Blu-ray mit Beigeschmack

Quelle: Amazon

Seit Anfang des Monats ist sie auf dem Markt… Ich spreche von der Blu-ray zum Kultfilm „Galaxy Quest“. Warum die deutschen Fans so lange darauf warten mussten, ist leider nicht bekannt. Denn die Star Trek Parodie gehört zu einem der beliebtesten Filme im Fandom.
Zum Inhalt muss ich hier nichts sagen. Der Film ist 16 Jahre alt, und inzwischen sollte jeder das Abenteuer um die Crew der Galaxy Quest kennen. Alles andere wäre eine echte Bildungslücke. Ich selbst kann nicht sagen, wie oft ich mir diesen Film schon reingezogen habe. Ich erinnere mich, ihn zum ersten Mal im Ilmenauer Kino während meines Studiums gesehen zu haben, zusammen mit einem ganzen Haufen echter Nerds. (Hey, ich hab schließlich Elektrotechnik studiert!)
Der Streifen hat mich sofort begeistert. Allein die Szenen auf der Convention … das war so lebensnah, dass man sich fast selbst im Publikum sitzen sah. :) Und die Schauspieler waren einfach grandios. Tim Allen als Kirk-Verschnitt; Sigourney Weaver als Quotenfrau, die mit dem Computer spricht; Tony Shalhoub (Monk) als introvertierte Chefingenieur, der ständig am Essen ist und last but not least, Allen Rickman als Dr. Lazarus. (Für mich immer noch seine beste Rolle.) Zu dieser Zeit wäre Rickman die ideale Besetzung als Atlan in einem Perry Rhodan Film gewesen, inzwischen ist der Schauspieler leider zu alt.

Gestern Abend haben wir uns nun die Blu-ray angesehen: Die Bildqualität scheint etwas besser als die der DVD zu sein, man erkennt ein paar Details, die einem zuvor nicht aufgefallen sind. Der Sound ist okay, aber das war es dann auch schon. Es gibt nur zwei Sprachen zur Auswahl (Deutsch & Englisch) und keinerlei Extras. Die DVD von 2006 hatte wenigstens ein paar Extras. Doch das Allerschlimmste ist: Es fehlen mindestens zwei Szenen! Die Erste könnte man noch verschmerzen, darin zeigt einer der Thermianer Dr. Lazarus sein leeres Quartier. Die Zweite ist aber von essentieller Bedeutung für den Film: Hier bittet der Commander den Fan auf der Erde, ihm bei der Landung des Schiffes zu helfen. Auf der Blu-ray sieht man aber nur, wie das Schiff in die Atmosphäre eintaucht und dann den Jungen mit den Leuchtfackeln aus dem Haus rennen. Ich habe den Film sooft gesehen, dass ich meine, das es dazwischen mindestens eine Minute Dialog gab. Vielleicht fehlen noch mehr Szenen. Leider kann ich die Blu-ray-Version nicht mehr mit unserer DVD vergleichen, weil wir diese bereits verkauft haben.
Laut Amazon scheint es zwei Versionen des Films zu geben, eine 98 minütige Fassung und eine mit 102 Minuten. Unsere DVD beinhaltete die Fassung mit 102 Minuten. Es sieht ganz so aus, dass auf der Blu-ray nur die 98 Minuten Fassung drauf ist, ob wohl es anders angegeben wird.

Auf alle Fälle habe ich mich gestern Abend tierisch darüber geärgert. Verglichen mit anderen Filmen, war die Blu-ray ziemlich teuer. Für das Geld sollte man zumindest einen ungekürzten Film erwarten dürfen, wenn es schon keine Extras gibt.

Das gibt eine ganz böse Bewertung bei Amazon.

Nachtrag vom 16.2.2015:
Nachdem meine Rezension bei Amazon hohe Wellen geschlagen hat, hat sich jetzt herausgestellt, dass die Szenen an die ich mich erinnere, Bestandteil geschnittener Szenen waren, die es als Extras auf der DVD gab. Ist schon seltsam was sich das Gehirn so alles zusammenreimt. Aber das wäre nicht passiert, wenn es die geschnittenen Szenen als Extras auch auf der Bu-ray geben würde.

