schon sehr früh klar. Und tatsächlich vergangene Woche kündigte die Deutsche Bahn an, dass ab 2026 nur noch vier Zugpaare am Tag fahren.

Jetzt wird laut und heftig diskutiert, die Zeitungen überschlagen sich, die Bürgermeister und Landräte hielten gar einen Bahngipfel in Jena ab. Aufhalten werden sie diese Entwicklung allerdings nicht. Dafür ist es längst zu spät. Da hätte man schon intervenieren müssen, als das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8 (kurz VDE 8) 1992 vorgestellt wurde. Die Streckenführung über Erfurt wurde von der damaligen Landesregierung unter Bernhard Vogel priorisiert. Der Streckneubau hat bisher mehrere Milliarden DM und Euro verschlungen. 1998 wurde das bereits im Bau befindliche Projekt von der Rot-Grünen Bundesregierung Schröder kurzzeitig gestoppt, weil damals schon klar war, dass es am Bedarf vorbei geplant und viel zu teuer werden würde. Nach Regierungsantritt der Merkel Regierung wurde das Projekt weitergebaut. (Die Teilstrecke zwischen Bamberg und Nürnberg ist nach wie vor nicht fertiggestellt. Mögliche Fertigstellung ist für 2028 bis 2030 geplant.) Spätestens zum Zeitpunkt des Weiterbaus hätten die Bürgermeister und Landräte der betroffenen Landkreise auf die Bahn und das Verkehrsministerium Druck ausüben müssen. Man hätte den Fahrgästen und Pendlern gezielt die möglichen Auswirkungen vor Augen halten müssen. Stattdessen verließ man sich auf die Versprechen der Deutsche Bahn, dass die Regionen später mit Interregiozügen (IR) bedient werden. Selbst als die IR-Linien Anfang der 2000er von der Bahn eingestellt wurden, erfolgte von keiner Seite Kritik. Das große Erwachen kam bei den meisten erst, als sie ab 2018 lange Fahrzeiten in unbequemen Regionalbahnen in Kauf nehmen mussten, um nach Berlin oder München zu kommen. Auch Regionalpolitiker blicken immer nur bis zu den nächsten Wahlen, ihnen ist es egal, was in fünfzehn oder zwanzig Jahren sein wird. So einfach werden Chancen vergeben und vollendete Tatsachen geschaffen.

Die Gründe für die mangelnde Auslastung der Züge sind vielfältig. Ich fahre seit einigen Jahren damit und kenne das Problem. Wenn die ICs überhaupt fahren und nicht wegen irgendwelcher Baustellen oder anderen Ausreden ausfallen, werden sie im Fahrplan versteckt. Wer die Kniffe nicht kennt, dem werden die alternativen Fahrtwege nicht, sondern nur die Fahrten über Erfurt angezeigt. Man muss nämlich das Häkchen bei »Nur schnelle Verbindungen anzeigen« rausmachen. Und siehe da, die Ticketpreise mit den ICs betragen nur ein Drittel dessen, was die Fahrt mit dem ICE über Erfurt kosten würde. Man könnte jetzt böse munkeln, dass das Absicht ist, damit die ICE-Strecke besser ausgelastet wird und die hohen Kosten wieder eingefahren werden. Zudem kommt das Problem, dass die Anbindung an den Fernverkehr in Nürnberg beispielsweise nach München grottenschlecht ist, bzw. schlicht nicht existiert. Wenn ich mit dem IC in Nürnberg ankomme, ist der nächste ICE gerade abgefahren. Das Gleiche passiert mir auch, mit der Regionalbahn in Bamberg. Da fährt der ICE nach München nämlich auch kurz bevor der Regionalzug am Bamberger Bahnhof hält. So wird man zwangsläufig gezwungen, die teure Verbindung über Erfurt zu buchen.

