Hochintelligente SF-Saga

Quelle: Amazon

In Vorbereitung auf das diesjährige Schreibseminar (Auch wenn ich noch nicht weiß, ob ich daran teilnehmen darf.) lese ich mich gerade quer durch die Bestseller der SF-Literatur. Dabei stieß ich auf „Spin“ von Robert Charles Wilson. Mich hat die spannende Lektüre sofort in ihren Bann gezogen, weil es genau die Art von intelligenter SF ist, die ich gern lese, Wissenschaftlich und mit Fokus auf die Charaktere.

Die Geschichte beginnt damit, dass die Erde in eine unbekannte Membran gehüllt wird, die sie vom Rest des Universums trennt. Niemand weiß warum es passiert ist, doch man erkennt sehr bald, dass außerhalb die Zeit sehr viel schneller verläuft als auf der Erde selbst. Und weil auch die Sonne und das Sonnensystem eine begrenzte Lebensdauer besitzen, sagen die Wissenschaftler den Untergang der Erde in fünfzig Jahren voraus. So lebt die Menschheit fortan im Schatten der bevorstehenden Apokalypse. Wie sie sich dort entwickelt, welche Probleme auftreten und was Menschen antreibt, wenn sie wissen, dass sie nur noch eine begrenzte Zeit zu leben haben, davon handelt der Roman. Es werden existenzielle Fragen nach dem Wer und Warum gestellt und sich an der Interpretation des Göttlichen versucht. Wie entsteht Religion und woran klammern sich Menschen im Angesicht des Todes?

Was der Autor an Ideen in den Roman eingebracht hat, hätte bei anderen Autoren für fünf Romane gereicht. Ihm gelingt es, diese Ideen zu einem dichten Netz zu verweben, ohne sich zu verzetteln. In zwei Handlungsebenen führt Robert Charles Wilson den Leser durch die Geschichte und wirft ihm Kapitel für Kapitel immer wieder ein kleines Informationshäppchen zu, ohne zu viel zu verraten. So gesehen ist „Spin“ – so wird die Membran um die Erde bezeichnet – wie ein Puzzle. Teil für Teil fügt sich nach und nach das Bild dessen was mit der Erde passiert zusammen. Im Vordergrund jedoch stehen die Figuren, wie der Protagonist Tyler Dupree und seine Freunde – die Zwillinge Diane und Jason – um die sich eine emotional zurückhaltend erzählte Dreiecksgeschichte entfacht. Von der Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter reflektiert Tyler in Rückblenden sein Leben mit dem Spin. Seine Freundschaft zu Jason, dem Wissenschaftler, der den Spin erforschen will und seine unausgesprochene Liebe zu Diane, die sich dem Glauben widmet, beide Ebenen beleuchten die unterschiedlichen Herangehensweisen einer Generation, die sich mehr als alle anderen vor ihr ihrer Endlichkeit bewusst ist.

„Spin“ spielt in der Gegenwart und ist wie viele SF-Romane zuvor ein Spiegel seiner Zeit. Der Autor nimmt sich nicht zurück Gesellschaftssysteme und Regierungen zu kritisieren oder Glaubensansätze zu hinterfragen. Dabei bleibt er aber stets objektiv, indem er nur zeigt was passiert, ohne darüber zu urteilen. Die wissenschaftlichen Theorien, die im Buch angesprochen werden, zeugen von ausgezeichneter Recherchearbeit und fühlen sich zu jeder Zeit stimmig an. Was mich wundert ist die Tatsache, dass der Roman noch nicht verfilmt wurde. Vielleicht weil er wenig Action bietet und man dafür seinen Kopf anstrengen muss.

Fazit: Für mich gehört „Spin“ zu einem der herausragendsten SF-Romane, die ich bisher gelesen habe. Das Beste daran: Es ist nur der erste Teil einer Trilogie ist. Für die Fortsetzung „Axis“ stehe ich schon in den Startlöchern.

Nettes Fundstück

Da ja unser achtjähriges Jubiläum anstand, habe ich meinem Mann wieder ein Geschenk gemacht – ein Handbuch des skurrilen Wissens mit dem Titel „Welche Farbe haben schottische Schafe?“ von Hugo Kastner (erschienen 2009 bei Humboldt). Wir haben schon eine ganze Sammlung solcher Bücher mit „unützem“ Wissen und ich bin stets fasziniert, über was man sich alles Gedanken machen kann.