Leiden durch den MVV

Meine Leidensfähigkeit wurde diese Woche vom Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH (MVV) auf eine harte Probe gestellt.

Während ich am Mittwochmorgen noch überraschend gut durchkam und schon 5 vor 8 Uhr im Büro war, holte mich am Nachmittag die Ernüchterung ein. Ich saß wegen einer Signalstörung 45 Minuten in der U-Bahn fest, verpasste meinen Eurocity am Hauptbahnhof und bekam den Regionalzug nur, weil ich gleich zum Ostbahnhof fuhr und einen Zwischenspurt einlegte. (Eigentlich hasse ich es Rolltreppen rauf- und runterzurennen und dabei andere Fahrgäste anzurempeln, aber manchmal geht es eben nicht anders.)
Untätig wartend in einer U-Bahn festzusitzen (vor allem im Tunnel), empfinde ich als frustrierend. Ständig starrt man auf die Uhr, sieht die Zeit davonrennen und kann nichts dagegen tun. Meistens stöhne ich dann leise vor mich hin und rolle genervt mit den Augen. Manchmal kommt man dadurch mit Mitreisenden ins Gespräch und ist abgelenkt. Am Mittwoch funktionierte das nicht, weil die meisten auf ihr Smartphone starrten oder telefonierten. Also kramte ich einen Stift und ein Blatt Papier hervor und schrieb weiter an meiner Kurzgeschichte, meistens macht mich das ruhig. Aber auch das half nichts, denn ich war viel zu unkonzentriert. Frustriert steckte ich das Schreibzeug wieder weg und ergab mich meinem Schicksal.
An diesem Mittwoch war ich erst gegen 18:30 Uhr zu Hause, dabei hatte ich das Büro bereits 15:25 Uhr verlassen.

Gestern morgen dann das volle Programm: Regionalbahn verspätet, Niete im S-Bahn Lotto gezogen und schließlich ging auch noch die U-Bahn kaputt. Ich kam eine halbe Stunde zu spät. Es ist zum Heulen.

München hat mit dem Nahverkehr ein akutes Problem und das schon seit ein paar Jahren. Was ursprünglich für 250.000 Fahrgäste pro Tag ausgelegt war, wird inzwischen von 850.000 genutzt. Überalterte Fahrzeuge (die Neuen wurden schon vor Jahren bestellt, sind aber vom Kraftfahrtbundesamt noch nicht zugelassen) und marode Signaltechnik. Letztere lässt sich bei vollem Betrieb schlecht tauschen, zumal Alternativstrecken fehlen. Und dabei ist die Münchner U-Bahn noch gar nicht so alt, die ersten Strecken entstanden anlässlich der Olympiade 1972.
Seit Jahren sind die Fahrpreise jedes Jahr gestiegen und dennoch wurde gespart, was das Zeug hält. Die geplante zweite S-Bahn Stammstrecke wurde genauso beerdigt, wie der Transrapid ein paar Jahre zuvor. Obwohl sie inzwischen dringend notwendig wäre. Das fällt dem MVV und der DB (Betreiberin der S-Bahn) nun auf die Füße. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendwas Größeres defekt ist.

Das Kuriose daran ist, dass die zweite Stammstrecke unteranderem daran scheiterte, dass die Bewerbung Münchens für die Olympiade 2022 zurückgezogen wurde. Ausschlaggebend dafür war ein Bürgerentscheid in dem sich die Menschen in den vier betroffenen Regionen Bayerns (inkl. München selbst) gegen eine Teilnahme aussprachen. Aber das ist ein anderes Thema.

Auf lange Sicht gesehen, werde ich und alle anderen Fahrgäste mit den Problemen leben müssen. Das diese, durch weiter steigende Fahrgastzahlen, nicht weniger werden, davon ist auszugehen.