Ich hatte immer eine BahnCard 50 und kaufte jahrelang Normalpreistickets. Ich gab fast 2500 Euro im Jahr für Fahrkarten aus. Seit der Einführung des Flexpreises und dem Ende der ICEs auf der Saalebahn, buche ich grundsätzlich nur noch Super-Spar-Tickets mit der BahnCard 25. Ich zahle meistens nur 17 bis 25 Euro für eine einfache Fahrt, weil das Angebot an Fahrten so eingeschränkt ist, dass ich ohnehin nicht anders fahren kann. Und wenn – wie es häufig passiert – Züge ausfallen oder verspätet sind, entfällt die Zugbindung und ich kann sowieso jeden Zug nehmen, den ich möchte.

Mein Vorschlag an die Deutsche Bahn: Wenn ihr wirklich wollt, dass mehr Fahrgäste mit den ICs auf der Saalebahn fahren, dann schafft bessere Anbindungen in Nürnberg und Leipzig. Bietet außerdem den Besitzern des Deutschlandtickets die Möglichkeit mittels eines IC-Zuschlags auch die ICs zu nutzen und lasst nicht dauernd die Züge ausfallen. Momentan fahren sie nämlich nicht wegen »Beeinträchtigung durch Vandalismus«. Und gebt den Leuten Zeit, dass Angebot zu erkennen und anzunehmen. Wobei! Mit der Schließung des Service-Points und dem Abbau der Fahrkartenautomaten am Saalfelder Bahnhof habt ihr gezeigt, dass ihr das ja gar nicht wollt.

Hier mein Artikel von 2018 zum gleichen Thema aus der OTZ.

Kein Frieden in der Friedensstraße

Seit einem Monat herrscht Ruhe in der Friedensstraße in Saalfeld. Durch die Baustelle an der Kreuzung am Meininger Hof ist die Straße nur noch bis zur Höhe der Hausnummer 50 befahrbar. Wo Jahrzehnte lang viele tausend Autos am Tag fuhren – schließlich führten hier mal zwei Bundesstraßen entlang – parken nun Autos vor der Haustür.

Für die Anwohner ist die Stille noch immer ungewohnt. Manch einer sagt sogar, er wache in der Nacht auf, weil es so ruhig ist. Man öffnet die Haustür und es schlägt einem kein Verkehrslärm entgegen. Es rasen keine Autos vorbei, um die Grünphase der Ampel am Meininger Hof zu erwischen und auch keine Schwerlaster, die sich mal wieder verfahren haben.

Es könnte aber noch viel ruhiger sein, wenn nicht alle fünf Minuten ein Auto aus dem Kreisverkehr am Blankenburger Tor in die Friedensstraße einbiegen würde, um bis zur Baustellenabsperrung zu fahren, nur um dann wieder umzudrehen. Anfangs hatte ich dafür noch Verständnis. Da hatte sich die Baustelle noch nicht rumgesprochen und die Ausschilderung war nicht optimal. Inzwischen ist die Sperrung jedoch gut ausgeschildert. Es steht sogar ein Sackgassenschild vorm Kreisverkehr und trotzdem versuchen nach wie vor Autos und Lkws an der Baustelle durchzukommen.

Man fragt sich, was in den Köpfen dieser Fahrzeuglenker vorgeht? Folgen sie blind ihren Navis oder halten sie sich für besonders schlau. Vielleicht denken sie auch, die Baustelle sei nur eine Verschwörungstheorie und die Straße nur zum Spaß gesperrt, um die Autofahrer zu ärgern. Ich weiß es nicht.

Ich weiß nur, dass mein Auto letzte Woche zum Opfer eines dieser besonderes schlauen Fahrzeughalter geworden ist. Ein LKW-Fahrer fuhr bis zur Absperrung, konnte dann nicht mehr drehen und musste zurücksetzen. Dabei hat er das parkende Auto touchiert und ist weitergefahren. Zum Glück hat es jemand aus der Straße beobachtet und die Nummer aufgeschrieben. Der Ärger und Aufwand ist jedoch enorm. Polizei, Versicherung, Werkstatt und dann noch die Versicherung des Gegners, das hat mich die ganze letzte Woche beschäftigt. Es wäre vermeidbar gewesen, wenn sich der Fahrer an die ausgeschilderte Umleitung gehalten hätte. Zugegeben, die ist mit fast 30 km Umweg enorm, aber irgendwann muss die Straße ja mal kernsaniert werden. Zuletzt ist das 1974 geschehen.