Das Beste aber war, als mein Mann das Buch aufschlug, fand er eine Seite zu Perry Rhodan. Eingebettet zwischen einer Auflistung weltberühmter Musiker und den Werken von Shakespeare, widmet sich ein ganzes Kapitel der „Größten Science-Fiction Serie der Welt“.

Na, wenn da mal der Autor keine Perry-Fan ist …

Mich hat’s gefreut, die PR-Redaktion hoffentlich auch.

PR_humboldt

Die Para-Sprinter

… Diesen Titel trägt der PR- Silberband den ich neulich gelesen habe. Nachdem er jetzt einige Monate auf meinem Nachtschrank angelesen dahindämmerte, konnte ich mich aufraffen und ihn endlich mal fertig lesen.

Ich bin immer wieder überrascht, welche phantastischen Einfälle die Autoren jener Zeit hatten. Auch wenn es meinem wissenschaftlich geschulten Verstand manchmal etwas zu weit hergeholt erscheint, schaffen es die Geschichten dennoch, mich zu fesseln. Die Idee der Zwillingsmutanten, die Hyperfunk- oder elektromagnetische Signale benutzen, um von hier nach dort zu reisen, ist an sich schon sehr außergewöhnlich. Damit stehen sie den Mutanten aus X-Men oder den Avengers in nichts nach. Wenn man mal den wissenschaftlichen Kontext außer acht lässt, dann macht die Geschichte ausgesprochen viel Spaß und das, obwohl sie fast ausschließlich in der Autorenperspektive (!) geschrieben ist und dem Leser gern auch mal durch Vorhersagen die Spannung nimmt. Jetzt weiß ich, warum ich das bei meiner „Telepathin“ genauso gemacht habe. Scheinbar geht es auch ohne Figurenperspektive. Zumindest hat das in den sechziger Jahren bei Perry Rhodan niemanden gestört. So wie es aussieht, unterliegt sogar das Schreiben gewissen Modeerscheinungen.

Jetzt bin ich gespannt, wie die Geschichte in der Andromeda vorgelagerten Zwerggalaxie „Andro-Beta“ weitergeht. Dort wurden Perry Rhodan und Co nämlich von einer Cosmozoe verschlungen und konnten sich nur mit brachialer Gewalt wieder befreien.

Ich denke, so langsam kommt der „Meister der Insel“-Zyklus in Fahrt.