Besser spät als nie

„Ach, vielen Dank für die Post!“, sagte mein Vater gestern am Telefon.
Ich fragte Stirnrunzelnd zurück: „Welche Post?“
„Na die Karte?“
Häh? Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich meinen Eltern eine Karte geschickt haben könnte. Weihnachten waren wir vor Ort und Ostern ist erst in ein paar Wochen. „Welche Karte, bitte?“
Da hörte ich meine Mutter im Hintergrund schon lachen. „Wir haben heute eure Urlaubskarte aus Südtirol bekommen.“
„Nee, nicht wirklich!“ …

Besagte Urlaubskarte gehörte zu einem Stapel Karten die ich während unseres Italienaufenthalts im letzten August aufgab. Alle kamen an, außer die an meine Eltern. Ein bisschen ärgerte ich mich darüber, weil ich eine besonders schöne Karte ausgesucht hatte, die ich ins Fotoalbum kleben wollte. Gestern nun kam sie nach sechs Monaten an. Wo sie in all der Zeit gesteckt und welch verschlungenen Pfade sie zurückgelegt hat, werde ich leider niemals erfahren.

Sternenkinder

Quelle: Perrypedia

Perry Rhodan NEO 86 – Sternenkinder; von Rüdiger Schäfer

Mit Perry Rhodan NEO verbindet mich so etwas wie eine Hassliebe. Von den ersten vier Bänden der Serie war ich hellauf begeistert. Nur leider ließ diese Begeisterung sehr rasch nach. Beim Wega-Zyklus habe ich mich an den Hörbüchern versucht und enttäuscht aufgegeben. Die Handlung war mir zu hastig, zu verzettelt und der Versuch aus Perry Rhodan einen Teamplayer zu machen endete darin, dass er zu einem Waschlappen mutierte. Ich gab auf.
Mit Band 50 versuchte ich nochmals einzusteigen, weil ich der Serie und mir eine Chance geben wollte. Doch das ging genauso daneben. Mit dem Zyklus „Protektorat Erde“ haben mich die Macher letztendlich doch gekriegt, auch wenn ich immer noch meine, dass die Handlung zu verworren und viel zu überstürzt geschieht. Wenigstens haben sie aus Perry Rhodan das gemacht, was er sein sollte – einen Helden. (Na, ja zumindest ein bisschen.)

Ich lese nicht jeden der zweiwöchig erscheinenden Romane, sondern suche mir meist die mit dem Perry Rhodan Handlungsstrang raus oder von jenen Autoren, die ich mag. So zum Beispiel die Romane von Rüdiger Schäfer.

Mit Band 86 hat er sich übertroffen. Das Schöne an „Sternenkinder“ ist, das man nicht viel Hintergrundinformationen über PR-NEO benötigt. So gesehen, könnte der Roman als solcher auch alleine stehen … Ja, er würde sogar ohne das Label Perry Rhodan funktionieren.
Der Roman spielt komplett in der Schwerelosigkeit und stellt eine Zivilisation in den Mittelpunkt, die am Rande unseres Sonnensystems heimisch ist. Faszinierend und sehr intensiv beschreibt der Autor die Abenteuer von Ras Tschubai und seinem Begleiter, die im Kuipergürtel von den „Sternenkindern“ gefangen wurden. Diese verborgene Zivilisation wird sehr sorgfältig und spannend beschrieben. Neben gesellschaftlichen und sozialen Einblicken erfährt der Leser auch über innenpolitische Spannungen, die sich durch das Auftauchen der Arkoniden im Solsystem ergeben. Das alles ist gleichzeitig sehr fremd, aber auch so vertraut, dass man sich gut in die Charaktere hineinversetzen kann. Die geheimnisvolle Vergangenheit des Volkes trägt das Ihre dazu bei.
Allein mit dem plötzlichen Auftauchen einer weiteren ähnlichen Spezies am Ende des Romans wird die kompakte Erzählung auseinandergerissen. Der Leser fragt sich zurecht, was das soll und wohin ihn die Geschichte führen wird… Wieder so ein unbefriedigendes, weil überstürztes Ende, wie bei den meisten NEO-Romanen zuvor. Die große Frage ist, wann werden wir wieder etwas über die „Sternenkinder“ erfahren? Denn im Folgeroman geht es um eine der vielen anderen Baustellen im NEO-Universum. Ich finde, dass sich die Exposéautoren zu sehr in der Zyklushandlung verzetteln. Die Anzahl an Handlungssträngen ist zu groß und zu komplex und verlangt dem Leser viel Ausdauer ab. Für „Sternenkinder“ hätte ich mir ein anderes, ein versöhnlicheres Ende gewünscht. Doch der billige Cliffhanger führt wiederholt dazu, dass mein Lesevergnügen geschmälert wurde. Schade! Eigentlich!