Wie ich gehört habe, war der Unfall nicht der Einzige in den letzten Wochen. Und als ich am Sonntagnachmittag auf der Straße stand, haben innerhalb von zehn Minuten mindestens vier Fahrer wieder umgedreht. Ein SUV hat dabei noch richtig Gas gegeben. Ich wünschte die Stadt würde die Sperrschilder und Barrieren gleich hinterm Kreisverkehr aufstellen, so dass die Autofahrer gar nicht erst auf die Idee kämen in die Straße einzufahren. Denn dann herrschte in der Friedensstraße wirklich Frieden.

Die eingeschränkte Versorgung auf dem Lande

Es hat Vorteile auf dem Land zu leben, das ist unbestritten. Bessere Luft, mehr Grün, schöne Landschaft, weniger Leute und weniger Verkehr. Außerdem ist es ruhiger. Doch diese Vorteile sind nichts, wenn man weit fahren muss, um Einkaufen zu gehen oder Arztbesuche zu absolvieren (besonders bei Fachärzten). Die Möglichkeiten am Wochenende mal Essen zu gehen oder irgendetwas Kulturelles zu erleben, sind in den vergangenen Jahren immer weiter eingeschränkt worden. Cafes und Restaurants wurden geschlossen, weil es keine Pächter mehr gibt oder die Betriebskosten die Einnahmen einfach aufgefressen haben. Geschäfte schließen, weil sich keine Nachfolger finden, die sie weiterführen wollen oder weil die Mieten unerschwinglich geworden sind.

Einen herben Verlust hat die Gemeinde in der ich lebe zuletzt erfahren müssen, als der Werkmarkt zugemacht hat. Der Werkmarkt war ein kleiner Baumarkt, der sich im ehemaligen Gebäude einer Lidl-Filliale eingerichtet hatte. Dort gab es alles, was man für das Landleben braucht. Gartenbedarf, Werkzeug und Maschinen, Camping- und Haushaltsartikel sowie einen Schlüsseldienst. Als wir unlängst hinwollten, um eine Säge zu kaufen, standen wir vor verschlossenen Türen. Das Gebäude wird jetzt von einer Isolierfirma als Lager benutzt. Wann der Werkmarkt zugemacht hatte, wissen wir nicht, aber es muss wohl um den Jahreswechsel gewesen sein, denn im November war er noch geöffnet gewesen. Wenn ich jetzt einen Schlüssel nachmachen lassen möchte oder ein Werkzeug brauche oder auch nur eine Schraube kaufen will, dann muss ich ins Auto steigen und 15 Kilometer in die nächste Stadt fahren. Gut für den, der ein Auto hat. Denn der Nahverkehr hier beschränkt sich auf den Schulbus am Morgen und Mittags sowie eine Bahn, die nur sporadisch mal fährt und mit der man doppelt so lange unterwegs ist, wie mit dem Auto

Als ich 2007 zum ersten Mal nach Waging kam, war alles noch da: mehrere Drogeriemärkte, Gärtnerei, Buchladen, Reisebüro, Fahrradladen, Spielzeuggeschäft und sogar zwei Hutläden, dazu jede Menge Lokale und Cafés, mehrere Bäckereien und Metzger, Supermärkte und Lebensmittelläden. Heute ist nur noch ein Teil davon übrig. Besonders schlimm war es, nachdem Schlecker Pleite gegangen war, der Penny im Ort geschlossen wurde und der Edeka ums Eck dichtgemacht hat. Was blieb, war ein Lidl und ein EDEKA, in dem sich die Leute auf die Füße getreten sind. Vor allem im Sommer, wenn die Bevölkerungszahl wegen der Campingtouristen von 6.000 auf 10.000-12.000 ansteigt, brauchte man nirgendwo mehr hinzugehen.