Abschied vom Porto Mare

Madeira Tag 10

Unser letzter Tag auf Madeira beginnt mit lautem Krach, der von draußen durch die Balkontür dringt. Ich stehe auf und kann durch die gläserne Abdeckung des Schwimmbades erkennen, dass kein Wasser mehr im Pool ist, in dem ich gestern noch meine Runden gedreht ohabe. Dafür stellen Bauarbeiter ein Gerüst auf und nehmen die Deckenverkleidung ab. Oha, denke ich, noch mal Glück gehabt, denn es wäre mir sicher schwer gefallen den ganzen Urlaub auf meinen Lieblingspool zu verzichten.
Den Vormittag nach dem Frühstück verbringe ich mit Koffer packen. Mein Mann hatte das, ordnungsliebend wie er ist, schon am Vortag erledigt. Als alles verstaut ist, setzte ich mich hin und schmökere in dem spannenden Roman, den ich dabei habe. Bis Mittag müssen wir das Hotelzimmer räumen, sollen aber erst 14:45 Uhr zum Flughafen abgeholt werden. Kurz vor Zwölf checken wir an der Rezeption aus und dürfen unser Gepäck in einem Nebenraum abstellen.
Wir setzen uns auf den Balkon des Foyers und blicken über den Sonnenbeschienenen Garten. Nach einer halben Stunde wird es uns zu heiß und wir beschließen das kleine Café anzulaufen, dass wir in dieser Woche schon einmal aufgesucht hatten. Also laufen wir ein letztes Mal Richtung Funchal. Über der Stadt ist der Himmel plötzlich dunkel und wolkenverhangen ganz im Gegensatz zum Himmel über Meer und Hotel. Im Straßencafé trinken wir einen Galao und beobachten die Leute, bevor wir zurückgehen und auf den Bus warten, der uns zum Flughafen bringen soll. Ich vertiefe mich wieder in den spannenden Roman und vergesse darüber fast noch den vorbereiteten Blogeintrag freizuschalten.
Dann kommt der Bus und wir bekommen noch eine gratis Busrundfahrt durch Funchal und Canico de Baixo, wo weitere Urlauber abgeholt werden.
Am Flughafen erwarten uns mehrere lange Schlangen vor den Check-In Schaltern. Direkt vor uns entdecken wir das Paar, die wir auf dem Pico de Areeiro getroffen haben. Wir freuen uns über den Zufall und plaudern drauflos. Es kommt noch besser als ich herausfinde, dass die Frau aus einem Nachbarort meiner Heimatstadt stammt. Die Welt ist wirklich nicht groß. So vergeht die Zeit in der Warteschlange wie im Flug und ehe wir uns versehen, stehen wir auf der Ausichtsterrasse des Flughafengebäudes.
Leichter Nieselregen geht nieder, während wir zuschauen, wie die angekündigten Flugzeuge auf der kurzen Piste landen.
Das anschließende Boarding geht schnell und wir heben pünktlich 17:40 Uhr Ortszeit ab. Ich bin so fasziniert von meinem Buch, dass ich wenig vom Flug mitbekomme, außer dem Gewitter an dem wir kurz vor der Landung in München vorbeifliegen. Blitze zucken in einer weißen Kumuluswolke und lassen sie bläulich aufleuchten. Ein beeindruckender Anblick, den ich so noch nie gesehen habe.
Wir überfliegen das hell erleuchtete München und landen zehn Minuten vor der angekündigten Zeit um 22:20 Uhr. Das ist auch gut so, denn wir haben wenig Spielraum, wenn wir am Ostbahnhof noch den letzten Zug bekommen wollen. Doch alles klappt wunderbar – bis wir am Ostbahnhof stehen. Dort macht uns dann die Deutsche Bahn einen Strich durch die Rechnung. Zuerst kommt der Zug zehn Minuten später, dann besteht er nur aus einem Zugteil und ist so voll, dass die meisten der vielen Menschen, die einsteigen möchten, nur noch einen Stehplatz bekommen. Ich bin irritiert über die vielen Fahrgäste, denn schließlich ist es bereits nach Mitternacht. Anscheinend kommen die meisten von irgendeiner Veranstaltung, denn sie haben bunte Plastikbändchen am Arm.
Ich habe Glück und kann einen der wenigen freien Sitzplätze ergattern, indem ich eine junge Amerikanerin davon überzeuge, ihre Füße vom Sitz zu nehmen. Mein Mann muss leider stehen. Ich vertiefe mich wieder in die Geschichte bis wir plötzlich am Grafinger Bahnhof anhalten und dort erstmal für eine halbe Stunde rumstehen. Die DB hat die Strecke wegen Bauarbeiten kurzzeitig gesperrt. Ich bin etwas gereizt, weil es bereits Viertel vor Eins ist und ich eigentlich nur noch nach Hause möchte. Einzig meine spannende Lektüre hält mich davon ab, mich lautstark zu beschweren. Die mitreisenden Fahrgäste sind nicht ganz so entspannt, zumal bei manchen der Alkoholpegel schon recht ordentlich zu sein scheint. Zumindest kullern die Bierflaschen durch den Zug. Gegen ein Uhr geht’s endlich weiter. Beinahe endlos scheint sich die Reise durch die Nacht hinzuziehen. In Rosenheim leert sich der Zug ein wenig und wir ziehen auf andere freigewordene Plätze um. Unsere Koffer sind ein echtes Hindernis in dem engen Gang, aber für die Gepäckablage über unseren Köpfen sind sie viel zu schwer.
Endlich um kurz vor zwei Uhr morgens erreichen wir Traunstein, werden mit dem Auto abgeholt und stehen um zehn nach Zwei in unserer Wohnung.
Völlig erschöpft fallen wir nach einem langen Tag in die Betten. Trotzdem werden wir unseren Urlaub auf Madeira in guter Erinnerung behalten und der Insel und dem Hotel sicher wieder mal einen Besuch abstatten.