Van Leeuwen und der Totenengel

TotenengelTotenengel – Van Leeuwens zweiter Fall, unter diesem Titel erschien 2013 die Verfilmung des Kriminalromans von Claus Cornelius Fischer. Es ist ein Krimi in dem es wirklich ums Sterben geht.

Den Roman habe ich nicht gelesen, aber wenn der Fernsehfilm nur annähernd an die Atmosphäre der Buchvorlage heranreicht, muss es sich um einen richtig guten Roman handeln. Normalerweise bin ich kein Krimifan, wie ich schon mehrfach betont habe. Das ich auf den Film dennoch aufmerksam wurde, liegt mal wieder … richtig …  an David Rott. Der spielt ein kleine, aber nicht unbedeutende Rolle in dem düsteren atmosphärisch dichten Streifen.

Bruno Van Leeuwen ermittelt in einer Mordserie. Im Amsterdamer Rotlichtviertel wird die Leiche des Lehrers Gerrit Suiker gefunden. Die Spur führt in das Krankenhaus in dem Suikers todkranke Frau liegt. Das wiederum konfrontiert Van Leeuwen mit dem Tod seiner an Alzheimer erkrankten Ehefrau, der noch nicht lange zurückliegt. Sowohl der Chefarzt der Station (genial gespielt von Christian Berkel) als auch die Krankenschwester scheinen etwas zu verheimlichen.
Nach und nach tauchen weitere Opfer auf, alle sind so gebettet, als wären sie friedlich gestorben. Die Ermittler rätseln, bis sie auf einen ähnlichen Mord stoßen, der schon Jahrzehnte zurückliegt. Außerdem scheint eine Prostituierte etwas gesehen zu haben, schweigt sich aber aus. Und da ist noch der nette Psychologe aus der Klinik, in dessen Radiosendung Van Leeuwen einen weiteren Hinweis findet.

Der Film unterscheidet sich von den 08/15 Krimis im Tatort-Deutschland. Der Fall ist komplex und bis zur Auflösung nur schwer zu durchschauen. Es geht um Trauer, Sterbehilfe und einen würdigen Tod. Im Vordergrund steht Van Leeuwens persönliches Leiden, der nach dem Tod seiner Frau weder mit seinem Leben noch mit den Kollegen und seinem Umfeld zurechtkommt. Das er immer noch ein offenes Auge für Details besitzt, läßt die Kollegen, insbesondere Dr. Feline Menardi (gespielt von Katja Riemann) hoffen.

Amsterdam wirkt in diesem Film stellenweise wie eine Kleinstadt. Das stetig präsente Schmuddelwetter unterstreicht die kühle und düstere Atmosphäre und verschmilzt mit den Leistungen der Darsteller zu einem packenden Krimi. Der mehrfache Grimmepreisträger Matti Geschonneck beweist als Regisseur, dass er die Kunst der Verdichtung bis ins Äußerste beherrscht. Der Schwede Peter Haber gibt dem Zuschauer Einblick in die verletzte Seele des Bruno van Leeuwen.
Und David Rott? Der spielt den netten zurückhaltenden Psychologen, der in seiner Radiossendung versucht Menschen zu helfen, mehr als überzeugend.

Schade, dass es zu dieser Reihe bisher nur zwei Filme gibt. Von solch detailliert geschriebenen und vielschichtigen Dramas, mit exzellenter Besetzung möchte ich glatt mehr sehen.

Tipp: Wer bei YouTube nach Van Leeuwen und Totenengel sucht, wird den Film dort in voller Länge finden.

Wetterpoesie

Heute mal ein Gedicht passend zum Wetter.