2018 wurde dann auf der grünen Wiese ein REWE und ein Rossmann gebaut. Das war eine leichte Entlastung, obwohl man weit gehen muss, wenn man kein Auto hat oder nicht wegen jedem Meter fahren will. Inzwischen ist auch der REWE ziemlich überlaufen, die Postfiliale und der Lottoladen haben zugemacht, dazu muss man nun auch in den REWE. Es gibt nur noch zwei Metzger und zwei Bäcker, die nur noch Filialen von Großbäckereien sind. Unsere Semmeln bestellen wir im Reformladen, der Freitags von einer Biobäckerei beliefert wird. Der kleine Bioladen hat ebenso geschlossen, wie der Schuhladen, die Buchhandlung und das Café bei dem wir uns immer Kuchen oder Torten gekauft haben. Einer der Metzger hat seinen Laden geschlossen und stellt nur noch Konserven her (die zwar sehr lecker sind) und im Käseladen (Werksverkauf vom Bergader) bekommt man auch mal Milch und Jogurt, falls man welche braucht. Die Fahrradläden gibt es noch und ein paar Klamottengeschäfte. Die haben aber teilweise nur in den Sommermonaten auf. Jetzt hat der Pächter vom großen EDEKA angekündigt, aufzuhören, hoffentlich macht sein Geschäftsführer weiter, denn dann bliebe wahrlich nur noch der Lidl und der REWE, was für einen Ort dieser Größe definitiv zu wenig ist.

Mich ärgert es immer, wenn Leute, die in der Großstadt leben, Menschen auf dem Land vorwerfen, dass sie ein Auto besitzen und meinen, mit einem Lastenrad ginge das doch auch. Denen wünsche ich mal einen Monat ohne Auto hier zu leben. Mal sehen wie sie schnaufen, wenn sie die 15 Kilometer bergauf nach Traunstein radeln, um zum Arzt zu gehen oder Einkaufen oder ins Fitnessstudio … Halt! Zumindest Letzteres könnten sie sich dann sparen.

Die Säge habe ich jetzt im Internet bestellt, wie so vieles andere, was ich hier nicht im Ort bekomme, weil es keinen Laden dafür gibt.

Frohes Neues Jahr

Ich hoffe, ihr seid gut ins neue Jahr gerutscht. Wir waren zuhause und haben den Abend auf der Couch verbracht. Es liefen ein paar gute Dokumentationen, da ging die Zeit schnell rum.

Ich bin kein Partytyp und finde Silvester im allgemeinen langweilig. 2020 sind wir sogar um zehn Uhr ins Bett gegangen, nur um von den importierten Böllern der Nachbarn geweckt zu werden. Das Böllerverbot ist eine der wenigen sinnvollen Pandemiemaßnahmen gewesen. Dieses Jahr fand ich es schon übertrieben. Allein, das die Sachen bereits am Samstag verkauft wurden. Viele böllerten schon das ganze Wochenende. Ich hab nichts gegen ein paar Raketen, die haben wir früher auch steigen lassen. Aber die Batterien, die es heute gibt, das ist Wahnsinn. Gestern Abend hat es sich angehört, als wäre man in einem Kriegsgebiet, und das auf dem Dorf. Bei manchen Donnerschlägen haben die Glasscheiben geklirrt. Irre!

Offensichtlich geht es den Leuten noch gut genug, um Millionen Euro in Feuerwerkskörper aus China zu investieren. Aber wehe der Kaffee oder die Heftromane werden teurer …

Waldsterben

Das kahle Herz Deutschlands so könnte man Thüringen nennen, denn von den grünen Wäldern, die noch vor fünf Jahren die Berge bedeckten, ist kaum noch was übrig. Es ist erschreckend, wie rapide der Wald in den vergangenen zwei Jahren abgestorben ist. Aus ehemals verträumten grünen Tälern durch die kleine Bäche fließen, sind baumlose trockene Schluchten geworden. Mir tut jedes Mal das Herz bluten, wenn ich durch meine Heimat fahre.

Kleiner Vergleich gefällig?