Porto Mare Hotelgarten

Einkaufen und Entspannen

Madeira Tag 9:

Heute ist der vorletzte Tag und wir müssen bis Mittag unseren Mietwagen zurückgeben. Gegen halb elf fahren wir zur Mietwagenstation. 563 km stehen auf dem Tacho. Eine ganz schöne Strecke wenn man bedenkt, dass die Insel eigentlich nur 60 km lang und 25 km breit ist. Die Rückgabe verläuft Problemlos. Und wir bummeln anschließend ein bisschen durch das Shoppingcenter Forum Madeira. Dort haben die gleichen Ketten ihre Geschäfte wie in den Fußgängerzonen deutscher Innenstädte, nichts besonderes also. Wir gehen Richtung Hotel und kaufen im nahegelegenen Supermarkt noch ein paar Flaschen Wasser. Ich entdecke noch eine kleine Bäckerei, der wir am Nachmittag einen Besuch abstatten wollen. Dann suchen wir den Laden in dem es die, in Epoxidharz gegossenen, Orchideenblüten gibt. Dort kann ich mich irgendwie nicht für eine entscheiden (typisch Frau) und kaufe stattdessen ein Opalarmband.

Wir gehen ein letztes Mal in der Innenstadt von Funchal bummeln, besichtigen unteranderem das nagelneue Einkaufszentrum, kaufen aber außer einem Saft nichts weiter. Als wir rauskommen, fängt es an zu nieseln. Aber es ist warm und wegen der wenigen Tropfen spannt hier keiner einen Schirm auf. Unserer ist übrigens schon im Koffer, nachdem wir ihn jetzt eine Woche lang nutzlos mit uns rumgeschleppt haben.

Auf dem Rückweg kommen wir an dem Souvenirladen vorbei, in dem wir am zweiten Tag sehr günstig Postkarten gekauft haben. Dort decken wir uns mit wenigen aber besonderen Mitbringseln für unsere Eltern ein. Über das was ich meinem Vater gekauft habe, lege ich lieber den Mantel des Schweigens. ;) Interessant finde ich ja, dass der angebotene Lavaschmuck ein Label trägt, welches die Herstellung auf der Insel suggeriert. Obwohl ich sehr genau weiß, dass er exakt vom selben asiatischen Lieferanten stammt, bei dem ich Perlen und Perlenzubehör einkaufe. Denn wenn man das Preisschild abnimmt, steht da „Made in PRC“.

Der Nieselregen wird stärker, wir gehen etwas schneller und bekommen in der kleinen Bäckerei, die ich am Vormittag entdeckt habe noch einen Platz. Ich stehe etwas ratlos vor der Gebäckauslage, weil die Auswahl riesig ist. Dann schwatzt mir die Verkäuferin ein riesiges blätterteigartiges Stück Torte auf, dessen Name sich irgendwie klingonisch anhört, den ich mir aber beim besten Willen nicht merken kann. Mein Mann wählt zum Glück nur zwei kleine Törtchen. Dazu gibt es Galao, den portugiesischen Latte Machiato. Der ist zwar stark, schmeckt aber sehr gut, ebenso wie mein Stück Torte. Allerdings habe ich echte Schwierigkeiten mit dem „handling“ und krümmele erstmal alles voll. Dann muss mir auch noch mein Mann helfen, es zu bezwingen.
Am Abend drehen wir eine letzte Runde im Hotelpool, der sich gerade von den Teilnehmern der Wassergymnastik leert. Zum Abendessen gibt es ein Meeresfrüchtebuffet. Wir verzichten und besuchen lieber wieder das tolle Restaurant „il Basilico“, wo wir uns Pizza und Pasta schmecken lassen.
Anschließend mache ich mich wieder über meine spannende Urlaubslektüre her. Aber dazu in einem anderen Blogbeitrag mehr.

Kleine Obstkunde Teil 2

Heute Tamarillo und Pepino.

Tamarillo wird auch Baumtomate genannt und stammt aus Südamerika. Die Frucht schmeckt säuerlich herb und erinnert tatsächlich ein wenig an Tomate. Im Gegensatz zu letzterer sollte man aber die Schale der Tamarillo nicht mitessen, weil sie ziemlich bitter ist.

Pepino oder auch Melonenbirne ist ein Nachtschattengewächs und schmeckt wie eine Mischung aus Birne und Melone nur nicht so süß. Ich habe selten etwas leckeres gegessen. Mal sehen ob man die Frucht, die aus Südamerika stammt, auch bei uns in Deutschland bekommt.