 

Wintersturm

Dunkel bricht die Nacht herein
sich über sturmgepeitschte Landschaft legt
Wind verlorene Blätter fegt
und wie tausend Stimmen schreien
die wenigen Verbliebenen

Krümelige Reste losen Gesteins
umhergewirbelt zu Strudeln erstarrt
Widerstandslos es in Ruhe verharrt
wenn unbarmherzige Füße gemein
knirschend sie zertreten

Wärme aus den Fenstern winkt
im wilden Getöse Frieden verspricht
Hell und voll Liebe scheint das Licht
das schnell jedoch in Kälte versinkt
ohne sich zu wehren

 

Das ist eines von vielen Gedichten, die ich den neunziger Jahren geschrieben habe. Es entstand im Winter 1995/96, während mal wieder ein Sturm über den Ilmenauer Campus fegte.

Eiszeit bei der Degeto

Isak und sein Bruder Jonas. Quelle: ARD

„Unterm Eis“ – so hieß der Freitagsfilm in der ARD. Ein Film, auf den ich schon seit ein paar Monaten sehnsüchtig gewartet habe.

Man merkt es. Die Degeto Film vollführt seit zwei Jahren eine Kehrtwende. War sie bisher als Lieferant gebührenfinanzierter Schmonzetten bekannt, möchte sie nun Filme mit Anspruch produzieren. Das kommt nicht von ungefähr, denn es sah zuletzt schlecht aus. Abnehmende Zuschauerzahlen und Misswirtschaft zwangen die ARD zu einem Schnitt, schließlich ist die Degeto ihr größter Zulieferer. Mit einer neuen Chefin sollte 2012 frischer Wind einziehen. Zu spüren bekamen das zunächst die Postproduktionshäuser, bei denen die Degeto wie am Fließband ihre Filme nachbearbeiten ließ. Die hatten plötzlich viel weniger zu tun und so stand der eine oder andere Arbeitsplatz auf der Kippe.

Freitagabend konnte sich der Zuschauer von der neuen Qualität überzeugen.

„Unterm Eis“ spielt in Norwegen. Es ist die Geschichte des verlorenen Sohnes (Isak), der dem Bruder Jonas zuliebe dem elterlichen Haus einen Besuch abstattet und feststellen muss, das sich kaum etwas verändert hat. Noch immer wird er am älteren Bruder gemessen, der das Sägewerk des Vaters weiterführt und einen Familie gegründet hat. Vor Jahren ist Isak deshalb aus der Enge der Verantwortung geflohen. Bei einem Ausflug mit dem Bruder in die Berge, werden die beiden von einer Lawine mitgerissen. Isak überlebt schwer verletzt, doch Jonas bleibt verschollen. Kurze Zeit später wird die Suche nach ihm eingestellt.
Es beginnt ein Martyrium, das den jungen Isak zu zerreißen droht. Die Wunden an seiner Seele sind schlimmer als die äußerlichen Verletzungen. Eltern, Schwägerin und sogar sein Neffe, lassen ihn spüren, wen sie für den Tod des Bruders verantwortlich machen. Und auch Isak hadert mit sich selbst. Als Kind wünschte er dem Bruder oft den Tod, nun kämpft er gegen erdrückende Leere und drohende Verantwortung. Eine Begegnung mit der Jugendliebe wirft ihn genauso aus der Bahn, wie die Erkenntnis, das sein Bruder alles andere, als der perfekte Ehemann und Sohn war, den alle in ihn sahen. Isaks Leben gerät aus den Fugen, die Beziehung zu seiner Freundin zerbricht genauso, wie seine berufliche Zukunft. Am Ende macht er sich unter Lebensgefahr selbst auf die Suche nach dem Bruder, weil er glaubt, mit dem Ende der Ungewissheit auch die Beziehung zu seiner Familie kitten zu können.