Ludwigstadt und Umgebung etwa 2019 Quelle: Google Maps
Aufnahme von 2023 Quelle: BayernAtlas

Fast noch schlimmer ist es im Harz. Dadurch das es Nationalpark ist, werden die dürren Bäume nicht gefällt. Entsprechend sieht es dort aus. Touristisch ist das kein reizvolles Ausflugsziel mehr. Wir sind auf unserer Reise nach Norden zweimal durchgekommen und fanden es verheerend. Übrigens genau an dem Tag, an dem nachmittags der Waldbrand am Brocken ausgebrochen ist, sind wir vormittags dort vorbeigefahren. Ich sagte noch zu meinem Mann: »Wenn es hier mal brennt, bekommen die das nicht so schnell wieder unter Kontrolle.«

Man sollte alle Klimawandelleugner mal dorthin schicken und ihnen zeigen, dass der Klimawandel bereits vor ihrer Haustür angekommen ist. So gesehen verstehe ich jene Thüringer nicht, die die AfD gewählt haben. Die sehen doch den Klimawandel mit eigenen Augen. Nur durch die Trockenheit in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren konnte der Borkenkäfer diese Schäden überhaupt anrichten. Ich habe ja den Vergleich zum Alpenraum, dort regnet es viel öfter als beispielsweise in Thüringen.

Anderseits weiß man seit dreißig Jahren, dass die Fichtenmonokultur schlecht ist, dass wir mehr Mischwälder brauchen. Nichts wurde dagegen getan, weil so ein Waldumbau nämlich Geld kostet, das kein Waldbesitzer ausgeben will. Jetzt müssen sie es. Das Waldsterben betrifft auch den Frankenwald. Dort wurden die gleichen Fehler begangen.

Weil ja viele über die Alternativen Energien wettern und das Windräder die Landschaft verschandeln, stelle ich mal die ketzerische Frage: Was verschandelt die Landschaft mehr …

… ein toter Wald …
… oder ein paar Windräder?

Geschätzt statt gerechnet

Man kann nur hoffen, dass bei der Deutschen Bahn Vulkanier* arbeiten. Laut einem Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn werden die Fahrpläne inzwischen nicht mehr berechnet, sondern nur noch geschätzt. Zu viele Baustellen, zu viele Langsamfahrstrecken und zu viele andere Störungen, so dass ein ordentlicher Fahrplan nicht mehr möglich ist.

Ich hatte das schon länger vermutet. Vor allem, weil ich merke, wie meine Fahrten bei gleicher Strecke immer länger werden. In den Fahrplänen stecken so viele Zeitpolster, dass Züge mitunter früher ankommen und an Bahnhöfen warten müssen, bis die Abfahrtszeit erreicht ist. Andererseits bekomme ich weniger Verbindungen als früher angezeigt, wenn ich auf der Bahnseite danach suche. Verbindungen mit Umsteigezeiten unter zehn Minuten werden gar nicht mehr angezeigt. Es passt vieles nicht mehr zusammen.

Wie schlimm es tatsächlich um die Deutsche Bahn bestellt ist, kann man in einem Interview mit Arno Luik in der Berliner Zeitung lesen. Leider wurde der Artikel inzwischen hinter der Bezahlschranke versteckt. (Alternativ kann man das Interview mit Arno Luik aus den Deutschen Wirtschafts Nachrichten lesen, es werden über ähnliche Inhalte gesprochen.) Im Groben zusammengefasst spricht der Bahnexperte – von dem ich vor Jahren das Buch »Schaden in der Oberleitung« gelesen habe – davon, warum der Niedergang der Bahn erst jetzt so offensichtlich wird, obwohl der Keim des Untergangs schon von Ex-Bahnchef Helmut Mehdorn gelegt wurde.

Auszug:

– Das ist das Verrückteste an der ganzen Geschichte. Die Bahn ist für den Erhalt ihrer Infrastruktur verantwortlich. Die muss sie mit eigenen Mitteln pflegen. Wenn die Infrastruktur aber so kaputt ist, dass sie neu gebaut werden muss, dann springt der Staat, also der Steuerzahler ein. Er übernimmt die Kosten zu 100 Prozent. Sprich: Im eigenen ökonomischen Interesse hat die Bahn kein großes Interesse an dieser kostenintensiven Pflege ihrer Infrastruktur.