Auf dem Bild rechts die Tamarillo und links die Pepino.

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Zuckerrohr und Küstenstraßen

Madeira Tag 8:

„Wir waren noch nicht in der Zuckerrohrfabrik, da müssen wir nochmal hin“, schlägt mein Mann vor.
Richtig, das war eines der Highlights unseres letzten Madeirabesuchs. Also steigen wir gleich nach dem Frühstück ins Auto und fahren Richtung Machico und von da aus weiter nach Porto da Cruz. Während es in Funchal noch trüb aussah, brennt hier auf der anderen Seite der Insel die Sonne vom Himmel. Die Zufahrt zum Ort ist ein wenig beschwerlich, weil wir eine Umleitung nehmen müssen, dafür parken wir anschließend direkt am Meer.

Halb elf Uhr morgens liegt alles verlassen, wir sehen nur ein paar Bauarbeiter das kleine Meeresschwimmbecken instandsetzen. Dafür rauscht das Meer laut und gewaltig. Meterhohe Wellen brechen sich an dem steinigen Strand; das Wasser hat einen ungewöhnlichen grünblauen Ton. Ich stehe mal wieder minutenlang und sehe den Wellen zu, während mein Mann schon vorgeht.

Wir umrunden eine kleine Halbinsel, auf deren Gipfel eine alte Ruine steht. Gleich dahinter steht die alte Zuckerrohrfabrik. Und dort ist echt was los. Draußen steht ein kleiner Lieferwagen auf einer Waage. Daneben läd ein Greifbagger Bündel aus Zuckerrohr auf und fährt sie zum Eingang. Ich trete durch das offene Tor in dem ein weiterer Lieferwagen steht, auf dem ein Arbeiter die ausgepressten Reste des Zuckerohrs verteilt. Drinnen steht ein dampfbetriebenes Ungetüm. Förderbänder verbinden mehrere Presswerke miteinander, Männer in blauen T-Shirts stehen oberhalb der mannshohen Walzen und verteilen das Zuckerohr mit langen Stöcken. Unten fließt die ausgepresste Flüssigkeit in große Tröge und wird von da aus in Edelstahltanks gepumpt. Es ist so laut, dass man sein eigenes Wort nicht versteht. Laut den aufgestellten Infotafeln gibt es die Fabrik schon seit dem 19. Jahrhundert. Die Maschine, die wir beobachten, ist mindestens genauso alt.

Als wir uns satt gesehen haben, gehen wir zurück zum Auto. Die Sonne sticht inzwischen unerträglich heiß herunter und wir haben vergessen Sonnenschutzmittel mitzunehmen. Auf der nordöstlichen Küstenstraße fahren wir nach Santana und von da aus weiter Richtung Sao Vincente. Zwischendurch halten wir immer mal an und machen Fotos.
Kurz vor Ponta Delgada wird die Küstenstraße sehr schmal, einmal müssen wir sogar zurückfahren, weil uns ein Auto entgegen kommt. Zum Glück passiert uns das nicht in dem unbeleuchteten, etwa autobreiten Tunnel, in dem Wasser von der Decke aufs Auto tropft. Auf Madeira sollte man über fahrerisches Können und eine gewisse Abgeklärtheit verfügen, denn manche Strecken, besonders die etwas abgelegenen, sind recht anspruchsvoll.

Wir erreichen wohlbehalten Sao Vincente und fahren weiter nach Ribeira Janela. Dort begann am Samstag die Umleitungsstrecke. Verglichen zu damals ist das Wetter heute viel besser. Wir parken am Strand gegenüber eines Wasserkraftwerks. Große Felsen schirmen das Tal vom Meer ab. Ein kleiner Tunnel führt zur anderen Seite, von wo man einen tollen Blick auf die tosende Brandung hat, die mehrere vorgelagerte Felsformationen umspült.

Weiter oben führt ein alter Straßentunnel zur ehemaligen Küstenstraße, die jetzt nur noch als Evakuierungsweg des neu gebauten Tunnels genutzt wird. Wir durchqueren zu Fuß den etwa zweihundert Meter langen Tunnel. Es ist dunkel und das Kopfsteinpflaster uneben. Es steht zwar nirgendwo ein Verbotsschild, aber man kommt sich doch etwas seltsam vor. Besonders, wenn man die vielen kleinen Felsbrocken sieht, die auf der anderen Seite auf der alten Küstenstraße liegen. So ganz ungefährlich ist es nicht, hier entlang zu wandern. Da könnte jederzeit auch ein größerer Brocken runterkommen oder die Straße abgehen. Wir machen ein paar Fotos und gehen anschließend zum Auto.