Der Plot unterscheidet sich stark von den seichten Geschichten vergangener Filme, geblieben aber sind die berauschenden Landschaftsbilder, die eigentlich die Geschichte begleiten sollten, diese aber durch ihre Fülle regelrecht erdrücken. In manchen Szenen lösen sie sich soweit von der Handlung, dass man das Gefühl hat, eine Reportage über Norwegen zu sehen. Teilweise wird versucht, dem Zuschauer die Szene aus dem Blickwinkel der Charaktere zu zeigen, was allerdings nur beim Vater, durch dessen schleichende Erblindung, so richtig gelingt.
Der Titel „Unterm Eis“ ist klug gewählt, denn er bezieht sich nicht nur auf die, unter dem Eis verschüttete Leiche des Bruders, sondern vielmehr auf die Gefühlskälte innerhalb der Familie. Was ein dramaturgischer Schachzug werden sollte, geht aber nach hinten los. Trotz der sehr guten Besetzung wirkt die Geschichte zu distanziert gespielt. Zu keiner Zeit fühlte ich mit den Figuren oder konnte mich mit ihnen identifizieren. So erweckt der Film tatsächlich den Anschein, als spiele er unter einer Eisschicht. Schade, denn die Darsteller um David Rott geben ihr Bestes, können die Gefühle der Figuren aber nicht transportieren.

Es ist eben schwerer als gedacht, emotional ansprechendes und dennoch anspruchsvolles Fernsehen zu produzieren. Doch es scheint, dass sich die Degeto in die richtige Richtung bewegt. Warten wir es ab. 2015 stehen noch einige Produktionen ins Haus.

Noch ein paar Worte zu David Rott: Ich finde es ja immer wieder amüsant, wie es der Darsteller schafft, beim Filmen stets seinem Laster – dem Rauchen – frönen zu dürfen. Außerdem konnten die Drehbuchautoren auch in diesem Streifen nicht widerstehen, ihm eine Bettszene aufs Auge zu drücken. ;) Faszinierend fand ich auch seinen sehr verhaltenen Umgang mit den im Film auftretenden Kindern. Als fünffachem Vater ist dem Schauspieler das sicher alles andere, als leicht gefallen.

De(ppen)generation

Für wie degeneriert müssen uns die Fernsehverantwortlichen eigentlich halten? Ehrlich, das was uns heute als „Sendevielfalt“ präsentiert wird, ist abgründig. Offenbar scheint das Programm aus einer endlosen Abfolge von Superstar, Bachelor, Dschungelcamp, Next Topmodel und Let’s Dance zu bestehen. Immer abwechselnd und schön banal.
Das Schlimme daran ist, die Leute sehen sich den Schmarr’n auch noch an, denn sonst hätten die Sender schon längst die Formate eingestellt. Anscheinend gibt es genug Menschen, deren voyeuristisches Ego sich angesprochen fühlt. Und auch man selbst kann sich dem nicht entziehen. Selbst wenn man wegsieht, holt es einen spätestens bei einem Blick in die Onlinenachrichten wieder ein. Auch wenn man nichts davon wissen will.
Machen wir uns nichts vor, die Medien haben uns längst im Würgegriff. Sie versuchen uns auf eine manipulierende Weise zu kontrollieren. Jeder der dem nicht gewachsen ist, verfällt ihnen früher oder später. Manchmal komme ich mir vor, als verwandelten wir uns in eine Gesellschaft von degenerierten Individuen; im höchsten Maße abhängig von der Flut an Informationen und medialen Kontakten. So wie die Arkoniden bei Perry Rhodan, die sich nur noch mit sinnfreien virtuellen Spielchen beschäftigten.
Spätestens bei diesem Gedanken wird mir Angst und Bange um die Menschheit.

Pendelverkehr

Heute motze ich ausnahmsweise mal nicht über die Deutsche Bahn, sondern über die Bayrische Oberlandbahn (BOB) und die Münchner Verkehrs Betriebe (MVV). Beide sind daran schuld, dass ich seit Mitte Dezember nicht mehr pünktlich zur Arbeit komme. Die einen schaffen es nicht, zwei Zugteile in angemessener Zeit aneinander zu kuppeln, die anderen haben eine ohnehin schon unzumutbare Busverbindung noch unzumutbarer gemacht.