Und nun wird es komplett irre: Die Bahn übernimmt für diese Neubauten die Planungsaufsicht und bekommt dafür 18 bis 23 Prozent der Gesamtbaukosten. Die Bahn hat also ein Interesse daran, dass die Neubauten möglichst teuer werden. Das spült Geld in ihre Kasse. Im Klartext: Die Bahn verdient an ihrem Zerfall.

– Seit Jahren fallen jährlich über 100.000 Züge aus. Die Pünktlichkeitsquote der Bahn liegt momentan knapp über 50 Prozent, das ist einzigartig in Westeuropa. Aber diese Quote sagt wenig aus. Denn Bahnchef Lutz erklärte vor einiger Zeit, dass „Züge, die nicht losfahren, auch nicht zu spät ankommen können“. Zugausfälle tauchen also in der Verspätungsstatistik gar nicht auf.

– Die Bahn hat damals ein geschätztes Vermögen von 180 Milliarden Euro, mindestens, und Mehdorn wollte sie für acht Milliarden an dubiose Investoren verkaufen. Im Klartext: Er wollte Volkseigentum verscherbeln, für den angestrebten Börsengang.

– Er hat, mit der Staatskasse im Hintergrund, die Deutsche Bahn radikal so umgebaut, dass sie keine Deutsche Bahn mehr ist. Früher hat die Bahn über 90 Prozent ihrer Geschäfte in Deutschland mit dem Zugfahren gemacht. Mehdorn hat sie zu einem global agierenden Logistikkonzern transformiert. … Diese Milliarden fehlten hierzulande bei der nötigen Pflege der Infrastruktur, der Schienen, der Bahnhöfe.

– Die Signalanlagen und Stellwerke sind veraltet. Die Brücken sind veraltet. Da seit zu vielen Jahren faktisch und sträflich deinvestiert wurde, ist nahezu alles marode. Dieser Zerfall wurde auch dadurch verschleiert, dass die Bahn Puffer in ihre Fahrpläne eingebaut hat. Das heißt, man fährt länger als früher, kommt aber laut Fahrplan trotzdem pünktlich an. Ungefähr 1000 Langsamfahrstrecken sorgen derzeit dafür, dass Züge an vielen Stellen nur noch langsam dahinschleichen können. Da müssen ICEs, die mit Tempo 200 angebraust kommen, auf 60 oder 40 Kilometer runterbremsen.

Quelle: Berliner Zeitung

Interessant ist auch folgende Information. Seit den 1990er Jahren hat die Bahn ungefähr zwanzig Prozent ihres Schienennetzes stillgelegt. Das bedeutet eine Verdichtung des Verkehrs und dadurch auch mehr Verschleiß. Luik stellt die Frage, was passieren würde, würde wenn man zwanzig Prozent des Autobahnnetzes stilllegen – richtig, das gleiche Chaos, was man jetzt bei der Bahn sehen kann.

Es wird aber noch paranoider, wenn demnächst die Trassennutzungsgebühr steigt. Die DB-Töchter (inzwischen ca. 800 Firmen) wie DB-Cargo und DB-Regio müssen ebenfalls diese erhöhten Kosten zahlen. Die Konsequenz daraus wird sein – das Ende des Nahverkehrs. Strecken, die jetzt schon nur bedingt rentabel sind, werden wegfallen, die Preise für Zugtickets ins Unermessliche steigen, woraufhin noch weniger Leute mit der Bahn fahren werden und noch weniger Geld generiert wird. Ein Teufelskreis.

Ich glaube inzwischen, dass es irgendwann damit enden wird, das wir bald gar nicht mehr mit dem Zug fahren werden. Erstens, weil es kaum noch Züge geben wird, die fahren und Zweitens, weil wir es uns nicht mehr leisten können. So wie es aussieht, wird der Zeitpunkt eher früher als später kommen.

Der klimafreundliche Umbau unserer Infrastruktur, wie von der Ampelregierung versprochen, rückt damit in weite Ferne. Trotz Deutschlandticket haben sie an dem Dilemma zumindest eine Teilschuld.