„Zurück fahren wir aber über den Ecumeada Pass“, schlage ich vor und mein Mann biegt an der richtigen Stelle von der Hauptstraße ab. Wieder fahren wir den Berg hoch. Zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag folgen wir einer Serpentinenstraße. Erneut lässt sich der Wechsel der Vegetationszonen beobachten. Der Pass zeigt sich heute sogar nebelfrei und erlaubt einen Blick ins Tal von Ribeira Brava. An den Hängen sind deutlich die Spuren der Waldbrände von 2012 und 2013 zu erkennen. Von den Lorbeerbäumen stehen nur noch bleiche oder verkohlte Stämme, während sich die Vegetation drumherum bereits erholt hat. Es beginnt leicht zu nieseln. Wie erwartet ist das Wetter auf der südlichen Seite der Insel heute schlechter. Es ist faszinierend, dass egal welches Wetter vorherrscht, auf einer Seite der Insel scheint immer die Sonne – mal auf der einen, mal auf der anderen.

Wir fahren ein letztes Mal an diesem Tag steil bergab. Unterwegs meldet sich die Tankanzeige des Autos und wir steuern die nächstgelegene Tankstelle an. Dort besteht eine kurze Irritation darüber, ob Diesel und Gasoleo dasselbe sind, die aber mit einem Blick auf den Tankdeckel geklärt werden kann. Ja, es ist dasselbe. Der als Diesel beworbene Kraftstoff ist wohl so ein Sondersprit, wie es ihn bei uns z. B. bei Shell gibt. Der gravierende Unterschied zu deutschen Tankstellen ist, dass nur ein Mal (die Betonung liegt auf „ein“) in der Woche der Preis angepasst wird und für jede Tankstelle auf der Insel gilt. Diese Woche liegt er bei 1,217 Euro für den Liter Diesel.

Am späten Nachmittag drehe ich wieder meine Runden im Schwimmbecken, bevor wir zum Essen ans portugiesische Buffet treten. Bei einem kleinen Spaziergang lassen wir den Abend ausklingen.

Obrigada heißt Danke!

Portugiesisch ist schon eine seltsame Sprache. Sie sieht aus wie Spanisch, hört sich aber an wie eine Mischung aus Russisch und Flämisch. Durch die vielen Zischlaute ist man ohnehin kaum in der Lage etwas Sinnvolles zu verstehen.

Zumindest beim Lesen von Verkehrsschildern und der Speisekarte kann man sich mit ein wenig Spanisch-Kenntnissen orientieren. Fehlerfrei eine Flasche Wasser bestellen, schaffe ich aber immer noch nicht und das obwohl wir jetzt schon ein paar Mal in Portugal waren. Die Aussprache scheint für meine Zunge einfach ungeeignet. Zumindest das Wort Danke habe ich inzwischen drauf. Es heißt „Obrigada“, aber nur weil ich weiblichen Geschlechts bin, mein Mann muss „Obrigado“ sagen.

Schon die Schwester meiner Großmutter pflegte zu sagen, dass Portugiesisch eine schwere Sprache sei, sie muss es wissen, denn sie war jahrzehntelang Diakonissin in Brasilien. Ich kann ihr da nur zustimmen.

Portugiesische Namen zu bloggen ist auch nicht leicht, wie ich neuerdings festgestellt habe, denn die Sprache ist gespickt mit lauter zusätzlichen Buchstaben, die auf meiner deutschen Tastatur fehlen.