Doch eines nach dem anderen: Vor etwa einem Jahr hat die BOB die Bahnstrecke zwischen München und Salzburg von der Deutschen Bahn übernommen. Die neuen Züge bekamen den wohlklingenden Namen MERIDIAN. Anfangs lief der Betrieb mehr schlecht als recht, weil nicht genügend Züge vorhanden waren. Nach dem Fahrplanwechsel im Sommer besserte sich die Situation und die Regionalzüge waren eine echte Alternative zu den maroden IC’s der Deutschen Bahn. Sie waren genauso schnell, obwohl sie unterwegs öfters hielten. Ich entschloss mich also morgens mit dem MERIDIAN zu fahren, statt mit dem 10 Minuten später fahrenden IC. Und tatsächlich der MERIDIAN war nicht nur früher in München, sondern auch deutlich pünktlicher. Außerdem war er nicht so überfüllt, weil zwei Zugteile eingesetzt wurden. Seit Dezember ist alles anders. Es werden auch jetzt zwei Zugteile eingesetzt, aber erst ab Rosenheim. Was nichts anderes heißt, als das beide Zugteile in einem zeitraubenden Prozess erst aneinander gekuppelt werden müssen. Seitdem benötige ich 5 bis 10 Minuten länger. Und werde, wenn’s dumm kommt, auch noch vom IC überholt. Das nenne ich „Fortschritt“.

Aber das ist nur ein Teil meines Problems. Das Schlimmste, die Busfahrt am Ende meiner frühmorgendlichen Reise, kommt erst noch. Bis Dezember brauchte der Bus von der vorletzten U-Bahn Haltestelle bis zur Haltestelle, an der meine Arbeit liegt, 10-12 Minuten. Weil er aber ständig Verspätung hatte, wurde von den MVV-Planern einfach der Fahrtweg verlegt. Ich muss jetzt bis zum Endbahnhof der U-Bahn fahren und kann erst dort in den Bus einsteigen. Dann quält sich der Bus quer durchs Gelände eines großen Klinikums, was ich am frühen Morgen, wenn man in die hellerleuchteten Fenster sehen kann, besonders „motivierend“ finde. Da kommt man zunächst nur an Labors vorbei, dann am riesigen Gebäude der Notaufnahme, wo man die Ärzte dabei beobachten kann, wie sie Verletzte versorgen. Anschließend geht es weiter: links – an der Stiftung für Organspende vorbei, rechts – am Pathologischen Institut und schließlich an Hangar und Landeplatz des Rettungshubschraubers. Wenn man endlich durch ist, fühlt man sich irgendwie selber krank. Kurzum ich brauche jetzt nochmal 10 Minuten länger, im ganzen also 20 Minuten für eine Strecke, die ich auch zu Fuß in 20 Minuten bewältigen und dabei auch noch was für meine Gesundheit tun kann. Außerdem muss ich dazu nicht durchs Klinikgelände.

Insgesamt lege ich am morgen 120 Kilometer zurück und bin von Haustür zu Haustür mehr als zweieinhalb Stunden unterwegs.
Ach ja, Abends muss ich die gleiche Strecke zurückfahren.

Das Heiratsverhalten der Akademiker

Heute stieß ich bei SPIEGEL ONLINE auf einen sehr interessanten Artikel. Darin geht es um einen der Gründe, warum in unserer Gesellschaft Arm und Reich immer weiter auseinander driften – nämlich dem veränderten Heiratsverhalten.

Auf den ersten Blick hätte ich das nie als eine der Ursachen festgemacht, aber bei Nahem betrachtet, klingt es durchaus logisch …

Früher, als es noch keine Emanzipation gab, als Frauen nicht studierten, sondern hauptsächlich in sozialen oder kaufmännischen Berufen tätig waren, blieb Männern mit akademischer Bildung gar nichts anderes übrig, als unter ihrem Stand zu heiraten. Einer „ärmeren“ Frau dagegen bot sich mit so einer Heirat eine Aufstiegschance. So wurde das Geld quasi verteilt.
Heute heiratet ein Arzt eine Ärztin und nicht mehr die Krankenschwester. Paare lernen sich schon im Studium kennen und man bleibt mehr oder weniger in der gleichen „Schicht“. Und weil dann alle beide gut verdienen, fällt das Vermögen am Ende doppelt so groß aus.

Interessante Tatsache, die aber keineswegs darüber hinwegtäuschen sollte, dass gewichtigere Gründe vorliegen, warum es immer mehr Arme und immer weniger Menschen mit mittlerem Einkommen gibt. Das geht bei Mindestlöhnen los und endet bei überzogenen Managergehältern. Dagegen ist das Heiratsverhalten von Akademikern nur eine Randerscheinung.