*Spock schätzt in Star Trek IV die Daten des Raumschiffes für eine Rückkehr aus der Vergangenheit in die Gegenwart.

Mehr Kilometer zum gleichen Preis

Vergangenes Wochenende hatte ich mal wieder viel Spaß mit der Deutschen Bahn.

Am Freitag war mein Karma miserabel. Das ging schon so los, dass meine Zugverbindung schon vor Wochen gecancelt wurde. Ich suchte mir also eine Neue, doch als ich am Freitag morgen 6 Uhr relativ kurzfristig zum Bahnhof kam, war noch keine Regionalbahn (RB) bereitgestellt worden. Ich entschied, mit dem IC zu fahren, obwohl die RB wenige Minuten zuvor endlich abgefahren war. Der IC würde die RB auf der Strecke überholen, und so war es auch. Allerdings ergab sich daraus eine Verspätung von 15 Minuten und dann gab es auch noch eine Signalstörung bei Rosenheim, weswegen der ICE in München ohne mich abfuhr.

Ich suchte mir also eine neue Verbindung raus und musste feststellen, dass der nächste ICE nach Nürnberg erst eine Stunde später fuhr (Regionalbahnen fuhren gar nicht). Ich wartete also eine Stunde am Münchner Hbf. Zumindest fuhr dann der ICE pünktlich ab und kam auch pünktlich an.

Als ich aber in Nürnberg ans Gleis kam, von dem mein Anschluss-IC fahren sollte, stand der nicht in der Anzeige. Zum Glück hat man sein Smartphone, ohne das Zugfahren überhaupt nicht mehr möglich ist, und siehe da; der IC fiel aus, ebenso wie der RE mit dem ich normalerweise fahre. Schuld waren Bauarbeiten am Gleis in Nürnberg und ein Stellwerksausfall bei Bamberg.

Laut Fahrplan sollte zehn Minuten später eine RB nach Coburg abfahren. Am Gleis hatten sich schon hunderte Leute versammelt, aber nachdem sich zwanzig Minuten später immer noch nichts getan hatte, es keine Durchsage gab und sich auch keine Bahnbeamten blicken ließen, beschloss ich mit dem nächsten ICE nach Erfurt zu fahren. Der stand auch schon bereit und ich stieg ein. Er fuhr dann auch relativ pünktlich ab. Doch als ich aus dem Fenster sah, kam mir die Gegend reichlich unbekannt vor. Der Blick ins Smartphone offenbarte, die Strecke nach Bamberg war komplett gesperrt und der Zug wurde über Würzburg und Schweinfurt umgeleitet. Die Durchsage zur Umleitung kam allerdings erst, als wir eine geschlagene halbe Stunde in Rottendorf bei Würzburg auf dem Bahnhof warten mussten.

Nach einem weiteren Zwischenstopp in Coburg kam der ICE mit 111 Minuten Verspätung endlich in Erfurt an, wo ich dann wieder fast eine Stunde warten musste, weil die RB nach Saalfeld gerade abgefahren war. Inzwischen war es 14 Uhr. Als ich endlich in Saalfeld ankam, war es 16 Uhr und ich zehn Stunden unterwegs. Für eine Strecke, die ich mit der Bahn schon mal in viereinhalb Stunden gefahren bin und für die ich normalerweise fünf bis sechs Stunden brauche.

Ist ja schön, das die Deutsche Bahn uns Bahnfahrern mehr Kilometer zum gleichen Preis spendiert, aber mir wäre es lieber, wenn ich nicht stundenlang in Zügen (ohne funktionierendes WC oder Klimaanlage) und an Bahnhöfen verbringen müsste. Ich kann verstehen, dass es inzwischen Leute gibt, die Angst haben mit der Deutschen Bahn zu fahren.

Übrigens, die Stellwerksstörung dauerte bis zum Samstagnachmittag. Erst dann lief der Verkehr langsam wieder an. Am Montag hat es auf der Rückfahrt einigermaßen geklappt. Ich war knapp sechs Stunden unterwegs und habe dabei noch zwei Shoppingtouren am Nürnberger und Münchner Hbf einlegen können.