Kleines schriftliches Beispiel gefällig? Bitteschön:

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Auf Serpentinenstraßen am Meer entlang

Madeira Tag 7:

Porto Moniz – dieses Reiseziel stand ja noch aus, nachdem eine Umleitung am Samstag unserer Fahrt eine andere Richtung gab. Deshalb versuchen wir es dieses Mal von Süden her. Über Ribeira Brava und Ponta do Sol geht unsere Fahrt nach Calheta durch lange Tunnel mit mehr oder weniger Steigung und relativ ruhigem Verkehr. In Calheta machen wir einen kurzen Abstecher zum Strand, einem der wenigen künstlich angelegten Strände auf Madeira. Es sieht alles ein wenig verschlafen aus, obwohl es schon reichlich spät ist. Wahrscheinlich liegt es an dem trüben Wetter.
Von dort aus fahren wir auf der alten Küstenstraße über Jardim do Mar nach Paul do Mar einem kleinen Fischerdorf im Südwesten der Insel. Es sieht so aus, als kämen nur wenigsten Touristen bis hierhin, der Ort wirkt ursprünglich inmitten grüner Terrassenfelder. Entlang einer engen sehr steilen Straße, die sich in vielen Serpentinen die Felsen hochwindet, fahren wir weiter Richtung Porto Moniz. Auf der Straße und in den Orten ist es ungewöhnlich ruhig, nur hin und wieder sind Leute in folkloristischen Gewändern zu sehen. Es scheint tatsächlich ein Feiertag zu sein.

Beinahe endlos zieht sich die Serpentinenstraße an der Küste entlang. Am Straßenrand wachsen Hortensien und afrikanische Schmucklilien wie Unkraut. In den kleinen Ortschaften sind es die Gärten der Bewohner, die wie bunte Blumenteppiche aussehen. Hier wächst alles, was man sich vorstellen kann. Überhaupt ist dieser Teil der Insel viel grüner. Es fließt sogar Wasser an den Seiten der Straße entlang. Vor fünf Jahren war es auf der gesamten Insel so.

Oberhalb von Porto Moniz halten wir an und machen Fotos vom azurblauen Ozean, der sich an den schwarzen Lavafelsen der Küste bricht, dazwischen liegt die Ortschaft mit den Meeresschwimmbädern. Als plötzlich zwei Busse ankommen und Touristen ausspucken, steigen wir schnell wieder ins Auto und fahren hinunter in den Ort. Wir finden einen Parkplatz neben dem Meeresaquarium, dem wir bereits das letzte Mal einen Besuch abgestattet hatten. Das angeschlossene Schwimmbad mit den Naturbecken ist in einem bedauernswerten Zustand und die Becken so gut wie leer, dafür hat weiter vorn ein neues Schwimmbad eröffnet. Die Wellen sind dort so stark, dass sie sich an den vorgelagerten Felsen brechen und bis über den Beckenrand schwappen.

Wir legen eine Rast ein und beobachten das Schauspiel des Meeres. Ich könnte noch stundenlang dort sitzen und den Wellen zusehen, doch es ist kühl und windig, also fahren wir weiter. Entlang der nördlichen Küstenstraße geht es durch viele Tunnel in Richtung Sao Vincente. Jetzt erfahren wir auch, warum wir letzte Woche die Umleitung fahren mussten. Ein Steinschlag hat eine Fahrbahnhälfte verschüttet. Dem Schaden an der Leitplanke nach zu urteilen, müssen die Brocken noch größer gewesen sein.

In Sao Vincente überlegen wir kurz, ob wir den Lavagrotten einen Besuch abstatten sollen, entscheiden uns aber dagegen. Da wir beim letzten Mal so begeistert waren, fürchten wir, dass uns ein erneuter Besuch enttäuschen könnte. Die Lavagrotten gehören zu einem Museum in dem es um Vulkanismus und die Entstehung der Insel geht. Zuerst spaziert man eine halbe Stunde durch alte Lavatunnel und wird anschließend mit einer Multivisionsshow (3D-Film inklusive) überrascht. Das ganze dauert mindestens 1,5 Stunden und ist wirklich sehenswert, auch wenn es ein wenig Konzentration erfordert, weil die Erklärungen nur auf Portugiesisch und Englisch sind.

Über die Autobahn geht es zurück nach Funchal. Durch die sehr anspruchsvolle Fahrerei sind wir (mein Mann als Fahrer, ich als Navi) ziemlich ausgepowert und erholen uns in den vielen Schwimmbecken unseres Hotels.

Zum Abendessen gibt es beim italienischen Buffet Pizza und Pasta satt.

Wandern über den Wolken

Madeira Tag 6:

Schon bei unserem letzten Besuch standen wir auf dem höchsten Gipfel Madeiras – dem Pico de Areeiro – und nahmen uns fest vor, wenn wir mal wieder herkommen, eine Gipfelwanderung zu machen.
Gesagt getan, starten wir gleich nach einem leichten Frühstück und fahren quer durch Funchal an Monte vorbei den Berg hinauf. Über Funchal ist der Himmel noch Wolken verhangen und ein großes himmelblaues Kreuzfahrtschiff macht gerade im Hafen fest.
Innerhalb weniger Kilometer überwinden wir über tausend Höhenmeter. Man kann sich in etwa vorstellen, wie steil die Straßen dafür sein müssen. Oben klart es zunehmend auf und als wir die Wolkengrenze durchbrechen, knallt die Sonne unbarmherzig auf das öde Hochland herunter. Während der Fahrt lässt sich der Wechsel der Vegetationszonen sehr gut beobachten. Zuerst Palmen und subtropische Blumen, dann Lorbeerwald der nach und nach in Kiefernwald übergeht. Bis schließlich niedrige Hecken aus Baumheide überwiegen, gefolgt von bodennaher Vegetation aus Gräsern und Flechten. Oben am Gipfel, der von einer Radarkuppel gekrönt ist, gibt es nur noch Felsen und ein paar Ginsterbüsche, die wie gelbe Farbkleckse aus dem roten Gestein herausstechen. Wenige hundert Meter unter uns erstreckt sich zu beiden Seiten der Insel ein weißes Wolkenmeer.
Der Parkplatz unterhalb des Gipfels ist schon gut gefüllt, neben ein paar Bussen stehen viele Mietwägen in Reih und Glied. Hinter dem modernen Touristenzentrum mit Restaurant und Souvenirladen stehen ein paar Südamerikaner und verbreiten über Lautsprecher gängige Schlagermelodien im Panflötensound. Wir ergreifen die Flucht und gehen ein paar Meter zur anderen Seite, weg von all den Touristen und der fürchterlichen Musik. Tatsächlich finden wir eine kleinen Pfad zu einem Aussichtspunkt. Dort sitzt ein deutsches Ehepaar und genießt wie wir den Ausblick und die Ruhe fern ab vom Trubel. Wir kommen ein wenig ins Gespräch.
Als wir sehen, dass die Touristenbusse wieder abfahren, gehen wir zurück und starten mit unserer geplanten Wanderung. Wir wollen nur bis zum nächsten Aussichtspunkt gehen, da wir wissen das der Weg anstrengend und nicht einfach ist. Ich habe zunächst Bedenken, ob ich das sowohl konditionell als auch wegen meiner Höhenangst durchstehe. Doch dann ist es gar nicht so schlimm, wie ich dachte. Über gefühlte tausend Stufen steigen wir erst hinab und dann wieder hinauf, bis zur kleinen Aussichtsplattform. Hierher kommen nur geübte Wanderer, denn der Weg ist steinig und steil und so verwundert es nicht, dass wir auf ein paar Tiroler Bergwanderer treffen.
Auf dem Weg zurück komme ich etwas ins Schwitzen und das nicht nur wegen der Anstrengung, denn ich registriere erst jetzt richtig, wie tief es rechts und links heruntergeht. Mutig überwinde ich die Hinternisse und meine Angst und bin am Ende stolz auf mich, dass ich es geschafft habe.
Wir nehmen Abschied vom Berg und fahren zur Forellenzucht nach Ribeiro Frio, von dort aus wandern wir an einem Levada entlang bis zu einem Aussichtsbalkon und wieder zurück. Verglichen mit unserer Tour auf dem Berg, ist das hier ein Spaziergang.
Für die Rückfahrt zum Hotel wählen wir eine alternative Route, die uns über den Berg durch einen einsamen Wald führt. An einer Lichtung halten wir an und genießen die sonnige Ruhe. Unser Rastplatz könnte genauso gut in einem europäischen Mittelgebirge liegen, Nadel- und Laubbäume, dazwischen ausgedehnte Grasflächen, ganz anders, als das was wir bisher gesehen haben. Madeira hat eben viele verschiedene Landschaften zu bieten.
Über die Korbmacherstadt Camacha geht es zurück nach Funchal. Wo wir uns im Hotel von den Strapazen beim Schwimmen und im Whirlpool erholen.
Zum Abendessen bevorzugen wir nur leichte Kost, trotz des reichhaltigen Buffet.